Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Preis von differnentiellen Tastköpfen


von A. D. (egsler)


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Ich war grad mal am Stöbern nach einem differentiellen Tastkopf, damit 
ich bei einem Zwei-Kanal Oszi immer noch gleichzeitig einen Eingang und 
einen defferentiellen Ausgang messen kann - aber für den Preis von 
differentiellen Tastköpfen könnte ich mir ja auch gleich ein 
4-Kanal-Scope zulegen!

Das soll jetzt kein Thread werden, in dem man mir erklärt, wie ich das 
Problem möglichst gut umgehe oder Links zu DIY-Probes, das hab ich alles 
im Internet finden können. Was jedoch irgendwo niergends so wirklich 
erklärt wurde: Warum sind diese Dinger so unglaublich teuer?
Meinem einfachen Verständnis nach ist das ja im Prinzip nur ein 
Differenzverstärker. Klar, das ist recht schnell, man will Bandbreite, 
aber weiß jemand was genau den Preis so hoch treibt? Ist das so ultra 
kompliziertes Schaltungsdesign? Sind die benötigten OPVs so teuer?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Zeig doch mal den Link zum beanstandeten Tastkopf, resp bring die 
Spezifikationen.
Und was sind die Anforderungen ?

von A. D. (egsler)


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Es ging um keinen spezifischen Tastkopf, und die "Anforderungen" sind 
auch nicht sonderlich hoch (der Grund aus dem ich gesucht habe ist das 
Messen an Class D Verstärkern).
Aber selbst von Rigol liegt der günstigste differentielle Tastkopf 
(RP1025D) bei 450€. Kann dafür halt auch gleich bis 1,4kV. Schaut man 
bei besseren Hersteller sinkt der Mindestpreis nicht, sondern steigt 
eher rapide an. Gibt es keine differentiellen Tastköpfe mit bswp. 20 
oder 50 Mhz und Spannungsfestigkeit bis lediglich 100V oder so?

Wie gesagt, ich hab da selber jetzt keine speziellen Anforderungen, es 
war auch eher so ein reines Stöbern, mich interessiert lediglich warum 
es keine günstigen Probes vielleicht so um 100€ gibt. Besteht da 
schlicht kein Bedarf? Sollte ja theoretisch recht "leicht" zu bauen 
sein.

von Klaus R. (klara)


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A. D. schrieb:
> Es ging um keinen spezifischen Tastkopf, und die "Anforderungen" sind
> auch nicht sonderlich hoch (der Grund aus dem ich gesucht habe ist das
> Messen an Class D Verstärkern).

Stehen Dir denn nicht zwei Kanäle zur Verfügung?
mfg klaus

von (prx) A. K. (prx)


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A. D. schrieb:
> Warum sind diese Dinger so unglaublich teuer?

Weil das keine Massenware ist und weil das für viele Kunden nicht 
wirklich viel Geld ist.

von ossi-2 (Gast)


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Es ist halt ziemlich schwierig einen Differenzverstärker
mit hoher Gleichtaktunterdrückung bei hohen Frequenzen zu bauen.
Schau dir im Datenblatt eines Differenztastkopfs mal
die Gleichtaktunterdrückung (CMRR) gegen Frequenz an, da
sieht man oft bei hohen Frequenzen nur noch mäßige Performance,
trotz des hohen Preises.

von Andrew T. (marsufant)


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A. D. schrieb:
> Gibt es keine differentiellen Tastköpfe mit bswp. 20
> oder 50 Mhz und Spannungsfestigkeit bis lediglich 100V oder so?
>

Für sowas ist kaum Bedarf. Für höhere Spannungen schon eher.
Daher wenn du sowas möchtest:
Selber bauen.
Oder gebrauchte kaufen.


> Wie gesagt, ich hab da selber jetzt keine speziellen Anforderungen, es
> war auch eher so ein reines Stöbern, mich interessiert lediglich warum
> es keine günstigen Probes vielleicht so um 100€ gibt. Besteht da
> schlicht kein Bedarf?

Zumindest kein (Stückzahlmäßig) großer Bedarf.

Entweder hat man hohe Spannung, Frequenzbereich max. 50..100 MHz. da 
gibt es  Kaufbares. Gerne von Energieelektronikern z.B. im Wandlerbreich 
genutzt.

Oder halt niedrige Spannungen, hohe Bandbreite (GHz Bereich). Auch da 
gibt es Kaufbares.  Gerne z.B. bei Schnittstellen entwicklung im high 
speed Design.


>Sollte ja theoretisch recht "leicht" zu bauen
> sein.

Thread von Branadic zum Thema im forum gibt dir einen einstieg.

von olaf (Gast)


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> Meinem einfachen Verständnis nach ist das ja im Prinzip nur ein
> Differenzverstärker.

Klar. Bau doch mal einen. :-)

> Klar, das ist recht schnell, man will Bandbreite,
> aber weiß jemand was genau den Preis so hoch treibt?

Die geringen Stueckzahlen und der hohe Aufwand bei der Mechanik bzw 
kalibrierung. Ein halbes pF unterschied an den Eingaengen und du hast 
den Frequenzgang einer Banane in der Achterbahn.

> eher rapide an. Gibt es keine differentiellen Tastköpfe mit bswp. 20
> oder 50 Mhz und Spannungsfestigkeit bis lediglich 100V oder so?

Selber bauen. Ich hab ich mir auch schon mal gemacht. Mit 20Mhz/100V 
werden die Probleme kleiner, allerdings ganz einfach ist es dann auch 
nicht.

Olaf

von Dennis K. (scarfaceno1)


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olaf schrieb:
> Ein halbes pF unterschied an den Eingaengen und du hast
> den Frequenzgang einer Banane in der Achterbahn.
>
> Olaf

Sehr geil... Treffender hätte man es wohl nicht sagen können...

von Harald W. (wilhelms)


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A. D. schrieb:

> Es ging um keinen spezifischen Tastkopf, und die "Anforderungen" sind
> auch nicht sonderlich hoch (der Grund aus dem ich gesucht habe ist das
> Messen an Class D Verstärkern).

Nun, im Gegensatz zu Messungen an "normalen" NF-Verstärkern
benötigst Du da schon einen  HF-tauglichen  Tastkopf.

> Sollte ja theoretisch recht "leicht" zu bauen sein.

Wenn Du Dich auf den NF-Bereich und Kleinspannung beschränkst,
wäre vermutlich ein normaler Instrumentenverstärker in Form
eines "fertigen" ICs ausreichend.

von Georg (Gast)


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A. D. schrieb:
> aber für den Preis von
> differentiellen Tastköpfen könnte ich mir ja auch gleich ein
> 4-Kanal-Scope zulegen!

Vermutlich wäre das auch die bessere Idee.

Georg

von MiWi (Gast)


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ossi-2 schrieb:
> Es ist halt ziemlich schwierig einen Differenzverstärker
> mit hoher Gleichtaktunterdrückung bei hohen Frequenzen zu bauen.
> Schau dir im Datenblatt eines Differenztastkopfs mal
> die Gleichtaktunterdrückung (CMRR) gegen Frequenz an, da
> sieht man oft bei hohen Frequenzen nur noch mäßige Performance,
> trotz des hohen Preises.

es war schwierig, ist es aber nicht mehr, wer genaueres wissen will 
stöbere bei TI, LT oder den anderen üblichen Verdächtigen.

ein guter 200Mhz-Taskopf ist leicht um 100€ (nicht gerechnet die 
Entwicklungszeit) baubar.

iaW: es gibt Dinge die deutlich komplizierter sind als für ClassD 
geeignete Differenzverstärker zu bauen.

MiWi

von der schreckliche Sven (Gast)


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Brauchst Du den differentiellen Tastkopf denn wirklich?
Schau doch mal, ob Dein Oszi einen Differenz-Eingang hat.

von Falk B. (falk)


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@der schreckliche Sven (Gast)

>Brauchst Du den differentiellen Tastkopf denn wirklich?
>Schau doch mal, ob Dein Oszi einen Differenz-Eingang hat

Welches Oszi hat einen differentiellen Eingang? Ich kenne kein einziges 
. .

von Pandur S. (jetztnicht)


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Wenn's drum geht zB einen Shunt an der Speisung an irgend einem 
Potential zu messen, gaebe es Currentsense Verstaerker. Ich kenn grad 
welche bis 100V. diskret koennte man auch welche bauen fuer viel hoehere 
Spannung.

von Klaus (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Wenn Du Dich auf den NF-Bereich und Kleinspannung beschränkst,
> wäre vermutlich ein normaler Instrumentenverstärker in Form
> eines "fertigen" ICs ausreichend.

Wenn NF nicht DC beinhaltet, ein kleiner NF-Übertrager, auf der einen 
Seite differentiell auf der anderen ein Bein auf Masse

MfG Klaus

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> @der schreckliche Sven (Gast)
>
>>Brauchst Du den differentiellen Tastkopf denn wirklich?
>>Schau doch mal, ob Dein Oszi einen Differenz-Eingang hat
>
> Welches Oszi hat einen differentiellen Eingang? Ich kenne kein einziges
> . .

Siemens hat mal ein paar gebaut (z.B. D1020) oder eingekauft. Und 
natürlich die modularen von Tek. Effektiv ist das aber auch nichts 
anderes als ein Diff' Vorverstärker, nur eben ins und nicht ans 
Oszilloskop gesteckt.

von (prx) A. K. (prx)


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Oszilloskope können oft Eingangssignale addieren und Subtrahieren. Das 
kann differenzielle Tastköpfe manchmal ersetzen.

In diesem Zusammenhang: Findet diese Rechnung bei DSOs im analogen 
Eingangsteil statt, oder erst im digitalen Teil? Digital ist das zwar 
praktisch kostenlos, hat aber eine erbärmliche CMRR (kleine Differenz 
grosser Zahlen).

: Bearbeitet durch User
von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Meist digital.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Marian  . schrieb:
> Siemens hat mal ein paar gebaut (z.B. D1020) oder eingekauft.

Oh, das ist in der Tat ein (rein historisch betrachtet) sehr 
interessantes Gerät! Hat Siemens zu der Zeit (späte 1970er bis früher 
1980er) überhaupt Oszilloskope gebaut? Ich habe hier noch ein 
Oscillarzet D1010 herumstehen, welches offenbar von Grundig Electronic 
GmbH (nicht Grundig AG) hergestellt und dort unter der Bezeichnung 
MO20-20MHz angeboten wurde. Dieses Gerät war auch unter der Marke Gould 
erhältlich.

Die mit der exakt gleichen Frontplattengestaltung wie das MO20-20/D1010 
versehene 30MHz-Ausführung gab es auch als Conrad Oscilloscope CO30.

Zurück zum Thema:
Auch von Gould gab es mindestens ein Oszilloskop mit differentiellen 
Eingängen, nämlich das DSO1624.

https://www.astromart.com/images/classifieds/858000-858999/858796-1.jpg
https://www.astromart.com/classifieds/details.asp?classified_id=858796

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