Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Anspruchsvolle Elektronik Grundlagenvideos - auf Englisch - machen mich etwas nachdenklich.


von Erwin (Gast)


Lesenswert?

Hallo

nur ein dummer Zufall, oder steht da tatsächlich etwas mehr dahinter?

Ich habe mal aus Interesse nach tiefer gehende und gleichzeitig 
anspruchsvollen Operationsverstärker Grundlagenvideos in Englisch bei 
YouTube gesucht.

Es gibt viel gutes, aber wenn diese Videos an Leute richtet die diese 
Grundlagen für die berufliche Aus- und Weiterbildung im weitesten Sinne 
benötigen so ist mir aufgefallen das sehr viele der "echten" 
Ausbildungsvideos von Indern und  auch recht häufig aus den "arabischen" 
Raum stammen.

Diese Videos sind sehr oft gut, verständlich und trotzdem inhaltlich 
anspruchsvoll ohne aber "Hardcorewissen" voraus zu setzten - im besten 
Sinne gute Erwachsenenbildung bzw. Qualifikation ("Telekolleg" / 
Volkhochschule -DE- , community college -USA-).

Es gibt auch einige Videos aus den USA und Europa - dieses sind aber 
meist Vorlesungsvideos von Universitäten - mit entsprechenden Anspruch 
an das Vorwissen und an der Art der Wissensvermittlung.

Steht da eurer Meinung mehr dahinter? Also wie stark Elektrotechnik 
überhaupt wertgeschätzt wird, und wie viel Interesse bei "normal" 
gebildeten an "echten" und wichtigen, tief gehenden Grundlagen an 
Elektrotechnik, aber auch Chemie, Physik usw. im beruflichen Umfeld und 
auch Allgemeinwissen (wollen) besteht?

Im reinen Hobby-  Fan-  Nerd- / Amateurbereich sieht es dagegen 
deutlich vielseitiger aus.
Viele  Videotutorials in allen möglichen Sprachen und aus allen 
möglichen Regionen, aber eben in sehr unterschiedlicher Qualität - und 
letztendlich immer hauptsächlich an interessierten "Spaßnutzer" 
gerichtet.

Ist Elektrotechnik (Physik)in Europa und USA und ... kein Thema in der 
Erwachsenenbildung außerhalb der Hochschulausbildung, bzw.  der direkten 
beruflichen Ausbildung gezielt für einen Lehrberuf im Elektrobereich?

Wenn ja (oder nein), woran liegt es eurer Meinung?

Erwin




Erwin

von Joe F. (easylife)


Lesenswert?

Da es bei uns zum Glück gute Bücher wie z.B. den Tietze-Schenk gibt, 
müssen wir uns nicht mit drögen (und fachlich oft fragwürdige bis 
eindeutig mistige) Erklär-Klaus-Videos quälen.

Was bleibt denn von so einem Video hängen?
Nichts bis 0.01% vielleicht.
Man hat keinen Aufschrieb, Formeln kann man nicht verstehen, wenn man 
nicht ausreichend Zeit hat, späteres Nachvollziehen der Information ist 
quasi unmöglich.
Wer nicht lernt aus Büchern und digitalen Dokumenten zu lernen, hat 
nichts gelernt.

: Bearbeitet durch User
von Löter (Gast)


Lesenswert?

Ich vermute zu verstehen was du meinst, mir geht es da ähnlich.
Die "westlichen" Videos scheinen mir gerne mal als Statussymbol gesehen 
zu werden. Da sind teilweise bewusst Hürden eingebaut oder Dinge 
weggelassen. Das ist entweder weil niemand den Kleinkram recherchieren 
will, der Dozent selber nicht weiß was er da tut, oder weil nur ein 
erlauchter Kreis den Inhalt verstehen soll. Teilweise sehr fokussiert 
und hochtrabend aufgezogen.
Die guten Videos erläutern da dann noch mal kurz Grundlagen, oder 
brechen die Formeln auf das notwendige herunter.
Schützt halt die Elite. Nur wer die Mathematik kann, darf sich durch den 
Berg an Infos graben und dann selbst die in 99% richtige und sinnvolle 
vereinfachte Lösung ableiten.
Das merkt man ja auch an der Kritik an den Absolventen. In der Uni alles 
episch breit und tief plattgetreten aber der Blick für den groben 
Zusammenhang fehlt. Aber da haben beide Seiten noch keinen Mittelweg. 
Die Bastelsoftware vom Inder kann irgendwie alles und schmiert ständig 
ab, die perfekte europäische Ingenieurssoftware läuft stabil ist aber 
flexibel wie Kruppstahl und steckt in der Sackgasse weil die Features 
nicht mehr ins Konzept passen.
Gilt für ETechnik genauso. Der Arduinofrickler passt nicht ins Konzept 
unserer perfekten Entwicklungsabteilung, aber irgendwie hat uns die 
verdammte Klitsche rechts überholt und schon den zweiten Prototypen am 
Markt...

von mitarbeiter (Gast)


Lesenswert?

Joe F. schrieb:
> Da es bei uns zum Glück gute Bücher wie z.B. den Tietze-Schenk gibt,
> müssen wir uns nicht mit drögen (und fachlich oft fragwürdige bis
> eindeutig mistige) Erklär-Klaus-Videos quälen.

Ganz ehrlich: so manches Video hat mir schon verdammt viel geholfen. Die 
Wissensvermittlung in Textform ist bei manchen Autoren verdammt schwach. 
Kann natürlich auch - und wird in vielen Fällen auch - an mir liegen. 
Aber eine anschlauliche Beschreibung (ggf. mit Animation) hilft oft den 
Zusammenhang einfacher zu verstehen.

Bei Elektronischen Schaltungen die in Videos zusammen mit der Erklärung 
entwickelt werden kann man dann nachvollziehen wie das funtioniert. Da 
kann man alternativ Stundenlang auf den Schaltplan im Buch schauen und 
es macht nicht klick...

Aber Lernen + Verständnis sind sehr individuell.

Ich würde jedoch trotzdem nicht pauschal sagen das bei den Videos nur 
0.01% hängen bleiben.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Joe F. schrieb:
> Was bleibt denn von so einem Video hängen?
> Nichts bis 0.01% vielleicht.

Was ist denn z.B. mit einer Unterrichtsstunde in der Berufsschule? Das 
ist doch nichts Anderes, als ein "Live-Video" mit dem Ausbilder in der 
Hauptrolle.

Diese Lernmethode ist bis heute nicht dadurch ersetzt, daß es heißt:
"So, liebe Kinderchen -jetzt schlagt mal das Buch von Tietze und Schenk 
auf und arbeitet die Seiten 1-328 durch. In der nächsten Stunde 
schreiben wir dann eine Leistungskontrolle!"

Ein guter Erklärbär ist durch kein Buch zu ersetzen.

MfG Paul

von Marek N. (Gast)


Lesenswert?

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass in den Vorlesungen, wo der 
Prof die Formeln an der Tafel Schritt für Schritt hergelitten hat, ich 
mehr und leichter die Sachen verstanden hab, als wenn man eine fertige 
Powerpoint-Präsentation vorgeklatscht bekommt.

von Lutz H. (luhe)


Lesenswert?

Ein Besuch in einer Universitätsbuchhandlung mit dem Vergleich der 
Regallänge Technik und Rechtswissenschaften sagt alles. In Deutschland/ 
USA wird Geld mit Abgasskandalen, BER,Umweltgutachten und Propellern 
gemacht.
Jeglicher wissenschaftliche oder technische Sachverstand stört.

: Bearbeitet durch User
von Felix (Gast)


Lesenswert?

Technisch sind die Inder, Chinesen und auch so manch Arabischstämmiger 
längst nicht mehr die Fronarbeiter der Globalisierung.

An was es hapert, sind die Qualität, die Organisation, die Prozesse und 
die stimmige die Strategie. Gutes Management bis ganz unten in der 
Hierarchie und Leute, die die Gesamtzusammenhänge verstehen.

Bei den Asiaten gibt es kein Team aus verschiedenen Typen, die in ihren 
Fachbereichen brillieren.
Da ist die Typenvielfalt sehr eingeschränkt. Kein Wunder auch bei der 
kommunistischen Kadererziehung oder der nicht vorhanden ethnischen 
Diversität bei den Indern.

Von daher muss ich meinem Vorredner hier widersprechen, dass nur noch 
Geld mit Abgasskandalen, BER, Umweltgutachten und Propellern
gemacht wird.

Die Rechts- und BWL-Heinis sind leider doch die Leute, die uns 
Ingenieure vor den Indern und Chinesen schützen, auch wenn es im 
gegenseitigen Interesse gilt.

von Kurz u. Knapp (Gast)


Lesenswert?

Erwin schrieb:

> Ist Elektrotechnik (Physik)in Europa und USA und ... kein Thema in der
> Erwachsenenbildung außerhalb der Hochschulausbildung, bzw.  der direkten
> beruflichen Ausbildung gezielt für einen Lehrberuf im Elektrobereich?

Ja

> Wenn ja (oder nein), woran liegt es eurer Meinung?

An den "Fachkräftemangel ist eine Lüge"-Heulern und umgreifender 
geistiger Unfitness.

von Ich (Gast)


Lesenswert?

Paul B. schrieb:
> Ein guter Erklärbär ist durch kein Buch zu ersetzen.

Gute Erklärbaren sind selten.

von Arno (Gast)


Lesenswert?

Marek N. schrieb:
> Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass in den Vorlesungen, wo
> der
> Prof die Formeln an der Tafel Schritt für Schritt hergelitten hat, ich
> mehr und leichter die Sachen verstanden hab, als wenn man eine fertige
> Powerpoint-Präsentation vorgeklatscht bekommt.

Auch (Powerpoint-)Präsentationen kann man sehr gut Schritt-für-Schritt 
aufbauen. Da sind ausnahmsweise mal Animationen, schrittweises 
Einblenden von Elementen und ähnliches wirklich angebracht. Das ist aber 
eine Höllenarbeit, die kaum jemandem Spaß macht, die niemand bezahlt und 
die deswegen gern liegen bleibt. Und mit etwas Pech auch nur zwei 
Powerpoint-Versionen hält, danach darf man von vorn beginnen.

Deswegen ist vielleicht eine von 20 Präsentationen so gut wie der 
Handaufschrieb, aus dem genau die einzelnen Schritte hervorgehen, 
während er aufgeschrieben wird. Und eine von 50 vielleicht sogar besser, 
weil weniger bunte Linien kreuz und quer durch die Formeln/Schaltpläne 
gehen.

In Büchern ist das tatsächlich schwierig.

MfG, Arno

von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Ich denke das es an der Art liegt wie Videos konsumiert werden, dass nur 
so wenig hängen bleibt. Wenn man ein Video wie eine Vorlesung 
betrachtet, mit schreibt und Pausen einlegt für eigene Gedanken und 
Berechnungen hat das für mich den gleichen Effekt wie eine Vorlesung. 
Beim Video kann man dann sogar einzelne Stellen so oft schauen bis man 
es wirklich Verstanden hat.

In den genannten Regionen der Welt gibt es wahrscheinlich kein so gut 
ausgebautes Verlagswesen und keine so gute Infrastruktur. Die Leute 
nutzen dann eben Youtube zum Veröffentlichen ihrer Inhalte.
Außerdem schien in vielen Regionen der Welt der Ehrgeiz sehr groß durch 
Bildung und Innovationen die eigene Einkommenssituation zu verbessern.
Da können wir mittlerweile das ein oder andere lernen.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Erwin.

Erwin schrieb:

> Ist Elektrotechnik (Physik)in Europa und USA und ... kein Thema in der
> Erwachsenenbildung außerhalb der Hochschulausbildung, bzw.  der direkten
> beruflichen Ausbildung gezielt für einen Lehrberuf im Elektrobereich?

Richtig. Erkundige Dich doch einmal nach Weiterbildung im technischen 
Bereich bei z.B. Volkshochschulen.
Abgesehen von Kunsthandwerklichem für den Hobbybereich und Sprachkursen 
wird dort in erster Linie kaufmänniches oder Organisation/Management 
angeboten.

> Wenn ja (oder nein), woran liegt es eurer Meinung?

Angebot und Nachfrage. Wer Karriere machen will, muss halt seine 
kaufmännischen und Management Qualitäten Schulen.

In den Managementkursen bekommt man dann auch gesagt, dass man sich auf 
seine Kernkompetenzen (Begabungen) beschränken sollte. Leute ohne 
kaufmännische oder Führungsbegabung sollten sich darum besser auf alles 
mögliche, aber nicht auf eine Karriere versteifen.

Technischem Kram lässt man besser im Ausland erledigen, falls das 
möglich ist. Darum kann man ohne irgendwann auf die Verwaltungs oder 
Managementschine umzusteigen keine Karriere begründen. Allerdings 
umgekehrt
können wohl technische Kenntnisse bei kaufmännischen oder Management 
Aufgaben sehr hilfreich sein. Aber das Primat liegt eindeutig auf dem 
Kaufmännischen und dem Organisatorischen. Darum sollte man eben das als 
Grundlage nehmen.

Ich kann schon lange nicht mehr gegen die Konkurenz aus Indien oder 
Malaysia ankommen. Die sind besser als ich und können deutlich günstiger 
sein, da geringere Lebenshaltungskosten.

Ich bin darum mit meinem E-Technik Studium auch zimlich in die Irre 
gelaufen. Darum würde ich heutzutage überhaupt nicht mehr studieren, 
weil mir für das Kaufmännische oder Organisatorische die Begabung fehlt. 
Rein mit meinen MINT Fähigkeiten müsste ich schon zu den besten 10% 
gehören, damit da noch etwas bei herumkäme.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Joe, Marek und Arno.

Joe F. schrieb:

> Was bleibt denn von so einem Video hängen?
> Nichts bis 0.01% vielleicht.
> Man hat keinen Aufschrieb, Formeln kann man nicht verstehen, wenn man
> nicht ausreichend Zeit hat, späteres Nachvollziehen der Information ist
> quasi unmöglich.

Man kann stoppen, zurückspulen und neu laufen lassen.....aber dann doch 
besser ein Buch oder ein gutes PDF.

> Wer nicht lernt aus Büchern und digitalen Dokumenten zu lernen, hat
> nichts gelernt.

Video ist halt eine zusätzliche Schiene. Und es gibt Leute, die damit 
hervorragend klarkommen.
Ich hatte halt Kollegen, die Half-Life und Counterstrike Asse waren. Die 
haben das Training dafür, so schnell zu sehen und aufzunehmen. Aber muss 
man wohl halt schon in der Kindheit anfangen.
Ausserdem scheint Counterstrike auch noch enorm die Teamfähigkeit zu 
trainieren.

Marek N. schrieb:

> Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass in den Vorlesungen, wo der
> Prof die Formeln an der Tafel Schritt für Schritt hergelitten hat, ich
> mehr und leichter die Sachen verstanden hab, als wenn man eine fertige
> Powerpoint-Präsentation vorgeklatscht bekommt.

Ich auch. Aber das liegt in erster Linie daran, dass Powerpoint dazu 
verführt, möglichst schnell vorzugehen, wesentlich schneller als würde 
man alles selber an die Tafel oder auf den Overhead Projektor schreiben. 
Das ist bei übervollen Lehrplänen durchaus auch nötig.
Und wenn der Vertrieb eine Präsentation macht, soll die ja auch in 
erster Linie beeindrucken und möglichst nichts erklären. ;O)


Arno schrieb:

> Auch (Powerpoint-)Präsentationen kann man sehr gut Schritt-für-Schritt
> aufbauen. Da sind ausnahmsweise mal Animationen, schrittweises
> Einblenden von Elementen und ähnliches wirklich angebracht.

Naja, die meisten Animationen könnte man sich schenken. Insbesondere 
einblenden, ausblenden und solcher Spuk.

Ok, in z.b. Elektrodynamik gibt es schon Sachen, für die das interessant 
ist. Aber ob das den Aufwand rechtfertigt?

> Das ist aber
> eine Höllenarbeit, die kaum jemandem Spaß macht, die niemand bezahlt und
> die deswegen gern liegen bleibt. Und mit etwas Pech auch nur zwei
> Powerpoint-Versionen hält, danach darf man von vorn beginnen.

Solange Du nicht unbedingt auf Animationen aus bist, kannst Du das alles 
auch in PDF machen. Dann geht das deutlich länger. Ich kenne viele, die 
das genau so handhaben.

Auch für Animationen gibt es "Workarounds". z.B. ein Video. Ist 
natürlich nicht so elegant. Und da die meisten Präsentatoren eher 
beeindrucken als Wissen vermitteln wollen, sind diese verpönt. ;O)

>
> Deswegen ist vielleicht eine von 20 Präsentationen so gut wie der
> Handaufschrieb, aus dem genau die einzelnen Schritte hervorgehen,
> während er aufgeschrieben wird. Und eine von 50 vielleicht sogar besser,
> weil weniger bunte Linien kreuz und quer durch die Formeln/Schaltpläne
> gehen.
>
> In Büchern ist das tatsächlich schwierig.

Richtig. Aber der Fall ist auch eher selten, und lässt sich im Zweifel 
halt durch eine ganze Reihe von Bildern ausdrücken.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo ich.

Ich schrieb:
> Paul B. schrieb:
>> Ein guter Erklärbär ist durch kein Buch zu ersetzen.
>
> Gute Erklärbaren sind selten.

Und in Vorstellungsgesprächen bekam ich auch oft gesagt, dass man keinen 
Bedarf an Erklärbären hat.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


Lesenswert?

Joe F. schrieb:
> Was bleibt denn von so einem Video hängen?
> Nichts bis 0.01% vielleicht.

Und weil man aus akustisch Erklärtem einer textlichen/realen Vorlage 
sowenig lernt werden überall auf der Welt seit 2000 Jahren 
Schulunterricht und Studiumsvorlesungen per akustischem Vortrag an einer 
textlichen Vorlage/Mitschrift gegeben.

Das macht Sinn, wo doch autodidaktisches Durchackern von Büchern so viel 
mehr bringt.

hmm, mal überlegen, wieviele tausend Lehrer und Profs könnten wir da 
einsparen...?

von Acn (Gast)


Lesenswert?

mitarbeiter schrieb:
> Ganz ehrlich: so manches Video hat mir schon verdammt viel geholfen.

Mir auch. Ich vermute, dass das auch mit Spiegelneuronen zu tun hat.

https://de.wikipedia.org/wiki/Spiegelneuron

Wenn jemand es vormacht, ist es leichter, es nachzumachen.

von WaMin (Gast)


Lesenswert?

Marek N. schrieb:
> wo der Prof die Formeln an der Tafel Schritt für Schritt hergelitten hat

Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Vertipper ist. :)

von Wühlhase (Gast)


Lesenswert?

Acn schrieb:
> mitarbeiter schrieb:
>> Ganz ehrlich: so manches Video hat mir schon verdammt viel geholfen.
>
> Mir auch. Ich vermute, dass das auch mit Spiegelneuronen zu tun hat.
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Spiegelneuron
>
> Wenn jemand es vormacht, ist es leichter, es nachzumachen.

Das würde dann auch erklären, wieso Studenten heute kaum noch in der 
Lage sind, ein Problem selbständig zu lösen bzw. ihr erworbenes Wissen 
kreativ auf ein unbekanntes Problem anzuwenden.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Wühlhase.

Wühlhase schrieb:

> ihr erworbenes Wissen
> kreativ auf ein unbekanntes Problem anzuwenden.

So etwas nennt sich "Transferdenken".

Wenn Du soetwas gut kannst, lerne es gut zu verbergen. Das ist bei 
Vorgesetzten so beliebt, wie es im Mittelalter die Hexerei war. ;O)

Wenn Du so Kommentare hörst wie "was hat das denn miteinander zu tun?" 
oder "da sehe ich keine Verbindung, das ist ja Kraut und Rüben", dann 
hast Du es höchstwahrscheinlich damit übertrieben. ;O)

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von hans (Gast)


Lesenswert?

Es ist wohl eine "Krankheit" der (west)Deutschen alles möglichst 
kompliziert und akademisch erklären zu wollen. Was dazu führt, dass 
viele Studenten die Aufgaben zwar so weit rechnen können um die Prüfung 
zu bestehen, ohne aber die Hintergründe verstanden zu haben.
Ich habe deshalb schon während meines Studiums vor der Jahrtausendwende 
die Physikbücher aus dem (ehemaligen) Ostblock geliebt, natürlich in 
deutscher Sprache. Youtube gab es damals noch nicht.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Bernd W. schrieb:
> Und in Vorstellungsgesprächen bekam ich auch oft gesagt, dass man keinen
> Bedarf an Erklärbären hat.

Hast Du Dich da für eine Arbeit als Berufsschullehrer beworben, oder 
wofür sonst?

MfG Paul

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Paul.

Paul B. schrieb:

>> Und in Vorstellungsgesprächen bekam ich auch oft gesagt, dass man keinen
>> Bedarf an Erklärbären hat.
> Hast Du Dich da für eine Arbeit als Berufsschullehrer beworben, oder
> wofür sonst?

Ne, normale Situation in einem Vorstellungsgespräch...."Erklären sie 
mal....". Naja, hat wohl nicht so geklappt.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Bernd W. schrieb:
> Ne, normale Situation in einem Vorstellungsgespräch...."Erklären sie
> mal....". Naja, hat wohl nicht so geklappt.

Das widerspricht sich: Auf der einen Seite hältst Du Dich offenbar für 
einen Erklärbären bzw. schätzen Dich Ander so ein:

> Und in Vorstellungsgesprächen bekam ich auch oft gesagt, dass man keinen
> Bedarf an Erklärbären hat.

Auf der anderen Seite war's wohl dann doch nicht so dolle mit den 
Erklärfähigkeiten.

Grübel

Paul

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


Lesenswert?

Paul B. schrieb:
> Auf der anderen Seite war's wohl dann doch nicht so dolle mit den
> Erklärfähigkeiten.

Ich schätze mal eher, dass er es so genau erklärt dass dem Personaler 
nur noch die Ohren klingeln vor Fachchinesisch und der sich dann als 
komplett wertlos erachtet.
Und dem Vorgesetzten wird Himmel Angst und Bange wenn er merkt dass da 
einer mehr weiss wie er selbst.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Paul.

Paul B. schrieb:

> Das widerspricht sich: Auf der einen Seite hältst Du Dich offenbar für
> einen Erklärbären bzw. schätzen Dich Ander so ein:
~~~
~~
~
> Auf der anderen Seite war's wohl dann doch nicht so dolle mit den
> Erklärfähigkeiten.
>
> *Grübel*

Kein Grund zum Grübeln. Ich habe keine besonderen Fähigkeiten oder 
Begabungen. Für solche Leute sind Stellen rar. Darum bewerbe ich mich, 
wenn ich keine Arbeit habe, auf allen möglichen Kram, wo es halt nicht 
sofort offensichtlich ist, dass ich dafür ungeeignet bin.

Auch wenn ich es damit nicht durch die Probezeit schaffe, jeder Monat 
ohne Harz IV ist ein gewonnener Monat.
Und manchmal klappt es ja sogar weiter.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Ach so war das gemeint.

Bernd W. schrieb:
> Auch wenn ich es damit nicht durch die Probezeit schaffe, jeder Monat
> ohne Harz IV ist ein gewonnener Monat.
> Und manchmal klappt es ja sogar weiter.

Das sind absolut wahre Worte.

MfG Paul

von Lüthi (Gast)


Lesenswert?

@ Erwin

Ich möchte gerne ein paar Links auf positive und negative Beispiele 
haben. Magst Du welche posten, bitte?

von HB ich (Gast)


Lesenswert?

Ich kenne diese Videos auch. Die können kein Lehrbuch ersetzen.

In einem Lehrbuch wird ein Modell systematisch aufgebaut und induktiv 
hergeleitet.

Dabei versteht man wie das Modell im innersten funktioniert. Bei den 
Videos erfolgt meist eine Oberflächliche Beschreibung. Nur wenn man 
Vorkenntnisse hat, kann es einem zur Auffrischung oder Betrachtung 
weiterer Aspekte helfen.


Auch mit dem Lehrbuch ist das ein zweischneidiges Schwert. Ich habe 
schon viele Lehrbücher erlebt, die mich zur Verzweiflung gebracht haben, 
weil schlicht Formel und Herleitungen falsch waren und Rechnungen und 
Druckfehler ein Nachvollziehen fast unmöglich gemacht haben.

Ein Lehrbuch braucht Exaktheit und eine gute Qualitätskontrolle, sonst 
ist es im Zweifel wertloser als ein Lehrvideo.

von Gästchen (Gast)


Lesenswert?

Erwin schrieb:
> nur ein dummer Zufall, oder steht da tatsächlich etwas mehr dahinter?

Hallo,
es ist kein Zufall.
Schau dir z.B. die Erklärung von Laplace Transformation in der deutschen 
Wikipedia an, da hat jemand einfach seinen Script von FH reinkopiert, 
fertig. Die meisten verstehen nur Bahnhof, das spiegelt sich auch in 
Kritiken für diesen Beitrag.

Jetzt schau die dieselbe Erklärung nach in der englischen Wikipedia. Und 
plötzlich verstehst du was Laplace Transformation ist, wozu es gut ist, 
wie und wo es angewendet wird usw. Ich denke schon dass es Absicht ist.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


Lesenswert?

Die englischsprachigen Fachbücher haben den Spagat zwischen Theorie und 
Praxis meistens gut hinbekommen. Schönes Beispiel ist AoE, da kann man 
nach dem Durcharbeiten des Buches tatsächlich was und nicht nur Theorie. 
Deutschsprachige Bücher sind Theorielastig, man könnte meinen daß da 
jemand nur was für die Habil. raushauen mußte.
Und so ist es auch bei den Videos.

von Ordner (Gast)


Lesenswert?

Gästchen schrieb:
> Schau dir z.B. die Erklärung von Laplace Transformation in der deutschen
> Wikipedia an, da hat jemand einfach seinen Script von FH reinkopiert,
> fertig. Die meisten verstehen nur Bahnhof, das spiegelt sich auch in
> Kritiken für diesen Beitrag.

Die Elektrotechnik-Artikel in der .de WP haben das Problem das der Kampf 
um die Deutungshoheit die selbstherrliche Redaktion Physik gewonnen hat 
und alle Elektrotechnik-Praktiker rausgeekelt wurden.

Der Artikel zu Laplace scheint von der selben Krankheit befallen, da hat 
irgendein Möchtegern-Vollblut-Akademiker das so verquast hingerotzt wie 
er meint seinem Doktorvater in seinem Elfenbeinturm einen Gefallen zu 
tun. Die Ingenieure müssen dann mit dieser Bleiwüste die keinen 
Erkläransatz für die Alltagspraxis bietet überleben. Das passiert halt 
wenn man die WP-Grundregel "Wikipedia ist kein Ratgeber!" 
(https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Was_Wikipedia_nicht_ist Punkt 
9) dogmatisch auslegt.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.