Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Maschinenbau: Welche Vertiefung ist sinnvoller?


von RHCP (Gast)


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Hallo Leute,
ich studiere Maschinenbau mit der Vertiefung Medizintechnik (Bachelor) 
und befinde mich nun im letzten Semester. Der Master dazu ist dann 
Medizintechnik als eigener Studiengang.

Ich mach mir Sorgen darüber später schwer einen Job zu finden und 
überlege mir deswegen meine Vertiefung zum traditionellen Maschinenbau 
zu wechseln. Ich möchte zwar gerne in der Medizintechnik arbeiten, nur 
habe ich mitbekommen, dass der Fachkräftemangel eine Lüge ist, weswegen 
ich bei der Vertiefungsrichtung Bedenken habe, da die Jobsuche wohl 
nicht so einfach laufen wird, wie es suggeriert wird.

Mit der Studienrichtung Medizintechnik kann man im Bereich 
Medizintechnik gut etwas finden. Nur gibt es generell weniger solche 
Betriebe. In meiner Großstadt etwa sechs, wobei es vom "normalen 
Maschinenbau" gefühlt zehnmal mehr gibt. Sollten sich also die Chancen 
in diesem Bereich nicht ergeben, werde ich wahrscheinlich Probleme haben 
mit dieser Vertiefung in einem Betrieb einer anderen Richtung fündig zu 
werden.

Mit der Studienrichtung Produktentwicklung ist man nicht auf eine 
Branche eingeschränkt und wird aufgrund der Studienrichtung keine 
Probleme haben etwas zu finden, da es auf alles zutrifft. Außerdem kann 
man bei uns später im Master der Produktentwicklung auch den Bereich 
Medizintechnik vertiefen.

Deswegen habe ich mir überlegt zu wechseln.
Was glaubt ihr, ist mein Gedankengang da richtig sich allgemeiner 
auszurichten oder ist es sinnvoller sich vollkommen in eine Richtung zu 
vertiefen, auch wenn die Angebote gering sind?

von Noch nicht Rentner (Gast)


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Es geht nicht ums Wechseln, eher um Verbreitern. Je breiter du 
abgestuetzt bist, desto besser. Wobei, ein Fach gehoert zu haben wenig 
Zusammenhang mit brauchbarem Wissen hat. Nach dem Studium geht's erst 
los. Da kommt jedes Jahr das Doppelte was bisher kam. Und dein gesammtes 
Wissen kannst du alle 6 Jahre komplett erneuern.

Die ersten paar Jahre geht es sowieso nur ums Lernen von neuem. Da ist 
es eigentlich fast egal wo man das macht.

Also, mit einen Job finden und in einem flauschigen Leben zuruecklehnen 
ist sowieso nichts.

von MaWin (Gast)


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Noch nicht Rentner schrieb:
> Es geht nicht ums Wechseln, eher um Verbreitern. Je breiter du
> abgestuetzt bist, desto besser.

Ach, bla bla. Man sucht Experten, nur die werden überdurchschnittlich 
bezahlt. Breit Aufgestellte sind nirgends exzellent und damit 
austauschbar. Aber Medizin ist derzeit in Mode weil sich damit viel 
verdienen lässt. Wer für die Zukunft gerüstet sein will, würde wohl 
besser das machen, was in 10 Jahren in Mode sein wird. Glücklicherweise 
weiss das niemand vorher. Aber Kamera und Vision in Robotern mit 
halbwegs KI (man denke an autonomes Fahren, aber es geht auch autonomes 
Erdbeerpflücken) ist dann technologisch möglich.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Als Absolvent ist man aber eh nicht Spezialist. Und eine Ahnung hat man 
auch nicht. Als Absolvent hat man mal am Lack gekratzt. Spezialist ist 
man vielleicht in 10 Jahren auf dem Gebiet.

von Der Andere (Gast)


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RHCP schrieb:
> Außerdem kann
> man bei uns später im Master der Produktentwicklung auch den Bereich
> Medizintechnik vertiefen.

Dann tu das. Der Personaler der dich einstellt hat sowiso keine Ahnung, 
der sieht Produktentwicklung und (wenn du das Anchreiben clever machst) 
daß du auch Medizintechnik gehört hast.
Damit hast du bessere Chancen auf eine Einladung und die Leute vom Fach 
erwarten von einem Anfänger eh kein Expertenwissen.

von Altmodischer Mensch (Gast)


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Vielleicht bin ich etwas: Sollte man nicht das studieren, was einem 
interessiert?

Die Berufswelt ändert sich doch eh immer schneller, und ein Leben mit 
allen möglichen Kehrtwenden kommt auch noch. Es ist doch vollkommen 
offen, was Du in 10 Jahren machst.

Wenn ich mir anschaue, welche Ausbildung ich mal gemacht habe und was 
ich heute mache, das hat nichts, aber auch gar nichts miteinander zu 
tun. Und bei den Kollegen ist es ähnlich. Die Minderheit sind 
Bilderbuch-Karrieristen, die absolute Mehrheit sind die "gebrochenen 
Lebensläufe" (was für ein ekliges Wort).

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Altmodischer Mensch schrieb:
> Sollte man nicht das studieren, was einem interessiert?
Dann also: Handy und Internet?

Mal im Ernst: sieh dir diese Abi-Abschluss-Bücher an, wo jeder Absolvent 
seine Interessen und Neigungen und seinen Berufswunsch darstellt. Bei 
gut 2/3 steht da: Weiß nicht!

Dann werden hehre Ziele ausgesucht. Und ganz zum Schluss wird dann einer 
auf Betriebswirt gemacht, weil man Buchhalter überall braucht.

von торфкопф (Gast)


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Ich hab mich auf die Richtungen spezialisiert, die auch wirtschaftlich 
nicht einengen. zB
- Hochspannung nicht, da es dafuer etwa eine Firma hier gibt.
- Kernenergie nicht, da keine Lust auf AKW, und die Standorte gefallen 
mir nicht
- keine Hochenergie Physik, da mir der standort nicht gefaellt, und ich 
keinen Beschleniger haben kann.

Ferner hab ich aus den verbleibenden die mit den Profesoren gewaehlt, 
die auf den Punkt kamen, und das Subject verstaendlich brachten. Solche, 
die 3 Lektionen lang nur rechneten, und man nachher vielleicht eine 
Ahnung hatte worums ging, eben nicht.
Eher : Das ist das Problem, das sind die Voraussetzungen, das sind die 
Loesungen, das sind die Zusammenhaenge. Fertig.

von Mark B. (markbrandis)


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Mit reinem, klassischem Maschinenbau alleine (also der mechanische und 
thermodynamische Teil) gewinnt man heutzutage eher keinen Blumentopf 
mehr. Alle modernen Maschinen sind mittlerweile elektronisch gesteuert. 
Auf einem Teil der Elektronik wiederum läuft entsprechende Software.

Von daher würde ich heute eher in die Richtung Mechatronik gehen und den 
Masterstudiengang entsprechend in diese Richtung auswählen.

Wenn jemand sich speziell für Medizintechnik interessiert und in genau 
diesem Bereich arbeiten will, spricht auch hier nichts dagegen. 
Medizintechnik als Branche wird es auch in ferner Zukunft noch geben. 
Bei klassischen Verbrennungsmotoren bin ich mir da nicht so sicher.

Auch zukunftsträchtig: Robotik und Automatisierungstechnik. Und da passt 
Mechatronik als Studiengang oder als Vertiefungsrichtung wiederum sehr 
gut dazu.

Generell kann man sagen, dass die moderne Forschung und Technik sich 
immer mehr an der Schnittstelle zwischen den verschiedenen Disziplinen 
abspielt. Wer also das Zusammenspiel von Mechanik, Elektronik und 
Informatik kapiert, welches eine moderne Maschine ausmacht, der hat 
schon mal keine so schlechten Chancen am Arbeitsmarkt.

: Bearbeitet durch User
von RHCP (Gast)


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Danke für die ganzen Antworten. Es war alles sehr aufschlussreich.

Also so wie ich das entnommen habe, macht es wohl schon Sinn sich breit 
gefächerter zu orientieren. Man kann ja nicht vorraussehen, wie sich 
alles entwickelt wird bezogen auf den Trend in der Technologie oder auch 
auf die eigene Person.
Später in der Berufswelt definiert sich dann auf jeden Fall anhand 
meiner Erfahrungen was meine Expertise sein wird.

Gibt es sonst noch Meinungen dazu?

von Maschbauer (Gast)


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Ich würde dir ebenfalls dazu raten dich breit aufzustellen.
Wo willst du deinen Master machen?
Ich kann dir die TU München empfehlen. Dort kannst du im Master 
Maschinenwesen aus ca. 200 Vorlesungen deine Module wählen. So hast du 
die Möglichkeit dir gezielt die Fächer auszusuchen. Dann kannst du einen 
schönen Mix aus Mechanik, Elektronik und Informatik wählen.

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