Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Berechnete Induktivität ungleich Gqewickelter


von A. D. (egsler)


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Für den Ausgangsfilter eines Class-D Verstärkers wollte ich mir gerade 
eine 24µH-Induktivität wickeln.
Da ich hier noch einen blauen T130-1 Ringkern hatte, hab ich mit dem 
miniRingkernrechner ausgerechnet, dass ich da 35 Windungen brauche.

Beim Überprüfen mit einem LCR-Meter (GW Instek LCR819) messe ich da 
jetzt aber eine Induktivität von etwa 8mH! Das sind ja beinahe 3 
Größenordnungen Unterschied! Zugegebenermaßen kann das Messgerät nur bis 
zu einer Frequenz von 100kHz messen, aber darin sollte der Fehler doch 
nicht liegen? Wie kommt es zu so einer großen Differenz?

von Falk B. (falk)


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@A. D. (egsler)

>Für den Ausgangsfilter eines Class-D Verstärkers wollte ich mir gerade
>eine 24µH-Induktivität wickeln.

Bei welchem Sättigungsstrom?

>Da ich hier noch einen blauen T130-1 Ringkern hatte, hab ich mit dem
>miniRingkernrechner ausgerechnet, dass ich da 35 Windungen brauche.

>Beim Überprüfen mit einem LCR-Meter (GW Instek LCR819) messe ich da
>jetzt aber eine Induktivität von etwa 8mH! Das sind ja beinahe 3
>Größenordnungen Unterschied! Zugegebenermaßen kann das Messgerät nur bis
>zu einer Frequenz von 100kHz messen, aber darin sollte der Fehler doch
>nicht liegen?

Doch. Wenn du nahe der Resonanzfrequenz mißt, kann so ein arg falsches 
Ergebnis rauskommen. Miß mal mit 1-10 kHz. Oder dein Ringkern ist nicht 
der, den du zu haben glaubst.

von hinz (Gast)


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Messgerät kaputt, oder es ist ein Ringbandkern.

von ArnoR (Gast)


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A. D. schrieb:
> Wie kommt es zu so einer großen Differenz?

Da bist du wohl auf die bescheuerte AL-Wert-Angabe reingefallen. Du hast 
mit AL=20nH/Wdg² gerechnet, aber im Datenblatt des Kerns lautet die 
Angabe 200.000µH/100Wdg, was einem von AL=20.000nH/Wdg² entspricht. 
Trotzdem passt da was nicht, weil deine 8mH bei 35Wdg einen AL~6.500 
benötigen. Mit 35Wdg auf dem T130-1 solltest du auf 24,5mH kommen.

von ArnoR (Gast)


Angehängte Dateien:

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ArnoR schrieb:
> im Datenblatt des Kerns lautet die Angabe 200.000µH/100Wdg

Oder meinen die mit "200.000" etwa nur 200, AL=200µH/100Wdg? Da wäre der 
"normale" AL=20nH/Wdg², aber dann verstehe ich die 8mH nicht.

von hinz (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Oder meinen die mit "200.000" etwa nur 200

Ja.

von ArnoR (Gast)


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hinz schrieb:
>> Oder meinen die mit "200.000" etwa nur 200
>
> Ja.

Na wie schön. Hatten die massenhaft Nullen übrig die wegmussten oder was 
soll das?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Amidon ist eine US-Firma, deswegen ist der Punkt das Dezimal- und das
Komma das Tausenderzeichen. Letzteres wird im Datenblatt für die Zahl
10,000 (Zehntausend) in den Umrechnungsformeln verwendet. Der T-130-1-
Kern hat ja sicher auch nicht einen Durchmesser von 1300in = 33m :)

24,5mH, aber auch schon die gemessenen 8mH sind bei einem Kern dieser
Größe mit nur 35 Windungen unabhängig vom Material völlig unrealistisch.

ArnoR schrieb:
> Hatten die massenhaft Nullen übrig die wegmussten oder was soll das?

Excel :) Einmal die gesamte Tabelle markiert und das Format auf drei
Nachkommastellen eingestellt, was bei den anderen Einträgen ja durchaus
passend ist.

ArnoR schrieb:
> bescheuerte AL-Wert-Angabe

Das ist nicht nur bescheuert, sondern schlichtweg falsch.

Richtig wäre (wenn man die Angabe unbedingt auf 100 Windungen beziehen
will):

    µH/(100 Turns)²

Man hätte aber auch den Zahlenwert durch 10 dividieren und als Einheit
nH/Turns² nehmen können, im Beispiel also 20nH/Turns². Ach nee, geht
auch nicht, weil die Amis kein Nano kennen :)

: Bearbeitet durch Moderator
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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http://www.amidoncorp.com/t130-1/ AL Value listed in µH/100Turns: AL=200

PS: die wollen mit amidon.de nichts zu tun haben:
http://www.amidoncorp.com/trademark-infringement/

: Bearbeitet durch User
von ArnoR (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> 24,5mH, aber auch schon die gemessenen 8mH sind bei einem Kern dieser
> Größe mit nur 35 Windungen unabhängig vom Material völlig unrealistisch.

Ein kleinerer TX20/10/7 hat beim Material 3E6 einen AL=9.685nH/Wdg², was 
bei 35Wdg 12mH ergibt. Für einen AL von 20.000 braucht man bei dem 
T130-Kern eine Permeabilität von etwa 20.000, solche Materialien gibt 
es. 3E8 hat 18.000, 3E9 hat 20.000.

von A. D. (egsler)


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Ich gehe dann irgendwie mal davon aus, dass der Kern einfach ein anderer 
ist. Maße und Farbe haben gepasst, daher hab ich das schlicht so 
angenommen, aber der Kern scheint hier schon länger rumzuliegen und gar 
nicht von Amidon zu sein. Da kann ich mich ja grün und blau wundern...

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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ArnoR schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> 24,5mH, aber auch schon die gemessenen 8mH sind bei einem Kern dieser
>> Größe mit nur 35 Windungen unabhängig vom Material völlig unrealistisch.
>
> Ein kleinerer TX20/10/7 hat beim Material 3E6 einen AL=9.685nH/Wdg², was
> bei 35Wdg 12mH ergibt.

Ok, "unabhängig vom Material" war zu weit aus dem Fenster hinausgelehnt,
deswegen schränke ich meine obige Aussage auf Eisenpulverkerne ein (der
T-130-1 ist ja ein solcher) ;-)

Oder gibt es auch Eisenpulvermaterial mit um Größenordnungen höherer
Permeabilität?

von ArnoR (Gast)


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A. D. schrieb:
> aber der Kern scheint hier schon länger rumzuliegen und gar
> nicht von Amidon zu sein.

Aha. wenn du auf den nur 2 Wdg wickelst, bekommst du 26µH und eine 
Strombelastbarkeit von 1,68A bei 0,3T, falls der den gleichen 
Querschnitt wie der T130 hat.

von hinz (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Ein kleinerer TX20/10/7 hat beim Material 3E6 einen AL=9.685nH/Wdg², was
> bei 35Wdg 12mH ergibt.

12µH!

von Falk B. (falk)


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@Christoph Kessler (db1uq) (christoph_kessler)

>PS: die wollen mit amidon.de nichts zu tun haben:

Das würde ich auch nicht wollen, so dermaßen chaotisch und diletantisch 
wie diese Website seit JAHREN aufgebaut ist!

von ArnoR (Gast)


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hinz schrieb:
> ArnoR schrieb:
>> Ein kleinerer TX20/10/7 hat beim Material 3E6 einen AL=9.685nH/Wdg², was
>> bei 35Wdg 12mH ergibt.
>
> 12µH!

Nöö, der Punkt ist hier nicht das Ami-Komma, sondern einfach die Marke 
nach der 3. Stelle. Der AL-Wert ist AL=9685nH/Wdg²=9,685µH/Wdg². 35Wdg 
ergeben dann 12mH.

von hinz (Gast)


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ArnoR schrieb:
> hinz schrieb:
>> ArnoR schrieb:
>>> Ein kleinerer TX20/10/7 hat beim Material 3E6 einen AL=9.685nH/Wdg², was
>>> bei 35Wdg 12mH ergibt.
>>
>> 12µH!
>
> Nöö, der Punkt ist hier nicht das Ami-Komma, sondern einfach die Marke
> nach der 3. Stelle. Der AL-Wert ist AL=9685nH/Wdg²=9,685µH/Wdg². 35Wdg
> ergeben dann 12mH.

Dann schreibs halt nicht wie ein Buchhalter.

von ArnoR (Gast)


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hinz schrieb:
> Dann schreibs halt nicht wie ein Buchhalter.

Hat mit Buchhalter nichts zu tun und hat sich einfach bewährt, um sich 
bei den Nullen nicht so schnell zu vertun. Und ist eigentlich hier auch 
üblich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Punkt_(Satzzeichen)#Punkte_als_Gliederungszeichen

von hinz (Gast)


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ArnoR schrieb:
> um sich
> bei den Nullen nicht so schnell zu vertun.

Ich sags doch: Buchhalter.

von Possetitjel (Gast)


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ArnoR schrieb:

> Und ist eigentlich hier auch üblich: [...]

Nicht in meinem Universum. Ich habe vor Jahrzehnten mal
gelernt, dass man einen Apostroph als Taustendertrennzeichen
nimmt: 1'000'000

Aber DAS waere ja eindeutig und unverwechselbar und geht
deshalb GAR NICHT! Da waeren ja tausende Arbeitsplaetze
gefaehrdet!

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