Hallo! Vielleicht eine etwas "komische" Frage: Wie haltet man es eigentlich mit den Personalpronomen in einer wissenschaftlichen Arbeit? Habe gerade für das Studium eine Thesis gelesen, die von einem Autor geschrieben wurde, allerdings verwendet dieser Autor durchgehend "we". "We present a new method for... There we agreed upon using Method A....". Bisher kannte ich vorallem die Anwendung des Passivs. Daher meine Frage: Was ist üblich? Mir kommt diese Verwendung von "we" irgendwie recht unprofessionell vor und abgesehen davon auch sehr eigenartig, da es ja nur einen Autor gab.
enge schrieb: > Daher meine Frage: Was ist üblich? Mir kommt diese Verwendung von "we" > irgendwie recht unprofessionell vor und abgesehen davon auch sehr > eigenartig, da es ja nur einen Autor gab. Hallo, also ich kenne das auch so, dass solche Arbeiten auch eher passiv geschrieben werden, aber dieses "we" kann man durchaus missverstehen. Auch wenn es nur einen Author der Arbeit gibt, heißt es nicht, dass auch nur eine Person an dem Thema gearbeitet hat. Genauso ist es durchaus üblich, als "wir" im Sinne von uns als Unternehmen oder Forschungsgruppe / -abteilung zu sprechen. Dann macht das schon einen anderen Eindruck. Viele Firmen, die wissenschaftliche Arbeiten unterstützen / anleiten, sprechen gerne vom "wir", auch wenn nur eine Person die ganze Arbeit vielleicht erledigt hat. :) Nach außen hat aber das Institut diese Arbeit ermöglicht und die einzelne Person hat diese durchgeführt und dokumentiert. Vielleicht ist das ja hier ähnlich. Aus den gegebenen Satzschnipseln kann man aber nicht viel in diese Richtung ableiten. Gruß Migelchen
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Eine wissenschaftliche Arbet soll neue Informationen über die Natur (der Dinge) dokumentieren. Sie muss personenunabhängig verifizierbar sein. Da bleibt eigentlich für "ich", "wir", "du" und "die Anderen" wenig Raum. Es ergibt sich einfach nicht die Notwendigkeit, diese Pronomen überhaupt zu benutzen - es sei denn man möchte unbedingt seine eigene Eitelkeit zur Schau stellen (wobei das dann mehr ein Thema für den Bereich Püschologie wäre...). Es muss doch wurscht sein, ob "ich" das gemacht habe oder ob jemand anderes dasselbe macht. Wenn nicht, dann kommt am Ende heraus: " Ich habe meine Hände aufgelegt und schon hat's geklappt. " Vielleicht sehen die Dissertationen im Fachbereich Esoterik ja so aus...
Mein Betreuer hat gesagt, Das singulare wir dürfe man nur als Krankenschwester verwenden: "Wie gehts uns denn heute?" :-) Prinzipiell sollte, wie du gesagt hast, eher das Passiv verwendet werden, insbesondere bei technischen Beschreibungen. Dagegen gibt es auch Situationen/Beschreibungen, wo klargestellt werden soll, dass man das selbst durchgeführt hat (und sich nicht auf Literatur etc. stützt). Durch geeignete Formulierungen kann man das ich/wir aber eigentlich immer vermeiden. Im Englischen scheint es mir aber eher möglich zu sein "we" zu verwenden wie im Deutschen das "wir".
Tommi schrieb: > Mein Betreuer hat gesagt in welcher Einrichtung bist du denn Untergebracht? Und warum lassen die euch da ins Internet?
enge schrieb: > Was ist üblich? deutsch: passiv englisch: we Im Zweifelsfalls musst du selber herausfinden, was in deinem speziellen Bereich üblich ist.
Cyblord -. schrieb: > in welcher Einrichtung bist du denn Untergebracht? :-) Im Irrenhaus, manche sagen auch Uni...
Im deutschen ist die erste Person unüblich in wissenschaftlichen Arbeiten. Im englischen ist das völlig in Ordnung, wobei ich das selbst jetzt aber auch nicht überstrapazieren würde. Aber bitte auch darauf achten, was bei euch im Fachbereich bzw. der Community so üblich ist.
np r. schrieb: > Da bleibt eigentlich für "ich", "wir", "du" und "die Anderen" wenig > Raum. Es ergibt sich einfach nicht die Notwendigkeit, diese Pronomen > überhaupt zu benutzen - es sei denn man möchte unbedingt seine eigene > Eitelkeit zur Schau stellen (wobei das dann mehr ein Thema für den > Bereich Püschologie wäre...). Wir teilen seine Sichtweise.
In vielen englischsprachigen Arbeiten wird das "we" verwendet, also der Paper-Style. Mein Betreuer meinte damals, das sei auch in Ordnung, weil ja auch andere (z.B. die Betreuer) ihren Beitrag dazu geleistet haben. Andererseits muss der Autor in der eidesatttlichen Erklärung das Gegenteil unterschreiben, nämlich dass er die Arbeit alleine verfasst hat. Insofern ist "we" sachlich falsch, denn es gibt kein "wir" in diesem Fall. Personen, die in irgendeiner Weise an dieser Arbeit beteilt waren, kannst Du in der Danksagung erwähnen, aber die wissenschaftliche Arbeit ist auf Deinem Mist gewachsen. Bleibt also entweder "I" oder das Passivum. Die Ich-Form ist formal richtig, wirkt aber etwas narzistisch, besonders in Abschnitten, wo das Ich sehr häufig vorkommt. Das Mittel der Wahl ist daher das Passivum. Es ist formal richtig, stilistisch am saubersten und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers nicht auf unwichtige Nebenschauplätze. Einzig in der allgemeinverständlichen Einleitung kannst Du notfalls die Ich-Form verwenden, weil Du dem Leser hier komprimiert klarmachen willst, was Du geleistet hast in Deiner Arbeit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pluralis_Majestatis ...um eine Person, meist einen Herrscher, als besonders mächtig oder würdig auszuzeichnen... Mein Gott! Danke, Majestät reicht als Anrede.
Christoph K. schrieb: > https://de.wikipedia.org/wiki/Pluralis_Majestatis > ...um eine Person, meist einen Herrscher, als besonders mächtig oder > würdig auszuzeichnen... > Mein Gott! > Danke, Majestät reicht als Anrede. Na ja, wenn Ihre Majestät sich bis zum Verweis auf den Duden durchgeklickt hätte, hätten Ihre Majestaet geruhen zu sehen, dass drei spezielle Formen bekannt sind: http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/pluralis-majestatis-pluralis-modestiae-und--krankenschwesternplural- - Pluralis Majestatis - Pluralis Modestiae - Krankenschwesternplural Daneben wird, aber offensichtlich nicht vom Duden, gelegentlich noch der - Pluralis Auctoris (Autorenplural) unterschieden. Bei dem "wir" in wissenschaftlichen Arbeiten handelt es sich häufig um den Pluralis Modestiae oder Pluralis Auctoris, nicht den Pluralis Majestatis. Da eine Verwechselung mit dem Pluralis Majestatis oder gar dem Krankenschwesternplural nicht ausgeschlossen ist und da die Schreibweise als veraltet gilt, sollte man trotzdem das "wir" in deutschen wissenschaftlichen Aufsätzen vermeiden. Ich muss gestehen, meine Diplomarbeit von Anno Tobak habe ich das "wir" verwendet. Wenn ich das heute lese lache ich mich kaputt. Ich habe zwei Ausreden: 1. Das war damals so, und 2. ist eine Diplomarbeit keine zitierfähige wissenschaftliche Arbeit.
Hat Guttenberg das "wir" benutzt? „Auf diesen Punkt wollen wir nicht weiter eingehen …“ https://de.wikipedia.org/wiki/Pluralis_Auctoris
Jack schrieb: > Ich muss gestehen, meine Diplomarbeit von Anno Tobak habe ich das "wir" > verwendet. Wenn ich das heute lese lache ich mich kaputt. Ich habe zwei > Ausreden: Statt dir irgendwelche Ausreden auszudenken, könntest du auch einfach zugeben, dass du unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidest. ;)
Habe meine Arbeit komplett im passiv auf Englisch geschrieben, fand das aber um ehrlich zu sein grausam! Es heißt ja immer man soll klar und verständlich schreiben, genau da wirken die Passivkonstrukte aber meiner Meinung nach nicht gerade förderlich. Und so kam es, dass auf wundersame Weise die Dinge, die für diese Arbeit erforderlich waren, erledigt wurden. Höchstwahrscheinlich waren höhere Mächte am Werk, der Autor aber war es bestimmt nicht, der hätte das ja sonst mal rein geschrieben.
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