Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Eigenfrequenz einens RLC-Schwingkrieses durch Rechtecksignal bestimmen


von Paul E. (gamd)


Lesenswert?

Hallo,

man kann durch anlegen eines periodischen Rechtecksignals auf einen 
RLC-Schwingkreis die Eigenfrequenz herausfinden.

-----------
Jedoch habe ich erstmal eine Frage dazu, denn ich finde es ein bisschen 
verwirrend:
Wenn ich nun nur ein LC-System habe, dann lautet dessen (ungedämpfte) 
Eigenfrequenz ja omega = 1 / sqrt(LC). Ungedämpft, da kein Widerstand R 
zum Einsatz kommt.

Habe ich nun ein RLC-System, dämpft mein Widerstand R die Amplitude der 
entstehenden Schwingung. Aber die Eigenfrequenz(diesmal gedämpft) dürfte 
sich ja nicht um viel der ungedämpften Eigenfrequenz unterscheiden, 
oder?

-----------

Die Eigenfrequenz ist ja jene Frequenz mit der das vorliegende System 
schwingt, wenn ich es nur ein einziges Mal anrege. Z.B. bei einem 
Fadenpendel einfach anstupse, oder bei einer Feder einfach ziehen und 
loslasse. Bei einem elektrischen Schwingkreis ist es dann wohl das 
anlegen einer Rechteckspannung.

Aber warum muss diese periodisch sein? Kann ich mir das vorstellen, als 
würde ich zig-mal an einer Feder ziehen und loslassen? Welche Frequenz 
wählt man da am besten?

Gruß
paul

von THOR (Gast)


Lesenswert?

Paul E. schrieb:
> sich ja nicht um viel der ungedämpften Eigenfrequenz unterscheiden,
> oder?

Es gibt die Eigenkreisfrequenz und die Resonanzfrequenz. Mit steigendem 
R driften die auseinander.

Paul E. schrieb:
> Bei einem elektrischen Schwingkreis ist es dann wohl das
> anlegen einer Rechteckspannung.

Nein, du kannst auch anstupsen. Nur halt mit nem Spannungspuls statt der 
Hand. Dann gibt da eine abklingende Schwingung mit der 
Eigenkreisfrequenz.
Legst du ein Rechteck an, siehst du die Schwingung des RLC ja nicht 
mehr, die wird überdeckt.
Ausserdem aufpassen: Fouriertransformierte eines Rechtecks hat nur auf 
den ungeraden (glaube ich) Vielfachen der Grundfrequenz Anteile. Ein 
Rechteck enthält NICHT alle Frequenzen.

Paul E. schrieb:
> Aber warum muss diese periodisch sein?

Siehe Absatz drüber

Paul E. schrieb:
> Welche Frequenz
> wählt man da am besten?

Wenn du die RLC Bauteilwerte zumindest grob kennst, rechnest du ne 
Eigenkreisf. aus und fängst da an. Und dann bischen drüber und bischen 
drunter gehen.

Wichtig: Die Energie die du reinschiebst muss irgendwo hin. Entweder 
Überlaufdioden oder ne Last, sonst entstehen schnell gefährliche 
Spannungen (siehe CCFL Inverter).

von Paul E. (gamd)


Lesenswert?

Hmm, okay danke.

Also die Eigenfrequenz soll erstmal zwischen 10kHz und 100kHz gewählt 
werden. D.h. ich wähle irgendwelche Werte für R,L und C und gucke was 
bei der 1. Formel hier: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwingkreis#Realer_Schwingkreis 
rauskommt.

Aber das mit der Eigenfrequenz am Oszilloskop ablesen ist mir noch nicht 
ganz klar. Du sagtest, dass ich auch einen Spannungsimpuls reinschicken 
kann, dann sehe ich eine abklingende Schwingung mit der jeweiligen 
Eigenfrequenz. Das wäre ja wie beim "Anstupsen".

"Legst du ein Rechteck an, siehst du die Schwingung des RLC ja nicht
mehr, die wird überdeckt."

Also müsste ich dann ein Rechtecksignal am Oszilloskop sehen, dessen 
Eingang ich parallel zum Eingang schalte? Und die Rechteck-requenz ist 
die Eigenfrequenz`?

von Paul E. (gamd)


Lesenswert?

Kann mir jemand weiterhelfen bitte? :)

von Dergute W. (derguteweka)


Lesenswert?

Moin,

Paul E. schrieb:
> Also müsste ich dann ein Rechtecksignal am Oszilloskop sehen, dessen
> Eingang ich parallel zum Eingang schalte? Und die Rechteck-requenz ist
> die Eigenfrequenz`?

Nein. Eigentlich wuerde es ja reichen, den Schwingkreis mit einem Impuls 
einmal anzustossen und sich dann die abklingende Schwingung angzugucken 
und z.b. auf dem Scope auszumessen und danach dann das Rechnen 
anzufangen.

Mit einem Speicheroszilloskop geht das. Aber damit man auf einem 
herkoemmlichen (Nichtspeicher-)Scope was vernuenftiges sieht, muss man 
den Schwingkreis (dessen Eigenfrequenz dann irgendwo z.b. bei ein paar 
KHz liegt) halt immer wieder anstossen. z.b. mit einer 10Hz...50Hz 
Impulsfolge oder Rechteck oder was auch immer grad so zur Hand ist; nur 
damit man halt ein einigermassen dauerndes Bild kriegt, an dem man dann 
rummessen kann.

Gruss
WK

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Eigentlich benötigt es nur eine bestimmte Frequenz, um das maximale
an Spannung zu zeigen, da reicht ein normaler Oszi...

von Paul E. (gamd)


Lesenswert?

Also sollte dann auch am Oszilloskop eine Schwingung zu sehen sein?

Also ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich schließe meinen 
Frequenzgenerator parallel zum Serienschwingkreis an lasse die 
Kondensatorspannung Uc am Oszilloskop darstellen.

Hier auf Seite 127 und 128 wird das erklärt: 
https://www.uni-oldenburg.de/fileadmin/user_upload/physik/ag/physikpraktika/download/GPR/pdf/Elektromagnetischer_Schwingkreis.pdf

Also Uc wird abegriffen und sollte eine Schwingung darstellen. Jedoch 
warum muss das Oszilloskop mit demselben angelegten Rechtecksignal 
(Sync-Ausgang am  FG) getriggert werden?

von Karl (Gast)


Lesenswert?

Paul E. schrieb:
> Also sollte dann auch am Oszilloskop eine Schwingung zu sehen
> sein?
>
> Also ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich schließe meinen
> Frequenzgenerator parallel zum Serienschwingkreis an lasse die
> Kondensatorspannung Uc am Oszilloskop darstellen.
>
> Hier auf Seite 127 und 128 wird das erklärt:
> https://www.uni-oldenburg.de/fileadmin/user_upload...
>
> Also Uc wird abegriffen und sollte eine Schwingung darstellen. Jedoch
> warum muss das Oszilloskop mit demselben angelegten Rechtecksignal
> (Sync-Ausgang am  FG) getriggert werden?

Damit das "Anstupsen" durch die Flanke des Rechtecks immer ganz links 
ist und du die gedämpfte Schwingung auf dem Schirm siehst, die nach 
rechts hin kleiner wird.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

P.S.: Genaueres steht unter dem Punkt 3.1 erläutert.

von Dergute W. (derguteweka)


Lesenswert?

Moin,

Paul E. schrieb:
> Also sollte dann auch am Oszilloskop eine Schwingung zu sehen
> sein?

Ja. Bei dem Versuch soll das Rechteck ca. 1kHz haben, der Schwingkreis 
schwingt irgendwo ueber 400kHz. Also weit drueber. d.h. wenn du von der 
400kHz Schwingung einige Zuege sehen kannst, sind die 1kHz dagegen soooo 
gross, die passen nicht auf den Schirm.

>
> Also Uc wird abegriffen und sollte eine Schwingung darstellen. Jedoch
> warum muss das Oszilloskop mit demselben angelegten Rechtecksignal
> (Sync-Ausgang am  FG) getriggert werden?

Die extra Triggerverbindung macht das ganze nur idiotensicherer. Dann 
tut sich das Scope leichter zu triggern, egal wie komisch das 
eigentliche Eingangssignal ist. Das ginge prinzipiell aber auch ohne 
extra Triggersignal.

Gruss
WK

von Paul E. (gamd)


Lesenswert?

Karl schrieb:
> Damit das "Anstupsen" durch die Flanke des Rechtecks immer ganz links
> ist und du die gedämpfte Schwingung auf dem Schirm siehst, die nach
> rechts hin kleiner wird.

Dergute W. schrieb:
> Die extra Triggerverbindung macht das ganze nur idiotensicherer. Dann
> tut sich das Scope leichter zu triggern, egal wie komisch das
> eigentliche Eingangssignal ist. Das ginge prinzipiell aber auch ohne
> extra Triggersignal.

Aber wenn ich normal mit analogen Oszilloskop triggere, werde ich auch 
eine gedämpfte Schwingung sehen?


Und die Frequenz des Rechtecksignals soll ungefähr gleich der aus den 
Bauteilen berrechneten Eigenfrequenz sein? Oder ist wahrscheinlich 
besser, wenn ich das 1kHz darunter oder darüber nehme, falls ich z.b. 
50kHz als Eigenfrequenz habe.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

Paul E. schrieb:
> Und die Frequenz des Rechtecksignals soll ungefähr gleich der aus den
> Bauteilen berrechneten Eigenfrequenz sein? Oder ist wahrscheinlich
> besser, wenn ich das 1kHz darunter oder darüber nehme, falls ich z.b.
> 50kHz als Eigenfrequenz habe.

Steht auch in dem (von dir) verlinkten PDF.
Der dort verwendete Schwingkreis liegt in der Größenordnung 0,5MHz.
Die Frequenz des Generators wird auf 1kHz eingestellt.

von Paul E. (gamd)


Lesenswert?

Danke, aber ich dachte man sieht nicht sehr viel, wie in folgendem Zitat 
erwähnt:

Dergute W. schrieb:
> Ja. Bei dem Versuch soll das Rechteck ca. 1kHz haben, der Schwingkreis
> schwingt irgendwo ueber 400kHz. Also weit drueber. d.h. wenn du von der
> 400kHz Schwingung einige Zuege sehen kannst, sind die 1kHz dagegen soooo
> gross, die passen nicht auf den Schirm.


Oder soll mir das sagen, dass immer 1kHz als Rechtecksignal gewählt 
wird, nur je kleiner die Eigenfrequenz desto mehr sieht man am 
Bildschirm?

Und auch hier nochmal:
THOR schrieb:
> Paul E. schrieb:
>> Welche Frequenz
>> wählt man da am besten?
>
> Wenn du die RLC Bauteilwerte zumindest grob kennst, rechnest du ne
> Eigenkreisf. aus und fängst da an. Und dann bischen drüber und bischen
> drunter gehen.


Hier wurde doch von der Frequenz des Rechtecks geredet oder?

von Karl (Gast)


Lesenswert?

Paul E. schrieb:
> Hier wurde doch von der Frequenz des Rechtecks geredet oder?

Ja, aber das gilt für den Fall, dass du mit dem FG einen Sweep machst 
und dabei das Resonanzverhalten des Kreises beobachtest.

von Paul E. (gamd)


Lesenswert?

Okay, verstehe. Danke!


Und 1kHz wird einfach als "passend" gewählt? D.h. ich habe 1000 
Rechteck-Peaks pro Sekunde und ein Peak macht mir ja einen 
Schwingvorgang beimn RLC-Schwingkreis, je mehr ich also habe desto 
besser sehe ich das Bild.

Oder wie kann ich mir das vorstellen?

von THOR (Gast)


Lesenswert?

Karl schrieb:
> Paul E. schrieb:
>> Hier wurde doch von der Frequenz des Rechtecks geredet oder?
>
> Ja, aber das gilt für den Fall, dass du mit dem FG einen Sweep machst
> und dabei das Resonanzverhalten des Kreises beobachtest.

Bei nem guten Schwingkreis kann das gefährlich werden.

Ich würde ein Rechteck nehmen (notfalls das 1kHz Probe adjust vom Oszi) 
und dahinter ein Monoflop was kurze Pulse draus macht.

Auf das Rechteck triggerst du das Oszi und guckst dir dann die 
abklingende Schwingung am Kondensator an. Bonus: Du kannst daraus auch 
noch die Güte des Schwingkreises berechnen. Bonus2: Du schiebst nicht 
ständig Energie in einen möglicherweise sehr hochwertigen Schwingkreis.
Selbst ein mittelguter RLC bekommt 20dB Resonanzüberhöhung hin und das 
ist immerhin Faktor 100. Aus 5V werden also 500V.

Bonus3: PWM mit sehr niedrigem Duty Cycle (die kurzen Pulse) ist fast 
sowas wie ein Dirac Puls.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.