Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Genaue Spannungsreferenz als Abfallprodukt ?


von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Ich mach mal einen eigenen Thread zu dem Thema auf ...

Im Patent US6091281 wird beschrieben wie eine genaue 
Referenzspannungsquelle mit Hilfe einer VCTXO erzeugt werden kann.

http://www.google.ch/patents/US6091281

Dazu gibt es Diskussionen auf VoltNuts und eevblog.

https://www.febo.com/pipermail/volt-nuts/2016-Octo...https://www.febo.com/pipermail/volt-nuts/2016-October/004969.html

http://www.eevblog.com/forum/metrology/another-method-to-get-a-precision-voltage-reference-does-it-make-sense/

Der Aufwand und die Kosten kommen schon in die Grössenordnung einer 
LTZ1000 aber wenn man dazu noch eine stabile Referenzfrequenz haben 
möchte relaviert sich das und die Stabilität soll besser sein.

Für genaue Frequenzen nutzt man am besten ein GPSDO und dort könnte man 
die Regelspannung nach der PLL theoretisch als Referenzspannung 
verwenden wenn man die auch noch auf Rauschen optimiert. Eine digitale 
PLL könnte auch die Abweichung dokumentieren und über einen DAC evtl. 
auch den Spannungsausgang der Referenz (im ppm Bereich) noch 
korrigieren.

Hat hier irgend jemand ein GPSDO und ein genaues Multimeter und könnte 
das mal als Anhaltspunkt loggen ?

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Mein GPSDO ist dafür wohl zu schlecht. Ich habe aber einen 
Doppelofenquarz mit eingebauter Referenz für die Ziehspannung und dachte 
da auch mal, dass der dann ja sicher ne tolle Referenzspannung 
mitbringt. Dem ist aber nicht so. Der DOCXO ist auch relativ 
unempfindlich was die Spannung angeht. Soll heißen mit 0-5V kann man den 
nicht sehr weit ziehen dementsprechend muss die Spannung auch nicht 
super stabil sein.

Und da frage ich mich dann ob es überhaupt sinnvoll ist als 
Spannungsnormal einen VCO zu nutzen. Ist da nicht meinst eine 
Varactor-Diode drin um den Oszillator zu verstimmen? Ich glaube 
irgendwie nicht, dass das Verhältnis von Spannung zu Frequenz wirklich 
so stabil ist, dass man damit einer LTZ1000 auch nur annähernd das 
Wasser reichen könnte.

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Ich habe hier auch OCXO mit eingebauter Referenzspannungsquelle für die 
Abstimmung. Vielleicht könnte man die verwenden und mit der PLL 
Ausgangsspannung irgendwie verrechnen.

Das war auch meine Beführchtung, das die Regelsteilheit viel zu gering 
ist.
Bei meinen OCXO liegt der Abstimmungsbereich bei 3ppm. Das könnte man 
zwar spreitzen aber dann kommt man schnell in Grössenordnungen wo 
Rauschen und Thermospannungen einem das Leben schwer machen.

Interessant wäre es aber schon, weil man durch GPS auch eine 
Langzeitstabilität bekommen sollte ...

Eine LTZ1000 ohne Nachkalibrierung wäre ja auch was schönes ;-)

von Lurchi (Gast)


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Ein VCO als Spannungsreferenz ist sehr um die Ecke. Fast immer ist da 
eine (ggf. auch mal 2) Varactordiode drin. Wenn überhaupt würde man eine 
Kapazitätsbrücke mit einer (oder 2) Varactordioden und Stabilen 
Vergleichskondensatoren (ggf. auch spannungsabhängig) nutzen. Das ganze 
dann in einer Regelschleife um die Brücke Abzugleichen und mit 
Temperaturregelung.

Einen kleinen Vorteil hat so einen Varactordiode / kapazitive Brücke 
schon: die Brücke hat fast keine Verlustleistung und kann daher gut 
thermisch stabilisiert werde. Als Nachteil ist man aber empfindlich auf 
Drift parasitärer Kapazitäten, etwa durch Feuchtigkeit in der Platine. 
Das ganze sollte also schon hermetisch gekapselt sein.

Bessere Chancen für einen alternative Referenz sehe ich da eher in einem 
JFET und passendem Widerstand als Konstant-Stromquelle.

von branadic (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Bessere Chancen für einen alternative Referenz sehe ich da eher in einem
> JFET und passendem Widerstand als Konstant-Stromquelle.

Das wäre dann das hier:

http://www.eevblog.com/forum/metrology/building-your-own-voltage-reference-the-jvr/

von Purzel H. (hacky)


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>Im Patent US6091281 wird beschrieben wie eine genaue Referenzspannungsquelle mit 
Hilfe einer VCTXO erzeugt werden kann.

Ja, ja. Wie druecke ich ein Patent raus, aka ich will auch ein Patent. 
Nicht alles was patentiert ist gut, und nicht alles muss funktionieren.

Bei genauer Ansicht von Patenten, faellt auf, dass Patente erstmal 
Geschaeftsinteressen verfolgen, zweitens die Erfindungshoehe zwischen 
negativ, Null und quasi Null liegt. Und vielfach gar nicht erst 
funktioneren. Verkuerzt : Patente sind oft Ramsch, Dreck, Abfall. Wenn 
man auch nur 5 Minuten ueberlegt kommt etwas besseres raus.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Offensichtlich hattest Du schon einen Vorahnung:

Hans-Georg L. schrieb:
> ... Abfallprodukt ?


Ich würde das frequenzbestimmende, spannungsabhängige Bauteil nicht dazu 
benutzen, um eine Referenzspannung damit zu regeln.

Aber die Firma hat ein Patent mehr. Damit ist sie bei einer Übernahme 
mehr wert.


Gruß

Jobst

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Jobst M. schrieb:
> Ich würde das frequenzbestimmende, spannungsabhängige Bauteil nicht dazu
> benutzen, um eine Referenzspannung damit zu regeln.
>

Immerhin wird dieses Bauteil benutzt um Oszillatoren auf 0,01 ppm stabil 
zu halten.

Ich glaube auch nicht, das man mit diesem Vefahren auch nur annähernd in 
die Grössenordnung einer LTZ1000 kommt.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Hans-Georg L. schrieb:
> Immerhin wird dieses Bauteil benutzt um Oszillatoren auf 0,01 ppm stabil
> zu halten.

Ja. z.B. im Zusammenhang mit einer PLL, welche die Spannung dann 
nachregelt.


Gruß

Jobst

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Jobst M. schrieb:
> Hans-Georg L. schrieb:
>> Immerhin wird dieses Bauteil benutzt um Oszillatoren auf 0,01 ppm stabil
>> zu halten.
>
> Ja. z.B. im Zusammenhang mit einer PLL, welche die Spannung dann
> nachregelt.
>

Ein guter OCXO erreicht das ohne PLL .. aber mit Temperaturregelung und 
SC Schnitt Quarzen.

von Ralph B. (rberres)


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Wie in dem Patent schon beschrieben, wäre die erste Wahl für eine 
Referenzspannung ein Josephson-Spannungsnormal.

Diese erfordert eine hochgenaue Mikrowellenfrequenz.

Das ganze ist nicht ganz billig und für den Ottonormalverbraucher 
finanziell nicht darstellbar. Die PTB hat sowas als Hüter der 
Normalgrößen.

Ralph Berres

von Lurchi (Gast)


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Für eine Referenzspannung braucht man schon ein (nichtlinear) 
spannungsabhängiges Bauteil. Das könnte auch eine nichlineare Kapazität 
sein.

Es macht aber keinen großen Sinn die Kapazitätsänderung über den Umweg 
Quarzoszillator zu messen. Für die Messung kleiner Kapazitätsänderungen 
gibt es bessere Möglichkeiten. Vor allem die Langzeitstabilität ist mit 
dem VCO sehr fraglich, vom kurzzeitigen Rauschen mag es ggf. noch gehen 
die sehr hohe nötige Auflösung machte es aber umständlich.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Auch wenn die Steuerspannung des VCOs so stabil waere, haette der VCO 
eine Speisespannungsabhaengigkeit, und eine Temperaturabhaengigkeit.

von Jens (Gast)


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Die viel wichtigere Frage ist doch, ob und wie sich eine 
Spannungsreferenz mit dem GPS Signal in irgendeiner Weise nachführen 
lässt, um die Langzeitstabilität zu verbessern.
Hat hierzu jemand mögliche Ideen, wie sich soetwas realisieren lässt? 
Konkret ist hier ja schon die LTZ1000 gefallen, die ja auch mit einigen 
ppm/Jahr daher kommt, aber eine sehr gute Kurzzeitstabilität aufweist.

von Achim H. (anymouse)


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Jens schrieb:
> Die viel wichtigere Frage ist doch, ob und wie sich eine
> Spannungsreferenz mit dem GPS Signal in irgendeiner Weise nachführen
> lässt, um die Langzeitstabilität zu verbessern.

Das ist doch die Aussage des Patents -- die ich insofern glaube:

Man nehme den hochpräzisen (!) VCO -- oder auch 
Spannung-Frequenz-Konverter -- und vergleiche dessen 
Ausgangssignal-Frequenz mit einer hochgenauen Frequenz, etwa von einem 
GPSDO. Über die Differenz wird die Kontrollspannung des VCO geregelt.

Details zu einer möglichen Umsetzung stehen im Patent, oder analog in 
jeder PLL-Beschreibung bei Verwendung eines Frequenzverhältnisses von 
genau 1:1.



Das Problem sehe ich aber genau bei der Erstellung des genannten VCO, 
dessen Übertragungsfunktion "Spannung -> Frequenz" hochpräzise und 
langzeitstabil sein muss, und zwar möglichst in der gleichen 
Größenordnung wie die Referenzfrequenz (GPSDO), oder zumindest besser 
als die zu ersetzende (und aufwandsvergleichbare) Spannungreferenz.

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Die PLL regelt die Frequenz deines VCO nach und das ist stabil und kein 
Problem.

Aber einen VCO zu bauen dessen Übertragungskennlinie in der gewünschten 
Genauigkeit und Temperaturbereich stabil ist, stell ich mir sportlich 
vor. ;-)

von Jens (Gast)


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Hans-Georg L. schrieb:
> Aber einen VCO zu bauen dessen Übertragungskennlinie in der gewünschten
> Genauigkeit und Temperaturbereich stabil ist, stell ich mir sportlich
> vor. ;-)

Sportlich oder unmöglich?

von Lurchi (Gast)


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Die Steuerspannung des VCO hat 2 Beiträge zur Drift: einmal die Drift 
des resonanten Teils (also etwa LC Teil) und dann die Drift der 
Einstellelemente (in der Regel Varicaps). So wirklich praktisch für eine 
Spannungsreferenz kommt mir der VCO nicht vor. Der Oszillator ist nur 
eine Möglichkeit eine sich ändernde Kapazität zu messen, ggf. recht gut 
beim Rauschen, aber nicht unbedingt gut bei der Drift.

Für eine langzeitstabile Kapazitätsmessung sollte eine Kapazitätsbrücke 
besser geeignet sein als ein Oszillator den man über die Kapazität 
verstimmt.

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Jens schrieb:
> Hans-Georg L. schrieb:
>> Aber einen VCO zu bauen dessen Übertragungskennlinie in der gewünschten
>> Genauigkeit und Temperaturbereich stabil ist, stell ich mir sportlich
>> vor. ;-)
>
> Sportlich oder unmöglich?

Als Weitbereichs Oszillator sicher unmöglich und rein analog 
wahrscheinlich auch.

Nehmen wir ml an wir wollen die LTZ100 mit 0,5 ppm schlagen und eine 
Referenz mit 0,1ppm und Langzeit stabil bauen.

GPDSO mit 10Mhz Ausgang als Referenz wäre stabil genug.

So als Schnellschuss ..

Jetzt bauen wir einen VCO der die 0,1ppm (Spannung) in 10ppm (Frequenz) 
Änderung linear umsetzt. Die beiden Frequenzen mischen wir zu einer 
Beatfrequenz von 100Hz und nach einem Tiefpass haben wir die 
Regelspannung. Die Regelspannung wird aber verrauscht sein und so nicht 
direkt verwendbar.
Vielleicht könnte man jetzt die Regelspannung digitalisieren und mit FFT 
und Korrelation etwas machen und auch evtl. Nichtlinearitäten im VCO 
rausrechnen. Ein schönes Bastelprojekt ;-)

von IUnknown (Gast)


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Das ganze ist mal wieder Unfug. Im Endeffekt bauen die eine
PLL auf und damit einen Regelkreis. Der Sinn eines Regelkreises
ist es aber die Ausgangsgröße nachzuführen, weil man eben
keinen perfekten VCO hat. Auch wenn das Ausgangssignal
durch die Wirkung des Reglers stabil ist heißt das in keinster
Weise, dass die Stellgröße stabil sein muss.

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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IUnknown schrieb:
> Das ganze ist mal wieder Unfug. Im Endeffekt bauen die eine
> PLL auf und damit einen Regelkreis. Der Sinn eines Regelkreises
> ist es aber die Ausgangsgröße nachzuführen, weil man eben
> keinen perfekten VCO hat. Auch wenn das Ausgangssignal
> durch die Wirkung des Reglers stabil ist heißt das in keinster
> Weise, dass die Stellgröße stabil sein muss.

Es funktioniert ja auch das man aus genauen Frequenzen genaue Spannungen 
erzeugen kann, aber nicht so wie im Patent sondern wie es die PTB macht

https://www.ptb.de/cms/ptb/fachabteilungen/abt2/abt2-josephson.html

von Ralph B. (rberres)


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Hans-Georg L. schrieb:
> Es funktioniert ja auch das man aus genauen Frequenzen genaue Spannungen
> erzeugen kann, aber nicht so wie im Patent sondern wie es die PTB macht
>
> https://www.ptb.de/cms/ptb/fachabteilungen/abt2/abt2-josephson.html

was auch Sinn macht.

Man kann heute Frequenzen um Größenordnungen genauer erzeugen als 
Spannungen.

Cäsiumfrequenznormale mit 10ex-13 sind heute schon fast veraltet. Heute 
kann man 10ex-18 erreichen.

Nur welcher normale Hobbyist benötigt das?

Ralph Berres

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