Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Messung von Kontaktwiderständen 1 mOhm bis 2 kOhm


von Eugen W. (ewiebe1)


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Hallo zusammen,

was würdet ihr nehmen, wenn ihr Kontaktübergangswiderstände von 
Schaltern messen solltet? Jeder Schalter (d.h. jede Kontaktbrücke) hat 
ja im geschlossenen Zustand einen Kontaktübergangswiderstand.
"Gute" Kontaktübergangswiderstände liegen um 10..100 mOhm herum.

Aufgabe:
* Messen von Kontaktübergangswiderständen
* verwenden von 24V
* verwenden von 1mA Prüfstrom (24kOhm Vorwiderstand, damit ein Prüfstrom 
von 1mA fließt)
* da die entsprechende Norm "sagt", dass ein Kontaktübergangswiderstand 
bis 10% Spannungsabfall als geschlossen gilt, heißt das, am 
Kontaktübergangswiderstand darf max. eine Spannung von 2,4V abfallen
* das bedeutet wiederum, dass der maximale Kontaktwiderstand 2,4kOhm 
betragen darf (U=R*I --> R=U/I=2,4V/1mA=2,4kOhm)
* Also Messbereich 1mOhm .. 2,4kOhm
* Verwenden von Vierdrahtmessung
* Messwert muss dann von einem µC berechnet werden oder zumindest 
"entgegengenommen werden", um es an übergeordenete Steuerung 
weiterzugeben
* Überwachen, ob ein betätigter Schalter auch wirklich schaltet (es kann 
ja sein, dass auf den Kontakten Dreck ist. Dann würde der Schalter zwar 
betätigt werden, aber es würde keinen Kontakt geben (oder im 
Mega-Ohm-Bereich). Dieses muss auch erfasst werden).

Gibt es da bevorzugte Lösungen für sowas? Oder schon fertige Boards? Es 
gibt ja heutzutage so viele Breadboards, Maker-Boards ...

Danke für die Anregungen.
Gruß
EW

: Verschoben durch User
von Gerd E. (robberknight)


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Soll das Ganze dauerhaft in Deine Geräte eingebaut werden (Kosten pro 
Stück sind also relevant) oder geht es um eine Vorrichtung, mit der Du 
Deine Geräte einmalig testen möchtest, bevor sie dann zum Einsatz kommen 
(Kosten pro Stück nicht so wichtig)?

Geht es um einen Prüfadapter in der Produktion würde ich ein fertiges 
Tischmultimeter mit LXI (oder meinetwegen auch mit GPIB) nehmen und von 
dem die Widerstandswerte per SCPI auslesen. Z.B. mit einem 34461A geht 
sowas bequem.

: Bearbeitet durch User
von Eugen W. (ewiebe1)


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Ach ja,

das ganze ist ein Dauerprüfstand mit insgesamt 160 Schaltern, die 
gleichzeitig in einem 24/7 - Betrieb über Wochen und Monate geprüft 
werden. Jeder Schalter bekommt also eine solche "Messkarte" mit µC und 
CAN Anbindung. Und alle Karten sind über CAN mit einem Prüfrechner 
verbunden, auf dem ein LabView - Programm läuft, welches die Daten 
einsammelt und abspeichert.

Danke und Gruß
EW

von Gerd E. (robberknight)


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Eugen W. schrieb:
> das ganze ist ein Dauerprüfstand mit insgesamt 160 Schaltern, die
> gleichzeitig in einem 24/7 - Betrieb über Wochen und Monate geprüft
> werden.

In welchem Takt muss denn der Widerstand jedes Schalters gemessen 
werden?

Es gibt fertige Messsysteme, z.B. von Keithley, die bei Bedarf 
automatisch zwischen hunderten Messkanälen umschalten.

von Peter M. (r2d3)


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Eugen W. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> was würdet ihr nehmen, wenn ihr Kontaktübergangswiderstände von
> Schaltern messen solltet? Jeder Schalter (d.h. jede Kontaktbrücke) hat
> ja im geschlossenen Zustand einen Kontaktübergangswiderstand.
> "Gute" Kontaktübergangswiderstände liegen um 10..100 mOhm herum.
>
> Aufgabe:
> * Messen von Kontaktübergangswiderständen
> * verwenden von 24V
> * verwenden von 1mA Prüfstrom (24kOhm Vorwiderstand, damit ein Prüfstrom
> von 1mA fließt)

Der fließt genau einmal, bei Null Ohm Kontaktwiderstand. Bei 2,4kOhm ist 
es dann etwas weniger. :)
Ein Messfehler von 10% ist also egal?
Hast Du mal nachgerechnet, was Du bei 1mOhm Kontaktwiderstand misst?

Konstant 1mA bei einer Bandbreite von drei Zehnerpotenzen beim 
Widerstand?
Wie teuer darf denn dann die Messeinrichtung sein?

> * da die entsprechende Norm "sagt", dass ein Kontaktübergangswiderstand
> bis 10% Spannungsabfall als geschlossen gilt, heißt das, am
> Kontaktübergangswiderstand darf max. eine Spannung von 2,4V abfallen
> * das bedeutet wiederum, dass der maximale Kontaktwiderstand 2,4kOhm
> betragen darf (U=R*I --> R=U/I=2,4V/1mA=2,4kOhm)
> * Also Messbereich 1mOhm .. 2,4kOhm
> * Verwenden von Vierdrahtmessung

Hilft bei dieser Messmethode (siehe oben) nicht wirklich weiter, finde 
ich.

Du solltest vielleicht auch schreiben, welche Messgenauigkeit Du so 
erwartest, denn die bestimmt dann auch das von Dir benötigte Budget.

: Bearbeitet durch User
von Eugen W. (ewiebe1)


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Gerd E. schrieb:
> In welchem Takt muss denn der Widerstand jedes Schalters gemessen
> werden?

Der Schalter soll mit max. 60 Betätigungen / min betätigt werden

Gerd E. schrieb:
> Es gibt fertige Messsysteme, z.B. von Keithley

Keithley ist glaub ich generell ziemlich teuer... Ich dachte so ca. 
50..100€ pro Messkarte. Das ganze soll auch etwas dezentral aufgebaut 
werden: 10 Prüftische zu je 16 Schaltern (also insgesamt, wie gesagt, 
160)

Peter M. schrieb:
> Der fließt genau einmal, bei Null Ohm Kontaktwiderstand. Bei 2,4kOhm ist
> es dann etwas weniger.

Ja, der Strom müsste dann wohl als Spannungsabfall an einem 
Präzisionsschunt gemessen werden und als nächstes der Spannungsabfall 
über einen Differenzverstärker (und 4-Leitermessung) an den 
Schraubklemmen des Schalters. Zusätzlich müsste der Differenzverstärker 
zwischen 3 Verstärkungsfaktoren umschalten, um den gesamten Bereich von 
1mOhm .. 2,4kOhm abzudecken. So müsste das funktionieren... Gibt es da 
schon fertige Referenzboards, erprobte Schaltungen, Open Source Hardware 
oder ähnliches?

Peter M. schrieb:
> Ein Messfehler von 10% ist also egal?

Also, ob es nun 50mOhm oder 51mOhm sind, das wäre egal. Hauptsache nicht 
150mOhm (in dem Fall). Auflösung und Genauigkeit am liebsten so bei 
1..5% (wenn kostengünstig möglich)

Danke und Gruß
EW

: Bearbeitet durch User
von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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1mR bei 1mA macht ja gerade mal 1µV. Da wird es sicher nichts mit einer 
Konstantstromquelle. Ich würde die Stromquelle schalten und dann eine 
Differenzmessung machen, wenn Du so kleine Spannungen noch messen 
möchtest.

Beitrag #4967431 wurde vom Autor gelöscht.
von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Wenn du günstige Relais-Multiplexer suchst, dann schau mal bei ebay nach 
HP 3488A und den passenden Modulen. Die gehen da teilweise sehr günstig 
weg und können im Prinzip genau das was Du brauchst.

von Gerd E. (robberknight)


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Philipp C. schrieb:
> Wenn du günstige Relais-Multiplexer suchst, dann schau mal bei ebay nach
> HP 3488A und den passenden Modulen. Die gehen da teilweise sehr günstig
> weg und können im Prinzip genau das was Du brauchst.

Ich dachte auch erst an Relais-Multiplexer, bin mir aber bei 1mA 
Prüfstrom und 1mOhm Auflösung nicht mehr sicher ob das funktioniert. Mit 
dem Relais-Multiplexer hast Du halt viele Kontaktübergänge im Spiel und 
damit Thermospannungen. Die sind dann auch noch über ne größere Fläche 
verteilt und das macht es anspruchsvoll.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Ja, ohne Offsetkompensation wird es nix. Und auch mit ist 1mA sehr 
sportlich.
Muss 1mR denn zwingend bei 1mA gemessen werden?

von Eugen W. (ewiebe1)


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Philipp C. schrieb:
> Muss 1mR denn zwingend bei 1mA gemessen werden?

Ja, Vorgabe ist, bei 1mA zu messen (weil heutzutage Schalter gerne 
direkt an die SPS angeschlossen werden und weil sie auch mit kleinen 
Strömen korrekt funktionieren sollen)

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Es hat mich nun natürlich schon interessiert ob so eine Messung über 
einen Multiplexer geht. Ich habe gerade mal einen 1mR Widerstand 
genommen und diesen zunächst ganz normal mit 4-Leiter und 
Offsetkompensation am HP3456A gemessen:

997µR mit einer Standardabweichung von 260µR (100 Messungen)

Dann habe ich die stromführenden Leitungen am Widerstand gelassen (das 
3456A misst im 100R Bereich mit 1mA) und die Senseleitungen durch den 
Multiplexer des 3488A geschickt.

1018µR mit einer Standardabweichung von 303µR (ebenfalls 100 Messungen)

Diese Schwankungen liegen sogar innerhalb einer Standardabweichung. Das 
heißt das 3456A scheint die Thermospannungen hier sehr gut im Griff zu 
haben. Das der zweite Wert größer ist als der erste liegt im Rauschen.
Ohne Offsetkompensation zeigt es übrigens etwa 2,5mR an. Die hohe 
Auflösung kommt übrigens natürlich auch nur aus den Mittelungen. 
Auflösen kann das 3456A 0,1mR und das sind dann auch nur 100nV am 
Widerstand.

Fazit: Scheint machbar zu sein, aber nicht mit einem 34461A und 
wahrscheinlich auch nicht schnell.

PS: Mehr zur Offsetkompensation: 
https://lowcurrent.wordpress.com/2017/02/10/kleine-widerstaende-und-offset-compensation/

: Bearbeitet durch User
von Werner M. (Gast)


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Eugen W. schrieb:
> Ja, Vorgabe ist, bei 1mA zu messen

Kennt sich derjenige, der die Vorgabe gemacht hat, irgendwie mit 
Widerstandsmessungen aus.

Vorgaben machen sich leicht, wenn man von Technik keine Ahnung hat.

von Mani W. (e-doc)


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Eugen W. schrieb:
> was würdet ihr nehmen, wenn ihr Kontaktübergangswiderstände von
> Schaltern messen solltet? Jeder Schalter (d.h. jede Kontaktbrücke) hat
> ja im geschlossenen Zustand einen Kontaktübergangswiderstand.
> "Gute" Kontaktübergangswiderstände liegen um 10..100 mOhm herum.

WER MISST, MISST MIST!


Mit einem Multimeter, welches nur wenige Volt zur Messung des
Widerstandes ausgibt, wird mal der und mal der Widerstand angezeigt...


Kontakte von Relais und Schalter benötigen doch einiger Spannung und
auch eines Minimalstromes, damit die Oxydschicht der Kontakte
durchschlagen wird...

von noe (Gast)


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Eugen W. schrieb:
> was würdet ihr nehmen, wenn ihr Kontaktübergangswiderstände von
> Schaltern messen solltet? Jeder Schalter (d.h. jede Kontaktbrücke) hat
> ja im geschlossenen Zustand einen Kontaktübergangswiderstand.
> "Gute" Kontaktübergangswiderstände liegen um 10..100 mOhm herum.

Ein Frittmessgeraet.
Zeichnet auch den Kontaktwiderstand ueber den Schaltvorgang mit 
Spannungs- und Stromverlauf auf. Ein Kontakt ist ja nicht einfach "ON / 
OFF".

von ths (Gast)


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Eugen, deine Vorgaben in allen Ehren, aber du solltest mal prüfen, ob du 
die DIN IEC 512 "Trockenkreismessung" heranziehen musst. Das ist 
speziell zur Messung an Kontakten mit der Besonderheit, dass während der 
Messung nur 20 mV auftreten, eben um dünne Schichten nicht zu 
durchschlagen.

von Eugen W. (ewiebe1)


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Wenn ich mich am Wochende richtig erinnere, ziehen wir die DIN EN 
60947-5-4 heran. Und da steht dass man 1mA oder 10mA (oder auch 100mA?) 
nehmen kann.
Chef sagt: 1mA !

Welche Mess-ICs (Instrumentenverstärker?) würdet ihr dazu vorschlagen?
Es sollte also:
* mehrere Verstärkungsfaktoren unterstützen (1  100  1000 ?)
* schnell messen
* präzise messen
* Referenzdesigns geben, an denen man abschauen kann, wie es eingesetzt 
wird
* Über eine Schnittstelle angesprochen werden (I2C ? SPI)
* am besten auf einem fertigen "Breakout-Board" sitzen mit definierter 
API und Beispiel-Code, wie man vom µC die Messung anstoßen und die Werte 
abholen kann

...

Ich weiß, man kann sich viel wünschen ... :-)

Aber vielleicht fällt da jemandem ja was ein.
Danke fürs Mitdenken und für die Unterstützung.

Gruß
EW

von ths (Gast)


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Das hört sich nach viel Spass an. Ich rate zu einer handelsüblichen 
Lösung.

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Eugen W. schrieb:
> Wenn ich mich am Wochende richtig erinnere, ziehen wir die DIN EN
> 60947-5-4 heran. Und da steht dass man 1mA oder 10mA (oder auch 100mA?)
> nehmen kann.
> Chef sagt: 1mA !
>
> Welche Mess-ICs (Instrumentenverstärker?) würdet ihr dazu vorschlagen?
> Es sollte also:
> * mehrere Verstärkungsfaktoren unterstützen (1  100  1000 ?)
> * schnell messen

Was bedeutet schnell?

> * präzise messen

Was bedeutet präzise?

> * Referenzdesigns geben, an denen man abschauen kann, wie es eingesetzt
> wird
> * Über eine Schnittstelle angesprochen werden (I2C ? SPI)

Der Digitalteil wird das kleinste Problem sein.

> * am besten auf einem fertigen "Breakout-Board" sitzen mit definierter
> API und Beispiel-Code, wie man vom µC die Messung anstoßen und die Werte
> abholen kann

So etwas zu bauen erfordert schon ein wenig Erfahrung. Es sollen hier 
einige wenige uV gemessen werden.

von Wolfgang (Gast)


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Eugen W. schrieb:
> Ja, der Strom müsste dann wohl als Spannungsabfall an einem
> Präzisionsschunt gemessen werden und als nächstes der Spannungsabfall
> über einen Differenzverstärker (und 4-Leitermessung) an den
> Schraubklemmen des Schalters.

Hoffentlich hat der Schalter auch zwei unabhängige Schraubklemmen an 
jedem Schalterkontakt, damit das mit der 4-Leitermessung funktioniert. 
Sonst misst du den Übergangswiderstand der Verschraubung.

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