Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wie Zuverlässig ist ein Multimeter bei Wechselspannung


von Waldemar A. (exilit)


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Eins vorweg: Nein, ich bin nicht lebensmüde und mir ist die Gefahr im 
Umgang mit 230V durchaus bekannt. Meine Frage dient nur der Befriedigung 
meiner Neugier und ist nur theoretischer Natur.

Nun aber zu meiner Frage:
Soweit mir das begegnet, sehe ich Multimeter (fast) ausschließlich bei 
der Messung von (kleinen) Gleichspannungen. Nun wird aber die 
Wechselspannung-Funktion in einem Multimeter aber sicherlich einen Grund 
haben :-).

Wie präzise ist das Messergebnis eines "gewöhnlichen" Multimeters beim 
Messen von Wechselspannungen? Spielt die Frequenz der Spannung eine 
Rolle, oder können die Multimeter in der Regel darauf flexibel 
reagieren?

Die Multimeter, die ich so gesehen habe, geben an, Spannungen bis 600V 
oder mehr messen zu können, wird das im Professionellen Umfeld 
tatsächlich genutzt? Und wenn ja, dann wo? Hat da Jemand Erfahrungen?

Zudem verfügen ja die meisten Multimeter für hohe Ströme eine extra 
Buchse bis 10A. Mir kommen jedoch die Leitungen etwas dünn vor für die 
10A. Sind die wirklich geeignet, um so hohe Ströme zu tragen?

von ttl (Gast)


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welches Multimeter?
welche Angaben macht die Bedienungsanleitung?

von (prx) A. K. (prx)


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Waldemar A. schrieb:
> Spielt die Frequenz der Spannung eine
> Rolle, oder können die Multimeter in der Regel darauf flexibel
> reagieren?

Sowohl Frequenz als auch Kurvenform sind wichtig. Und das ist von Gerät 
zu Gerät anders. Nur "True RMS" Multimeter können mit vom Sinus 
abweichenden Kurven korrekt umgehen. Näheres verrät dir das Handbuch.

> Zudem verfügen ja die meisten Multimeter für hohe Ströme eine extra
> Buchse bis 10A. Mir kommen jedoch die Leitungen etwas dünn vor für die
> 10A. Sind die wirklich geeignet, um so hohe Ströme zu tragen?

Zeitfrage, mehr als soundsoviel Sekunden ist üblicherweise nicht 
zulässig. Auch hier ist Handbuchlektüre empfehlenswert.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Waldemar A. schrieb:
> Die Multimeter, die ich so gesehen habe, geben an, Spannungen bis 600V
> oder mehr messen zu können,

Hat das Gerät eine entsprechend gebaute Sicherung? Wenn da eine normale 
5x20 Feinsicherung drin ist, dann ist alles jenseits von 250V glatt 
gelogen.

von Der Andere (Gast)


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Waldemar A. schrieb:
> Wie präzise ist das Messergebnis eines "gewöhnlichen" Multimeters beim
> Messen von Wechselspannungen?

So präzise wie es seine technischen Daten angeben. Siehe 
Bedienungsanleitung.
Die technischen Daten sind auch gerne mal "geschönt", vor allem bei 
Billigprodukten aus Fernost.

Waldemar A. schrieb:
> Spielt die Frequenz der Spannung eine Rolle,
Natürlich

Waldemar A. schrieb:
> oder können die Multimeter in der Regel darauf flexibel reagieren?
In dem Rahmen in dem sie spezifiziert sind. Wieder siehe 
Bedienungsanleitung

Waldemar A. schrieb:
> Die Multimeter, die ich so gesehen habe, geben an, Spannungen bis 600V
> oder mehr messen zu können, wird das im Professionellen Umfeld
> tatsächlich genutzt? Und wenn ja, dann wo? Hat da Jemand Erfahrungen?

Was für einen Nutzen hat eine Antwort für dich. Es geht doch darumn was 
du messen willst.
Wichtig ist die CAT Einstufung. Siehe dazu 
https://de.wikipedia.org/wiki/Messkategorie

Waldemar A. schrieb:
> Zudem verfügen ja die meisten Multimeter für hohe Ströme eine extra
> Buchse bis 10A. Mir kommen jedoch die Leitungen etwas dünn vor für die
> 10A.

meione Leitungen sind 2,5qmm. Das reicht dicke auch für 25A.
Du willst die Leitungen ja nicht in Isolationsmaterial dauerbelasten.

Wenn du bessere Antworten willst, dann stell eine konkrete Frage zu 
einem konkreten Messgerät.
Im Moment fragst du irgendwie: "Ich habe ein Auto, kann ich damit durch 
eine 50cm tiefe Pfütze fahren? Und kann ich damit die Nordschleife in 
unter 9min fahren?"

von (prx) A. K. (prx)


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A. K. schrieb:
> Waldemar A. schrieb:
>> Die Multimeter, die ich so gesehen habe, geben an, Spannungen bis 600V
>> oder mehr messen zu können,
>
> Hat das Gerät eine entsprechend gebaute Sicherung? Wenn da eine normale
> 5x20 Feinsicherung drin ist, dann ist alles jenseits von 250V glatt
> gelogen.

PS: Messen kannst du höhere Spannungen wohl schon, aber die Sicherung 
sichert nicht mehr ab. Und möglicherweise sind bei solchen Geräten auch 
andere Bauteile nicht wirklich dafür auslegt.

von Waldemar A. (exilit)


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Der Andere schrieb:
> Was für einen Nutzen hat eine Antwort für dich. Es geht doch darumn was
> du messen willst.
> Wichtig ist die CAT Einstufung. Siehe dazu
> https://de.wikipedia.org/wiki/Messkategorie
Wie eingangs erwähnt, möchte ich nichts konkretes Messen. Es ist eine 
Frage aus reiner Neugier.

Der Andere schrieb:
> Wenn du bessere Antworten willst, dann stell eine konkrete Frage zu
> einem konkreten Messgerät.
> Im Moment fragst du irgendwie: "Ich habe ein Auto, kann ich damit durch
> eine 50cm tiefe Pfütze fahren? Und kann ich damit die Nordschleife in
> unter 9min fahren?"

Ich habe mich über die Qualität der Antworten doch gar nicht beschwert. 
Und da die Frage nur aus Neugier ist, ist auch eine allgemeine Antwort 
vollkommen in Ordnung. Um bei deiner Analogie zu bleiben, könnte eine 
Antwort sein:
"Wenn der Abstand deines Ansaugrohres zum Boden größer als 50cm ist, 
dann ja. Um etwas Puffer zu haben, wären 60cm allerdings besser. Die 
Wahrscheinlichkeit, dass ein Wagen die nötige Bodenfreiheit hat und so 
schnell um die Kurve kommt, ist recht gering, kategorisch ausschließen 
kann ich das aber nicht."

Insofern ist deine und auch einige Antworten schon in Ordnung, also: 
Danke.

von Waldemar A. (exilit)


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A. K. schrieb:
> Waldemar A. schrieb:
>> Die Multimeter, die ich so gesehen habe, geben an, Spannungen bis 600V
>> oder mehr messen zu können,
>
> Hat das Gerät eine entsprechend gebaute Sicherung? Wenn da eine normale
> 5x20 Feinsicherung drin ist, dann ist alles jenseits von 250V glatt
> gelogen.

Welche Sicherungen verbaut sind, kann ich nicht sagen. Aber Wenn ich 
mich bei Reichelt so umsehe, scheinen die Alle für mindestens 400V AC 
ausgelegt zu sein.

von Peter II (Gast)


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A. K. schrieb:
>> Die Multimeter, die ich so gesehen habe, geben an, Spannungen bis 600V
>> oder mehr messen zu können,
>
> Hat das Gerät eine entsprechend gebaute Sicherung? Wenn da eine normale
> 5x20 Feinsicherung drin ist, dann ist alles jenseits von 250V glatt
> gelogen.

bei welchen Multimeter ist denn die Sicherung für die Spannungsmessung 
vorhanden? Bei mir ist sie nur für den Strom zuständig.

von (prx) A. K. (prx)


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Waldemar A. schrieb:
> Welche Sicherungen verbaut sind, kann ich nicht sagen. Aber Wenn ich
> mich bei Reichelt so umsehe, scheinen die Alle für mindestens 400V AC
> ausgelegt zu sein.

Wo würdest du eher ein Messgerät kaufen, bei Pollin, oder beim 
Spezialisten für Messgeräte?

http://www.pollin.de/shop/dt/OTUyOTYxOTk-/Messtechnik/Messgeraete/Multimeter/True_RMS_Bluetooth_Multimeter_OWON_B35T.html
http://www.messgeraete-chemnitz.de/Fluke-Multimeter/OWON-B35T-TRMS-Multimeter-Bluetooth-Datenlogger-
Auf die Abbildungen achten.

Hier hat mal jemand in die übliche Version reingesehen:
http://www.eevblog.com/forum/testgear/owon-b35t-bluetooth-multimeter-teardown/msg731425/?PHPSESSID=d1f89d8d5c3fb2b25eea1d64870f11c3#msg731425

Der "Ramschladen" Pollin verkauft eine an EU-Vorschriften angepasste 
Version des intern gleichen Gerätes, bei dem schlicht das das 
draufsteht, was auch drin ist. Der Chemnitzer "Spezialist" verkauft 
gemässt Webseite und Abbildung den internationalen "Chinakracher".

In anderer Form gibt es das bei einem anderen Gerät. Da gibts von aussen 
zwei schwer zu unterscheidende Hardware-Versionen. Eine mit billiger 
5x20 Absicherung, und von Reichelt eine mit zum gleichen Aufdruck 
passender aber schwerer beschaffbarer und recht teurer Gross-Sicherung.

M.a.W: Da wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Und nicht unbedingt 
so herum, wie man das erwartet.

von (prx) A. K. (prx)


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Peter II schrieb:
> bei welchen Multimeter ist denn die Sicherung für die Spannungsmessung
> vorhanden? Bei mir ist sie nur für den Strom zuständig.

Ja, aber wo Strom fliesst ist üblicherweise auch Spannung. Und wenn die 
Sicherung wegfliegt und zu trennen versucht, dann ist genau an dieser 
Stelle ziemlich viel davon. Ist das dann mehr als 250V/AC, dann ist eine 
übliche Feinsicherung nicht mehr verpflichtet zu trennen.

Und wenn jemand ohne innige Fachkenntnis von Messung von 
Netz-Wechselspannung schreibt, dann schliesse ich vorsorglich 
Strommessung mit ein.

PS: Es kommt gelegentlich auch vor, dass man im Strommessbereich 
Spannung misst. Manchmal mit Absicht, meist aber nicht. Bei mir wars 
auch gleich die richtige Sorte Spannung, nämliche aus einer 
Autobatterie. Sicherung gab es im Messgerät keine, aber hinterher eine 
durchgebrannte Leiterbahn.

: Bearbeitet durch User
von Achim H. (anymouse)


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Waldemar A. schrieb:
> Wie präzise ist das Messergebnis eines "gewöhnlichen" Multimeters beim
> Messen von Wechselspannungen? Spielt die Frequenz der Spannung eine
> Rolle, oder können die Multimeter in der Regel darauf flexibel
> reagieren?

Bei "gewöhnlichen" Multimetern dürfen die Frequenzen nicht zu stark von 
50Hz-400Hz abweichen.

Bei Überschreitung einer bestimmten Maximalfrequenz kann bzw. wird ein 
deutlich falscher (vermutlich: zu kleiner) Wert angezeigt -- wo diese 
Frequenz liegt, ist von Multimeter zu Multimeter unterschiedlich und 
sollte spezifiziert sein.

Bei Unterschreitung einer bestimmten Minimalfrequenz kann bzw. wird es 
auch sein, dass ein deutlich falscher (vermutlich: zu kleiner) Wert 
angezeigt wird -- wo diese Frequenz liegt, ist von Multimeter zu 
Multimeter unterschiedlich und sollte spezifiziert sein.


Daneben geht auch noch die Kurvenform ein, also inwieweit die Schwingung 
von einem Sinus abweicht. Bei gewöhnlichen Multimetern wird angezeigt 
"der RMS-Wert eines Sinus, der die gleiche Amplitude hat wie das 
vorliegende Signal" -- wenn man die Anzeige also als RMS-Wert des 
Signals selbst interpretiert, kommt es also zu einem Fehler.

von Theor (Gast)


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Ich versuchs mal:

Waldemar A. schrieb:
> [...]
>
> Nun aber zu meiner Frage:
> Soweit mir das begegnet, sehe ich Multimeter (fast) ausschließlich bei
> der Messung von (kleinen) Gleichspannungen.

Das kommt auf Dein Umfeld an. Es gibt natürlich Menschen, die fast 
ausschliesslich mit kleinen Gleichspannungen zu tun haben. Die meisten 
Audio- und Digitalelektronkentwickler werden solche Menschen sein, aber 
es gibt einige mehr.

> Nun wird aber die
> Wechselspannung-Funktion in einem Multimeter aber sicherlich einen Grund
> haben :-).

Sicher. Die Anwender sind diejenigen, die eben mit Wechselspannungen zu 
tun haben (mitunter überschneidet sich diese Gruppe mit der ersten). 
Also, die mit Netzteilen oder Wechselrichtern oder ähnlichem zu tun 
haben.

> Wie präzise ist das Messergebnis eines "gewöhnlichen" Multimeters beim
> Messen von Wechselspannungen?

Das kann man allgemein nicht beantworten.
Es gibt verschiedene Verfahren für die Messung, teils welche, die, 
abgesehen von den Bauteiltoleranzen, im Prinzip absolut genau sind, 
teils welche die sich nur annähern.
Es gibt da zwei Quellen für Dich um Deine Neugierde zu befriedigen. 1. 
Die Fachbücher, die sich mit solchen Meß-Schaltungen beschäftigen. 2. 
Die Spezifikationen der Messgeräte.

> Spielt die Frequenz der Spannung eine
> Rolle, oder können die Multimeter in der Regel darauf flexibel
> reagieren?

Das kann man auch nicht allgemeingültig beantworten.
Es kommt auf das Meßverfahren an. Es gibt einfache Verfahren, die davon 
ausgehen bzw. konkret darauf ausgelegt sind, dass nur eine Frequenz 
(nämlich die in dem jeweiligen Land verwendete Netzfrequenz) anliegt. Es 
gibt andere die da flexibler sind. Darüber hinaus gibt es noch einen 
anderen Faktor, nämlich das Frequenzspektrum der Spannung; was auch als 
"Kurvenform" dargestellt werden kann. Wieder hängt das vom Meßverfahren 
ab.

Es gibt hier eine Grenze, ab der man nicht nur an einer einzelnen Größe 
interessiert ist, sondern an der Kurvenform, bzw. dem Spektrum. In dem 
ersten Fall wird man zum Oszilloskop greifen, im zweiten zum 
Spektrumanalyzer.

> Die Multimeter, die ich so gesehen habe, geben an, Spannungen bis 600V
> oder mehr messen zu können, wird das im Professionellen Umfeld
> tatsächlich genutzt? Und wenn ja, dann wo? Hat da Jemand Erfahrungen?

Siehe oben. Wer sich mit Drehstromnetzteilen beschäftigt, wird auch 
gerne mal bis dahin messen können.

> Zudem verfügen ja die meisten Multimeter für hohe Ströme eine extra
> Buchse bis 10A. Mir kommen jedoch die Leitungen etwas dünn vor für die
> 10A. Sind die wirklich geeignet, um so hohe Ströme zu tragen?

In der Regel kann man davon ausgehen, dass diese Leitungen für eine 
Messung ausreichen. Man kann das auch, wenn man die Stärke des Drahtes 
kennt, ausrechnen. Für einen Unerfahren kann aber auch das zum Problem 
werden, da die Grenzwerte von einer Reihe Gegebenheiten abhängen, die 
praktisch nicht zu kontrollieren sind. Daher wird man immer einen 
deutlichen Sicherheitsfaktor berücksichtigen.
Bei billigen Messgeräten ist es möglich, dass es Einschränkungen 
bezüglich der Messzeit gibt. Dafür gibt es aber wieder keine allgemein 
gültige Antwort. Genaues steht in der Bedienungsanleitung.
Theoretisch sollten die Messleitungen grundsätzlich für den Strom und 
die spezifizierte Meßzeit ausgelegt sein. Praktisch hat man da ab und zu 
Grund zum Zweifel. Der Hersteller legt die oben erwähnten 
Unwägbarkeiten, d.h. den Sicherheitsfaktor gerne mal zu seinen Gunsten 
aus. Das fällt dann in die Kategorie Qualität bzw. Preis. Kupfer ist 
halt teuer.

von (prx) A. K. (prx)


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Theor schrieb:
> Kupfer ist halt teuer.

Und dicke Messleitungen sind schlechter in der Handhabung.

von Erwin D. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Theor schrieb:
>> Kupfer ist halt teuer.
>
> Und dicke Messleitungen sind schlechter in der Handhabung.

...wenn es keine feindrähtigen sind. Aber die sind auch wieder teurer.

von Waldemar A. (exilit)


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@Theor Tolle Antwort, danke. Erklärt alles so spezifisch wie möglich und 
doch so allgemein wie nötig.

Das hat meine Frage im Grunde beantwortet (So wie viele andere Antworten 
in Summe ebenfalls).

von juergen (Gast)


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Was ich gerne mal wissen möchte:

Am Drehknopf vom rms-Multimeter z. B. von Reichelt kann man einstellen,
ob Wechsel- oder Gleichspannungen gemessen werden sollen.

Warum?

Bei rms - Messungen ist eine solche Auswahlmöglichkeit doch überflüssig,
da sowieso der Effektivwert angezeigt wird? Was machen die 
Schalterstellungen denn da für einen Unterschied?

Ich hatte mir vor einiger Zeit ein Zeigerinstrument mit dem neuen rms-Ic 
zusammengebaut - speziell für Wechselspannungsmessungen am Motorroller 
mit Wechselspannungsregler. (Zur Ablesung von Tendenzen ist ein Zeiger 
erforderlich!)

Da habe ich aber keinen Wahlschalter. Egal ob Wechselspannung oder 
Gleichspannung - es wird doch sowieso immer der Effektivwert 
angezeigt!!!
Einfach Strippen anschließen ohne Vorwahl.

Sehr angenehm, da ich mir nicht vorher großartig Gedanken um die
Kurvenform machen und mich um keinen Schalter kümmern muß, da
nicht vorhanden.

von (prx) A. K. (prx)


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juergen schrieb:
> Bei rms - Messungen ist eine solche Auswahlmöglichkeit doch überflüssig,
> da sowieso der Effektivwert angezeigt wird? Was machen die
> Schalterstellungen denn da für einen Unterschied?

Schau mal ins Handbuch vom Multimeter, welche Genauigkeit die beiden 
Bereiche liefern. Fluke 87: DC 0.025%, AC 0.4%.

von juergen (Gast)


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...ach so, klar! Bei Messungen unter Einbindung des ICs ist die 
Genauigkeit geringer.

Danke für die Auskunft.

Gruß Jürgen

von Michael B. (laberkopp)


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Waldemar A. schrieb:
> Wie präzise ist das Messergebnis eines "gewöhnlichen" Multimeters beim
> Messen von Wechselspannungen?

Steht in der Doku, meist besser als 1%.

> Spielt die Frequenz der Spannung eine Rolle,

Ja, wesentlich, die üblichen Multimeter messen nur saubere Sinussignale 
mit 60 und 50 Hz mit der im Datenblatt angegebenen Genauigkeit. Schon 
bei 400Hz liegen sie daneben, und je schlechter der crest-Faktor der 
Sinusspannung ist, um so weiter liegt der Messwert daneben.

Denn die Messgeräte messen den Mittelwert und multiplizieren ihm mit 
1.1, was nur bei Sinus stimmen würde.

Auch true-rms funktioniert nur bei 50-60Hz, schon 400Hz schafft nicht 
jedes treu-rms und 20kHz wie für Audio oder 200kHz wie für Schaltregler 
kann fast keines messen ohne weit daneben zu liegen.

juergen schrieb:
> Am Drehknopf vom rms-Multimeter z. B. von Reichelt kann man einstellen,
> ob Wechsel- oder Gleichspannungen gemessen werden sollen.
>
> Warum?

Entweder das Multimeter trennt Gleichspannung per Koppelkondensator ab 
oder eben nicht. Sehr nützlich, um sich an das Messproblem anzupassen.

von juergen (Gast)


Angehängte Dateien:

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Michael B. schrieb:


> Auch true-rms funktioniert nur bei 50-60Hz, schon 400Hz schafft nicht
> jedes treu-rms und 20kHz wie für Audio oder 200kHz wie für Schaltregler
> kann fast keines messen ohne weit daneben zu liegen.
>



Das kann ich gar nicht glauben???

Ich war der Meinung, daß der AD736, mit dem ich das Zeigerinstrument 
ergänzt habe, auch noch für einige kHz gut ist.

von Marek N. (Gast)


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Also der Australier hat vor kurzem (s)ein TRMS-Multimeter bisschen 
genauer unter die Lupe genommen mit interessanten Erkenntnissen: 
https://youtu.be/gVfJTZG6h9o

von Michael B. (laberkopp)


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juergen schrieb:
> Ich war der Meinung, daß der AD736, mit dem ich das Zeigerinstrument
> ergänzt habe, auch noch für einige kHz gut ist.

Damit hast du mehr investiert, als die meisten Multimeterhersteller 
bereit sind zu investieren.
Dennoch liegt der Fehler eher bei 2.5% (was bei dem Zeigerinstruiment 
wohl passend ist, bei 3 1/2 stelligen digitalen eher unzureichend) und 
wenn die Eingangsspannung nicht zu Vollausschlag führt, also 200mV, 
sondern nur 10mV beträgt, hat man bei 55kHz schon -3dB also 33% Fehler, 
die 20kHz werden also auch schon verfälscht.

von Juergen (Gast)


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Michael B. schrieb:
> juergen schrieb:
>> Ich war der Meinung, daß der AD736, mit dem ich das Zeigerinstrument
>> ergänzt habe, auch noch für einige kHz gut ist.
>


> Damit hast du mehr investiert, als die meisten Multimeterhersteller
> bereit sind zu investieren.


Jetzt 10Euro etwa...war damals erheblich billiger!


> Dennoch liegt der Fehler eher bei 2.5% (was bei dem Zeigerinstruiment
> wohl passend ist, bei 3 1/2 stelligen digitalen eher unzureichend) und
> wenn die Eingangsspannung nicht zu Vollausschlag führt, also 200mV,
> sondern nur 10mV beträgt, ...


Die Problematik ist mir bekannt. Bei Zeigerinstrumenten werden die 
Fehler im unteren Meßbereich sehr groß. Deshalb wähle ich die Bereich 
immer so, daß sich das Ergebnis im oberen Drittel der Skala ablesen 
läßt.


>...hat man bei 55kHz schon -3dB also 33% Fehler,
> die 20kHz werden also auch schon verfälscht....


Ich wüßte jetzt gar keine Anwendung für rms bei mehr als 1kHz???
2kHz vielleicht noch?, aber darüber hinaus?? Da fällt mir jetzt gar 
nichts ein.


Bei Höchstdrehzahl des Motors macht die Vespa-Lima etwa 400Hz.
Da ist die Wechselspannung, die von Haus aus sowieso nicht richtig 
sinusförmig ist, vom Regler noch mal richtig "ramponiert" worden, d. h. 
die neg. Halbwelle ist fast völlig weggeschaltet. Wenn man versucht, da 
was mit einem normalen Multimeter (egal mit welchem Bereich - AC oder 
DC) zu messen, kommt man auf unmögliche Werte!

Die Ergebnisse mit dem Meßgeräteumbau hatten ergeben, daß, verglichen 
mit der Leuchtstärke des Scheinwerfers, auch bei Höchstdrehzahl der 
Zeiger ab 1000 rpm ziemlich genau bei etwa 14V ausharrte. Die 
Regeleigenschaften
waren anhand der Zeigerbewegung um diesen Wert herum auch sehr gut zu 
beobachten. Die Genauigkeit ist, alles in allem, mehr als ausreichend.

Schließlich war diese Überprüfung ja auch der Grund für den Eigenbau. 
Ein digitales effektivwertmessendes ist für solche Meßaufgaben m. E. 
nicht geeignet.

Dabei hat das AD736-IC keinen Treiber an Bord, darf also nur hochohmig 
belastet werden mit 1- oder 10MOhm Last, z. B. von einem 
Digitalmultimeter. Für den höheren Strom des Zeigerinstrumentes mußte 
deshalb noch ein kleiner Verstärker (OP) hinterher geschaltet werden, 
was die Sache ziemlich kompliziert gemacht hat.

von Spannungs-Mann (Gast)


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> Am Drehknopf vom rms-Multimeter z. B. von Reichelt kann man einstellen,
> ob Wechsel- oder Gleichspannungen gemessen werden sollen.
> Warum?

Wenn man das Gerät auf Gleichspannung stellt, möchte man auch nur den 
Gleichanteil messen. Das Gerät wird bei reiner Wechselspannung dann 0V 
anzeigen (Probiers ruhig mal aus! ). Das ist so gewollt!

von Harald W. (wilhelms)


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Spannungs-Mann schrieb:

> Das Gerät wird bei reiner Wechselspannung dann 0V
> anzeigen (Probiers ruhig mal aus! ).

Bei Billigmultimetern, die als kleinsten Messbereich 200V haben,
trifft das nicht zu. Da kann man nur bei reinen, niederfrequenten
Wechselspannungen einigermaßen sinnvolle Werte ablesen. Deshalb
sollten auch Bastler solche Multimeter nicht kaufen, sondern
5...10 EUR mehr für ein Gerät mit 200V-Meßberech ausgeben.

von Michael B. (laberkopp)


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Juergen schrieb:
> Ich wüßte jetzt gar keine Anwendung für rms bei mehr als 1kHz???

Alle Hf-Spezis wissen viele Anwendungen, schliesslich sind deren Angaben 
meist in rms. Rauschleistungen sind sehr breitbandig. Und schon 
Schaltnezteile überfordern konventionelle True-RMS Messgeräte erheblich.

von (prx) A. K. (prx)


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Harald W. schrieb:
> Bei Billigmultimetern, die als kleinsten Messbereich 200V haben,
> trifft das nicht zu.

Wo gibts denn sowas?

von Harald W. (wilhelms)


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Juergen schrieb:

> Ich wüßte jetzt gar keine Anwendung für rms bei mehr als 1kHz???
> 2kHz vielleicht noch?, aber darüber hinaus?? Da fällt mir jetzt gar
> nichts ein.

Ach, Du hast noch nie was von Schaltnetzteilen gehört?

> Wenn man versucht, da
> was mit einem normalen Multimeter (egal mit welchem Bereich - AC oder
> DC) zu messen, kommt man auf unmögliche Werte!

Nun, mein Multimeter kann zumindest nach Datenblatt bis 100kHz
RMS messen. Das wird also auch  solche  Kurvenformen erfassen
können.

von Spannungs-Mann (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Spannungs-Mann schrieb:
>
>> Das Gerät wird bei reiner Wechselspannung dann 0V
>> anzeigen (Probiers ruhig mal aus! ).
>
> Bei Billigmultimetern, die als kleinsten Messbereich 200V haben,
> trifft das nicht zu. Da kann man nur bei reinen, niederfrequenten
> Wechselspannungen einigermaßen sinnvolle Werte ablesen. Deshalb
> sollten auch Bastler solche Multimeter nicht kaufen, sondern
> 5...10 EUR mehr für ein Gerät mit 200V-Meßberech ausgeben.

hmmm... Selbst Billigmultimeter unter 10 Euro haben einen Messbereich 
größer als 200V. In der Regel so um die 750V. Ich denke das kann kein 
Kriterium sein.

von Harald W. (wilhelms)


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Spannungs-Mann schrieb:

> hmmm... Selbst Billigmultimeter unter 10 Euro haben einen Messbereich
> größer als 200V. In der Regel so um die 750V. Ich denke das kann kein
> Kriterium sein.

Es geht nicht um den grössten, sondern um den kleinsten Meßbereich.
"200V-Multimeter" haben nur eine einzelne Diode, statt eines zusätz-
lichen OPV. So kann man etwa 50ct einsparen.

von juergen (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Juergen schrieb:
>> Ich wüßte jetzt gar keine Anwendung für rms bei mehr als 1kHz???
>
> Alle Hf-Spezis wissen viele Anwendungen, schliesslich sind deren Angaben
> meist in rms. Rauschleistungen sind sehr breitbandig. Und schon
> Schaltnezteile überfordern konventionelle True-RMS Messgeräte erheblich.

Für die Funker kann ich nicht sprechen, da nur Erfahrung in 
Industrieelektronik vorhanden. Zudem wüßte ich auch nicht, wie 
rms-Messungen bei sehr hohen Frequenzen durchzuführen wären?
Sind die Kurven dann nicht sowieso schon alle sinusförmig?
Zugegeben - ich habe da wenig Ahnung von.




Ein anderes Anwendungsbeispiel möchte ich aber doch noch nennen:
Als Modellbahner interessiert mitunter die Stromaufnahme der Lock.
Beim Fleischmann-Gleichstromsystem wird bei Langsamfahrt eine Halbwelle
vom Trafo unterdrückt, sodaß der Motor in diesem Bereich nur von der 
anderen Halbwelle mit Strom versorgt wird, (also mit impulsähnlichem 
Verlauf), was eine präzise Langsamfahrt ermöglicht. Die andere Halbwelle 
kommt dann später mit stetig höherer Amplitude dazu.

Mit einem normalen Multimeter ließe sich die Stromaufnahme nur 
schätzungsweise ausmessen, würde aber für den Fall auch ausreichen.
So genau bräuchte es dafür nicht zu sein, im Gegensatz zur 
Wechselspannungsmessung an der Moped-Lichtmaschine. Da ist mit einem 
einfachen digitalen Multimeter überhaupt nichts zu machen.

Also alles ziemlich niederfrequent, was für mich von Interesse ist!

von juergen (Gast)


Angehängte Dateien:

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Weil ich das Thema interessant finde, habe ich noch eine Messung mit 
Funktionsgenerator durchgeführt.

Kein zusätzlicher Frequenzgangfehler bei einer Dreieckspannung bis 
10kHz!
(So steht es aber auch im Datenblatt.) Darüber hinaus steigt der Fehler 
nahezu geradlinig an.

Zusätzlich habe ich eine Skizze von der Treiberschaltung angefügt, weil 
meiner Meinung nach schaltungstechnisch interessant, jedoch die Funktion 
nicht leicht zu verstehen ist.

Im Datenblatt von Analog-Devices sind 1MOhm-Widerstände angegeben,
was sich aber beim Nachbau als unzweckmäßig erwiesen hat.

Ich denke mal, an diesen hohen Widerständen stellen sich 
Temperaturfehler ein. Anders kann ich mir nicht erklären, warum der 
Zeiger bei null Volt
am Eingang um bis zu zwei Skalenteile nach einiger Zeit weggewandert 
ist.

Mit der Reduzierung der Widerstände um Faktor 0,1 konnte das Problem 
beseitigt werden. Zwar einsteht dabei eine geringfügige Abweichung von 
etwa einem Skalenteil nach rechts, was aber mit der Kalibrierung des 
Nullpunktes mechanisch am Meßwerk ausgeglichen werden konnt.

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