Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Freelancing - Gulp und Co.


von jki (Gast)


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Hallo!

Kurz meine Situation: Ich habe bereits neben dem Studium zu arbeiten 
begonnen und wurde nach meinem Abschluss auch von der Firma übernommen. 
Arbeite im Bereich Embedded Systems (Programmierung, Elektronik, 
Integration) und habe mittlerweile in meiner Arbeit viel 
Selbstständigkeit und Freiräume bekommen (tlw auch zufällig), die 
geforderten Projekte zu verwirklichen. Da selbständige Arbeiten mit 
wenig Kontakt und Einfluss zu/von Kollegen/Chef gefällt mir eigentlich 
ganz gut muss ich sagen und habe mich daher ein wenig über Freelancing 
informiert.

Daher wollte ich mal fragen, ob hier schon jemand Erfahrungen mit 
entsprechenden Portalen a la Gulp, Freelancer.com,  hat.

Ich meine, ich habe im Internet natürlich ein paar tolle Berichte 
gelesen a la 3 Monate Freelancing, 9 Monate Urlaub, was ich allerdings 
nicht für sehr realistisch halte... auf der anderen Seite auch wieder 
Dinge a la "digitale Tagelöhner".

Natürlich wäre das Ziel beim Freelancing, unterm Strich mehr Geld zu 
verdienen als in einer Festanstellung.

Würde mich über eine spannende Diskussion freuen.

von waflija (Gast)


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Am Ende läuft alles darauf Hinaus, dass du mehr Risiko hast und damit im 
Erfolgsfall auch mehr Geld.

jki schrieb:
> Da selbständige Arbeiten mit
> wenig Kontakt und Einfluss zu/von Kollegen/Chef gefällt mir eigentlich
> ganz gut muss ich sagen und habe mich daher ein wenig über Freelancing
> informiert.

Das halte ich aber für eine denkbar schlechte Motivation. Du musst als 
Freelancer sehr viel Kundengewinnung machen, wenn du halt nicht genau 
auf dem "Klickworker" Niveau landen willst. Dass heißt du musst ständig 
(alle 3-12 Monate) in neuen Teams mit völlig unbekannten Personen zu 
Arbeiten.

Je nach Auslastung wirst du auch Kunden haben, die deutlich schlimmer 
sind als jeder Chef. Besonders da sie dich ohne Vorwarnung von einer 
Minute auf die nächste nach Hause schicken können.

Freelancing heißt auch nicht unbedingt "freie Zeiteinteilung", klar, du 
kannst einfach nein sagen und nicht kommen. Dann hast du aber einen 
Kunden weniger und wenn da ein Projektvermittler mit drin hängt wird der 
dich auch nicht mehr vermitteln.

Vor allem auf der Geld Seite muss dir klar sein, dass du im Notfall auch 
mal 2-3 Monate komplett ohne Einkommen bist. Da bekommst du Sorgen, die 
ein Festangestellter nie hätte :)

Abgesehen davon wird auch eine Rückkehr in Festanstellung schwieriger, 
besonders unterhalb der Führungsebene. Ehemalige Selbstständige gelten 
als schwer, bzw. nicht führbar und landen deshalb schnell unten auf der 
Liste.

von Toni Tester (Gast)


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Nichts für Ungut, aber sofern Du kein Troll bist, hast Du Dich bereits 
durch diese Fragestellung für eine selbständige Tätigkeit 
disqualifiziert.

Als Freelancer kannst Du so lange Urlaub machen, wie Du willst - in der 
Zeit kommt natürlich auch keine Kohle rein.

Was dabei rum kommt, kannst Du Dir selbst einfach ausrechnen:
Geschätzter Stundensatz (Dein Marktwert gemäß realistischer 
Selbsteinschätzung; Stundensätze gibt es z. B. bei GULP einzusehen) mal 
geschätzte Auslastung (keiner ist immer zu 100% beschäftigt) abzüglich 
Versicherungen (Berufshaftpflicht, Krankenversicherung, Altersvorsorge 
etc.) und Betriebsausgaben (Büro, Arbeitsmittel, PKW etc.) sowie 
Rücklagen für "schlechte Zeiten" ("Wirtschaftskrise", längere/schwere 
Krankheit) usw. müssen in einem sinnvollen Verhältnis zu Deinem 
Einkommen als Festangestellter (zzgl. die Lohnnebenkosten Deines 
Arbeitgebers) stehen.

Und natürlich auch bedenken, dass Du für viele Aktivitäten (Finanzamt 
bzw. Steuererklärungen, Akquise, Angebots- und Rechnungserstellung, i. 
A. Fahrzeiten und -wege uvm.) gar kein Geld siehst.

Viel Spaß beim Rechnen!

PS: Falls Du glaubst, mit "Freelancing" nun den ultimativen Stein der 
Weisen gefunden zu habem und damit schnell und einfach reich werden zu 
können und dabei noch extrem viel Freizeit haben zu können - denke 
nochmal drüber nach, warum das dann nicht viel mehr Leute machen und 
stattdessen die allermeisten immer noch eine Festanstellung vorziehen. 
Tipp: Die sind nicht alle komplett doof.

von Oliver S. (phetty)


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3 Monate arbeiten, 9 Monate "frei" klingt toll, aber mal ehrlich, wer 9 
Monate am Stück im warmem Sand gelegen hat ist so verblödet das er die 
nächsten 3 Monate mit Sicherheit kein Projekt mehr bekommt.

von Joe F. (easylife)


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jki schrieb:
> 3 Monate Freelancing, 9 Monate Urlau

total realitätsfern. 6 tage arbeiten, 1 tag frei x 52 wochen trifft es 
eher.

von Selbständiger (Gast)


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Nein, die meisten Freelancer arbeiten gewollt oder ungewollt etwa 32h im 
Schnitt. Das bedeutet bezahlte Projektstunden. Hinzu kommen 2-3h 
Allgemeines und Fahrerei, die man mehr hat, als ein Angestellter. Und: 
die nicht ausgelasteten ziehen den Schnitt runter. IM Projekte sind es 
durchaus 50h und mehr, Im Grossen und Ganzen arbeiten die freelancer 
aber ungefähr soviel wie die Angestellten.

Hier ist ein aktuelles PDF dazu:

https://www.gulp.de/binaries/content/assets/knowledge-base/gulp-whitepaper_gufrees_teil-1-3_zusammenfassung_final_020317.pdf

von Mak (Gast)


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So ein Typ bei uns in der Firma ist auch Freelancer und arbeitet für ein 
bestimmtes Projekt. Gehalt ist glaube ich fast dreistellig pro Stunde, 
was nicht viel ist. Wenn man das mal hochrechnet, Steuern, Krankenkasse 
pipapo abzieht, hat man dann noch den Risikoaufschlag, von dem man dann 
mal leben muss, sollte sich nichts neues finden. Schulungen etc. bezahlt 
einem in der Regel natürlich auch keiner. Wenn man also nicht gerade das 
Mega-Wissen hat und wirklich außerordentlich viel verdient, wird es wohl 
nichts mit 3 Monaten arbeiten und 9 am Strand liegen - außer du gibst 
dich mit bedeutend weniger zufrieden oder bist irgendwie verdammt 
clever.
Trotz allem gibt es Freelancer - ich vermute aber, dass die 
erfolgreichen generell eine andere Motivation haben, als 9 Monate im 
Jahr Urlaub zu machen.

von Analog Opa (Gast)


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Ich kenne jemanden, der wirklich nur etwa 3 Monate im Jahr arbeitet, 
weil er quasi Pensionär ist und die Frau verdient. Der macht so etwa 
500h im Jahr bei  über 40.000 Umsatz.

Nach Abzug der Kosten für Büro, Haus, Auto, Reisen und die teuren 
Fortbildungen, Hotels und Geschäftsessen hat er noch einen gewaltigen 
Gewinn von unter 20.000! Davon geht noch 3000,- Krankenkasse und eine 
private Rentenversicherung ab. Über sind da gerade gut  10.000 und davon 
muss er fast nichts versteuern. Im Gegenteil: Das wird dem Einkommen der 
Frau zugeschlagen und beide können insgesamt die Steuern wegen dem Tarif 
reduzieren. Da bleiben dann etwa 1000,- netto allein für ihn.  Reicht ja 
auch zum Leben, wenn die Kinder aus dem Haus sind, das Haus, Auto, 
Telefon und alles andere an Versicherungen durchfinanziert ist und vor 
allem das Weib ihr eigenes Geld verdient.

Bei Leuten mit Kindern im Schulalter oder Studiumswünschen geht das 
nicht.

von Bürovorsteher (Gast)


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> das Weib ihr eigenes Geld verdient

Genus und Sexus...

von waflija (Gast)


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Selbständiger schrieb:
> Nein, die meisten Freelancer arbeiten gewollt oder ungewollt etwa
> 32h im
> Schnitt. Das bedeutet bezahlte Projektstunden. Hinzu kommen 2-3h
> Allgemeines und Fahrerei, die man mehr hat, als ein Angestellter. Und:
> die nicht ausgelasteten ziehen den Schnitt runter. IM Projekte sind es
> durchaus 50h und mehr, Im Grossen und Ganzen arbeiten die freelancer
> aber ungefähr soviel wie die Angestellten.
>
> Hier ist ein aktuelles PDF dazu:
>
> https://www.gulp.de/binaries/content/assets/knowle...

Der Schnitt ist völlig irrelefant. Vor allem wer steckt da alles mit 
drin? Fest steht: Im Projekt wird erwartet dass du länger da ist als die 
festen. Du kommst um ein aktues Problem zu lösen. Wenn die Kapazität 
dort reichen würde, bräuchte man dich nicht. Ergo hast du gerne mal 50+ 
Wochen.

Im SAP Bereich war das besonders extrem bei mir. 14h pro Tag während des 
roll-out. Die Firma steht dann halt fast komplett und das heiß schnell 
mal 6stellige Summen an Produktionsausfall pro Tag(!). Da hat dann auch 
von Kundenseite absolut keiner Verständnis dafür, dass du keine Lust 
hast, krank wirst oder dich schnell mal um die Frau / Kinder kümmern 
musst...

von SCNR (Gast)


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waflija schrieb:
> irrelefant

Was ist denn das? Ein Dickhäuter in der Psychiatrie?

von Dr. Madness (Gast)


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Beim Roll-Out kommt man sich schon teilweise vor wie in der Psychiatrie, 
und eine dicke Haut braucht man dann auf jeden Fall.

von waflija (Gast)


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SCNR schrieb:
> waflija schrieb:
>> irrelefant
>
> Was ist denn das? Ein Dickhäuter in der Psychiatrie?

Meist du die Frage tatsächlich ernst? Falls ja: lies mal irrelevant mit 
"alternativer" Betonung des "v"

Dr. Madness schrieb:
> Beim Roll-Out kommt man sich schon teilweise vor wie in der
> Psychiatrie,
> und eine dicke Haut braucht man dann auf jeden Fall.

Und danach wünscht du dir 9 Monate Urlaub :D

von SCNR (Gast)


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waflija schrieb:
> mit
> "alternativer" Betonung des "v"

Du meinst die alterna-tiefe Aussprache?
Verbunden mit der noch tieferen Rechtschreibung?
Oh, that's low...

von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


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jki schrieb:

> Daher wollte ich mal fragen, ob hier schon jemand Erfahrungen mit
> entsprechenden Portalen a la Gulp, Freelancer.com,  hat.

Sich bei Gulp anzumelden, schadet nicht. Ich nutze Gulp nur noch als 
zentrales Repository für mein Profil. Gulp ist als Vermittler aber 
mittlerweile ein ziemlicher Billig-Heimer geworden, mit denen man 
eigentlich nicht zusammen arbeiten möchte.

Alle meine derzeitigen Kunden haben mich über Xing gefunden.

> Natürlich wäre das Ziel beim Freelancing, unterm Strich mehr Geld zu
> verdienen als in einer Festanstellung.

Als Freelancer solltest Du schon mehr verdienen, als ein 
Festangestellter in gleicher Position. Allerdings läßt sich als 
Freelancer sicher keine Kariere machen und von Dir wir erwartet, dass Du 
benötigte Fähigkeiten mitbringst.

> Würde mich über eine spannende Diskussion freuen.

Würde vielleicht eher mal im Forum von Gulp gucken.

von Arc N. (arc)


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Torsten R. schrieb:
> jki schrieb:
>
>> Daher wollte ich mal fragen, ob hier schon jemand Erfahrungen mit
>> entsprechenden Portalen a la Gulp, Freelancer.com,  hat.
>
> Sich bei Gulp anzumelden, schadet nicht. Ich nutze Gulp nur noch als
> zentrales Repository für mein Profil. Gulp ist als Vermittler aber
> mittlerweile ein ziemlicher Billig-Heimer geworden, mit denen man
> eigentlich nicht zusammen arbeiten möchte.

Mal auf Freelancer oder Upwork schauen, wenn da Freiberufler und 
Unternehmen aus etwas günstigeren Ländern um Aufträge aus der EU und USA 
konkurrieren. Das relativiert den Eindruck ein wenig...

von Joey4711 (Gast)


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Torsten R. schrieb:
> Sich bei Gulp anzumelden, schadet nicht. Ich nutze Gulp nur noch als
> zentrales Repository für mein Profil. Gulp ist als Vermittler aber
> mittlerweile ein ziemlicher Billig-Heimer geworden, mit denen man
> eigentlich nicht zusammen arbeiten möchte.

'hab ich die selbe Meinung dazu. Zumal sie auch ziemlich arrogant sind.

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