Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Vielschichtkondensator, Tantal Kondensator und Elko


von Frank N. (antony)


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Hallo,

wenn in einem Schaltplan steht, 1µF/16V

und ich einen Auswahl von Vielschichtkondensator, Tantal Kondensator und 
Elko habe, woher weis ich, welchen ich da nehmen muss?

alle drei sind 1µF/16V

Danke im Voraus
Frank

von michael_ (Gast)


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Erfahrung!

Oder tiefstes langwieriges Studium der Literatur.
Oder hier im Forum alte Hasen fragen.

von Dumpfbacke (Gast)


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Frank N. schrieb:
> woher weis ich, welchen ich da nehmen muss?

Die Billig-Methode:

Wenn der Kondensator im Schaltplan ein "+" Symbol hat
dann ein Tantal oder Alu-Elko.

von Timmo H. (masterfx)


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Was ist denn der Einsatzgebiet des Kondensators in dem ? DC DC, Audio? 
Alle Technologien haben ihre vor und Nachteile. Welchen man nimmt hängt 
vom Einsatzfall ab.

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klara)


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Frank N. schrieb:
> wenn in einem Schaltplan steht, 1µF/16V
>
> und ich einen Auswahl von Vielschichtkondensator, Tantal Kondensator und
> Elko habe, woher weis ich, welchen ich da nehmen muss?

Der Tantal Kondensator ist ein wenig aus der Mode gekommen. Er ist in 
einigen Belangen besser als ein Elko, jedoch auch empfindlicher.

Beim KerCo ist die Kapazität etwas spannungsabhängig und sollte deshalb 
bei Filter nicht eingesetzt werden, wenn es auf Konstanz der 
Filtercharakteristik  ankommt. Ansonsten hat der KerKo den kleinsten ESR 
und ist bis in den HF-Bereich einsetzbar. Den KerKo nimmt man gerne zum 
Entstören und zum Blocken der Versorgungsspannung.

Der Elko hat einen zu beachtenden ESR, je kleiner desto höher der ESR. 
Datenblätter beachten! Elkos altern mit den Jahren.

Tantal sind empfindlich insbesondere gegen Überspannung. Dann 
explodieren sie gerne.

Hier ein paar nützliche Infos von WIMA.

http://www.wima.de/DE/technicalinformation.htm
http://www.wima.de/DE/applicguide.htm

mfg klaus

von Peter D. (peda)


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Frank N. schrieb:
> woher weis ich, welchen ich da nehmen muss?

Hängt von der Funktion, also von der Schaltung ab.

Die Keramiks haben in den letzten Jahren die Elkos und Tantals in vielen 
Anwendungen verdrängt. Und auch Folie ersetzen sie oft. Es gibt 
SMD-Keramiks in COG bis 470nF.

von Frank N. (antony)


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Ich habe gesehen das an dem PIN 27 von AT90USB162 ein Elko 1µF/16V 
angegeben ist.

Wäre es egal wenn ich da ein ELKO, Tantal oder einen Vielschicht 
Kondensator einsetze?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Frank N. schrieb:
> Ich habe gesehen
Wo? Im Datenblatt ist ein 1µF Kondensator "recommended".

> Wäre es egal wenn ich da ein ELKO, Tantal oder einen Vielschicht
> Kondensator einsetze?
Im Prinzip ja. Aber ich würde einen Kerko mit >10V einsetzen.

von Frank N. (antony)


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Lothar M. schrieb:
> Im Prinzip ja. Aber ich würde einen Kerko mit >10V einsetzen.

Genau das ist der Punkt, warum würdest du einen Kerko einsetzen und 
nicht die anderen?

von Klaus R. (klara)


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Frank N. schrieb:
> Genau das ist der Punkt, warum würdest du einen Kerko einsetzen und
> nicht die anderen?

Es geht um das Stabilisieren einer Spannung. Die niederfrequenten 
Störungen schafft auch ein 1µF Elko, der schon mindestens 500mOhm ESR 
haben kann. Ein 1 µF KerCo hat weniger als 1 mOhm. Vergleicht man die 
Resonanzfrequenzen beider Kondensatoren mit 1µF, so hat der Elko auch 
eine wesentlich tiefere Resonanzfrequenz. Ab der Resonanzfrequenz wirkt 
der Elko mit weiter steigender Frequenz immer schlechter (salopp 
gesagt).
Schau Dir dazu die WIMA - Dokus an.
mfg klaus

von Mike (Gast)


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Hallo Frank

Ich würde auch einen ker. Kondensator verwenden anstatt Tantal bzw. 
Elko.

Grund:
1. ker. Kond. sind meines Erachtens billiger als Tantal/Elko
2. ker. Kond. ist vom Gehäuse kleiner
3. Wenn auf der PCB schon SMD-Bauteile sich befinden, sollte man
nicht unnotwendigerweise einen bedrahteten Elko verwenden.
4. Bei Tantal-Kon. muss man die doppelte Spannungsfestigkeit verwenden.
(Ich hab mal einen Tantal-Kon., mit Beschriftung 20V, an 20V angehängt.
welcher zuerst explodierte und dann brannte und wie er brannte, das ging 
nicht von alleine aus)

mfg
Mike

von Possetitjel (Gast)


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Frank N. schrieb:

> und ich einen Auswahl von Vielschichtkondensator, Tantal
> Kondensator und Elko habe, woher weis ich, welchen ich
> da nehmen muss?

Es faellt schonmal auf, dass die "besten" Kondensatoren
(Kunststofffoliekondensatoren) in der Liste fehlen.

Normale Al-Elkos sind eigentlich (d.h. bis auf wenige Aus-
nahmen) nur zu zwei Zwecken tauglich: Siebung/Entkopplung
der Betriebsspannung, und als NF-Koppelkondensator.
Letzteres kommt zunehmend aus der Mode.
Als Abblock- und Siebkondensatoren sind sie ohne weiteres
tauglich, wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Sie haben
mMn zu Unrecht einen schlechten Ruf.
Groeszter Vorteil war bisher das gute Volumen-Kapazitaets-
Verhaeltnis. In bestimmten Anwendungen stoert ggf. der
Reststrom.

Tantal-Elkos sind elektrisch besser als Al-Elkos, haben
aber eine Reihe von Nachteilen (bis hin zu dem Fakt, dass
Tantal ein "Konfliktmetall" ist). Ich hatte noch nie Bedarf,
welche einzusetzen.

Wickelkondensatoren (Kunststoff) werden heutzutage fast
ausschlieszlich fuer Leistungsanwendungen hergestellt (was
NICHT bedeutet, dass sie auch nur dafuer TAUGLICH sind).
Die elektrischen Eigenschaften sind (bis in den unteren MHz-
Bereich hinein) gut bis ausgezeichnet; die Nachteile sind:
Begrenzte Kapazitaet, fast nur bedrahtet verfuegbar, grosz,
teuer.
Nur interessant fuer Leistungs- oder Praezisionsanwendungen.

KerKos waren klassisch DIE Hochfrequenz-Kondensatoren, sind
aber inzwischen aufgrund der Vielschichttechnologie die neuen
Shooting-Stars.

Klasse-I-KerKos sind elektrisch gut, haben aber naturgemaesz
nur begrenzte Kapazitaet. Sie sind (je nach konkretem Typ)
bis in den GHz-Bereich hinein tauglich, was sie fuer Sieb-
anwendungen nicht besonders geeignet macht (ggf. unerwuenschte
Resonanzen). Teilweise als Ersatz fuer Wickelkondensatoren
denkbar (Filter).

Klasse-II-KerKos sind eigentlich elektrisch Scheisse; sie
haben elektrisch fast alle Probleme, die man sich ueberhaupt
vorstellen kann: Die Kapazitaet haengt von der Spannung und
der Temperatur ab, sie neigen zur Mikrofonie und haben einen
schlechten Verlustwinkel (=nicht HF-tauglich).
Da sie aber kleiner, temperaturfester (und vermutlich auch
billiger) sind als Elkos - und so dem Miniaturisierungswahn
weiter Vorschub leisten -, sind sie dabei, die Elkos aus
vielen klassischen Anwendungen zu verdraengen.

Um eine Betriebsspannung abzublocken, wird man einen Al-Elko
oder einen Klasse-II-KerKo (ggf. auch beides) waehlen; wofuer
man sich entscheidet, ist z.T Glaubensfrage :)

von Possetitjel (Gast)


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Klaus R. schrieb:

> Ein 1 µF KerCo hat weniger als 1 mOhm.

Das hat die "schoene" Konsequenz, dass der Schwingkreis
(die Leiterbahn hat eine Induktivitaet) weniger
gedaempft ist :)

Will man das?

von Klaus R. (klara)


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Possetitjel schrieb:
> Das hat die "schoene" Konsequenz, dass der Schwingkreis
> (die Leiterbahn hat eine Induktivitaet) weniger
> gedaempft ist :)

Aber wenn man eine Dämpfung benötigt, könnte man sie gezielt einbringen.
mfg klaus

von Timmo H. (masterfx)


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Frank N. schrieb:
> Genau das ist der Punkt, warum würdest du einen Kerko einsetzen und
> nicht die anderen?

Also ich verwende Kerkos immer dann wenn sie für den Anwendungsbereich 
passen. Könnte man in wie in diesem Fall verschiedene verwenden, dann 
tendiere ich eher Kerkos, weil ich die zu Hauf in allen Variationen hier 
rumliegen habe. Zudem passt 0805/0603 gut auf RM Platinen.
Ansonsten sollte man sich halt darüber im Klaren sein, dass ein 10µF 
0805 Kerko bei 5V halt eben nicht mehr die 10µF hat sondern eher die 
Hälfte oder noch weniger.

von michael_ (Gast)


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Frank N. schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Im Prinzip ja. Aber ich würde einen Kerko mit >10V einsetzen.
>
> Genau das ist der Punkt, warum würdest du einen Kerko einsetzen und
> nicht die anderen?

Nimm was du hast.
An dieser Stelle ist das wurscht.

von Klaus R. (klara)


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Timmo H. schrieb:
> Ansonsten sollte man sich halt darüber im Klaren sein, dass ein 10µF
> 0805 Kerko bei 5V halt eben nicht mehr die 10µF hat sondern eher die
> Hälfte oder noch weniger.

Nein, so arg ist es auch nicht. Die Datenblätter sagen etwas anderes. 
Wenn der besagte Kerko eine Nennspannung von 10V hätte, würden bei 5V 
noch sicher mehr als 80% der Kapazität vorhanden sein. Aber genaueres 
sagt eben das Datenblatt.
mfg klaus

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