Hallo, ich arbeite seit 5 Jahren als Entwickler in einem mittelständischen Unternehmen, Bereich ERP-Software. Da mir dort auf der bisherigen Position ein wenig die langfristige Perspektive fehlt, überlege ich, mich intern auf eine Consulting-Stelle in unserer Kanada-Niederlassung zu bewerben. Im Rahmen zweier Projekte war ich bereits dreimal dort, und der dortige Niederlassungsleiter hat seine Unterstützung zugesagt. Fachlich traue ich mir das auch zu. Ich bin Ende 20 und stelle mir einen Zeitraum von ca 3 Jahren vor. Lebenslang auswandern will ich nicht. Meine Fragen an diejenigen, die Erfahrung ( nicht zwangsläufig Nordamerika )haben: - Was war bei Vorbereitung und Aufenthalt wichtig, woran man eventuell nicht offensichtlich denkt? - Wie stark hat sich das gehaltsmäßig ausgewirkt? - Was hättet ihr ggf anders gemacht? - Wie ging die Karriere weiter, als ihr wieder zurück nach Deutschland seid? Danke für Eure Antworten
Sorg dafür, dass du deinen Deutschen Laptop mit allen Zugängen behalten darfst. Trotzdem vorher Sicherungen erstellen. Bedenke den Wechselkurs bzw Splitpay in DE um das Risiko zu minimieren. Sorge dafür, dass du im Vertrag eine Klausel hast die dir die Rückkehr auf eine vergleichbare Position in DE garantiert. Die Firma sollte auch weiterhin deine Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeiträge in DE zahlen. Viele Firmen zahlen Expats auch die Wohnung mit Nebenkosten (downtown versteht sich). Dein Gehalt hängt hauptsächlich davon ab wie dringend eure Firma in Kanada einen Deutschen braucht. Wenn sie relativ einfach auch Kanadier mit deinen Fähigkeiten finden können, warum sollten sie dann einem Deutschen das zweifache oder dreifache Gehalt zahlen? Das kann man nicht mit einem Expat in Fernost vergleichen, der dort den ganzen Anfängern von der Uni zeigen muss wie es geht, und ich spreche auch von den Projektleitern, Sales usw. Dazu noch die Wasser- und Luftquali, Verständigungsprobleme, ...
Peter M. schrieb: > - Was war bei Vorbereitung und Aufenthalt wichtig, woran man eventuell > nicht offensichtlich denkt? Bist Du dann in Kanada mit einem deutschen Arbeitsvertrag tätig oder mit einem kanadischen? Ist das mit Krankenkasse, Rentenversicherung, ... abgeklärt?
Hi, Deine Fragen kann ich nicht direkt beantworten, da ich Kanada bisher nur als Tourist kenne, möchte dennoch ein grundlegendes Statement zum Thema Ausland geben: Ich würde es dir sehr empfehlen, den Schritt ins Ausland zu machen. Nicht, um Deutschland schlecht zu reden, sondern eher, um den eigenen Horizont zu erweitern und die Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Meiner Ansicht nach ist es ein großer Unterschied, ob man den Job innerhalb Deutschlands wechselt, oder für einen Jobwechsel ins Ausland geht. Und das sind Erfahrungswerte, die einen prägen können (sowohl positiv als auch negativ - kommt auf das Umfeld drauf an). Ich sehe eine gute Begründung in dein Vorgehen und wüsste nicht, wie man es dir negativ auslegen könnte. Ergo bezweifle ich, dass du Probleme bei deiner Rückkehr bekommen könntest. Weshalb ich mir zutraue, dieses Statement zu geben: Ich selbst bin arbeitsbedingt ausgewandert (nördlich von Deutschland) und war ferner aufgrund eines Projektes für einen gewissen Zeitraum in Australien. Ich bereue meine Entscheidung definitiv nicht, und würde es (mehr oder weniger) genau so machen Cheers,
Einige Leute versprechen sich von einer Entsendung ins Ausland einen Karriereturbo, aber das ist oft nicht der Fall. Es gab im Gegenteil bei uns im Konzern schon Leute, die sich nach ein paar Jahren im Ausland bei der Rückkehr nach Deutschland eher auf dem Abstellgleis sahen, ehemalige direkte Kollegen waren dagegen mittlerweile befördert worden. Tja, dumm gelaufen. Also wenn man für mehrere Jahre ins Ausland geht, dann besser aus persönlichen Gründen, die nichts mit der eigenen Karriere zu tun haben.
Wer ins Ausland geht, in der Hoffnung anschließend als Team- oder Abteilungsleiter paar Kröten mehr zu verdienen, und sich dann auf den Abstellgleis sieht, hat vieles nicht verstanden. Selbst wenn die grosse Karriere anschließend nicht winkt, so hatte man 3 bis 10 Jahre das doppelte bis dreifache Netto (in meinem Fall bei niedrigeren Lebenshaltungskosten). Wer in so einer Situation nicht einige Wohnungen, viele Aktien in Bluechips und ETF in Edelmetalle (bei Schweizer-Banken mit physischer Hinterlegung) kauft, der hat die Welt nicht verstanden. Man kann dann mit Mitte 40 in Rente, falls der Job keinen Spaß mehr macht und man die erhoffte Beförderung nicht bekam. Ich persönlich mag meine Arbeit und müsste mir ernsthaft überlegen, ob eine höhere Position mit dem zusätzlichen Ärger bzw die zusätzlichen Stunden sich lohnen. Ich denke eher an eine 30h-Woche sobald es zurückgeht :-) Vorteil: Dann kann das ganze Gehalt auf den Kopf gehauen werden, da ja über 20 Scheine jährlich noch durch Mieten und Dividende reinkommen. Mal sehen was die Zukunft bringt, man weiss nie. Es ist jedenfalls viel leichter im Ausland eine höhere Position zu ergattern als in DE.
Danke schon mal für die Antworten. Ich will das nicht wegen Karriere machen, sondern wegen persönlicher Entwicklung. Trotzdem bin ich natürlich neugierig wie es den "Heimkehrern" erging. Zu den Fragen oben: Ich hätte einen kanadischen Arbeitsvertrag, würde aber in die deutsche Rentenversicherung einzahlen.
Kaban schrieb: > Mal sehen was die Zukunft bringt, man weiss nie. Es ist jedenfalls viel > leichter im Ausland eine höhere Position zu ergattern als in DE. Die höhere Position gilt dann aber nur im Ausland. Das ist das Problem. Unter Ingenieuren ist es ganz normal das man sich sagt, wer z. B. 5 Jahre nach China geht und dann zurück kommt hat Probleme sich wieder unterzuordnen und ist schlecht ins Unternehmen integrierbar. Von daher stimme ich meinem Vorposter zu: Einen Auslandsaufenthalt gibt selten den Karriereschub.
Peter M. schrieb: > Zu den Fragen oben: > Ich hätte einen kanadischen Arbeitsvertrag, würde aber in die deutsche > Rentenversicherung einzahlen. Das würde ich versuchen anders zu regeln. Ich war für einige Jahre in Kanada mit einem Entsendungsvertrag. Das heisst mein deutscher Vertrag war gültig, hat aber geruht und ich wurde weiterhin in Deutschland bezahlt, die Firma hat das intern nach Kanada weiterbelastet. Steuer wurde von PwC erledigt, sollte auch Bestandteil des Vertrages sein, da nicht so einfach mit zwei Ländern. Für mich war es von Vorteil dort hinzugehen, aber das hängt natürlich auch von der Größe der Firma ab wieviele Aufstiegsmöglichkeiten wirklich vorhanden sind. Wenn Du auf einen kanadischen Vertrag umsteigts und der deutsche Vertrag aufgelöst wird, dann bist Du am Ende in einer sehr schwachen Verhandlungsposition.
Fachinf. Ger schrieb: > wer z. B. 5 Jahre nach China geht und dann zurück kommt hat Probleme > sich wieder unterzuordnen und ist schlecht ins Unternehmen integrierbar. Blödsinn, wieso soll man sich"unterordnen" dazu geh ich nicht wieder zurück wenn ich mal was erreicht habe, in China. Die Mitarbeiter sollen sich dann mir unterordnen, nicht umgekehrt.
Mit dieser Überheblichkeit hast du dir deine Karriere ganz schnell versaut und wirst bestenfalls als Fußabtreter benutzt. Da wird für dich eine Kündigung die sinnvollste Lösung sein. Denn bedenke, jeder ist ersetzbar auch wenn viele das nicht glauben wollen.
Name name schrieb: > Mit dieser Überheblichkeit hast du dir deine Karriere ganz > schnell > versaut und wirst bestenfalls als Fußabtreter benutzt. Da wird für dich > eine Kündigung die sinnvollste Lösung sein. Denn bedenke, jeder ist > ersetzbar auch wenn viele das nicht glauben wollen. Im Kommentar natürlich auch etwas Satire enthalten. Ich hätte ironie on / off Tags verwenden sollen, damit es auch jeder merkt. Aber eine gewisse Portion Wahrheit hat es schon: Man sollte sich nicht in jeder Lebenslage von vornherein unterordnen und über sich entscheiden lassen. Wenn Du nicht für Dich selbst entscheidest, macht das jemand anders für Dich! Ab und zu muss man auch Paroli bieten, ganz wichtig - besonders für Ings. Denn - sonst wird man einfach gnadenlos unterbuttert und ausgenutzt. Das System ist halt so ausgerichtet: siehe es so, wie z.B. schaffte es jemand wie Trump bis an die Spitze?
klausi schrieb: > Die Mitarbeiter sollen sich dann mir unterordnen, nicht umgekehrt. Das wird Dein Chef aber anders sehen, nicht jeder kommt zurueck und wird gleich Vorstand. hjvfbvgilugbui
Peter M. schrieb: > Zu den Fragen oben: > Ich hätte einen kanadischen Arbeitsvertrag, würde aber in die deutsche > Rentenversicherung einzahlen. Dein deutscher Arbeitsvertrag würde dann ruhen? Oder wie ist das geregelt, nicht das dein Arbeitgeber dich mehr habe will. Peter M. schrieb: > Ich will das nicht wegen Karriere > machen, sondern wegen persönlicher Entwicklung. Gute Einstellung!
Richtig, der Vertrag würde ruhen. Unsere Niederlassung dort hat sehr große Probleme, gute Leute zu finden. Der Reiseanteil ist zudem selbst für Consulting Verhältnisse hoch (> 70%). Sind 70k (Euro) da realistisch?
So etwas hat wie jede Medaille zwei Seiten... 1.) für Deine eigene Entwicklung ist ein Auslandsaufenthalt gut... Kultur und Lebensweise unterscheiden sich und auch die Arbeitsbedingungen sind sicher anders und durchaus interessant dies zu erleben und kennen zu lernen. 2.) Nachteil wurde weiter oben schon beschrieben... für den deutschen Arbeitgeber bist Du in dem Moment erstmal aus dem Fokus... sprich Kollegen die in D bleiben sind sichtbarer und damit hinsichtlich anstehender höher qualifizierterer Jobs mit Sicherheit eher im Fokus als Du selbst. Ich habe in einem internationalen Team aus Deutschland heraus gearbeitet... und auch hier war die Sichtbarkeit auf internationaler Ebene gegeben... aber auf nationaler Ebene nur eingeschränkt. Wenn Du also darauf hoffst einen Karrieresprung dadurch zu erreichen, dann kann das auch nach hinten losgehen. Persönlich möchte ich die gemachten Erfahrungen nicht missen. Auch war es nie mein Ziel in das nationale Team zurück zu kehren. Für einen Anfang in einem andeen Unternehmen, kann Deine Erfahrung aber wieder durchaus interessant sein.
Peter M. schrieb: > Lebenslang auswandern will ich nicht. Was hält Dich davon ab? Wenn Du die Chance hast, dann geh nach Kanada. 3 Jahre sind nichts und Du wirst mit Sicherheit nach den 3 Jahren eine andere Sicht auf die Situation in DE haben und es Dir x-mal überlegen, ob Du wirklich wieder zurück möchtest. Du kannst Dich auch in Kanada vernünftig versichern und das zu Preisen die erheblich günstiger sind als in DE. Das Rentensystem in Kanada ist sowieso besser. Ich war einige Zeit in Nova Scotia, das war für mich ein Traum von Land. Auch ist die gefühlte, persönliche Freiheit wesentlich besser als in dem dumpfen DE. Ich kann nur sagen: Nimm die Chance wahr, so oft ergeben sich solche Chancen nicht. Viel Erfolg! P.S.: Ich bin ausgewandert und ich bereue es keine Sekunde.
Hi! Mir steht Anfang nächstes Jahr genau das selbe bevor - Entsendung nach Kanada in eine Niederlassung für 2-3 Jahre. Daher kann ich dir jetzt noch keine Antworten zu den Auswirkungen auf die Karriere geben, aber zumindest was die Vorbereitungen angeht. Im Prinzip hat Kaban schon die wichtigsten Punkte genannt. Ergänzend wäre noch: - Berücksichtige bei den Gehaltsverhandlungen die ggf. höheren Lebenshaltungskosten (Toronto ist da z.B. vergleichbar mit München) - Krankenversicherung in CA sollte bezahlt werden. - Kläre, ob die Umzungskosten bezahlt werden oder die Lagerung deiner Möbel in Deutschland, falls du deine Wohung hier auflösen musst. - Falls du noch nicht in eurer Niederlassung warst, versuche auf jeden Fall vor der endgültigen Entscheidung einen Besuch dort zu organisieren um Land und Leute kennenzulernen. - Plane ca. 4-6 Monate bis alle Formalitäten geklärt sind (Arbeitserlaubnis, Sozialversicherungsnummer) Ohne SIN (Soz.Vers.Nr.) keine Arbeit+keine Wohnung! - Der Wohnungsmarkt zumindest in den Großstädten ist mit dem in deutschen Großstädten (Berlin, München, Stuttgart) vergleichbar, was die Preisstruktur und die Rennerei bei der Wohungssuche angeht. - Nach spätestens 3(6?) Monaten musst du deinen deutschen in einen kanadischen Führerschein umtauschen (geht einfach so) oder einen internationalen Führerschein bereits in Deutschland beantragen, dieser muss dann aber glaube ich regelmäßig (1 Jahr?) verlängert werden.
Bin auch ausgewandert.. aber auch um mich weiterzuentwickeln, mal von was ganz neues, in neuer Umgebung aufzubauen, mit allem, was dazugehört.. Zudem plante ich nach meinem damaligen Diplom, hier einen Masterabschluss auf einer Uni zur Weiterbildung (nebenberuflich), dass sich das auch so auszahlt. 2. Semester gerade hinter mir, nun Urlaub. Nächstes Jahr geht's dafür in einer Studienreise nach China (Shanghai) für ein Projekt. Das wird sicher interessant. Fazit: es lohnt sich einfach, hauptsächlich persönlich. Wenn sich dann zusätzliche, neue Möglichkeiten ergeben umso besser. Wer weiss, vielleicht geht's ich auch mal zurück auf die Uni wg eines PhDs.. auch sollte ich dann weniger verdienen ist das für mich nicht das wichtigste. Lieber einen interessanten Beruf.
Hier ein Artikel zu den Problemen von Rückkehrern aus dem Ausland: http://www.ingenieurkarriere.de/magazin/karrierestrategie/damit-die-rueckkehr-ein-erfolg-wird
Codix schrieb: > Auch ist die gefühlte, persönliche Freiheit wesentlich besser als in > dem dumpfen DE. Was ist denn an Deutschland dumpf Ich finde es in Deutschland wunderbar, eine größere persönliche Freiheit als hier gibt es doch sonst kaum auf der Welt (Frieden, Sicherheit, Bürgerrechte, (fast) kostenlose Bildung, Wohlstand, etc).
Qwertz schrieb: > Codix schrieb: >> Auch ist die gefühlte, persönliche Freiheit wesentlich besser als in >> dem dumpfen DE. > > Was ist denn an Deutschland dumpf > Ich finde es in Deutschland wunderbar, eine größere persönliche Freiheit > als hier gibt es doch sonst kaum auf der Welt (Frieden, Sicherheit, > Bürgerrechte, (fast) kostenlose Bildung, Wohlstand, etc). Er schrieb ja "gefühlt", also subjektiv. Das hat erstmal nichts mit Fakten zu tun ;-) Mich würde interessieren, wie hoch die Kosten für die üblichen Versicherungen dort sind, weil er schrieb "erheblich günstiger". Zumindest bei der Rentenversicherung sehe ich auf die Schnelle keine großen Vorteile. Es ist eher wie überall: wer im Alter mehr haben möchte, muss auch mehr zurücklegen.
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Bearbeitet durch Moderator
Peter M. schrieb: > Hallo, > > ich ... überlege ... > mich intern auf eine Consulting-Stelle in unserer Kanada-Niederlassung > zu bewerben. ... > Ich bin Ende 20 und stelle mir einen Zeitraum von ca 3 Jahren vor. > Lebenslang auswandern will ich nicht. > > Meine Fragen an diejenigen, die Erfahrung ( nicht zwangsläufig > Nordamerika )haben: > > - Was war bei Vorbereitung und Aufenthalt wichtig, woran man eventuell > nicht offensichtlich denkt? Wie kommst du wieder zurück? Was passiert nach den 3 Jahren? In Deutschland haben dich (bis auf Mammi) alle vergessen. Wirst du entsendet sein oder wirst du in Kanada angestellt? Steuer, Sozialversicherung etc pp. Kanada ist nicht EU, nicht EFTA - also ALLES! abklären. > - Wie stark hat sich das gehaltsmäßig ausgewirkt? Kommt drauf an, ob du da nur Hockey und LaCross spielst oder etwas etwas für die Firma leistest. > - Was hättet ihr ggf anders gemacht? Als der Dicke noch regierte bin ich weg, und nie wiedergekommen. 3 Jahre sind eine laaaange Zeit, da trifft man viele neue Möglichkeiten. > - Wie ging die Karriere weiter, als ihr wieder zurück nach Deutschland > seid? Gar nicht (s.o.) - einige meiner Kollegen hatten bei kürzeren Entsendungen (6-18 Monate) aber tüchtig Probleme. Der Laden zuhause lief auch ja auch ohne sie und ein anderes Entsendeprojekt war gerade nicht in Sicht.
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