Forum: Offtopic Sprungantwort einer Strecke


von Kaden A. (kaden)


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Guten Tag,

Regelungstechnik ist bei mir leider inzwischen etwas eingerostet und 
daher hoffe ich, dass ich vielleicht hier ein paar Anregungen für mein 
Vorhaben finden kann. Also folgende Ausgangslage:

Ich habe hier einen Versuchsaufbau bei dem die Position eines Balles auf 
einem Förderband mit einem Frequenzumrichter, der eine Asynchronmaschine 
ansteuert, geregelt werden soll. Die Position des Balles wird dabei von 
einem Abstandssensor gemessen und als Ist-Wert an den Regler in der SPS 
weitergegeben. Der Sollwert beträgt 75 cm. Im Anhang seht ihr eine 
kleine Skizze von meinem Aufbau.

Das klappt soweit auch ganz gut, allerdings möchte ich nun die Regelung 
etwas optimieren. Dazu möchte ich zunächst mal die Sprungantwort der 
Strecke aufnehmen.
Die Strecke ist für mich: Asynchronmaschine + Förderband + Ball.
Ich habe mir nun folgendes gedacht zur Aufnahme der Sprungantwort 
gedacht:
- Den Stellwert des FUs von 0 auf 100 stellen -> Sprung auf die Strecke
- Dann alle 5ms den Abstand des Balles zum Sensor messen und 
wegspeichern.
Und dann müsste ich doch eigentlich die Sprungantwort der Strecke haben, 
oder?

Ich wäre euch für Anmerkungen und weitere Vorschläge sehr dankbar.

Mit freundlichem Gruß,
Kaden

von Old P. (Gast)


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Völlig OT, aber ich habe zunächst gelesen: "Sprungantwort einer 
Schnecke"
War wohl ne lange Nacht...

Old-Papa

von Md M. (Firma: Potilatormanufaktur) (mdma)


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Kaden A. schrieb:
> Regelungstechnik ist bei mir leider inzwischen etwas eingerostet

Ich bin da vor kurzem erst eingestiegen, ich versuche es dennoch mal. 
Aber nicht böse werden, wenn alles Quatsch ist.

> Die Strecke ist für mich: Asynchronmaschine + Förderband + Ball.

Kann man den Sensor einfach weglassen weil 1. reines P-Glied und 2. 
schnell im Verhältnis zu den anderen Komponenten der Strecke?

> Ich habe mir nun folgendes gedacht zur Aufnahme der Sprungantwort
> gedacht:
> - Den Stellwert des FUs von 0 auf 100 stellen -> Sprung auf die Strecke
> - Dann alle 5ms den Abstand des Balles zum Sensor messen und
> wegspeichern.
> Und dann müsste ich doch eigentlich die Sprungantwort der Strecke haben,
> oder?

Würde ich erstmal auch vermuten.

Mich würde interessieren, wie sich dein Aufbau genau verhält. Ist das 
System "ruhig"? Denn wenn der Ball z.B. erstmal in Drehung versetzt ist, 
muss das Band ja ständig laufen, um die Position des Balls zu halten. 
Falls es sich so verhält, kombinierst du das irgendwie mit einer 
Geschwindigkeitsregelung?
Hast du mal versucht, das ganze absichtlich "zum Laufen" anzuregen, 
indem du z.B. das Band laufen lässt und dann den Ball mit zwei Fingern 
als Achsaufhängung auf das Band setzt, sodass er schon eine Drehung 
mitbekommt? Wie genau ist die Strecke Band+Ball überhaupt 
charakterisiert? Ich kenen mich mit FUs nicht aus, deshalb lass ich das 
mal weg. Aber die Eingangsgröße von Band+Ball ist ja die Beschleunigung 
des Bandes. Dann gibt es als erste innere Größe schonmal die 
Bandgeschwindigkeit. Die Beschleunigung des Bandes überträgt sich auf 
den Ball ja auf zweierlei Arten, wenn man mal von 0 Schlupf ausgeht: 
Einmal als horizontale Beschleunigung und einmal als Drehmoment. Das 
Verhältnis dürfte abhängig sein 1. vom Gewicht des Balls und 2. davon, 
wie das Gewicht im Ball verteilt ist. Das könnte man variieren, indem 
man Gewichte auf dei Hülle klebt. Z.B. erstmal eines Links und rechts, 
sodass sie zur Trägheit gegen das Drehmoment nichts beitragen und dann 
einmal unten und oben bzw. ein Stückchen nach vorne und hinten versetzt, 
sodass man ungestört fast eine halbe Drehung hinbekommt. Als weitere 
innere Größen ergeben sich also das Drehmoment auf den Ball, was aber 
proportional zur Bandbeschleunigung ist, die Drehrate des Balls und sie 
horizontale Geschwindigkeit des Balls. Wie regelst du überhaupt, 
Zustandsregler? Hast du das mal in Scilab o.Ä. simuliert?

> Ich wäre euch für Anmerkungen und weitere Vorschläge sehr dankbar.

Von mir gibts bestenfalls Anregungen. Ich bin da selber noch sehr 
wackelig.

: Bearbeitet durch User
von Axel G. (axelg) Benutzerseite


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Old P. schrieb:
> Völlig OT, aber ich habe zunächst gelesen: "Sprungantwort einer
> Schnecke"

Hast du da auch ein Bild vor Augen gehabt? :)

von Kaden A. (kaden)


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Md M. schrieb:
> Denn wenn der Ball z.B. erstmal in Drehung versetzt ist,
> muss das Band ja ständig laufen, um die Position des Balls zu halten.

Das System ist ruhig, da dem Regler eine Totzonenbreite 
(Dead-Band-Width) von 2cm zugestehe. D.h. der Ball darf in einem Bereich 
von +/- 2cm neben dem Sollwert liegen. Das bekommt der Regler auch hin.

Md M. schrieb:
> Hast du das mal in Scilab o.Ä. simuliert?

Ne, ganz einfach aus dem Grund, weil mir dazu das Streckenmodell fehlt.

Ich habe jetzt einfach mal die Strecke als eine Art Blackbox betrachtet 
und den Stellwert des FUs von 0 auf 100 gestellt. Der Ball lag zunächst 
ganz rechts auf dem Förderband und habe dann für fünf Sekunden die Daten 
des Sensors aufgenommen. Im Anhang habe ich mal einen Screenshot von 
meiner aufgenommenen Sprungantwort angehängt. Die Daten sind mit Matlab 
gefiltert worden.
Die Sprungantwort sieht für mich so aus als wenn die Strecke ein 
Totzeitglied (etwa 250ms) mit einem in Reihe geschalteten I-Glied ist.

von Md M. (Firma: Potilatormanufaktur) (mdma)


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Kaden A. schrieb:
> Die Sprungantwort sieht für mich so aus als wenn die Strecke ein
> Totzeitglied (etwa 250ms) mit einem in Reihe geschalteten I-Glied ist.

Mit meinem Halbwissen würde ich eigentlich für eine Teilstrecke, die am 
Eingang Beschleunigung sieht und am Ausgang Position (ja, da lass ich 
die Drehung untern Tisch fallen) immer zwei I-Glieder annehmen, wobei 
dazwischen noch die Geschwindigkeit ist, die noch gedämpft wird. Wenn 
ich jetzt nur die Drehung betrachte und die transversale Bewegung außer 
Acht lasse, dann würde ich das selbe bzw. was ähnliches annehmen, 
nämlich am Eingang Drehmoment statt Beschleunigung, am Ende der 
Drehwinkel. Dazwischen die Drehrate, die ebenfalls gedämpft wird. Diese 
beiden Ketten aus I-Gliedern mit Dämpfung dazwischen würde ich als 
parallelgeschaltet betrachten. Dabei hat ein Zweig mehr Einfluss als der 
andere. Das erkläre ich mir durch betrachtung von zwei Extremen: Stell 
dir den Ball als Rolle vor, am besten sogar als "Spulenkörper", der also 
über das Band hinausragt. Wenn die Räder an den Enden der Spule sehr 
groß sind und da quasi eine dünne Achse auf dem Band liegt, hat man 
quasi kein Drehmoment und die Achse wird sich mit dem Band bewegen. Das 
andere Extrem ist eine extrem dicke Achse, das Band hat also einen 
extrem langen Hebel. Die Rolle wird sich nicht horizontzal bewegen 
sondern drehen.

Zusammengefasst: Zwei Zweige parallel, jeder besteht aus
I-Glied - Dämpfer - I-Glied

Wie die zusammengeführt werden müssten weiß ich auf Anhieb aber auch 
nicht. Denn wenn man z.B. das Band nach rechts laufen lässt, der Ball 
sich also langsam nach rechts bewegt und linksrum dreht, dann das Band 
stoppt, will der Ball wegen seines horizontalen Schwunges weiter nach 
rechts, wegen seines Drehschunges aber nach links. Jedenfalls erkläre 
ich mir so deine lineare Kennlinie zwischen 250ms und 2250ms.

von Md M. (Firma: Potilatormanufaktur) (mdma)


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Md M. schrieb:
[...]

Hm, ich seh schon, das ist für ein Modell irgendwie zu einfach gedacht.

von Kaden A. (kaden)


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Also ich bin mir ziemlich sicher, dass meine aufgenommene Sprungantwort 
korrekt ist. Habe auch mal mit Matlab simuliert und komme da auf einen 
ähnlichen Verlauf. Dabei habe ich aber ein paar vereinfachende Annahmen 
angenommen:

1.) Motor + Getriebe -> PT1-Glied
2.) Drehzahlabhängige Position des Balles auf dem Förderband -> I-Glied

In diesem PDF auf Seite 4 ist ein ähnliches Beispiel gegeben: 
http://staff.ltam.lu/feljc/school/asser/7_I-Strecken.pdf

Natürlich ist das Modell jetzt erst ein mal sehr einfach und nicht sehr 
genau, aber es ist ein Anfang.
Und ich muss sagen, dass das Simulink Modell der wahren Sprungantwort 
schon überraschend nah kommt.

von Purzel H. (hacky)


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Von der Sprungantwort her ist die Strecke integrierend. Dh man benortigt 
keinen I-Anteil der Regelung, ein D und P sollte erst man genuegen. Dazu 
kommt aber noch das Traegheitsmoment des Balles. Und allenfalls schleift 
der Ball bei einer hohen Beschleunigung.

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