Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik TB6560AHQ Erfahrungen?


von Holm T. (Gast)


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Moin,

ich habe Schrittmotortreiber mit TB6560AHQ im industriellen Einsatz bei 
denen es in letzter Zeit zu einigen wenigen Ausfällen gekommen ist. Nach 
Rücksprache mit den Leuten die die Geräte montieren scheinen die 
Ausfälle zu entstehen wenn bei der Gerätemontage die mit der Motorwelle 
verbundene Spindel mit der Hand gedreht wird, also der Schrittmotor 
Generator spielt und die Elektronik sonst Spannungsfrei ist. Sonderliche 
hohe Drehzahlen werden dabei auch nicht erreicht, die Spindel ist eine 
12mm Trapezgewindespindel die man nur in der Mitte umfassen kann, das 
geht nicht wirklich schnell...

Im Datenblatt des TB6560 ist ziemlich eindeutig zu lesen das die beim 
Vorgänger verwendeten Schutzdioden an den Motorwicklungen entfallen 
können (damals übliche BYV27-200) was IMHO auch sinnvoll ist da der 
TB6560 aktiv kommutiert (ich habe die auf der Platine vorgesehen, sind 
aber nicht bestückt).
Der verwendete Motor ist ein mit 0,8A betriebener Nema17, sollte also 
für den Treiber eigentlich nicht allzu anstrengend sein.
Hat hier Jemand ähnliche Probleme erlebt?

Gruß,

Holm

: Verschoben durch Admin
von MaWin (Gast)


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Holm T. schrieb:
> bei der Gerätemontage die mit der Motorwelle
> verbundene Spindel mit der Hand gedreht wird, also der Schrittmotor
> Generator spielt und die Elektronik sonst Spannungsfrei ist

Ja, ganz klar verboten, führt ganz klar zu Schäden.

> Im Datenblatt des TB6560 ist ziemlich eindeutig zu lesen das die beim
> Vorgänger verwendeten Schutzdioden an den Motorwicklungen entfallen
> können

Ja, können sie.

Aber als Generator wird Spannung erzeugt, und die geht in VCC und hebt 
die Versorgungsspannung an, und der TB6560 ist nicht sonderlich 
spannungsfest, geht also kaputt weil die VCC Spannung zu hoch wird, 
insbesondere wenn nur ein kleiner Elko oder ein Elko mit Diode 
abgetrennt vom Netzteil verwendet wird.

Kaum trennt man Motor und TB6560 bei Spannungsausfall per Relais ab, 
kann man munter an der Welle drehen, ohne daß etwas kaputt geht.

Andere Lösung wäre ein Bremschopper der die Spannung an VCC überwacht 
und ggf. runterzieht.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Wir verwenden die TB6560AHQ auch an vielen Stellen, hatten damit 
allerdings noch nie ein Problem. Manche Wellen haben sogar optionalen 
manuellen Antrieb.

Allerdings habe ich auch - trotz Datenblatt - immer die externen 
Schutzdioden bestückt.

Vielleicht solltest Du einfach mal einen Test durchführen und die 
Spannungen aufzeichnen - einmal mit und einmal ohne externe 
Schutzdioden.

Edit: Stimmt, MaWin wird Recht haben. Bei uns sind die 
Spannungsversorgungen ordentlich gepuffert und werden per Z-Diode 
begrenzt.
Also: VCC mal messen, wenn die Welle gedreht wird.

: Bearbeitet durch Moderator
von Holm T. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Holm T. schrieb:
>> bei der Gerätemontage die mit der Motorwelle
>> verbundene Spindel mit der Hand gedreht wird, also der Schrittmotor
>> Generator spielt und die Elektronik sonst Spannungsfrei ist
>
> Ja, ganz klar verboten, führt ganz klar zu Schäden.
>

Das hat der bipolare Vorgänger TA8435 eigentlich problemlos vertragen.

>> Im Datenblatt des TB6560 ist ziemlich eindeutig zu lesen das die beim
>> Vorgänger verwendeten Schutzdioden an den Motorwicklungen entfallen
>> können
>
> Ja, können sie.
>
> Aber als Generator wird Spannung erzeugt, und die geht in VCC und hebt
> die Versorgungsspannung an, und der TB6560 ist nicht sonderlich
> spannungsfest, geht also kaputt weil die VCC Spannung zu hoch wird,
> insbesondere wenn nur ein kleiner Elko oder ein Elko mit Diode
> abgetrennt vom Netzteil verwendet wird.

Der TB6560 hat 2 verschiedene Power Domains, VDD für die Logik (5V) und 
VMA/B für die Motorendstufe (verwendet bis zu 36V, Maximum 40V).

Die Spannungsversorgung auf den Boards für die Motorendstufen wird über 
einen Highside FET verzögert zu dem 5V eingeschaltet, der direkt Elko an 
dem VMA/B Pins hat nur 100µF. Wenn eine Spannung größer 40V hier 
wirklich das Problem sein sollte (die Generatorspannung wird ja über die 
parasitären Dioden der FETs wunderschön im Graetz gleichgerichtet) werde 
mal versuchen dort die Betriebsspannung mit einer Z-Diode zu klemmen, 
mal sehen ob das die Lage etwas entspannt.

>
> Kaum trennt man Motor und TB6560 bei Spannungsausfall per Relais ab,
> kann man munter an der Welle drehen, ohne daß etwas kaputt geht.
>

Auf Relais würde ich aus mehreren Gründen gern verzichten.

> Andere Lösung wäre ein Bremschopper der die Spannung an VCC überwacht
> und ggf. runterzieht.

Zum fraglichen Zeitpunkt gibts keine Versorgungsspannung, also müßte man 
den Chopper aus der generierten Spannung betreiben, das wird Mist.
Aber ich kann versuchen das zu klemmen.

Gruß,

Holm

von Holm T. (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Wir verwenden die TB6560AHQ auch an vielen Stellen, hatten damit
> allerdings noch nie ein Problem. Manche Wellen haben sogar optionalen
> manuellen Antrieb.
>
> Allerdings habe ich auch - trotz Datenblatt - immer die externen
> Schutzdioden bestückt.
>
Wie hast Du die geschaltet? Von den Motorphasen je eine nach Masse?

> Vielleicht solltest Du einfach mal einen Test durchführen und die
> Spannungen aufzeichnen - einmal mit und einmal ohne externe
> Schutzdioden.

Im Prinzip sind diese Dioden schon drin, siehe Seite 25 im DB.
>
> Edit: Stimmt, MaWin wird Recht haben. Bei uns sind die
> Spannungsversorgungen ordentlich gepuffert und werden per Z-Diode
> begrenzt.
> Also: VCC mal messen, wenn die Welle gedreht wird.

Das werde ich mal tun.

Gruß,

Holm

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Holm T. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Wir verwenden die TB6560AHQ auch an vielen Stellen, hatten damit
>> allerdings noch nie ein Problem. Manche Wellen haben sogar optionalen
>> manuellen Antrieb.
>>
>> Allerdings habe ich auch - trotz Datenblatt - immer die externen
>> Schutzdioden bestückt.
>>
> Wie hast Du die geschaltet? Von den Motorphasen je eine nach Masse?

Beidseitig an GND und VMA/VMB. Also insgesamt acht Stück.

> Im Prinzip sind diese Dioden schon drin, siehe Seite 25 im DB.

Schon klar. :-)

Aber bei (hier) häufigem manuellen Antrieb wollte ich kein Risiko 
eingehen.
Die Energie muss ja irgendwo hin.

>> Edit: Stimmt, MaWin wird Recht haben. Bei uns sind die
>> Spannungsversorgungen ordentlich gepuffert und werden per Z-Diode
>> begrenzt.
>> Also: VCC mal messen, wenn die Welle gedreht wird.
>
> Das werde ich mal tun.

Bitte hier berichten :-)

von m.n. (Gast)


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Chris D. schrieb:
>>> Allerdings habe ich auch - trotz Datenblatt - immer die externen
>>> Schutzdioden bestückt.
>>>
>> Wie hast Du die geschaltet? Von den Motorphasen je eine nach Masse?
>
> Beidseitig an GND und VMA/VMB. Also insgesamt acht Stück.
>
>> Im Prinzip sind diese Dioden schon drin, siehe Seite 25 im DB.
>
> Schon klar. :-)

Ich kann auch unbedingt zu den zusätzlichen Dioden raten und nicht an 
der falschen Stelle sparen. Bei mir sind sie immer vorhanden. Gebranntes 
Kind scheut das Feuer ;-)
Angaben im Datenblatt wie "können zumeist entfallen" sind ja ganz nett. 
Aber wenn der Motor unter Strom abgezogen/gesteckt wird, gibt es 
wiederholt Defekte - bzw. gäbe es sie.

von Holm T. (Gast)


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m.n. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>>>> Allerdings habe ich auch - trotz Datenblatt - immer die externen
>>>> Schutzdioden bestückt.
>>>>
>>> Wie hast Du die geschaltet? Von den Motorphasen je eine nach Masse?
>>
>> Beidseitig an GND und VMA/VMB. Also insgesamt acht Stück.
>>
>>> Im Prinzip sind diese Dioden schon drin, siehe Seite 25 im DB.
>>
>> Schon klar. :-)
>
> Ich kann auch unbedingt zu den zusätzlichen Dioden raten und nicht an
> der falschen Stelle sparen. Bei mir sind sie immer vorhanden. Gebranntes
> Kind scheut das Feuer ;-)
> Angaben im Datenblatt wie "können zumeist entfallen" sind ja ganz nett.
> Aber wenn der Motor unter Strom abgezogen/gesteckt wird, gibt es
> wiederholt Defekte - bzw. gäbe es sie.

Das passiert allerdings hier unter Garantie nicht, an die 
Motoranschlüsse kommt man später nicht mehr ran ohne das Gerät 
auseinander zu nehmen.

Das mit der Überspannung kann ich mir allerdings vorstellen, weil mit 
100µ ja auch nicht viel Puffer dran hängt. Mir ist in der Vergangenheit 
allerdings schon die Frage gestellt worden ob das normal sei das die 
LEDs auf dem Board angehen wenn man ohne Strom mit der Hand die Spindel 
dreht, d.h. die haben mit dem Motor Spannung erzeugt die der TB6560 
gleichgerichtet und damit den 100µ Elko geladen hat, dann ging es über 
die Reverse Diode des Schaltfets für VMA/B auf den 2200µ Elko, daraus 
hat dann der LM317 die 5V für einen Atmega gemacht, der ist angelaufen 
und hat die LEDs eingeschaltet... :-|

Ich werde erst mal 43V Transils über dem 100µ C nachrüsten.

Gruß,

Holm

von m.n. (Gast)


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Holm T. schrieb:
> Ich werde erst mal 43V Transils über dem 100µ C nachrüsten.

Glaubst Du denn, diese Spannung wird jemals erreicht? Das kannste 
vergessen!

Holm T. schrieb:
> (damals übliche BYV27-200) was IMHO auch sinnvoll ist da der
> TB6560 aktiv kommutiert

Gerade bei kleiner Versorgungsspannung kann nichts 'aktiv kommutiert' 
werden.

von Stephan H. (stephan-)


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Holm T. schrieb:
> die haben mit dem Motor Spannung erzeugt die der TB6560
> gleichgerichtet und damit den 100µ Elko geladen hat, dann ging es über
> die Reverse Diode des Schaltfets für VMA/B auf den 2200µ Elko, daraus
> hat dann der LM317 die 5V für einen Atmega gemacht, der ist angelaufen
> und hat die LEDs eingeschaltet... :-|

wenn das so läuft gehen die definitiv kaputt. Die Spg für die Endstufen 
darf nie ohne oder vor den 5V Logik Spg anliegen! Damit hatte ich meine 
gegrillt. Ich hatte einen XLR für 5 und 24V. Der war abgerutscht. Bein 
Anstecken.... wumm

von Holm T. (Gast)


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...deswegen genau gibts ja den Fet in der Schaltung der die 
Motorspannung erst nach dem Anliegen der 5V etwas verzögert einschaltet. 
Aber der hat nun mal noch eine parasitäre Inversdiode. ich kann das Ding 
nicht noch gegen Ausfall der Gravitation absichern...

Gruß,

Holm

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