Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondensatormikrofon mit oder ohne zusätzliche Stromversorgung?


von sound (Gast)


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Hi,
wie funktioniert das mit den Kondensatormikrofonen? Ein entladener 
Kondensator an sich erzeugt ja bei Veränderung des Plattenabstandes kein 
Signal. Wie funktionieren da diese Kondensatormikrofone? Es gibt ja 
welche ohne Stromversorgung wie (Fall 1)
https://www.amazon.de/Mikrofon-Smartphone-Omnidirectional-Kondensator-Mikrofon-Lavalier/dp/B01F84YMZQ
und mit Stromversorgung wie (Fall 2)
https://www.amazon.de/Boya-Lavalier-Kondensatormikrofon-Lavalier-Kondensator-Mikrofon-Camcorder/dp/B00OFSE5RM


Beide Mikrofone funktionieren an der Soundkarte.

Wo liegen die Unterschiede beider Varianten? Wird die Spannung für den 
Fall 1 von der Soundkarte erzeugt und Für den Fall 2 von dem 
zusätzlichen Teil? Wenn ja, was bringt das, wenn die Soundkarte das doch 
selber leisten kann. Wozu also der Aufwand mit der zusätzlichen 
Batterie?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die sogen. 'Elektret' Kondensatormikrofone haben eine mit dem Elektret 
Effekt auf der Membran bzw. der Gegenelektrode 'eingefrorene' Spannung 
und benötigen deswegen im Gegensatz zum klssischen Kondensatormikrofon 
keine zusätzliche Vorspannung des Kondensators.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektret
Allerdings haben diese Kapseln immer einen FET mit eingebaut, um sehr 
hochohmig die Kapsel abzunehmen und werden deswegen mit einer niedrigen 
Speisespannung aus dem Mikrofoneingang der Soundkarte versorgt - 
praktisch jede Soundkarte und viele Camcorder liefern diese Spannung.
Elektretmikrofone, die ohne Speisung aus dem Mic Eingang auskommen, 
haben deswegen eine Batterie.
Alte Geräte wie Kassettenrecorder oder Tonbandgeräte, sowie eben auch 
einige Camcorder liefern die Speisespannung nicht, dafür die Batterie.

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von sound (Gast)


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Matthias S. vielen Dank für die Info. Ich brauche also zur Verwendung an 
der Soundkarte kein Mikrofon mit zusätzlicher Batterie. Das Modell mit 
Batterie würde mir also wie ich dich verstanden habe keinen Vorteil 
bringen.

von Uhu U. (uhu)


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Matthias S. schrieb:
> Allerdings haben diese Kapseln immer einen FET mit eingebaut

Nein, ich habe hier einige Elektretmikrophonkapseln ohne. Der 
Impedanzwandler muss nahe des Mikrofons dazu gebaut werden.

> und werden deswegen mit einer niedrigen
> Speisespannung aus dem Mikrofoneingang der Soundkarte versorgt -
> praktisch jede Soundkarte und viele Camcorder liefern diese Spannung.

Das nennt sich "Phantomspannung" und liegt zwischen 9 und 48 V.

: Bearbeitet durch User
von sound (Gast)


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Zwischen 9 und 48V ist ja ein großer Bereich. Wie kann es sein, dass das 
dann mit einer Soundkarte mit unterschiedlichen Mikrofonen funktioniert?

von ek13 (Gast)


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Uhu U. schrieb:
...
> Das nennt sich "Phantomspannung" und liegt zwischen 9 und 48 V.

Bei PC / Notebooks liegt diese Spannung bei ca. 3... 4,5V

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Uhu U. schrieb:
>> und werden deswegen mit einer niedrigen
>> Speisespannung aus dem Mikrofoneingang der Soundkarte versorgt -
>> praktisch jede Soundkarte und viele Camcorder liefern diese Spannung.
>
> Das nennt sich "Phantomspannung" und liegt zwischen 9 und 48 V.

Nö. Phantomspeisung ist etwas völlig anderes und wird für echte 
Kondensatormikrofone benutzt. Das hat nichts mit der niedrigen 
Speisespannung für Elektretmikros zu tun. Das klassische 
Kondensatormikrofon polarisiert Membran und Gegenelektrode mit einer 
hohen Spannung und erfasst Abstandänderungen mit einem hochohmigen 
Röhren- oder FET Eingang. Eine Abart des Kondensatormikrofones ist das 
HF-Kondensatormikrofon, das eine aus einem Oszillator erzeugte HF 
Spannung an die Kapsel anlegt.

Diese Bauarten benötigen Phantomspeisung oder ein Speisegerät, um die 
Elektronik zu betreiben.
Ein Elektretmikrofon der kleinen handelüblichen Bauart benötigt nur die 
niedrige Speisespannung von 3-9V und die heisst auch nicht 
Phantomspeisung, sondern ist genaugenommen eine Tonaderspeisung.

von Michael F. (sharpals)


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hier mal ein forumsstrang zu dem thema :

http://www.tonthemen.de/viewtopic.php?t=2045

in D gibt es sogar eine DIN dafür:
die DIN 45 596 und IEC 60268-15 spezifiziert das und besagt, daß  48 V, 
24 V oder 12 V  als speisespannung vorhanden sein sollte, die über 
Widerstände von 6,8 kOhm, 1,2 kOhm bzw. 680 Ohm eingespeist wird.

Hinzu kommt, daß es sich um Symetrische NF-quellen handelt ( 
studiotechnik, wegen der unterdrückung von gleichtaktstörungen ).

Aufgrund der kurzen leitung und reduzierter qualitätsanforderung, haben 
die PC micros i.d.r elektretkapseln.

Und auch hier gibt es eine DIN: Tonaderspeisung T 12 ist in DIN 45595.
Die tonaderspeisung ist i.d.r unsymetrisch.


https://www.elv.de/elektronikwissen/elektret-mikrofone.html

Im Übrigen ist auch das Elektretmikrofon, ein echtes 
kondensatormicrophon.
Nur benötigt es eben nicht die ( meist ) 48V an der kondesnsatorplatte. 
Die ladungsträger werden durch das Elektret erzeugt.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #4990735 wurde von einem Moderator gelöscht.
von einartist (Gast)


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yo hätte mal ne frage

ich hab ein Neumann tlm 102 und eine apollo twin MKII duo.
ich habe nie phantom power 48 v benutzt doch das mic hat funktioniert.
mein Kollege hat es eingeschaltet und nach ein paar sessions.
ging das Mikrofon nicht mehr ohne 48 v. und hört sich jetzt leise an.
woran könnte das liegen

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Naja, passt eigentlich nicht wirklich hierher, aber ich antworte 
trotzdem mal.
Das Neumann TLM 102 kann ohne Phantomspeisung nicht arbeiten. Wenn es 
also am Apollo funktioniert, liefert das auch Phantomspeisung. Das tut 
es auch lt. Beschreibung bei Thomann und da ich keine Anleitung finde 
und auch keinen Schalter dafür am Gerät sehe, wird die wohl immer aktiv 
sein - es sei denn, die findet sich in einem Software Setup und ist bei 
dir aktiviert.

Das es erstmal noch kurz ohne Phantomspeisung ging beim Kumpel, könnte 
daran liegen, das es intern noch ein wenig Restspannung in einem 
Kondensator gespeichert hatte.

von Thomas S. (thom45)


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Matthias S. schrieb:
> Naja, passt eigentlich nicht wirklich hierher, aber ich antworte
> trotzdem mal.
> Das Neumann TLM 102 kann ohne Phantomspeisung nicht arbeiten. Wenn es
> also am Apollo funktioniert, liefert das auch Phantomspeisung. Das tut
> es auch lt. Beschreibung bei Thomann und da ich keine Anleitung finde
> und auch keinen Schalter dafür am Gerät sehe, wird die wohl immer aktiv
> sein - es sei denn, die findet sich in einem Software Setup und ist bei
> dir aktiviert.
>
> Das es erstmal noch kurz ohne Phantomspeisung ging beim Kumpel, könnte
> daran liegen, das es intern noch ein wenig Restspannung in einem
> Kondensator gespeichert hatte.

Hallo Matthias,

Hier eine Phantomspeisung für 48 VDC aus meiner "Küche":
  "48 VDC Phantom-Speisung für Kondensatormikrofone"
      https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/dcdc48v.htm

Gruss
Thomas

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Thomas S. schrieb:
> Hallo Matthias,

Wieso ich? Ich habe da so einen kleinen Wandler aus einer alten Sony 
Betacam verbaut in einer DI Box - aber das war ja auch gar nicht die 
Frage.

von Thomas S. (thom45)


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Matthias S. schrieb:
> Thomas S. schrieb:
>> Hallo Matthias,
>
> Wieso ich? Ich habe da so einen kleinen Wandler aus einer alten Sony
> Betacam verbaut in einer DI Box - aber das war ja auch gar nicht die
> Frage.

Ja sorry, Du hast Recht. Mein Posting ist am falschen Platz. Ich muss da 
nochmals durchlesen.

Gruss
Thomas

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Thomas S. schrieb:
> Gruss
> Thomas

Es freut mich, daß Herr S nach so langer Zeit nach wie vor im Forum 
unterwegs ist. Er half mir vor Jahrzehnten mal an entscheidender Stelle 
mit einem Hinweis.

mfg

von Thomas S. (thom45)


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Christian S. schrieb:
> Thomas S. schrieb:
>> Gruss
>> Thomas

Hallo Chhristian,

> Es freut mich, daß Herr S nach so langer Zeit nach wie vor im Forum
> unterwegs ist.

So ist es, ich gucke regelmässig hier rein. Einerseite um zusehen ob es 
etwas gibt das mich auch interessiert, oder ob ich bei etwas helfen 
kann.

> Er half mir vor Jahrzehnten mal an entscheidender Stelle
> mit einem Hinweis.

Ohh! Vor Jahrzehnten, sagst Du. grübel
Jetzt bin ich aber gespannt. Kannst Du hier in Kürze schreiben worum es 
ging?

Gruss
Thomas

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