Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Mit Renesas Synergy arbeiten?


von Rennie (Gast)


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Renesas verspricht, dass die Einarbeitung und der Umgang mit Ihren 
Controller-Familien mittels Synergy recht einfach ist.

Wer hat mit Synergy Erfahrung und kann im Vergleich zu entsprechenden 
Tools von anderen Herstellern etwas sagen?

Treten bei Synergy irgendwelche Kosten (z.B. für den C-Compiler) auf?

von Capacitor (Gast)


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Hallo Rennie,

habe mich just gestern auf synergygallery.renesas.com registriert und 
die IAR Embedded Workbench heruntergeladen und habe dann nach 
Registrierung eine Lizenz ohne Limitierungen erhalten. Renesas bietet 
dort auch eine Version ihrer eigenen Entwicklungsumgebung an. Jetzt muss 
ich mir nur noch ein Eval-Board bestellen und dann kann die Evaluierung 
losgehen... Um auf die Frage zu antworten, für Entwicklungsumgebung und 
Compiler treten keine Kosten auf.

von josh (Gast)


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Du bezahlst das Ganze über die µCs die sind etwas teurer als andere.
Sind aber etwas schwierig zu vergleichen, jedenfalls beim S7 gibts 
nichts so direkt Vergleichbares.
Jedenfalls: 640k Ram sollte für jeden reichen ;-)

Für kleinere Stückzahlen kann sich das durchaus lohnen, zudem braucht 
man zum Testen ja nur ein SK-S7 für ca. 75€+USt, damit kann man schon 
einiges machen.

von SoIsDas (Gast)


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Man sollte bei solchen Geschichten nicht die Nachteile vergessen:

Man nagelt seine Codebasis fest an eine bestimmten Version einer Library 
fest. Die wird permanent inkompatibel geupdated, um das Projekt in 5 
Jahren noch Compilieren zu können, muss man entweder die gesamte 
Toolchain archiviert haben, oder alles Wochenlange nachziehen.
Hat die Entwicklungsumgebung Onlineaktivierung, kann man möglicherweise 
ALLES wegwerfen, wenn sich der Hersteller entschließt, das zu droppen.

Dazu kommt:
Man versteht den Controller dahinter nicht wirklich, und wenn man Fehler 
in der Lib finden muss, ist man angeschmiert. Support gibts dann auch 
nicht, weil das kostet nix, muss man auch nicht supporten.

Negativbeispiele:
- STM32 Peripheral Lib : Wird nicht mehr gepflegt. Prächtig, erst ein 
paar Jahre alt...
- PIC32 Peripheral Lib: Wurde wie eine heiße Kartoffel fallengelassen.

In beiden Fällen ist der damit erstellte Code fast wertlos, weil für ein 
komplett neues Projekt zieht man sich keine obsolete Library mehr 
hinein.

Natürlich kommt das auf die Projekte an, die man umsetzt. Sobald Sachen 
wie USB und Ethernet ins Spiel kommt, kann sowas trotz der Nachteile 
nötig werden.

von josh (Gast)


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Man kann sich das Lizenzmodell ja anschauen, obs für einen passt:
https://www.renesas.com/en-us/products/synergy/software.html

Vorteil ist, dass man halt alles aus einer Hand hat, mit einer Garantie 
Bugs in bestimmter Zeit zu fixen.
Bei bestimmten Produkten gibts auch eine langjährige 
Verfügbarkeitsgarantie, bisher hab ich da bei Renesas nur gute 
Erfahrungen gemacht.

Klar, wenn sich die Teile gar nicht verkaufen wird auch irgendwann der 
Support für das Softwareframework versiegen, bis dahin wird es aber 
wahrscheinlich auf einem Stand sein das es sich noch ein paar Jahre lang 
nutzen lässt.

Für mich war gerade der LAN/USB/Dateisystem-Kram interessant, da will 
ich nicht lange dran basteln bis es läuft.
Die Hardwareskalierung passt auch gut auf das was ich vorwiegend mache.

von SoIsDas (Gast)


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josh schrieb:
> Für mich war gerade der LAN/USB/Dateisystem-Kram interessant, da will
> ich nicht lange dran basteln bis es läuft.

Ja, da ist das dann leider schon fremder Code nötig. Bei meiner 
"privaten" PIC32-Lib ist genau das auch von Microchip - USB. Ich habs 
selber versucht, bin zu dem Schluss gekommen, dass USB zu kompliziert 
für mich ist.

Und genau da harkt es beim aktuellen Projekt:
Ich bräuchte gerade ein USB CDC + Mass Storage für einen PIC32MX470. Und 
die ******* von Microchip wollen mich jetzt zu Harmony zwingen, PLIB 
gibts nicht für das Device. Mir gefällt aber die ganze Umsetzung von 
Harmony gar nicht.

Mein voll funktionsfähiger USB-CDC-Code aus einem anderen Projekt geht 
nicht mit dem Compiler und dem Device. Nicht einmal das alte Projekt 
compiliert noch mit dem aktuellen Compiler.

Die ganze andere Peripherie ist in 2 Stunden gelaufen (eigener Code), 
und an dem blöden USB darf ich wieder tagelang herumpfiemeln. Jetzt halt 
mit MSTACK.

STM32 : Selbes Spiel.

Daher meine Warnung.

von josh (Gast)


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Ich hab vor der Entscheidung für dieses Framework hauptsächlich mit den 
Sachen verglichen die es von TI so gibt
(und irgendeinem LPC in der Leistungsklasse, der fiel aber schnell raus 
weil selbst Leute vom Hersteller meinten
man solle sich den nicht antun ;-) ).
TI hatte zwar Verschiedenes im Programm, aber eben nicht so wirklich 
durchgehend integriert.
Konkurrent für das RTOS wäre FreeRTOS gewesen, weil da schon im Team 
Erfahrungen vorhanden waren.
Da gibts sogar eine für bestimmte Sicherheitsanforderungen 
zertifizierungsfähige Variante, aber es stellte sich heraus dass das 
dann doch kein FreeRTOS mehr ist.
Man hätte sich also doch etwas zusammenstöpseln und in bestimmten Fällen 
wieder umbauen müssen.
Ganz abgesehen davon dass TI auch schon mal ne Prozessorserie einstampft 
die gerade auf den Markt kam.

Nun gab es von Renesas bisher kein derartig integriertes Framework, man 
konnte nur auf die Erfahrungen mit den bisherigen Toolchains und 
Hardware zurückgreifen.
Aber da gabs nicht viel zu meckern. Bei der Hardware schon gar nicht, 
die Peripherie ist reichhaltig und funktioniert, man hat es nicht mit 
Errata-Bibeln zu tun.
Langfristige Verfügbarkeit ist auch bei bestimmten Typen gegeben, beim 
S7 in nicht-BGA Gehäusen z.B. bis min. Mitte 2031:
https://www.renesas.com/en-eu/products/synergy/microcontrollers/s7-series.html
Auf Product List klicken.

Allerdings tut sich noch was bei der SSP-Software, früher Code läuft 
nicht so ohne Weiteres auf der neuesten Version, da muss man schonmal in 
ne Anleitung schauen und händisch ran.
Für einen Versionssprung mit vermutlich gravierenderen Änderungen meine 
ich aber auch einen Konverter gesehen zu haben.
Bisher muss man auch beim erzeugen eines BSP für selbst designte 
Hardware mit externen Scripten hantieren. Fand ich nicht so dolle, war 
ein wenig fummelig mein Board als Auswahl in die IDE zu bekommen.
Das soll aber im nächsten Release integriert sein. Meine Hardware lief 
dann aber auf Anhieb, Webserver, USB-Host und Device, SCIs und
(ich brauch allein 5 UARTs, der S7 hat bis zu 10 SCIs jeweils als SPI, 
I2C oder UART zu verwenden), QSPI (in den Adressraum einblendbar),
CAN (sogar bis 3Mbit ohne Fehler über 2 galv. Trennungen, allerdings 
über 2 CAN auf dem gleichen µC also identische Taktquelle)
War auch alles mit ein paar Mehrzeilern relativ einfach zu testen.
Cool ist das Konsolenframework, damit kann man sich ein DOS-Lookalike 
basteln, genau das Richtige für eine Maschine mit 640k.
Kannste dann einfach umschalten zwischen LAN, USB-CDC oder UART.
Flashen über USB oder RS232 über eingebauten Bootloader geht 
mittlerweile auch, hat etwas gedauert bis sie das in das PC-Flashtool 
eingebaut hatten.
Der S7 hat soger einen teilintegrierten DCC für die eigene Corespannung. 
Lief auch sofort obwohl sich das Handbuch zu dem Ding etwas ausschwieg
und die Eva-Boards nur den internen LDO verwenden.

Was das Risiko bei dem Paket auch etwas relativiert: Die Peripherie ist 
zu grossen Teilen bewährter Kram aus den anderen Prozessorserien (oft 
RX),
meist identisch sogar bis hin zu den Registeradressen.
Man kann im Framework auf allen Schichten arbeiten, bis runter direkt 
zur Hardware, ist auch alles dokumentiert
(bis auf den Kryptokram, nur mit NDA). Da kann man sich also zur Not ne 
Menge selber machen, abgucken oder wieder verwenden.

Nachteilig für Hobbyisten und Entwickler in Boutiquen die keinen FAE 
neben sich sitzen haben ist die geringe Verbreitung
von Renesas-Kram in solchen Kreisen. Man hat eben nicht zig Foren wo 
sich die Leute gegenseitig helfen und das Renesas Supportforum
ist nicht unbedingt so der Renner was eine rege Teilnahme angeht. Auch 
andere Support-Quellen sind irgendwie fragmentiert auf diversen Seiten 
und manchmal wird da auch was verschoben,
da muss man erst mal durchblicken. Aber man wird geholfen, nicht 
unbedingt sehr vielstimmig, dafür aber meist kompetent.

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