Guten Abend, ich habe eine alte Optonica-Anlage bekommen, also Technik von Anfang der 80er. Da hier ja einige Leute schon Erfahrungen mit der Reparatur alter Stereo-Verstärker haben, dachte ich mir, dass ich diese Kompetenz mal zurate ziehen könnte. Ich habe kleinere Probleme mit dem Verstärker (SM-4646) festgestellt: -Wenn ich ihn einschalte, dann geht die rechte Box erst dann, wenn man den Lautstärkeregler einmal über eine bestimmte Schwelle gedreht hat. Danach kann man leiser drehen. -Es gibt manchmal etwas, das wie Übersteuerungsknistern klingt, jedoch bei ganz moderater Lautstärke. An der Quelle liegt es aber nicht. Könnt ihr mir erste Anhaltspunkte geben, woran das liegen könnte? Nur die alten Elkos tauschen und gut oder liegt da mehr im Argen?
Klingt nach oxidierten Relaiskontakten (Einschaltverzögerung/Überlast-oder Gleichstromabschaltung).
Lautstärkepotis verschmutzt? Hatte ich mal bei ner alten Bruns Anlage. Massig Kontaktspray und ein wenig Physiotherapie, dann war alles wieder gut
Ja, ArnoR hat vollkommen recht. Ruheströme mal prüfen. So alte Elkos sind immer verdächtig. Wenn Du an einen Schaltplan kommst, würde ich mal Spannungen überprüfen. mfg klaus
Vielen Dank für die schnellen und kompetenten Antworten, mit Audiotechnik hatte ich bisher keine Erfahrung. Das Service Manual bekommt man tatsächlich noch im Internet.
ArnoR schrieb: > Klingt nach oxidierten Relaiskontakten Denke ich auch. Schnipps mal gegen die Abschaltrelais, wenn der Kanal nicht geht.
habe gestern erst meinen amp repariert. also der schleifer des lautstärkepotis war vom typ "dann-und-wann-see-sprinter". du kannst einfach den widerstand der potis im ausgeschalteten zustand mit einem multimeter messen. schleifer in der mitte und dann gegen a und e. ein wenig an der laustärke drehen und auf veränderung prüfen. reinigen und schmieren von potis ist zeitverschwendung und macht eher noch mehr kaputt. das anti-plopp-relais kann man günstig tauschen. beim reichelt gibt es alps potis für 12euros. gut die passen natürlich meistens nicht. wenn wenigstens der drehknopf draufpasst, dann ist schon was gewonnen. eventuell tut es ein adapter für die achse. die unpassenden potis kann man mit drähten mit der elektronik verbinden wenn man sie verkehrt einbaut. mit dem relais geht das auch. hauptsache die widerstandswerte der potis "passen" einigermaßen. nach 30-40 jahren ist so ein dingens zerfressen. good luck!
@Mirko: Das beschriebene Fehlerbild ist nicht sehr dramatisch. Sollte also klappen können. Dr. Google schrieb: > reinigen und schmieren von potis ist zeitverschwendung und macht eher > noch mehr kaputt. Neue Potis sind wahrlich nicht zu verachten, aber trotzdem ist die These in dieser Pauschalität eher anti-faktisch ;-) Wichtig ist nur: Finger weg vom "weltbekannten" "Kontakt 60" - das hat an Potentiometern von Hifi-Gruschd grundsätzlich GAR nichts verloren, weil es binnen kurzer Zeit ALLES kaputtfrisst... Stattdessen "teslanol t6 oszillin", das ist fast ein Wundermittel für solche Anwendungen. Die kleinste Dose reicht für Dich, Mirko, wahrscheinlich ein Leben lang :-) Außerdem noch das alte Relais ersetzen und ggf. die Eingangswahlschalter reinigen - letzteres könnte eine leicht stressige Pfriemelei werden ;-), aber dann läuft das Moped wieder.
Mirko W. schrieb: > -Wenn ich ihn einschalte, dann geht die rechte Box erst dann, wenn man > den Lautstärkeregler einmal über eine bestimmte Schwelle gedreht hat. > Danach kann man leiser drehen. 95% Relais-Kontakte der Einschaltverzögerung. Was du probieren kannst, wenn du nicht sofort Ersatz kaufen willst: - LS abklemmen - Relais-Kontakte überbrücken - Einschalten - LS anklemmen Nimm dafür keine wervollen LS, in diesem Zustand kann die Schutzschaltung die LS nicht mehr abwerfen! Wenn Fehler dauerhaft weg, Relais ersetzen. > Übersteuerungsknistern Was bitte soll das sein? Knistern und Übersteuern klingen sind völlig verschiedene Dinge. Wenn Knistern, wahrscheinlich Schalter und/oder Potis. Diodenes schrieb es bereits: Keinesfalls mit Kontaktspray drangehen! Oszillin oder Tuner-Spray ist OK.
Nachtrag: Wenn du dir nicht so wirklich sicher bist was zu tun ist, lass es jemanden machen, der es kann. Wäre schade ums Gerät!
Diodenes schrieb: > Außerdem noch das alte Relais ersetzen Falls das ein Relais mit abziehbarer transparenter Kappe ist, kann man auch die Kontakte mit einem Streifen Fensterleder wieder blank polieren.
Peter D. schrieb: > Falls das ein Relais mit abziehbarer transparenter Kappe ist, Es soll auch welche mit schwarzer abziehbarer Kappe geben :-) Vergossen sind die nicht. Bei meinem Sony haben die Relais für Kopfhörer geraschelt. Mit 2 Schraubenzieher vorsichtig aufhebeln. Man muß sie dazu aber auslöten.
Mirko W. schrieb: > Könnt ihr mir erste Anhaltspunkte geben, woran das liegen könnte? Nur > die alten Elkos tauschen und gut oder liegt da mehr im Argen? Ich habe noch nie einen alten Verstärker mit kaputten Elkos gesehen. Laß die Finger von den Elkos. Kandidaten sind wie größtenteils schon erwähnt: alle Potis Eingangswahlschalter Filter- und sonstige Schalter Lautsprecherrelais Diese Teile würde ich auch nicht groß versuchen zu reparieren, sondern durch neue ersetzen. Ansonsten wirst Du das gleiche Problem nach viel Arbeit 1 Jahr späer wieder haben. Dabei muß man meist auch etwas basteln, weil man selten passende Teile bekommt. Diese Prozedur sieht dann z.B. aus wie auf den Bildern. In diesem Beispiel habe ich bei meinem E202 Akkuphase Schalter gegen Einzelschalter (4xum) ersetzt. Die Führung vorn habe ich abgebaut und die neuen Schalter dort samt Umschaltmimik eingesetzt (die neuen waren ursprünglich gegenseitig auslösend und hatten ein anderes Raster). Die komplette Renovierung dieses Verstärkers hat mich ca. 1 Woche Urlaub gekostet. Ob sich das bei deinem Verstärker lohnt, mußt Du selbst entscheiden. Gruß Andreas
Andreas B. schrieb: > Ich habe noch nie einen alten Verstärker mit kaputten Elkos gesehen. Schön für dich. Ich hab schon einige gesehen, auch mit Raketenelkos.
Andreas B. schrieb: > Ich habe noch nie einen alten Verstärker mit kaputten Elkos gesehen. Laß > die Finger von den Elkos. Es gehen durchaus mal welche kaputt, aber vom globalen "Recapping" würde ich auch dringend abraten. Die in den '80ern verbaute Qualität ist deutlich besser als das, wass der gemeine Hobbybastler heute bei seinem Versender kaufen kann. Letzte Woche habe ich ein Apple II-Netzteil von 1977 repariert. Die Primärelkos waren hin (einer explodiert), die sekundären Siebelkos hatten alle 120% ihrer Nennkapazität und ein ESR im zweistelligen Milliohmbereich. Die habe ich alle schön wieder eingelötet. So schaut das meistens aus. Es gibt einzelne Defekte, aber niemals Komplettausfall einer Elkofamilie (wie wir es heute kennen). Anders sieht es in den '90ern aus. Es gab Serien von SMD Alu-Becherelkos, die zum Auslaufen neigen. Betroffen sind z.B. Tek TDS dreistellig, Macintosh 128 bis LC, diverse Kameras, etc. Die sollte man durchaus präventiv austauschen, bevor es Korrosionsschäden gibt.
Verblüffend, dass niemand Steckverbinder als Fehlerquelle in Betracht zieht? Bei analogen Mischpulten die Fehlerquelle Nr. 1! Dort werden oft Flachkabel samt Stecksystemen aus dem Computerbereich verwendet, welche für Spannungen im mV Bereich nicht wirklich gut geeignet sind. Dreht man einmal kurz laut, funktioniert der Kanal wieder eine Zeit lang. Bis ein bestimmter Pegel unterschritten wird und der Steckkontakt hochohmig wird. Ich meine mal was von Mikro-Oxydationen in den Steckern gelesen zu haben. Abhilfe schaffte bei meinem Equipment (Mischpulte, Endstufen, ...) aus- und anstecken aller Kabel und die Behandlung mit speziellen Kontaktmitteln (z.B. DesOxy und ProGold) einmal pro Saison. Wär' schon doof wenn sowas während einer laufenden Show ausfällt . . .
Lothar K. schrieb: > Wär' schon doof wenn sowas während einer laufenden Show ausfällt . . . It's not a bug,...
Andreas B. schrieb: > Ich habe noch nie einen alten Verstärker mit kaputten Elkos gesehen. Laß > die Finger von den Elkos. Dann hast du nicht wirklich viele repariert. Von taub über komplett ausgelaufen bis regelrecht explodiert hatte ich schon alles - in durchaus nenneswerten Stückzahlen auch bei den "großen" Marken. Aber souleye hat schon recht, pauschal alles wechseln ist Unfug.
ArnoR schrieb: > Klingt nach oxidierten Relaiskontakten > (Einschaltverzögerung/Überlast-oder Gleichstromabschaltung). Deckel vom Relais abziehen. Visitenkarte mit Isopropanol oder Kontakt WL einsprühen und ein paarmal durch die geschlossenen Kontakte durchziehen. Wenn das nicht reicht, Kontakt 60 (rot) nehmen und sofort mit Kontakt WL oder Iso nachspülen. BTW: in Potis hat Kontaktspray ungefähr genauso viel zu suchen wie in Nasenlöchern.
soul e. schrieb: > BTW: in Potis hat Kontaktspray ungefähr genauso viel zu suchen wie in > Nasenlöchern. Wieso? Spart das teure Nasenspray ;)
ich möchte nochmals erinnern mit einem brauchbaren multimeter zuerst alles gefahrlos durchzumessen: widerstandswerte, elkos, durchgangsprüfer. man braucht halt ein digitalmultimeter für mehr als 20 euro. genauso wie in der medizin ist eine heilung ohne exakte diagnose praktisch unmöglich. wenn jemand mit spray von kontakt chemie rastatt kurzfristig erfolg hat, ok. es bleibt aber immer der zweifel ob es das war. beim nächsten defekt, z.b. wenn das silikon die bauteile aufgelöst hat, bricht das ganze psychische kartenhaus in sich zusammen und es bleibt einem nur der weg zum recycling hof. wenn man den fehler allerdings gefunden hat, dann fühlt man sich doch sehr (selbst-) sicher.
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