Hallo Im Hobbybereich ist es ja für die nicht durch Beruf- oder Hochschulausbildung vorbelasteten durchaus üblich Schaltungsentwürfe nicht hinreichend genau (inbesondere den Einfluss des Platinenlayout) simulieren zu können. Also baut man seinen Prototyp auf eine "Laborkarte" auf. Wie man da für sich am besten bei THT Bauelementen vorgeht ist oft durch Jahrelange Erfahrung erlernt. Also z.B. das Vorgehen wo in etwa die Bauelemente plaziert werden, welche Leitungen isoliert ausgeführt werden und welche nicht, welche Leitungen auf der Vorderseite verlegt werden, welche auf der Rückseite usw. hat man oft "in Blut". SMD Verarbeitung auf hochwertigen "fertigen" Platinen ist auch bei händischer verarbeitung eine wahre Freude und nach etwas Einarbeitung sogar schneller und problemfreier als THT Handbestückung. Aber wie geht man als Hobbyist bei SMD Prototypen vor zu den man (noch) kein Layout erstellt hat und/oder aus Kosten und Zeitgründen keine Platine anfertigen (lassen) möchte. Mit Litze bzw. Drähten SMD Bauteile zu verbinden ist oft schwierig bis unmöglich. Auch ist es schwierig auf eine SMD "Laborkarte" den Platzvorteil den SMD Bauteile bieten wirklich zu nutzen, auch die guten HF Eigenschaften zu nutzen ist auf einer SMD "Laborkarte" nicht so einfach. Wenn dann auch noch die "ganz kleinen SMD Baurößen" mit sehr vielen Anschlüssen dazu kommen steht man schnell auf dem Schlauch. Gibt es eine Seite, ein Buch, oder kann jemand aus eigener Erfahrung beschreiben wie man "funktionierende" SMD Schaltungen auf SMD Laborkarten aufbaut welche die Vorteile der SMD Bauteile auch wirklich ausnutzen (vor allem den Platzvorteil) und auch im privaten (Hobby) Bereich produktiv eingesetzt werden können? Mann kann zwar als geübter THT Nutzer sehr kompakte bauen (dann aber nicht unbedingt Wartungsfreundlich) aber Fakt ist das nicht erst seit gesten viele Bauelemente gar nicht mehr in THT Form zu bekommen sind. Paul P. (Frohe Feiertage)
Paul P. schrieb: > Aber wie geht man als Hobbyist bei SMD Prototypen vor zu den man (noch) > kein Layout erstellt hat und/oder aus Kosten und Zeitgründen keine > Platine anfertigen (lassen) möchte. Die Bauteile auf Adapterplatinen löten die dann im Experimentiersteckbrett oder Lochrasterplatine landen, falls man die Bauteile nicht, wie 0805 SMD und STO23, direkt auf Lochraster löten kann.
Da hast du leider keine Chance. Man kann mit Fädeldraht einiges hinkriegen, das ist aber extrem fummelig. Zügig arbeiten kann man damit leider auch nicht. Die Lösung ist hier aber relativ einfach: Du musst dir deine Platinen ätzen. Das ist bei reiner SMD-Bestückung schnell gemacht (Bohren nervt!) und schon nach kurzer Einarbeitungszeit mit guter Qualität durchführbar. Allerdings verlangt das von dir als Layouter einiges ab: Einseitige SMD-Layouts sind sehr anspruchsvoll. Empfehlenswert ist hier der Gebrauch von 0-Ohm-Widerständen in der Größe 1206 als Brücke über Leiterbahnen. Wenn du mehr Zeit hast und nicht sofort Ergebnisse willst, kannst du Platinen natürlich auch kostengünstig bestellen. Das dauert dann allerdings.
Bei ganz einfachen Sachen direkt auf Lochraster und mit Breakout-Adaptern arbeiten. Wenn es komplexer wird, dann in Modulen denken und arbeiten: also die Schaltung in verschiedene Funktionsblöcke aufteilen. Diese Module verwendest Du im Idealfall für verschiedene Schaltungen und hast sie am besten schon als professionell gefertigte Platine vorliegen wenn sie sich früher schon mal als tauglich bewiesen haben. Häufig kann man sowas auch schon fertig kaufen, z.B. als Demoboard für µCs vom Hersteller. Oder z.B. sowas hier: https://www.aliexpress.com/item//32473214083.html Wenn Du ein neues Modul entwickelst, dann überlege Dir die nötigen Verbindungen zur restlichen Schaltung. Die führst Du dann als Steckerleisten aus und kannst das dann mit Drähten zum Rest verbinden. Oder eine große Lochrasterplatine untendrunter, in die die verschiedenen Module mit Buchsenleisten reingesteckt werden. Auf dem Modul selbst so eng und 3-dimensional wie möglich oder praktisch verdrahten. Also z.B. mit Kupferlackdraht oben über die Bauteile rüber und unten auf der Unterseite drunter etc. Weil das Modul nur noch ne begrenzte Komplexität hat, kann man das Layout meist schnell auf Papier mit Bleistift hinmalen. Wenn ein Ansatz für ein Modul sich als nicht ausreichend erwiesen hat, kann man das ganze Modul gegen ein anderes Modul austauschen. So kann man schnell verschiedene Varianten durchtesten, bis man die optimale Variante gefunden hat. Die alten Module aufheben und nicht versuchen umzubasteln, so kann man auch schnell wieder einen Schritt zurück machen falls eine Entwicklungsidee sich als Sackgasse erwiesen hat. Wichtig ist immer auf saubere Steckverbinder zu achten. Mit Wackelkontakten, wie sie bei Breadboards schnell entstehen, vergeudet man sonst viel Zeit.
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Hallo Danke für die Tipps. Leider kommt letztendlich dabei heraus das die SMD Bauteile via Adapter oder direkt als fertige Module genutzt werden - schön um das Problem zu umgehen wenn es das Bauteil nur in SMD Ausführung gibt, aber leider nicht ein vollwertige Ersatz im SMD Bereich was mit THT "Laborkarten" (z.B. Lochraster) in der "THT Welt" möglich ist wenn man einige Erfahrung hat und unkonventionelle Wege geht. Die eindeutigen Vorteile die SMD bietet sind so leider nicht zu nutzen - letztendlich dann doch "nur" erweiterte THT Möglichkeiten, oder sogar direkt alles aus vorgefertigten Modulen zusammensetzen und viele wichtige "Kleinigkeiten" und Erkenntnisse abgenommen bekommen. "someone" hat wohl voll ins "Schwarze" getroffen - richtig SMD geht gut nur mit "echten" Platinen :-( Paul P.
Vielleicht googelt Du einfach mal nach "smd auf Lochraster" und schau Dir die Bilder an. Da gibt so viel Inspiration für kreative Bastler ...
> "someone" hat wohl voll ins "Schwarze" getroffen - richtig SMD geht gut > nur mit "echten" Platinen :-( Quatsch: http://www.criseis.ruhr.de/bilder/regler.jpg Und das ist nur ein beispiel mit eher grober Packungsdichte was sowieso gerade bei mir auf dem Server rumlag. Bei Sachen mit hoeherer Frequenz (>50Mhz) kleb ich auf die Unterseite noch Kupferfolie und hol mir da die Masse drueber her. Damit hab ich schon problemlos Sachen bis 500Mhz aufgebaut. Da muss man einfach etwas kreativ mit Messer und Faedeldraht sein. :) Olaf
0805 passt gut auf Lochraster, ansonsten bieten sich Adapter für schnelle Testaufbauten an. Wurde hier ja schon beides erwähnt. Mit Fädeldraht kann man sicher auch arbeiten, bei komplexeren Schaltungen wird das aber aufwändig und Fehlersuche macht da auch nicht so viel Spaß. Da Platinen inzwischen nicht mehr so viel kosten, kann man sich da schon mal eher eine Platine fertigen lassen. Besonders durch die geringe benötigte Fläche wird es noch mal günstiger gegenüber Urzeiten der THT-Hobbybastlerei. Bezüglich HF-Eigenschaften; wenn du weißt, worauf du bei THT achten musst, besteht hier kein Unterschied zu SMD, mit letzterem hast du eher Vorteile, da die Schaltung kompakter gegenüber der Wellenlänge wird. Hier müsste man aber noch mal abklären, was für dich HF ist, einige MHz bekommt man mit Lochraster sicher noch hin, aber spätestens im Gigaherzbereich würde ich Lochraster als ungeeignet ansehen. Hier übrigens mal ein Beispiel von sehr leidenschaftlich erstellten Prototypen samt Video; https://hackaday.com/2016/10/10/ne555s-smd-prototyping-is-a-work-of-art/ Ab wann einem hier ein CAD erstelltes Layout weniger Nerven kostet muss man aber selber entscheiden. Besonders, wenn man am Ende möglicherweise eh ein Layout benötigt.
Christoph B. schrieb: > Mit Fädeldraht kann man sicher auch arbeiten, bei komplexeren Schaltungen > wird das aber aufwändig und Fehlersuche macht da auch nicht so viel > Spaß. Ich hab mal versucht an einen FT232 dünne Litzen dran zu löten. Aber dafür scheine ich absolut kein Talent zu haben. Da arbeite ich lieben an meinem Platinenherstellungs-Prozess, dass ich so kleine Abstände evtl. gerade noch hin bekomme mit meinen primitiven Mitteln.
> Ich hab mal versucht an einen FT232 dünne Litzen dran zu löten. > Aber dafür scheine ich absolut kein Talent zu haben. Das muss man einfach machen und dabei lernen. Es ist auch noch keiner als Fahrradfahrer oder Schwimmer auf die Welt gekommen. Meine ersten Schaltungen sahen auch anders aus. :) > Da arbeite ich lieben an meinem Platinenherstellungs-Prozess, > dass ich so kleine Abstände evtl. gerade noch hin bekomme mit > meinen primitiven Mitteln. Ein FT232? Ich bitte dich. Wirf ein Blick auf das Bild. Der Controller ist ein QFN64 mit 0.5mm Pinabstand. Einfach nur ausgedruckt, belichtet, entwickelt und geaetzt. Keine Stunde Arbeit. Man muss es einfach nur wollen, und das gilt genauso fuers loeten. Das groesste Problem ist immer dieses 'ich kann ja nicht' im Kopf der Menschen. Olaf
Christoph B. schrieb: > Hier übrigens mal ein Beispiel von sehr leidenschaftlich erstellten > Prototypen samt Video; > https://hackaday.com/2016/10/10/ne555s-smd-prototyping-is-a-work-of-art/ Das ist eindrucksvoll, aber ob das noch unter die Kategorie Prototyp (im üblichen Sinne) fällt? Da hätte selbst ich alter Geizhalz mir wahrscheinlich lieber eine Platine entworfen und irgendwo fertigen lassen. Ich glaube das fällt eher in die Kategorie "Eiffelturm-mit-80000-Streichhölzern-bauen" aus Spaß an der handwerklich herausfordernden Arbeit. Mehr eine extremsportliche Herausforderung zur Entspannung und aus Liebe zur fitzeligen Detailarbeit und weniger ein "ich-will-das-heute-noch-funktionieren-sehen-also-frickel-ich-das-notdür ftig-auf-Lochraster-zusammen".
Olaf schrieb: > Ein FT232? Ich bitte dich. > > Wirf ein Blick auf das Bild. Der Controller ist ein QFN64 mit 0.5mm > Pinabstand. Einfach nur ausgedruckt, belichtet, entwickelt und geaetzt. > Keine Stunde Arbeit. Man muss es einfach nur wollen, und das gilt > genauso fuers loeten. Ja, es war mir einfach zu blöde an den Pins einzeln rumzulöten mit Drähten. Da hab ich mir erstmal alles rudimentäre zum Ätzen angeschafft (Fe3Cl, NaOH und ne UV Lampe). Derzeit Kämpf wiedermal mit dem neuen Tintenstrahler. Beim OfficeJet verlaufen die SSOP-28 Pads ineinander, was vorher beim Canon kein Problem war. Da muss man halt bissl fummeln, und bspw. im KiCad die Pads mal kleiner machen, damit die Tinte mehr Platz zum verlaufen hat. (Die Einstellungsmöglichkeiten bei dem Druckertreiber sind echt dürftig...) Ist auf jeden Fall angenehmer als mit Drähten rumzufummeln. Und wenn man das alles mal raus hat, notiert hat, dann kann man auch nach 3-4 Wochen noch relativ schnell ne Platine produzieren. Der Aufwand ist im Vergleich zu dem was in den Schaltplan und das Layout mit der CAD-Software seiner Wahl rein steckt echt vernachlässigbar.
Robin R. schrieb: > Ich hab mal versucht an einen FT232 dünne Litzen dran zu löten. > Aber dafür scheine ich absolut kein Talent zu haben. Der Trick ist, alles so arretiert zu haben, dass nichts wackelt bzw man nur noch Lötzinn hingeben muss. Also Draht nicht festhalten, sondern bereits an der Gegenseite verlötet haben oder verkleben. Bei Zweireihigen Bauteilen bietet es sich an, immer zwei gegenüberliegende Pins auf einmal zu machen; Draht auf Höhe einer Pinreihe komplett über das Bauteil spannen, festlöten, Mittelstück mir Skalpell entfernen. So schafft man auch 0,2mm Pads mit 0,2mm Zwischenraum. Das ist sicher nichts was man unbedingt machen will, aber wenn mal der passende Adapter fehlt oder man den Footprint verhauen hat.. ;-)
Es gibt noch Lochrasterplatienen mit 1,27mm Lochastand. Z.B. http://www.ebay.de/itm/3x-zweiseitig1-27mm-Lochabstand-6x8cm-Lochraster-platine-pcb-Leiterplatte-Board-/282077528788?hash=item41ad2182d4:g:sQAAAOSwZG9WkazU
> Es gibt noch Lochrasterplatienen mit 1,27mm Lochastand. Ja, die gibt es. Die sind aber sehr teuer. Ich schneide lieber mit einem Messer ein Pad in zwei Teile. Geht bei FR2 total easy. Man ist ja sparsam. :) > Der Trick ist, alles so arretiert zu haben, dass nichts > wackelt bzw man nur noch Lötzinn hingeben muss. Meine Meinung ist eher das man es einfach machen muss. Der Trick ist eignetlich das man seine Haende genau genug positionieren muss und das lernt man. > > https://hackaday.com/2016/10/10/ne555s-smd-prototy... > Das ist eindrucksvoll, aber ob das noch unter die Kategorie Prototyp (im Das sieht doch sehr nach 'Elmchan' aus? Ich schaetze den und was er baut eigentlich sehr, aber genau die Ordnung die auf den Bildern zu sehen ist finde ich nicht eindrucksvoll. Dadurch das die Leiterbahnen so toll nebeneinander her laufen hat man mehr Arbeit beim erstellen, mehr Verbrauch von Draht, mehr Aufwand wenn man zwischdrin mal was aendern muss. Und als Bonus ist die Schaltung dann schlechter weil das Uebersprechen zwischen den Leitern groesser wird. Nur das Gluecksgefuehl im Kopf beim betrachten ist groesser, aber das ist ein Fehler im menschlichen Gehirn den man ignorieren sollte. :-) Olaf
Olaf schrieb: > Meine Meinung ist eher das man es einfach machen muss. Der Trick ist > eignetlich das man seine Haende genau genug positionieren muss und das > lernt man. Wenn du das mit 0,2mm Abstand zum nächsten Pad sicher schaffst, ohne dabei an das nächste Pad zu kommen und eine Brücke zu bauen oder das kurz zuvor verlötete Pad wieder zu lösen, gut. Wenn die Lötstelle danach noch hält und sauber aussieht, Respekt ;-) Olaf schrieb: > Dadurch das die Leiterbahnen so toll > nebeneinander her laufen hat man mehr Arbeit beim erstellen, mehr > Verbrauch von Draht, mehr Aufwand wenn man zwischdrin mal was aendern > muss. Das mit dem Verbrauch von Draht kaufe ich dir nicht ganz ab ;-) Durch die Winkel kommen vll 10% mehr Draht dazu, insgesamt sind die Leitungen aber direkt auf der Platine geführt und kurz gehalten. Im Gegensatz zu dem Beispiel das du vorher gebracht hast, würde ich den Drahtverbrauch hier als geringer einschätzen, da hier keine Leitungen von der Platine weg in hohem Bogen durch die Luft gehen. Ein bisschen mehr Draht kann man übrigens sparen, wenn man die Komponenten dichter zusammen packt. Von dem Zeitauwand einer Fehlersuche mal abgesehen. Bei einem ordentlichen "Fädellayout" sind beide Enden der Leitung noch relativ einfach gefunden und die Gesamtfunktion ist auch halbwegs ersichtlich. Das wäre zumindest mir einen gewissen Aufpreis durch den Drahtverbrauch wert. > Und als Bonus ist die Schaltung dann schlechter weil das > Uebersprechen zwischen den Leitern groesser wird. Das Übersprechen dürfte sich bei der Lochrasterplatine aus dem von mir verlinkten Beispiel noch immer um Welten unterhalb des von einem TopoR Layouts bewegen. Wenn man jetzt aber tatsächlich anfangen will elektrische Eigenschaften heranzuziehen, kann man auch Laufzeitunterschieden anführen. Längenanpassung halte ich in dem ordentlich gemachtem "Layout" für deutlich einfacher zu erzielen. Aber ob es sich lohnt, sich auf einer Lochrasterplatine ohne Impedanzanpassung um solche Geschichten Gedanken zu machen, steht auf einem anderen Blatt ;-)
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