Hallo, ich habe die Möglichkeit im weiteren Verlauf meines Studiums ein
paar Wahlmodule in Richtung Medizintechnik zu belegen. An sich finde ich
das Thema auch sehr interessant, also dachte ich, ich könnte mir gleich
mal einen Platz für mein Pflichtpraktikum (6 Monate) in diesem Bereich
suchen. Aber irgendwie sieht es da in Deutschland und speziell in meiner
Region (Sachsen) etwas mau aus. Dabei dachte ich insbesondere an die
Entwicklung von einerseits Messgeräten, aber auch an Herz- bzw.
Hirnschrittmacher. Die 2 größten Firmen sind sicherlich Siemens in
Erlangen und Medtronic in Meerbusch. Trotzdem scheint es im Bereich
Automatisierung etc. ein viel breiteres und größeres Jobangebot zu
geben. Hat jemand Erfahrung in diesem Zweig? Sind die Jobchancen gut als
Einsteiger mit einer entsprechenden Spezialisierung oder ist es eher
dürftig?
Grüße
Es ist immer gut etwas gehoert zu haben. Du bist nachher natuerlich
nicht darauf spezialisiert. Du hast dich interessiert, etwas gelernt,
und Interesse gezeigt.
Nach dem Studium musst irgendwo anheuern. Ja, per Praktikum, und
Faecherwahl Interesse gezeigt zu haben hilft auf alle Faelle. Und
irgendwann gegen 40, oder drueber, bist du dort, wo du etwas entwickeln
kannst. Vorher ist alles Lernen am Job.
Habe ich den Unterton, dass die Wahlfächer und das Praktikum jetzt eh
nicht so entscheidend sind, richtig verstanden? So im Sinne davon, dass
ich mich nach dem Studium auch auf Stellen bewerben kann, von deren
Thema ich eigentlich kaum Ahnung habe?
Automatisierung zahlt besser und es gibt mehr Auswahl. Medizintechnik
ist vom Entwicklungsprozess auch extrem Vorschriften und Dokulastig, das
macht nicht jedem spass.
Sofern du wirklich vor hast in der Medizintechnik zu arbeiten, macht es
für die Bewerbung natürlich Sinn ein entsprechendes Vertiefungsfach
gehabt zu haben. Sonst würde ich aber eher dazu tendieren
Automatisierungstechnik zu machen, da es allgemeiner ist.
Ich arbeite in der Medizintechnik als SW-Entwickler und habe weder im
Studium noch bei meinem Job davor, was mit Medizintechnik am Hut gehabt
- habe dadurch weder einen Vor- noch einen Nachteil.
studi schrieb:> So im Sinne davon, dass> ich mich nach dem Studium auch auf Stellen bewerben kann, von deren> Thema ich eigentlich kaum Ahnung habe?
Ja.
Und was heisst schon "keine Ahnung" alle Ing-fächer haben die gleichen
Grundlagenfächer: Physik und Mathe, bei den Elektro-Ings
(Machrichtentechniok, starkstrom, Medizintechnik, etc. pp.) sind die
Gemeinsamkeiten noch größer. Also kennst du als
Automatisierungstechniker schon mal mind. 50% eines Medizintechnikers.
Und die Relevanz der Studieninhalte wird m.E. stark überschätzt. Jeder
Absolvent -die mit Berufsausbildung mglw. ausgenommen) muss erst das
kleine Einmals des Büros lernen bspw. Scope bedienen, richtiges
Bauteile/Werkzeug auswählen, ....
Würde zu einer solchen Spezialisierung auch nicht raten, weil das die
Anzahl der Stellen, auf die du dich später bewerben kannst,
außerordentlich schmälert.
Bei der Thematik fällt mir eine Diskussion in der Kantine im
Röthelheimpark ein: Anlässlich einer internen Umstrukturierung der Med
wurde wieder mal die Frage erörtert, warum und wieso man eigentlich eine
eigene Produktion haben muss, wo doch Zollner so viel billiger ist.
Und es wurde hinterfragt, wozu man eine CO braucht, die Flachbaugruppen
entwickelt, wo doch die Jungs in St. Petersburg und Shenzen billiger
(und angeblich produktiver!!) sind.
Das Ergebnis war, dass der damalige neue CEO Peter Löscher unterstützt
durch MEd-Frontmann Marquart sich so positionierten, dass man alles
nutzen muss, was es an günstigen Chancen gäbe, Kosten zu sparen.
Das Ergebnis ist bekannt!
Etwas später habe Ich dann mal mit einem Mitarbeiter gesprochen, der
sich beklagte, dass sein Sohnemann, der in Erlangen Medizintechnik
studiert hat und in Uttenreuth wohnt, wegziehen muss nach Garching, um
Medizintechnik machen zu können, weil die Siemens bis auf weiteres keine
Medizintechniker mehr braucht. Der hat das dann zwei Jahre gemacht, ist
dann zurück NAch Nürnberg und ist da jetzt bei einem kleinen
Automotivezulieferer.
Siemens, der größte Arbeitgeber in der Med in Bayern, kann ihn jetzt
mal, weil die nur noch über Zeitarbeit einstellen. Der hausinterne
Dienstleister 4S hat ihm ein Angebot gemacht, er mag aber nicht. Lieber
beim Kleinen und dafür richtig fest.
"Medizintechnik" klingt toll aber der Markt ist schon lange gesättigt!
Schon in 2006 hat die Siemens da viel investiert und in den Sand
gesetzt, namentlich durch den Kauf von Dade Behring in Eschborn. Die
haben seiterher fast nur abgebaut und nix eingestellt. Viele hatten sich
da Hoffnungen gemacht, auch in Friedberg hier um die Ecke.
Besser ist es, man studiert Pharma und geht direkt zum OEM wie
Fresenius. Als Elektroniker in der Medizintechnik ist man auch
hausintern Zulieferer und kleines Rädchen. Aufsteigen ist da nicht.
Noch was zu Friedberg: Da gibt es momentan gleich 3 Studiengänge für
Ingenieure, Maschinenbauer und Informatik, die direkt oder indirekt was
mit Medizintechnik oder dem Umfeld der Medizin zu tun haben und die
Absolventen für die angebliche Zukunft rüsten sollen.
Erhebungen der Studentenschaft und des AStA, die Rückmeldungen haben,
zeigen aber, dass nicht einmal ein Fünftel dann auch in der MT arbeitet.
Es gibt auch gute Gründe, das nicht zu tun:
Wenn Du als Medizintechnikingenieur irgendwelche Fehler im Bereich
Dokumentation, Zulassung oder Prozessvorgehen machst und dies indirekt
zu Schäden an Patienten führt, kannst Du als kleiner Sachbearbeiter in
den Knast!
In der Fachgruppe DGBMT des VDE gab es mal einen Vortag dazu mit
etlichen Negativbeispielen. Da haben dann viele Interessierte dankend
abgewunken.
Ein Bekannter von mir arbeitet noch die der MED und berichtet mir dann
immer wieder mal davon, daß er zu wenig Zeit hast für Doku, für Tests
und trotzdem muss er die Unterschrift leisten, weil er vom Teamleiter
dazu gedrängt wird. So ist der Teamleiter dann aus dem Schneider, wenn
es mal hart auf hart kommt, weil er ja eine Unterschrift des Testers
hat.
Der dümmste Job den man machen kann, ist TESTER in der MEDIZINTECHNIK!
Du musst andauernd unterschreiben und Verantwortung unternehmen. Und
genau dafür werden ständig Anfänger gesucht, die man da einwerfen kann.
Leute mit 2-3 Jahren Berufserfahrung, die qualifiziert genug sind, den
Job zu machen und dumm genug, nicht zu wissen, worauf sie sich
einlassen.
Hi, ich studiere Medizintechnik.
Im technischen Bereich (auch in der Medizintechnik) bist du mit einem
allgemeinen Studium ohne diese Vertiefung sicherlich besser aufgestellt.
Vorteile hast du vl nur wenn du im Normenbereich oder Produktmanagement
arbeiten möchtest.
lg
Danke für die vielen Antworten! Dass sogar ein Ex-Siemensmitarbeiter aus
Erlangen hier antwortet, hatte ich nicht erwartet.
Ich denke, ich werde trotzdem mal 1-2 Wahlmodule von dem Bereich machen.
Und wenn es nur für mein eigenes Interesse ist.
Ich wünsche allen noch ein erholsames Wochenende
Da bald mein letztes Semester im Bachelor beginnt, stelle ich mir die
Frage in letzter Zeit sehr oft.
Mir macht das Studium extrem viel Spaß und ich gehe jeden Tag sehr gerne
hin. Dadurch habe ich auch ausschließlich sehr gute Noten. Zuvor habe
ich eine HTL (Österreich) im Bereich Elektronik absolviert. Meine
richtige Leidenschaft für Technik hat dort erst durch die Vertiefung in
Richtung Medizintechnik begonnen. Darum habe ich dann auch dieses
Studium gewählt (habe es auch nicht bereut).
Da ich mich auch privat mit Elektronik und Programmierung beschäftige,
sehe ich mein technisches Wissen auch durchaus über dem Niveau des
Studiums.
Würdet ihr mir raten etwas allgemeineres zu machen? (z.B
Automatisierungstechnik). Ich glaube ich könnte dadurch ebenso 99% aller
Medizintechnik Jobs machen und hätte wahrscheinlich auch noch bessere
Chancen im nicht medizinischen Umfeld.
Der Master Medical Engineering reizt mich trotzdem da er durchaus
interessante Themen behandelt und mich vom Curriculum eigentlich am
meisten anspricht.
Außerdem ist das Studium komplett auf Englisch und es wird der normale
Dipl. Ing. verliehen, was es an den FHs in Österreich so fast nicht
gibt. (Ich weiß dass Titel keine Aussage haben und im Grunde ist es mir
auch egal, dennoch ist es sehr verlockend den selben Titel wie ein Uni
Absolvent mit weitaus heftigerer Studienzeit zu haben.).
Wie seht ihr das?
Ich fühle mich aktuell nicht 100% gefordert, möchte mir aber auch das
Leben nicht unnnötig erschweren. Ein Großteil meines Wissens kommt durch
mein privates Interesse, welches ich habe weil mich das Studium
motiviert und nicht deprimiert. Leider wird das bei der Jobssuche keinen
interessieren.
Hallo zusammen,
ich studiere Mikro-und Medizintechnik(Master) an einer FH in NRW. Ich
kann vieles, was hier geschrieben worden ist, eigentlich nur bestätigen.
Viele von uns bereuen mittlerweile, dass sie Medizintechnik studiert
haben. Ich gehöre auch dazu. Wir haben drei Schwerpunkte die gewählt
werden können. Diejenigen die schlau genug waren haben
Mikrocomputersystem als Schwerpunkt genommen, damit sie noch eine Chance
als Ingenieur auf dem Arbeitsmarkt haben. Dieser Studiengang ist ein
technischer Studiengang mit Fächer wie Physik III(Quantenmechanik),
Digitale Signalverarbeitung, Sensorik und etc.
Ich beschäftige mich neben dem Studium mit C++ und AVR-Programmierung,
um zusätzliche Skills vorweisen zu können. Ich hoffe nur, dass das mir
bei der Jobssuche helfen wird. Die schwere Situation wurde mir später am
Ende des dritten Semester im Bachelor klar, da ich gemerkt hatte, dass
das Studium eigentlich zu oberflächlich gehalten wird. Zu diesem
Zeitpunkt kam ein Wechsel nicht in Frage, weil ich es durchziehen musste
und es blöd im Lebenslauf ausgesehen hätte.
Viele von uns würden mich euch Elektrotechniker tauschen. Es stimmt,
dass man einen allgemeinen technischen Studiengang studieren sollte,
weil man sich nachher auch spezialisieren kann. Die ganze Zeit mache ich
mir Gedanken darüber, wie die Arbeitssuche aussehen wird.
Einige meiner Kollegen waren auf der Medica 2016 und da kamen auch keine
guten Geschichten dabei raus. Da wurde nach den Jobaussichten in der
Entwicklung gefragt. Als Medizintechniker hast du wohl keine Chance, da
rein zu kommen. Natürlich wurde das ganze von den Herrschaften dort
freundlich formuliert.
LG
BMTler schrieb:> Einige meiner Kollegen waren auf der Medica 2016 und da kamen auch keine> guten Geschichten dabei raus.
Deshalb fällt der Neuzugang bei den Stellenanzeigen inhaltlich
wohl auch so jämmerlich aus. Doch Fachkräftemangel? Die Pendelei
zu diesem Kuhdorf dürfte da sicher nicht förderlich sein.
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