Forum: Offtopic China Preise angemessen?


von Bernd (Gast)


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Hallöchen,

ich möchte über Alibaba 1000 kleine Pumpen bestellen. Diese wurden mir 
nach kurzer Verhandlung per Mail für 2USD angeboten. Das ist im 
Vergleich zu anderen Angeboten für dieses Modell ganz gut. Nun hätte ich 
gerne, dass der Lieferant mir noch zwei 5cm Lizten mit einem ZHR2 
Stecker anbringt. Das soll bei 1000 Stück je 0,23 USD kosten. Das 
erscheint mir fair und ich möchte hier nich unnötig nachverhandeln. Ich 
tue mir aber schwer einzuschätzen, ob der Preis tatsächlich für 
China-Verhältnisse angemessen ist? Wer hat Erfahrungen dazu?

: Verschoben durch Moderator
von voltwide (Gast)


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Es ist beliebte Praxis, über den niedrigen Einstiegspreis das Angebot zu 
ergattern und dann für die Extras ab zu kassieren.

von Controlling (Gast)


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voltwide schrieb:
> Es ist beliebte Praxis, über den niedrigen Einstiegspreis das Angebot zu
> ergattern und dann für die Extras ab zu kassieren.

Und für manche ist "Auslieferung an den Kunden" ein Extra das sichtig 
teuer wird.

von waflija (Gast)


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voltwide schrieb:
> Es ist beliebte Praxis, über den niedrigen Einstiegspreis das
> Angebot zu
> ergattern und dann für die Extras ab zu kassieren.

Vor allem darfst du nicht erwarten, dass du
a) 1000 gleiche Exemplare bekommst.
b) Bei gleichen Aussehen auch gleiche Qualität drin ist
c) wirkliche alle 1000Stk getest sind und laufen.
d) Falls du Muster hattest, diese mit der Serie übereinstimmen.

von Stefan F. (Gast)


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Wenn du es selber nicht billiger und/oder besser machen kannst, dann ist 
der Preis fair.

Ob der Preis für China oder für Deutschland fair ist, möchte ich gar 
nicht diskutieren. Denn ich finde es nicht Ok, Menschen in armen Ländern 
weniger Geld für gleiche Leistung geben zu wollen, als Menschen im 
eigenen reichen Land.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Bedeutet -  ob du die Pumpen fuer 2USD, oder fuer 2.23USD mit Stecker in 
die Tonne wirfst macht wenig Unterschied. Die Frage ist wieviele der 
1000 Stueck du in die Tonne wirfst. Also lieber ein paar mehr 
bestellen...

Bedenkend, dass die Pumpen dann fuer 50 Euro ueber den Tisch gehen 
werden.

: Bearbeitet durch User
von Abel H. (abel)


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Sapperlot W. schrieb:
> Die Frage ist wieviele der
> 1000 Stueck du in die Tonne wirfst. Also lieber ein paar mehr
> bestellen...

...und größere Tonnen bei der Müllabfuhr gleich mit.
:)

Abel

von Harald W. (wilhelms)


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Bernd schrieb:

> Das erscheint mir fair

Mir erscheint das extrem unfair, weil damit eine angemessene
Entlohnung der Arbeiter nicht möglich ist. Aber wenn Du das
mit Deinem Gewissen vereinbaren kannst, nimm das Angebot an.

von Thomas E. (thomase)


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Harald W. schrieb:
> Mir erscheint das extrem unfair, weil damit eine angemessene
> Entlohnung der Arbeiter nicht möglich ist.

Ob der chinesische Arbeiter angemessen entlohnt wird, lässt sich von 
hier kaum beurteilen. Fakt ist aber, daß die ganze westliche Welt in 
China kauft und zig Milliarden Dollars und Euros dahin spült, weil es 
dort billiger ist. Das ist einfach deren Geschäftsmodell. Unfair ist 
dabei einzig der Wechselkurs des Renminbi zum Dollar.

Wäre China genauso teuer wie die Schweiz, würden wir auch in der Schweiz 
kaufen oder das Zeug selber herstellen und müssten China mit 
Entwicklungshilfe aufpäppeln.

von Mac G. (macgyver0815)


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Thomas E. schrieb:
> Unfair ist
> dabei einzig der Wechselkurs des Renminbi zum Dollar.

Nun...
- Es gibt auch Schutzzölle gegen ausländische Waren - z.B. Bauteile NACH 
China zu importieren kostet Zoll. Damit soll erreicht werden dass alles 
im Inland produziert wird.
- Der Staat subventioniert mit den ganzen reingeschemmten Dollars einige 
Industrien so stark, dass ausländische Unternehmen da gar nicht 
mithalten können, egal wie effizient und automatisiert sie produzieren.
Die Solarzellenindustrie hierzulande ist daran schon zugrunde gegangen.
(jetzt sollen übrigens wohl doch mal EU Schutzzölle kommen, nachdem 
schon alles längst vorbei ist)
- Man darf als Ausländer in China nicht investieren. Muss immer ein 
Chinese mit drin sein der die Mehrheit hält. Umgekehrt ist das nicht so, 
also investieren die Chinesen und kaufen im Ausland so ziemlich alles 
auf was geht (z.B. Kuka). Das diese Unternehmen auf lange Sicht nicht 
nach China geholt werden, wage ich mal zu bezweifeln.
- ... sicher noch einige andere Dinge.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Mac G. schrieb:
> Nun...
Das nennt sich Marktwirtschaft.
Dass die Chinesen seit Jahrzehnten ihr Land und die Rohstoffe 
ausverkaufen (es ist groß genug) und das dadurch eingenommene Geld nun 
reinvestieren ist eh' klar und nicht das Thema dieses Threads.

Bernd schrieb:
> zwei 5cm Lizten mit einem ZHR2 Stecker anbringt. Das soll bei 1000 Stück
> je 0,23 USD kosten.
Inklusive Material? Das ist günstig. Du selber wirst das niemals für so 
wenig Geld hinbekommen.

von Mac G. (macgyver0815)


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Lothar M. schrieb:
> Das nennt sich Marktwirtschaft.

China ist aber keine Marktwirtschaft sondern eine Kombination aus 
Planwirtschaft und sozialistischer Marktwirtschaft.

von Korbinian G. (korbinian_g10)


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Harald W. schrieb:
> Mir erscheint das extrem unfair, weil damit eine angemessene
> Entlohnung der Arbeiter nicht möglich ist. Aber wenn Du das
> mit Deinem Gewissen vereinbaren kannst, nimm das Angebot an.

Sehe ich anders. Wenn die Lebenshaltungskosten niedriger sind, dann 
passt das.

Ein normaler Chinese muss auch weniger Geld für den gleichen 
Lebensstandard ausgeben.


Unfair wäre es, wenn der Chinese tatsächlich die gleichen 
Lebenshaltungskosten hätte. Hat er aber nicht, deshalb ist er auch mit 
seinem Lohn happy.

Anderes Beispiel: Woanders verdienen Leute einen Dollar am Tag und 
können davon leben. Nicht gut, aber zum Überleben reichts.

Von einem Dollar am Tag würde man, wenn es Hartz & Co. nicht gäbe, hier 
glatt wahlweise verhungern oder verdursten. Mit einem Dollar am Tag zu 
überleben ist in Deutschland nicht möglich.


Konkretes Praxisbeispiel: Ein Friseur in Westafrika verdient ca. 100 
Euro im Monat. Wenn ich dort nicht den ortsüblichen Preis, sondern 20 
Euro bezahlen würde, dann bekommt dieser Friseur ein Fünftel seines 
Monatslohns auf einen Schlag. Ist das fair gegenüber den anderen 
Friseuren?

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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> Sehe ich anders. Wenn die Lebenshaltungskosten niedriger sind,
> dann passt das.Ein normaler Chinese muss auch weniger Geld für
> den gleichen Lebensstandard ausgeben.

Das ist richtig, doch so kann der arme Chinese niemals auf den selben 
Lebensstandard kommen, wie wir ihn haben. Ich denke, dieses Recht haben 
aber alle fleißigen Menschen.

> dann bekommt dieser Friseur ein Fünftel seines Monatslohns auf einen
> Schlag. Ist das fair gegenüber den anderen Friseuren?

Das ist in der Tat ein Dilemma. Politik ist echt nicht einfach.

von Korbinian G. (korbinian_g10)


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Stefan U. schrieb:
> Das ist richtig, doch so kann der arme Chinese niemals auf den selben
> Lebensstandard kommen, wie wir ihn haben. Ich denke, dieses Recht haben
> aber alle fleißigen Menschen.

Wenn man das absolut sieht: Ja. Chinesische Mittelschicht bedeutet 
vielleicht VW Golf und Xiaomi Mi 5 statt BMW und iPhone.

Wenn man das dagegen relativ sieht, dann stimmt das so nicht. Der 
fleißige Chinese stellt sich gegenüber dem anderen Chinesen um genauso 
viel besser wie der fleißige Deutsche gegenüber dem anderen Deutschen.

Zeug für 4000 im Monat gegen Zeug für 400 im Monat ist x10 Schichtlevel.
Zeug für 400 im Monat gegen Zeug für 40 im Monat ist auch x10 
Schichtlevel.
Überspitzt gesagt.

von (prx) A. K. (prx)


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Wobei sich die Chinesen mittlerweile auch mit Outsourcing beschäftigen. 
Also nicht vom teuren Europa ins billige China, sondern vom teuren China 
ins billige Vietnam.

von (prx) A. K. (prx)


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Korbinian G. schrieb:
> Ein normaler Chinese muss auch weniger Geld für den gleichen
> Lebensstandard ausgeben.

Kommt drauf an wo. Beispiel Shanghai, 100m² Wohnung für 1 Mio €:
http://www.deutschlandfunk.de/chinas-immobilienmarkt-wohnungspreise-spielen-verrueckt.766.de.html?dram:article_id=371936

"Mehr als das 30-Fache eines Jahreseinkommens müssen Chinesen in Peking 
oder Shanghai inzwischen hinlegen, wenn sie sich eine durchschnittliche 
Wohnung kaufen wollen. In München, der teuersten deutschen Stadt, ist es 
gerade mal das Zehnfache eines Jahreseinkommens, in Berlin das 
Achtfache."
https://www.welt.de/finanzen/article155814574/Warum-China-absichtlich-einen-Billionen-Crash-riskiert.html

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


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> Woanders verdienen Leute einen Dollar am Tag und können davon leben. Nicht gut, 
aber zum Überleben reichts.


Das ist so nicht ganz korrekt. Es gibt Orte, da leben die Leute sehr gut 
ohne Geld weil alles was sie brauchen da ist. Land, Fruechte, Gemuese, 
Viecher, ist alles da, und kostet nichts. Ja, sie sitzen auf einem 
Sandhaufen, in einer Bambushuette. Wenn sie kontakt mit uns haben 
verkaufen sie uns vielleicht eine Mango und kriegen einen Euro. Den 
brauchen sie aber nicht, weil ja alles was sie brauchen da ist.
Jetzt kommen Westler und verkaufen ihnen Glasperlen und zuegeln Gold 
oder Perlen ab. Sie sind dann als Arme positioniert. Dabei brauchen sie 
weder Gold noch Perlen, ausser vielleicht fuer Schmuck. Wenn das nicht 
da ist ist auch egal, denn sie haben ja alles was sie brauchen.

Im Prinzip sind wir die Armen, weil bei uns nicht alles da ist was wir 
brauchen, resp wir dafuer etwas tun muessen. zB Glasperlen herstellen. 
Oder aehnlich.

:-)

von (prx) A. K. (prx)


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Sapperlot W. schrieb:
> Im Prinzip sind wir die Armen, weil bei uns nicht alles da ist was wir
> brauchen, resp wir dafuer etwas tun muessen. zB Glasperlen herstellen.

Kann natürlich sein, dass unser hartes Schicksal mit der Klimazone zu 
tun hat. Mit der Notwendigkeit von Vorratshaltung. Die wiederum Neider 
nach sich zieht, gegen die man sich wehren muss, usw.

Aber ein paar unwesentliche Kleinigkeiten trüben manchmal die Romantik 
des einfachen Lebens, wie etwa ein ausgeprägtes Gesundheitsystem für 
alle Phasen des Lebens, insbesondere an Anfang und Ende.

von Klaus B. (butzo)


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A. K. schrieb:
> wenn sie sich eine durchschnittliche
> Wohnung kaufen wollen. In München, der teuersten deutschen Stadt, ist es
> gerade mal das Zehnfache eines Jahreseinkommens, in Berlin das
> Achtfache."

DEK 35.000 x  8 = 280.000
DEK 35.000 x 10 = 350.000

Eine Durchschnittswohnung mit 70..80 m² als Eigentumswohnung in München 
für 350.000 Eur?


Butzo

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