Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elektromagnet kern?


von Joh R. (joh525)


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Servus,

ich möchte einen Elektromagneten nachbauen, im Plan steht als Kern "mild 
steel" 1cm durchmesser. Mild steel ist ja Baustahl auf Deutsch... Nur 
die Baustahl Stäbe haben diese Riffel, also bestimmt mega unpraktisch 
zum Spule wickeln. Kann ich da auch nen normalen Stahlstab nehmen? Bin 
kein Materialwissenschaftler deswegen frag ich lieber nochmal nach ^^ 
Nicht dass dann die Magnetwirkung nachlässt... In allen Artikeln die ich 
zu Stahl so gelesen hab wurde immer Baustahl eigens aufgeführt deshalb

danke schonmal
Gruß

von Sascha_ (Gast)


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Kann beliebiger Stahl sein wenn du da Gleichstrom durch schickst.

Und nein, Baustahl hat nicht zwingend Riffel. Das ist der Kartoffelstahl 
für Armierungen.

Schwarz verzunderten Baustahl (Konstruktionsstahl) bekommst du auch als 
Flachstahl, Winkel, Profile und Rund/Rechteckrohre.

Und noch ein Tip: Stahl ist im Baumarkt sehr teuer.

von Possetitjel (Gast)


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Joh R. schrieb:

> Mild steel ist ja Baustahl auf Deutsch...

Nicht nur. "Weicheisen" lautet das klassische
Schlagwort fuer Eisenkerne.

von Thomas B. (thombde)


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Im Baumarkt ein lange M10 Schraube(Bolzen) kaufen,
gibt’s auch einzeln
Und dann passend sägen

von Günter Lenz (Gast)


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Bei Stahl hat man das Problem, daß ein Restmagnetismus
beim abschalten der Spule bleibt, deshalb Weicheisen.
Aber wo bekommt man Weicheisen her?
Ich habe vor langer Zeit mal versucht Stahl in
Schmiedefeuer auszuglühen, hat aber auch nicht geholfen.

von Hp M. (nachtmix)


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Joh R. schrieb:
> Kann ich da auch nen normalen Stahlstab nehmen?

Jein.
Schtahl ist alles ausser Guscheise, sagen die Schwaben.

Du brauchst ein weichmagnetisches Material, also eines, das zwar von 
einem Magneten gut angezogen wird, das aber seinen Magnetismus sofort 
wieder verliert, wenn  man den Magneten entfernt.

Gehärteter Stahl, wie er z.B. für Federn oder Nähnadeln verwendet wird, 
ist somit ungeeignet, denn er bleibt nach der Berührung mit einem Magnet 
magnetisch.
Billiger Eisendraht, oder weiche Nägel oder unvergütete Schrauben 
hingegen werden meist die gewünschten Eigenschaften haben.

: Bearbeitet durch User
von Thomas B. (thombde)


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Günter Lenz schrieb:
> Bei Stahl hat man das Problem, daß ein Restmagnetismus
> beim abschalten der Spule bleibt, deshalb Weicheisen.

Die müssen entmagnetisiert werden.
Das heißt mehrmaliges umpolen der Betriebsspannung.
Ist an jeder Schleifmaschine mit elektrischer Magnetspannplatte so.

Gruß
Thomas

PS:
Oder kurzzeitig auf AC 50Hz legen.
Ein par Sekunden genügen.

http://www.sav.de/de/kompetenzen/magnetsysteme/

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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Thomas B. schrieb:
>Die müssen entmagnetisiert werden.

Das hilft aber nicht auf Dauer, beim nächsten magnetisieren
ist der Restmagnetismus wieder da. Wenn man zum Beispiel
einen Schraubenzieher an einem Magneten hält, ist er
Magnetisiert. Entmagnetisieren kann man ihn dann wieder mit
einer Spule, die man mit einem Wechselstrom betreibt.

von Thomas B. (thombde)


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Günter Lenz schrieb:
> Thomas B. schrieb:
>>Die müssen entmagnetisiert werden.
>
> Das hilft aber nicht auf Dauer, beim nächsten magnetisieren
> ist der Restmagnetismus wieder da. Wenn man zum Beispiel
> einen Schraubenzieher an einem Magneten hält, ist er
> Magnetisiert. Entmagnetisieren kann man ihn dann wieder mit
> einer Spule, die man mit einem Wechselstrom betreibt.

Die Elektromagnete in der Industrie werden nach dem abschalten immer
automatisch entmagnetisiert.
Egal ob der Hebemagnet vor der Schrottpresse, Spannmagnet oder 
Lasthebemagnete.
Die Elektronik kann man aber leicht selber bauen.

Ja gut, bei dem Schraubendreher muss man das halt selber machen :)

Gruß
Thomas

von Werner H. (werner45)


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Autogen-Schweißdraht ist reines (weiches) Eisen.
Hart ist er nur, weil er kalt gezogen ist, ist abert kein Stahl.

Nimm ein Bündel möglichst dünnen Drahtes, ist dann auch für AC geeignet.

Die alten runden Zündspulen haben auch einen Drahtkern.

Gruß   -   Werner

von Thomas B. (thombde)


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Thomas B. schrieb:
> PS:
> Oder kurzzeitig auf AC 50Hz legen.
> Ein par Sekunden genügen.

Oh das hat mir jemand übel genommen.(1 Minuspunkt)
Mit AC 50Hz meinte ich nicht die Netzspannung (230V) !
Sondern die Betriebsspannung des Elektromagneten, aber AC.

von Sascha_ (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Thomas B. schrieb:
>> PS:
>> Oder kurzzeitig auf AC 50Hz legen.
>> Ein par Sekunden genügen.
>
> Oh das hat mir jemand übel genommen.(1 Minuspunkt)
> Mit AC 50Hz meinte ich nicht die Netzspannung (230V) !
> Sondern die Betriebsspannung des Elektromagneten, aber AC.

Warum entschuldigst du dich, wenn andere Leute auf Netzspannung 
spekulieren.

von asdf (Gast)


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Sascha_ schrieb:
> Warum entschuldigst du dich, wenn andere Leute auf Netzspannung
> spekulieren.

Weil er vorausschauend denkt.
Er möchte sich halt absichern, das ist klug.

von Homo Habilis (Gast)


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asdf schrieb:
> Weil er vorausschauend denkt.
> Er möchte sich halt absichern, das ist klug.

Und nicht nur sich ...

Diese Sache näher zu erläutern, hat z.B. auch den Sinn, allen hier 
fälschlich Netzspannung als einzig mögliche Quelle implizierenden Lesern 
die Tatsachen nahe zu bringen.

Also nicht nur (über-(#))kritischen Sinnsubtrahierern, sondern jedem/r, 
der/die das falsch auffassen könnte.

Durchaus sinnvoll...

von Homo Habilis (Gast)


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((#) Da ja Netzspannung nicht wirklich von Thomas impliziert, sondern 
nur nicht gleich ausgeschlossen.)

Thomas B. schrieb:
> die Betriebsspannung des Elektromagneten, aber AC

Thomas B. schrieb:
> Die Elektronik kann man aber leicht selber bauen.

Schon. Ideal wäre wohl eine Schaltung, die das Ausschalten gleich durch 
den ersten Vorzeichenwechsel realisiert, und dann die AC-Signalamplitude 
"langsam" bis 0 fährt. (Müßte auch nicht unbedingt gar so niedrigen 
Innenwiderstand haben, wie die Betr.Sp.) Muß aber nicht sein, würde aber 
halt ein Minimum erzielen.

von Joh R. (joh525)


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uiuiui das scheint ja doch komplizierter sein als ich gedacht hab ^^ der 
Magnet wird übrigens mit 12v gleichspannung betrieben das hatt ich 
vergessen zu sagen

von Christian M. (Gast)


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Vor langer Zeit machte ich den Zerhacker-Elektromagneten (ich glaube für 
Tesla-Transformator) nach Anleitung aus einem alten Buch aus 
Blumendraht!!!

Gruss Chregu

von .● Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Rohr mit möglichst feiner Stahlspäne (Schrottplatz)
füllen und ornlich fest stumpen.

Im Format KG-Rohr, bewickelt mit ein paar Windungen ab 6mm²
und einem Hochstromtrafo ist das dann ein Magnet für Männer.

von Dieter B. (debe)


Angehängte Dateien:

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Vor vielen Jahren habe ich einen Brückenkran für meine Jungs gebaut.
Den Magneten habe ich auch selbst hergestellt.
Der äußere Ring ist ein Stück von einer 2" Muffe, oben 2mm Blech 
aufgeschweißt. Die Spule ist eine leere Coroplastrolle mit 1mm CuL 
vollgewickelt. Kern, entsprechend Innendurchmesser der Spule, ist 
irgendein Rundeisen. Unten mit Messingblech und UhuPlus zugeklebt, dass 
nur der Rand und der Kern frei sind.
Bei 12V= nimmt der ca. 1A auf. Nach dem Abschalten des Magneten wird nur 
ganz kurz Gegenspannung aufgeschaltet und selbst kleine Teile fallen 
sofort ab.

Gruß debe

von Stefan M. (derwisch)


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Tolles Teil, auch optisch.

Irgendwo hab ich mal gehört, dass sich als Kernmaterial besonders gut 
normaler Blumendraht eignen soll.
Viele geradegezogene Drähte als Parallelbündel "reinstopfen".
Das hat angeblich bessere magnetische eigenschaften als ein massiver 
Kern.

Sowas in der Art ist auch in alten ( tonnenförmigen ) KFZ Zündspulen als 
Kern drin.

von eProfi (Gast)


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Der "Erfinder" des Blumendrahtes ist Heinz Richter (Elektrotechnik für 
Jungen?). Er verwendete ihn im Funkeninduktor.
Dazu muss man wissen, dass es Blumendraht nicht nur auf der Rolle, 
sondern auch in Stabform "geglüht" gibt. Den kann man als kg-Ware beim 
Blumenhändler bekommen.
Durch die gegenseitige "Isolierung" der einzelnen Drähte schlägt man 
Eddy Wirbelstrom ein Schnippchen.
Als DC-Magnet eignet sich auch Massivmaterial.
Die Hubmagnethersteller hüten die Zusammensetzung ihrer Mixtur mit 
niedriger Remanenz "wie einen Augapfel".

Zur AC-Entmagnetisierung: es reicht, einen bipolaren Kondensator 
parallel zur Spule (oder zum Schalter) zu klemmen (wie bei der Zündspule 
/ Unterbrecherkontakt). Beim Ausschalten bildet sich dann automatisch AC 
(Schwingkreis).

Für hohe Kraft ist die "Führung" der Magnetfeldlinien wichtig 
(magnetischer Rückschluss wie bei Topfspule oder E-Kern).

von Route_66 H. (route_66)


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Günter Lenz schrieb:
> Aber wo bekommt man Weicheisen her?

Von einem Relais den Draht abwickeln?

Das ist dann wie:
Frage: wird eine Trompete gebaut?
Antwort: man nimmt ein Loch und wickelt Blech rum.
Frage: Ja, aber wo bekomme ich ein Loch her?
Antwort: man nimmt ein Regenrohr und wickelt das Blech ab.
Das ist ja einfach!

von hinz (Gast)


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eProfi schrieb:
> Die Hubmagnethersteller hüten die Zusammensetzung ihrer Mixtur mit
> niedriger Remanenz "wie einen Augapfel".

Legende

von Elektrofan (Gast)


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> Kann beliebiger Stahl sein
Er muss natürlich magnetisch sein, unter den über 2500 registrierten 
Stahlsorten gibt es auch unmagnetische (austenitische).

https://de.wikipedia.org/wiki/Stahl

> Frage: Wie wird eine Trompete gebaut?
Oder klassisch: Wat is'n en Dampfmaschin' ?

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