Hallo, ich muss ein gebrochenes Folienkabel von einem Objektiv austauschen. Auf dem alten Kabel sind an zwei Stellen Bauteile (vermutlich eine Lichtschranke) aufgelötet, siehe erstes Foto. Die Lötstellen sind verdeckt unter dem Bauteil und gehen nicht durchs Kabel durch (also ähnlich wie SMD), d.h. auf der Rückseite ist nur Folie. Das zweite Foto zeigt dieselbe Stelle des neuen Kabels mit den Lötpunkten und das dritte Foto die Rückseite. Kann man mit dem Lötkolben das alte Kabel von der Rückseite erhitzen und die Lichtschranke so ablöten (und sie entsprechend auf dem neuen ,Kabel auflöten) oder schmilzt die Folie dann? Wenn das nicht geht - wie dann? Ich habe Angst, die Lichtschranken zu beschädigen. Wenn die kaputt gehen, kann ich die Kamera wegwerfen... Danke!
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Verschoben durch Admin
Horst M. schrieb: > Kann man mit dem Lötkolben das alte Kabel von der Rückseite erhitzen und > die Lichtschranke so ablöten (und sie entsprechend auf dem neuen ,Kabel > auflöten) oder schmilzt die Folie dann? Lötkolben nicht auf 320 Grad stellen und eine Spitze nehmen auf der die ganze Fläche aufliegen kann (also eher einen heissen Metallklotz). Beim ablöten wirst du feststellen, daß es stinkt, braun wird aber ohne schmelzen geht, Kapton schmilzt nicht. Dann kannst du auch neu drauflöten, allerdings ist dazu auch Lötzinn und Flussmittel nötig, also erst das Bauteil oder die Lötpads verzinnen.
Danke! Mein Lötkolben kann nur 270, 320 und 370 Grad, dann wohl 270. Das mit der flachen Lötspitze wird nicht ganz einfach... Die Rückseite sieht ja dunkler aus als der Rest des Kabels. Ist das einfach dasselbe Material doppelt bzw. muss man diese zweite Schicht vor dem Löten abziehen (wenn das überhaupt geht...)? Hier noch ein Foto von der Bruchstelle. Das Folienkabel war an der Stelle mit einem scharfen 180 Grad-Knick verbaut und irgendwann ist es an der Stelle gebrochen. An der Stelle die Leiterbahnen irgendwie nachzulöten halte ich für ziemlich aussichtslos - viel zu fein.
Horst M. schrieb: > Danke! Mein Lötkolben kann nur 270, 320 und 370 Grad, dann wohl 270. Das > mit der flachen Lötspitze wird nicht ganz einfach... Du hast doch das kaputte Kabel zum Üben. Da kannst Du auf der vollen Länge Schmurgeltests mit veranstalten. Wenn Deine Lötspitze zu klein ist, dann bieg Dir ein Stück Blech drumherum und füll den Hohlraum mit Lot. Der Klumpen braucht dann eine Weile zum Warmwerden, gibt aber eine gute Herdplatte ab. > Die Rückseite sieht ja dunkler aus als der Rest des Kabels. Ist das > einfach dasselbe Material doppelt bzw. muss man diese zweite Schicht vor > dem Löten abziehen (wenn das überhaupt geht...)? Das ist der stiffener, eine Art Verstärkungsfolie. Das die da ist hat mechanische Gründe, vielleicht wird die Lichtschranke damit irgendwo eingeklemmt. > Hier noch ein Foto von der Bruchstelle. Das Folienkabel war an der > Stelle mit einem scharfen 180 Grad-Knick verbaut und irgendwann ist es > an der Stelle gebrochen. An der Stelle die Leiterbahnen irgendwie > nachzulöten halte ich für ziemlich aussichtslos - viel zu fein. Wenn der Platz reicht kannst Du da ein Stück Schaumstoffklebeband zwischenpacken, damit der 180°-Knick einen Biegeradius bekommt.
soul e. schrieb: > Du hast doch das kaputte Kabel zum Üben. Da kannst Du auf der vollen > Länge Schmurgeltests mit veranstalten. Ich bin unsicher, ob ich das alte Kabel ganz kaputtmachen kann oder es vielleicht doch mit einer Reparatur der gebrochenen Adern versuchen soll. Ich habe echt Bammel, die Lichtschranken (3 Stück auch noch...) zu versauen.
Könnte es sein, daß die Lichtschranke zerlegbar ist, daß man also den schwarzen Kunststoffkörper nach oben hin abziehen kann? Mach mal ein Bild, bei dem der Focuspunkt tatsächlich auf der Lichtschranke liegt, und zwar aus einem noch flacheren Winkel (Bildstrahl fast parallel zur Folienleiteroberfläche), so daß man die Chance hat, vielleicht auch die Lötstellen erahnen zu können.
Hier mal eine vergrößerte Aufnahme von der Lichtschranke - besser kriege ich es nicht hin. Ich habe es mal sachte mit versucht, aber ich glaube nicht, dass sich da etwas abziehen lässt. Wenn das ginge, müssten ja vier einzelne kleine Pins senkrecht auf dem Folienkabel aufgelötet sein. Das würde ich erst recht nicht hinbekommen...
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Interessante Herausforderung. :-) Wo hast du denn die Flexcable ohne Bestueckung her bekommen? Mich wundert das der Hersteller die so abgibt. Abloeten wuerde ich mit Heissluft machen. Das ist in diesem Fall aber insofern eine Herausfoerderung weil das Plastik der Lichtschranken dem gewisse Grenzen setzt. Hast du das Datenblatt der Lichtschranken? Da sollte es ein Temperaturprofil geben. Ich gehe mal davon aus das die normal mit 260Grad im Reflow geloetet werden koennen. Es waere aber auch denkbar das die weniger aushalten und man spezielles Lot braucht. (gibt es bei manchen LEDs) Wenn du Heissluft nimmst dann achte darauf die Lichtschranke mit etwas Alufolie zu umwickeln damit sie keinen direkten Luftstrom abbekommt. Dann das Starflexkabel von hinten erwaermen. Nicht zu kalt (dauert dann zu lange) aber auch nicht zu warm. :-) Andere Moeglichkeit waere wohl eine Heizplatte wenn du sowas hast. Notfalls eine Metallplatte auf dem Ofen. Zur Messung der Temperatur ein Stueck bleifreies Lot drauf legen. Wenn das schmilzt dann weisst du das die Temperatur akzeptabel ist. Abloeten ist IMHO schwieriger wie aufloeten weil du ja zum aufloeten bleihaltige Loetpaste verwenden kannst. Dann ist die Temperatur etwas niedriger. Wenn du nicht regelmaessig SMD/BGA loetest dann lasse es sein. Das ganze ist nicht schwierig, aber man braucht Uebung. Wie beim Fahrrad fahren. .-) Olaf
Olaf schrieb: > Abloeten wuerde ich mit Heissluft machen. Das ist in diesem Fall aber > insofern eine Herausfoerderung weil das Plastik der Lichtschranken dem > gewisse Grenzen setzt. Da hat der Folienleiter sicher auch ein Wörtchen mitzureden.
> Wo hast du denn die Flexcable ohne Bestueckung her bekommen? Mich > wundert das der Hersteller die so abgibt. Das ist (leider) nur ein China-Teil, aber ich war froh, dass ich das überhaupt bekommen habe. Das Kabel ist teilbestückt mit einigen Steckerleisten, aber die Lichtschranken fehlen. Datenblatt habe ich nicht. > Abloeten wuerde ich mit Heissluft machen. Was ist der Vorteil von Heissluft? Ich habe nur einen Lötkolben und mit dem habe ich das Ding bis jetzt bei 270 Grad nicht abbekommen. Kann man auch auf 320 Grad gehen oder schmilzt dann die Folie? > Wenn du nicht regelmaessig SMD/BGA loetest dann lasse es sein. Tue ich nicht, aber ich sehe hier keine Alternative.
Olaf schrieb: > Abloeten wuerde ich mit Heissluft machen. Das ist in diesem Fall aber > insofern eine Herausfoerderung weil das Plastik der Lichtschranken dem > gewisse Grenzen setzt. Eben, damit stresst Du die Bauteile deutlich mehr. Flexfolien werden meist per Bügellötverfahren gelötet, und die Thermode kann man sich aus einem Streifen Doseblech und einer alten Lötspitze gut selber bauen. Kapton hält kurzfristig 400°C und dauerhaft 240°C aus. Da Du durch den Stiffener durchheizen musst würde ich das Ganze eher kurz und heiss machen, und beim Auflöten mit einer ordentlichen Menge Flussmittel. Ein altes Teil zum Üben wäre aber trotzdem nicht verkehrt.
> Da hat der Folienleiter sicher auch ein Wörtchen mitzureden. Da wuerde ich mir jetzt keine Sorgen machen. DAs sieht wie Starrflex aus: http://www.contag.de/leiterplatten.php?leiterplatten_produkte_starrflex.html Im Prinzip also ganz normaler Leiterplatte nur etwas duenner. Das ist dafuer gedacht einmal bei 260Grad durch den Ofen zu fahren. Irgendwie muss der Hersteller da ja auch sein BGA drauf bekommen haben. Folienleiter fuer Steckverbinder sind etwas anderes. Olaf
soul e. schrieb: > Ein altes Teil zum Üben wäre aber trotzdem nicht verkehrt. ...das muss ja nicht aus einem Objetiv stammen. Besorg Dir eine Kapton-Flexfolie aus einem alten Display und löte die auf einem Stück Streifenrasterplatte fest. Das gibt ein Gefühl für Zeiten und Temperaturen. Starflex ist etwas anderes. Bei Starrflex-Leiterplatten ist der flexible Teil Bestandteil des Laminates. Man kann sich das vorstellen wie eine vierlagige Leiterplatte, wo an manchen Stellen der Kern und zwei Lagen weggefräst wurden.
Olaf schrieb: > DAs sieht wie Starrflex aus Das hier?! https://www.mikrocontroller.net/attachment/321604/IMG_20170224_151005.jpg Nein. Das sieht nicht wie Starrflex aus. Wirklich nicht.
Leute, ich kann einen Sieg melden! Es hat funktioniert, die Kamera läuft (bis jetzt - ich will den Tag ja nicht vor dem Abend laufen) wieder einwandfrei. Es war wirklich eine haarige Sache - ich glaube, ich weiß jetzt, wie sich ein Neurochirurg fühlt. ;-) Das Ablöten der Lichtschranken war am schwersten. Das Original-Kabel ist deutlich bessere Qualität und anscheinend etwas dicker als das neue und deshalb brauchte ich eine höhere Temperatur beim Ab- als beim Auflöten. Ich bin während dem Erhitzen mit einem Skalpell zwischen Pins und Folie gegangen und habe die Pins der Lichtschranken so nach und nach abgelöst, aber das war schwieriger als es jetzt klingt. Das Anlöten war deutlich einfacher, aber da war die Schwierigkeit, die Lichtschranken ganz genau in der richtigen Position auf dem Kabel anzulöten. Ich freue mich gerade riesig - Euch vielen Dank für Eure vielen Tipps!
Es war kein separates Objektiv, sondern das Objektiv einer Sony RX100 (Mark I). Jedenfalls viel zu schade, um die wegen eines blöden Flexkabels wegzuwerfen.
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