Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verstehen warum historisch 16 2/3Hz bei der Bahn nötig waren


von Ferrophilia (Gast)


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Hallo

warum die Bahn in allen, mehr oder weniger ;-), deutschsprachigen 
Ländern und noch einigen mehr ausgerechnet 16 2/3Hz verwendet kann man 
problemfrei an vielen Stellen im Netz nachlesen:

Bei der Einführung der ersten E-Lokomotiven gab es noch nicht lösbare 
Problem bei den nötigen Leistungen eine ausreichend funkenfreie 
Kommutierung bei 50 Hz zu gewährleisten.

Aber warum war (ist) das so, und was hatte sich dann bei den Motoren 
verändert das zu einen späteren Zeitpunkt (aber noch deutlich vor der 
Zeit als elektronischen Frequenzumrichter im  Bahnbetrieb nutzbar 
wurden) auch eine 50Hz (25Hz) Nutzung möglich wurde und in vielen 
Ländern auch praktiziert wird?

Um das zu verstehen benötige ich wohl einige Grundlageninfos bezüglich 
elektrischer Maschinen und des Einphasen-Reihenschlussmotor. Leider 
scheint es aber dazu nur sehr oberflächliche und vereinfachende (das 
kenne ich schon "alles") oder direkt auf das E-Technik Studium zielende 
(Da verstehe ich "dank" des sehr starken Anteil an "Hard-Core" 
Mathematik bei den "Nichterklärungen" so gut wie gar nichts) 
Informationen zu geben.

Gibt es denn vom Anspruch nichts dazwischen?

Ferrophilia

: Gesperrt durch Moderator
von Harald W. (wilhelms)


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Ferrophilia schrieb:

> Um das zu verstehen benötige ich wohl einige Grundlageninfos bezüglich
> elektrischer Maschinen und des Einphasen-Reihenschlussmotor. Leider
> scheint es aber dazu nur sehr oberflächliche und vereinfachende (das
> kenne ich schon "alles") oder direkt auf das E-Technik Studium zielende
> (Da verstehe ich "dank" des sehr starken Anteil an "Hard-Core"
> Mathematik bei den "Nichterklärungen" so gut wie gar nichts)
> Informationen zu geben.
>
> Gibt es denn vom Anspruch nichts dazwischen?

Ich denke, nein.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ferrophilia schrieb:
> ausgerechnet 16 2/3Hz verwendet

Seit 1995 werden nicht mehr 16 2/3Hz verwendet, sondern 16,7 Hz.

: Bearbeitet durch User
von yesitsme (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Es werden nicht 16 2/3Hz verwendet, sondern 16,7 Hz.

Die Erklärung interessiert mich jetzt: Warum sollte man anstatt 50Hz / 3 
einen komplett krummen Teiler favorisieren?

von spess53 (Gast)


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Hi

>Die Erklärung interessiert mich jetzt: Warum sollte man anstatt 50Hz / 3
>einen komplett krummen Teiler favorisieren?

1995 wurde in Deutschland (zentrales Netz), Österreich und der Schweiz 
die Nennfrequenz von 16 ⅔ Hz auf 16,7 Hz erhöht, um eine übermäßige 
Erwärmung von asynchronen Umformern zwischen Industrie- und Bahnnetz bei 
Sollfrequenz zu vermeiden. (siehe Bahnstrom).

MfG spess

von R. M. (Gast)


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Warum 50Hz grundsätzlich für die Bahn ungünstig sind:

"Die gegenüber den öffentlichen Stromnetzen verminderte Frequenz wurde 
Anfang des 20. Jahrhunderts gewählt, weil es nicht möglich war, große 
Einphasen-Elektromotoren mit hohen Frequenzen zu betreiben, da es dabei 
durch die sogenannte transformatorische Spannung zu übermäßiger 
Funkenbildung am Kommutator kam."

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrom#Wechselstrom_mit_verminderter_Frequenz

yesitsme schrieb:
> Die Erklärung interessiert mich jetzt: Warum sollte man anstatt 50Hz / 3
> einen komplett krummen Teiler favorisieren?

Da mittlerweile für den Bahnstrom, überwiegend separate Netze gebaut 
wurden, die nichts mit dem 50Hz-Netz zu tun haben, also damit auch nicht 
synchron sein müssen, ist der starre Teiler wohl nicht mehr 
erforderlich, die dort genutzte absolute Frequenz also eine reine 
Definitionsfrage.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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yesitsme schrieb:
> Die Erklärung interessiert mich jetzt: Warum sollte man anstatt 50Hz / 3
> einen komplett krummen Teiler favorisieren?

Ich gehe davon aus, dass Du derjenige warst, der auf Grund seiner 
Ahnungslosigkeit meinen obigen Beitrag negativ bewertet hat.

Und natürlich gibt es handfeste Gründe für die Umstellung. Dadurch, dass 
Bahnstrom im Gegensatz zu dem normalen 50Hz-Stromnetz einphasig statt 
dreiphasig verwendet wird, ist die transportierte Leistung während einer 
Schwingung stark unterschiedlich. Beim Umrichten von 50Hz auf 16 2/3Hz 
führt dies aber dazu, dass die drei Außenleiter unterschiedlich stark 
belastet werden. Führt man jedoch eine kleine Frequenzabweichung ein, 
"rotiert" der Asymmetrie jedoch langsam, so dass die thermische 
Belastung gleichmäßiger verteilt wird.

Es gab zwar auch schon Versuche, Bahnstrom dreiphasig zuzuführen, aber 
das hat sich als nicht praktikabel erwiesen.

von Falk B. (falk)


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https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrom#16.E2.80.AF2.E2.81.843_Hz_gegen.C3.BCber_16.2C7_Hz

"Da der Sollwert der Netzfrequenz im europäischen Verbundnetz mit 
50 Hertz exakt der dreifache Wert des ehemaligen Sollwertes 16 2⁄3 Hertz 
im Bahnstromnetz ist, kam es in der Vergangenheit besonders zu 
lastschwachen Zeiten wie in der Nacht dazu, dass der für die 
Asynchronmaschine nötige Schlupf null wurde. In diesem synchronen Lauf 
kommt es im Läuferkreis zu einer unerwünschten Gleichstromkomponente auf 
einer Phase, die zu einer ungleichmäßigen thermischen Belastung der 
Maschine führt und in Extremfällen den thermischen Betriebsschutz und 
eine Notabschaltung auslösen kann.
Durch eine Versetzung der Sollfrequenz der Regelung seit 1995 von 
16 2⁄3 Hertz auf nun 16,7 Hertz wird auch in lastschwachen 
Betriebszeiten ein geringer Schlupf in der Asynchronmaschine 
gewährleistet, dies entspricht einer Abweichung von 0,2 % und liegt 
innerhalb des zulässigen Toleranzbereiches. Dadurch wird in diesem 
stationären Fall der dann langsam rotierende Gleichstromanteil 
gleichmäßig über die Phasen des Läuferkreises und die Bürsten der 
Schleifringe verteilt, womit auch die thermische Belastung verteilt wird 
und lokale Überhöhungen vermieden werden. Zwar kann auch mit der neuen 
Sollfrequenz von 16,7 Hertz bei Schwankungen der Frequenz kurzzeitig ein 
unerwünschter Synchronlauf im Maschinensatz auftreten, allerdings ist 
dies durch die Regelung nur ein vorübergehendes Ereignis, welches nicht 
als stationärer Betriebszustand auftreten kann. Damit wird die 
thermische Belastung der Komponenten der Umformer in zulässigen Grenzen 
gehalten."

>Es gab zwar auch schon Versuche, Bahnstrom dreiphasig zuzuführen, aber
>das hat sich als nicht praktikabel erwiesen.

Aber es sah spacy aus und man war verdammt schnell!!!

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6niglich_Preu%C3%9Fische_Milit%C3%A4r-Eisenbahn#Schnellfahrversuche

1903 mit 210 km/h!!!

von Der Andere (Gast)


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Vielen Dank für die Infos an Andreas und Falk. Wusste ich so noch nicht. 
:-)

von Christian M. (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Es gab zwar auch schon Versuche, Bahnstrom dreiphasig zuzuführen, aber
> das hat sich als nicht praktikabel erwiesen.

Falk B. schrieb:
> 1903

Und immer noch aktuell:

https://de.wikipedia.org/wiki/Jungfraubahn

Gruss Chregu

von yesitsme (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Ich gehe davon aus, dass Du derjenige warst, der auf Grund seiner
> Ahnungslosigkeit meinen obigen Beitrag negativ bewertet hat.

Nein, und auch weit davon entfernt.

von Harald W. (wilhelms)


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Andreas S. schrieb:

> Es gab zwar auch schon Versuche, Bahnstrom dreiphasig zuzuführen, aber
> das hat sich als nicht praktikabel erwiesen.

Ja, die Loks sehen aber irgendwie interessant aus.
http://www.berliner-verkehrsseiten.de/u-bahn/Fahrzeuge/Sfz/Arbeitslokomotiven/Versuchslok/1900_drehstrom04.jpg

von Hartmut  . (rio71)


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die änderung von 16 2/3 Hz zu 16,7 Hz hatte nicht nur die technische 
genannten gründe, sondern auch nen anderen..
nämlich den, das in der zunehmend elektronischen datenverarbeitung das 
simple schreiben von 16 2/3 Hz einfach zu "kompliziert" und auch 
..."unschön" ist.
ja echt.. wurde uns so kommuniziert...

technisch wars mit 16 2/3 in dem sinne einfach zu realisieren, das die 
umformer, drehend mit 500 U/min, vorn nen (asynchron)motor, betrieben 
mit 50 Hz und direkt fest dran nen generator mit zwei poolpaaren 
betrieben die gewünschte frequenz lieferten.
siehe auch abschnitt bahnstrom:
https://de.wikipedia.org/wiki/Umformer


heute macht die sache natürlich technisch keinen sinn mehr, traut sich 
nur keiner das system komplett umzuwerfen..
obwohl man heute sowieso loks als sogenannte drei-frequenz-lokomotive 
bestellt. 16 2/3 Hz + 50 Hz + gleichstrom...
so kann man dann durchgehend mit der selben lok von deutschland 16 2/3 
Hz über frankreich 50 Hz nach italien gleichstrom fahren.
hier in karlsruhe fahren z.b. auch die stadtbahn (s-bahn) vom stadtnetz 
750 V gleichspannung ins bahnnetz 15 kV 16 2/3 Hz..
geht ganz wunderbar.. mit mühe hört man den wechselschalter oben auf dem 
dach.. kein wackeln im antrieb, kein wackeln im lichtkreis...

gruß vom bediener, pfleger und heger der umformer karlsruhe.. :-)
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstromumformerwerk

: Bearbeitet durch User
von yesitsme (Gast)


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Hartmut  . schrieb:
> traut sich nur keiner das system komplett umzuwerfen..

Ist eine Kosten/Nutzen frage. Und die Vorteile müssen schon gewaltig 
sein, wenn man dafür einmal die vorhandene, funktionierende und bezahlte 
Infrastruktur wegwerfen will.

von Ferrophilia (Gast)


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Hallo

ich nochmal.

Da Harald Wilhelms hier im Forum nach meiner Meinung eine zuverlässige 
und vor allem freundliche Informationsquelle ist, muss ich wohl mit der 
Antwort auf meiner Frage zufrieden sein - was aber Schade ist.

Die Wikipediaquelle war mir schon bereits bekannt.

Vielleicht kann mir jemand dann wenigstens als Anschlussfrage die 
Ursache oder besser Wirkungsweise dieser ebenfalls im Wikipediaartikel 
erwähnten Tatsache erklären:

"...dass der für die Asynchronmaschine nötige Schlupf null wurde. In 
diesem synchronen Lauf kommt es im Läuferkreis zu einer unerwünschten 
Gleichstromkomponente auf einer Phase, die zu einer ungleichmäßigen 
thermischen Belastung der Maschine führt..."

Das ein Gleichstrom zur einer zusätzlichen Thermischen belastung führt 
ist mir klar, aber wie kommt es den zur Gleichstromkomponente? - Der 
Schlupf wurde zu Null ist mir irgendwie zu wenig, bzw. es fehlt mir eine 
weitere Erklärung dazu.

Wenn ich das richtig verstanden habe gibt es doch es nur drei angewandte 
Möglichkeiten der 16 2/3 Hz (oder eben 16,7 Hz) Bahnstrom Erzeugung.

1- Eigener Bahnstromgenerator 16 2/3Hz (16,7Hz)der von einer 
Dampfturbine im Kraftwerk angetrieben wird.
2- Als Rotierender Umformer: Ein 50Hz 3 Phasen Motor treibt in rein 
Mechanischer Kupplung einen 16 2/3Hz (16,7 Hz) 1 Phasen Generator an - 
bei der Leistungsseite besteht keinerlei elektrische Verbindung zum 
3Phasen 50Hz Netz.
3- Als Statischer bzw. Elektronischer Umrichter mit Nutzung von 
Leistungshalbleiter, der die Frequenz umwandelt aber auch dafür sorgt 
das alle drei Phasen des speisenden 50Hz Netzes gleichmäßig belastet 
werden und auf der "Primärseite" direkt nur noch 1 Phase erzeugt wird.

Habe ich da etwas falsch verstanden (und wenn ja was), wird denn nicht 
"automatisch" auf der "Primärseite" der Umformer dafür gesorgt das das 
speisende 50Hz Netz auf allen 3 Phasen gleichmäßig belastet wird und 
Sekundär nur eine Phase erzeugt wird die gar nicht (weil eben nur eine 
Phase) ungleichmäßig belastet werden kann?

Ferrophilia

von Frank D. (frank-de)


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Ich kann mich noch erinnern - Das Thema Stromklau ....
16,xx war nicht so beliebt - Glühbirnen "flackerten"
Zu Zeiten meiner Lehre ...
Nix mit FU !

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Hartmut  . schrieb:
> obwohl man heute sowieso loks als sogenannte drei-frequenz-lokomotive
> bestellt. 16 2/3 Hz + 50 Hz + gleichstrom...

Entscheidend ist für den Betrieb nicht, welche Loks man heute bestellt, 
sondern wie lange man noch Loks betreiben will oder muss, die keinen 50 
Hz- oder Gleichstrombetrieb beherrschen. Bei Nutzungsdauern von 30 
Jahren und deutlich länger hätte man ansonsten sehr viele Loks auf einen 
Schlag auszutauschen, ohne dass es hierfür einen derart überragenden 
technischen, kaufmännischen oder organisatorischen Grund gäbe.

Wahrscheinlich gibt es bei den Bahnbetreibern auch schon entsprechende 
Konzepte und Zeitpläne für die Zeit, in der die letzten reinen 16,x 
Hz-Loks stillgelegt werden können.

Welche Frequenz und Spannung würde man denn heute wählen, wenn man heute 
die Chance hätte, bei Null anzufangen, d.h. auch ohne Rücksicht auf die 
konkret lieferbaren Loktypen.

von Falk B. (falk)


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@Andreas Schweigstill (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill)

>Welche Frequenz und Spannung würde man denn heute wählen, wenn man heute
>die Chance hätte, bei Null anzufangen, d.h. auch ohne Rücksicht auf die
>konkret lieferbaren Loktypen.

Wahrscheinlich 50 Hz, so wie es die Franzosen und andere nutzen.

von Harald W. (wilhelms)


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Falk B. schrieb:

>>Welche Frequenz und Spannung würde man denn heute wählen, wenn man heute
>>die Chance hätte, bei Null anzufangen, d.h. auch ohne Rücksicht auf die
>>konkret lieferbaren Loktypen.
>
> Wahrscheinlich 50 Hz, so wie es die Franzosen und andere nutzen.

Hmm, was spricht eigentlich gegen Gleichspannung, so wie man
es auch für Energiefernübertragung nutzt? M.E. könnte man so
die Verluste verringern, da man die zu übertragende Spannung
ohne grosse Umbauten bis zur vorher verwendeten Spitzenspan-
nung (also ca. 21kV in D) erhöhen könnte. Auch Blindleistungs-
veluste würden dadurch wegfallen.

von Bernd F. (metallfunk)


Angehängte Dateien:

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Das ging aber auch "Damals" schon mit 50 Hertz.

Grüße Bernd

von (prx) A. K. (prx)


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Harald W. schrieb:
> Hmm, was spricht eigentlich gegen Gleichspannung,

Früher: Der fehlende Gleichspannungstransformator.
Heute: Die bestehenden Netze und die existierenden Fahrzeuge.

: Bearbeitet durch User
von Amateur (Gast)


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Ich habe mal so etwas über die Drehzahl aufgeschnappt.

Ein Motor mit 50Hz dreht mit 3000 U/Min oder einen glatten Teilerfaktor 
darunter. Also 1500 U/Min 750 U/Min usw.

Bei der Bahn wurden aber diese hohen Drehzahlen nicht benötigt bzw. 
waren unerwünscht. Der Standartmotor bei 16 2/3 Hz hätte nur noch 1000 
U/Min. Bzw. 500 U/Min oder 250 U/Min.

Natürlich kann man durch das Erhöhen der Wicklungsanzahl auch andere 
Verhältnisse schaffen, aber das effektive Wickelvolumen nimmt immer mehr 
ab. Ein Getriebe hätte, bei den bahnüblichen Lasten, die Kosten und das 
Volumen, in die Höhe getrieben.

War also nicht Ideal, aber sinnvoll.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Früher: Der fehlende Gleichspannungstransformator.
> Heute: Die bestehenden Netze und die existierenden Fahrzeuge.

Es ging doch mittlerweile um meine Frage, was man heutzutage auswählen 
würde, wenn man bei Null anfangen könnte.

von Harald W. (wilhelms)


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Andreas S. schrieb:

> Es ging doch mittlerweile um meine Frage, was man heutzutage auswählen
> würde, wenn man bei Null anfangen könnte.

Nein, um den Zustand, wenn die z.Z noch fahrenden reinen AC-Loks
endgültig ausgemustert werden. Natürlich müssten dann auch alle
AC-Umformer(Trafs) ausgemustert werden, aber zumindest kann man
dabei auf Erfahrungen mit vorhandener Technik (HGÜ) zurückgreifen.

von Bernd F. (metallfunk)


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Andreas S. schrieb:
> A. K. schrieb:
>> Früher: Der fehlende Gleichspannungstransformator.
>> Heute: Die bestehenden Netze und die existierenden Fahrzeuge.
>
> Es ging doch mittlerweile um meine Frage, was man heutzutage auswählen
> würde, wenn man bei Null anfangen könnte.

Lies mal das Pdf ( etwas weiter oben). Mit Gleichstrom ging das auch
vor 1940. Das Problem waren die Fahrleitungen.

Die 50 Hertz-Variante konnte sich nicht durchsetzen, weil die
Umrüstkosten zu teuer waren. So ist es halt beim bestehenden Netz 
geblieben.

Und heute würde man auch den Weg des geringsten Widerstandes wählen :)

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Bernd F. (metallfunk)


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Harald W. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>
>>>Welche Frequenz und Spannung würde man denn heute wählen, wenn man heute
>>>die Chance hätte, bei Null anzufangen, d.h. auch ohne Rücksicht auf die
>>>konkret lieferbaren Loktypen.
>>
>> Wahrscheinlich 50 Hz, so wie es die Franzosen und andere nutzen.
>
> Hmm, was spricht eigentlich gegen Gleichspannung, so wie man
> es auch für Energiefernübertragung nutzt? M.E. könnte man so
> die Verluste verringern, da man die zu übertragende Spannung
> ohne grosse Umbauten bis zur vorher verwendeten Spitzenspan-
> nung (also ca. 21kV in D) erhöhen könnte. Auch Blindleistungs-
> veluste würden dadurch wegfallen.

Da könnte es Probleme mit Überschlägen geben. Die Fahrleitung ist
Häufig nur 0,5 Meter vom Grund ( Brücke, Tunnel, Lokdach usw. ent-
fernt.

Grüße Bernd

von Harald W. (wilhelms)


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Bernd F. schrieb:

> Da könnte es Probleme mit Überschlägen geben. Die Fahrleitung ist
> Häufig nur 0,5 Meter vom Grund ( Brücke, Tunnel, Lokdach usw. ent-
> fernt.

Die Überschlagentfernung ergibt sich durch die Spitzenspannung,
nicht durch den Effektivwert einer Wechselspannung.

von Bernd F. (metallfunk)


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Harald W. schrieb:
> Bernd F. schrieb:
>
>> Da könnte es Probleme mit Überschlägen geben. Die Fahrleitung ist
>> Häufig nur 0,5 Meter vom Grund ( Brücke, Tunnel, Lokdach usw. ent-
>> fernt.
>
> Die Überschlagentfernung ergibt sich durch die Spitzenspannung,
> nicht durch den Effektivwert einer Wechselspannung.

Harald,

21 Kv Gleichspannung. Bei Regen und Schnee? Wie kriegst du den
Lichtbogen weg?

Der Strom auf den aktuellen Fahrleitungen wird schon ein guter
Kompromiss aus Volt (Isolatoren) und Ampere (Fahrdraht) sein.

Grüße Bernd

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Harald W. schrieb:
> Die Überschlagentfernung ergibt sich durch die Spitzenspannung,
> nicht durch den Effektivwert einer Wechselspannung.

Dummerweise verlöschen Lichtbogen bei Gleichspannung aber nicht so 
leicht wie bei Wechselspannung. Wenn nun ein temporäres Ereignis, z.B. 
ein herabfallender Ast oder ein Marder, der über einen Isolator 
klettert, zu einem Lichtbogen führt, könnte das ggf. zu einem größeren 
Schaden führen. Wie sehen da die Erfahrungen in den Ländern mit 
Gleichstrom aus?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Bernd F. schrieb:
> Der Strom auf den aktuellen Fahrleitungen wird schon ein guter
> Kompromiss aus Volt (Isolatoren) und Ampere (Fahrdraht) sein.

Das war zumindest der Kompromiss, den man vor etlichen Jahrzehnten als 
optimal angesehen hat. Eine heutige Bewertung könnte da durchaus zu 
anderen Ergebnissen führen.

von Helmut L. (helmi1)


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Amateur schrieb:
> Der Standartmotor bei 16 2/3 Hz hätte nur noch 1000
> U/Min. Bzw. 500 U/Min oder 250 U/Min.

Wenn es ein Kurzschlusslaeufer waere. Bei der Bahn sind es aber 
Kommutator (Reihenschluss) Motoren gewesen. Da sit die Drehzahl nur 
proportional der Spannung aber nicht der Frequenz.

Andreas S. schrieb:
> Wie sehen da die Erfahrungen in den Ländern mit
> Gleichstrom aus?

Die habe alle kleiner Gleichspannungen.  Niederlande 1.5kV DC , Belgien 
3.0kV DC. Muss wohl ein Kompromiss zwischen Lichtbogen und Querschnitt 
der Leitung sein.

von Falk B. (falk)


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@Harald Wilhelms (wilhelms)

>> Wahrscheinlich 50 Hz, so wie es die Franzosen und andere nutzen.

>Hmm, was spricht eigentlich gegen Gleichspannung, so wie man
>es auch für Energiefernübertragung nutzt?

Die Kosten der HGÜ im Allgemeinen und Speziellen. UNd welche 
Speisespannung würde man auf den Fahrdraht legen? 1-3kV? Dann braucht 
man dickeren Fahrdraht oder mehr Einspeisewerke. 10-20kV? Dann hast du 
ein Problem in der E-Lok, damit deinen Motor anzutreiben 
(Wicklungsisolation, Spannungsfestigkeit der Schaltelemente). Von der 
Lichtbogenproblematik bei Gleichspannung mal ganz abgesehen.

>M.E. könnte man so
>die Verluste verringern, da man die zu übertragende Spannung
>ohne grosse Umbauten bis zur vorher verwendeten Spitzenspan-
>nung (also ca. 21kV in D) erhöhen könnte. Auch Blindleistungs-
>veluste würden dadurch wegfallen.

Die sind aber bei den Streckenlängen unkritisch.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ Bernd Funk (metallfunk)

>Die 50 Hertz-Variante konnte sich nicht durchsetzen, weil die
>Umrüstkosten zu teuer waren. So ist es halt beim bestehenden Netz
>geblieben.

Warum fahren die Franzosen dann heute mit 50 Hz?

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrom#/media/File:Europe_rail_electrification_de.svg

Und SOOOO viele fahren mit 1,5 bzw 3kV GLEICHSPANNUNG?

von Bernd F. (metallfunk)


Angehängte Dateien:

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Falk B. schrieb:
> @ Bernd Funk (metallfunk)
>
>>Die 50 Hertz-Variante konnte sich nicht durchsetzen, weil die
>>Umrüstkosten zu teuer waren. So ist es halt beim bestehenden Netz
>>geblieben.
>
> Warum fahren die Franzosen dann heute mit 50 Hz?
>
> 
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrom#/media/File:Europe_rail_electrification_de.svg
>
> Und SOOOO viele fahren mit 1,5 bzw 3kV GLEICHSPANNUNG?

Das ist historisch bedingt.

Die Höllentalbahn im Schwarzwald lief mit 50 Hertz. Nach dem
zweiten Weltkrieg wurden Triebwagen nach Frankreich ge-
bracht und auf einer Versuchsstrecke getestet.

Die Gleichstromvariante hatten die ja schon, hatten damit aber
große Probleme im Bergland.( Pdf- einige Beiträge vorher)

Dann haben die Franzosen einfach nur das bessere System übernommen :)
Damals war es auch strunzegal, ob sowas grenzüberschreitend 
funktioniert.

Warum ich das weiß? Vor einigen Jahren habe ich ein Spur Null-
Modell gefunden, dass den deutschen Triebwagen ET 25025 in französicher
Version zeigt. Ein Modell von Gebert-Berlin, entstanden ca. 1950.

Das Modell hat einige Feinheiten: So ist ein Teil des Passagierraumes
mit E-Technik belegt. Zusätzliche Lüfter wurden eingebaut, Um nicht 
zuviel Platz zu verlieren, wurde ein passender Zwischenwagen gebaut.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Volker S. (sjv)


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Helmut L. schrieb:
> Die habe alle kleiner Gleichspannungen.  Niederlande 1.5kV DC , Belgien
> 3.0kV DC. Muss wohl ein Kompromiss zwischen Lichtbogen und Querschnitt
> der Leitung sein.

So würde ich das auch sehen, bei höheren Gleichspg. wird es Probleme mit 
der Lichtbogenlöschung geben.

Die Hamburger S-Bahn hat 1200V und die Stromschiene hat eine 
Unterbrechung zwischen den Gleichrichterwerken, d.h. kein Verbundnetz.

von Harald W. (wilhelms)


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Volker S. schrieb:

>> Die habe alle kleiner Gleichspannungen.  Niederlande 1.5kV DC , Belgien
>> 3.0kV DC. Muss wohl ein Kompromiss zwischen Lichtbogen und Querschnitt
>> der Leitung sein.
>
> So würde ich das auch sehen, bei höheren Gleichspg. wird es Probleme mit
> der Lichtbogenlöschung geben.

Nun, ich gebe gerne zu, das ich auf dem Gebiet Eisenbahnen und
Grossmotoren kein Spezalist bin. Aber ab und zu sollte man auch
über den Tellerrand sehen und für neue Lösungen offen sein. Durch
die grossen Fortschritte in der Umformertechnik ist es inzwischen
völlig egal, was für Spannungen und Frequenzen in der Leitung sind
und was für Spannungen und Frequenzen der Motor braucht: Man kann
problemlos passende Umformer bauen. Falls man dann Änderungen im
deutschen Bahnnetz vornehmen will, ist es aber sicherlich sinnvoll,
auf Erfahrungen mit anderen Spannungs/Frequenz-Systemen in anderen
Ländern zurückzugreifen.

von R. M. (rmax)


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Hartmut  . schrieb:
> hier in karlsruhe fahren z.b. auch die stadtbahn (s-bahn) vom stadtnetz
> 750 V gleichspannung ins bahnnetz 15 kV 16 2/3 Hz..
> geht ganz wunderbar.. mit mühe hört man den wechselschalter oben auf dem
> dach.. kein wackeln im antrieb, kein wackeln im lichtkreis...

Als ich vor gut 20 Jahren regelmäßig aus dem Umland in die karlsruher 
Innenstadt gefahren bin, hat man an der Rampe zwischen dem Bahnhof 
Durlach und der Durlacher Allee durchaus gemerkt, daß die Bahn ein paar 
Meter antriebslos unterwegs war, bevor dann der Motor wieder einsetzte. 
Auf diesen paar Metern ging auch kurzzeitig das Licht aus.

von Ferrophilia (Gast)


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Hallo

Ich möchte mich noch mal ganz herzlich als der TO (also die Person die 
die ganz genau formulierte Ausgangsfrage gestellt hatte) bedanken für 
die Punktgenaue Beantwortung der selben.
Auch herzlichen Dank das auf meine Anschlussfrage so genau eingegangen 
wurde.

Wenn hier irgendwo noch etwas Anstand bestehen sollte dann schaut doch 
bitte noch mal ganz am Anfang des Treads nach, und antwortet darauf.

Irgendwie ist das so als wenn man einen Orts ansässigen nach den Weg 
fragen würde und er dir etwas über seine Familie erzählt und dich dann, 
weil zufällig irgendein Bekannter auftaucht, dann frech total ignoriert.
Da braucht man sich dann auch mit guten gewissen und zu recht auch nicht 
zu bedanken.

Danke, ein ganz hervorragendes Beispiel für Forenkultur.

Harald Wilhelms nehme ich ausdrücklich aus - er gehört wohl zu den 
wenigen Leuten die erkennen wie ein Forum funktioniert und auf welche 
Frage geantwortet werden sollte und das eben nicht den Fragen der 
Trittbrettfahrer und/oder der eigenen Clique den Vorzug gegeben wird.

 Ferrophilia

von Karl B. (gustav)


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Hi,
Fa. AEG Bad Cannstatt war maßgeblich beteiligt an der Neukonstruktion 
der E44-Lok, die ...
aber lies bitte selbst...

https://de.wikipedia.org/wiki/DR-Baureihe_E_44

Die E 244 31 besaß als Antriebsmotoren eine spezielle Form von 
Einphasen-Asynchronmotoren.
Die E 244 11 besaß einen ungesteuerten Quecksilberdampfgleichrichter. 
Sie wurde über ein Schaltwerk an der Hochspannungsseite des 
Transformators gesteuert. Die Fahrmotoren dieser Lok wurden mit dem von 
diesem Gleichrichter erzeugten pulsierenden Gleichstrom gespeist.
Die E 244 21, wie auch die nach dem Zweiten Weltkrieg aus einer 
kriegsbeschädigten E 44 gebaute E 244 22 besaßen einen Antrieb mittels 
Kommutatormotoren, die über den Transformator mit Sekundärschaltwerk 
direkt mit dem 50-Hertz-Wechselstrom versorgt wurden. Diese Motoren 
zeichneten sich durch eine sehr aufwändige Konstruktion des Kommutators 
aus.


ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Elektrofan (Gast)


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>> Die habe alle kleiner Gleichspannungen.  Niederlande 1.5kV DC , Belgien
>> 3.0kV DC. Muss wohl ein Kompromiss zwischen Lichtbogen und Querschnitt
>> der Leitung sein.

1500 V sind jedenfalls mickrig.
Sollte ein Zug z.B. 6 MW (elektrisch) aufnehmen, müssten über 4 kA 
fliessen, weil von der Spannung am Unterwerk ein Viertel weniger am 
Pantograph ankämen...

http://www.lokschuppen-loh.de/Berichte/Valkenburg_2011-Dateien/image101.jpg

(Der ICE3 fährt in Holland leistungsreduziert.)

von Harald W. (wilhelms)


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Elektrofan schrieb:

> 1500 V sind jedenfalls mickrig.

Ja, das ist eher Strassenbahnformat. Aber vielleicht ist es
wirklich so, das es eisenbahntypische Probleme mit höheren
Gleichspannungen gibt, die bei der HGÜ keine Rolle spielen.

von Der Andere (Gast)


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Ferrophilia schrieb:
> Ich möchte mich noch mal ganz herzlich als der TO (also die Person die
> die ganz genau formulierte Ausgangsfrage gestellt hatte) bedanken für
> die Punktgenaue Beantwortung der selben.

Prima :-)

> Auch herzlichen Dank das auf meine Anschlussfrage so genau eingegangen
> wurde.

Na also ist doch beantwortet

Ferrophilia schrieb:
> Wenn hier irgendwo noch etwas Anstand bestehen sollte

Jetzt packst du aber eine dicke Keule aus

Ferrophilia schrieb:
> dann schaut doch
> bitte noch mal ganz am Anfang des Treads nach, und antwortet darauf.

Wie, du hast selbst gesagt daß die Frage präzise beantwortet wurde, so 
what?

Ferrophilia schrieb:
> Irgendwie ist das so als wenn man einen Orts ansässigen nach den Weg
> fragen würde und er dir etwas über seine Familie erzählt und dich dann,
> weil zufällig irgendein Bekannter auftaucht, dann frech total ignoriert.

Das ist ein normaler Verlauf einer Diskussion. Aus der Beantwortung der 
Ursprungsfrage ergeben sich interessante Nebenaspekte die dann auch 
diskutiert werden. Dein Einwand wäre vieleicht nachvollziehbar wenn 
jetzt hier über Schweißverfahren von Bahnschienen geredet würde, aber es 
geht immer noch um Stromversorgung von Bahnen.

> Da braucht man sich dann auch mit guten gewissen und zu recht auch nicht
> zu bedanken.
Du hast doch deine Frage beantwortet bekommen und dich dafür bedankt. 
Warum liest du nicht einfach mit und lernst auch neben der 
Ursprungsfrage einfach noch dazu?
Wenn du einen weiteren Aspekt zur Ursprungsfrage siehst, dann kannst du 
ja behutsam die Diskussion dazu zurückführen.

Ferrophilia schrieb:
> Danke, ein ganz hervorragendes Beispiel für Forenkultur.

Sehe ich auch so, aber im positiven Sinne, zumindest bis auf dein 
letztes Posting, schade :-(

von Helmut L. (helmi1)


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Elektrofan schrieb:
> 1500 V sind jedenfalls mickrig.

Naja, dafuer ist Holland halt flach und hat keine Berge. Wegen der hohen 
Stroeme die trotzdem fliessen haben die auch andere Panthographen. Die 
haben meistens 2 Schleifleisten dran.

Belgien ist ein bisschen huegeliger, vielleicht sind die deshalb auf 3kV 
gegangen :=)

Eine Strecke in Suedafrika ist sogar mit 50kV 50Hz elektrifiziert. Da 
kann man den Abstand der Unterwerke noch groesser machen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Sishen%E2%80%93Saldanha

: Bearbeitet durch User
von Der Andere (Gast)


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Falk B. schrieb:
> 10-20kV? Dann hast du
> ein Problem in der E-Lok, damit deinen Motor anzutreiben
> (Wicklungsisolation, Spannungsfestigkeit der Schaltelemente).

Wird in modernen E-Loks nicht sowiso erst mal in einen Zwischenkreis 
gleichgerichtet und dann über Umrichter mit Drehstrommotoren gefahren?
Dann wäre die Stromversorgung doch ziemlich egal.

Ich hatte die gleiche Idee beim Lesen wie Harald, ob es jetzt aber mehr 
ein technisches Problem (Lichtbogen) oder doch eher ein Promlem der 
größeren einmaligen Investitionskosten ist ist mir weiter nicht klar.

Harald W. schrieb:
>
> Falk B. schrieb:
>>>Welche Frequenz und Spannung würde man denn heute wählen, ...en.
>
> Hmm, was spricht eigentlich gegen Gleichspannung,

von Elektrofan (Gast)


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> Die Hamburger S-Bahn hat 1200V und die Stromschiene hat eine
> Unterbrechung zwischen den Gleichrichterwerken, d.h. kein Verbundnetz.

Das muss man (leider) so machen, weil sonst ein Kurzschlussfehler nicht 
mehr beherrschbar wäre.
Auch bei Strassen- bzw. Stadbahnen mit 750 V DC ist das so, mit der 
Konsequenz schlechteren Wirkungsgrades.
Eine Brems-Rückspeisung ist ebenfalls schwieriger bzw. funktioniert dann 
nicht, wenn "am gleichen Stromkreis" (ungesteuerte Gleichrichtung!) kein 
anderer Zug hängt und beschleunigt.

von Harald W. (wilhelms)


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Der Andere schrieb:

>> Irgendwie ist das so als wenn man einen Orts ansässigen nach den Weg
>> fragen würde und er dir etwas über seine Familie erzählt und dich dann,
>> weil zufällig irgendein Bekannter auftaucht, dann frech total ignoriert.
>
> Das ist ein normaler Verlauf einer Diskussion.

Ich denke, ein Forum kann man eher mit einer gemütlichen
Diskussion am Abend beim Bier und nicht mit einer prä-
zisen Frage nach dem Weg vergleichen. Dazu kommt hier
noch das Zusatzproblem, das man meist nicht den Wissens-
stand des Fragers kennt und es schon allein deshalb
schwierig ist, eine passende Antwort zu formulieren.

von Helmut L. (helmi1)


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Der Andere schrieb:
> Wird in modernen E-Loks nicht sowiso erst mal in einen Zwischenkreis
> gleichgerichtet und dann über Umrichter mit Drehstrommotoren gefahren?
> Dann wäre die Stromversorgung doch ziemlich egal.

Da haengt bei Wechselstrombahnen immer noch ein Trafo davor.

Der Trafo wird auch noch aus 2 weiteren Gruenden benoetigt.

1. Man brauch Gewicht auf den Achsen damit die Lok ueberhaupt was ziehen 
kann. Waere kein Trafo verbaut muesste man andere Gewichte einbauen.

2. Der Trafo dient mit seiner Induktivitaet auch noch als Filter fuer 
die Oberwellen des Umrichters und umkehrt gegen Transienten aus der 
Oberleitung zum Schutz der Halbleiter.

von Der Andere (Gast)


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Helmut L. schrieb:
> Da haengt bei Wechselstrombahnen immer noch ein Trafo davor.

Ok, das wusste ich nicht.
Grund 1: Stimmt, aber Gewichte wären billiger und man könnte den 
Schwerpunkt damit tiefer bauen
Grund 2: Macht natürlich absolut Sinn.

Harald W. schrieb:
> Ich denke, ein Forum kann man eher mit einer gemütlichen
> Diskussion am Abend beim Bier und nicht mit einer prä-
> zisen Frage nach dem Weg vergleichen.

Seh ich genauso.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Die 15kV unseres Bahnnetzes sind wahrscheinlich schon grenzwertig, wenn 
ich mit die Lichbogen im Winter anschaue. Im Winter hat man auch etwas 
Eis an den Draehten, ueber die der Abnehmer dann springt. Mit einem 
Lichtbogen. Dieser Lichtbogen erzeugt dann wahrscheinlich eine rauhe 
Oberflaeche auf beiden Seiten und erhoehten Uebergangswiderstand. 
Gleichstrom wuerde zu mehr Lichtbogen fuehren, denk ich. Jetzt 
verloescht der Lichtbogen im Nulldurchgang.

von Falk B. (falk)


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@Helmut Lenzen (helmi1)

>1. Man brauch Gewicht auf den Achsen damit die Lok ueberhaupt was ziehen
>kann. Waere kein Trafo verbaut muesste man andere Gewichte einbauen.

Gewichte sind billiger.

>2. Der Trafo dient mit seiner Induktivitaet auch noch als Filter fuer
>die Oberwellen des Umrichters und umkehrt gegen Transienten aus der
>Oberleitung zum Schutz der Halbleiter.

Naja, ein passender Netzfilter ist deutlich kleiner und billiger als die 
parasitären Elemente eines Trafos.

von ölasdfkj (Gast)


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Helmut L. schrieb:
> Der Andere schrieb:
>> Wird in modernen E-Loks nicht sowiso erst mal in einen Zwischenkreis
>> gleichgerichtet und dann über Umrichter mit Drehstrommotoren gefahren?
>> Dann wäre die Stromversorgung doch ziemlich egal.
>
> Da haengt bei Wechselstrombahnen immer noch ein Trafo davor.
>
> Der Trafo wird auch noch aus 2 weiteren Gruenden benoetigt.
>
> 1. Man brauch Gewicht auf den Achsen damit die Lok ueberhaupt was ziehen
> kann. Waere kein Trafo verbaut muesste man andere Gewichte einbauen.
>
> 2. Der Trafo dient mit seiner Induktivitaet auch noch als Filter fuer
> die Oberwellen des Umrichters und umkehrt gegen Transienten aus der
> Oberleitung zum Schutz der Halbleiter.

Der Hauptgrund für den Transformator ist vor allem, dass es keine 
Vernünftigen Halbleiter gibt die eine Spannung von 15kV sperren können.
Das Gewicht ist nicht das Hauptthema. Eine Lok benötigt durchaus eine 
gewisse Masse, die in Eisenbahnen eingesetzten Transformatoren sind 
jedoch eher darauf optimiert leicht zu sein was sich deutlich im 
Wirkungsgrad niederschlägt.

von Helmut L. (helmi1)


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ölasdfkj schrieb:
> Der Hauptgrund für den Transformator ist vor allem, dass es keine
> Vernünftigen Halbleiter gibt die eine Spannung von 15kV sperren können.

Den Hauptgrund hatte ich gar nicht genannt, der duerfte ja wohl klar 
gewesen sein.

von Harald W. (wilhelms)


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ölasdfkj schrieb:

> Der Hauptgrund für den Transformator ist vor allem, dass es keine
> Vernünftigen Halbleiter gibt die eine Spannung von 15kV sperren können.

Ich hätte jetzt eher angenommen, das es keine Motore für diese Spannung
gibt. Wandler für hohe Eingangsgleichspannung gbts ja für HGÜ.

von Schreiber (Gast)


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Helmut L. schrieb:
> ölasdfkj schrieb:
>> Der Hauptgrund für den Transformator ist vor allem, dass es keine
>> Vernünftigen Halbleiter gibt die eine Spannung von 15kV sperren können.
>
> Den Hauptgrund hatte ich gar nicht genannt, der duerfte ja wohl klar
> gewesen sein.

Geben tut es die heute schon, nur der Preis...

Vor einigen Jahrzehnten war das aber noch wesentlich schwieriger und 
teurer.

von MrBaum (Gast)


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Ferrophilia schrieb:
> Bei der Einführung der ersten E-Lokomotiven gab es noch nicht lösbare
> Problem bei den nötigen Leistungen eine ausreichend funkenfreie
> Kommutierung bei 50 Hz zu gewährleisten.
>
> Aber warum war (ist) das so, und was hatte sich dann bei den Motoren
> verändert das zu einen späteren Zeitpunkt (aber noch deutlich vor der
> Zeit als elektronischen Frequenzumrichter im  Bahnbetrieb nutzbar
> wurden) auch eine 50Hz (25Hz) Nutzung möglich wurde und in vielen
> Ländern auch praktiziert wird?
>
> Um das zu verstehen benötige ich wohl einige Grundlageninfos bezüglich
> elektrischer Maschinen und des Einphasen-Reihenschlussmotor.

Hi Leute,
Ein paar Infos zum Einphasen-Reihenschlussmotoren und den Problemen bei 
50Hz.
Der Hauptgrund für das Kommutierungsproblem ist die in der kommutierten 
Spule induzierte Spannung (durch die Transformatorische Kopplung - siehe 
https://de.wikipedia.org/wiki/Einphasen-Reihenschlussmotor#In_kommutierender_Spule_induzierte_Spannungen)

Da der magnetische Fluss ein Sinus mit der Speisefrequnz ist, lässt sich 
diese am leichtesten durch die Frequenz beeinflussen. (d sin(w*t) /dt 
==> w*cos(w*t)!(w=omega sprich Kreisfrequnz))

Wie sich daraus ergibt ist bei geringerer Frequenz die Kommutierung 
leichter.

LG MrBaum

von Elektrofan (Gast)


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Helmut Lenzen schrieb:
> 1. Man brauch Gewicht auf den Achsen damit die Lok ueberhaupt was ziehen
> kann. Waere kein Trafo verbaut muesste man andere Gewichte einbauen.

Bei der Beschreibung auch von 4-achsigen E-Loks findet sich schon 
länger, dass bei der Konstruktion auch auf möglichst niedriges Gewicht 
geachtet würde.
Die Achslast "belastet" (und verschleisst) eben auch die Schienen.
So weit ich mich entsinne, wurden dafür schon um 1980 bei der Baureihe 
120 für jede der 4 Achsen (je 21 t Achslast) getrennte 
Schleuderregelungen vorgesehen.

von Ordner (Gast)


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Falk B. schrieb:
> @Helmut Lenzen (helmi1)
>>1. Man brauch Gewicht auf den Achsen damit die Lok ueberhaupt was ziehen
>>kann. Waere kein Trafo verbaut muesste man andere Gewichte einbauen.
> Gewichte sind billiger.
Ich werfe noch den Versuch ein, Magnetismus wie bei der 
Magnetschwebebahn zu verwenden, um genug Anpressdruck fürs Beschleunigen 
und Bremsen zu haben.

>>2. Der Trafo dient mit seiner Induktivitaet auch noch als Filter fuer
>>die Oberwellen des Umrichters und umkehrt gegen Transienten aus der
>>Oberleitung zum Schutz der Halbleiter.
>
> Naja, ein passender Netzfilter ist deutlich kleiner und billiger als die
> parasitären Elemente eines Trafos.
Bringt aber weiteren ohmschen Widerstand! Da nehme Ich doch lieber den 
Trafo.


Andreas S. schrieb:
> Ich gehe davon aus, dass Du derjenige warst, der auf Grund seiner
> Ahnungslosigkeit meinen obigen Beitrag negativ bewertet hat.
Nur ein eingeloggter User kann Beiträge bewerten :-)

von Helmut L. (helmi1)


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Elektrofan schrieb:
> Bei der Beschreibung auch von 4-achsigen E-Loks findet sich schon
> länger, dass bei der Konstruktion auch auf möglichst niedriges Gewicht
> geachtet würde.
> Die Achslast "belastet" (und verschleisst) eben auch die Schienen.
> So weit ich mich entsinne, wurden dafür schon um 1980 bei der Baureihe
> 120 für jede der 4 Achsen (je 21 t Achslast) getrennte
> Schleuderregelungen vorgesehen.

Es ist eben immer ein Kompromiss zwischen Achslast und Anpressdruck an 
die Schiene. Bau man zu schwer hehen die Schienen kaputt baut man zu 
leicht zieht die Lok keinen Hering vom Teller. Die Schleuderregelung 
konnte man bei der 120 erstmals machen da sie die erste Serienlok mit 
Frequenzumrichter war. Bei Kommuntatorloks waere das viel zu aufwendig.

von oldeurope O. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Aber es sah spacy aus und man war verdammt schnell!!!
>
> 
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6niglich_Preu%C3%9Fische_Milit%C3%A4r-Eisenbahn#Schnellfahrversuche
>
> 1903 mit 210 km/h!!!

Harald W. schrieb:
> Ja, die Loks sehen aber irgendwie interessant aus.
> 
http://www.berliner-verkehrsseiten.de/u-bahn/Fahrzeuge/Sfz/Arbeitslokomotiven/Versuchslok/1900_drehstrom04.jpg

Ist Euch etwas aufgefallen?

Christian M. schrieb:
> Und immer noch aktuell:
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Jungfraubahn
>
> Gruss Chregu

Die Schweizer haben das Dreieck mit der Spitze auf die
Erde gestellt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Jungfraubahn_close-up_both_pantographs.jpg
Sehr clever! So ist das praktikabel.


LG
old.

von Helmut L. (helmi1)


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Drehstrom als Bahnstrom war in Oberitalien noch bis 1976 weit 
verbreitet.

https://de.wikipedia.org/wiki/FS_E.432


besonders ueber Weichen muss das interessant gewesen sein.

https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?017,6297385

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Ferrophilia.

Ferrophilia schrieb:

> Aber warum war (ist) das so, und was hatte sich dann bei den Motoren
> verändert das zu einen späteren Zeitpunkt (aber noch deutlich vor der
> Zeit als elektronischen Frequenzumrichter im  Bahnbetrieb nutzbar
> wurden) auch eine 50Hz (25Hz) Nutzung möglich wurde und in vielen
> Ländern auch praktiziert wird?

1) Es gibt auch bei "klassischer" Technologie Weiterentwicklung bei den 
Werkstoffen. z.B. bessere magnetische Eisenmaterialien und bessere 
elektrische Isolierungen.
Damit ließen sich auch relativ langsam laufende Kommutatormotoren 
kompakter bauen.

2) Es gab mehr Erkenntnisse über die Theorie. Damit liess sich 
vorhandene Technologie genauer berechnen, und dichter an Grenzen 
herangehen.

3) Man lernte es, schneller laufende Motoren mit einem guten Getriebe an 
die Achse zu koppeln, und das auch noch verteilt an mehreren Achsen. War 
einfacher geworden mit besseren Getriebewerkstoffen, besserer 
Bearbeitung und besserer Berechnung.

Zu 2) noch: Damals mussten alle Berechnungen ohne Computer, rein manuell 
durchgeführt werden. Wer so was mal gemacht hat weiss: Das kostet viel 
Zeit.
Aber irgendwann musste man ja fertig sein. Und so hat man ersteinmal 
aufgehört mit Rechnen, als man sich sicher war, das man etwas 
funktionierendes hat, und hat weitere Optimierungen auf zukünftige 
Baureihen vertagt.

So rein aus der Erinnerung aus einer Diskussion mit meinem alten 
"elektrische Maschinen und Antriebe" Professor wusste man bei Einführung 
des 16 2/3 Hz System schon, dass es auch mit 50Hz gehen würde, was noch 
nicht sicher war, als man mit den Planungen für das System angefangen 
hat. Mann wusste aber nicht, ob 50Hz gegenüber 16 2/3Hz Vorteile bringen 
würde.
Also hat man mit 16 2/3Hz angefangen zu bauen, weil man dort wusste, 
dass man sicher und zeitnah Erfolg haben würde.

Diese Überlegungen stammen aus Zeiten, als es noch kein Verbundnetz mit 
50Hz Wechselstrom gab, aber viele lokale Elktrizitätswerke, die eine 
lokale Gleichstromversorgung machten. Also alles was man machte, war 
sowieso eine Insellösung.
Auf der anderen Seite gab es schon eine ausgereifte Technologie aus 
Strassenbahnrichtung, die aber mit Gleichstrom ging. Mann wollte von 
daher so dicht wie möglich am Gleichstrom bleiben, brauchte auf der 
anderen Seite aber Wechselstrom weil man transformieren wollte und vom 
besseren Lichtbogenverhalten des Wechselstromes profitieren wollte.

Im nachinein gesehen war das mit den 16 2/3 Hz eine Eselei, weil die 
Generatoren und Trafos dreimal so groß sein müssen wie für 50Hz, was 
wieder ganz eigene Probleme schafft, insbesonderes bei den 
Bahnstromgeneratoren. Aber aus der damaligen Perspektive sah das halt 
anders aus.

> Um das zu verstehen benötige ich wohl einige Grundlageninfos bezüglich
> elektrischer Maschinen und des Einphasen-Reihenschlussmotor. Leider
> scheint es aber dazu nur sehr oberflächliche und vereinfachende (das
> kenne ich schon "alles") oder direkt auf das E-Technik Studium zielende
> (Da verstehe ich "dank" des sehr starken Anteil an "Hard-Core"
> Mathematik bei den "Nichterklärungen" so gut wie gar nichts)
> Informationen zu geben.
>
> Gibt es denn vom Anspruch nichts dazwischen?

Die oben angesprochenen technologischen Verbesserungen sind von der Idee 
her eigentlich nur Details, aber halt wichtige. Und die Zeit das zu 
berechnen war schon eine Riesennummer.

Der Rest (und möglicherweise das wichtigste) sind eigentlich im weiteren 
Sinne eher soziale/psychologische/ökonomische Parameter. Man musste es 
halt erst einmal lernen und wollte dabei "auf Nummer sicher" gehen.

Was bei diesen Überlegungen ganz aussen vor ist, ist, dass hinter 
verschiedenen Lösungen auch unterschiedliche Firmen mit ihren eigenen 
Interessengruppen und Lobbys standen. Wie heute auch. Das war im 
Kaiserreich und in der Weimarer Republik oder im Dritten Reich eben auch 
nicht anders. In einem solchen Umfeld setzt sich halt auch nicht immer 
die technisch beste Lösung durch. Leider gibt es aus dieser Zeit heute 
kaum noch Überlebende, die darin Einblick hatten und davon erzählen 
könnten.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Abel H. (abel)


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Helmut L. schrieb:
> Drehstrom als Bahnstrom war in Oberitalien noch bis 1976 weit
> verbreitet.

Helmut L. schrieb:
> besonders ueber Weichen muss das interessant gewesen sein.

Für Drehscheiben dagegen wäre es wahrscheinlich ideal...

Abel

von oldeurope O. (Gast)


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Helmut L. schrieb:
> Drehstrom als Bahnstrom war in Oberitalien

Das ist ja faszinierend!
Interessant die Erklärung wie man die Stufen
übergangen hat. Konnten die dann auch Nutzbremsen?

LG
old.

von Harald W. (wilhelms)


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Bernd W. schrieb:

> So rein aus der Erinnerung aus einer Diskussion mit meinem alten
> "elektrische Maschinen und Antriebe" Professor wusste man bei Einführung
> des 16 2/3 Hz System schon, dass es auch mit 50Hz gehen würde, was noch
> nicht sicher war, als man mit den Planungen für das System angefangen
> hat. Mann wusste aber nicht, ob 50Hz gegenüber 16 2/3Hz Vorteile bringen
> würde.
> Also hat man mit 16 2/3Hz angefangen zu bauen, weil man dort wusste,
> dass man sicher und zeitnah Erfolg haben würde.
>
> Diese Überlegungen stammen aus Zeiten, als es noch kein Verbundnetz mit
> 50Hz Wechselstrom gab, aber viele lokale Elktrizitätswerke, die eine
> lokale Gleichstromversorgung machten. Also alles was man machte, war
> sowieso eine Insellösung.

M.W. war das erste grosse "Bahnkraftwerk" ja das Walchenseewerk,
was wohl auch dazu führte, das in Süddeutschland E-Loks schon
sehr früh flächendeckend eingeführt wurden. Solange die dortigen
"Bahngeneratoren" noch laufen, wird man wohl auch bei 16 2/3 Hz
bleiben.

von Harald W. (wilhelms)


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Weil hier gerade so viele "Eisenbahnspezialisten" beisammen sind
mal eine OT-Frage: Lokführer können ja, im Gegensatz zu Kraft-
fahrern, einen Zusammenstoss oft schon sehr früh erkennen. Wie
kann man sich eigentlich als Lokführer bei einem Zusammenstoss
wie z.B. dem heutigen vor Verletzungen schützen? Zumindest eine
Flucht in den hinteren Teil der Lok sollte doch oft möglich sein?

von Helmut L. (helmi1)


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Harald W. schrieb:
> Solange die dortigen
> "Bahngeneratoren" noch laufen, wird man wohl auch bei 16 2/3 Hz
> bleiben.

Ich war vor 15 Jahren mal dort. Da ist ein grosses Fenster wo man 
reinschauen kann. Die Bahngeneratoren fielen direkt auf da sie 
wesentlich groesser als die 50Hz Generatoren sind.

Das erste Bahnstromkraft ansich war es nicht. Walchensee ist erst in den 
20er Jahren erbaut worden unter initiative von Oskar von Miller.

CO2 ist ihm N. schrieb:
> Interessant die Erklärung wie man die Stufen
> übergangen hat. Konnten die dann auch Nutzbremsen?

Soviel wie ich weiss konnten sie das nicht. Als Anlasswiderstaende hatte 
die sogar Wasserwiderstaende eingebaut. Somit musste selbst eine E-Lok 
hin und wieder Wasser fassen.

Ein absolute Besonderheit ist die Elektrisch beheizte Dampflok.

http://www.railroad24.de/modellbahnbilder/bilder.php?id=4113

Der duerfte die Stromart egal sein.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Ferrophilia.

Ferrophilia schrieb:

> "...dass der für die Asynchronmaschine nötige Schlupf null wurde. In
> diesem synchronen Lauf kommt es im Läuferkreis zu einer unerwünschten
> Gleichstromkomponente auf einer Phase, die zu einer ungleichmäßigen
> thermischen Belastung der Maschine führt..."

Das geht aber schon tief in die Theorie. ;O)

Asynchronmaschinen benötigen immer eine Differenz zwischen dem Drehfeld 
des Ständers und dem des Läufers, weil sie nach einem Prinzip Arbeiten, 
das auf der Lenzschen Regle basiert: Ein Drehfeld (z.B. im Ständer) 
induziert im Läufer eine Spannug, die einen Strom zur Folge hat, der 
seiner Entstehung, also der Geschwindigkeitsdifferenz, entgegen wirkt. 
Eigentlich will der Läufer das Drehfeld des Ständers bremsen, aber das 
dessen Drehfeld läuft stur durch, weil von aussen gespeisst, und der 
Läufer ist drehbar gelagert, also beschleunigt er sich selber. 
Eigentlich, bis die Differenz zu Null wird, aber dann ist auch geine 
Differenz der Drehfelder gegeben, und der Grund für die Induktion und 
damit die Kraftwirkung entfällt. Da aber am Läufer immer eine Last 
hängt, und wenn es nur die Reibung ist, wird bei einer Asynchronmaschine 
immer eine kleine Differenz zwischen den Drehfeldern bleiben. Wird die 
Differenz größer, entwickelt sich auch immer mehr Kraftwirkung, bis an 
einem bestimmten Punkt (Kippunkt) die Kraft wieder abnimmt. Belastet man 
über diesen Punkt hinaus, bleibt die Maschine stehen.
In der Kennlinie bei 
https://de.wikipedia.org/wiki/Drehstrom-Asynchronmaschine#Kennlinienbeispiel 
ist der Punkt mit K gekennzeichnet.

Bei den angesprochenen Bahnstromumformern wird daran zum Regeln 
manipuliert, indem man den Läuferstrom nicht sich selber überlässt oder 
einfach nur mit Widerständen belastet, sondern man schickt zu 
Regelungszwecken einen Strom hindurch, der mit dem Netz der anderen 
Seite verknüpft ist.

Bei starrem Verhältniss 3:1 entsprechend 50Hz zu 16 2/3Hz bedeutet das 
aber
wenn die Maschinen von Aufbau (egal ob Polpaarzahl oder Getriebe) her 
auch mit 1:3 verkoppelt sind, dass eine Feldkomponente auftauchen kann, 
die nicht als Drehfeld umläuft, sondern ortsfest steht und nur an und 
abschwillt, ein sogenanntes "Nullsystem".

Umgekehrt kann ein schiefbelastetes Drehstromsystem immer aus der 
Überlagerung eines linksdrehenden Drehsystems, eines rechtsdrehenden 
Drehsystems und einem stillstehendem System, dem Nullsystem, beschrieben 
werden. Bei einem idealen Drehsystem bleibt nur eine der drehenden 
Komponenten übrig, die gegendrehende Komponente und das Nullsystem 
werden dort zu Null.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Symmetrische_Komponenten

Wenn jetzt aus dem Generator schon ein Nullsystem herauskommt, bedeutet 
das, dass der Generator schon ein schiefes System erzeugt, was in 
nachgeschalteten Systemen ebenfalls zu schiefen Drehfeldern mit 
Verlusten führt. Solche Umformersätze werden verwendet, um Leistung 
zwischen den Systemen hin- und her zu verteilen. d.h. beide Seiten 
können als Generatoren oder Motoren auftreten, und auch Motore können so 
schon eine Schieflast aus dem Netz ziehen, was wiederum die speisenden 
Generatoren schief belastet.

>
> Wenn ich das richtig verstanden habe gibt es doch es nur drei angewandte
> Möglichkeiten der 16 2/3 Hz (oder eben 16,7 Hz) Bahnstrom Erzeugung.
>
> 1- Eigener Bahnstromgenerator 16 2/3Hz (16,7Hz)der von einer
> Dampfturbine im Kraftwerk angetrieben wird.

Richtig.

> 2- Als Rotierender Umformer: Ein 50Hz 3 Phasen Motor treibt in rein
> Mechanischer Kupplung einen 16 2/3Hz (16,7 Hz) 1 Phasen Generator an -
> bei der Leistungsseite besteht keinerlei elektrische Verbindung zum
> 3Phasen 50Hz Netz.

Bahnstrommaschinen sind in der Regel aber auch dreiphasig. Da aber, im 
Gegensatz zum öffentlichen Netzt, relativ wenige einphasige Verbraucher 
angeschlossen sind (die Lokomotiven), ist das Auftreten von Schieflast 
wahrscheinlicher als im öffentlicnen Netz, wenn sich die Lokomotiven mit 
ihrem Leistungsbedarf mal nicht gleichmäßig verteilen.

Auch diese Schieflast kann man mit dem beschriebenen Verfahren mit der 
leicht erhöten Frequenz "round Robin" zeitlich Wechselnd auf die 
einzelnen Phasen verteilen.

> 3- Als Statischer bzw. Elektronischer Umrichter mit Nutzung von
> Leistungshalbleiter, der die Frequenz umwandelt aber auch dafür sorgt
> das alle drei Phasen des speisenden 50Hz Netzes gleichmäßig belastet
> werden und auf der "Primärseite" direkt nur noch 1 Phase erzeugt wird.

Auch da gibt/gab es unterschiedliche Systeme. Ganz alte elektronische 
Systeme arbeiteten auch nach einem Phasenanschnittverfahren und konnten 
zwar einigermassen gut langsamere Frequenzen als 16 2/3 Hz herstellen, 
aber 16 2/3 Hz entsprechend 1/3 der speisenden Frequenz war auch eine 
Grenze nach oben......das ist also eher etwas, was man direkt auf der 
Lokomotive einsetzten kann.

> Habe ich da etwas falsch verstanden (und wenn ja was), wird denn nicht
> "automatisch" auf der "Primärseite" der Umformer dafür gesorgt das das
> speisende 50Hz Netz auf allen 3 Phasen gleichmäßig belastet wird

Filtern ist auch Aufwand. Auf der Seite des öffentlichen Netztes kann 
man zwischen Umrichter (Mittelspannung) und Netz (Höchstspannung) einen 
Trafo einschalten, der auf einer Seite im Dreieck geschaltet ist. Diese 
Dreieckschaltung unterdrückt das Nullsystem. Aber es kann nicht ein 
Gegensystem unterdrücken, weil das ja eigentlich ein normales Drehfeld 
ist, nur mit anderer Phasenfolge.

Aber das Nullsystem ist ja nicht alles. Sobald Du irgendwo eine größere 
Schieflast hast, verzerrst Du das Netz auch durch die 
Leiterlängstspannungen, die durch den schiefen Strom entstehen, und 
andere Verbraucher machen dann auch Schieflast....


> und
> Sekundär nur eine Phase erzeugt wird die gar nicht (weil eben nur eine
> Phase) ungleichmäßig belastet werden kann?

Das würde einen gut gepufferten Gleichstrom Zwischenkreis bedeuten. Ist 
viel Aufwand.

Es ist gut 25 Jahre her, dass ich mich mal eingehend mit dem Kram 
beschäftigt habe, und seitdem halt nicht mehr, und weiter bin ich ein 
alter Mann und mein Gedächnis ist auch nicht mehr wirklich toll. Verzeih 
mir daher bitte, wenn meine Darstellung etwas grob und oberflächlich 
ist. Ich hoffe, es hat Dir trozdem weitergeholfen.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von oldeurope O. (Gast)


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Helmut L. schrieb:
> Soviel wie ich weiss konnten sie das nicht.

Wenn der Zug am Gefälle versucht den Motor
schneller zu drehen als am Fahrschalter eingestellt,
wird die schon zurückspeisen.

Die Methode mit einer Kupplung zwischen den
Stufen auszugleichen ist natürlich unökonomisch.
Dafür gibt es auch Getriebelösungen.

Was mir an dem System gefällt ist, dass es ohne
Leistungselektronik auskommt.
Schade, dass die Infrastruktur dafür entfernt wurde.

LG
old.

von Skyper (Gast)


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Was wohl auch gegen ein Wechsel von 16 2/3 bzw. 16,7 Hz auf 50Hz bei den 
nutzenen Bahngesellschaften spricht, das bei 50Hz wohl die 
Isolierung/Abstände nicht mehr reichen würde, bei den Isolatoren ... 
Transformatoren, war die Aussage eines Profs. zu dem Thema...

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Skyper.

Skyper schrieb:
> Was wohl auch gegen ein Wechsel von 16 2/3 bzw. 16,7 Hz auf 50Hz bei den
> nutzenen Bahngesellschaften spricht, das bei 50Hz wohl die
> Isolierung/Abstände nicht mehr reichen würde, bei den Isolatoren ...

Naja, dass dürfte bei Freileitungen eher unter ferner liefen stehen. 
Aber bei Kabeln sind aber dielektrische Verluste in der Isolation und 
die daraus resultierende Erwärmung schon eine ziemliche Nummer, 
insbesonders im Höchstspannungsbereich.
Das könnte auch in Transformator und Maschinen zu zusätzlicher Erwärmung 
führen, obwohl da der Hauptbatzen aus magnetischen und ohmschen 
Verlusten kommt.

> Transformatoren, war die Aussage eines Profs. zu dem Thema...

Bei den Transformatoren und anderen elektrischen Maschinen, die auf die 
16 2/3 Hz ausgelegt sind, sind einige Induktivitäten bei der dreifachen 
Frequenz einfach zu groß.


Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Nachtrag:

Bernd W. schrieb:

> Bei den Transformatoren und anderen elektrischen Maschinen, die auf die
> 16 2/3 Hz ausgelegt sind, sind einige Induktivitäten bei der dreifachen
> Frequenz einfach zu groß.

Mal ganz abgesehen davon, das rotierende Maschinen, die auf 
Netzsynchronen Drehfeldern basieren, meistens jetzt auf einmal dreimal 
so schnell laufen möchten, was einige schon alleine aus Gründen der 
auftretenden Fliehkräfte nicht könnten.....

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Manfred K. (mkch)


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Hallo,
wenn wir über 16 2/3Hz Netz reden, reden wir über den Fernverkehr. Die 
DB die Schweizer verwenden z.B. dieses Netz. Da Unmassen an Peripherie 
und Fahrzeugen in Betrieb sind wird sich am Netz auch in Zukunft nichts 
ändern, weil allein die Tatsache der horrenden Kosten, einen Wechsel 
verbietet. Seit 1990 sind nahezu alle Neufahrzeuge Drehstromantriebe mit 
4QS am Netzt. Damit ist auch gegeben, dass die hohen Antriebsleistungen, 
mit cosphi = 1, ein- und rückgespeist werden. Des weiteren sind die 
Leistungskreise der Loks, inklusive Trafo, sicherungslos aufgebaut. Über 
einen AC- und/oder DC-Hauptschalter, erfolgt die Netztrennung. Für die 
E-Technik der Lok ist es egal, ob AC- oder DC-Netz. Tatsache ist jedoch, 
dass z.B. in Deutschland und der Schweiz das 16 2/3Hz-Netz 
durchgekuppelt ist, d.h. es gibt praktisch keine Trennstellen (einige 
wenige). In 50Hz-Netzen hat man im Schnitt alle 20km bis 30km eine 
Phasentrennstelle (Spanien, Portugal) in DC-Netzen häufiger. In 
DC-Netzen werden Stromabnehmer mit Kupferschleifleisten verwendet, mit 
entsprechend hohem Verschleiß. Ich will jetzt nicht zu sehr in Details 
eingehen, aber wenn man Trennstellen hat, stellt sich automatisch die 
Frage nach der E-Bremse, wird diese mit ins Bremsgewicht eingerechnet 
oder nicht. Falls ja, muss man zusätzliche Maßnahmen ergreifen, damit 
man auch aus dem spannungslosen Zustand sicher eine E-Bremse aufbauen 
kann. Andernfalls würde sich die z.B. die zulässige Geschwindigkeit oder 
Anhängelast vermindern.
Der absolut wichtigste Punkt jedoch, warum sich an den Netzen nichts 
ändern wird, ist die Signaltechnik (Gleisfreimeldeanlagen). Bestimmte 
Frequenzen dürfen von der Lok nicht erzeugt werden, zusätzlich gibt es 
Grenzkurven über zulässige Anteile über einen großen Frequenzbereich. 
Auch die Störabstrahlung der Lok ist genau geregelt. Die Vorschriften 
sind natürlich von Betreiber zu Betreiber unterschiedlich, denn sonst 
wäre es ja viel zu einfach mit einer 4-System Lokomotive in ganz Europa 
herumzufahren. Jeder Betreiber verlangt also ein Zulassung mit genauer 
Vermessung aller zulassungsrelevanten Anteile. Dazu gehört nicht nur die 
Elektrik sondern auch die Pneumatik und Mechanik. Das ist natürlich 
extrem Kostenaufwendig. Es führt auch dazu, dass man mittlerweile fast 
schon einen eigenen Tender bräuchte, um die ganze unterschiedliche 
Signaltechnik aufnehmen zu können. Über diesen Weg kann sich ein 
Betreiber sehr einfach vor lästiger Konkurrenz schützen.
Also, es wird sich nichts ändern.
Viele Grüße Manfred

von jkl (Gast)


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Bernd und Manfred: Herzlichen Dank! :)

von Elektrofan (Gast)


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> Tatsache ist jedoch,
> dass z.B. in Deutschland und der Schweiz das 16 2/3Hz-Netz
> durchgekuppelt ist, d.h. es gibt praktisch keine Trennstellen (einige
> wenige.

Und dann kann man Kurzschlüsse beherrschen?
Wie ist das z.B. bei der ICE-Strecke Frankfurt-Köln?
Kommen aus den statischen Umformern der Unterwerke nicht 3 Phasen 
heraus?

von Manfred K. (mkch)


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Hallo,
Im 16 2/3Hz Netz sind die Einspeiseabschnitte durch Trennstellen 
getrennt, die sich jedoch für den Betrieb nicht auswirken, weil die 
Phasenlage der Spannung davor und dahinter gleich ist. Sie können mit 
Leistung überfahren werden. Die Trenner sind auch recht kurz, etwa 1 m. 
Beim Überfahren werden auch beide Netze kurz miteinander verbunden (evt. 
Lichtbogen), was aber nicht stört, weil die Brennspannung des 
Lichtbogens nicht sehr groß ist (etwa 300V, wie bei Rauhreif oder Eis an 
der Fahrleitung). Mit dem "durchgekuppelten Netz" ist gemeint, dass 
Spannung (in etwa) und Frequenz gleich sind.
In einem 50Hz Netz sind die Phasentrennstellen viel größer, bis zu 800 m 
(der längste Triebzug muss hineinpassen) und teilt sich in einen 
spannungslosen Teil, einen geerdeten Teil und wieder einen 
spannungslosem Teil, dann kommt die Netzspannung mit neuer Phasenlage. 
Es muss verhindert werden, dass im Fehlerfall (Lokführer schaltet den 
Hauptschalter nicht aus...), beide Netze miteinander verbunden werden. 
Das würde zu einer größeren Betriebsunterbrechung führen. Diese Art 
Trennstellen werden mit ausgeschaltetem Hauptschalter durchfahren, was 
zu einer Betriebsunterbrechung des Antriebes und der Zugsammelschiene 
(Bordnetz --> Klimaanlagen..) führt.
Die Unterwerke schützen sich unter anderem durch eine di/dt-Überwachung 
und schalten im Überwachungsfall ihren Einspeiseabschnitt frei, so dass 
sich das nicht auf andere Abschnitte auswirkt.
Neuere Unterwerke erzeugen die einphasige Spannung für das Bahnnetz aus 
dem 3-phasen Netz. Tatsache ist jedoch, dass das Bahnnetz einphasig ist 
und auch die Bahnfahrzeuge für ein einphasiges Netz ausgelegt sind.
Viele Grüße Manfred

: Bearbeitet durch User
von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Manfred K. schrieb:
> Tatsache ist jedoch, dass das Bahnnetz einphasig ist

Stelle mir jede andere Konstellation auch komisch vor - mit 3 
Oberleitungen klarzukommen dürfte spätestens bei der nächsten Weiche ein 
kleineres Desaster geben.

MfG

von Schreiber (Gast)


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Patrick J. schrieb:
> Stelle mir jede andere Konstellation auch komisch vor - mit 3
> Oberleitungen klarzukommen dürfte spätestens bei der nächsten Weiche ein
> kleineres Desaster geben.

Ganz so schlimm ist es nicht, für Drehstrom reichen zwei Oberleitungen. 
Die dritte Leitung ist dann die Schiene.
Wurde früher in einigen Sonderfällen verwendet, führt aber zu hohen 
Kosten bei minimalem Nutzen.

Alternativ könnte man auch Drehstrom mit nur einer Oberleitung und dafür 
einer zusätzlichen Stromschiene nutzen. Ist aber noch sinnloser...

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Patrick.

Patrick J. schrieb:

> Stelle mir jede andere Konstellation auch komisch vor - mit 3
> Oberleitungen klarzukommen dürfte spätestens bei der nächsten Weiche ein
> kleineres Desaster geben.

Eine Dreiphasige Oberleitung hatte nur die oben erwähnte Militärbahn in 
Zossen. Die Italienischen Beispiele hatten nur zwei Phasen als 
Oberleitung, die dritte Phase war geerdet und bildete die Schiene, was 
bedeutet, das der Sternpunkt hoch liegen muss.


Eine zweidrähtige Oberleitung haben aber auch O-Bus und O-LKW Systeme, 
weil über die Strasse ja keine Leitung möglich ist.

Und Richtig, Kreuzungen und Weichen mit mehrdrähtigen Oberleitungen 
werden kompliziert. Aber halt machbar.
Es gibt für so etwas sowohl Konzepte mit übereinander angeordneten 
Leitungen als auch nebeneinander angeordneten Leitungen.
Von den italienischen Systemen habe ich irgendwo mal gelesen, dass die 
Weichen relativ langsam befahren werden mussten.

OT:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberleitungslastkraftwagen
Ein Konzept mit einer öffentlichen Oberleitung stelle ich mir z.B. 
wesentlich sinnvoller vor, als die unsäglichen Akkuauto Konzepte.
Man könnte Hybridfahrzeuge einsetzen, die sowieso schon einen 
elektrischen Antriebsteil haben, und diese mit einer Automatik für einen 
Stromabnehmer versehen, der ausgefahren werden kann, wenn man sich unter 
einer Oberleitung befindet und diese nutzen möchte. Eine solche 
Automatik dürfte wesentlich einfacher zu machen sein, als z.B. autonom 
fahrende Autos. Ein Umrichter würde sich dann auf dem Fahrzeug befinden.

Im Falle von Hybridautos und automatischem Stromabnehmer muss man sich 
über Weichen auch etwas weniger Gedanken machen. Es gibt halt keine 
Weichen, und wer abbiegt, verlässt halt die Oberleitung und fährt als 
Hybrid mit konventionellem Antrieb weiter, und findet dann im Abzweig 
entweder eine neue vor Oberleitung vor und kann diese nutzen, oder eben 
keine, was vermutlich für kleine Seitenstrassen immer der Fall wäre.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Ein Konzept mit einer öffentlichen Oberleitung stelle ich mir z.B.
> wesentlich sinnvoller vor, als die unsäglichen Akkuauto Konzepte.

Einfach mal ausrechnen, welche Anschlussleistung da benötigt wird. Als 
grbe Hausnummer kann man, in der Ebene, mit 50-100kW je LKW rechnen, 
bergauf deutlich mehr.
Zudem muss, aus rechtlichen Gründen, die Spannung der Oberleitung unter 
1kV liegen. Da kann man ja mal ausrechnen, mit welchem Strom da zu 
rechnen ist.

Funktioniert nicht oder zumindest nicht zu annehmbaren Kosten. Zumal der 
Strom sich ja nicht von selbst erzeugt. Bevor man jetzt Kohle oder 
Erdgas im Kraftwerk verbrennt, könnte man das Erdgas auch direkt im LKW 
verbrennen. Oder man bleibt halt, bis auf weiteres, beim Diesel.

Bei gleichen Kosten dürfte es, aus ökologischer und ökonomischer Sicht, 
sehr viel vorteilhafter sein, das Geld einfach in den Ausbau der 
Eisenbahn zu investieren...

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Schreiber.

Schreiber schrieb:

> Einfach mal ausrechnen, welche Anschlussleistung da benötigt wird. Als
> grbe Hausnummer kann man, in der Ebene, mit 50-100kW je LKW rechnen,
> bergauf deutlich mehr.
> Zudem muss, aus rechtlichen Gründen, die Spannung der Oberleitung unter
> 1kV liegen. Da kann man ja mal ausrechnen, mit welchem Strom da zu
> rechnen ist.

Ja, ich dachte aber dabei eher an PKWs im innerstädtischen Raum.
Da kommt man wohl mit deutlich weniger weg, zumal innerstädtisch auch 
selten hohe Geschwindigkeiten gefahren werden.

> Bei gleichen Kosten dürfte es, aus ökologischer und ökonomischer Sicht,
> sehr viel vorteilhafter sein, das Geld einfach in den Ausbau der
> Eisenbahn zu investieren...

Das sehe ich auch so. Aber in bezug auf Güterverkehr ist dort eher ein 
Rückang zu sehen und kein Zuwachs in Sicht, was mit der mangelnden 
Flexibilität von Schinenverbindungen zu tun hat. Es fehlen halt die 
vielen vielen kleinen Gleisanschlüsse auch für mittelständige Betriebe, 
die es einmal gab. Mittlerweile werden ja schon Güterbahnhöfe selten, 
und Containerumschlagplätze sind nur für die interessant, die mindestens 
einen Container transportieren.

Öffentlicher Nahverkehr ist eine gute Lösung, aber hat halt auch seine 
Grenzen. Vor allem in ländlichen Gebieten. Als ich das letzte mal 
Schichtarbeit gemacht habe, habe ich das gesehen....Bei drei Schichten 
ging Nur die Mittagschicht per öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei der 
Frühschicht kam ich nicht rechtzeitig zur Arbeit, ich hätte schon Abends 
losfahren und sechs Stunden warten müssen und bei der Nachtschicht 
brauchte ich ewig für den Rückweg, weil die Anschlüsse in diese Richtung 
nicht passten und ich vier Stunden mit Umsteigen gebraucht hätte, statt 
wie üblich zwei.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Schreiber (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Ja, ich dachte aber dabei eher an PKWs im innerstädtischen Raum.
> Da kommt man wohl mit deutlich weniger weg, zumal innerstädtisch auch
> selten hohe Geschwindigkeiten gefahren werden.

für die 5-10km innerorts reicht auch ein kleiner Akku und ein kleiner 
Elektromotor.
Wenn es sich lohnen soll, dann muss man nicht beim, nur gelegentlich 
genutzten, Kleinvieh, sondern beim dauernd genutzten Großvieh anfangen: 
Bei LKWs und Bussen.

Bernd W. schrieb:
> Das sehe ich auch so. Aber in bezug auf Güterverkehr ist dort eher ein
> Rückang zu sehen und kein Zuwachs in Sicht, was mit der mangelnden
> Flexibilität von Schinenverbindungen zu tun hat. Es fehlen halt die
> vielen vielen kleinen Gleisanschlüsse auch für mittelständige Betriebe,
> die es einmal gab. Mittlerweile werden ja schon Güterbahnhöfe selten,
> und Containerumschlagplätze sind nur für die interessant, die mindestens
> einen Container transportieren.

Es fehlt vor allem an der Transportkapazität und an brauchbaren 
Umschlagmöglichkeiten. Ein Container/Wechselbrücke ist nicht übermäßig 
groß, die bekommt ein größere Gewerbekunde durchaus voll.
Aus technischer Sicht spricht nichts dagegen, eine speditionsübliche 
Wechselbrücke mit der Bahn zu transportieren. Es spricht auch nichts 
dagegen spanische Tomaten mit der Bahn nach Deutschland zu bringen. Oder 
Autoteile vom Zulieferer zur Fabrik.

In der Praxis nimmt man für derartiges aber meist doch den, deutlich 
teureren, LKW und das sicher nicht zum Spaß.
Was fehlt ist ein Umschlagterminal in jeder Großstadt, wo man seinen 
Container/Wechselbrücke hinstellen und spätestens 2-4 Tage später am 
Wunschterminal (in einer anderen Stadt, auch im europäschen Ausland) 
wieder abholen kann. Das ganze ohne  übermäßige Bürokratie, lange 
Vorlauf- und Planungszeiten und zu einem angemessenen Preis...

von Harald W. (wilhelms)


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Patrick J. schrieb:

>> Tatsache ist jedoch, dass das Bahnnetz einphasig ist
>
> Stelle mir jede andere Konstellation auch komisch vor - mit 3
> Oberleitungen klarzukommen dürfte spätestens bei der nächsten Weiche ein
> kleineres Desaster geben.

Hats aber alles gegeben und gibts zum Teil auch heute noch:
http://www.bahnbilder.de/bilder/dreiphasen-drehstromlok-bei-einfahrt-st-ignaceim-93704.jpg

von Falk B. (falk)


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@ Harald Wilhelms (wilhelms)

>> Stelle mir jede andere Konstellation auch komisch vor - mit 3
>> Oberleitungen klarzukommen dürfte spätestens bei der nächsten Weiche ein
>> kleineres Desaster geben.

>Hats aber alles gegeben und gibts zum Teil auch heute noch:
>http://www.bahnbilder.de/bilder/dreiphasen-drehstr...

Wo siehst du da eine Weiche?

von Harald W. (wilhelms)


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Falk B. schrieb:

> Wo siehst du da eine Weiche?

Nun, Bilder mit Weiche habe ich so schnell nicht gefunden, aber
es muss dann eben nicht nur unten sondern auch oben eine Weiche
hingebaut werden. Wenn von vornherein klar ist, das die Weiche
immer mit einer gewissen Mindestgeschwindigkeit befahren wird,
reicht es auch, die Stromabnehmer kurz runterzuziehen und
danach wieder anzuheben. Im Prinzip das gleiche, wie es für
Trnnstellen weiter oben beschrieben wurde.

von Elektrofan (Gast)


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Schreiber (Gast) schrieb:
> Ganz so schlimm ist es nicht, für Drehstrom reichen zwei Oberleitungen.
> Die dritte Leitung ist dann die Schiene.

Schon Siemens kam ganz ohne Oberleitung aus ...
https://www.siemens.com/history/de/aktuelles/1198_elektrolokomotive.htm

von Bahnfan (Gast)


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Hallo

Ergänzend zum Kommentar und den zutreffenden Fakten von "Schreiber 
(Gast)" zum Beitrag von Bernd W.
"... Das sehe ich auch so. Aber in bezug auf Güterverkehr ist dort 
eher..."

ist noch zu sagen:

Bei der Bahn kommen noch die hohen Trassenpreise hinzu, des weiteren ist 
man deutlich stärker an von einen System vorgegebenen Fahrplänen und 
freien  Trassen abhängig.
Es gibt tatsächlich einige Güterstrecken die sehr stark ausgelastet sind 
und wo dies zum Problem wird.
Der LKW kann relativ frei geplant werden (Von Mo-So zu jeder Zeit), 
Ausweichrouten sind viel leichter realisierbar, es besteht eine deutlich 
geringere Abhängigkeit das alles im Transportsystem funktioniert (Jeder 
Pendler kennt wohl die berühmte Weichen- und Stellwerksstörung mit ihren 
schnell großräumigen Probleme und viel Verspätung erzeugenden 
Auswirkungen).
Da ist der LKW wesentlich weniger abhängig von einen Gesamtsystem, 
ausweichen und ein "Plan B" ist mit überschaubaren Zeitverlust fast 
immer möglich.

Und in der Praxis auch ein wichtiger Punkt:
Bei der Eisenbahn geht alles streng nach Vorschrift vor, es ist sogar 
aus technischen Gründen unmöglich z.B. die Geschwindigkeit zu 
übertreten, Lenkzeiten sind in der Praxis auch viel besser zu 
überwachen, die "Fahrer" sind immer gut ausgebildet und unterliegen den 
Arbeitsbedingungen in den Land in den sie Fahren - da gibt es keine 
billigen Osteuropäische Lohnsklaven. Und auch nicht unwichtig:
Die Fahrzeuge (Lokomotiven) werden streng Überwacht und regelmäßig 
überprüft.

Diese eigentlich sehr positiven und begrüßenswerten Vorgaben werden aber 
wenn es um die Kosten geht (und nur das interessiert die absoluten 
Großteil der Auftraggeber) zum Nachteil gegenüber den LKW.
Das es im LKW Verkehr auch sehr viele Vorschriften bezüglich Sicherheit 
und Arbeitnehmerschutz ist zwar Tatsache - aber wie das in der Praxis 
gelebt wird ist ja wohl jeden aus der Presse und teilweise eigenen 
Erleben z.B. bei LKW Überholmanövern mit 115 km/h - schlingernde 
Fahrweise (Sekundenschlaf, Ablenkung des Fahrers, Alkoholspiegel...) 
bekannt - auch sind zerlegte Reifen keine Seltenheit (auf jeden 
Seitenstreifen kann man die alle paar Kilometer bei vielbefahrenen 
Autobahnen bewundern) und es handelt sich immer erkennbar um LKW Reifen.

Zusammen mit den weiteren schon von "Schreiber (Gast)" aufgeführten 
Tatsachen zeigt das wie schwer es die Güterbahn hat wenn es sich nicht 
um einen Massenverkehr (große Mengen) oder einigen spezielle 
Gefahrenprodukte handelt welche nicht (über große Strecken?) mit den LKW 
befördert werden dürfen.

Bahnfan

von Helmut L. (helmi1)


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: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


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Bahnfan schrieb:
> Bei der Bahn kommen noch die hohen Trassenpreise hinzu, des weiteren ist
> man deutlich stärker an von einen System vorgegebenen Fahrplänen und
> freien  Trassen abhängig.
> Es gibt tatsächlich einige Güterstrecken die sehr stark ausgelastet sind
> und wo dies zum Problem wird.

Die Trassenpreise machen den Kohl nicht fett, die Personalkosten machen 
es auch nicht. Beim LKW braucht sehr viel mehr Personal und Maut darf 
man auch noch zahlen.

Das Hauptproblem ist wirklich die Auslastung der interessanten 
Eisenbahnstrecken und der Planungsaufwand, besonders bei internationalen 
Fahrten. Dummerweise ist die Auslastung der wichtigsten Strecken am 
höchsten, selbst wenn man weitere Züge fahren lassen will, geht es 
einfach nicht. Und dummerweise verlaufen Eisenbahnstrecken aus 
historischen Gründen meist mitten durch alle Orte, weshalb 
Ausbaumaßnahmen zu wenig begeisterten Anwohnern (Lärm...) führen.

Und dann noch der Aufwand für die Planung:
Einen LKW kann man mit minimalem Planungsaufwand von Valencia (Spanien) 
nach Tromsö (Norwegen) fahren lassen. Mit der Eisenbahn könnte man diese 
Strecke theorethisch auch fahren (sogar ohne Spurwechsel), praktisch ist 
das aber mit einem enormen Aufwand verbunden: Zugsicherungssysteme, 
Streckenkunde, mehrsprachige Lokführer, Trassenbuchung, unterschiedliche 
Stromsysteme...
Beim LKW: Einfach einsteigen und losfahren...

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Bahnfan.

Bahnfan schrieb:

> Bei der Bahn kommen noch die hohen Trassenpreise hinzu,

Die Trassenpreise sind bei einer Autobahn deutlich höher, weil viel mehr 
Fläche gebraucht wird, und die baulichen Massnahmen darauf auch 
aufwendiger sind.

Allerdings zahlt bei einer Autobahn die Allgemeinheit, wärend bei der 
Bahn irgendeine Betreibergesellschaft den Preis auf die Kunden umlegen 
muss.

Transparent ist das ganze in keinem Fall, weil durch die Verquickung von 
Maut und staatlicher Zahlung bei Autobahnen und Preis und Subvention bei 
Bahnen die Übersicht komplett verloren geht.

> des weiteren ist
> man deutlich stärker an von einen System vorgegebenen Fahrplänen und
> freien  Trassen abhängig.
> Es gibt tatsächlich einige Güterstrecken die sehr stark ausgelastet sind
> und wo dies zum Problem wird.

Das ist so.

> Der LKW kann relativ frei geplant werden (Von Mo-So zu jeder Zeit),
> Ausweichrouten sind viel leichter realisierbar,

Die Ausweichrouten bei der Bahn sind aus Kostengründen stark reduziert 
worden, weil die ganzen Verbindungskurven, die teilweise auch aus 
strategischen Gründen im Krieg angelegt worden waren, zu selten benutzt 
wurden, aber Unterhalt kosteten.

Und dann waren irgendwann einige Nebenstrecken wegen gestiegener 
Achslasten  als Ausweichstrecken nicht mehr befahrbar oder es waren 
Abschnitte, die eigentlich überwiegend vom Personennahverkehr genutzt 
waren, stillgelegt, und standen darum als Ausweichstrecken auch nicht 
mehr zur Verfügung.

Aber natürlich ist das Einbringen von Ausweichverkehr bei Störungen auch 
ein Planungsproblem. Handwerklich wäre dieses aber mittlerweile mit 
Rechnern besser zu lösen als in den 30-50er Jahren mit Papier - wenn es 
denn noch Ausweichmöglichkeiten gäbe.

 es besteht eine deutlich
> geringere Abhängigkeit das alles im Transportsystem funktioniert (Jeder
> Pendler kennt wohl die berühmte Weichen- und Stellwerksstörung mit ihren
> schnell großräumigen Probleme und viel Verspätung erzeugenden
> Auswirkungen).

Richtig. In den 70ern-80ern gab es diese Probleme noch deutlich weniger, 
weil man mehr Redundanzen und Ausweichmöglichkeiten hatte. Das ist ja 
alles zurückgebaut worden.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Schreiber (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> es besteht eine deutlich
>> geringere Abhängigkeit das alles im Transportsystem funktioniert (Jeder
>> Pendler kennt wohl die berühmte Weichen- und Stellwerksstörung mit ihren
>> schnell großräumigen Probleme und viel Verspätung erzeugenden
>> Auswirkungen).
>
> Richtig. In den 70ern-80ern gab es diese Probleme noch deutlich weniger,
> weil man mehr Redundanzen und Ausweichmöglichkeiten hatte. Das ist ja
> alles zurückgebaut worden.

vor allem hatte man sehr viel mehr Personal.
Früher gabs an jedem Bahnhof ein Stellwerk mit ein paar Hebeln, heute 
gibts ein großes Stellwerk für das halbe Bundesland.

Früher gab es an jeder zweiten Schranke den Schrankenkurbler, heute...

Früher hatte jedes Bahnhöfchen(=Haltepunkt) einen Bahnhofswärter zum 
Fahrkartenverkauf, heute steht da ein Fahrkartenautomat

Den Bahnhofswärter/Schrankenkurbler/was-auch-immer konnte man im 
Zweifelsfall im Winter auch mal zum Eisklopfen losschicken, den 
Fahrkartenautomaten nicht...
Bei einem mechanischen Stellwerk kann man (mit Einschränkungen) auch bei 
Ausfall eines Teiles weiterarbeiten, aber wenn im elektronischen 
Stellwerk der Computer ausfällt...

von Falk B. (falk)


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@Schreiber (Gast)

>> Richtig. In den 70ern-80ern gab es diese Probleme noch deutlich weniger,
>> weil man mehr Redundanzen und Ausweichmöglichkeiten hatte. Das ist ja
>> alles zurückgebaut worden.

>vor allem hatte man sehr viel mehr Personal.
>Früher gabs an jedem Bahnhof ein Stellwerk mit ein paar Hebeln, heute
>gibts ein großes Stellwerk für das halbe Bundesland.

>Früher gab es an jeder zweiten Schranke den Schrankenkurbler, heute...

Jaja, früher war alles besser.
Wenn gleich heute bisweilen Dinge kaputtgespart werden, so will und 
braucht heute keiner mehr die Bahnhofswärter, Schrankenhochkurbler, etc.

>Früher hatte jedes Bahnhöfchen(=Haltepunkt) einen Bahnhofswärter zum
>Fahrkartenverkauf, heute steht da ein Fahrkartenautomat

Der zu 99% auch reicht.

von Feldkurat K. (feldkurat)


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Falk B. schrieb:
> Jaja, früher war alles besser.

Nicht gleich Alles. Wir wollen's nicht übertreiben.
Fakt ist: Mit einer Diesellok komme ich an Stellen, wo der E-Lok oder 
gar ICE-Führer nicht mal dran denken darf.

JEDEN Tag gibt es spektakuläre LKW-Unfälle. Unnötig...
Früher war an jedem größeren Bahnhof eine Container-Verlademöglichkeit.

-Feldkurat-

von Sebastian S. (amateur)


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Habe nochmal in einer Antiquität von anno '67 nachgeschaut. Da steht 
zwar nirgends unmittelbar: "16 2/3 Hz weil..."
Aber an vielen Stellen wird meine vorher getätigte Vermutung bestätigt. 
Die alte Bahn unterhielt z.T. eigen Kraftwerke, häufig mit Wasserkraft 
betrieben, die dann keine so großen Getriebe benötigten um auf 3000 
U/Min. zu kommen.
Oft wurde auch umgespannt. Der Bahnstrom war ja für das allgemeine 
Drehstromnetz eine Katastrophe. Da musste dann der Generator nicht so 
hohe Drehzahlen haben.

von Schreiber (Gast)


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Sebastian S. schrieb:
> Die alte Bahn unterhielt z.T. eigen Kraftwerke, häufig mit Wasserkraft
> betrieben, die dann keine so großen Getriebe benötigten um auf 3000
> U/Min. zu kommen.

Die meisten Wasserkraftwerke laufen komplett ohne Getriebe. Mehrpolige 
Generatoren machen es möglich!

Feldkurat K. schrieb:
> Früher war an jedem größeren Bahnhof eine Container-Verlademöglichkeit.

nein, meist nur ein Bahnsteig zum manuellen Güterumschlag. 
Dementsprechend wirtschaftlich, schnell und schonend war das dann 
auch...

Falk B. schrieb:
>>Früher hatte jedes Bahnhöfchen(=Haltepunkt) einen Bahnhofswärter zum
>>Fahrkartenverkauf, heute steht da ein Fahrkartenautomat
>
> Der zu 99% auch reicht.

Korrekt, der aber während dem letzten 1% des Jahres weder Schnee 
schippen noch festgefrorene Weichen gängig machen kann.

Falk B. schrieb:
> Wenn gleich heute bisweilen Dinge kaputtgespart werden, so will und
> braucht heute keiner mehr die Bahnhofswärter, Schrankenhochkurbler, etc.

eben, aber dafür fehlt dann halt auch die entsprechende Personalreserve 
und die Störungsbeseitigung dauert viel länger und die Zahl der 
möglichen Fehlerquellen nimmt zu.
Als Ergebniss kann einem eine kaputte Schranke den kompletten Fahrplan 
ruinieren.

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