Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Genauigkeit von Resolver bzw. Inkrementalgeber für Drehzahlmessung


von Der D. (Firma: Schule) (dieb)


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Hallo zusammen,

ich habe einen Resolver und einen Inkrementalgeber im Auge die ich zur 
Bestimmung und Regelung der Drehzahl eines Servomotors verwenden möchte. 
Allerdings werde ich aus den Angaben der Datenblättern nicht wirklich 
schlau.

Hier werden zwar die max. Winkelfehler angegeben, wie komme ich jedoch 
von hier auf den Fehler der Drehzahl?

Daten Resolver: Genauigkeit Winkel, Eingangsspannung, Eingangsfrequenz, 
Auflösung, und Polpaarzahl

Daten Inkrementalgeber: Genauigkeit Winkel, Impulse, SinCos-Geber, 
Auflösung, Eingangsspannung max/min, Grenzfrequenz

Vielen Dank im Voraus

von Georg (Gast)


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Der D. schrieb:
> Genauigkeit Winkel, Impulse, SinCos-Geber,
> Auflösung, Eingangsspannung max/min, Grenzfrequenz

Da wird digital gezählt, d.h. bis auf den Winkel haben diese Werte 
keinen Einfluss, sie erzeugen keinen Fehler.

Z.B. Grenzfrequenz: unterhalb wird korrekt gezählt, oberhalb ist der 
Fehler beliebig gross. Entweder es tut oder es tut nicht, weil die 
Systemgrenzen überschritten wurden.

Welchen Einfluss der Winkel hat, hängt von den Parametern des Systems 
ab, z.B. eben der Drehzahl. Sicher ist, dass eine Umdrehung eben 1 
Umdrehung ist, ohne kumulativen Fehler. Nur auf die Unterteilung einer 
ganzen Umdrehung hat der Winkelfehler Einfluss.

Georg

von Wolfgang (Gast)


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Georg schrieb:
> Da wird digital gezählt, d.h. bis auf den Winkel haben diese Werte
> keinen Einfluss, sie erzeugen keinen Fehler.

So einfach ist das nicht. Je nach dem, mit welcher Zeitauflösung man aus 
den Inkrementen die Drehzahl bestimmt, sieht man die Ungleichheit der 
Teilung, i.e. die Abweichung gegenüber einer ideal gleichmäßigen Teilung 
als Funktion des Winkels.

von Falk B. (falk)


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@25.03.2017 01:11

>ich habe einen Resolver und einen Inkrementalgeber im Auge die ich zur
>Bestimmung und Regelung der Drehzahl eines Servomotors verwenden möchte.

Wirklich? Ein Servomotor dreht im Normalfall nicht dauerhaft, sondern 
nur einen bestimmten Winkel. Also wird man dort eher die IST-Postion 
messen und regeln.

>Hier werden zwar die max. Winkelfehler angegeben,

Eben weil das deren zentrale Aufgabe ist. Drehzahlmessung ist da eher 
ein Nebenprodukt.

> wie komme ich jedoch
>von hier auf den Fehler der Drehzahl?

Nicht so ohne weiteres.

von Frank (Gast)


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Der D. schrieb:
> Resolver und einen Inkrementalgeber

Beim Resolver hast Du halt eine Singleturn-Absolut Position. Beim 
Inkrementalgeber nicht! Von da her kann ein Resolver ein großer Vorteil 
sein da Du nicht zuerst die absolute Rotorlage (siehe nächste Frage) 
bestimmen musst um den Motor überhaupt führen zu können.
Dagegen hat ein Inkrementalgeber oft mehr Striche und von da her auch 
oft eine höhere Genauigkeit.

Der D. schrieb:
> Regelung der Drehzahl eines Servomotors verwenden möchte

Begriffsdefinition. Was genau ist Dein Servomotor? Eine normale 
Synchronmaschine?

Der D. schrieb:
> Hier werden zwar die max. Winkelfehler angegeben, wie komme ich jedoch
> von hier auf den Fehler der Drehzahl?

Garnicht. Deine Geber sind nur Winkelmesser. In Folge dessen kann der 
Hersteller auch nur Winkelfehler angeben. Die Drehzahlfehler entstehen 
aus Deinem Gesamtsystem Geber + auswertende Einheit (z.B. 
Frequenzumrichter).
Was bringt einem z.B. ein genialer Geber (was die Wiederholgenauigkeit 
des Winkels angeht) wenn er die Winkelinformationen nicht äquidistant 
der auswertenden Einheit zur Verfügung stellt? Dann hat man zwar im 
statischen Fall einen super Winkel, sobald ich aber im dynamischen Fall 
eine Drehzahl messen möchte geht das in die Hose weil ich nicht die 
Zeitpunkte der Winkelerfassung kenne --> Delta X / Delta t = 
Geschwindigkeit schwankt stark.
Genau das gleiche wenn die auswertende Einheit nicht sauber (Position 
oder Zeit) misst.

Der D. schrieb:
> Daten Resolver:
> Genauigkeit Winkel,

Ist unter anderem auch von der Einbaulage abhängig. Bei minimal schräg 
eingebautem Resolver ergibt sich ein Drehzahltaumeln.

> Eingangsspannung,

Die Eingangsspannung muss halt zur Erregerspannung der auswertenden 
Einheit passen.

> Eingangsfrequenz,

Wenn die auswertende Einheit eine falsche Erregerfrequenz verwendet, 
kann sich die Amplitude der modulierten Sin/Cos Signale minimieren --> 
Evtl. niedrigere Genauigkeit.

> Auflösung,

Wie kann ein Resolver eine Auflösung besitzen? Das ist doch zu 100% von 
der auswertenden Einheit abhängig.

> und Polpaarzahl

Bei höherer Polpaarzahl gewinnst Du evtl. nochmal etwas an Genauigkeit 
da du mehrere Striche pro Umdrehung hast. Allerdings hast Du dann wieder 
das Problem dass du nicht mehr Singleturn-Absolut bist. Für die Führung 
des Motors kann man etwas tricksen, indem man die Polpaarzahl des 
Resolvers anpasst auf die Polpaarzahl der Maschine. Die Position hast Du 
dann aber immernoch nicht Singelturn-Absolut!

Der D. schrieb:
> Daten Inkrementalgeber:
> Genauigkeit Winkel,

Unter was für Vorraussetzungen? Statisch? Dynamisch?

> Impulse,

Auch Impulse sind bei den Gebern unterschiedliche lang. Unter anderem 
misst man aus diesem Grund bei niedrigen Drehzahlen oft die 
Impulslängen, bei hohen Drehzahlen allerdings die Impulse pro 
Zeiteinheit. (Ja, auch weil die Impulse kürzer werden und man deshalb an 
Auflösung verliert).

SinCos-Geber,
> Auflösung,

Auflösung ist eine Erfindung von Marketing-Leuten. Ich kann Dir einen 
Geber machen mit 100 Bit Auflösung. Allerdings rauschen davon halt 90 
Bit ;-)

>Eingangsspannung max/min,

Uninteressant, die muss halt stimmen.

>Grenzfrequenz

Von Deiner Applikation abhängig was für eine maximale Drehzahl du fahren 
möchtest und ob evtl. noch Getriebe oder ähnliches dazwischen sind.

von Wolfgang (Gast)


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Frank schrieb:
> Auflösung ist eine Erfindung von Marketing-Leuten. Ich kann Dir einen
> Geber machen mit 100 Bit Auflösung. Allerdings rauschen davon halt 90
> Bit ;-)

Eben, darum sollte bei solchen Dinge zu einer Angabe der Auflösung auch 
immer die Messbedingungen spezifiziert werden, i.e. hier SNR.

Ob die Digitalisierung daraus eine 10 oder 100 Bit Ausgabe macht, 
verbessert das Messergebnis nicht.

von Der D. (Firma: Schule) (dieb)


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Danke schonmal für die vielen Informationen.

Doch welchen Sensor ich jetzt wählen sollte, weiß ich leider noch nicht, 
daher vielleicht nochmal ein paar angaben zur Messbedingung:

Es handelt sich um einen Asychronmotor von Lenze, welcher neu bestellt 
werden soll und bei der Konfiguration sind verschiedene Sensoren 
möglich, unter anderem der oben beschriebene Resolver und der 
Inkrementalgeber. An den Motor ist ein Getriebe angeflanscht mit einer 
Übersetzung i=3. Zur Auswertung soll ebenfalls ein Inverter von Lenze 
verwendet werden. Im Betrieb soll der Motor eine Drehzahl mit einer 
bestimmten Genauigkeit halten und zusätzlich ab einem bestimmten 
Zeitpunkt und für einen definierten Zeitraum den zurückgelegten Winkel 
erfassen.

Zur Erfassung des Winkels kann ich in diesem Fall einfach die Angaben 
der Winkelfehler verwenden, oder?

Welche Daten brauche ich jetzt noch, um abschätzen zu können welcher 
Sensor die Genauere Drehzahl liefert? Der Katalog bzw. die Datenblätter 
zu den Invertern sind wenig aufschlussreich.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@Wolfgang (Gast)

>> Auflösung ist eine Erfindung von Marketing-Leuten. Ich kann Dir einen
>> Geber machen mit 100 Bit Auflösung. Allerdings rauschen davon halt 90
>> Bit ;-)

>Eben, darum sollte bei solchen Dinge zu einer Angabe der Auflösung auch
>immer die Messbedingungen spezifiziert werden, i.e. hier SNR.

Man sollte vor allem den Unterschied zwischen
Auflösung und Genauigkeit kennen.

: Bearbeitet durch User
von Georg (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> sieht man die Ungleichheit der
> Teilung, i.e. die Abweichung gegenüber einer ideal gleichmäßigen Teilung
> als Funktion des Winkels.

Lesen sollte man können. Deshalb schrieb ich ja "bis auf den Winkel".

Georg

von Der D. (Firma: Schule) (dieb)


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Lässt sich der Fehler der Winkelgeschwindigkeit über  delta_Winkel / 
t_Abtastzeit berechnen?

von Falk B. (falk)


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@ Der Dieb (Firma: Schule) (dieb)

>Lässt sich der Fehler der Winkelgeschwindigkeit über  delta_Winkel /
>t_Abtastzeit berechnen?

Ja.

von Der D. (Firma: Schule) (dieb)


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Nur wird der Fehler dann mit kleiner werdender Abtastzeit größer, ist 
das denn logisch? Eigentlich verbessere ich doch mein System mit 
schnelleren Abtastzeiten

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@Der Dieb (Firma: Schule) (dieb)

>Nur wird der Fehler dann mit kleiner werdender Abtastzeit größer,

MEßzeit! Nicht Abtastzeit!

> ist das denn logisch?

Ja.

Beispiel: Dein Inkrementalgeber liefert 1000 Pulse/U und generiert 100 
Hz.
 Der Winkelfehler der Pule leigt bei 0,5Promille (=halbe Auflösung)

Wenn man nun die Zeit zwischen zwei Pulsen mißt, hat man 50% Meßfehler. 
Mißt man die Zeit zwischen 10 Impulsen, hat man nur noch 5% Meßfehler, 
denn der Winkelfehler akkumuliert sich nicht, er ist konstant.

Ist wie das Wiegen von Bohnen. Wenn eine Bohne 1g wiegt und die Waage 1g 
Auflösung hat, hat man bei der Wäägung einer einzelnen Bohne 100% 
Meßfehler. Wiegt man aber 1000 Bohnen gleichzeitig, ist es nur noch ein 
Promille, weil man den Meßbereich der Waage maximiert und damit den 
Einfluß der endlichen Auflösung bzw. des Meßfehlers minimiert. Das ist 
das kleine 1x1 der Meßtechnik.

von Der D. (Firma: Schule) (dieb)


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Drehzahlberechnung für folgenden Resolver:

http://www.ltn.de/produkte/resolver/resolver/?cHash=9cf4bd4a9c5f8f3f7ef1032c3690c2d9&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bnews%5D=41


Werte:
delta_winkel = +/-6' = +/- 0,1°
Eingangsfrequenz = 5 kHz -> Mess/Abtastzeit = 0,2 ms

Berechnung Drehzahlfehler:

delta_drehzahl = 60/360 * (+/- 0,1°)/0,2ms = +/- 83,3 U/min

Korrekt?

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