Hallo, zu vorgerückter Stunde denke ich etwas über eine Frage nach, die mich schon länger interessiert... Und zwar ist mir schon immer aufgefallen, dass es manche Menschen gibt, die beim Erlernen neuer Sprachen bestimmte Laute/deren Kombinationen schwer oder gar nicht reproduzieren können und dass es wiederum solche gibt, die es ohne Mühe schaffen (vom "Erlernen" mal ganz abgesehen). Als Beispiel #1 der Anlaut "j" im Hochchinesischen wie in 今. Hier kenne ich Menschen von überall auf der Welt, da klingt es eher rustikal wie in "Django" und geht anscheinend nicht anders. Anderes Beispiel, #2: "Krüger". Letztens bin ich auf eine Website gestoßen, wo ein Amerikaner behauptet hat, das "Kr" sei schon schwer genug, aber mit dem darauffolgenden "ü" für ihn unmöglich auszusprechen. Beispiel #3 habe ich heute beim Kantonesisch-Lernen entdeckt. Der Laut "ng" wie in 我 scheint wohl etwas zu sein, was nicht alle beherrschen. Das waren so Dinge, die mir am meisten aufgefallen sind - da gibt es noch einen Haufen mehr. Jetzt die Preisfrage: kommt es nur mir so vor, oder gibt es tatsächlich Sprachen mit ihren Eigenheiten, die das Erlernen oder "Kopieren" anderer Aussprachen erleichtern bzw. erschweren? Oder hängt das letztendlich doch nur von der einzelnen Person ab? MfG und eine gute Nacht allen Aufgebliebenen!
Ein Baby kann jede Aussprache perfekt, abgesehen von persönlichen Beeinträchtigungen. Erwachsene können nur die Wendungen ihrer Muttersprache(n) gut bzw brauchen für Neue viel Übung, also auch für 100km weiter innerhalb Deutschlands.
Der Mensch lernt als Baby genau die Laute die er in seiner Sprache braucht. Und kann diese dann auch perfekt, hat ja ein paar Jahre täglich intensiv geübt. Wenn du jetzt eine neue Sprache und neue Laute lernen willst, dann musst du wieder ganz von vorne Anfangen. Geht schon, braucht halt ebenfalls viel Übung. walta
Stephan S. schrieb: > gibt es tatsächlich Sprachen mit ihren Eigenheiten, die das Erlernen > oder "Kopieren" anderer Aussprachen erleichtern bzw. erschweren? Es kommt auf den Ausgangspunkt an, bzw. darauf, wie verwandt die Zielsprache mit der Muttersprache des erlernenden ist. Dazu kommt natürlich noch die Sprachbegabung, und die Fähigkeit, sich mit seiner Aussprache an andere anzupassen. Wer als Norddeutscher in der Lage ist, Bayerisch so nachzuahmen, daß es nicht sofort als Nachahmung auffällt, der hat potentiell bessere Chancen, eine ihm vom Aussprachesystem her fremde Sprache zu erlernen als jemand, bei dem auch nach 30 Jahren Leben in München immer noch nach dem ersten Wort der norddeutsche Stimmklang zu erkennen ist.
Eine frühe Version der maschinellen Sprache ist die Phonemsythese. Phoneme sind die Grundlaute einer Sprache. Aneinandergereiht, quasi wie Buchstaben, kann man so verständliche Sprache erzeugen, ohne auf Samples von Worten zurückgreifen zu müssen. Nebeneffekt: Wenn man die deutsche Sprache auf Basis von amerikanischen Phonemen aufbaut, entsteht automatisch ein amerikanischer Akzent. Wenn man daraus schliesst, dass der Spracherwerb in jüngsten Jahren sowohl die Wahrnehmung als auch die Erzeugung dieser Phoneme im Hirn trainiert, dann liegt man sicherlich nicht ganz falsch. Irgendwann in der Kindheit ist diese Phase dann aber abgelaufen. Die Kunst, Fremdsprachen akzentfrei zu lernen, besteht dann nicht nur darin, die Sprache exakt richtig zu produzieren, sondern auch, subtile Unterschiede überhaupt wahrnehmen zu können. Denn auch die Details der Wahrnehmung werden beim Spracherwerb trainiert. Das kann auch dazu führen, dass man jene Leute als bessere Fremdsprachler betrachtet, die aus der eigenen Sprache kommen. Weil sie die gleichen schwer wahrnehmbare Fehler machen wie man selbst.
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Stephan S. schrieb: > Anderes Beispiel, #2: "Krüger". Letztens bin ich auf eine Website > gestoßen, wo ein Amerikaner behauptet hat, das "Kr" sei schon schwer > genug, aber mit dem darauffolgenden "ü" für ihn unmöglich auszusprechen. Ich habe das mal bei einer Japanerin erlebt, die es sehr schwer fand, das Wort "Münster" auszusprechen, ohne daraus ein "Miünster" zu machen. Drüber nachgedacht und selbst ausprobiert fand ich eine mögliche Erklärung: Während der Laut "m" ziemlich unabhängig von der Zungenstellung ist, ist "ü" stark davon abhängig. Verwendet man in der eigenen Sprache also eine andere Zungenstellung für "m" als im Deutschen, kann der fehlerfreie Übergang zum "ü" schwierig werden.
Falls Du nicht aus Südddeutschland kommst, wie sieht Dein Zungenspitzen 'R' aus? Es hat vermutlich auch mit der Unterrichtsform zu tun. Man müsste halt auf die ungewöhnlichen Laute in ein paar Privatstunden auf Logopädischer Grundlage lernen. Das macht aber (fast) keiner.
Stephan S. schrieb: > Oder hängt das letztendlich doch nur von der einzelnen > Person ab? Auch. Das "r" ist so ein Ding, noch dazu der Unterschied zwischen der englischen und amerikanischen Variante. Mancher Deutsche tut sich damit schwerer, anderen haben damit aus deutscher Sicht nicht so grosse Probleme. Dazu kommt, das zumindest in eigener Erfahrung eine Art Umschaltung der Systeme stattfindet. Englische Worte im deutschen Sprachfluss ohne spürbarem Übergang gut auszusprechend fällt mir schwerer als im englischen Sprachfluss. Das gleiche englische Wort kann also mitten im Deutschen eingebettet einen stärker deutschen Akzent bekommen, als wenn es im Englischen eingebettet ist.
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Genau wie es Grob- und Feinmotorker gibt, gibt es eben auch Grob- und Feinphonetiker...
A. K. schrieb: > Ich habe das mal bei einer Japanerin erlebt, die es sehr schwer fand, > das Wort "Münster" auszusprechen, ohne daraus ein "Miünster" zu machen. Russischmuttersprachler tendieren dazu, in Worte wie "Glück" nach dem l ein j einzuschmuggeln. Man muss schon genau hinhören, um es zu merken, aber für mich ist das ein ziemlich untrügerisches Zeichen, wo ich den Sprecher einzuordnen habe.
Dumdi D. schrieb: > Es hat vermutlich auch mit der Unterrichtsform zu tun. Man müsste halt > auf die ungewöhnlichen Laute in ein paar Privatstunden auf Logopädischer > Grundlage lernen. Eine Englischlehrerin vermittelte die Erkenntnis, das Schwäbische wäre dem Englischen sprachlich näher als das Hochdeutsche. Allerdings war das lange vor Öttinger. ;-)
Ich werfe mal das englische "th" ein und wie es von vielen Deutschen ausgesprochen wird, ...
A. K. schrieb: > Das "r" ist so ein Ding, noch dazu der Unterschied zwischen der > englischen und amerikanischen Variante Das ist der Unterschied zwischen "rhotic" und "non-rhotic". "Rhotic" ist in Schottland und weiten Teilen der USA zu finden, die meisten englischen Dialekte sind "non-rhotic", d.h. dort wird das "r" nicht gerollt. https://en.wikipedia.org/wiki/Rhoticity_in_English Abradolf L. schrieb: > das englische "th" ein und wie es von vielen Deutschen ausgesprochen > wird Dem gesellt sich noch anderes hinzu: "Ve vill see vat zat brings us."
Hallo! Manch einer kann seine eigene Muttersprache nicht richtig artikulieren. Der Schlagersänger Roland Kaiser singt in seinem Lied "Santa Maria" immer "Sampta Maria". Glaubt ihr nicht? Schaut auf seine Lippen in einer Konzertübertragung.
Und was hat "Santa Maria" mit der Muttersprache von Roland Kaiser zu tun? Und was die Phrasierung beim Singen mit dem Beherrschen der Muttersprache?
A. K. schrieb: > > Eine Englischlehrerin vermittelte die Erkenntnis, das Schwäbische wäre > dem Englischen sprachlich näher als das Hochdeutsche. > Was ja kein Wunder ist, da ja die Englische Sprache ihre Wurzeln im Niederdeutschen hat. walta
Walta S. schrieb: >> Eine Englischlehrerin vermittelte die Erkenntnis, das Schwäbische wäre >> dem Englischen sprachlich näher als das Hochdeutsche. >> > Was ja kein Wunder ist, da ja die Englische Sprache ihre Wurzeln im > Niederdeutschen hat. Es mag ja sein, dass mittlerweile Horden von Schwaben nach Berlin auswandern, aber dass sie in niederdeutsch geprägten Gefilden in grösserer Zahl vorzufinden sind, wäre mir neu. ;-)
A. K. schrieb: > Es mag ja sein, dass mittlerweile Horden von Schwaben nach Berlin > auswandern, aber dass sie in niederdeutsch geprägten Gefilden in > grösserer Zahl vorzufinden sind, wäre mir neu. ;-) Schwaben sind wegen übertriebenen Geiz abgeschobene Schotten.
Das nächste Problem ist, das viele versuchen das auszusprechen, was vermeintlich geschrieben wird. Zur Verdeutlichung: iron wird eigentlich mit stummen 'r' gesprochen so wie ion. Sword wird ohne w gesprochen. Im Japanischen wird zwischen l und r nicht unterschieden (es gibt kein l, das r wird jedoch als l ausgesprochen).
Dumdi D. schrieb: > iron wird eigentlich mit stummen 'r' gesprochen so wie ion. > Sword wird ohne w gesprochen. Das sind aber eher die Untiefen der Orthographie...
Dumdi D. schrieb: > Das nächste Problem ist, das viele versuchen das auszusprechen, was > vermeintlich geschrieben wird. Zur Verdeutlichung: iron wird eigentlich > mit stummen 'r' gesprochen so wie ion. Sword wird ohne w gesprochen. Das ist allerdings eine völlig andere Baustelle. Das hat nichts mit Un/Möglichkeit von Lautbildung zu tun, sondern ausschliesslich mit dem Erlernen der Aussprache einzelner Wörter. > Im Japanischen wird zwischen l und r nicht unterschieden (es gibt kein > l, das r wird jedoch als l ausgesprochen). Mir kam das "r" im Namen ihres Sohnemanns Sora nicht wie "l" rüber. Eher wie eine Variante von "r". Um diese Problematik wirklich zu verstehen, muss man wahrscheinlich Portugiesisch beherrschen. Vorzugsweise das von vor einen halben Jahrtausend. Denn portugiesische Jesuiten hatten damals die erste lautschriftliche Übertragung definiert. Der Rest Europas hat sich daran orientiert. Wenn ein japanischer Laut nicht genau passte, suchte man sich eben einen aus der eigenen Sprache aus, der am nächsten liegt. Was in anderen europäischen Sprachen mit wieder anderen Lauten für den gleichen Buchstaben etwas in die Irre führen kann.
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Ich höre mir gern Konrad Beikirchers TV-"Vorlesungen" zum rheinischen Dialekt an, als gebürtiger Südtiroler und nach Jahrzehnten in Bonn hat er interessante Theorien. Ein Beispielwort "Situation", das im Rheinischen viel flüssiger über die Zunge geht. Auch schön seine grammatikalische Form der "Absichtserklärung in der Vergangenheit" ...wollte ich diese Woche noch erledigt haben...
Dumdi D. schrieb: > iron wird eigentlich mit stummen 'r' gesprochen In nicht-rhotischen Gefilden, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Rhoticity_in_English Der Unterschied ist klein, aber vorhanden: ˈaɪən (en) vs. ˈaɪɚn (us) Der kleine Schnörkel ist das hier: https://en.wikipedia.org/wiki/R-colored_vowel
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Hier: https://www.youtube.com/watch?v=irpjwXpa4xU erklärt der bekannte MIT-Prof Walter Lewin, der selbst Holländer ist, die Aussprache von "Huygens". "Wer die Laute korrekt aussprechen kann, muss Holländer sein". Die "Lektion" beginnt bei 15:43
Interessant finde ich eigentlich, dass (Opern-)Sänger oftmals in ihnen total unbekannten Sprachen absolut Dialektfrei singen können. M.W. lernen die das nicht über die normale Schrift, sondern über eine spezielle Lautsprache.
Ich bin weder Linguist noch ein Sprachgenie, das Problem ist aber ein ganz allgemeines, das nicht nur bei der Aussprache in Fremdsprachen besteht: Dem Menschen (vor allem dem erwachsenen) fällt es grundsätzlich schwer, für einen ungewohnten Bewegungsablauf mehrere unterschiedliche Muskeln präzise, unabhängig voneinander und in einer schnellen, und trotzdem zeitlich korrekten Abfolge zu aktuieren. Im Laufe des Lebens werden komplexe Bewegungsabläufe vom Gehirn dahingehend optimiert, dass sie zu einer Art "parametrierbarer Makros" zusammengefasst werden. Dadurch rückt die Aktuierung einzelner Muskeln aus dem Bewusstsein, stattdessen werden "High-Level-Befehle" wie "gehe vorwärts" oder "greife die Tasse vom Tisch" generiert. Diese werden zwar vor ihrer Ausführung ebenfalls vom Gehirn in Einzelbewegungen zerlegt, dies geschieht aber in einer tieferen Hirnebene außerhalb unseres Bewusstseins. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass der entscheidungstreffende Teil des Gehirns entlastet wird, so dass wir bspw. während des Gehens simultan noch weitere Aktionen mit den Händen ausführen oder über Dinge nachdenken können, die mit der eigentlichen Bewegung gar nichts zu tun haben. Der Nachteil besteht aber darin, dass dadurch die Unabhängigkeit von Einzelbewegungen z.T. stark eingeschränkt ist. So fällt es den meisten Menschen schwer, mit der rechten Hand etwas anderes zu tun als mit der linken, weil die meisten Tätigkeiten, für denen beide Hände benötigt werden (bspw. das Hochheben einer großen Kiste vom Boden), symmetrischer Natur sind. Entsprechend sind die Bewegungen der beiden Hände mehr oder weniger miteinander gekoppelt, so dass für das Gehirn nur noch etwas mehr als der halbe Steuerungsaufwand anfällt. Um dies nachzuvollziehen, versuche man einmal Folgendes: Man bewege dies Spitze des Zeigefingers der ausgestreckten linken Hand ständig in einem kleinen Kreis, während die rechte Hand zunächst ruht. Nun balle man die rechte Hand plötzlich zur Faust. Was macht der linke Zeigefinger? Oder man bewegt die rechte Hand zügig nach links (nach rechts, oben, unten). Was macht die linke? Bei den meisten Leuten wird die linke Hand die Bewegung der rechten in gespiegelter Form imitieren. Solche Kopplungen von Bewegungen sind in einigen Sportarten sowie beim Spielen einiger Musikinstrumente extrem hinderlich, weswegen sie dort gezielt wegtrainiert werden. Das kann aber beim Erwachsenen, bei dem sich die gewohnten Bewegungsmuster schon gefestigt haben, Monate, wenn nicht Jahre dauern. Danach können neue Makros entstehen, so dass bspw. beim Spiel auf einem Streichinstrument die Koordination von linker und rechter Hand trotz der völlig verschiedenen Bewegungen automatisch und unbwusst geschieht und der Kopf dadurch für weitere Aufgaben (bspw. das Notenlesen und die Artikulation) frei wird. Auch Sprechen ist eine äußerst komplexe Bewegung, bei denen u.a. die Zunge und der Unterkiefer mit jeweils mehreren Bewegungsfreiheitsgraden, aber auch die Atmung und noch ein paar andere Körperfunktionen beteiligt sind. Auch hier bilden sich mit der Zeit Makros (fertig programmierte Bewegungsabläufe) aus, die jeweils bestimmten Lauten oder Abfolgen von Lauten zugeordnet sind. Denn nur auf diese Weise ist schnelles Sprechen bei simultaner Generierung grammatikalisch richtiger Sätze mit dem gewünschten Inhalt durch das Gehirn überhaupt möglich. Diese "Makro-Bibliothek" ist aber zunächst nur auf die Muttersprache abgestimmt. Versucht man, in einer anderen (ungewohnten) Sprache zu sprechen, helfen einem diese Makros nicht mehr, und man ist wegen der oben beschriebenen Kopplung von Bewegungen (Zunge und Unterkiefer lassen sich nicht völlig unabhängig voneinander aktuieren) nicht einmal in der Lage, die Lautfolgen aus Einzelbewegungen zusammenzusetzen. Also versucht man, sie mit den bereits programmierten Bewegungsmustern durch Änderung von ein paar Parametern zu realisieren, was dann zu dem berüchtigten Akzent führt, der oft unabhängig von der gesprochenen Fremdsprache sofort die Herkunft eines Sprechers erraten lässt. Auch hier kommt man i.Allg. nur durch gezieltes Training weiter. Dieses kann bspw. damit beginnen, sich die erforderlichen Bewegungsabläufe im Detail überhaupt erst einmal bewusst zu machen. Darüberhinaus ist aber auch sehr viel Üben und Anhören von "Referenzsprechern" wichtig, was am leichtesten durch einen längeren Auslandsaufenthalt bewerkstelligt werden kann. Aber selbst damit gelingt es nur den allerwenigsten, ihren Akzent vollständig abzulegen. Bekannte von mir leben schon seit langem in den USA, sprechen aber trotzdem (noch) nicht akzentfrei Englisch. Dafür weist abere ihr Deutsch inzwischen einen deutlichen amerikanischen Akzent auf, was sich ziemlich lustig anhört. Ich glaube, der Mensch ist einfach nicht dafür geschaffen, mehr als eine Sprache perfekt zu sprechen. Wenn man mal ganz ehrlich ist, ist das aber auch nicht so unheimlich wichtig, solange man sich trotzdem sinnvoll mit Leuten anderer Nationalität verständigen kann.
So viele sind das ja nicht. Einen Überblick über die Sprachenverteilung von Opern gewinnt man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Oper_nach_Sprache Den Angaben dort zufolge ist die Rangliste Italienisch-Deutsch-Französisch-Englisch-Russisch. Berücksichtigt man zusätzlich die Aufführungshäufigkeit, verschiebt sich der Focus auf noch weniger Sprachen.
Yalu X. schrieb: > Ich glaube, der Mensch ist einfach nicht dafür geschaffen, mehr als eine > Sprache perfekt zu sprechen. Jedenfalls nicht, wenn die wichtigste Phase des Spracherwerbs der Muttersprache durch ist. Das ist bekannt. Bei von Anfang an gleichermassen mehrsprachig Aufwachsenden kann das schon funktionieren. In diesem Zusammenhang interessant: https://en.wikipedia.org/wiki/Second_language#Effect_of_age
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Yalu X. schrieb: > So fällt es den meisten Menschen schwer, mit der rechten Hand etwas > anderes zu tun als mit der linken, Das ist eine steile These... Wie kann z.B. jemand mit diesem Handicap SMD-Teile einlöten? Also ich kann das, ohne extra trainieren zu müssen, wobei Pinzette rechts und Lötkolben links fast so gut geht, wie andersrum. > Auch Sprechen ist eine äußerst komplexe Bewegung, bei denen u.a. die > Zunge und der Unterkiefer mit jeweils mehreren Bewegungsfreiheitsgraden, > aber auch die Atmung und noch ein paar andere Körperfunktionen beteiligt > sind. Das ist wohl wahr, nur fängt das Problem schon früher an: beim Hören des Vorbildes. Wenn das nicht richtig klappt, oder das Vorbild selbst radebrecht, dann kann das nichts werden.
Matthias S. schrieb: > Interessant finde ich eigentlich, dass (Opern-)Sänger oftmals in ihnen > total unbekannten Sprachen absolut Dialektfrei singen können. Du meinst wahrscheinlich nicht dialekt- sonder akzentfrei, denn einen Dialekt kann man leichter ablegen, zumal die Sänger ja den fertig ausformulierte Text auf Papier haben. Die Opernsänger haben ja sowieso einen Akzent, ich nennen ihn mal den "Opernakzent", bei dem bspw. unabhängig von der Sprache das "R" sehr stark gerollt wird. Dadurch und auch durch die Überlagerung des Texts mit einer Melodie rückt der fremdsprachliche Akzent des Sängers stark in den Hintergrund Wo dieser Opernakzent keine Anwendung findet, bspw. in der Rock-, Pop- und Schlagermusik, wird i.Allg. auch der eigentliche Akzent des Sängers deutlicher. Oder wer würde beim Anhören eines Songs von DJ Bobo ihn nicht sofort als Schweizer identifizieren? > M.W. lernen die das nicht über die normale Schrift, sondern über eine > spezielle Lautsprache. Wie die das tun, weiß ich auch nicht. Aber ein wesentlicher Punkt beim Einüben einer italienischen Arie dürfte wohl das Anhören italienischer "Referenz-"Künstler sein, denn der Mensch lernt viel durch Nachahmung.
Uhu U. schrieb: > Yalu X. schrieb: >> So fällt es den meisten Menschen schwer, mit der rechten Hand etwas >> anderes zu tun als mit der linken, > > Das ist eine steile These... Wie kann z.B. jemand mit diesem Handicap > SMD-Teile einlöten? Dort bewegst du die Hände nicht gleichzeitig, sondern nacheinander und zudem nur langsam, was problemlos möglich ist. Beim Sprechen hört es sich aber komisch an, wenn man Zunge und Unterkiefer immer nur alternierend bewegt :) Edit: Trotzdem will auch SMD-Löten gelernt und geübt werden ;-)
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Yalu X. schrieb: > Du meinst wahrscheinlich nicht dialekt- sonder akzentfrei, denn einen > Dialekt kann man leichter ablegen, zumal die Sänger ja den fertig > ausformulierte Text auf Papier haben. Dialekt- und akzentfrei sprechen zu können ist Teil des Sprachtrainings von Schauspielern. Es gibt zwar manche, die ein Hauch von Restakzept nie loswerden, aber viele sind im ganzen deutschen Sprachraum einsetzbar, ohne dass man die Herkunft raushört. Es gibt aber andererseits auch Deutsche, die ihren Dialekt nie loswerden, überhaupt kein Hochdeutsch beherrschen. Nicht mal ansatzweise. Und welche, die automatisch und unterbrechungsfrei mehrere verschiedene Stufen von Sprachfärbung bis Dialekt verwenden, je nachdem, wen sie grad adressieren (Tochter von Obigem zu ihm, zu ihren Kindern, zum Rest).
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Yalu X. schrieb: > Oder man bewegt die rechte Hand zügig nach links (nach > rechts, oben, unten). Was macht die linke? Bei den meisten Leuten wird > die linke Hand die Bewegung der rechten in gespiegelter Form imitieren. Das klappt bei manchen Menschen auch mit dem Schreiben. Man nehme ein großes Blatt Papier und in jede Hand einen Stift. Dann mit der Rechten (bei Rechtshändern) im Großformat Zahlen oder normale Handschrift schreiben. Gruß Thomas
A. K. schrieb: > Irgendwann in der Kindheit ist diese Phase dann aber abgelaufen. Diese Meinung stammt m.E. noch aus der Zeit, als man annahm, ein Gehirn sei irgendwann "ausgewachsen" oder "ausgeprägt" sei. Heute würde ich darauf keinen Pfifferling mehr wetten. Wenn Du 6 Jahre kein Wort Deutsch mehr sprichst, und in einer fremden Familie in China oder Afrika integriert lebst, dann wirst Du deren Zungenschlag vermutlich auch komplett erlernen. Wenn es eine Blockade gibt, dann wohl eher im eigenen Bewusstsein. Ein Rudi Carell (als Beispiel) sprach vor allem mit Akzent als Markenzeichen. Wie auch Bill Ramsey und Co. Das Franke Sloothaak (als Beispiel) noch manchmal einen niederländischen Schlag hat, liegt vermutlich eher daran, dass er halt auch immer noch niederländisch spricht.
So viel Input, das muss ich erstmal alles durcharbeiten. Wenn ich richtig lese, heißt das also tatsächlich, dass ein Teil der "Hindernisse" durch die Muttersprache vorgegeben wird. Und ein anderer dadurch, dass die gelernten Muster eben eingeprägt sind. Dass es nach Jahren irgendwann "von selbst" geht, das bezweifle ich nicht - im Gegenteil, das sehe ich auch so. Nur der erste Schritt darin scheint bei manchen eben einfach zu sein, bei anderen nicht... Mit der Sprachkombination Deutsch-Serbisch aufgewachsen sehe ich jedenfalls weniger die Schwierigkeiten in solchen Dingen. Gut möglich, dass ein Großteil der Laute eben schon "da ist". Jetzt müsste nur das Gedächtnis noch mitspielen und die Vokabeln auch behalten ;-( MfG und vielen Dank für die zahlreichen Antworten
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Rufus Τ. F. schrieb: > So viele sind das ja nicht. > > Einen Überblick über die Sprachenverteilung von Opern gewinnt man hier: > > https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Oper_nach_Sprache > > Den Angaben dort zufolge ist die Rangliste > Italienisch-Deutsch-Französisch-Englisch-Russisch. > > Berücksichtigt man zusätzlich die Aufführungshäufigkeit, verschiebt sich > der Focus auf noch weniger Sprachen. Naja, das ist ja relativ. Auch wenn eine Oper in einer total seltenen Sprache auf den Spielplan kommt, heißt es diese zu erlernen. Yalu X. schrieb: > Du meinst wahrscheinlich nicht dialekt- sonder akzentfrei Stimmt, da hast du natürlich recht. Yalu X. schrieb: > Dadurch und auch durch die Überlagerung des Texts > mit einer Melodie rückt der fremdsprachliche Akzent des Sängers stark in > den Hintergrund Hmm... Da kann ich aus Erfahrung sagen: Nein. Habe schon einige OpernsängerInen gehört, die kein Akzentfreies, teilweise nur sehr schlechtes oder auch mal gar kein Deutsch sprechen, aber eine Deutsche Arie ohne mit der Wimper zu zucken problemlos runterrasseln. Hierbei aber teilw. gar keine Ahnung haben, was sie eigentlich singen. Ich werde da wohl bei Gelegenheit mal nachfragen müssen.
Matthias S. schrieb: > Naja, das ist ja relativ. Auch wenn eine Oper in einer total seltenen > Sprache auf den Spielplan kommt, heißt es diese zu erlernen. In einer fremden Sprache zu singen heisst nicht, die Sprache zu verstehen. Genau das eine Lied singen zu können reicht. Bedeutung und Grammatik muss man dazu nicht kennen. Das ist m.W. nicht einmal selten. > Habe schon einige OpernsängerInen gehört, die kein Akzentfreies, > teilweise nur sehr schlechtes oder auch mal gar kein Deutsch sprechen, Eben.
Matthias S. schrieb: > Habe schon einige OpernsängerInen gehört, die kein Akzentfreies, > teilweise nur sehr schlechtes oder auch mal gar kein Deutsch sprechen, > aber eine Deutsche Arie ohne mit der Wimper zu zucken problemlos > runterrasseln. Hierbei aber teilw. gar keine Ahnung haben, was sie > eigentlich singen. Roger Whittaker ist zwar keine "OpernsängerIn", war aber auch gut darin, besser deutsch singen als sprechen zu können.
Um eine Fremdsprache ordentlich aussprechen zu können, muss man erstens in der Lage sein, die Unterschiede selbst wahrzunehmen, und dann auch noch reproduzieren zu können. Eine einigermaßen funktionierende Orthographie kann dabei helfen, ist aber im Zweifelsfall nicht vorhanden (https://en.wikipedia.org/wiki/Defective_script). Die schwedischen Buchstaben 'u' und 'y' werden unterschiedlich ausgesprochen, aber beide Laute gibt es im Deutschen nicht. Stattdessen gibt es dort 'ü', was ziemlich genau dazwischen liegt (und im Schwedischen fehlt). Das heißt, dass man beide Laute erstmal grundsätzlich als 'ü' wahrnimmt und - fälschlich - auch so reproduziert. In ostasiatischen Sprachen gibt es sowohl 'l' als auch 'r', aber eben nur eins davon. Dann kann der Chinese zwar das 'r' eindeutig aussprechen, aber eben kein 'l'. Sind die Unterschiede klein und nicht (oder fast nie) bedeutungstragend, wird es noch schwieriger. Oft können selbst Muttersprachler dann nicht mehr genau sagen, was da jetzt anders klingt, nur dass da was anders klingt. Der schwedische tonale Akzept wäre da ein Beispiel.
Französisch ist krass - da muss man sich Laute merken die nichts mit dem Geschriebenen zu tun haben bzw. ein Laut mehr wie Buchstaben sind etc. :-)
H-G S. schrieb: > Französisch ist krass - da muss man sich Laute merken die nichts mit dem > Geschriebenen zu tun haben bzw. ein Laut mehr wie Buchstaben sind etc. Geschriebenes Französisch auszusprechen ist übern Daumen nicht so arg schwierig, auch wenn man die Worte nicht kennt. Leichter als Englisch, will mir scheinen. Die umgekehrte Richtung allerdings, also gesprochenes Französisch zur Schriftform zu gerinnen, das ist ein Alptraum. Auch für die Franzosen selbst. Kenner mögen mal aufzählen, in wieviel Varianten sich ein endständiger "o" Laut darstellen lässt.
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J.-u. G. schrieb: > Roger Whittaker ist zwar keine "OpernsängerIn", war aber auch gut darin, > besser deutsch singen als sprechen zu können. Der konnte gar kein Deutsch. Wenn ihm ein Lied vom Klang her gefiehl, dann ließ er es sich ins englische übersetzen.
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