Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie funktioniert eine Ultraschallfernbedienung?


von Der Jochen (Gast)


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Vielleicht kann mir jemand da helfen. Früher in den 70ern gab es 
Farbfernseher mit Ultraschallfernbedienung.  Ich denke mal Kanal, 
Lautstärke,  Helligkeit, Farbsättigung und an /aus konnte man 
fernbedienen. Vielleicht sogar Kontrast. Wie haben die das damals 
gemacht? Waren das verschiedene Frequenzen im 40kHz Bereich, oder irgend 
eine digitale Modulation? Ich würde mich über eine fundierte Antwort 
gern mit Schaltplan sehr freuen. Meine eigene googelei hat nichts 
handfestes ergeben...

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Der Jochen schrieb:
> Früher in den 70ern gab es Farbfernseher mit Ultraschallfernbedienung.
> Wie haben die das damals gemacht? Waren das verschiedene Frequenzen im
> 40kHz Bereich, oder irgend eine digitale Modulation?

> Meine eigene googelei hat nichts handfestes ergeben...

Wenn man den englischen Begriff "ultrasonic remote control" googelt, 
dann findet man eine ganze Menge. Z.B. auch die IC LC219/220 als 
Encoder/Decoder

von HildeK (Gast)


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Der Jochen schrieb:
> Waren das verschiedene Frequenzen im 40kHz Bereich,

Ja, für jede Frequenz wurde ein abgestimmter Resonanzkreis im Empfänger 
aufgebaut.
Anbei ein Auszug eines Fernsehgerätes um 1970.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Im Prinzip genauso wie IR. Man hat 40kHz Bursts ausgesendet, die 
zeitcodiert waren, genauso wie heute IR Fernbedienungen mit z.B. 36kHz 
moduliert sind.

HildeK schrieb:
> Ja, für jede Frequenz wurde ein abgestimmter Resonanzkreis im Empfänger
> aufgebaut.

Auja, richtig. Aber das waren die ganz alten Dinger. Später so wie oben 
beschrieben.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Der Jochen schrieb:
> Waren das verschiedene Frequenzen im 40kHz Bereich, oder irgend eine
> digitale Modulation?
Es wurden z.B. anfangs auch auf die 40kHz eine niedrigere Frequenz 
aufmoduliert und diese dann ausgewertet.

von Stefan M. (derwisch)


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Bis Anfang der 80er Jahre hatten wir auch so einen US gesteuerten 
Fernseher.
Eines Tages kam meine Schwester ins Wohnzimmer und präsentierte stolz 
ihre Sammlung von 1 Pfennig Münzen in einem Socken.
Das Klimpergeräusch führte dazu, dass der Fernseher plötzlich auf ein 
anderes Progamm umschaltete.
Während alle so schauten als würde es spuken, hatte ich schon eine 
Ahnung, was da passiert war.
Allzu komplex kann der Code nicht gewesen sein...

von Teo D. (teoderix)


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Ich vermisse die Dinger. Haben immer und überall funktioniert. Ob unterm 
Tisch, Bettdecke, Kissen, Nebenzimmer, Nachbars Wohnung bei geöffneten 
Fenster.... Da kommt selbst Bluetooth Heutzutage nicht mit :D

von Erwin D. (Gast)


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Teo D. schrieb:
> Ich vermisse die Dinger. Haben immer und überall funktioniert. Ob
> unterm
> Tisch, Bettdecke, Kissen, Nebenzimmer, Nachbars Wohnung bei geöffneten
> Fenster.... Da kommt selbst Bluetooth Heutzutage nicht mit :D

Hast du da auch ab und zu für Ruhe gesorgt beim Nachbarn? :-)

von hinz (Gast)


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von Peter II (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Allzu komplex kann der Code nicht gewesen sein...

welcher code? Das war Hardware.

von Wolfgang R. (portside)


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Teo D. schrieb:
> Ich vermisse die Dinger. Haben immer und überall funktioniert. Ob unterm
> Tisch, Bettdecke, Kissen, Nebenzimmer, Nachbars Wohnung bei geöffneten
> Fenster.... Da kommt selbst Bluetooth Heutzutage nicht mit :D

100% ACK

von Stefan M. (derwisch)


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Peter II schrieb:
> welcher code? Das war Hardware.

Stimmt, das mit dem Code war auch ironisch gemeint...

Später hatte ich mit meinem Philips Elektronik Baukasten einen 
Ultraschallsender gebastelt, der -auf dem Wohnzimmerschrank versteckt- 
so viel Pegel erzeugt hat, das die Fernbedienung nicht mehr dagegen an 
kam.

Ein bisschen Spass musste sein.

von Der Jochen (Gast)


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HildeK schrieb:
> Ja, für jede Frequenz wurde ein abgestimmter Resonanzkreis im Empfänger
> aufgebaut. Anbei ein Auszug eines Fernsehgerätes um 1970.

Vielen Dank für den Schaltplan!
Der Ultraschallwandler ist also breitbandig. Quasi ein tönender 
Kondensator. Mit der Spannungsverdopplerschaltung, den Dioden  D1 und D2 
wird eine DC-Vorspannung erzeugt. Moderne US-Wandler mit Piezo sind wohl 
eher schmalbandig.

von hinz (Gast)


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An den MA40 von Muarata hat sich seit den '70ern nichts geändert.

von hinz (Gast)


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hinz schrieb:
> Muarata

Murata natürlich.

von Der Jochen (Gast)


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hinz schrieb:
> An den MA40 von Muarata hat sich seit den '70ern nichts geändert.

Diese wurden auch nicht für US Fernbedienung verwendet. Laut Schaltplan 
werden 9 Frequenzen im Bereich von 28 bis 44kHz verwendet!

Die Datenblätter für LC219/220 finde ich nicht?!

von hinz (Gast)


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Der Jochen schrieb:
> hinz schrieb:
>> An den MA40 von Muarata hat sich seit den '70ern nichts geändert.
>
> Diese wurden auch nicht für US Fernbedienung verwendet.

Doch, ganz sicher.

von Michael B. (laberkopp)


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HildeK schrieb:
> Anbei ein Auszug eines Fernsehgerätes um 1970.

Wo, was für ein Aufwand.

Ja, ich erinnere mich noch, welche Freude das war, wenn jemand beim 
Fernsehgucken seinen Schlüsselbund auf den Tisch warf, und der Fernseher 
munter rumspann weil er jede Menge Ultraschallfreqeunzen hörte.

Es gab aber auch SAA1024 und SAA1025/1030:

http://www.introni.it/pdf/ITT%20-%20Integrated%20Circuits%20for%20Consumer%20Applications%201977_1978.pdf

Ebenfalls frequenzanhängig, verwendeten aber durchaus so was wie MA40 
von Muarata in Sender und Empfänger (nur damals noch nicht Murata).

: Bearbeitet durch User
von Der Jochen (Gast)



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Der Jochen schrieb:
> Datenblätter für LC219/220 finde ich nicht

Doch...

von Manfred (Gast)


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HildeK schrieb:
> Ja, für jede Frequenz wurde ein abgestimmter Resonanzkreis im Empfänger
> aufgebaut.
Jou, SABA Telecommander - war ich als Lehrling mal dran. Am besten 
gefielen die Motoren und sich drehenden Knöpfe bzw. die rappelnde 
Programmumschaltung.

Mit den Motordrehpotis habe ich Jahre später gebastelt, die gab es mal 
bei Völkner.

von Der Jochen (Gast)


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Alternativ zu Motorpoti gab's auch mal die Kombination von leckarmen 
Folienkondensatoren und Fet.
Leider habe ich keine Schaltpläne die das belegen.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Der Jochen schrieb:
> Leider habe ich keine Schaltpläne die das belegen.

Moment....kruschtelkruschtel....da muss doch noch irgendwo....

...wusstichsdoch.

Auch sehr clever: Die Glimmlampen fuer wirklich "High-Z" Tristate :-)

Gruss
WK

von batman (Gast)


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Uha das sind ja die allerersten drahtlosen FB. Mein Grundig hatte schon 
digital codierten Schall und an die 20 Tastenkommandos. Bis auf die 
Messingblech-Tasten schon sehr zuverlässig und komfortabel.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Noch einer ...


Gruß

Jobst

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Der Jochen schrieb:

> Der Ultraschallwandler ist also breitbandig. Quasi ein tönender
> Kondensator.

Für gewöhnlich nennt man so etwas "Piezo-Lautsprecher"

> Moderne US-Wandler mit Piezo sind wohl eher schmalbandig.

Kann man so oder so bauen. Die Scheibe selber ist schon breitbandig. 
Schmalbandigkeit kommt von dem Gehäuse drum herum (Helmholtz-Resonator). 
Das macht man im Tonfrequenzbereich, um hohen Schalldruck bei geringer 
Erregerleistung zu bekommen. Oder bei Sensoren, um die Empfindlichkeit 
zu erhöhen. Oder man baut kein Resonatorgehäuse, wenn es z.B. ein 
Hochton-Lautsprecher werden soll.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Stefan M. schrieb:
> Das Klimpergeräusch führte dazu, dass der Fernseher plötzlich auf ein
> anderes Progamm umschaltete.

Michael B. schrieb:
> seinen Schlüsselbund auf den Tisch warf

Super waren auch diese Federn, die man die Treppe runterlaufen lassen 
konnte.
Und es gab einige Hunde im Umkreis, die das gar nicht vertragen haben.

von Manfred (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Für gewöhnlich nennt man so etwas "Piezo-Lautsprecher"
Nix mit Piezo, das waren elektrostatische Systeme - schaue mal den 
Stromlauf von HildeK (Gast) und die Pegelwerte dort an.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

Matthias S. schrieb:
> Und es gab einige Hunde im Umkreis, die das gar nicht vertragen haben.

ich durfte mal die US-Fernbedienung mit Sensortasten von einem Kollegen 
irgendwie zusammenflicken.
Den TV dazu hatte er nicht mehr, seine Dackelhündin hatte aber an dem 
Fiepen gefallen gefunden und so holte sie sich die Fernbedienung immer 
in ihren Hundekorb und legte sich drauf...

PS: müßte dieer Typ gewesen sein:
http://www.radiomuseum.org/r/stern_stas_chromalux.html

Gruß aus Berlin
Michael

von Der Jochen (Gast)


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Michael U. schrieb:
> ich durfte mal die US-Fernbedienung mit Sensortasten von einem Kollegen
> irgendwie zusammenflicken.
> Den TV dazu hatte er nicht mehr, seine Dackelhündin hatte aber an dem
> Fiepen gefallen gefunden und so holte sie sich die Fernbedienung immer
> in ihren Hundekorb und legte sich drauf...

YMMD :-)

von icke (Gast)


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Die ersten Ultraschallfernbedienungen hatte Metallstäbe die angeschlagen 
wurden.

Meiner ging immer aus wenn man Münzen auf den Tisch warf.

von hinz (Gast)


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icke schrieb:
> Die ersten Ultraschallfernbedienungen hatte Metallstäbe die
> angeschlagen wurden.
>
> Meiner ging immer aus wenn man Münzen auf den Tisch warf.

Pay-TV!

von Lachender Eskimo (Gast)


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>> Meiner ging immer aus wenn man Münzen auf den Tisch warf.
>
> Pay-TV!

Du hättest die Münzen in einen der Schlitze in der Geräterückwand 
stecken müssen.
;-)

von HildeK (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> Auch sehr clever: Die Glimmlampen fuer wirklich "High-Z" Tristate :-)

Ja, auch das habe ich in Erinnerung.
Ich hatte da mal einen echten Bug drin (naja, eher eine Fliege) an dem 
Kondensator, der die Ladung an dem FET-Gate hielt. So änderte sich immer 
selbsständig die Lautstärke im Laufe von Stunden oder bis zum nächsten 
Tag. Nach der 'Beerdigung' des toten Tieres ging es wieder :-).
Das sparte die teuren Motorpotis.

von Der Jochen (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> Auch sehr clever: Die Glimmlampen fuer wirklich "High-Z" Tristate :-)

Ehm verstehe ich nicht so ganz. Es braucht doch so ein paar hundert Volt 
bis so   eine Glimmröhre zündet?!

von HildeK (Gast)


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Der Jochen schrieb:
> Es braucht doch so ein paar hundert Volt
> bis so   eine Glimmröhre zündet?!

Nein, nur so rund 100V. Und der MPSA42-Transistor hält ja 300V aus. Der 
Schaltplan enthält leider nicht die Spannungswerte, die an C1 oder C2 
anliegen.
Ich kenne auch eine Variante, bei der die hohe Spannung direkt aus dem 
Parallelkreis des US-Empfängers über die Glimmlampe auf einen FET + C 
gegeben wurden.

von Joachim B. (jar)


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in einer alten Fernsehtruhe SW ('60er - '70er) war der Sender noch mit 
Klöppel der auf Metallstäbe schlug (Nordmende oder Saba? ich weiss es 
nicht mehr), das funktionierte auch mit einem klappernden Schlüsselbund.

Mein Philips K9 ärgerte mich immer, ich kam heim und manchmal war der TV 
an und ich suchte die Einbrecher.

Irgendwann fand ich die Lösung, der TV ging nur an wenn das Telefon auf 
dem Tisch stand, die Oberwellen von den Glocken (bei Anruf) schalteten 
den TV an, da aber das Telefon nicht immer auf dem Tisch stand war auch 
manchmal der TV wie erwartet aus, darauf muss man erst mal kommen!

Telefon auf dem Tisch -> kein Anruf TV blieb aus.
Telefon nicht auf dem Tisch -> Anruf TV blieb aus.

Telefon dem Tisch -> Anruf TV ging an.

Das hatte mich schon einige Zeit ins Grübeln gebracht.

: Bearbeitet durch User
von eProfi (Gast)


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Meine Eltern hatten einen der ersten Farb-TV, einen Telefunken 
PalColor...
Von dem hatte ich sehr viel gelernt, er war häufig offen (auch wegen der 
besseren Kühlung), mit 5 Röhren: PL509 / PL519 + Treiber, PY500, 
V-Ablenkung weiß ich nicht mehr (PL508?), Bildröhre.
Die US-Fernsteuerung war ein gemischtes System: Lautstärke, Helligkeit, 
Kontrast waren 6 Frequenzen (einzelne Schwingkreise), Speicherung in 
Folien-Cs.

6+1 (AV?) Programmwahl aus war schon digital auf der 7. Frequenz: der 
erste Impuls machte einen Reset auf 1, weitere Pulse zählten das 
Programm um 1 rauf.
Anzeige war eine Nixie mit 7490 und 74141.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Der Jochen schrieb:
> Dergute W. schrieb:
>> Auch sehr clever: Die Glimmlampen fuer wirklich "High-Z" Tristate :-)
>
> Ehm verstehe ich nicht so ganz. Es braucht doch so ein paar hundert Volt
> bis so   eine Glimmröhre zündet?!

Naja, ab 60V geht es, je nach Glimmlampe, los.
Bevor sie durchschlägt, ist sie sehr hochohmig.


Gruß

Jobst

von Carl D. (jcw2)


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Stefan M. schrieb:
> Bis Anfang der 80er Jahre hatten wir auch so einen US gesteuerten
> Fernseher.
> Eines Tages kam meine Schwester ins Wohnzimmer und präsentierte stolz
> ihre Sammlung von 1 Pfennig Münzen in einem Socken.
> Das Klimpergeräusch führte dazu, dass der Fernseher plötzlich auf ein
> anderes Progamm umschaltete.
> Während alle so schauten als würde es spuken, hatte ich schon eine
> Ahnung, was da passiert war.
> Allzu komplex kann der Code nicht gewesen sein...

Unser Fernseher war damals mit dem Staubsauger befreundet ;-)

von gernut@web.de (Gast)


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Wir haben früher Katzen damit ein wenig geärgert.
Ich war als Fernsehtechniker auch im Außendienst
unterwegs und da bot es sich mitunter an.

von Soul E. (Gast)


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Aus gegebenem Anlass, weil hier gerade so ein ITT Telecommander auf dem 
Tisch liegt: in diesem Datenbuch ist der Ultraschall-Chipsatz 
beschrieben
http://www.introni.it/pdf/ITT%20-%20Integrated%20Circuits%20for%20Consumer%20Applications%201977_1978.pdf

Da stehen auch die "Codes", also die Sendefrequenzen für die einzelnen 
Tasten, drin,

von Werner H. (werner45)


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@soul e. - Vielen Dank für das Datenbuch!

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