Forum: Offtopic Ist es wirklich menschlich Fehler zu machen?


von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Hallo Leute,

ich habe mal wieder Geräte auf dem Tisch, die eine hohe Fehlerrate (60%) 
aufweisen. Was das Gerät selbst ist, soll erst einmal egal sein. Ich 
habe es untersucht und dabei folgenden Fehler festgestellt. Der 
Hersteller bzw. der Platinen-Designer hat einen THT USB-Buchse (Typ A) 
verwendet. Alle relevanten Leitungen liegen alle auf der Oberen Seite 
der Platine. Also ist er über ein Via auf die Unterseite gegangen. Die 
Vias hat er aber unter den USB-Port gesetzt und an der Stelle den 
Lötstopplack entfernt.

Jetzt ist folgendes passiert:
Bei ca. 60% aller defekte hat der Hersteller Vcc oder D+ oder D- oder 
GND oder auch eine Kombination der vier Vias an das Gehäuse des 
USB-Ports und damit GND angelötet. Bei 40% der Defekte war der Port 
nicht angelötet, aber auf den Vias hat sich eine Erhöhung gebildet. Beim 
Einbau ins Gehäuse oder beim Einstecken des USB-Steckers hat der 
USB-Port dann die Pads kurzgeschlossen.

Und obwohl wir den Chinesen Testequipment zum Testen der Geräte gegeben 
haben, haben die nichts getestet und die Platinen in ein verschweißtes 
Kunststoffgehäuse eingebaut und verschickt. 100.000 Stück!

Ich verstehe zwar, dass Menschen Fehler machen, aber sieht ein Designer 
nicht, dass es eine dumme Idee ist, Vias unter einem USB-Port aus Metall 
zu setzen und da auch noch den Lötstopplack zu entfernen? Und dann 
behaupten, dass der Test durchgeführt wurde und alles in Ordnung ist??

von Christian K. (Gast)


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Schreibst Du auch hier, was der Designer in China die Stunde verdient 
hat?

von Abel H. (abel)


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Christian K. schrieb:
> Schreibst Du auch hier, was der Designer in China die Stunde verdient
> hat?

Sicher nicht. Das ist ein Geschäftsgeheimnis. Genau so, wie die 
Gewinnspanne, die sich der TO beim hiesigen Verkauf erwartet hat.

Abel

von Jan H. (j_hansen)


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Dimitri R. schrieb:
> haben die nichts getestet und die Platinen in ein verschweißtes
> Kunststoffgehäuse eingebaut und verschickt. 100.000 Stück!
> Ich verstehe zwar, dass Menschen Fehler machen, aber sieht ein Designer
> nicht, dass es eine dumme Idee ist

OK, der Designer hat Mist gebaut. Kann passieren.
Dass ihr bei einem Gerät, von dem 100.000 Stück, wohl in eurem Namen, 
produziert und ausgeliefert werden, wohl nicht einmal vorher kurz drüber 
geschaut habt, finde ich da deutlich schlimmer.

von Couka R. (Gast)


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Dimitri R. schrieb:
> aber sieht ein Designer
> nicht, dass es eine dumme Idee ist, Vias unter einem USB-Port aus Metall
> zu setzen und da auch noch den Lötstopplack zu entfernen?

Vielleicht. Vielleicht wusste er nicht, wie die USB-Buchse unten 
aussieht, es gibt auch welche, die unten nicht aus Metall sind.
Vielleicht hat er es tatsächlich einfach übersehen, finde ich 
menschlich.

Dimitri R. schrieb:
> Und dann
> behaupten, dass der Test durchgeführt wurde und alles in Ordnung ist??

Kommunikationsproblem? Dreistheit? Man weiß es nicht.

Aber 100.000 Stück produzieren lassen und vorher nicht wenigstens 10-50 
Stück selbst zu testen, finde ich grob fahrlässig. Auch menschlich, aber 
dennoch.

Offenbar ist das ja nicht passiert, denn bei 40% funktionierenden 
Geräten und n=10, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass alle zufällig 
funktionieren wie hoch? 0,01%

von Johannes O. (jojo_2)


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Gabs auch Prototypen mit diesem Layout?


Dimitri R. schrieb:
> Der
> Hersteller bzw. der Platinen-Designer hat einen THT USB-Buchse (Typ A)
> verwendet.

Warum braucht er da Vias? Oder meinst du SMD USB Buchse?

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Abel H. schrieb:
> Genau so, wie die
> Gewinnspanne, die sich der TO beim hiesigen Verkauf erwartet hat.

Einen Augenblick, nur damit das mal klar wird: Ich / Wir werden immer 
dann gerufen, wenn das Kind bereits im Brunnen versunken ist mit der 
Frage: "Was können wir denn noch machen?"

Weder das Gerät ist von uns noch vertreiben wir es. Wir schauen nur 
nach, was kaputt ist und suchen dann eine Lösung.

Couka R. schrieb:
> Aber 100.000 Stück produzieren lassen und vorher nicht wenigstens 10-50
> Stück selbst zu testen, finde ich grob fahrlässig. Auch menschlich, aber
> dennoch.

Doch, die gab es. Ich lasse mir immer ein Sample geben, das von der 
Prüfstelle auf die Einhaltung der Normen überprüft wurde. Und was ist 
da? Da ist der USB Anschluss in SMD und nicht THT.

von Gerd E. (robberknight)


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Dimitri R. schrieb:
> Doch, die gab es. Ich lasse mir immer ein Sample geben, das von der
> Prüfstelle auf die Einhaltung der Normen überprüft wurde. Und was ist
> da? Da ist der USB Anschluss in SMD und nicht THT.

Na dann ist die Sache doch klar: es wurde nicht wie das freigegebene 
Muster produziert, sondern anders.

Das geht gar nicht. Mal hier nen Buchse tauschen, mal da nen Kondensator 
weglassen, mal dort ne kleinere Drossel verwenden,... - wenn Du das 
durchgehen lässt, kommt am Ende nur noch Mist raus.

von Falk B. (falk)


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@Dimitri Roschkowski (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite

>verwendet. Alle relevanten Leitungen liegen alle auf der Oberen Seite
>der Platine. Also ist er über ein Via auf die Unterseite gegangen.

Warum? Man kann THT Buchsen auch von oben kontaktieren.

>Einbau ins Gehäuse oder beim Einstecken des USB-Steckers hat der
>USB-Port dann die Pads kurzgeschlossen.

Hehe ;-)

>Und obwohl wir den Chinesen Testequipment zum Testen der Geräte gegeben
>haben, haben die nichts getestet und die Platinen in ein verschweißtes
>Kunststoffgehäuse eingebaut und verschickt. 100.000 Stück!

Um sowas zu vermeiden, baut man einen Prototypen und testet den so hart 
wie nur möglich.

>Ich verstehe zwar, dass Menschen Fehler machen, aber sieht ein Designer
>nicht, dass es eine dumme Idee ist, Vias unter einem USB-Port aus Metall
>zu setzen und da auch noch den Lötstopplack zu entfernen? Und dann
>behaupten, dass der Test durchgeführt wurde und alles in Ordnung ist??

Fehler passieren, wenn gleich es auch immer eine Mentalitätsfrage ist. 
Der deutsche Ingenieur tendiert eher zurm bürokratischen 
Overengineering, der Asiate eher zum pragmatischen Murks ;-)

von Falk B. (falk)


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@ Dimitri Roschkowski (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite

>Einen Augenblick, nur damit das mal klar wird: Ich / Wir werden immer
>dann gerufen, wenn das Kind bereits im Brunnen versunken ist mit der
>Frage: "Was können wir denn noch machen?"

Also Feuerwehrmann. So what! Mach deinen Job und denk nicht weiter nach, 
schließlich wirst du für die Unfähigkeit Anderer bezahlt.

>Doch, die gab es. Ich lasse mir immer ein Sample geben, das von der
>Prüfstelle auf die Einhaltung der Normen überprüft wurde. Und was ist
>da? Da ist der USB Anschluss in SMD und nicht THT.

Tja, dann hat wohl jemand den Prozess nicht im Griff und der Chinese 
wollte nochmal ein paar Cent einsparen ;-)

von Pandur S. (jetztnicht)


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> Ist es wirklich menschlich Fehler zu machen?

Natuerlich nicht. Ich nicht und ich kenne auch niemanden. Habe aber 
gehoert es soll auf U-toob welche geben...

:-)

100k stueck fuer die Halde ... tsss. Es gibt immer etwas zu lernen. Auch 
wenns teuer ist.

Ich wuerd, falls ueberhaupt, Gehaeuse oeffnen, die Stecker per Heissluft 
um 0.5mm anheben.
Allenfalls ist es guenstiger - auf die Halde - und nochmals.

von Frank B. (frankman)


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Ich würde den ganzen Krempel postwendent zurückschicken. Punkt.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Frank B. schrieb:
> Ich würde den ganzen Krempel postwendent zurückschicken. Punkt.

Dann nimmt der Chinese den Scheiß und verkauft ihn noch einmal. Evtl. 
sogar nach Deutschland. Mit dem Logo / Marke des Importeurs. Und dann 
fangen die Kunden, die den Scheiß über den Drittanbieter gekauft haben 
an, von dem Hersteller / Importeur Support zu fordern.

Im schlimmsten Fall verursacht der Kurzschluss über den USB-Port einen 
Defekt an dem Rechner und der "Kunde" nimmt den Hersteller in Regress.

von Johannes O. (jojo_2)


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Was sagt denn der Hersteller dazu?

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