Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wirkungsgrad E-Auto-Motoren bei sehr niedrigen Drehzahlen


von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Hallo zusammen,

bei Elektromotoren hat man ja bekanntlich schon volles Drehmoment ab 
Drehzahl Null.  Unter anderem deshalb haben moderne E-Autos wie z.B. der 
Tesla auch beste Beschleunigungswerte.
Man sagt Elektromotoren auch beeindruckende Wirkungsgrade nach. 
Teilweise weeeit über 90%.

Wir wissen aber auch, dass beim Anlaufen erhöhte Anlaufströme gesaugt 
werden. Hohe Spannung mit hoher Stromstärke bedeutet hohe elektrische 
Leistung.
Zugleich ist es aber so, dass mechanische Leistung = Drehmoment * 
Drehzahl * 2 *pi ist.

D.h. beim Anfahren hat man die höchste elektrische Leistung bei zugleich 
niedrigster mechanischer Leistung.  Würde das nicht bedeuten, dass der 
Wirkungsgrad beim Anfahren sehr schlecht ist?

Danke für Eure Erklärungen und
viele Grüße
Karl

von THOR (Gast)


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Du wirfst ziemlich viele Dinge durcheinander.

Wenn du ne Asynchronmaschine ans Netz koppelst und einschaltest, zieht 
die einen erhöhten Anlaufstrom und hat schlechten Wirkungsgrad bis zum 
Kippmoment, ja.

Aber im E-Auto hat man nen FU, meistens mit Synchronmaschine. Da ist nix 
mit Anlaufstrom, weil die in dem Sinne eigentlich nie anlaufen. Die 
laufen mit Drehzahl 0 an. Ergo gibts auch keinen erhöhten Anlaufstrom.

von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Danke für die Antwort.  Der Tesla Model S soll Asynchronmotoren haben, 
aber das mit dem Frequenzumrichter hatte ich mir auch schon überlegt, ob 
es so sein KÖNNTE.  Dann hätte der FU am Anfang quasi nur wenige Herz, 
dass gerade so viel Schlupf da wäre, dass der Motor volle Leistung hat. 
Trotzdem müssten dann gewaltige Ströme fließen, bei zugleich niedriger 
mechanischer Leistung. Bei Null Herz am FU würde ja kein Drehmoment 
erzeugt, da kein Schlupf vorhanden wäre.

Man sieht, so ganz klar ist mir das noch immer nicht.

von A. S. (Gast)


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Karl-alfred R. schrieb:
> ei Elektromotoren hat man ja bekanntlich schon volles Drehmoment ab
> Drehzahl Null.
Das stimmt.

> Unter anderem deshalb haben moderne E-Autos wie z.B. der
> Tesla auch beste Beschleunigungswerte.
Naja, dabei spielt das Drehmoment ab 0 aber nur eine geringe Rolle. Es 
erspart die Kupplung, das wars. Ohne Getriebe hat auch ein E-Auto nur 
miserable Beschleunigungen.

> Wir wissen aber auch, dass beim Anlaufen erhöhte Anlaufströme gesaugt
> werden.
Ja, wenn sie ungeregelt sind. Darum brennen Asynchronmotoren ohne 
Regelung durch, wenn man sie z.B. direkt im Dreieck anschaltet.

Im Auto wird aber geregelt.

von A. S. (Gast)


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Oh, da war ich oben wohl zu langsam. Vielleicht klappt es diesmal:

Karl-alfred R. schrieb:
> Dann hätte der FU am Anfang quasi nur wenige Herz,
> dass gerade so viel Schlupf da wäre, dass der Motor volle Leistung hat.


Du meinst volles Drehmoment. Aber auch das ergibt sich nicht. In der 
Regel willst Du ja langsam beschleunigen. Darum fließt nur sehr, sehr 
wenig Strom (dafür die Regler. Beim ungeregelten 400V Motor liegt die 
Spannung immer voll an, hier nur ein Bruchteil)

Aber nehmen wir an, Du willst maximale Beschleunigung und maximaler 
Strom fließt bei Drehzahl 0: Dann wird die Energie in die Beschleunigung 
gesteckt, also Kinetische Energie bzw. sehr viel als Rotationsenergie.

Wenn Du 1s voll beschleunigst und dann den Motor stromlos schaltest, 
würdest Du danach noch einge dutzend Meter weiter fahren, vermutlich 
über 100 und mehr.

von TestX (Gast)


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@karl

Dein fehler ist, dass du davon ausgehst das ein umrichter nur die 
frequenz steuert. Das ist aber falsch. Er regelt die felder

Schau dir mal das konzept der feldorientierten regelung hat. Dabei wir 
das strator/rotorfeld entsprechend geregelt (winkel UND betrag).

von Klaus (Gast)


Angehängte Dateien:

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Karl-alfred R. schrieb:
> D.h. beim Anfahren hat man die höchste elektrische Leistung bei zugleich
> niedrigster mechanischer Leistung.  Würde das nicht bedeuten, dass der
> Wirkungsgrad beim Anfahren sehr schlecht ist?

Ja. Das sieht man auch an den Wirkungsgradkurven von E-Motoren. Der 
Maximalwert wird erst bei einer größeren Drehzahl erreicht und ist im 
Stand 0. Das Bild stammt aus einem Dokument von Maxon. Bekomme den Link 
nicht zu fassen, such mal nach:

Handzettel (PDF) - Maxon Motor

Das sieht bei allen Motoren, egal welcher Bauart, ähnlich aus.

MfG Klaus

von Possetitjel (Gast)


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Karl-alfred R. schrieb:

> Der Tesla Model S soll Asynchronmotoren haben, aber das
> mit dem Frequenzumrichter hatte ich mir auch schon überlegt,
> ob es so sein KÖNNTE.

Dass WAS so sein könnte?

Elektroauto ohne Umrichter geht nicht (bzw. ist heutzutage nicht
sinnvoll). Umrichter muss sein.

> Dann hätte der FU am Anfang quasi nur wenige Herz, dass gerade
> so viel Schlupf da wäre,

Ja.

> dass der Motor volle Leistung hat.

Nein - "volles Drehmoment", nicht "volle Leistung".

Volle Leistung geht (auf Dauer) nur bei Drehzahlen in der
Nähe der Nenndrehzahl.

> Trotzdem müssten dann gewaltige Ströme fließen,

Nee.
Man wird über den Nennstrom nicht wesentlich hinausgehen
wegen der Sättigung und der Verluste.

Das Zauberwort lautet "f/U-Steuerung". Mit sinkender Frequenz
wird auch die Spannung abgesenkt. Niedrige Frequenz, niedrige
Spannung, niedrige Drehzahl, Nennstrom, Nennmoment, niedrige
mechanische Leistung.

> bei zugleich niedriger mechanischer Leistung.

Ja; mechanische Leistung ist niedrig, weil Drehzahl niedrig
ist.
Der Wirkungsgrad wird natürlich schlechter, aber von
"katastrophal" würde ich vielleicht auch nicht reden.

> Bei Null Herz am FU würde ja kein Drehmoment erzeugt, da
> kein Schlupf vorhanden wäre.

Das geht natürlich nicht - das ist Gleichstrombremsung :)

von Klaus (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Der Wirkungsgrad wird natürlich schlechter, aber von
> "katastrophal" würde ich vielleicht auch nicht reden.

Bei Drehzahl 0 ist er pflichtgemäß 0, da die mechanische Leistung 0 die 
elektrische aber größer 0 ist. Da kann man die Spannung absenken soweit 
man will. Es sei denn, man legt gar keine Spannung an, dann läuft der 
Motor aber auch nie an. Das kann man "katastrophal" nennen, kleiner als 
0 gibts beim Wirkungsgrad nicht. Die Beschleunigung einer Masse, sei es 
nur der Anker eines unbelasteten Motors oder eines ganzen Autos vom 
Stillstand kost halt was.

MfG Klaus

von Elektrofan (Gast)


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> Bei Drehzahl 0 ist er pflichtgemäß 0, da die mechanische Leistung 0 die
> elektrische aber größer 0 ist. Da kann man die Spannung absenken soweit
> man will.

Bei Spannung 0 ist der Wirkungsgrad aber gar nicht definiert:  0/0
SCNR

von lorsch (Gast)


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>0/0
>SCNR
Ist gar nicht so witzig.
Nennt man Infinitesimalrechnung. Grundlage jedes E-Technik Studiums, 
bzw. bereits teil der Oberstufe.

Wirkungsgrad ist beim Beschleunigen und solange man sehr langsam ist 
tatsächlich nahe 0%.

Aber wer fährt schon stundenlang "mit irrsinniger Beschleunigung und 
sehr sehr langsam."

ich nicht.

von Jan H. (j_hansen)


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Elektrofan schrieb:
> Bei Spannung 0 ist der Wirkungsgrad aber gar nicht definiert:  0/0
> SCNR

Ein schönes Beispiel, wo man sich mit dem Limes behelfen kann. Höhere 
Mathematik kann (zumindest manchmal) sogar durch Null dividieren, wie 
Chuck Norris.

von hinz (Gast)


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lorsch schrieb:
> Aber wer fährt schon stundenlang "mit irrsinniger Beschleunigung und
> sehr sehr langsam."

https://www.youtube.com/watch?v=1gPHjRtPNXQ

von Elektrofan (Gast)


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> Ist gar nicht so witzig.
> Nennt man Infinitesimalrechnung.
Tatsächlich?

> Grundlage jedes E-Technik Studiums,
> bzw. bereits teil der Oberstufe.

Lang ist's her ... Oder lernt man das von Medizinern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Regel_von_de_l%E2%80%99Hospital

SCNR(2)

von Walter S. (avatar)


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: Bearbeitet durch User
von THOR (Gast)


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Elektrofan schrieb:
>> Ist gar nicht so witzig.
>> Nennt man Infinitesimalrechnung.
> Tatsächlich?
>
>> Grundlage jedes E-Technik Studiums,
>> bzw. bereits teil der Oberstufe.
>
> Lang ist's her ... Oder lernt man das von Medizinern:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Regel_von_de_l%E2%80...
>
> SCNR(2)

Thermodynamik stammt auch von nem Arzt ab.

Walter S. schrieb:
> hier gibt es ein Kennlinienfeld zum Wirkungsgrad (etwas weiter
> unten)
> der Wirkunsgrad ist bei sehr kleinen Drehzahlen schon sehr klein
>
> https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&sou...

Für ne netzgekoppelte Asym im stark untersynchronen Betriebsfall! Ist 
für FU Betrieb völlig irrelevant.

von Walter S. (avatar)


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THOR schrieb:
> Für ne netzgekoppelte Asym im stark untersynchronen Betriebsfall! Ist
> für FU Betrieb völlig irrelevant.

Warum lautet dann die Diagrammunterschrift:
Wirkungsgradfeld einer 4-poligen streuarmen 3 kW Asynchronmaschine mit 
einem Frequenzumrichter zwischen 0 und 200 Hz.

von hinz (Gast)


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THOR scheint mehr ein Tor zu sein.

von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Vielen Dank für all eure Antworten. Ich denke ich habe weider einiges 
dazu gelernt. Insbesondere dieser Link von Walter S. ist sehr wertvoll:

http://www.energie.ch/asynchronmaschine.  Insbesondere das Diagramm mit 
der Abhängigkeit des Wirkungsgrades von Drehzahl und zu erbringendem 
Drehmoment im unteren Drittel.

: Bearbeitet durch User
von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Und noch einen fetten Dank an Possetitjel mit dem Hinweis der 
FU-Steuerung, dass nicht nur die Frequenz, sondern auch die Spannung 
geregelt wird. Letzteres wusste ich bisher nicht. Dachte, es wird 
wirklich nur die Frequenz geregelt und immer voller Spannung auf den 
Motoren gegeben.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl-alfred R. schrieb:
> Dachte, es wird
> wirklich nur die Frequenz geregelt und immer voller Spannung auf den
> Motoren gegeben.

Das würde der Motor nicht lange mitmachen und auch böse Geräusche 
machen.
Siehe auch
https://www.mikrocontroller.net/articles/3-Phasen_Frequenzumrichter_mit_AVR

Das gleiche Problem (wieviel Leistung hat ein Antrieb bei 
Geschwindigkeit = 0) gab es auch schon immer bei Strahltriebwerken. 
Zuerst widersinnig erscheint ja, das ein Flugzeug auf der Startbahn die 
Triebwerke voll aufreisst, die Geschwindigkeit aber 0 ist - resultierend 
in einem Impuls von 0.

von THOR (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Das gleiche Problem (wieviel Leistung hat ein Antrieb bei
> Geschwindigkeit = 0) gab es auch schon immer bei Strahltriebwerken.
> Zuerst widersinnig erscheint ja, das ein Flugzeug auf der Startbahn die
> Triebwerke voll aufreisst, die Geschwindigkeit aber 0 ist - resultierend
> in einem Impuls von 0.

Das Flugzeug hat einen Impuls von 0, die hinten aus den Triebwerken 
austretende Luft deutlich mehr.

von Holger B. (dreieck)


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lorsch schrieb:

> Aber wer fährt schon stundenlang "mit irrsinniger Beschleunigung und
> sehr sehr langsam."

Ich frage mich gerade ob das der Fall von "steil bergauf" ist. 
Beschleunigung = negative Erdbeschleunigung (x Sinus Steigungswinkel).

Ich bin gerade auch beim konzeptionellen Verständnisproblem dieser 
Sache, weil es

zum einen bei Fahrradantrieben heißt, getriebelose Motoren seien im 
langsamen Geschwindigkeitsbereich ineffizient, weil diese zu langsam 
drehen würden

auf der anderen Seite haben jegliche modernen Elektrofahrzeuge keine 
Getriebe, inklusive Züge, und gerade bei modernen Zügen legt man ja auch 
Wert auf Effizienz. Und je nach Strecke müssen die mal sehr lange mit 50 
km/h fahren, andernorts wieder 220 ... da stelle ich es mir 
unwahrscheinlich vor dass die Effizienz nennenswert 
Geschwindigkeitsabhängig ist.

Gleicht eine gute Regelung das aus, nur beim Fahrrad ist die meist nicht 
verbaut?

von Jan H. (j_hansen)


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Holger B. schrieb:
> lorsch schrieb:
>
>> Aber wer fährt schon stundenlang "mit irrsinniger Beschleunigung und
>> sehr sehr langsam."
>
> Ich frage mich gerade ob das der Fall von "steil bergauf" ist.
> Beschleunigung = negative Erdbeschleunigung (x Sinus Steigungswinkel).

Zuerst einmal hättest du nach so vielen Jahren ruhig einen neuen Thread 
starten können.

Der OP hat das ja nicht aus Datenblättern hergeleitet, sondern logisch 
zum Zeitpunkt t=0 und ist damit auf einen Wirkungsgrad im Stillstand von 
0 gekommen. Dass das nicht sein kann ist aber auch logisch, sonst könnte 
sich das Auto im Beispiel ja nie in Bewegung setzen.

In der Überlegung vom OP fehlt, dass es hier nicht um einen statischen 
Fall geht, sondern dass die elektrische Energie in kinetische Energie 
umgewandelt wird - rechnet man das hinzu, dann ist der Wirkungsgrad 
natürlich > 0.

"Steil bergauf" ist ganz ähnlich, nur wird hier elektrische Energie in 
potentielle Energie umgewandelt. Also alles gut.

> Ich bin gerade auch beim konzeptionellen Verständnisproblem dieser
> Sache, weil es
>
> zum einen bei Fahrradantrieben heißt, getriebelose Motoren seien im
> langsamen Geschwindigkeitsbereich ineffizient, weil diese zu langsam
> drehen würden
>
> auf der anderen Seite haben jegliche modernen Elektrofahrzeuge keine
> Getriebe, inklusive Züge, und gerade bei modernen Zügen legt man ja auch
> Wert auf Effizienz. Und je nach Strecke müssen die mal sehr lange mit 50
> km/h fahren, andernorts wieder 220 ... da stelle ich es mir
> unwahrscheinlich vor dass die Effizienz nennenswert
> Geschwindigkeitsabhängig ist.

Das ist nicht korrekt, so gut wie alle modernen Elektrofahrzeuge haben 
Getriebe. Was sie oft nicht haben ist eine veränderbare Übersetzung 
("Gänge").

von Christian M. (likeme)


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https://de.motor1.com/news/358092/zf-prasentiert-zweigang-getriebe-fur-elektroautos/

weis jemand ob das schon irgendwo verbaut wird? Von Daimler hab ich mal 
was gehört, aber nichts handfestes gefunden.

von Peter D. (peda)


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Bei kleinen Drehzahlen hat man nur eine kleine Gegen-EMK, d.h. der FU 
kann bei gleichem Batteriestrom einen viel größeren Motorstrom liefern.
Die Motoren können kurzzeitig stark überlastet werden, so schnell 
schmelzen die Wicklungen nicht.
Man hat also beim Anfahren ein deutlich höheres Drehmoment verfügbar, 
als im Dauerbetrieb.

von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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>> Zuerst einmal hättest du nach so vielen Jahren ruhig einen
>> neuen Thread starten können.

Vor dem Abschicken einer Antwort auf einen alten Beitrag kommt
folgender Hinweis:

"Hinweis: der ursprüngliche Beitrag ist mehr als 6 Monate alt.
Bitte hier nur auf die ursprüngliche Frage antworten,
für neue Fragen einen neuen Beitrag erstellen."

In dem Fall gilt meiner Ansicht nach aber der zweite Satz im Hinweis.
Er hat ja im Grunde die gleiche Frage, die seiner Meinung nach wohl
noch nicht ganz beantwortet wurde.

>> Der OP hat das ja nicht aus Datenblättern hergeleitet, sondern
>> logisch zum Zeitpunkt t=0 und ist damit auf einen Wirkungsgrad im
>> Stillstand von 0 gekommen. Dass das nicht sein kann ist aber auch
>> logisch, sonst könnte sich das Auto im Beispiel ja nie in Bewegung
>> setzen.

Natürlich hat man NACH dem Zeitpunkt t = 0 einen Wirkungsgrad != 0.
Aber die Betrachtung war halt an t = 0.

>> In der Überlegung vom OP fehlt, dass es hier nicht um einen
>> statischen  Fall geht, sondern dass die elektrische Energie in
>> kinetische Energie umgewandelt wird - rechnet man das hinzu,
>> dann ist der Wirkungsgrad natürlich > 0.

Das gilt aber nur NACH t = 0.  In t = 0 hat man zwar ein großes 
Drehmoment aber noch keine Geschwindigkeit.

>> "Steil bergauf" ist ganz ähnlich, nur wird hier elektrische
>> Energie in potentielle Energie umgewandelt. Also alles gut.

Nein nichts ist gut. Gut wäre es dann wenn der Wirkungsgrad direkt
nach t = 0 auf einen akzeptablem Wirkungsgrad steigen würde.
Bei sehr niedrigen Motordrehzahlen ist der Wirkungsgrad aber
deutlich niedriger als bei höheren Motordrehzahlen bis er bei
einem motorspezifischen Optimum wieder abfällt.

Beim E-Bike gibt es leider häufig und auch länger die Situation,
dass man  unter hoher Last bei sehr niedriger Motordrehzahl fahren
muss.

Dabei gibt es zwei Fälle, die besonders auf Radnabenmotoren zutreffen:
1. Man will an einem Berg anfahren, der so steil ist, dass das
Fahrrad geradeso nicht anfahren kann.  Dann hat man zwar ein hohes
Drehmoment und hohen Stromverbrauch, aber keine Leistung.

2. Man kriecht einen Berg sehr langsam hoch, weil Motor + Fahrer
es noch geradeso schaffen. ->
Sehr hoher Stromfluss bei nur sehr geringem Zuwachs an potentieller 
Energie. -> Schlechter Wirkungsgrad (aber natürlich nicht Null)
Bei langen Steigungen fährt man dann dementsprechend LANGE im
ungünstigen Wirkungsgradbereich.

Bei Mittelmotoren wo die E-Motoren durch die Fahrradschaltung an die
Last angepasst werden, ist das nicht so extrem.  Man kennt ja die
üblichen Pedaldrehzahlen und passt das im Mittelmotor integrierte
Untersetzungsgetriebe einfach so an, dass man im gesamten
Pedaldrehzahlbereich im guten Wirkungsgradbereich des Motors bleibt.
Nur in den ein, zwei Sekunden des Anfahrens ist man im sehr ungünstigen 
Bereich.
Beim einstufig untersetzten Radnabenmotor oder Direktantriebler
geht das ja jeder nicht.   Hier ist der praktisch  meistens genutzte
Drehzahlbereich wesentlich breiter.

Die Frage bei den Auto oder Zug-Herstellern, wo ja immer Schmackes im 
Überfluss vorhanden ist, wo man also ruckzuck aus dem ungünstigen 
Bereich heraus fährt, scheint eine andere zu sein: Die Frage ist hier:
Was ist im Endeffekt am wirtschaftlichsten für den Nutzer UND den 
Hersteller?  Ein Schaltgetriebe kostet Geld, was die Autos / 
Zug-Triebwagen teurer macht. Das muss dann auf den Verkaufspreis 
umgelegt werden und dem Kunden erklärt werden, warum er mehr Geld 
ausgeben muss, wenn es doch wie bei allen anderen Herstellern auch ohne 
Schaltgetriebe geht.  Eventuell riskiert man durch den höheren Preis 
einbrechende Verkaufszahlen.

Porsche hat übrigens mit seinem Flagschiff-EV einmal ja ein zweistufiges
Schaltgetriebe verbaut und damit meine Frage beantwortet. Den Aufwand
haben die bestimmt nicht aus Spaß betrieben. Ob es im Endeffekt den
Aufwand wert ist, ist eine andere Frage.

Das die anderen EVs ohne Schaltgetriebe auskommen ohne drastisch an 
Effizienz zu verlieren, liegt wahrscheinlich einfach daran, dass man
mit gut motorisierten EVs sehr schnell aus den sehr ungünstigen 
Drehzahlbereichen heraus fahren kann und auch an längeren Steigungen
mühelos im günstigen Bereich bleiben kann.

Ich denke der Wirkungsgrad-Vorteil von Schaltgetrieben in EVs und 
Zugtriebwagen ist gegenüber einfachen Untersetzungen je nach 
Anwendungsfall einfach zu gering, so dass er nicht zu rechtfertigen
ist.

von Oliver S. (oliverso)


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Christian M. schrieb:
> 
https://de.motor1.com/news/358092/zf-prasentiert-zweigang-getriebe-fur-elektroautos/
>
> weis jemand ob das schon irgendwo verbaut wird? Von Daimler hab ich mal
> was gehört, aber nichts handfestes gefunden.

Obs genau das ist, keine Ahnung, aber Porsches Elektroflitzer hat zwei 
Gänge. Der Rest der Welt braucht das nicht.

Oliver

von Jan H. (j_hansen)


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Karl-alfred R. schrieb:
>>> Der OP hat das ja nicht aus Datenblättern hergeleitet, sondern
>>> logisch zum Zeitpunkt t=0 und ist damit auf einen Wirkungsgrad im
>>> Stillstand von 0 gekommen. Dass das nicht sein kann ist aber auch
>>> logisch, sonst könnte sich das Auto im Beispiel ja nie in Bewegung
>>> setzen.
>
> Natürlich hat man NACH dem Zeitpunkt t = 0 einen Wirkungsgrad != 0.
> Aber die Betrachtung war halt an t = 0.

Der Wirkungsgrad ist üblicherweise das Verhältnis der Nutzenergie zur 
zugeführten Energie. Nur mit der Betrachtung an t=0 gibt's aber keine 
Energie sondern nur 0/0, also undefiniert. Nicht Null. Wäre der 
Wirkungsgrad Null, dann könnte sich das Gefährt natürlich auch nicht in 
Bewegung versetzen.

Die Vereinfachung nur die Leistungen zu betrachten ist hier nicht 
zielführend, weil man keinen statischen Zustand hat. Betrachtet man die 
Energie die in die Beschleunigung geht, dann ist der Wirkungsgrad 
natürlich > 0.

>>> In der Überlegung vom OP fehlt, dass es hier nicht um einen
>>> statischen  Fall geht, sondern dass die elektrische Energie in
>>> kinetische Energie umgewandelt wird - rechnet man das hinzu,
>>> dann ist der Wirkungsgrad natürlich > 0.
>
> Das gilt aber nur NACH t = 0.  In t = 0 hat man zwar ein großes
> Drehmoment aber noch keine Geschwindigkeit.

Und auch noch keine Energie verbraucht :)

>>> "Steil bergauf" ist ganz ähnlich, nur wird hier elektrische
>>> Energie in potentielle Energie umgewandelt. Also alles gut.
>
> Nein nichts ist gut. Gut wäre es dann wenn der Wirkungsgrad direkt
> nach t = 0 auf einen akzeptablem Wirkungsgrad steigen würde.
> Bei sehr niedrigen Motordrehzahlen ist der Wirkungsgrad aber
> deutlich niedriger als bei höheren Motordrehzahlen bis er bei
> einem motorspezifischen Optimum wieder abfällt.

Das ist wieder ein anderer Punkt.

> Beim E-Bike gibt es leider häufig und auch länger die Situation,
> dass man  unter hoher Last bei sehr niedriger Motordrehzahl fahren
> muss.
>
> Dabei gibt es zwei Fälle, die besonders auf Radnabenmotoren zutreffen:
> 1. Man will an einem Berg anfahren, der so steil ist, dass das
> Fahrrad geradeso nicht anfahren kann.  Dann hat man zwar ein hohes
> Drehmoment und hohen Stromverbrauch, aber keine Leistung.

Hier ist der Wirkungsgrad dann wirklich 0, weil das auch bei t>0 so 
bleibt.

> 2. Man kriecht einen Berg sehr langsam hoch, weil Motor + Fahrer
> es noch geradeso schaffen. ->
> Sehr hoher Stromfluss bei nur sehr geringem Zuwachs an potentieller
> Energie. -> Schlechter Wirkungsgrad (aber natürlich nicht Null)
> Bei langen Steigungen fährt man dann dementsprechend LANGE im
> ungünstigen Wirkungsgradbereich.

von Peter D. (peda)


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Die Entwicklung geht weiter in Richtung Direktantrieb mit Radnabenmotor.
Durch den Wegfall der Mechanik sollen bis zu 20% mehr Effizienz 
erreichbar sein.

https://www.elektromobilitaet.fraunhofer.de/de/antriebsstrang_fahrwerk/radnabenmotor.html

von Jan H. (j_hansen)


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Peter D. schrieb:
> Die Entwicklung geht weiter in Richtung Direktantrieb mit
> Radnabenmotor.
> Durch den Wegfall der Mechanik sollen bis zu 20% mehr Effizienz
> erreichbar sein.
>
> 
https://www.elektromobilitaet.fraunhofer.de/de/antriebsstrang_fahrwerk/radnabenmotor.html

Mal schauen, die Radnabenmotoren sind schon seit >10 Jahren "the next 
big thing" und in der Theorie ja auch super, aber in der Praxis dann 
halt doch nicht so einfach.

von U. B. (Gast)


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> Nur mit der Betrachtung an t=0 gibt's aber keine
> Energie sondern nur 0/0, also undefiniert.

Wird bei n=0, also im Stand, der Motor bestromt,
IST der Wirkungsgrad 0.
Im Fall einsetzender Beschleunigung genau bei t=0;
im (in der Praxis höchstens nur ganz kurzem) Fall bleibenden Stillstands
-z.B. am Hang- entsprechend länger.

von Michael O. (michael_o)


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Ich habe zeei E-Autos, die nicht wie ein Automatikfahrzeug loskrabbeln. 
Beschleunigung gibt es also nur mit dem "Gaspedal" wenn ich an einer 
richtig starken Steigung das Fahrzeug mit dem Gaspedal festhalte ( ja es 
rollt sonst rückwärts ) gibt es eine Leistung von bis zu 1kW ( oder 
zumindest über 500W ) die angezeigt wird. Und jedes E-Auto hat ein 
Getriebe. Nur sind das idr. einfache Untrrsetzngsgetriebe aus drei 
Zahnrädern.

MfG
Michael

von Jan S. (Firma: Eigenbau) (vox_equus)


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Habe mich öfter gefragt, wie ein Tesla eine wirklich grenzwertig steile, 
kurvige Bergstrasse meistert. Solch extreme Bergstrassen gibt es z.B. 
auf den Kanaren. Unendlich lange gehts steil und in engen Kurven hinauf, 
selten schneller als 15- 25Km/h.
Jan

von Oliver S. (oliverso)


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Michael O. schrieb:
> wenn ich an einer
> richtig starken Steigung das Fahrzeug mit dem Gaspedal festhalte ( ja es
> rollt sonst rückwärts ) gibt es eine Leistung von bis zu 1kW ( oder
> zumindest über 500W ) die angezeigt wird.

Eben. 1kW elektrische Leistung rein, 0kW mechanische Leistung raus: 
Wirkungsgrad 0%.

Oliver

von Hans (piaggio)


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Jan S. schrieb:
> ..... wie ein Tesla eine wirklich grenzwertig steile,
> kurvige Bergstrasse meistert.
Wenn auf ein schaltbares Getriebe verzichtet wird, dann muss eben der 
Motor (und die Leistungselektronik) mehrfach stärker (schwerer etc.) 
dimensioniert werden um das erforderliche Dauerdrehmoment aufzubringen.
Als zwangsläufigen Nebeneffekt hat man (nur) bei höheren 
Geschwindigkeiten hohe PS/kW-Zahlen. Das ist beeindruckend -aber nur von 
geringem echtem Nutzen.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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In dem Fraunhofer Link ist doch ein sehr schönes Diagramm mit Drehmoment 
und Wirkungsgrad als Funktion der Drehzahl.

von Jan H. (j_hansen)


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Jan S. schrieb:
> Habe mich öfter gefragt, wie ein Tesla eine wirklich grenzwertig
> steile,
> kurvige Bergstrasse meistert. Solch extreme Bergstrassen gibt es z.B.
> auf den Kanaren. Unendlich lange gehts steil und in engen Kurven hinauf,
> selten schneller als 15- 25Km/h.
> Jan

Warum sollte der da ein Problem haben. Die "Standardversion" LR hat 
Allrad und >400PS. Die größten Probleme könnten die Breite und der recht 
schlechte Wendekreis sein.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Hans schrieb:

> Wenn auf ein schaltbares Getriebe verzichtet wird, dann muss eben der
> Motor (und die Leistungselektronik) mehrfach stärker (schwerer etc.)
> dimensioniert werden um das erforderliche Dauerdrehmoment aufzubringen.
> Als zwangsläufigen Nebeneffekt hat man (nur) bei höheren
> Geschwindigkeiten hohe PS/kW-Zahlen. Das ist beeindruckend -aber nur von
> geringem echtem Nutzen.

Nein, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Feldschw%C3%A4chung
oder bei Drehfeldmaschinen:
https://www.baumueller.com/de/insights/grundlagen/feldschwaechung

Nach erreichen der durch die Batteriespannung vorgegebenen maximalen 
Drehzahl, kann diese durch die sog. Feldschwächung weiter gesteigert 
werden. Theoretisch würde die Maschine dann weiter mit konstanter 
Leistung betrieben werden (wobei das Drehmoment dann umgekehrt 
proportional absinkt). Im "echten Leben" steigen die Verluste bei 
Feldschwächung.

Grüßle,
Volker

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Jan H. schrieb:
> Nur mit der Betrachtung an t=0 gibt's aber keine
> Energie sondern nur 0/0, also undefiniert.

Diese kindliche Betrachtung auf Niveau eine Fünftklässlers führt hier 
nicht weiter.
Es kommt drauf an, was in der infinitessimalen Umgebung mit den Größen 
passiert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Regel_von_de_L%E2%80%99Hospital

von Jan H. (j_hansen)


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Rainer W. schrieb:
> Jan H. schrieb:
>> Nur mit der Betrachtung an t=0 gibt's aber keine
>> Energie sondern nur 0/0, also undefiniert.
>
> Diese kindliche Betrachtung auf Niveau eine Fünftklässlers führt hier
> nicht weiter.
> Es kommt drauf an, was in der infinitessimalen Umgebung mit den Größen
> passiert.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Regel_von_de_L%E2%80%99Hospital

Na dann rechne mal vor du Schlaukopf!

von Hans (piaggio)


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Volker B. schrieb:
> Nein, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Feldschw%C3%A4chung
> oder bei Drehfeldmaschinen:.........

Feldschwächung dient der Drehzahlerhöhung - aber hilft nicht das 
Drehmoment für die Bewältigung von starken Steigungen aufzubringen. Das 
war die ursprüngliche Frage.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Hans schrieb:

> Feldschwächung dient der Drehzahlerhöhung - aber hilft nicht das
> Drehmoment für die Bewältigung von starken Steigungen aufzubringen. Das
> war die ursprüngliche Frage.

Doch, denn wenn ich die Windungszahl der Maschine erhöhe, erhöhe ich 
deren Drehmoment (bezogen auf den Strom), erkaufe das aber mit einer 
geringeren maximalen Drehzahl -- was aber dank Feldschwächung kein 
Problem ist.

Du schriebst:
> Als zwangsläufigen Nebeneffekt hat man (nur) bei höheren
> Geschwindigkeiten hohe PS/kW-Zahlen. Das ist beeindruckend -aber nur von
> geringem echtem Nutzen.

Eben nicht. Durch die andere Wicklungsauslegung erreichst Du Deine 
Wunsch- bzw. Protzleistung bereits bei geringerer Drehzahl.

Gruß.
Volker

: Bearbeitet durch User
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