Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Brauche Hilfe beim Layout eines Differential-ADCs


von Timmy (Gast)


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Hallo,

ich versuche den ADC MCP3918 vernünftig zum Laufen zu bringen, bekomme 
es aber mangels Verständnis nicht hin. (Zugegeben sind die Ansprüche 
recht hoch...)

Aufgabe: Mit einem 10mOhm Shunt soll ein Strom auf 100uA genau gemessen 
werden. Daraus folgt, dass die Messung auf 1uV genau sein muss. 
Schwankungen bis 2uV sind tolerabel. Es handelt sich um eine statische 
Last. Zum Beispiel ein Lastwiderstand.

Ich habe mal eine Platine entworfen und geätzt. Damit habe ich aber das 
ärgerliche Problem, dass die gemessene Spannung um 10uV schwankt, wenn 
ich mich schnell zur Schaltung bewege oder mich von ihr wegbewege. 
Schüttle ich leicht dran rum, schwankt es auch um bis zu 20uV.

Noch schlimmer: Wenn ich ein loses Draht an einen Pin von LVK12 stecke, 
will er sofort eine Spannung von 10uV messen. Wie geht denn das??? Beide 
Pins des Shunts sind doch mit 10mOhm kurzgeschlossen?

Was habe ich beim Layout falsch gemacht? Ich dachte mit dem Tiefpass aus 
12k/1uF ist das Dingen bombenfest? Wohl falsch gedacht.

Bin für jede Hilfe dankbar.

PS: Die Spannungsversorgung für Analog und Digital trennen würde zwar 
das Rauschen weiter senken, erklärt aber meiner Meinung nach nicht das 
"Antennenphänomen".

von Joe F. (easylife)


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Timmy schrieb:
> Mit einem 10mOhm Shunt soll ein Strom auf 100uA genau gemessen
> werden. Daraus folgt, dass die Messung auf 1uV genau sein muss.

Wäre ein 100mOhm Shunt eine Alternative?

Timmy schrieb:
> Damit habe ich aber das
> ärgerliche Problem, dass die gemessene Spannung um 10uV schwankt, wenn
> ich mich schnell zur Schaltung bewege oder mich von ihr wegbewege.
> Schüttle ich leicht dran rum, schwankt es auch um bis zu 20uV.

Also ich würde sagen, damit liegst du bereits in einem erstaunlich guten 
Bereich.

Timmy schrieb:
> Ich dachte mit dem Tiefpass aus
> 12k/1uF ist das Dingen bombenfest? Wohl falsch gedacht.

Evtl. resultieren deine gemessenen Schwankungen aus HF Einstrahlungen. 
Die kann der Tiefpass mit 1uF nicht wegfiltern.
Eine Maßnahme könnte sein, noch weitere, kleinere Kondensatoren (10nF, 
100pF) parallel zu schalten.

Ausserdem ist eine freiliegende Platine ungeeignet, um ein hochpräzises 
Messinstrument zu beherbergen.
Ein Gehäuse aus Stahl, geschirmte Anschlussbuchsen sind hier notwendig.
Ausserdem eine entsprechend gute Filterung der Versorgungsspannung.

: Bearbeitet durch User
von Lurchi (Gast)


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So wie es aussieht ist der Gleichtakt Pegel für die DAC Eingänge nicht 
definiert. Die MCP39xx haben da einen recht kleinen zulässigen Bereich, 
dicht um GND. Im einfachsten Fall fehlt da nur eine Verbindung nach GND.

Vom Layout her ist es ungünstig das am Shunt recht wenig Kupferfläche 
zur Kühlung ist, und die auch noch etwas unsymmetrisch ist. Auch der 12 
K Widerstand so dicht am Shunt ist nicht ideal: eine Temperaturdifferent 
über den 12 K Widerstand könnte zu einer Thermospannung im 10 µV Bereich 
führen.

von Amateur (Gast)


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Bei hochempfindlichen Systemen ist das erste, was ich anlege eine 
Massefläche die auch den Namen verdient. Links und rechts von den 
Signalleitungen stehe ich auf Masse.
24 Bit und ADNG = DGND ?
24 Bit und AVDD = DVDD ?
Warum diesen extremen Tiefpass am Eingang? Willst Du denn auch, nach 
einer Änderung, irgendwann mal messen?

Entferne doch bitte diese unsägliche Spitze am "Bodenblech"!

Unter: BASIC APPLICATION CONFIGURATION steht noch so einiges zu einer 
sinnvollen Leiterbahnführung.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Timmy schrieb:
> Aufgabe: Mit einem 10mOhm Shunt soll ein Strom auf 100uA genau gemessen
> werden. Daraus folgt, dass die Messung auf 1uV genau sein muss.
Was sagte ich schon im 
Beitrag "Re: CH- vom Differential ADC mit GND verbinden?" zum 
Thema Layout?

> Was habe ich beim Layout falsch gemacht?
Du hast analog un digital überhaupt nicht getrennt. Der Takt ist ja ohne 
jegliche Trennung elektrisch gesehen direkt neben dem Eingang. Du musst 
solche signal voneinander trennen. Und zwar 1. räumlich und 2. mit einer 
Masseleiterbahn dazwischen. Darüber hinaus empfiehlt sich hier ein 
zweilagiges Layout, weil damit eine bessere Abschirmung erreicht werden 
kann.

> Ich dachte mit dem Tiefpass aus 12k/1uF ist das Dingen bombenfest?
> Wohl falsch gedacht.
Wohl wahr...
Weißt du, dass 1µV "ein Mückenschiss von gar nichts" ist? Und dass diese 
Abschirmungen in Oszilloskopen und Messgeräten nicht zur reinen 
Kostengenerierung dort eingebaut sind?

> Mit einem 10mOhm Shunt soll ein Strom auf 100uA genau gemessen werden
Wie ist denn dieser Widerstand an den Analogeingängen angeschlossen? Wie 
ist dort die Masseführung? Wie lange sind die Leitungen dorthin? Wie 
sind die Leitungen geführt? Sind sie geschirmt?

: Bearbeitet durch Moderator
von Timmy (Gast)


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Joe F. schrieb:
> Timmy schrieb:
>> Ich dachte mit dem Tiefpass aus
>> 12k/1uF ist das Dingen bombenfest? Wohl falsch gedacht.
>
> Evtl. resultieren deine gemessenen Schwankungen aus HF Einstrahlungen.
> Die kann der Tiefpass mit 1uF nicht wegfiltern.
> Eine Maßnahme könnte sein, noch weitere, kleinere Kondensatoren (10nF,
> 100pF) parallel zu schalten.

Gute Idee. Schaden tuts nicht. Ich habe jetzt einfach einen 0402er 10nF 
auf die Pins selbst gelegt. Der passt da wunderbar genau hin. Kann man 
natürlich nicht fertigen, aber ist eh nur Hobbybastelei.

von Timmy (Gast)


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Eine Sache habe ich schonmal rausgefunden. Wenn die Versorgungsspannung 
nur minimal schwankt, schwankt auch das Messergebnis. Das war mir so 
nicht bekannt und das verstehe ich auch jetzt nicht.

Gebe ich dem Wandler (stabile) 2.9V, zeigt er 20uV weniger an. Naja 
daran lags also.... Auf dem Steckbrett war der LDO unsauber 
angeschlossen. Leitung entfettet und schon lüppts. Tja dann kommt der 
LDO halt auch auf die Platine.

von Timmy (Gast)


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Achso "Messergebnis" heisst in diesem Fall, dass nichts am Shunt 
angeklemmt ist. Also reine Leerlaufmessung. Der Offset verschiebt sich 
also....

von Tany (Gast)


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Timmy schrieb:
> dass die Messung auf 1uV genau sein muss
Selbst bei viel besseren Chips von AD und TI ist es schwierig.
Und es wird mit 0805 Referenz auch nix werden.

von Timmy (Gast)


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Alles klar. Steht sogar im Datenblatt. Man muss nur GUCKEN...

Die interne Spannungsreferenz ist abhängig von der angelegten Spannung.

von Lurchi (Gast)


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Der Eingangswiderstand des ADC is relativ niedrig - mit dem internen 
Gain von 32 so im Bereich 33 K. Da sind die 12 K als Filterkondensator 
schon reichlich viel - eher so 100 Ohm wären passend.

Die Veränderungen der Ref. Spannung sollten bei der Nullmessung 
eigentlich kein Problem sein. Eher schon die DC power supply rejection. 
Die sollte aber nicht so schlecht sein.

von Arc N. (arc)


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Timmy schrieb:
> Eine Sache habe ich schonmal rausgefunden. Wenn die Versorgungsspannung
> nur minimal schwankt, schwankt auch das Messergebnis. Das war mir so
> nicht bekannt und das verstehe ich auch jetzt nicht.

PSRR Power Supply Rejection Ratio. Laut DB -73 dB d.h. pro Volt Änderung 
der Versorgungsspannung ändert sich der Offset um etwa 223 uV. Zudem 
hängt, wie schon erwähnt wurde, auch die interne Referenzspannung von 
der Versorgungsspannung ab

von Tany (Gast)


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Arc N. schrieb:
> pro Volt Änderung
> der Versorgungsspannung ändert sich der Offset um etwa 223 uV

Hinzu kommt noch: Pro erwärme °C ändert sich die Referenzspannung um 
10.8 µV.

von Christian K. (Gast)


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Schau mal ins Datenblatt. Eingangsnoise des MCP3918 beträgt 7.4uV RMS. 
Damit wird deine 1uV Auflösung utopisch. Meine Erfahrungen mit einem 
LTC2492 zeigen, das du bei einem 10mOhm Shunt mit symmetrischer 47 Ohm 
1uF Anschaltung nur dann auf dessen spezifierten 600nV Noise kommst, 
wenn Du den ADC symmetrisch isoliert zu diesem Shunt versorgst. Die 
resultierenden Eingangs-Biaströme zentrierenden Eingang dann auf 
ungefähr die halbe Versorgungspannung, aber nicht genau. SPI auch 
isoliert. Mit der internen Bandgap-Referenz mit 54uA des MCP3918 kommst 
du bei hoher Austeuerung Noise und Drift seitig auch nicht weit.

Im Endeffekt muß man auch bei den differentiellen Sigma Delta Wandlern 
das Eingangs Sample und Hold bis auf die gewünschte Auflösung "settlen" 
also bei 24 Bit irgendwas um 10-14 Tau des RC Eingangsfilters. Leider 
liegt die Abtastrate des Eingangs-S&H eines Sigma Deltas recht hoch beim 
zigtausendfachen der Abtastrate. Ein interner PGA macht das meist auch 
recht schlecht, daher der sehr hohe Noise.

Mit freundlichen Grüßen
Christian

von Lurchi (Gast)


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Die 7,4 mV RMS noise sind für eine hohe Abtastrate und Gain 1. Das wird 
mit geringerer Sample-rate und Gain etwas besser.
Im Vergleich ist der MCP3918 auch keine so gute Wahl, wenn man die hohe 
mögliche Abtastrate nicht braucht.

von Timmy (Gast)


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Wegen der Antenne konnte mir jetzt noch keiner helfen, oder?

Wenn ich ein 50cm Stück Schaltdraht (unkonnektiert, also Antenne) 
anschliesse, passiert folgendes:

An CH+ angeschlossen: ADC zeigt 20uV an.
An CH- angeschlossen: ADC zeigt AUCH 20uV an. (Hier hätte ich eigentlich 
ein umgekehrtes Vorzeichen erwartet)

Kann mir jemand sagen, was der ADC hier misst? 10nF Kerko ist bereits 
dran. Es ist auch konstant bei 20uV, bis ich das Kabel wieder abziehe.

ADC wird via Batterie betrieben. Da ist also kein Netzteil dran.

von Timmy (Gast)


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Das Problem tritt scheinbar nicht auf, wenn ich CH- mit GND des ADCs 
verbinde.

von Timmy (Gast)


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Korrektur: Problem tritt doch auf, aber stark abgeschwächt. Er misst nur 
noch ~5uV.

von Timmy (Gast)


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Ich habe jetzt einfach einen teureren ADC genommen. Der ist von der 
Antenne unbeeindruckt und bei 1uV stabil. Nur wie kann ich jetzt 
rausfinden, wo das Problem liegt? PSRR? CMRR? ANYRR?

Eventuell doch CMRR? Immerhin sind beide Pins über 10mOhm 
kurzgeschlossen.

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