Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Polystrol kleben bzw. kaltschweißen


von Klaus R. (klaus2)


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Werte Profikleber & Kaltverschweißer,

die Kühlschrankschublade der TK Einheit hat sich heute in den Freitod 
gestürzt und ist dabei gebrochen. WAF nun stark negativ. Da das Teil 
sauteuer ist aber aus PS besteht, wäre die Frage ob man das mit den 
üblichen Modellbaukleber kaltschweißen kann? Die Bruchkanten passen noch 
perfekt aufeinander, aber ich mache mir Gedanken, ob es wieder ähnlich 
belastbar wird? Einfach UHU Plast oder gibts noch anderes Teufelzeug 
eines württembergischen Mittelständlers o.ä.? Weitere Tips?

Danke & Gruß, Klaus.

von Roland E. (roland0815)


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Alle Plastebausätze bestehen aus PS. Deren Kleber geht schon mal. Falls 
Xylol oder Nitro im Haus ist, geht das auch. Richtig angewendet sind die 
beiden Lösungsmittel nahezu unsichtbar.

von 1N 4. (1n4148)


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Tangit verklebt auch.

von Diodenes D. (diodenes)


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Ein kleines Fläschchen Ethylacetat aus der Apotheke ist billiger als 
jeder Plastikkleber - man sollte nur nicht wie ein Klebstoffschnüffler 
oder ein Drogenbaron aussehen, sonst wird man nichts bekommen (außer 
Ärger ;-) Am besten nimmst Du ein kleines Bruchstück Deines 
Kühlschrank-Wracks mit in die Apotheke und teilst mit, daß Du das der 
werten Gattin wegen reparieren möchtest und daß der übliche 
Modellbaukleber Dir auf den Kittel geht. Sie möchten Dir bitteschön 10ml 
abfüllen...

Meine damit erreichten "Klebe"ergebnisse machen mir mehr Freude als 
alles, was ich mit den gängigen Plastikklebern erzielt habe, z.B. 
Modellbahnhäuschen o.ä.: was immer ich mit Faller expert, super-expert 
oder Revell contacta professional zusammengebrummt habe, das ist auch 
nach Wochen oder Monaten und wahrscheinlich für alle Zeiten irgendwie 
"restelastisch" - das passt mir gar nicht. Warum das so ist, weiß ich 
nicht. Vielleicht liegt es auch am Polystyrol dieser Modellfirmen, dem 
irgendein Kram zugesetzt ist (bei Vollmer ist zum Beispiel von einem 
nicht näher spezifizierten "Biokunststoff" die Rede...).

Dagegen ist ein mit reinem Ethylacetat wieder befestigter 
Gießkannengriff oder ein gebrochenes Billigstbrillengestell u.ä. wieder 
bombenfest, und das ebenfalls ohne jede sichtbare Naht.

Bei besagten Modellbauklebern sind je nach Anbieter und Produkt noch 
allerlei andere Zutaten beigefügt (Xylol, Butanon, Cyclohexan, Aceton, 
früher Dichlormethan, usw.) und mitunter ist wohl auch bereits 
Polystyrol in kleinen Mengen aufgelöst, damit die Tunke zähflüssiger, 
spaltfüllend, länger verarbeitbar oder was auch immer wird.

Geschäumte Polystyrolplatten alias Styropor haben wir früher auf unserer 
kleinen Eisenbahn übrigens immer sehr dauerhaft mit Ponal (Holzleim) 
verbappt - für den Kühlschrank wahrscheinlich keine Option ;-)

Was auch immer Du letztlich benutzest - eines ist sicher: das "geklebte" 
Teil wird ein Weilchen ziemlich stinken. Bis die letzten riechbaren 
Konzentrationen der Kleber-Molekülchen von der Reparaturstelle 
abgedampft sind, können nach meiner Erfahrung locker 1-2 Wochen 
vergehen.

: Bearbeitet durch User
von Mark B. (markbrandis)


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Diodenes D. schrieb:
> Was auch immer Du letztlich benutzest - eines ist sicher: das "geklebte"
> Teil wird ein Weilchen ziemlich stinken. Bis die letzten riechbaren
> Konzentrationen der Kleber-Molekülchen von der Reparaturstelle
> abgedampft sind, können nach meiner Erfahrung locker 1-2 Wochen
> vergehen.

Dann sollte man das geklebte Teil wohl erstmal eine Weile draußen an der 
frischen Luft lagern?

von Diodenes D. (diodenes)


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Ja, das habe ich zumindest bei etwas größeren Reparaturstellen immer so 
gehandhabt. Und ein wenig Wärme scheint den kleinen Stinkern auch auf 
die Sprünge zu helfen ;-)

Alternativ könnte man die geklebte Kühlschrankschublade vielleicht auch 
mit mehreren Rationen "Harzer Roller", Sauerkraut und Räuchermakrele 
beladen - wer da dann noch was anderes riecht, ist ein Wunder der 
Natur...

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Trichlorethylen löst einige Kunststoffe an, damit lässt sich einiges
"verschweissen"...

von Diodenes D. (diodenes)


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Naja, TRI wäre halt was für Selbstmörder. Genau wie Dichlormethan. 
Kriegt Otto-Normal-Wurschtler aber alles wohl ohnehin nicht mehr als 
Reinsubstanz, nehm ich an.

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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In meiner Lehrzeit wurde Tri oft benutzt, und beim
Bundesheer haben wir die Waffe "entölt" - da gab es nichts mehr
zum Abwischen mittels Taschentuch...


Aber der Griff wurde klebrig und die Waffe nach einigen Stunden 
rostig...

von wrumm-wrumm (Gast)


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Dichlormethan gibt es durchaus auch noch für Privatkunden, man sollte 
allerdings nicht zum ersten Mal in der Apotheke auftauchen.
Dann auch in größeren Mengen. Meine Literflasche werde ich wohl mein 
Leben lang nicht aufbrauchen.

von Horst (Gast)


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1N 4. schrieb:
> Tangit verklebt auch.

Tangit verschweißt, aber für PS haben die nichts im Angebot.

von Anja Zoe C. (zoe)


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wrumm-wrumm schrieb:
> Dichlormethan gibt es durchaus auch noch für Privatkunden,

Was für Handschuhe verwendest Du?

von Georg A. (georga)


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Bei Zweifeln an der Belastbarkeit kannst du ja noch ein dünnes 
Glasfasergewebe mit dem Lötkolben ins Material einarbeiten. Habe ich 
jetzt schon ein paar mal bei nicht kleb/schweissbaren Kunststoffen 
gemacht. Wenn das Material an sich dick genug ist (>2mm) geht das sehr 
gut.

von wrumm-wrumm (Gast)


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Anja zoe C. schrieb:
> wrumm-wrumm schrieb:
>> Dichlormethan gibt es durchaus auch noch für Privatkunden,
>
> Was für Handschuhe verwendest Du?

Keine. Ich tunke die Hand allerdings auch nicht rein, sondern habe in 
die Literflasche, die unterm Deckel nochmal mit einem "Jungfernhäutchen" 
aus Alu versiegelt ist, ein Loch mit einer Spritze mit Metallkanüle 
gestochen. Durch dieses Loch ziehe ich mit einer Spritze das Zeugs auf 
und tropfe es im Freien genau da hin, wo ich es haben will. Den Rest 
spritze ich wieder zurück.
Die Exposition ist daher überschaubar - jeder Raucher kriegt mehr ab.

von MWS (Gast)


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wrumm-wrumm schrieb:
> Dichlormethan gibt es durchaus auch noch für Privatkunden

Essigsäureethylester löst Polystyrol hervorragendn und scheint etwas 
weniger gesundheitsgefährdend zu sein - glaubt man Wiki. Das Flügelrad 
einer Dyson-Teppichbodendüse, das durch Überdrehzahl in zwei Teile 
zersprengt wurde, hält zumindest immer noch.

von Klaus R. (klaus2)


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...so, ich war heute Morgen in drei Apotheken. Die haben mich alle 
angeschaut, wie einen Außerirdischen. Neben emeukal und ACC gab es da 
wenig Fachwissen, ich war mir tw nichtmals sicher, ob die Bedienung 
gerafft hat, wovon ich rede. Anyway, im Supermarkt gabs UHU Plast für 
4,50€, das war mir einen Versuch wert. Ich habe dann einen PS Rest 
gebrochen und geklebt...gerade geprüft - nach 5 Std bereits steinhart, 
kaum zu zerbrechen. Habe die Schublade nun großzügig damit behandelt und 
werden einige der neuralgischen Stellen dann noch mit PS Streifen 
schienen, dann wird das halten - und morgen werden mir dann Dank 
positivem WAF den lieben langen Tag die Wünsche von den Lippen 
abgelesen...naja, vielleicht.

Gruß, Klaus.

von Paul B. (paul_baumann)


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Klaus R. schrieb:
> und morgen werden mir dann Dank
> positivem WAF den lieben langen Tag die Wünsche von den Lippen
> abgelesen...naja, vielleicht.

Wenn Du aber zu viele Wünsche auf einmal äußerst, kommt Deine 
Angegraute, äh -Getraute mit der UHU-Tube und stoppt Deinen Redefluss...
:)

MfG Paul

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