Nun ist Solarworld pleite, aber die Produktion in China kann nicht so viel billiger sein als in Sachsen. Ich stelle mir die Produktion der Solarzellen hochautomatisiert vor und deshalb dürften die höheren deutschen Gehälter nicht das Entscheidende gewesen sein. Vielleicht hat einer hier etwas Branchenwissen und kann berichten warum SW pleige gegangen ist. Mir geht es hauptsächlich um die Sicht auf die Arbeitsplätze für Ingenieure, der VDI sagte doch dass man mehr Ingenieure für die Bewältigung der Energiewende braucht. Die Solarbranche fällt aber weg. Schade.
> Ich stelle mir die Produktion der > Solarzellen hochautomatisiert vor und deshalb dürften die höheren > deutschen Gehälter nicht das Entscheidende gewesen sein. Ohne aus der Branche zu sein, wage ich mal folgende Vermutung: das Geschäftsmodell von Solarworld war im wesentlich auf Abschöpfung der Subventionen, die nun weniger werden, ausgerichtet. Hatten wir doch schon öfter.
Fernreisender schrieb: > Ich stelle mir die Produktion der > Solarzellen hochautomatisiert vor und deshalb dürften die höheren > deutschen Gehälter nicht das Entscheidende gewesen sein Stromkosten könnten ein wichtiger Punkt sein.
Es wird schon seit Jahren gesagt, dass China die Solarproduktion subventioniert und zwar so stark, dass der Verkaufspreis von Modulen unter den Produktionskosten liegt.
Der Energieerzeuger-Markt dürfte hier gesättigt sein. Ob die EVUs da überhaupt noch neue Solar-Lieferanten bei der Rekordverschuldung aufnimmt, bzw. an ihr Netz anschließt, könnte ein Kriterium sein. Das wäre allerdings ein nationales, aber kein globales Problem für die Chinesen. Die Produktionskosten dort, dürften ohne weiteres Wettbewerbsfähig sein.
Ich weiß noch genau, vor über 10 Jahren, als ich noch in der Chipproduktion war, da herrschte bei Solar regelrechte Goldgräberstimmung. Es existierte die Rechnung, das man beim Bau einer Solar-Fab mit einem Zehntel der Investitionen einer Halbleiter-FAB gleich hohe Gewinne einstreichen könne. Entsprechend baute jeder, der Geld locker hatte, eine Solarzellenfabrik. Das ging so lange gut, bis die Chinesen ebenfalls erkannten, das sich damit Geld verdienen läßt, die Preise purzelten und die Subventionen zurückgefahren wurden. Es wird das selbe mit Solarworld passieren, was sich schon ein halbes Dutzend Male zugetragen hat. Irgendjemand kauft die Bude für einen Euro, bekommt nochmal Subventionen mit der Schaufel hinterhergeworfen. Entweder er ist blauäugig, oder eine Heuschrecke. Das Ergebnis ist das selbe, nach 5 Jahren macht der nächste Inhaber pleite. Das wiederholt sich noch ein paar mal, dann werden noch die Maschinen über Gebrauchtmaschinenportale versteigert und in alle Welt verramscht. Und sei es nur, weil in Asien irgendwer an den Ersatzteilen sparen will und die Anlagen schlachtet, um Seine damit noch ein paar Jahre billig weiterbetreiben zu können.
Fernreisender schrieb: > Vielleicht hat > einer hier etwas Branchenwissen und kann berichten warum SW pleige > gegangen ist. Das hat vielfältige Grunde, ein paar wurden schon genannt. 1) Solarworld hat früher massiv von den Subventionen profitiert. Seien es direkte durch den Staat, oder indirekte, durch Subventionen von Solaranlagen. Viel ist davon nicht mehr übrig. 2) Die Schwemme an chineischen Importen. Zwar hat die EU irgendwann Importzölle erhoben, aber ich bezweifel, das man damit im Ansatz eine Marktgerechtigkeit erzeugt hat. Und es dauerte auch sehr lange, bis was unternommen wurde. Schließlich will man China nicht vor den Kopf stoßen - wir sind inzwischen sehr! abhängig vom asiatischen Raum. 3) Der Rechtsstreit mit Hemlock. Der hat dem Laden so richtig Geld gekostet. 4) Allgemeine Sättigung des Marktes bei steigenden Überkapazitäten. Der große Solarboom ist vorbei. Jetzt wird zwar immernoch massig PV aufs Dach geschraubt, aber halt nicht mehr wie zu Zeiten, als riesige Solarparks aus dem Boden gestampft wurden. Und die paar Privathäusle, die jetzt noch ausgestattet werden, teilen sich viele Anbieter von Schott bis Solarworld, Jinko-Solar und Solarcity auf. 5) Negativer Newsflow an den Börsen hat dem Unternehmen durch den Kursverfall sehr viel Geld gekostet. Gelitten haben sie sicher auch, weil die Aktie nach Emission exorbitant überbewertet war. Das hat zwar ordentlich Geld in die Kassen gespült, aber hat unterm Strich dem Unternehmen so nachhaltig geschadet, dass sich die Aktie nie erholen konnte. Ich meine, wir reden hier um eine Überbewertung um den Faktor 700! In Summe: Hoch gepokert, tief gefallen.
Kolja L. schrieb: > Fernreisender schrieb: >> Nun ist Solarworld pleite > > Nein, sie sind insolvent. Stimmt. Pleite sind sie seit Jahren.
In subventionierten Branchen eine Insolvenz hinbekommen, ist eine Leistung. Sowas schafft nicht jeder.
Tja, und gleichzeitig drängt Tesla genau in dieses Marktsegment: https://www.golem.de/news/solar-roof-teslas-solardach-teilweise-guenstiger-als-normales-dach-1705-127761.html Die Idee ist natürlich mal wieder großartig und man fragt sich, warum da vorher noch keiner drauf gekommen ist: Statt erst ein Dach zu bauen und dann Photovoltaik oben drauf zu setzen, integriert man das ganze einfach in ein Teil. Das Dach ist die Photovoltaik-Anlage. Und wenn der Kram (laut Tesla) dann auch noch billiger ist als ein normales Dach...
Lu R. schrieb: > Die Idee ist natürlich mal wieder großartig und man fragt sich, warum da > vorher noch keiner drauf gekommen ist: Solarzellen sollen möglichst Hinterlüftet sein, das wird schwer bei so einem Dach. > Statt erst ein Dach zu bauen und dann Photovoltaik oben drauf zu setzen, > integriert man das ganze einfach in ein Teil. Das Dach ist die > Photovoltaik-Anlage. Und wenn der Kram (laut Tesla) dann auch noch > billiger ist als ein normales Dach... wenn man genauer den Artikel ließt, denn steht dort das es billiger sein kann, Abhängig vom Eigenverbrauch und der Ausrichtung. Da liest sich für mich so, das der Solarstrom in die Rechnung mit eingeht - also werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Im Moment laufen doch Verfahren gegen Verantwortliche einer Vertiebsfirma eines großen chinesischen Solarmodulherstellers in Deutschland. Sollen wohl schon ein paar in Haft sein. Die hatten angeblich die Strafzölle durch Falschdeklaration und Umleitung über andere Asiatische Länder u.a. umgangen. Allein der Steuer/Zollschaden soll bei über 100 Mio. Euro liegen. Daraus könnte man dann abschätzen - wie viel Umsatz bei den hiesigen Herstellern davon weggebrochen ist. Die Euopäischen Module waren vielleicht 15% teuerer als die asiatischen. Ich gehe da grob von einem Umsatzschaden für die heimischen Hersteller im knappen Milliardenbereich alleine bei diesem Fall aus. Vie viele Menschen könnten hie noch in Lohn und Brot sein. (Nur war die Qualität der Chinadinger auch eine Art russisch Roulette mit Delamination, Verfärbung, Mikrorissen - bei teils nicht vollautomatischer Produktion wird das Material halt stärker beansprucht, teils zweite Wahl Zellen verbaut, überlagerte EVA-Folien - nicht das es aus heimischer Fertigung keinen Schund gegeben hätte - aber prozentual sicher weniger... - einen gewissen Mehrpreis für heimische Ware hätten die Meisten Käufer wohl gezahlt - aber bei den Unterschieden durch das Dumping...) Unsere "fähigen" (EU) Politiker haben die Anti Dumping Schutzzölle ja alles andere als schnell auf den Weg gebracht - während die chinesischen Modulhersteller bei Verkauf unter Herstellungskosten und mit Miliardenkrediten chinesischer Staatsbanken im Rücken hier die Hersteller unter Druck setzten und maßgeblich dadurch zerstörten. Und das war auch schon lange wieder selbst in Internet Fachforen bekannt... Also - neben den Fehlern der Hersteller (zu lange Einkaufsverträge für dann zu teuere Wafer...) - eine ganz großen Dank an unsere UNFÄHIGE Regierung, die es auch nicht schafft - nachdem die Zölle da waren - solchen Massenimporteuren schnell (auch da war es schon lange bekannt) auf die Pfoten zu hauen. Ist ja wie bei vielen anderen Verbrechern (Kuscheljustiz, zuviel "Rechtsstaat"). Nur als hiesiger Unternehmer hat man die BG innerhalb kürzester Zeit als Rollkomando auf dem Hof, wenn man mit dem Gabelstapler und Leiter drauf seine Außenlampen (selbst) erneuert... Soo - ich fahr jetz ins Freibad - genug aufgeregt.
Neben der chinesischen Konkurrenz gibt es weitere, selbstverschuldete Gründe für die Pleite. Eine Kombination aus falscher Ausrichtung, die das zusätzliche deutsche Know-How nicht gegenüber billigeren Mitbewerbern ausgespielt hat und dem nicht wegzuredenden Dumping aus Asien (nicht nur China). Subventionen für nachhaltige Energieversorgung, die uns von Russland und dem Nahen Osten unabhängiger macht, halte ich für richtig. Das ist sowohl wegen dem Klimaschutz, als auch den schwierigen Beziehungen mit diesen Ländern ein sicherheitspolitisches Anliegen, grüne Energie in Europa zu produzieren.
BastelIng schrieb: > Also - neben den Fehlern der Hersteller (zu lange Einkaufsverträge für > dann zu teuere Wafer...) Das trifft nur auf monokristalline Zellen zu - das sind zwar die Effizientisten, aber neben polykristallinen und amorphen Zellen auch die Minderheit. Mit den Wafern ist es wie beim Pokern. Die konventionelle Halbleiterei ist direkter Konkurrent beim Einkauf von Wafern. Und die Halbleiterei macht seit vielen Jahren eine Berg- und Talfahrt. 2 Jahre geht's allen gut und 2 Jahre laviert man sich so durch und hofft, das man die Talsole überlebt. Wenn's allen gut geht, dann ist der Wafermarkt leergefegt und wohl dem, der vorher Lieferverträge abgeschlossen hat. Wenn die Talsole dran ist, dann bekommt man die Wafer quasi nachgeschmissen. Aber plane das mal...
Peter II schrieb: > Stromkosten könnten ein wichtiger Punkt sein. oder diverse gesetzliche Auflagen bei der Produktion, wie -Umweltschutz, -Arbeitszeiten, -Sicherheitsvorschriften, -vorgeschriebene Wartungs- und Überprüfungsintervalle -diverse Beiträge zu irgendwelchen Schmarotzer-Vereinen wie z.B. IHK und GEZ -tonnenweise Versicherungen und -GEWERKSCHAFTEN
:
Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.