Forum: Offtopic Binnenschiff reißt 110kV Stromleitung in Essen ab


von Bernd K. (bmk)


Lesenswert?

Passiert ist es am 05.05.2017, hier der Hauptbericht:
http://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/schiffskran-trifft-hochspannungsleitung-im-essener-hafen-100.html

Am 08.05.2017 kam der Folgebericht mit vielen defekten Geräten:
http://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/folgen-nach-stromunfall-in-essen-100.html

Das macht mich nachdenklich. Fällt eine Phase aus und die Elektrogeräte 
in den Haushalten qualmen. Ich hätte behauptet, dass bei Ausfall einer 
Phase eine Schnellabschaltung erfolgt.

Denn die 110kV werden i.d.R. im Umspannwerk zu 10kV abgespannt und dann 
zu den Kompaktstationen in den Straßen geleitet und dort auf 400/230V 
für die Haushalte gebracht. Und in der gesamten Kette kein 
Überspannungsschutz? Oh je...

von Jörn P. (jonnyp)


Lesenswert?

Da muss dann wohl etwas grundlegendes faul gewesen sein, denn die 
Kraftwerke bzw Umspannwerke sind vollgestopft mit Schutzrelays. Relays 
ist in diesem Fall ein alter Begriff, denn heutzutage ist der Schutz 
elektronisch.
Im Normalfall (bei richtiger Staffelung)reagiert der Schutz des 
Umspannwerks am schnellsten, das der Schadenstelle am nächsten liegt und 
schaltet die Leitung allpolig ab.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die folgende Mitteilung:

„Auch zwei Schulen im Essener Norden blieben am Montag (08.05.2017) 
geschlossen, weil dort die Elektronik nach dem Stromausfall verrückt 
spielte.“

Bei Tafel, Kreide und Schwamm „kam offenbar auch zu viel Spannung an“ 
;-)

von Ralf G. (ralg)


Lesenswert?

Joe G. schrieb:
> Bei Tafel, Kreide und Schwamm

Sowas gibt's noch?

von Martin K. (maart)


Lesenswert?

Ich habe jetzt von der Hochspannungsübertragung nicht so viel Ahnung. 
Wie wird da übertragen, doch in Dreieckschaltung, oder?
Bei Netzspannung kann ich es noch verstehen:
Wenn ich Geräte für 230V in Sternschaltung betreibe und der 
Neutralleiter fällt aus, ja, das kann ich nachvollziehen, dass es da 
rauchen könnte. Aber zwischen den Außenleitern sollte doch egal was 
passiert maximal die 400V anliegen, oder?

von Peter R. (pnu)


Lesenswert?

Martin K. schrieb:
> Aber zwischen den Außenleitern sollte doch egal was
> passiert maximal die 400V anliegen, oder?

Bei einem Kurzschluss oder Überschlag mit anschließendem Abreißen des 
Lichtbogens (Schaltvorgang) erzeugen die Induktivitäten der 
Transformatoren beachtliche Überspannungen.

Wenn so etwas auf der HV-Ebene passiert, wird es natürlich auch über die 
Trafos auf die Mittelspannungs- und Niederspannungsebene übertragen.

 Bei längeren beteiligten Leitungsstücken bilden sich auch Reflexionen 
auf der Leitung aus wie auf HF-Leitungen. Das kann ohne weiteres zu 
Spannungsverdopplung am Leitungsanfang führen.

von Dipl.- G. (hipot)


Lesenswert?

Martin K. schrieb:
> Ich habe jetzt von der Hochspannungsübertragung nicht so viel Ahnung.
> Wie wird da übertragen, doch in Dreieckschaltung, oder?

Sternschaltung, immer. Mit underschiedlicher Sternpunktbehandlung
(RESPE, NOSPE, KNOSPE, iso, starr).

Das einzige was im Übertragungsnetz im Dreieck läuft, ist der Blocktrafo 
im Kraftwerk, der die maximalen 27 kV des Generators (Sternschaltung mit 
isoliertem Sternpunkt) auf 380 kV hochspannt. Dessen Schaltgruppe ist 
gewöhnlich irgendwas um Dyn5 oder so. D.h. er läuft primarseitig auf der 
Unterspannungsseite im Dreieck, und sekundärseitig auf der 
Oberspannungsseite im Stern.

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.