Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Steckdosenleiste mit Einzelabsicherung


von Peter B. (peter123)


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Hi Leute,

für ein Rack mit zwei Strom-Feeds (230V, 16A abgesichert jeweils) suche 
ich eine Stromleiste mit Einzelabsicherung. Das heißt jede Dose soll 
eine eigene Sicherung haben. Ich habe in vielen vielen Shops gesucht, 
aber bin nicht fündig geworden...hat von euch jemand Ahnung, wo ich eine 
solche beziehen kann?

Hintergrund: neulich ist ein Netzteil durchgebrannt und hat die 
Hauptsicherung von einem der beiden Feeds rausgehauen. Dadurch sind 
natürlich alle Geräte, die nur an dem einen Feed angeschlossen waren 
(nicht alle Geräte im Rack haben duale Netzteile), ausgefallen. Das 
würde ich zukünftig vermeiden. Im Idealfall hat - meiner Meinung nach - 
jeder Stecker/ Dose eine eigene Sicherung, die schneller auslöst als die 
Hauptsicherung und somit bei einem Problem wirklich nur die eine Dose - 
und nicht die gesamte Leiste - ausfällt.

Vielen Dank im Voraus und Grüße
Peter

von Michael B. (laberkopp)


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Peter B. schrieb:
> Hintergrund: neulich ist ein Netzteil durchgebrannt und hat die
> Hauptsicherung von einem der beiden Feeds rausgehauen.

Normale Netzteile enthalten eine eigene  Sicherung. Die hat nicht nur 
den Vorteil, von der Stromstärke an das Gerät angepasst zu sein, sondern 
auch selektiv zum Leitungsschutzschalter vorher auszulösen, bevor der 
LSS reagiert.

Das muss also schon ein sehr billiges sehr chinesisches Fake-Netzteil 
gewesen seinm daß dir dein Rack stromlos haut, und die Lösung ist dann 
keineswegs sein Geld für nutzlose Sicherungsverteiler auszugeben sondern 
einfach endlich mal vom Geld ordentliche Netzteile zu kaufen.

von Peter B. (peter123)


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Michael B. schrieb:

>
> Normale Netzteile enthalten eine eigene  Sicherung. Die hat nicht nur
> den Vorteil, von der Stromstärke an das Gerät angepasst zu sein, sondern
> auch selektiv zum Leitungsschutzschalter vorher auszulösen, bevor der
> LSS reagiert.
>

Sollte man meinen, ist aber leider nicht so. Siehe unten.


> Das muss also schon ein sehr billiges sehr chinesisches Fake-Netzteil
> gewesen seinm daß dir dein Rack stromlos haut, und die Lösung ist dann
> keineswegs sein Geld für nutzlose Sicherungsverteiler auszugeben sondern
> einfach endlich mal vom Geld ordentliche Netzteile zu kaufen.

Das Netzteil, welches den Ausfall verursacht hat, war kein 
Billig-China-Gerät sondern ein Original Dual-Netzteil von Supermicro 
(Gehäuse 119TQ-R700WB). Lustigerweise ist der Server natürlich dank 
Dual-Netzteil weitergelaufen, hat aber halt einen der 2-Feeds komplett 
lahmgelegt. Sobald das defekte Netzteil eingesteckt wird, haut es die 
Hauptsicherung (die vom Datacenter, nicht von mir) übrigens wieder raus, 
es war also kein "Ausnahmeereignis".

von Gerd E. (robberknight)


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Michael B. schrieb:
> Normale Netzteile enthalten eine eigene  Sicherung. Die hat nicht nur
> den Vorteil, von der Stromstärke an das Gerät angepasst zu sein, sondern
> auch selektiv zum Leitungsschutzschalter vorher auszulösen, bevor der
> LSS reagiert.

Selektiv? Wieso sollten sie das sein? Das sind doch meistens eingelötete 
Schmelzsicherungen, z.B. 3A flink oder so. Die brauchen ne Weile bis sie 
durch sind. Der 16A LSS in Kategorie B ist da unter Umständen schneller.

Um das Ganze selektiv zu bekommen, müssten die verbauten LSS langsamer 
reagieren. Es ist also ein Umbau in der Installation nötig. Und es ist 
zu klären ob das überhaupt zulässig ist.

Daher sind solche Steckerleisten auch kein gängiges Produkt was man 
irgendwo fertig kaufen könnte. Auch wenn ich mir sowas auch schon 
gewünscht habe.

von Harald W. (wilhelms)


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Peter B. schrieb:

> Im Idealfall hat - meiner Meinung nach -
> jeder Stecker/ Dose eine eigene Sicherung, die schneller auslöst als die
> Hauptsicherung und somit bei einem Problem wirklich nur die eine Dose -
> und nicht die gesamte Leiste - ausfällt.

Eine solche Selektivität ist m.E. nie gewährleistet, solange
die "Hauptsicherung" nicht bewusst verzögert auslöst. Vom
Gefühl her würde ich aber annehmen, das in den meisten Fällen
eine 1...2A Glasröhrchensicherung vor einem 16A-Automaten
anspricht. Da es m.W. nach wie vor Steckdosenleiste mit Einzel-
steckdosen gibt, könnte man in einer solchen Glasröhrchensiche-
rungshalter nachträglich einbauen.

von Michael B. (laberkopp)


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Dein
> Dual-Netzteil von Supermicro
ist Chinamüll, ein ordentliches enthielte eine Sicherung.

von ZF (Gast)


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Auch zueinander selektive Sicherungen sin nur in einem bestimmten 
Strom-Zeitbereich selektiv. Möglicherweise war der 
Defekt-/Kurzschlussstrom so groß, dass die Schmelzsicherung im Netzteil 
nicht abschalten konnte. Viele flinke Schmelzsicherungen haben z.B. nur 
35A Ausschaltvermögen, andere (z.B. Littelfuse 216, hat Keramik- statt 
Glasrohr) dagegen 1500A.

von Horst (Gast)


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Michael B. schrieb:
> ist Chinamüll, ein ordentliches enthielte eine Sicherung.

Das tun billige auch, aber ein B16-Automat ist meist schneller als eine 
3A 5x20 Schmelzsicherung.
Hatte das nicht grad jemand geschrieben?

von Michael B. (laberkopp)


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Horst schrieb:
> Das tun billige auch

Seins scheinbar nicht

> "Normale Netzteile enthalten eine eigene  Sicherung."
> Sollte man meinen, ist aber leider nicht so.

von Peter B. (peter123)


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Michael B. schrieb:
>
> Seins scheinbar nicht
>

Immer diese Trolle....

Allen anderen vielen Dank für die konstruktiven Kommentare soweit. Ich 
habe mal beim Datacenter nachgefragt, jeder Feed ist wie folgt 
abgesichert:

Die Angaben des Leistungsschutzschalters (LS) sind wie folgt:
·         Hersteller          ABB
·         Type                SMISSLINE S401 M
·         Klasse             C16 Ampére (C = träge)
·         DC                   230 Volt

Was für Einzelsicherungen wären da zu empfehlen? Wenn es sowas nicht von 
der Stange gibt werde ich es mir halt anfertigen lassen, sollte ja nicht 
die Welt kosten.

von Einer (Gast)


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Wiki:

 > Obwohl man den Nachnamen des Namensgebers mit accent grave
 > schreibt („Ampère“), ...

von Nichtelektrischer Gast (Gast)


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Zitat:
Sobald das defekte Netzteil eingesteckt wird, haut es die
Hauptsicherung (die vom Datacenter, nicht von mir) übrigens wieder raus,
es war also kein "Ausnahmeereignis".

Frage 1:
Impliziert das "Wieder" daß das gleiche Netzteil beim Reinstecken immer 
wieder die "Hauptsicherung" wirft?

Frage 2:
Ist die "Hauptsicherung" zufälligerweise ein FI ?

Wenn beides "JA" dann hast du 1. einen Isolationsfehler im Netzteil und 
2. kannst du das nicht mit einfachen "Sicherungen" eingrenzen.

von Peter B. (peter123)


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Nichtelektrischer Gast schrieb:

> Frage 1:
> Impliziert das "Wieder" daß das gleiche Netzteil beim Reinstecken immer
> wieder die "Hauptsicherung" wirft?
>

Als wir den Feed wieder in Betrieb genommen haben, haben wir zu erst 
alle Geräte ausgesteckt. Sobald wir das genannte Netzteil eingesteckt 
haben, gab eine kleine Rauchwolke aus dem Netzteil und die Sicherung 
flog wieder raus.  Öfters haben wir es nicht probiert ;). Davor lief es 
ca. 3 Monate problemlos (der Server ist erst ca. 3 Monate alt).

> Frage 2:
> Ist die "Hauptsicherung" zufälligerweise ein FI ?
>

Laut RZ ist der Feed mit dem oben genannten LS abgesichert (SMISSLINE 
S401 M). Dieser löste raus.

> Wenn beides "JA" dann hast du 1. einen Isolationsfehler im Netzteil und
> 2. kannst du das nicht mit einfachen "Sicherungen" eingrenzen.

Soll ich das RZ noch explizit nach einem FI fragen?

von Erich (Gast)


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Schukostecker mit integrierter Sicherung gibt es meines Wissens nicht.

Man müsste selbst was bauen, z.B. einen Feinsicherungshalter integrieren 
in einen Zwischenstecker wie diesen (das Gehäuse KÖNNTE gross genug 
sein)
https://www.amazon.de/Rev-Ritter-0512085777-Zwischenstecker-Schalter/dp/B0073TG0V4/
Ich denke, eine 4A träge Sicherung (5x20) wäre angemessen und nicht zu 
knapp wenn das Netzteil eingeschaltet wird. Die sollte auch eher 
auslösen als der 16A "C" LS im Problemfall. Ggf. Test mit 
Kurzschlußstecker durchführen.

Die Engländer haben es besser. Da gibt es Stecker mit integrierter 
Sicherung.

Gruss

von Christian S. (solder)


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Vielleicht ist ja doch noch irgend ein Bauteil vor der Sicherung im 
Netzteil,  das kaputt ist. Filter, die direkt in der Kaltgerätebuchse 
sitzen oder Varistoren gegen Überspannung. Es könnte auch ein 
elektromechanischer Defekt sein (Leitung lose und liegt am Gehäuse an.) 
Dann hilft die Sicherung im Netzteil nichts. Varistoren sind meist auch 
nach PE, insofern könnte es tatsächlich auch der FI sein, der auslöst.

Es gibt Steckdosenleisten mit einzelnen Schaltern. Ich könnte mir 
vorstellen, dass dort genug Platz ist, um noch Glasrohrsicherungen 
unterzubringen. Müsste man dann aber selbst basteln.

Wenn die Hauptsicherung eine vom Typ C ist, könnte man dann eine kleine 
Unterverteilung bauen und jedes Netzteil mit einem B-Automaten (z.B. 6A) 
absichern?

: Bearbeitet durch User
von Ich (Gast)


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Eine unkonventionelle Lösung wäre, die Steckdosenleiste auf die in UK 
üblichen "G"-Stecker (BS 1363) umzustellen. Die haben eine 
Schmelzsicherung im Stecker integriert.
Vorteil: Alles Standard, keine Eigenbauten, Kabel verfügbar, Spannung 
und Strom passen auch.
http://www.tme.eu/de/details/sn23-3_07_2bk/computerversorgungskabel-und-universelle/bq-cable/

Nachteil: Die Blicke der Techniker ;-)

von Der Andere (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Es gibt Steckdosenleisten mit einzelnen Schaltern. Ich könnte mir
> vorstellen, dass dort genug Platz ist, um noch Glasrohrsicherungen
> unterzubringen. Müsste man dann aber selbst basteln.

Rechenzentrum und selbstgebasteltes. Passt prima zusammen :-)

von Erich (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Rechenzentrum und selbstgebasteltes.

Es gibt auch fertige Lösungen, wie ich jetzt gefunden habe:

http://www.ibb-boehm.de/produkt.php?WebID=14729

Und falls der Link künftig nimmer arbeitet:
Schaltschrank-Steckdose Serie SD 035
2BST-05-S
Steckdose BST-05
aufschnappbar auf Hutschiene TS 35

-S bedeutet:  Mit Sicherung

Gruss

von Gerd E. (robberknight)


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Erich schrieb:
> Der Andere schrieb:
>> Rechenzentrum und selbstgebasteltes.
>
> Es gibt auch fertige Lösungen, wie ich jetzt gefunden habe:
>
> http://www.ibb-boehm.de/produkt.php?WebID=14729

Das ist aber nur die halbe Miete: Du musst dann noch eine Sicherung in 
5x20 finden, die

1. schnell genug durchbrennt bevor der C16-Automat kommt (Selektivität)
2. nicht vom Einschaltstrom des Netzteils durchbrennt
3. auch einen harten Kurzschluss trennen kann

von Manfred (Gast)


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Peter B. schrieb:
> für ein Rack mit zwei Strom-Feeds (230V, 16A abgesichert jeweils) suche
> ich eine Stromleiste mit Einzelabsicherung. Das heißt jede Dose soll
> eine eigene Sicherung haben. Ich habe in vielen vielen Shops gesucht,
> aber bin nicht fündig geworden...

Dafür kommen z.B. Schroff und Knürr in Frage.

Das Problem sehe ich trotzdem als schwer lösbar an, 
Leitungsschutzschalter aka Sicherungsautomaten triggern bei Kurzschluß 
auf den schnellen Anstieg des Stromes - da selektiv abzuschalten 
erfordert große Abstände in den Nennwerten. (Wurde schon anderweitig 
geschrieben).

Ebenfalls schon angerissen: Schaltnetzteile haben hohe Einschaltströme, 
entweder also Sicherungen für großen Strom oder träge Sicherungen.

von Andrew T. (marsufant)


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Peter B. schrieb:
> Nichtelektrischer Gast schrieb:

>> Wenn beides "JA" dann hast du 1. einen Isolationsfehler im Netzteil und
>> 2. kannst du das nicht mit einfachen "Sicherungen" eingrenzen.
>
> Soll ich das RZ noch explizit nach einem FI fragen?


eigentlich brauchst du da nicht mehr fragen, denn der Hersteller sagt 
bereits dazu:

"Mit dem FI/LS Schalter der Baureihe FS401 und FS403 bietet ABB eine 
neue Generation für das Stecksockelsystem SMISSLINE TP an"

d.h. es liegt wohl ein kombinierter FI   und LS vor.

somit solltest Du den Inhalt des Post von Nichtel. Gast ernst nehmen.

von Achim H. (anymouse)


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Andrew T. schrieb:
> "Mit dem FI/LS Schalter der Baureihe FS401 und FS403 bietet ABB eine
> neue Generation für das Stecksockelsystem SMISSLINE TP an"

hier: FS

Peter B. schrieb:
> Die Angaben des Leistungsschutzschalters (LS) sind wie folgt:
> ·         Hersteller          ABB
> ·         Type                SMISSLINE S401 M

hier: S

Bei einer derart detailierten Beschreibung des Leistungsschutzschalter 
würde ich nicht mit einem vergessenen Buchstaben rechnen --> wäre also 
normaler Schutzschalter.

von oszi40 (Gast)


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Wenn man den Aufbau dieses kranken Netzteils kennen würde, wüßte man 
auch, daß EINE Feinsicherung allein vor einem Netzfilter nicht immer 
glücklich macht (je nachdem wie herum ein Schukostecker steckt). 
https://de.wikipedia.org/wiki/Netzfilter

Nützlicher scheint mir, nicht ALLE wichtigen Geräte auf EINEN 16er LSS 
zu hängen. Bein nächsten Stromausfall löst dieser sowieso wegen einem zu 
hohem Einschaltstrom aus. Der Pessimist ist ein Optimist, der aus seinen 
Fehlern gelernt hat. :-)

von Einschaltstrombegrenzer (Gast)


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Vieleicht kann man einen Einschaltstrombegrenzer benutzen diese 
minimieren Ströme von großen elektrotechnischen Verbrauchern zum 
Zeitpunkt des Einschaltens und verhindert dadurch das Fehlauslösen einer 
bauseitigen Sicherung.

https://www.reichelt.de/diverse/ESG-3/3/index.html?ACTION=3&LA=2&ARTICLE=100664&GROUPID=4542&artnr=ESG+3&SEARCH=%252A

http://www.buerger-electronic.de/einschaltstrombegrenzer-il-wechselstrom.php

von oszi40 (Gast)


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Einschaltstrombegrenzer schrieb:
> einen Einschaltstrombegrenzer benutzen

Später einschalten geht. Falls jedoch die 230V~ zuuu schleichend 
hochgefahren werden sollTen, lieben das nicht alle Anlaufschaltungen der 
Schaltnetzteile. Sie laufen dann nicht an.

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