Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Solarlader für LiPolymer


von Andreas B. (bitverdreher)


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Hi,
ich plane eine ESP8266 mit Temperatur/Hum-sensor laufen zu lassen und 
via MQTT anzubinden. Das Ganze soll an einem 300mAh Li-polymer Akku 
laufen und dieser mit einer kleinen Solarzelle aufgeladen werden.
Gedacht habe ich dabei an eine Zelle LR0GC02 von Sharp (67x41mm, 5,7V 
Leerlauf, max.70mA).
Der ESP braucht ca. 4s um zu Messen. Ich veranschlage mal 150mA, die er 
dabei braucht. Dann geht es wieder für 10min in den Tiefschlaf. Das 
wären somit ca. 1mA, die im  Durchschnitt gebraucht werden. Falls das 
nicht reicht, kann man ohne weiteres auf 30min Tiefschlaf gehen. Das 
wären dann ca. 0.3mA.

Jetzt stellt sich die Frage nach der Ladeschaltung, die natürlich wenig 
Eigenverbrauch haben sollte.
Spontane Idee: TL431 als Shuntregler nehmen und die Solarzelle über eine 
Schottkydiode an den Akku klemmen.
Hat jemand Erfahrungen mit Ladeschaltungen an Solarzellen in dieser 
Größenordnung und hat evtl. eine bessere Idee?
Wie sieht es mit der Selbstentladung einer solchen LiPolymerzelle aus?

Gruß
Andreas

von THOR (Gast)


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Kannst du machen, nen Tiefentladeschutz braucht der Akku aber auch noch.

Und bei 5V Ladespannung gehen dir bis zu 2/5 Leistung verloren. Entweder 
überdimensionieren oder MPPT.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hi,
als Tiefendladeschutz nehem ich (ähm) einfach mal die eingebaute 
Schutzschaltung. Ich weiß: böse, aber das braucht alles (knappen) Strom.
Wenn mir wirklich mal 2/5 der Leistung verloren gehen, habe ich hellsten 
Sonnenschein und der Akku ist eh bald voll.
Ich habe mir mal den BQ24650 als MPP Laderegler angeschaut, aber der 
genehmigt sich beim Laden selbst schon 2mA. Ob sich das lohnt?

Gruß
Andreas

von THOR (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Hi,
> als Tiefendladeschutz nehem ich (ähm) einfach mal die eingebaute
> Schutzschaltung. Ich weiß: böse, aber das braucht alles (knappen) Strom.
> Wenn mir wirklich mal 2/5 der Leistung verloren gehen, habe ich hellsten
> Sonnenschein und der Akku ist eh bald voll.

Nein, der Strom ist Beleuchtungsabhängig, die Spannung kaum. Du wirst 
immer 30-40% verschenken.
Ausserdem war die Rechnung 5V-3V, ergo leerer Akku. Und gerade wenn der 
Akku leer ist, willst du maximale Leistung in ihn reindrücken.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hi,
die Spannung ist die Leerlaufspannung. Bei Belastung (und erst recht 
wenn der Akku leer ist) wird sie runtergehen. Regulär sollte ich ja 
außerdem meistens ca. 3.6V am Akku haben. Ganz so schlimm wird es also 
nicht werden.
Oder weißt Du einen MPPT Regler, der wirklich sparsam ist?

Ich denke, ich werde mal einen Versuchsaufbau mit dem Akku und der 
Solarzelle machen und den Strom bei verschiedenen Beleuchtungen messen.

Gruß
Andreas

von THOR (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Hi,
> die Spannung ist die Leerlaufspannung. Bei Belastung (und erst recht
> wenn der Akku leer ist) wird sie runtergehen.

Deshalb habe ich mit optimistischen 5V gerechnet. Die geht aber auch bei 
vollem Akku auf 4,2V runter. Dein Wirkungsgrad und deine Solarleistung 
sind am höchsten, wenn der Akku voll ist, nicht gerade ideal, oder?

> Regulär sollte ich ja
> außerdem meistens ca. 3.6V am Akku haben. Ganz so schlimm wird es also
> nicht werden.

Eigentlich 3V, 3,6 ist die Nennspannung. Da ist der erst etwa zu Hälfte 
entladen, du verschenkst also 50% Kapazität.

> Oder weißt Du einen MPPT Regler, der wirklich sparsam ist?

2mA Eigenverbrauch sind keine 3%, besser als die 30% die du ohne MPPT 
hast.

> Ich denke, ich werde mal einen Versuchsaufbau mit dem Akku und der
> Solarzelle machen und den Strom bei verschiedenen Beleuchtungen messen.

Kannste dir sparen, steht im Datenblatt. Oder hast du zufällig eine 
künstliche Sonne daheim rumstehen?

von THOR (Gast)


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Du könntest natürlich auch eine Solarzelle mit etwa 3,5V Umpp suchen, 
das sind etwa 7 Zellen in Reihe.

Dann bist du auch ohne MPPT gut am MPP dran und zusätzlich wird die 
Zelle erst nach extrem langer Zeit 4,2V erreichen, das schont den Akku.

Wirkungsgrad bei 3V Akkuspannung immerhin 85%.

von Andreas B. (bitverdreher)


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THOR schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Hi,
>> die Spannung ist die Leerlaufspannung. Bei Belastung (und erst recht
>> wenn der Akku leer ist) wird sie runtergehen.
>
> Deshalb habe ich mit optimistischen 5V gerechnet. Die geht aber auch bei
> vollem Akku auf 4,2V runter. Dein Wirkungsgrad und deine Solarleistung
> sind am höchsten, wenn der Akku voll ist, nicht gerade ideal, oder?

5V sind sehr optimistisch, da ja schon 0,5V an der Diode abfallen.

>> Regulär sollte ich ja
>> außerdem meistens ca. 3.6V am Akku haben. Ganz so schlimm wird es also
>> nicht werden.
>
> Eigentlich 3V, 3,6 ist die Nennspannung. Da ist der erst etwa zu Hälfte
> entladen, du verschenkst also 50% Kapazität.

3.6V ist auch die Durchschnittspannung einer LiPolymerzelle. Kapazität 
verschenke ich, wenn die Dinger nicht vollgeladen werden. Und dann habe 
ich 4.1V.

>
>> Oder weißt Du einen MPPT Regler, der wirklich sparsam ist?
>
> 2mA Eigenverbrauch sind keine 3%, besser als die 30% die du ohne MPPT
> hast.
Hast Du mal an einer Solarzelle die Maximalleistung gesehen? Im 
Durchschnitt kann ich wohl eher von 10% ausgehen. Ich lebe ja nicht in 
Dubai.

>> Ich denke, ich werde mal einen Versuchsaufbau mit dem Akku und der
>> Solarzelle machen und den Strom bei verschiedenen Beleuchtungen messen.
>
> Kannste dir sparen, steht im Datenblatt. Oder hast du zufällig eine
> künstliche Sonne daheim rumstehen?

Im Datenblatt steht zwar einiges, aber das Laden einer LiIon Zelle eben 
nicht. Das sind keine ohmschen Widerstände, die man nach belieben auf 
den MPP stellen kann.
Außerdem fehlen mir dazu auch zu viele Daten, wie z.B. die 
Beleuchtugsstärke mit der man so rechne  kann.
Ich werde die Dinger einfach mal bei Sonnenlicht rauslegen und bei 
verschiedenen Abschatterungen messen. Erst manuell auf den MPP stellen, 
die abgegebene Leistung errechen und dann direkt den Akku dranhängen und 
der Strom messen. Dann hat man ja einen Vergleich.

Gruß
Andreas

von Richard B. (r71)


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Andreas B. schrieb:
> Hat jemand Erfahrungen mit Ladeschaltungen an Solarzellen in dieser
> Größenordnung und hat evtl. eine bessere Idee?

Für 300mA Li-Po ein Laderegler mit MPPT?

THOR schrieb:
> Du könntest natürlich auch eine Solarzelle mit etwa 3,5V Umpp suchen,
> das sind etwa 7 Zellen in Reihe.
>
> Dann bist du auch ohne MPPT gut am MPP dran und zusätzlich wird die
> Zelle erst nach extrem langer Zeit 4,2V erreichen, das schont den Akku.

Andreas B. schrieb:
> Oder weißt Du einen MPPT Regler, der wirklich sparsam ist?

2mA sind jetzt nicht viel ;)

von THOR (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> THOR schrieb:
>> Andreas B. schrieb:
>>> Hi,
>>> die Spannung ist die Leerlaufspannung. Bei Belastung (und erst recht
>>> wenn der Akku leer ist) wird sie runtergehen.
>>
>> Deshalb habe ich mit optimistischen 5V gerechnet. Die geht aber auch bei
>> vollem Akku auf 4,2V runter. Dein Wirkungsgrad und deine Solarleistung
>> sind am höchsten, wenn der Akku voll ist, nicht gerade ideal, oder?
>
> 5V sind sehr optimistisch, da ja schon 0,5V an der Diode abfallen.

Die hatte ich vergessen, hast Recht.

>>> Regulär sollte ich ja
>>> außerdem meistens ca. 3.6V am Akku haben. Ganz so schlimm wird es also
>>> nicht werden.
>>
>> Eigentlich 3V, 3,6 ist die Nennspannung. Da ist der erst etwa zu Hälfte
>> entladen, du verschenkst also 50% Kapazität.
>
> 3.6V ist auch die Durchschnittspannung einer LiPolymerzelle. Kapazität
> verschenke ich, wenn die Dinger nicht vollgeladen werden. Und dann habe
> ich 4.1V.

Haarspalter. Bei 4,1V ist die Zelle zu 90% voll, lebt dafür aber auch 
doppelt so lang.

>>
>>> Oder weißt Du einen MPPT Regler, der wirklich sparsam ist?
>>
>> 2mA Eigenverbrauch sind keine 3%, besser als die 30% die du ohne MPPT
>> hast.
> Hast Du mal an einer Solarzelle die Maximalleistung gesehen? Im
> Durchschnitt kann ich wohl eher von 10% ausgehen. Ich lebe ja nicht in
> Dubai.

Ich lade damit täglich mein Handy und hab das auch schon durchgemessen. 
1000W/m² sind bei 90° Bestrahlung auch in Deutschland durchaus drin, und 
nicht nur im Hochsommer. Bei fester Ausrichtung musst du natürlich nen 
Kompromiss finden, da gibts dann Ertragsformeln für.

>>> Ich denke, ich werde mal einen Versuchsaufbau mit dem Akku und der
>>> Solarzelle machen und den Strom bei verschiedenen Beleuchtungen messen.
>>
>> Kannste dir sparen, steht im Datenblatt. Oder hast du zufällig eine
>> künstliche Sonne daheim rumstehen?
>
> Im Datenblatt steht zwar einiges, aber das Laden einer LiIon Zelle eben
> nicht. Das sind keine ohmschen Widerstände, die man nach belieben auf
> den MPP stellen kann.

Wenn P = I² * R nicht hilft, dann P = U*I vielleicht?

von Andreas B. (bitverdreher)


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Richard B. schrieb:
>
> 2mA sind jetzt nicht viel ;)

wenn man mit vielleicht 10mA Solarstrom rechnet, schon.

Gruß
Andreas

von Richard B. (r71)


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Andreas B. schrieb:
> Hast Du mal an einer Solarzelle die Maximalleistung gesehen?
> Im Durchschnitt kann ich wohl eher von 10% ausgehen.

Im Sommer hast du um die 98%
5-10% hast du erst bei stark Bewölkt.

von Andreas B. (bitverdreher)


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THOR schrieb:
> Wenn P = I² * R nicht hilft, dann P = U*I vielleicht?

wenn man eine Beleuchtungsstärke hat. In "Current Power voltage 
characteristics" ist sogar die Leistung <4V weitgehend unabhängig von 
der Spannung. Das spricht eigentlich für das direkte dranklemmen.

Gruß
Andreas

von Andreas B. (bitverdreher)


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Hi,
hier mal eine Rückmeldung.
Die Ladeschaltung besteht jetzt aus einem simplen Shuntregler mit dem 
TL431.
Das ESP Dingens liefert mir seit einem Monat brav seine Klimawerte. 
Allerdings lasse ich ihn nur alle 30min aufwecken.
Die Energiebilanz ist bis jetzt positiv, wie man an den mitgemessenen 
Spannungsverlauf sieht. Also für die Gegend Tokyo reicht das dicke. Hier 
wird der Akku meist ca. 4h am Tag geladen, wenn die Sonne scheint.
Allerdings ohne Sonne geht da gar nichts. Um irgend etwas zu laden muß 
die Sonne mindestens hinter den Wolken sichbar sein. Dann kommen ca. 
0.5mA. Bei voller (Winter-)Sonne wird der Akku mit >60mA geladen. So 
gesehen wird die Solarzelle gut ausgenutzt.
In D wird es vermutlich etwas mehr Akku und Solarzelle brauchen.

Thor: Danke nochmal. Der Hinweis
> Wenn P = I² * R nicht hilft, dann P = U*I vielleicht?
hat meine Denkblockade gelöst und mich auf das richtige Diagramm 
hingewiesen.

Gruß
Andreas

von Richard B. (r71)


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: Bearbeitet durch User
von THOR (Gast)


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Richard B. schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Um irgend etwas zu laden muß die Sonne mindestens
>> hinter den Wolken sichbar sein. Dann kommen ca. 0.5mA
>
> Das ist IMHO zu wenig. Bei welcher Spannung/Temperatur?
> Ich hätte da eher mit 2-8mA gerechnet.

Wir haben Anfang Januar, was erwartest du. Die Sonne trifft in so nem 
flachen Winkel auf die Wolkendecke auf, da wundert es mich kaum dass da 
fast nichts ankommt.

Denk dran dass das Auge logarithmische Empfindlichkeit hat.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Richard B. schrieb:
> Bis auf die 0.5mA klingt das gut.
>
> Andreas B. schrieb:
>> Um irgend etwas zu laden muß die Sonne mindestens
>> hinter den Wolken sichbar sein. Dann kommen ca. 0.5mA
>
> Das ist IMHO zu wenig. Bei welcher Spannung/Temperatur?
> Ich hätte da eher mit 2-8mA gerechnet.

Finde ich jetzt nicht. Nur zum Verständnis: Ich meine keine direkte 
Sonneneinstrahlung, sondern den Zustand, daß man gerade den Stand der 
Sonne hinter den Wolken erkennen kann.
5-10mA bekomme ich wenn die Sonne durch den Dunst strahlt, also man 
schon nicht mehr in die Sonnne schauen kann.
Wie gesagt, wir sprechen hier vom Ladestrom.

>
> Welche Solarzelle verwendest du?
>
steht oben: LR0GC02 von Sharp (67x41mm, 5,7V Leerlauf, max.70mA).

THOR schrieb:
> Wir haben Anfang Januar, was erwartest du. Die Sonne trifft in so nem
> flachen Winkel auf die Wolkendecke auf, da wundert es mich kaum dass da
> fast nichts ankommt.
Ich habe die Solarzelle in einen rechten Winkel zur Sonne gestellt (ca 
45°). Da kommt es schon relativ direkt drauf. Aber Du hast recht: Durch 
die Atmosphäre geht dabei schon etwas weg.

Aber 60mA Ladestrom von max. 70mA Spec ist für Wintersonne doch schon 
richtig gut. Diese Sharp Dinger scheinen doch irgendwie für LiIon laden 
gedacht. Das passt zu gut um Zufall zu sein.

Ich habe jetzt mal die Sleepzeit adaptiv abhängig von der Akkuspannung 
eingestellt. Wenn ich >4.1V Akkspannung habe, gehe ich auf 5min. Dann 
stufenweise bis 3.8V auf 30min. Mal schauen wie er es jetzt tut.

Gruß
Andreas

von Richard B. (r71)


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THOR schrieb:
> Wir haben Anfang Januar, was erwartest du.

Meine letzte Messung war mitte Dezember.
Stark bewölkt, die Sonne war nicht zu lokalisieren.

Ausrichtung: S/SW, 20° bis 45°

Spannung: ~17.8V
Strom: 8-12% (Relativ)

Mit 0,5mA hat er nur noch 0,8%.
Die 60mA sind aber wirklich gut.

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