Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning DFT und Z-Transformation


von krxpfgqil (Gast)


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Hallo zusammen,

ich beschäftige mich derzeit in meinem Studium mit der digitalen 
Signalverarbeitung und bin da auf eine Frage bezüglich der 
Transformationen gestoßen für die ich noch keine plausible Antwort 
finden konnte.

Wenn ich ein aperiodisches Signal hinsichtlich des Frequenzverhaltens 
untersuchen möchte, muss ich dieses per Fouriertransformation 
(zeitkontinuierlich) bzw. DTFT (zeitdiskret) in den Bildbereich, also 
den Frequenzbereich, transformieren. Sowohl DTFT als auch FT sind 
allerdings aufgrund ihrer Integrationsgrenzen (- / + Unendlich) nicht 
für die rechnerbasierte Verarbeitung geeignet. Also muss ich zunächst 
mein Signal abtasten (wie bei DTFT) und dann mittels diskreter 
Fouriertransformation (DFT) der Länge N in einem bestimmten Bereich, der 
Fenstersequenz, transformieren.

Auf der anderen Seite steht die LaPlace-Transformation die man für 
kausale Systeme anwendet, also für eine Betrachtung bei t>0. Alles was 
dort bei t<0 passiert, ist nicht relevant. Möchte ich das ganze 
zeitdiskret betrachten, verwende ich die Z-Transformation, welche im 
Grunde der LaPlace-Transformation für abgetastete Signal entspricht.

Meine Frage ist nun: Warum gibt es im Falle der Laplace- und der 
Z-Transformation keine weitere Transformation als Analogie zur DFT im 
Bezug auf die Fourier-Transformation zur rechnerbasierten Verarbeitung? 
Die LaPlace- und Z-Transformation sind zwar einseitige Transformationen, 
aber die oberen Integrationsgrenzen liegen dennoch bei "Unendlich". Wie 
kann der Rechner sowas verabeiten?

Ich habe bislang lediglich eine Vermutung: Wenn ich es richtig 
verstanden habe, wird der Dämpfungsfaktor e^a*t, aus der die 
LaPlace-Transformation letztendlich entsteht, hinzugefügt, damit die 
Funktion konvergiert, also gegen einen Grenzwert läuft. Ist es so, dass 
dieser Grenzwert für t->unendlich erreicht wird und der Rechner bei 
genügend Iterationen den Rechenvorgang unterbricht?

Ich hoffe Ihr könnte meine Frage verstehen und mir weiterhelfen.

Vielen Dank!

von Hinweisgeber (Gast)


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Es gibt natürlich weitere Transformationen. Aber leichter werden die 
nicht und im Grunde brauchst du auch nicht mehr. Übrigends gibt es auch 
eine beitseitige Laplacetransformation. Diese ist allerdings, wie du 
bereits sagtest nicht verbreitet.

von krxpfgqil (Gast)


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Hallo,

zunächst vielen Dank für die Antwort. Allerdings bringt mich das 
bezüglich meiner eigentlichen Frage nicht weiter.
Es muss ja irgend eine Möglichkeit geben die Z-Transformation 
rechnerbasiert berechnen zu können.

In meiner weiteren Recherche bin ich noch darauf gestoßen, dass die 
Z-Transformation in die DFT übergeht, wenn |Z| = 1 ist, also auf dem 
Einheitskreis in der s-Ebene liegt. Mir stellt sich jetzt nur die Frage, 
was ist wenn |Z| ungleich 1 ist? Lässt sich die Z-Transformation dann 
berechnen?

LG

von ALOIS (Gast)


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krxpfgqil schrieb:
> Hallo,
>
> zunächst vielen Dank für die Antwort. Allerdings bringt mich das
> bezüglich meiner eigentlichen Frage nicht weiter.
> Es muss ja irgend eine Möglichkeit geben die Z-Transformation
> rechnerbasiert berechnen zu können.
>
> In meiner weiteren Recherche bin ich noch darauf gestoßen, dass die
> Z-Transformation in die DFT übergeht, wenn |Z| = 1 ist, also auf dem
> Einheitskreis in der s-Ebene liegt. Mir stellt sich jetzt nur die Frage,
> was ist wenn |Z| ungleich 1 ist? Lässt sich die Z-Transformation dann
> berechnen?
>
> LG

Ich meine, dass der Einheitskreis verschoben ist (um 1 nach links meine 
ich) im z-Bereich.

von Burkhard K. (buks)


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krxpfgqil schrieb:
> Meine Frage ist nun: Warum gibt es im Falle der Laplace- und der
> Z-Transformation keine weitere Transformation als Analogie zur DFT im
> Bezug auf die Fourier-Transformation zur rechnerbasierten Verarbeitung?
> Die LaPlace- und Z-Transformation sind zwar einseitige Transformationen,
> aber die oberen Integrationsgrenzen liegen dennoch bei "Unendlich". Wie
> kann der Rechner sowas verabeiten?

Weil die Laplace- und Z-Transformation Hilfsmittel zur Lösung von 
Differential- bzw. Differenzengleichungen sind. Durch die Integration 
bzw. Summation bis Unendlich wird es möglich, die Systemantwort in eine 
algebraisch berechenbare Form zu überführen - und so Pole und 
Nullstellen zu bestimmen, die die Impulsantwort eines Systems 
charakterisieren.

Oder - mit den Worten von Steven W. Smith ("Digital Signal Processing") 
ausgedrück - mit der Laplace-Transformation wird eine andere Strategie 
verfolgt. Hier gilt das Interesse nicht, wie bei Fourier und Verwandten, 
dem Signal und seiner Abbildung in die Frequenzdomäne sondern vielmehr 
der Beschreibung eines signalverarbeitenden Systems. Das kann z.B. ein 
IIR-Filter, ein Delta-Sigma-Modulator oder PID-Regler sein.

Berechnen muss man das Integral bzw. die Summe eigentlich gar nicht - 
tatsächlich wird eine ursprüngliche Differenzengleichung durch die 
Transformation in die z-Ebene abgebildet und dann nach Y(z) aufgelöst. 
Dabei ist Y(z) eine Abkürzung für die Summe aller y[k]*(z**-k) von 0 bis 
unendlich. Am Beispiel eines einfachen Integrators: Aus
 y(k) = y(k-1)   +x(k)

wird:
 Y(z) = 1/z *Y(z) +X(z)

nach Y(Z) aufgelöst:
 Y[z] = z/(1-z)  +X(z)

woraus sich dann die jeweiligen Pole und Nullstellen ermitteln lassen.

: Bearbeitet durch User
von Tobias P. (hubertus)


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krxpfgqil schrieb:
> Auf der anderen Seite steht die LaPlace-Transformation die man für
> kausale Systeme anwendet, also für eine Betrachtung bei t>0. Alles was
> dort bei t<0 passiert, ist nicht relevant. Möchte ich das ganze
> zeitdiskret betrachten, verwende ich die Z-Transformation, welche im
> Grunde der LaPlace-Transformation für abgetastete Signal entspricht.

das ist so nicht richtig. Auch die Laplace-Transformation hat 
definitionsgemäss ihre Integrationsgrenzen bei -unendlich und 
+unendlich. Jedoch willst du in der Praxis Systeme analysieren, die 
kausal sind, d.h. da dein System ab dem Zeitpunkt 0 erst beginnt zu 
arbeiten, hast du inhärent alles mit einem Einheitssprung multipliziert. 
Damit wird zwar die untere Integrationsgrenze der LT nicht verändert, 
von -unendlich bis 0 verschwinden aber deine Signale, weshalb man den 
Einheitssprung auch weglassen und erst ab 0 integrieren kann. Das wird 
dann als unilaterale LT bezeichnet. Das darf man aber nur, wenn man 
weiss, dass alles vor dem Zeitpunkt t=0 eh verschwindet.

Bei der z-Transformation kannst du einfach stur diese unendliche Reihe 
beginnen aufzusummieren und irgendwann abbrechen. Mit z=exp(-j*Omega) 
wird daraus dann die zeitdiskrete Fouriertransformation, welche für 
aperiodische, abgetastete Signale gilt. (ich hoffe ich habe mich jetzt 
nicht getäuscht. Es gibt 4 Fälle: periodisch und nichtperiodisch, 
zeitdiskret und zeitkontinuierlich. Jede Kombination davon hat ihre 
eigene Fouriertransformation.)

von R. M. (n_a_n)


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Burkhard K. schrieb:
> nach Y(Z) aufgelöst:
>  Y[z] = z/(1-z)  +X(z)

soll heißen  Y[z] = z/(1-z) * X(z)

von Tim (Gast)


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krxpfgqil schrieb:
> Meine Frage ist nun: Warum gibt es im Falle der Laplace- und der
> Z-Transformation keine weitere Transformation als Analogie zur DFT im
> Bezug auf die Fourier-Transformation zur rechnerbasierten Verarbeitung?
> Die LaPlace- und Z-Transformation sind zwar einseitige Transformationen,
> aber die oberen Integrationsgrenzen liegen dennoch bei "Unendlich". Wie
> kann der Rechner sowas verabeiten?

Überlege mal was passiert wenn du die Laplace / Z Transformation, 
Fenstern würdest. Also der Schritt von der DTFT zur DFT.  Und überlege 
mal was durch die Fensterung in Bezug auf Stabilität mit dem System 
passiert.

von krxpfqil (Gast)


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Hallo zusammen,

danke zunächst für eure zahlreichen Antworten! Die Antworten haben mich 
zumindest bei meinem Verständnis bezüglich Anwendung LaPlace und 
Z-Transf. noch weitergebracht. Einiges davon war zwar schon bekannt, 
habe ich aber in dem Kontext soweit noch nicht betrachtet.


Tim schrieb:
> Überlege mal was passiert wenn du die Laplace / Z Transformation,
> Fenstern würdest. Also der Schritt von der DTFT zur DFT.  Und überlege
> mal was durch die Fensterung in Bezug auf Stabilität mit dem System
> passiert.

Habe gerade versucht mir Gedanken darüber zu machen, allerdings komme 
ich da auf keine schlüssige Lösung. Was wäre denn das Problem wenn ich 
das Eingangssignal fenstern würde? Das System würde doch zunächst ganz 
normal reagieren nach dem Fenster (also Eingangssignal wieder 0) 
abklingen, oder sehe ich das falsch? Ich stehe hier gerade wohl auf dem 
Schlauch.

von Burkhard K. (buks)


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R. M. schrieb:
> soll heißen  Y[z] = z/(1-z) * X(z)

Ja, danke für die Korrektur - war schon spät :-)

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