Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stromglättung für Heizschaltung


von Fred M. (novus)


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Guten Tag allerseits,
ich versuche mich gerade an einer Schaltung, mit welcher ich eine 
Heizpatrone ansteuern kann. Um die Leistung über der Heizpatrone steuern 
zu können, habe ich mich für eine Ansteuerung mit PWM entschieden. Da 
Temperaturregelungen eher träge sind, habe ich mich gefühlsmässig für 
eine PWM Frequenz von 100Hz entschieden.

Ich habe den Aufbau einmal im LT-Spice aufgebaut und Simuliert. Dabei 
ist mir aufgefallen, dass die Spannungsquelle sehr ungleichmässig 
belastet wird. Dies möchte ich, wenn möglich, etwas glätten. Der Aufbau 
der Schaltung sowie die Simulationsergebnisse sind angehängt.

Die Heizpatrone wird in der Schaltung durch den Widerstand R1 
dargestellt. In den Simulationsergebnissen sind drei Kurven dargestellt. 
In Rot ist der gezogene Strom dargestellt. In Blau wird die Leistung 
über der Heizpatrone dargestellt. In Grün ist die Spannung an V1 
dargestellt.

Den Strom in Rot möchte ich nun Glätten, so dass die Quelle V1 etwas 
gleichmässiger belastet wird.
Aus meiner Recherche im Netz und der Literatur vermute ich, dass 
ihrgendwo noch eine Induktivtät fehlt. Ich finde hierzu jedoch nur 
Glättungsglieder für Motoren und kann diese nicht auf mein Beispiel 
anwenden.


Eine zweite Frage, welche mich beschäftigt ist, dass die Heizpatrone auf 
12V mit 40W ausgelegt ist. Im LT-Spice steigt die Leistung in Blau auf 
ca. 60W, was mir aus der Formel P=U^2/R klar ist.
Meine Frage hierzu: Kann ich eine mittlere Leistung von 40W über das PWM 
einstellen?
Den Tastgrad dazu habe ich über die Formel Ur = (tein/T)*U1 berechnet. 
Wobei Ur = Spannung über R1 (12V) und U1 = Spannung V1 (14.8V) sein 
soll.

Ich hoffe, dass ich das Problem verständlich beschreiben konnte.
Ich bin über jegliche Art von Beantwortung oder Denkanstoss dankbar.

von THOR (Gast)


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Fred M. schrieb:
> Aus meiner Recherche im Netz und der Literatur vermute ich, dass
> ihrgendwo noch eine Induktivtät fehlt.

"vermuten" ist ganz schlecht.

Ja, man kann den Strom mit einer Induktivität glätten. Bei 100Hz wird 
die sehr groß.

Den Strom nicht zu glätten ist auch okay, es sei denn du lieferst einen 
triftigen Grund warum das notwendig ist.

Fred M. schrieb:
> Meine Frage hierzu: Kann ich eine mittlere Leistung von 40W über das PWM
> einstellen?

Klar, über den Duty-Cycle. Simpler Dreisatz:

Pmittel = D * Pmax

D= Pmittel/Pmax = 40/60 = 2/3.

von Der Andere (Gast)


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Fred M. schrieb:
> Den Strom in Rot möchte ich nun Glätten, so dass die Quelle V1 etwas
> gleichmässiger belastet wird.

Warum?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Fred M. schrieb:
> Da Temperaturregelungen eher träge sind, habe ich mich gefühlsmässig für
> eine PWM Frequenz von 100Hz entschieden.
Warum so schnell? Lötstationen pulsen irgendwas im Zehntelsekunden- bis 
Sekundenbereich

> Meine Frage hierzu: Kann ich eine mittlere Leistung von 40W über das PWM
> einstellen?
Ja, solange ide Last das spannungsmäßig aushält. Das ist bei einem 
Heizelement in weitem Bereich der Fall.

> Den Strom in Rot möchte ich nun Glätten, so dass die Quelle V1 etwas
> gleichmässiger belastet wird.
Gib ihr einen Pufferkondensator.

> Aus meiner Recherche im Netz und der Literatur vermute ich, dass
> ihrgendwo noch eine Induktivtät fehlt.
Um den gewünschten Strom bei 100Hz nennenswert zu glätten, brauchst du 
eine Monsterspule.
Du musst dann also auf ganz hohe Taktfrequenzen umsatteln und landest 
bei StepDown Schaltreglern, die dann aber mit der geringen Drop-Spannung 
von nur knapp 3V ihr Problem haben werden.
Woher kommen denn die 14,8V? Wie stabil sind die?

von THOR (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Woher kommen denn die 14,8V? Wie stabil sind die?

Ich lehne mich mal ausm Fenster und sage:

Das ist ein Umbau einer Motorrad-Griffheizung mit Stufenschalter auf 
stufenlose Einstellmöglichkeit, Betrieb am Abblendlicht.

Also so ziemlich das schockierendste Netz was es überhaupt gibt.

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

THOR schrieb:
> Ich lehne mich mal ausm Fenster und sage:

Dort sollte aber die gleichmäßigere Belastung der Quelle überhaupt keine 
Rolle spielen - gerade, wenn's eh schon schrottig dort zu geht, kommt es 
auf die paar Zacken im 100Hz-Takt (oder gar viel weniger - es geht hier 
um eine Heizung!!) nicht wirklich an.

Anders, wenn's Dir den PC jedes Mal bootet, wenn die 
PC-Stuhl-Sitzheizung kräftig Strom aus dem USB-Port zerrt ;)

MfG

von Manfred (Gast)


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Fred M. schrieb:
> Simulationsergebnisse sind angehängt.
Ich bin beeindruckt, demnächst werden noch Batterie und Lämpchen für's 
Puppenhaus simuliert.

> Den Strom in Rot möchte ich nun Glätten, so dass die Quelle V1 etwas
> gleichmässiger belastet wird.
> Aus meiner Recherche im Netz und der Literatur vermute ich, dass
> ihrgendwo noch eine Induktivtät fehlt.
Wer im Umfeld einer ohmschen Last freiwillig eine Induktivität ins Spiel 
bringt, provoziert Ärger mit Vorsatz.

Lothar M. schrieb:
> Lötstationen pulsen irgendwas im Zehntelsekunden- bis
> Sekundenbereich
Eine Sekunde ergibt beim Weller RT rund 100 K Temperaturanstieg, da gehe 
ich auf minimal 25 ms runter. Trotzdem hast Du recht: Heizungen sind 
träge, da machen zwei- oder dreistellige Hz keinen Sinn.

THOR schrieb:
> Ich lehne mich mal ausm Fenster und sage:
> Das ist ein Umbau einer Motorrad-Griffheizung mit Stufenschalter auf
> stufenlose Einstellmöglichkeit, Betrieb am Abblendlicht.

> Also so ziemlich das schockierendste Netz was es überhaupt gibt.
Mal gut, dass ich das damals noch nicht wusste: Aus zwei Transistoren 
und einem Drehpoti einen Multivibrator mit verstellbarem Tastverhälnis 
gebaut und einen IRF540 hinter - das hat jahrelang einfach funktioniert.

In dem Szenario reicht eine Periodendauer im Sekundenbereich, meine, ich 
hatte das um 0,5 Hz angelegt.

von lkhhztfcdedec (Gast)


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Manfred schrieb:
> In dem Szenario reicht eine Periodendauer im Sekundenbereich, meine, ich
> hatte das um 0,5 Hz angelegt.

Du Boeser! Das sieht man dann wahrscheinlich sogar flackern, wenn es 
denn einfach an das vermutete Abblendlicht geklemmt wird.

lkhhztfcdedec

von THOR (Gast)


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Manfred schrieb:
> Mal gut, dass ich das damals noch nicht wusste: Aus zwei Transistoren
> und einem Drehpoti einen Multivibrator mit verstellbarem Tastverhälnis
> gebaut und einen IRF540 hinter - das hat jahrelang einfach funktioniert.
>
> In dem Szenario reicht eine Periodendauer im Sekundenbereich, meine, ich
> hatte das um 0,5 Hz angelegt.

Ich hab ja nicht gesagt, dass es nicht funktioniert. Kommerziell 
erhältliche Produkte machen das ja auch so. Gerade WEIL die 
Stromversorgung so ranzig ist.

von Fred M. (novus)


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Guten Abend vielen Dank für eure Antworten. Meine zweite Frage hat sich 
hier geklärt.

Lothar M. schrieb:
> Warum so schnell? Lötstationen pulsen irgendwas im Zehntelsekunden- bis
> Sekundenbereich

Da ich mich in diesem Bereich nicht auskenne, habe ich diese Frequenz 
gefühlsmässig einmal angenommen. Da es mir sinnvoll erschien, die 
Spannung so etwas besser Steuern zu können, da diese bei der Heizpatrone 
auf 12V ausgelegt ist. Hier habe ich mir gedacht, wenn der Mittelwert 
der Spannung auf 12V stimmt, stimmt auch die Leistung.

Lothar M. schrieb:
> Woher kommen denn die 14,8V? Wie stabil sind die?

Die 14.8V kommen von einem LiPo. Ich möchte 3 Heizpatronen 
Parallelschalten, welche (nach Simulation) nachher einen Strom von ca. 
12.3A ziehen. Dieser Strom wird Pulsmässig gezogen. Der LiPo mit 3000mAh 
und 25C Entladestrom kann dies liefern, jedoch vermute ich, dass die 
Lebensdauer etwas darunter leidet. Ich würde deshalb gerne diesen Strom 
etwas glätten um möglicherweise die Lebensdauer etwas zu erhöhen. Ich 
weiss, dass LiPo Akkus sehr gefährlich sind, habe bis jetzt aber noch 
keine brauchbare Alternative gefunden.

THOR schrieb:
> Den Strom nicht zu glätten ist auch okay, es sei denn du lieferst einen
> triftigen Grund warum das notwendig ist.

Ich bin mir nicht sicher ob es bei einem LiPo wirklich notwendig ist. 
Aber wie bereits erwähnt, denke ich, dass es die Lebenszeit etwas 
verlängern könnte.

LG
Fred

von THOR (Gast)


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Fred M. schrieb:
> THOR schrieb:
>> Den Strom nicht zu glätten ist auch okay, es sei denn du lieferst einen
>> triftigen Grund warum das notwendig ist.
>
> Ich bin mir nicht sicher ob es bei einem LiPo wirklich notwendig ist.
> Aber wie bereits erwähnt, denke ich, dass es die Lebenszeit etwas
> verlängern könnte.

Das stimmt tatsächlich.

In dem Fall musst du das tun was schon gesagt wurde: Frequenz hoch damit 
die Spule nicht so groß wird. Also ein Abwärtswandler.

von Fred M. (novus)


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THOR schrieb:
> In dem Fall musst du das tun was schon gesagt wurde: Frequenz hoch damit
> die Spule nicht so groß wird. Also ein Abwärtswandler.

Okey :) vielen Dank für eure Hilfe.

von S. (Gast)


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Fred M. schrieb:
> Die 14.8V kommen von einem LiPo.

Also bei vollem Akku 16.8V. Und bei quasi leerem Akku 13.2V.
Das solltest du bei der Regelung beachten.

Fred M. schrieb:
> Ich bin mir nicht sicher ob es bei einem LiPo wirklich notwendig ist.
> Aber wie bereits erwähnt, denke ich, dass es die Lebenszeit etwas
> verlängern könnte.

Eine Unterspannungsabschaltung ist erst mal wichtiger. 12A sind ja grade 
mal 4C.

THOR schrieb:
> In dem Fall musst du das tun was schon gesagt wurde: Frequenz hoch damit
> die Spule nicht so groß wird. Also ein Abwärtswandler.

China-Wandler mit Begrenzung auf 12V ist vermutlich das schnellste und 
billigste.

Ob das für die Lebensdauer was bringt... 4C ist nicht die Welt und der 
billige Wandler hat 5% Verluste. Also auch mehr Ladezyklen.

Für maximale Lebensdauer würde ich die 3 Patronen eher versetzt 
ansteuern. Praktisch keine Verluste und der max. Strom ist nicht viel 
höher als mit Wandler.
Wird auch vom Bauraum die kleinste Lösung.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Fred M. schrieb:
> Die 14.8V kommen von einem LiPo.
Ich habe mich nur über die "Komma Acht" gewundert...

Und daraus folgend zum Thema Simulation: eine Simulation ist bestenfalls 
so gut wie ihr schlechtestes Modell. Und das Modell deiner Versorgung 
ist tatsächlich ziemlich schlecht und nur ein kurzer Schnappschuss der 
Realität. Denn 14,8V hat deine Quelle gerade mal ein paar Minuten beim 
Übergang von 14,9V nach 14,7V.
Wie gesagt: Kauf dir bei Ebay ein paar Schaltreglermodule für 2 Euro, 
die stellst du auf 12V ein und du bist fertig.

: Bearbeitet durch Moderator
von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Fred M. schrieb:
> Da Temperaturregelungen eher träge sind, habe ich mich gefühlsmässig für
> eine PWM Frequenz von 100Hz entschieden.

Meinst Du, daß Du mit dieser Frequenz die Temperaturregelung flotter 
bekommst?

Ich halte das für unnötig hektisch. 10 Hz oder 5 Hz dürften dicke 
ausreichen; wie lange braucht denn die Heizpatrone, um ohne PWM bei 
Maximalleistung die gewünschte Temperatur zu erreichen?

von Anja (Gast)


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Hallo,

willst Du jetzt die Heizleistung oder die mittlere Spannung an den 
Heizpatronen regeln.

Bei einer ungefilterten PWM ist die Leistung proportional zum 
Tastverhältnis.
Bei einer gefilterten PWM reduziert sich die Leistung quadratisch zum 
Tastverhältnis. (50% PWM = halbe gefilterte Spannung und damit auch 
halber Strom = 25% Leistung).

Gruß Anja

von Axel R. (Gast)


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> Für maximale Lebensdauer würde ich die 3 Patronen eher versetzt
ansteuern.

DAS ist doch mal ne sehr gute Idee. Die steigende Flanke schaltet 
"einen weiter" und die fallende Taktflanke löscht den Ausgang wieder. So 
könnte man über die Impulsbreite trotzdem immernoch in grenzen die 
Leistung regeln.
Natürlich: jede Patrone bekäme nur noch für ein drittel der Gesamtzeit 
Strom ab. Wenn das nicht reicht (wird aber), muss man über eine 
überlappende Ansteurung nachdenken.
Wenn aber Strom, Spannung und Leistung an einem Widerstand hier schon 
simuliert werden müssen, statt einfach mal die Augen zu schliessen und 
sich das kurz herzuleiten, erübrigen sich weitere Gedanken zum 
"interleaved heatable handle / cartridge heater" ;)

Es ging doch um Motorrad Griffheizungen?

StromTuner

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Axel R. schrieb:
> Es ging doch um Motorrad Griffheizungen?
Das kommt nicht vom TO. Da hat sich m.E. einer zu weit aus dem 
Fenster gelehnt. Und deshalb wird auch der Ansatz mit der 1/3 
Einschaltdauer pro Element für die gewünschte Leistung nicht ausreichen.

von Axel R. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Und deshalb wird auch der Ansatz mit der 1/3
> Einschaltdauer pro Element für die gewünschte Leistung nicht ausreichen.

Das kann DANN gut möglich sein.
Den Ansatz der versetzten Ansteuerung sollte man trotzdem verfolgen oder 
zumindest nicht aus den Augen verlieren. Ist ja ein erheblicher 
Unterschied, ob dort aufn Schalg 12A fliessen oder häppchenweise 4 
"Amper".
StromTuner

von S. (Gast)


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Ich hatte jetzt nicht gemeint, dass immer nur eine Patrone ein ist. Das 
sollte schon überlappend erfolgen können (wenn die 120W Leistung auch 
gebraucht werden).
Man muss halt das max. Tastverhältnis je nach Akkuspannung begrenzen.

12V/40W macht 3.6Ohm
sind an 16.8V und 100% PWM 78W, also Tastverhältnis < 51% (4.7A pro 
Patrone)
bei 14.8V und 100% PWM sind 66W, also Tastverhältnis < 66% (4.1A pro 
Patrone)

Versetzt angesteuert schwankt der Strom bei 120W Leistung dann halt 
zwischen dem Strom von 1 und 2 Patronen.
Erst unter 14.8V wenn das Tastverhältnis bei über 66% liegt fließt 
zeitweise der Strom von 3 Patronen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Aber eines sollte man dabei durchaus beachten: im Allgemeinen 
interessiert nicht die Leistung, die in eine Heizpatrone 
hineingesteckt wird, sondern die Temperatur, die damit 
herauskommt.

von Ei der Daus (Gast)


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Richtig!

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