Durch Zufall bin ich bei Elkos auf den Parameter der Lebensdauer gestoßen. Steht bei Reichelt bei jedem Elko dabei, meist 2000 Stunden. Nun sind aber 2000 Stunden im Dauerbetrieb (z.B. bei einem Netzgerät) nur knappe 80 Tage. Ich habe aber Netzgeräte im Einsatz, die sind schon 20J. und älter, und funzen immer noch. Was also hat es mit dieser 'Lebensdauer' auf sich? Muss ich das ernst nehmen? Da Reichelt das auf der ersten Seite schon rauskehrt, mache ich mir echte Sorgen. Jetzt baue ich da was, und nach 81 Tagen ist im worst case Fall Ende Gelände :(
Die angegebene Lebensdauer gilt nur bei der ebenfalls angegebenen Temperatur. Ist diese niedriger, steigt natürlich die Lebensdauer. Wikipedia weiß dazu noch mehr: (Außerdem findet sich da eine nette Formel um bei anderen Temperaturen die Lebensdauer abzuschätzen) https://de.wikipedia.org/wiki/Aluminium-Elektrolytkondensator#Lebensdauer
Das bezieht sich auf die Temperatur. z.B. 85°C oder 105°C. je 10°C unter der Temperatur verdoppelt sich die Zeit.
Die Lebensdauer eines Elko hängt stark von der Temperatur ab, daher werden diese Werte auch für eine bestimmte Temperatur angegeben. Im Datenblatt des Elkos ist dann angegeben, für welchen Temperaturwert diese Lebensdauer dann gilt. Die 2000h dürften für eine Temperatur von 85°C oder höher sein. Anhand der Daten aus dem Datenblatt kannst du übrigens für jede andere Temperatur dann die kalkulatorische Lebensdauer berechnen.
karadur schrieb: > Das bezieht sich auf die Temperatur. z.B. 85°C oder 105°C. und zusätzlich beim spezifizierten (maximalen) Ripple-Strom bei z.B. spezifizierten 100 kHz. TorbenK schrieb: > Ich habe aber Netzgeräte im Einsatz, die sind schon > 20J. und älter, und funzen immer noch. Das sind sicher keine Schaltnetzteile mit hohen Frequenzen. Man kann die Elkos auch überdimensionieren um eine höhere Lebensdauer zu erreichen. Gruß Anja
karadur schrieb: > Das bezieht sich auf die Temperatur. z.B. 85°C oder 105°C. UND gleichzeitig auf den angegebenen Ripplestrom. Ohne Stromfluss liegt sie auch deutlich höher, da der zwischen 10 und 20 GradC Innentemperaturerhöhung bringt.
nicht nur für die Temperatur, auch für die Spannung und den Rippelstrom gilt die Aussage des Vorposters. Halbiere alle Werte und die Lebensdauer steigt erheblich. Das Teil ist nach der Zeit ja auch nicht funktionslos, sondern die angeführten Parameter (hier: Kapazität und Leckstrom) weichen in bestimmtem, angegebenem Maß ab. Ob deine Schaltung damit klar kommt, liegt am Design deiner Schaltung, ebenso wie die Dimensionierung des Elkos an seinen Maximalbetriebswerten. Notfalls halt zum Teil mit 10000h greifen, dann ist man ev. knapp aus der Gewährleistungsperiode; so dürfte heutezutage dimensioniert werden?
Aus einem 2000h-Elko bekommt man problemlos 50khours. Bei Raumtemperatur sowieso, da hat man ja schon ca. Faktor 32 bei Nennbedingungen. Und dann ist ein Elko ja noch nicht kaputt, sondern hat (z.B.) doppelten ESR und 30% Kapazitätsverlust. Je nach Anwendung läuft der da noch lange problemlos weiter.
Anja schrieb: > Das sind sicher keine Schaltnetzteile mit hohen Frequenzen. > Man kann die Elkos auch überdimensionieren um eine höhere Lebensdauer zu > erreichen. Doch. Alte IBM Thinkpad Netzteile. Die hohen Frequenzen sind bei manchen leider gar nicht zu überhören. Sogar Stunden später hat man das hohe Pfeifen noch im Ohr. @Alle Danke für die Infos. Ich habe es jetzt verstanden :)
Man ist ja auch frei, eine Schaltung ohne Elkos umzusetzen. So man Platz dafür hat.
Wenn man das Pfeifen noch hört, ist die Frequenz doch nicht hoch! Ich kenne Schaltnetzteile mit 5 kHz, wo die Elkos schon seit 1974 ihren Dienst tun. Da war kurzfristig garantierter ESR noch nicht das Hype-Thema, sondern Qualität und thermisch defensives Design. (30° C ... 55° C, je nach Jahreszeit) Akustisch anstrengend - aber seit gut 375.000 Stunden.
Anja schrieb: > Man kann die Elkos auch überdimensionieren um eine höhere Lebensdauer zu > erreichen. Die großen alten Elko-Tonnen fürs 50-Hz wegsieben hatten auch deutlich niedrigere Energiedichten als heutige Elkos. 10000 µF / 50 V sind da ja bald eine kleine Faust voll, heute gibt's das schon fast als Zweibeiner. Ich persönlich verbaue im Wesentliche nur 5000 oder 10000 Stunden Lebensdauer bei 105 °C mit reichlich Aufschlag bei der Spannungsfestigkeit, noch nie damit Probleme gehabt.
Marian B schrieb: > Ich persönlich verbaue im Wesentliche nur 5000 oder 10000 Stunden > Lebensdauer bei 105 °C mit reichlich Aufschlag Sehr vernünftig, da mehr Schaltfrequenz auch für mehr Wärme sorgen kann und bei 30 Grad Bürotemperatur locker 70 Grad C im Gehäuse auftreten werden. Großzügige Reserven sparen viel vorzeitigen Elektronikschrott.
http://jianghai-europe.com/wp-content/uploads/JIANGHAI_Elko_Lebensdauer_AAL.pdf Hier wird das ganze Zusammenspiel von Temperatur, Spannung und Rippelstrom schön beschrieben, inklusive Ausfallmechanismen usw.
Markus M. schrieb: > schön beschrieben STimmt. Wäre nur zu überlegen WO das Teil eingebaut wurde und wie warm es üblicherweise dort werden kann. Auf meinem Auto-Armaturenbrett habe ich z.B. nachweislich schon >70 Grad gemessen. Da wäre ein 85-Grad-Elko von kurzer Freude.
Es ist aber doch seltsam, dass LED Lampen mit >50000 Stunden Lebensdauer beworben werden, wo wir doch alle wissen, dass dies nur für ideale Bedingungen gilt. Würde man diese Power-LED's an ihren Belastungsgrenzen betreiben (was bei kompletten LED-Leuchten häufig der Fall ist), kommt man damit gerade über die Gewährleistungs-Zeit.
werden denn jemals irgendwo beworbene Werte praxistauglich erreicht? Spritverbrauch? -nur mit geschlossenem Boden, abgeklebten Schlitzen, auf dem Rollenprüfstand DSL-Geschwindigkeit? -nur nachts um 3 Energieklasse (sowas wie A+++) -Kühlschranke ohne Kühlgut, niemals öffnen auf kleinster Einstellung.
> Energieklasse (sowas wie A+++)
-Kühlschranke ohne Kühlgut, niemals öffnen auf kleinster Einstellung.
Ich kam kuerzlich an eine Peltierkuehbox. Die wurde mit A++ oder besser
beworben, da nur 80W. Dabei wissen wir, dass die Effizienz unterirdisch
ist, und ein Sixpack runterkuehen weit ausserhalb der Realitaet ist.
Bezueglich Elkos. Ein gutes Datenblatt direkt vom Hersteller zeigt die
genannter Zusammenhaenge auch in Zahlen auf. Wie ist der Stromrippel,
die Temperatur, die Spannung zu gewichten.
Sapperlot W. schrieb: > Sixpack runterkuehlen mit nem nassen Lappen umwickeln und'n Ventilator davor stellen.
Sapperlot W. schrieb:
> Sixpack runterkuehlen
Beim camping, wenn das Auto mit auf den Zeltplatz darf:
Auf das Gras unter das Auto legen.
Am besten das Bier gar nicht warm werden lassen, sondern gleich zusammensüffeln. Bringt zwar nix bezüglich Lebensdauer, macht aber Spass.
Sapperlot W. schrieb: > Ich kam kuerzlich an eine Peltierkuehbox. Die wurde mit A++ oder besser > beworben, da nur 80W. Dabei wissen wir, dass die Effizienz unterirdisch > ist, und ein Sixpack runterkuehen weit ausserhalb der Realitaet ist. Die haben meist eine "Sparschaltung" für den Messbetrieb zwecks Energielabeloptimierung. Da wird dann auch nur noch mit Sparleistung gekühlt... Mit normaler Leistung kann man mit so einer Kühlbox durchaus einen Sixpack runterkühlen, dauert nur etwas. Beim Campingurlaub durchaus zu gebrauchen, sofern man irgendwo eine 230V-Steckdose findet. Im Auto nur solange der Motor läuft, aber bei längeren Urlaubsfahrten definitiv nützlich.
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