Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik MOSFET mit 5V oder 3.3V schalten


von Torsten C. (tcurdt)


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Ich habe ein Heizelement dessen Temperatur ich mit 24V/5A per PWM 
kontrollieren möchte. Idealerweise sowohl mit 3.3V als auch 5V Logic 
Level. Mounting am liebsten SMD.

Vielleicht habt ihr ja eine Empfehlung - oder aber noch viel besser: 
vielleicht schildere ich mal wie ich gesucht habe und vielleicht könnte 
ihr mir helfen meine Vorgehensweise zu verbessern damit ich das nächste 
mal auch ohne Fragen hinbekomme :)

Also 3.3V bedeutet LL von 2.4V. Also VGSth < 2.4V.

Dann suche ich mal bei z.B. Mouser:

 http://www.mouser.de/Semiconductors/Discrete-Semiconductors/Transistors/MOSFET/_/N-ax1sf

 Filter:
 Number of Channels = 1 Channel
 Continuous Drain Current: >= 5A
 Gate-Source Threshold Voltage: 2 bis 2.4V
 Drain-Source Breakdown Voltage >= 30V


Dann nach RDSon sortieren und nach MOSFET mit ansprechendem 
Package/Mounting und kleinem RDSon ausschau halten. Nehmen wir mal den

IPB180N04S4-00 (MOSFET N-Ch 40V 180A D2PAK-6 OptiMOS-T2)
http://www.mouser.com/ds/2/196/Infineon-IPB180N04S4_00-DS-v01_00-en-767602.pdf

Dann schaue ich ins Datasheet finde aber nur den RDSon für 10V und bin 
ratlos.

Gruss,
Torsten

von Thomas F. (igel)


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Torsten C. schrieb:
> Also 3.3V bedeutet LL von 2.4V. Also VGSth < 2.4V.

Anderer Vorschlag: BTS432 verwenden?

von Thomas F. (igel)


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Torsten C. schrieb:
> IPB180N04S4-00

> http://www.mouser.com/ds/2/196/Infineon-IPB180N04S4_00-DS-v01_00-en-767602.pdf

Im Diagramm 5 ist die niedrigste Spannung V_GS bei 5V. Daraus würde ich 
schliessen: 2.4V scheint der Hersteller also mal gar nicht vorgesehen zu 
haben.

von Bernhard S. (dl9rdw)


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Hallo Thorsten,

der UgTh ist ja auch nur die Spannung, bei der der Mosfet ein wenig zu 
leiten beginnt.
Das ist lange nicht das was er braucht um ein RDSon von wenigen mOhm zu 
erreichen.

Entweder wie Thomas schreibt einen BTS verwenden, oder einen MosFet 
Treiber nehmen.

Grüße

Bernhard.

von Sebastian K. (sek)


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Du wirst nur sehr wenige MOSFETs finden, die bei 3,3V bereits ihren 
niedrigstem RDSon bzw. knapp darüber sind. Leistungs MOSFETs die hohe 
Ströme fahren können schon garnicht.

Möglichkeit 1 wäre die Verwendung eines MOSFET Treibers, dies wurde ja 
bereits genannt. Da du "nur" ein Heizelement betreiben möchtest, das in 
der Regel keine hohen PWM Frequenzen erfordert, lässt sich das ganze 
aber vielleicht auch mit einer einfach Transistor-Verstärkerstufe 
aufbauen.
Das habe ich auch mal in einer Anwendung mit einem Heizelement und 
Lüftern gemacht. Die PWM Frequenz konnte deutlich unter 100Hz gewählt 
werden. Dafür brauchts keinen extra Treiberbaustein.

von Achim S. (Gast)


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Torsten C. schrieb:
> Dann schaue ich ins Datasheet finde aber nur den RDSon für 10V und bin
> ratlos.

Deine Suche war schon gut durchgeführt. Dumm an der Geschichte war nur, 
dass mouser beim Filter

Torsten C. schrieb:
> Gate-Source Threshold Voltage: 2 bis 2.4V

den minimalen Wert der Schwellspannung betrachtet. Damit werden auch 
FETs angezeigt, deren maximale Schwellspannung bei 4V liegt und die für 
deine Anforderungen völlig unbrauchbar sind (wie der von dir gefundene 
IPB180N04S4-00)

Bei digikey kannst du in der Suche auch filtern, bei welchem Ugs der 
Wert von R_dson spezifiziert ist (Parameter "Antriebsspannung (max. 
Rds(On), min. Rds(On))")

hier mal eine halbwegs passende Filtereinstellung für dich bei Digikey:
https://www.digikey.de/products/de/discrete-semiconductor-products/transistors-fets-mosfets-single/278?FV=fff40015%2Cfff8007d%2C9780001%2C97c0017%2C97c0019%2C97c001a%2C97c001b%2C97c001c%2C97c001d%2C97c001e%2C97c001f%2C97c0020%2C97c0021%2C97c0022%2C97c0023%2C97c0005%2C97c0006%2C97c0007%2C97c004d%2C97c0008%2C97c0055%2C97c0056%2C97c0009%2C97c005b%2C97c005c%2C9800492%2C9800498%2C980049d%2C98004b8%2C98004d3%2C98004e6%2C98004e7%2C980050e%2C9800514%2C980052c%2C9800540%2C9800543%2C980054a%2C980059b%2C98005b1%2C98005b6%2C98005c1%2C98005cb%2C98005cd%2C98005cf%2C98005dd%2C98005fd%2C9800622%2C9800629%2C980062a%2C980063b%2C9800693%2C9800699%2C98006b1%2C98006b7%2C98006e7%2C980070d%2C9800713%2C980073e%2C9800749%2C980075b%2C980078a%2C980078d%2C9800792%2C98007a0%2C98007a3%2C98007b2%2C98007c5%2C98007d3%2C98007e5%2C98007ec%2C9800806%2C980083c%2C980087b%2C9800898%2C98008a9%2C9800942%2C9800962%2C9800973%2C980097a%2C980097e%2C9800994%2C9800997%2C98009b1%2C98009b2%2C98009f8%2C9800a06%2C9800a6c%2C9800a84%2C9800a87%2C9800a90%2C9800113%2C9800abf%2C9800b04%2C9800b18%2C9800b21%2C9800b3d%2C9800b3f%2C9800c00%2C9800dc7%2C9800dfd%2C9800e1f%2C9800e2d%2C9800e3e%2C1f140000%2C1f24000a%2C1f24000d%2C1f24001b%2C1f240009%2Cffe00116&mnonly=0&newproducts=0&ColumnSort=0&page=3&stock=0&pbfree=0&rohs=0&k=fet&quantity=&ptm=0&fid=0&pageSize=25&pkeyword=fet

Vielleicht hilft dir bei der Suche auch, den Wert von U_gs_max auf <20V 
zu setzen (z.B. auf 10V oder 12V). FETs, die mit 3,3V schon große Ströme 
schalten können, halten am Gate häufig nicht die 20V aus, die für die 
meisten "Standard-FETs" gelten.

von Nico W. (nico_w)


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Bei 5A würde ich den IRF3708 nehmen. Der ist spezifiziert ab 2,8V.

von MaWin (Gast)


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Torsten C. schrieb:
> Also 3.3V bedeutet LL von 2.4V. Also VGSth < 2.4V.

Nein, UGS(th) ist die Spannung, unter der er sicher sprrrt. Keine Ahnung 
wie die Leute auf die abstruse Idee kommen, dass er da schon voll 
leitet. Die lineate Region verlässt er erst beim doppelten.

Torsten C. schrieb:
> Dann schaue ich ins Datasheet finde aber nur den RDSon für 10V und bin
> ratlos.

Eben, das ist ein MOSFET der erst bei 10V sicher durchschaltet.
Du brauchst einen, bei dem RDS(on) für 2.5 oder 2.7V spezifiziert ist 
(und 4.5V reicht für 5V Ansteuerung.

IRF3708

von Torsten C. (tcurdt)


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Thomas F. schrieb:
> Torsten C. schrieb:
>> Also 3.3V bedeutet LL von 2.4V. Also VGSth < 2.4V.
>
> Anderer Vorschlag: BTS432 verwenden?

Danke für die Empfehlung!
Den hätte ich wohl ohne Empfehlung nicht gefunden.


Ich probiere hier mal Datenblatt lesen für Hobbyisten :)

> Vbb (operation) 4.5 ... 42 V
> µC compatible power switch with diagnostic feedback for 12 V and 24 V DC 
grounded loads

Wenn ich es richtig interpretiere sollte ich 4.5-42V damit schalten 
können.
Unter 4.5V gibt es Undervoltage shutdown, über 42V eine Overvoltage 
protection.

Aber was sollen die erwähnten 12V/24V?


> VIN -0.5 ... +6 V
> Input turn-on threshold voltage 1.5 - 2.4V

Wenn ich das richtig interpretiere heißt das, dass das High Signal gut 
daran tut mindestens 2.4V zu haben (aber ggf. könnte auch ein bisschen 
wenig funktionieren)
Aber da VIN bis 6V geht wäre auch ein 5V Pegel OK.


Im Vergleich zu einem "non-smart" MOSFET ist BTS432 primär einfach nur 
langsamer?
Oder gibt es irgendwelche anderen Gründe die für einen normalen MOSFET 
(ggf. mit Treiber) sprechen?

von Torsten C. (tcurdt)


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> ...lässt sich das ganze aber vielleicht auch mit einer einfach 
Transistor-Verstärkerstufe aufbauen.

Meinst Du einfach in diese Richtung?

  https://de.wikipedia.org/wiki/Gate-Treiber#/media/File:Gatetreiber_diskret_simple.PNG

Und VT dann auch an die 24V?


Oder sollte es was komplexeres sein? Ich hab mal hier geschaut

  https://www.mikrocontroller.net/articles/Treiber

...aber da musste ich erst einmal schlucken.

von Torsten C. (tcurdt)


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Achim S. schrieb:
> Torsten C. schrieb:
>> Dann schaue ich ins Datasheet finde aber nur den RDSon für 10V und bin
>> ratlos.
>
> Deine Suche war schon gut durchgeführt. Dumm an der Geschichte war nur,
> dass mouser beim Filter
>
> Torsten C. schrieb:
>> Gate-Source Threshold Voltage: 2 bis 2.4V
>
> den minimalen Wert der Schwellspannung betrachtet. Damit werden auch
> FETs angezeigt, deren maximale Schwellspannung bei 4V liegt und die für
> deine Anforderungen völlig unbrauchbar sind (wie der von dir gefundene
> IPB180N04S4-00)

Alles klar - verstanden. Danke Dir und auch den anderen die auch auf die 
Tatsache hingewiesen haben, dass es sich um einen Mimimal-Wert handelt.


> Bei digikey kannst du in der Suche auch filtern, bei welchem Ugs der
> Wert von R_dson spezifiziert ist (Parameter "Antriebsspannung (max.
> Rds(On), min. Rds(On))")

Cool. Dann das nächste Mal lieber dort suchen. Danke!


> Vielleicht hilft dir bei der Suche auch, den Wert von U_gs_max auf <20V
> zu setzen (z.B. auf 10V oder 12V). FETs, die mit 3,3V schon große Ströme
> schalten können, halten am Gate häufig nicht die 20V aus, die für die
> meisten "Standard-FETs" gelten.

Aber wenn ich mit 3.3V LL 24V schalten will - darf U_gs_max dann <20V 
sein?
Oder ich hab da noch was nicht verstanden.

von Einer K. (Gast)


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Torsten C. schrieb:
> Aber was sollen die erwähnten 12V/24V?
Der BTS ist wohl für den Automotiven Bereich gedacht/geeignet (sollte 
auch im Datenblatt stehen) und da sind 12V und 24V halt überwältigend 
weit verbreitet.

von Harald W. (wilhelms)


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Torsten C. schrieb:

> darf U_gs_max dann <20V sein?

Nicht darf, sondern muss. Bei höheren Spannungen geht der FET
kaputt. Bei  vielen, sog. Logik-FETs ist diese höchstzulässige
Spannung sogar noch niedriger.

von Bernhard S. (dl9rdw)


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Kannst auch mal beim IRLML6402 schauen. Der sollte bei 5 Volt auch 
gehen.

Grüße

Bernhard

von Torsten C. (tcurdt)


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Harald W. schrieb:
> Torsten C. schrieb:
>
>> darf U_gs_max dann <20V sein?
>
> Nicht darf, sondern muss.

Entschuldigung das meinte ich natürlich. Ich meinte darf größer sein.

Ich wollte darauf hinaus, dass 24V - 2.4V > 20V

Das funktioniert doch dann für meinen Fall nicht, oder?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Torsten C. schrieb:
> Ich habe ein Heizelement dessen Temperatur ich mit 24V/5A per PWM
> kontrollieren möchte.
Welche Frequenz? Denn üblicherweise muss eine träge Heizung nicht mit 
hoher Frequenz ein- und ausgeschaltet werden. Das erzeugt nur EMV 
Schmutz. Da reicht doch auch simples und langsames (=flaches) Schalten 
im Hertz oder gar Zehntelhertz-Bereich...

: Bearbeitet durch Moderator
von Fet Schalta (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Da reicht doch auch simples und langsames (=flaches) Schalten

.... dann geht der FET beim Schalten kaputt .....  ;-)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Fet Schalta schrieb:
> .... dann geht der FET beim Schalten kaputt .....  ;-)
Man sollte natürlich eine geeignete Schaltgeschwindigkeit zwischen 
"Sender" und "Rauch" auswählen. Die gibt es...

von Torsten C. (tcurdt)


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Fet Schalta schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Da reicht doch auch simples und langsames (=flaches) Schalten

Ja, schon richtig. Wirklich schnell muss das Schalten nicht passieren.

Aber was genau meinst Du mit flachem Schalten? Langsam ansteigend statt 
Hi/Lo Puls?


> .... dann geht der FET beim Schalten kaputt .....  ;-)

Vielleicht eine doofe Frage aber - warum das?

von Achim S. (Gast)


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Torsten C. schrieb:
> Aber wenn ich mit 3.3V LL 24V schalten will - darf U_gs_max dann <20V
> sein?
> Oder ich hab da noch was nicht verstanden.

Da hast du tatsächlich was falsch verstanden :-) Du vermischt die 
Begrenzung für U_GS und U_DS.

U_GS_max ist einfach dadurch bestimmt, bei welcher Feldstärke die 
Gateisolierung durchschlagen kann. Bei den meisten Leistungs-MOSFETs 
liegt das bei +-20V. MOSFETs, die bei niedrigen Gatespannungen schon 
voll durchschlagen schaffen meist weniger (der oben empfohlene IRF3708 
z.B. 12V)
https://www.mikrocontroller.net/part/IRF3708


Torsten C. schrieb:
> ch wollte darauf hinaus, dass 24V - 2.4V > 20V

Du willst daruf hinaus, dass die Gatespannung um U_th größer als die 
Drainspannung sein muss, damit der FET im Widerstandsbereich arbeitet? 
Das stimmt zwar, aber im durchgeschalteten Zustand beträgt die 
Drainspannung ja nicht mehr 24V sondern höchstens noch ein paar hunder 
mV (der Rest der Spannung fällt ja an der Heizung ab). Die Rechnung 
"24V-2,4V" hat also keine Relevanz.

von Achim S. (Gast)


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Argh: statt


Achim S. schrieb:
> MOSFETs, die bei niedrigen Gatespannungen schon
> voll durchschlagen schaffen meist weniger (der oben empfohlene IRF3708
> z.B. 12V)

wollte ich natürlich schreiben: MOSFETs, die mit niedrigeren 
Gatespannungen schon voll durchschalten ...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Torsten C. schrieb:
> Aber was genau meinst Du mit flachem Schalten? Langsam ansteigend statt
> Hi/Lo Puls?
Relativ langsam, eben nicht in 300ns, sondern z.B. in 10us. Und weil 
du nicht allzu oft schaltest, darf während des Schaltens ruhig ein wenig 
mehr Verlustleistung anfallen.

>> .... dann geht der FET beim Schalten kaputt .....  ;-)
> Vielleicht eine doofe Frage aber - warum das?
Stichwort: SOA
Du kannst mit dem Mosfet XYZ z.B. 10A bei 30V schalten. Wenn kein Strom 
fließt, ist die Verlustleistung 0. Wenn der Mosfet voll durchgeschaltet 
hat, dann ist bei einem Rdson von 5mOhm die Verlustleistung 500mW. Wenn 
du aber hübsch langsam linear von "Sperren" nach "Leiten" durchfährst, 
dann kommst du irgenwann mal bei z.B. 15V und 5A an und müsstest eine 
Verlustleistung von 75W wegkühlen können. Damit betreibt man erfolgreich 
Lötkolben...

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