Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik AD8223 als Verstärker für DMS reagiert auf elektrisches Feld des Körpers


von Andre Ogrodowski (Gast)


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Hallo,

Ich habe folgendes Ziel. Ich möchte die Differenzspannung eines DMS (1k 
Ohm auf einem Biegebalken) mit Faktor 1000 verstärken und das möglichst 
rauschfrei mit einem ADC digitalisieren. Das habe ich soweit aufgebaut. 
Mein Problem liegt darin, dass meine Schaltung auf EMV-Einflüsse 
ungewollt reagiert. Wenn ich z.B. meine Hand über den DMS/Biegebalken 
bewege koppelt sich ein Signal ein welches ich nicht haben möchte. Zudem 
scheint das vom ADC gewandelte Signal je größer ich die Verstärkung am 
Instrumentenverstärker mache nicht mehr stabil zu sein und immer mehr zu 
"driften". Wo könnte mein Problem liegen? Was kann ich besser machen? 
Die Zuleitung zwischen DMS und Schaltung sind ca. 5 bis 10cm lang. Ist 
der Instrumentenverstäker überhaupt die richtige Wahl?

Im Anhang:
DMS
Schaltplan

Vielen Dank für eure Hilfe

von dmsfreak (Gast)


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Probier mal einen rauscharmen Instrumentenverstärker mit integrierten 
Widerständen, dann klappt das. Z. B. PGA204.

von Klaus (Gast)


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von Lurchi (Gast)


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Der AD8223 ist nicht unbedingt die beste Wahl, aber auch nicht so 
schlecht. Es gibt da noch etwas rausch- und drift-ärmere Typen.

DMS sind schon etwas empfindlich, das signal wird schließlich stark 
verstärkt. Ggf. könnte man da schon einfach die Wärmestrahlung 
mitbekommen, die der Körper abgibt und etwa die eine Seite des Balkens 
oder den Kleber erwärmt.

Auf Radiostörungen wären möglich.

von HF-Bastler (Gast)


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Andre Ogrodowski schrieb:
> Ist der Instrumentenverstäker überhaupt die richtige Wahl?

Nein, stabiler ist die Messung mit Trägerfrequenz.

von MaWin (Gast)


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Andre Ogrodowski schrieb:
> Mein Problem liegt darin, dass meine Schaltung auf EMV-Einflüsse
> ungewollt reagiert

Eigentlich sind DMS niederohmig und damit unempfindlich gegenüber 
Störungen. Der hohe Eingangswidewrstand des AD8223 stört dabei nicht, 
auch die hochohmigen 1MOhm Widerstände müssten egal sein weil der common 
Pegel durch den DMS niederohmig mit plus und minus verbunden ist, die 
1MOhm sind nur um Kabelbruch erkennen zu können.
Abpropos common mode range: Der AD8223 kann nur arbeiten, wenn die 
Eingangsspannung unter VCC-1.5V liegen, das ist bei dir erfüllt ?

Es sollte wegen der niederohmigkeit überflüssig sein, aber dennoch ein 
paar Massnahmen: verdrille die Zuleitungen und Messleitungen und lege 
einen Schirm drumrum, auch als Alufolie über den DMS und schliesse auch 
den Wägebalken dort an.

Stört es dann immer noch, liegt es an der Verbindung deiner Platine zur 
auswertenden Schaltung. Dabei könnte ein Schwingen des Verstärkers ein 
Grund sein daß er so empfindlich und falsch misst.


Ich hab gerade beim AD8233 geguckt, schönes Teil, du hast aber AD8223.

Klaus schrieb:
> HX711, alles drin und funktioniert
> https://www.aliexpress.com/...

DER funktioniert natürlich ebenso schlecht, die gibt es nicht ohne Grund 
mit Abschirmgehäuse:
http://www.ebay.de/itm/HX711-Dual-channel-24-bit-A-D-Conversion-Weighing-Sensor-Modul-Metall-Shieding/171436581872

von Tobias K. (Gast)


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Habe mir jetzt nicht das Datenblatt angeschaut, aber im DB vom AD8221 
ist ein Abschnitt zu "RF INTERFERENCE" und was man dagegen tut (mit Cs 
filtern).

von dmsfreak (Gast)


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HF-Bastler, worauf begründet sich diese Annahme? Auf den Stand der 
Elektronik im Jahr 1956?

von Lurchi (Gast)


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Die Auswertung mit Trägerfrequenz ist tatsächlich besser (weniger 
Rauschen Möglich) als mit DC. Man umgeht das Problem mit 
Thermospannungen und 1/f rauschen. Die Thermospannung können dabei auch 
vom DMS selber kommen.

von Klaus (Gast)


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MaWin schrieb:
> DER funktioniert natürlich ebenso schlecht,

In der Praxis funktioniert das Teil sehr gut. Das mag unter anderem 
daran liegen, daß der analoge Teil der Schaltung inclusive Verstärker 
extrem klein ist (ein Chip halt) und damit wenig Störungen einfängt. 
Störungen oder Rauschen lagen bei mir immer unter 0,1%, ich hatte immer 
mindestens 3 stabile Stellen in der Anzeige. Das ist wesentlich besser, 
als die Genauigkeit des übrigen Messaufbaus. Handempfindlichkeit hab ich 
nie bemerkt.

Mit dem geschirmten Aufbau, der ja auch fast nichts kost, könnte man 
sich auch in richtig elektrisch versaute Umgebungen trauen, so Richtung 
Maschinenhalle. Das Ganze Ding ganz dicht an die DMS, ist ja klein 
genug, und dann digital weiter nach allen Regeln der Digitalkunst.

MfG Klaus

von Sebastian S. (amateur)


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Jeder Anfänger wird Dir bestätigen, dass Verstärker sehr demokratisch 
sind. Ob Sch***e oder Nutzsignal, alles wird verstärkt.

Natürlich gibt es bei hoher Verstärkung ein paar Tricks, wie man die 
Grenzen etwas erweitern kann.
So kann man z.B. die Verstärkung auf mehrere Probanden verteilen.
Auch kann es nicht schaden auf Teufel-komm-raus alles, was nicht 
gebraucht wird, auszufiltern. Ist aber oft 'ne Frage der 
Geschwindigkeit.
Am besten wird es aber sein sich mal Gedanken darüber zu machen, ob es 
nicht etwas niederohmiger geht.
Die HF-ler werden, nicht ganz unberechtigt, sagen: Schirmen, schirmen 
und nochmals schirmen.
Dass jede Signalleitung verdrillt sein sollte braucht wohl nicht erwähnt 
zu werden...

Habe vor längerer Zeit mal ein System gesehen, das die Brücke nur mit 
einer definierten Wechselspannung speist. Keine Ahnung in welchem 
Zusammenhang und ob das sinnvoll war oder nicht.

: Bearbeitet durch User
von dmsfreak (Gast)


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Lurchi, das war mal.Viele Instrumentenverstärker sind mittlerweile 
gechoppert. Die Thermospannungen kann man rausrechnen, wenn man die 
Sensorspeisung umpolt oder. abschaltet.

von Achim S. (Gast)


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dmsfreak schrieb:
> Viele Instrumentenverstärker sind mittlerweile
> gechoppert.

keiner der in diesem Thread besprochenen/vorgeschlagenen 
Instrumentenverstärker ist gechoppert (auch nicht der PGA204).

dmsfreak schrieb:
> Die Thermospannungen kann man rausrechnen, wenn man die
> Sensorspeisung umpolt oder. abschaltet.

Was vom Prinzip her auch nichts anderes ist als der Betrieb mit 
Trägerfrequenz (nur halt mit einer sehr langsamen, die noch tief im 
Bereich des 1/f-Rauschens liegt).

dmsfreak schrieb:
> Lurchi, das war mal.

Es ist tatsächlich beeindruckend, was in den letzten Jahrzehnten alles 
tollen ICs auf den Markt kam. Aber die grundsätzliche Aussage von Lurchi

Lurchi schrieb:
> Die Auswertung mit Trägerfrequenz ist tatsächlich besser (weniger
> Rauschen Möglich) als mit DC.

stimmt natürlich heute noch genauso wie früher.

Ob darin tatsächlich die Lösung des Problems von Andre liegt, habe ich 
allerdings auch meine Zweifel. An Andres Stelle würde ich zuerst mal 
drüber nachdenken, ob er seinen AD8223 tatsächlich im erlaubten Bereich 
betreibt - bei single supply mit 3,3V stößt man schnell mal an eine 
Begrenzung des ICs.

http://www.analog.com/designtools/en/diamond/#difL=0&difR=0.002&difSl=0&gain=1000&l=1.25&pr=AD8223&r=1.55&sl=1.25&tab=1&ty=1&vn=0&vp=3.3&vr=0

von dmsfreak (Gast)


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Achim, ich weiß nicht genau wieviele DMS Verstärker wir geliefert haben, 
jedenfalls einige zig zigtausend sind es schon. Keiner davon mit 
Trägerfrequenz.

Welcher Instumentenverstärker gechoppert ist, erfährst du nicht immer 
aus dem Datenblatt. Du siehst es vielleicht an den Daten und bemerkst am 
Ausgang verdächtige winzige Peaks, die mit Rauschen nix zu tun haben. 
Das vereinfacht dargestellte Innenleben darf man nicht so wörtlich 
nehmen.

Was die Rausrechnerei betrifft: Jein. Bei TF sind Thermospannungen immer 
draußen, bei DC kannst du das permanent oder nur bei einem bestimmten 
Zeitpunkt rausrechnen. Damit sind mit DC dynamische Vorgänge etwas 
besser erfassbar als mit TF.

Abgesehen davon braucht man für TF ziemlich dicke Kabel, was bei großen 
Sensoren nicht sonderlich stört. Aber auch die TF Päpste betreiben 
kleine Sensorem mit DC.

Hochpräzisionsanwendungen werden fast ausschließlich mit TF gemacht, das 
ist auch völlig OK. Mit DC kommt man mittlerweile allerdings ganz gut 
ran. Rauschen ist nicht so das Thema in der Praxis, weil die 
vorgeschriebenen Wartezeiten der entsprechenden Aufnehmer nach ISO 376 
ohnehin mindestens 30 s sind, da kann man prima filtern.

Was das Problemchen von Andre betrifft, möchte ich beistimmen, erstmal 
Betriebsspannungen passend zum Verstärker bereitstellen. Dann schauen 
wir mal nach der Sensorspeisung und so weiter.

von Achim S. (Gast)


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dmsfreak schrieb:
> Welcher Instumentenverstärker gechoppert ist, erfährst du nicht immer
> aus dem Datenblatt.

wenn das Rauschspektrum im Datenblatt abgebildet ist, dann sollte man 
dem imho ansehen können, ob gechoppert wird oder nicht (kein 1/f-Anstieg 
bzw. der 1/f-Anstieg hört bei niedrigen Frequenzen irgendwann auf; dazu 
normalerweise ein Peak bei der Copperfrequenz).

Wenn sich das Rauschspektrum nicht von einem un-gechopperten Verstärker 
unterscheidet, dann stimmt irgendwas mit der Implementierung des 
Chopperns nicht.

dmsfreak schrieb:
> Hochpräzisionsanwendungen werden fast ausschließlich mit TF gemacht, das
> ist auch völlig OK. Mit DC kommt man mittlerweile allerdings ganz gut
> ran.

Gegen diese Aussage habe ich keinerlei Einwände. Nur das umfassende "das 
war einmal" in Bezug auf Trägerfrequenzmessungen weiter oben war mir 
denn doch zu generell gehalten ;-)

von dmsfreak (Gast)


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Achim, das war nicht genereller als die vorherige Aussage... :-)

Seit Menschengedenken werden TF Verstärkern in Lehrbüchern behandelt, es 
ist ja auch ein so schönes, vermeintlich einfach abzuhandelndes Thema. 
Aber daraus einfach abzuleiten, Dc Verstärker wären grundsätzlich 
schlechter, passt so nicht. Beide Messverstärker haben unterschiedeliche 
Stärken und Schwächen, die in Lehrbücher nicht hinreichend diskutiert 
werden, mutmasslich weil theoretisch unergiebig. Aber es gibt mehr als 
schwarz und weiß.

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