Forum: HF, Funk und Felder Warum sind meine selbst gewickelten Spulen so schlecht?


von Felix U. (ubfx)


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Hallo Forum,

für einen Parallelschwingkreis am Drain eines Transistors versuche ich 
zur Zeit die optimale Spule zu finden. Der Schwingkreis soll 460KHz 
selektieren und die Spule kriegt eine Anzapfung bzw eine 
Sekundärwicklung zum Abgriff des Ausgangssignals.

Mir ist jetzt aufgefallen, dass die Schaltung umso besser funktioniert 
(höherer Spannungspegel der IF absolut und relativ zu den 
Störfrequenzen) je höher ich mit der Induktivität gehe, bis zu einem 
Wert von etwa 1mH.

Ich habe verschiedene Bauformen für die Spule probiert: Axial mit 
Ferritkern ([1], 220uH, ~0.5 Ohm DC Drahtwiderstand), Axial ohne Kern 
([2], 820uH, 23 Ohm DC Drahtwiderstand) und einige Werte dazwischen. 
Immer ergab sich für die höheren Induktivitäten ein höherer 
Resonanzwiderstand, trotz der überproportional steigenden 
Bahnwiderstände. Daraus habe ich geschlossen, dass der Drahtwiderstand 
nur einen kleinen Beitrag zum gesamten Verlustwiderstand leistet.

Jedenfalls habe ich dann auf einen Ferrit-Ringkern (R 10/6/4 1600 
nH/t^2) versucht Spulen mit ähnlichen Werten wie die Festinduktivitäten 
zu wickeln, um komfortabel eine Sekundärwindung anbringen zu können. 
Leider musste ich dann feststellen, dass trotz (fast) gleicher 
Induktivität und gleichem Parallelkondensator der Resonanzwiderstand des 
Schwingkreises mindestens um den Faktor 10 schlechter war als mit den 
gekauften Spulen. Und das obwohl der Drahtwiderstand etwa 5 mal 
niedriger ist.

Liegt das am Material des Kerns? Brauche ich vielleicht Eisenpulver 
statt Ferrit? Aber wieso funktioniert die gekaufte Ferrit-Spule dann so 
gut?

Für Hinweise wäre ich dankbar,
Viele Grüße

[1] https://www.reichelt.de/?ACTION=3;ARTICLE=86468;
[2] 
https://www.conrad.de/de/induktivitaet-axial-bedrahtet-820-h-30-40-ma-lga0307-820-1-st-1405968.html

von Ei der Daus (Gast)


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Deine Prosa gehört in die Tonne.


Zeige uns bitte mal was du konkret gebastelt hast und den Schaltplan 
dazu.

von Possetitjel (Gast)


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Felix U. schrieb:

> Liegt das am Material des Kerns?

Vermutlich.

Unbekannte Kerne zu verwenden ist fast eine Garantie
für einen Reinfall (das ist zumindest meine eigene
Erfahrung).

> Brauche ich vielleicht Eisenpulver statt Ferrit?

Du brauchst vor allem ein Datenblatt zum Kern und zum
Werkstoff!

> Aber wieso funktioniert die gekaufte Ferrit-Spule
> dann so gut?

Die wurde von Fachleuten optimiert :)

von Michael B. (laberkopp)


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Felix U. schrieb:
> Ich habe verschiedene Bauformen für die Spule probiert: Axial mit
> Ferritkern ([1], 220uH, ~0.5 Ohm DC Drahtwiderstand), Axial ohne Kern
> ([2], 820uH, 23 Ohm DC Drahtwiderstand) und einige Werte dazwischen.

Axiale Spulen werden vor allem durch die Umgebung bedämpft, also alles 
Blech was dort im Magnetlinienweg liegt.

Felix U. schrieb:
> Jedenfalls habe ich dann auf einen Ferrit-Ringkern (R 10/6/4 1600
> nH/t^2) versucht Spulen mit ähnlichen Werten wie die Festinduktivitäten
> zu wickeln, um komfortabel eine Sekundärwindung anbringen zu können.
> Leider musste ich dann feststellen, dass trotz (fast) gleicher
> Induktivität und gleichem Parallelkondensator der Resonanzwiderstand des
> Schwingkreises mindestens um den Faktor 10 schlechter war als mit den
> gekauften Spulen.

Ferrit-Ringkerne sind für Transformatoren ohne Luftspalt, also nur 
niedrige Ströme. Die Eisenpulver sind mit Luftspalt aber dämpfen bei so 
hohen Frequenzen.

Am günstigsten ist wohl ein Topfkern den man mit passendem Luftspalt 
kaufen kann.

http://my.element14.com/epcos/b65517d0250j048/ferrite-core-n48-p9-5-250nh/dp/2673412

Bei Ferrit muss man gut auswählen und die Ströme im Schwingkreis 
anpassen, bei Eisenpulver muss man explizit für hohe Freuqenzen suchen.

von DH1AKF W. (wolfgang_kiefer) Benutzerseite


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Felix U. schrieb:
> Der Schwingkreis soll 460KHz
> selektieren

Du musst Dich immer fragen, welche Bandbreite übertragen werden soll. 
Daraus resultiert nämlich die anzustrebende Betriebsgüte des 
Schwingkreises, nach der Formel
Betriebsgüte = Resonanzfrequenz / Bandbreite  .

Die Betriebsgüte ist die die in der tatsächlichen Schaltung erzielte 
Güte.

Vielleicht solltest Du Dich mal mit dem Begriff "Bandfilter" befassen.

von Elektrofan (Gast)


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Die Verluste einer realen Spule entstehen natürlich auch im
Eisen-(bzw. Ferrit-)kern.

Also darauf achten, ob das betreffende Material für die Arbeitsfrequenz 
auch geeignet ist.
Ggf. muss auch die maximale Induktion beachtet werden (Sättigung.)

von Hp M. (nachtmix)


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Felix U. schrieb:
> Liegt das am Material des Kerns?

Nein, am Ringkern.
Für hohe Güten brauchst du einen Luftspalt, denn dort wird (nahezu) 
verlustfrei die Energie gespeichert.

von Possetitjel (Gast)


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Hp M. schrieb:

> Felix U. schrieb:
>> Liegt das am Material des Kerns?
>
> Nein, am Ringkern.
> Für hohe Güten brauchst du einen Luftspalt, denn dort
> wird (nahezu) verlustfrei die Energie gespeichert.

Hmm. Das ist doch nur eine andere Verschlüsselung für
"Der (Ring-)Kern geht in die Sättigung", oder verstehe
ich das falsch?

von Gerhard O. (gerhard_)


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Vielleicht beantworten untenstehende Links einiger dieser Fragen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hochfrequenzlitze
http://www.emf.eei.uni-erlangen.de/forschung/pdf/Wicklungsverluste%20in%20Spulen%20und%20Trafos%20aus%20HF-Litze.pdf
http://www.elektrisola.com/de/hf-litze/begriffe-grundlagen/technische-grundlagen-und-berechnung.html
http://www.packlitzwire.com/de/faq/faq_detail.html?faq_id=7
http://www.roehrentechnik.de/html/hf-litzen.html

Lies das mal bitte. Hochwertige niederfrequente HF Schwingkreise werden 
nach Möglichkeit (aus obengenannten Ygründen) mit HF Litze hergestellt. 
Wie schon erwähnt müssen auch die Ferrite stimmen.

Für 455 kHz könnte man auch Miniatur ZF Bandfilter aus ausgeschlachteten 
Transistor Radios verwenden. Die haben auch Anzapfungen und 
Koppelwindungen was manchmal nützlich ist.

Selbstherstellung lohnt sich nur wenn man Zugang zu korrekten 
Spulenbaussätzen hat mit bekannten Werten.

von Felix U. (ubfx)


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Danke für eure Antworten.

Possetitjel schrieb:
> Unbekannte Kerne zu verwenden ist fast eine Garantie
> für einen Reinfall (das ist zumindest meine eigene
> Erfahrung).

Datenblatt habe ich, außer den Daten die ich schon geschrieben habe, 
steht da aber leider nicht viel:
http://www.kaschke.de/fileadmin/user_upload/documents/datenblaetter/Ringe/R10-4a.pdf

Ich war der Meinung abgesehen von der Permeabilität und dem daraus 
resultierenden A_L gebe es nicht mehr viele Variablen.

DH1AKF K. schrieb:
> Du musst Dich immer fragen, welche Bandbreite übertragen werden soll.

Das hatte ich vergessen. Die Bandbreite ist praktisch 0, es muss nur ein 
ASK signal übertragen werden. Das heißt je höher die Güte desto besser.

Hp M. schrieb:
> Nein, am Ringkern.
> Für hohe Güten brauchst du einen Luftspalt, denn dort wird (nahezu)
> verlustfrei die Energie gespeichert.

Also ist für meinen Zweck ein normaler "Stab"-kern vorzuziehen? Oder 
tatsächlich ein Ringkern mit Spalt?

Gruß

Edit:
Gerhard O. schrieb:
> Lies das mal bitte. Hochwertige niederfrequente HF Schwingkreise werden
> nach Möglichkeit (aus obengenannten Ygründen) mit HF Litze hergestellt.
> Wie schon erwähnt müssen auch die Ferrite stimmen.

Danke für die Links, werde ich lesen. Laut Skineffekt Rechner ist der 
Äquivalente Widerstand bei 460KHz und 0,2mm Kupferdraht allerdings 
vernachlässigbar. Ist denn so eine Induktivität wie ich sie von reichelt 
verlinkt habe mit Litze gewickelt?

Gerhard O. schrieb:
> Für 455 kHz könnte man auch Miniatur ZF Bandfilter aus ausgeschlachteten
> Transistor Radios verwenden. Die haben auch Anzapfungen und
> Koppelwindungen was manchmal nützlich ist.

Ich habe aus einem Radio einen Keramik ZF ausgeschlachtet der dann in 
der nächsten Stufe folgt. Leider war da aber kein Schwingkreis-Filter 
verbaut.

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Felix U. schrieb:

> Datenblatt habe ich, [...]

Danke.

> Ich war der Meinung abgesehen von der Permeabilität und dem
> daraus resultierenden A_L gebe es nicht mehr viele Variablen.

Machst Du Witze?

Das oben ist das DaBla für die Kernbauform. Fehlt noch das
Datenblatt für das Material (hier: K4000).

http://www.kaschke.de/fileadmin/user_upload/documents/datenblaetter/Materialien/MnZn-Ferrit/K4000.pdf

Dort findest Du ein Diagramm "komplexe Permeabilität als Funktion
der Frequenz", und das zeigt Dir, dass das Material K4000 bei
Frequenzen über 100kHz nicht mehr zu gebrauchen ist.

> Also ist für meinen Zweck ein normaler "Stab"-kern vorzuziehen?

Nicht zwingen. Auf jedenfall wichtig ist ein nicht komplett
geschlossener magnetischer Kreis (=Luftspalt).

> Oder tatsächlich ein Ringkern mit Spalt?

Zum Beispiel. Oder ein Schalenkern mit Luftspalt.

Trotzdem ist es wichtig, geeignetes Material zu verwenden.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Felix U. schrieb:
> Danke für die Links, werde ich lesen. Ist denn so eine Induktivität wie
> ich sie von reichelt verlinkt habe mit Litze gewickelt?

Nein. Das sind nur Drosseln. Die werden normalerweise nicht für 
Resonanzanwendungen eingesetzt. Der Zweck solcher Induktivitäten ist zur 
Isolierung störender Impulse. Ein gutes Beispiel für die Anwendung ist 
die im Datenblatt angegebene Drossel zwischen Vcc und AVcc beim AVR.

FÜr (hochwertige) Schwingkreise gelten andere Regeln. Da gilt es die 
korrekten Ferrite und Bauformen für den jeweiligen Anwendungszweck und 
Frequenzbereich zu wählen.

Früher gab es von den einschlägigen Firmen in D wie Vogt, Neosid, 
Siemens, Valvo, Ferroxcube eine Unmengen an Spulenbaussätzen 
unBauformen. Speziell die Firma Siemens stellte wunderbar dokumentierte 
Ferrite Spulen Baussätze für einen weiten Anwendungsbereich zur 
Verfügung. Mit Topfkreisen entsprechender Spezifikationen lassen sich 
extrem hochwertige Spulen und Schwinkkreise herstellen. Allerdings darf 
man solche Schwingkreise nicht durch undachgemäße Beschaltung unnötig 
dämpfen. Deshalb werden hochwertige Schwingkreise meist durch 
Impedanztransformation mittels Anzapfung oder kapazitive Spannungsteiler 
angekoppelt. Die Last an solchen Kreisen muß sorgfältig eingestellt 
werden um die mühevoll erreichten Gütewerte nicht wieder zunichte zu 
machen.

Durchsuche das Internet nach zeitgemäßen(50-70er) Jahre Information und 
Beispielen. Du lebst nämlich mindestens 60 Jahre zu spät;-)

Auf diesen Seiten findest Du noch viel Wissenswertes über die 
Anwendungen solcher Technik:

http://www.rainers-elektronikpage.de/

Neosid stellt viele brauchbare Spulen her. Sie sind einigermaßen leicht 
im Handel erhältlich.

: Bearbeitet durch User
von Felix U. (ubfx)


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Possetitjel schrieb:
> Dort findest Du ein Diagramm "komplexe Permeabilität als Funktion
> der Frequenz", und das zeigt Dir, dass das Material K4000 bei
> Frequenzen über 100kHz nicht mehr zu gebrauchen ist.

Danke! Das ist einleuchtend.

> Trotzdem ist es wichtig, geeignetes Material zu verwenden.

Dann geht wohl die Suche los.

Gerhard O. schrieb:
> Früher gab es von den einschlägigen Firmen in D wie Vogt, Neosid,
> Siemens, Valvo, Ferroxcube eine Unmengen an Spulenbaussätzen
> unBauformen.

Schade, dass das nicht mehr so ist. Ich hätte mir gern mal einen Satz 
Kerne zum rumprobieren zugelegt.

Gerhard O. schrieb:
> Allerdings darf
> man solche Schwingkreise nicht durch undachgemäße Beschaltung unnötig
> dämpfen. Deshalb werden hochwertige Schwingkreise meist durch
> Impedanztransformation mittels Anzapfung oder kapazitive Spannungsteiler
> angekoppelt.

Das war ja der Grund wieso ich überhaupt auf einen Ringkern "umsteigen" 
wollte. Es funktioniert auch ganz gut mit 20 Wicklungen 0,15mm CuL um 
die Reichelt-Drossel rum. Aber ich hätte mir gerne eine Eigenbaulösung 
gemacht.

Danke für den Link, ich werde jetzt mal schauen ob ich irgendwo ein paar 
Schalen- oder Stabkerne für 500Khz kriege.

Gerhard O. schrieb:
> Du lebst nämlich mindestens 60 Jahre zu spät;-)

Vor 60 Jahren wäre ich mangels Internet aber spätestens jetzt endgültig 
gescheitert :D

von Ei der Daus (Gast)


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Lasse bitte alle materie aus der Spule raus. Nur Luft oder vacuum ist 
erlaubt. Der rest ist Schrott.

von B e r n d W. (smiley46)


Angehängte Dateien:

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Hohe Güten zu erreichen, ist eine Kunst für sich. Dies ergibt jedoch 
hohe, spitze Resonanzen, die oft die gewünschten Seitenbänder zu stark 
beschneiden. Gleichzeitig fällt das Filter weitab von der Resonanz nur 
minimal besser ab.

Meist sollte ein ideales Filter einen flachen Durchlassbereich haben und 
dann steil abfallen. Gleichzeitig ist die Signalamplitude nicht 
besonders wichtig, denn eine zusätzliche Verstärkerstufe kostet nur ein 
paar Cent.

Beim 3. Bandfilter handelt es sich um zwei kapazitiv gekoppelt 
Schwingkreise mit relativ niedriger Güte. Trotzdem kommt es dem idealen 
Filter am nächsten.

von Possetitjel (Gast)


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Felix U. schrieb:

>> Trotzdem ist es wichtig, geeignetes Material zu
>> verwenden.
>
> Dann geht wohl die Suche los.

Kleine Orientierungshilfen:

Die Material-Fritzen, die vor fast 100 Jahren die Ferrite
erforscht haben, haben festgestellt, dass es eine empirische
Konstante gibt: µ_r * f_max liegt unabhängig vom konkreten
Material irgendwo bei ein paar GHz.
Das bedeutet praktisch: Ein Material, das für hohe Frequenzen
(100MHz) geeignet ist, kann nur ein relativ niedriges µ_r
haben (vielleicht 10 bis 30). Materialien für niedrige
Frequenzen (unter 1MHz) können leicht ein µ_r von 1000 oder
mehr ereichen.

Dazu kommt, wie schon verschiedentlich angemerkt: Für
Schwingkreis-Anwendungen will man einen Kern mit Luftspalt
verwenden. Dadurch geht der A_L-Wert nochmal in die Knie;
Güte und Stabilität verbessern sich drastisch.

Man sollte also immer nach Kernen mit mäßigen A_L-Werten
suchen; bei 1MHz nicht größer als ein paar Hundert; bei
100MHz kommt man schnell bei A_L-Werten von 3 oder 6 heraus.

Die Reichelt-Schalenkerne sehen z.B. laut DaBla für Deinen
Zweck ganz passend aus.

von Possetitjel (Gast)


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B e r n d W. schrieb:

> Hohe Güten zu erreichen, ist eine Kunst für sich.

Ja.

Hohe Leerlaufgüte schadet zwar nie und ist gut für
geringe Durchgangsdämpfung, aber hier ist Augenmaß
gefragt.

Für eine Betriebsgüte von 50 muss man keine Leerlaufgüte
von 1000 anstreben; das ist Übertreibung.

> Dies ergibt jedoch hohe, spitze Resonanzen, die oft die
> gewünschten Seitenbänder zu stark beschneiden. Gleichzeitig
> fällt das Filter weitab von der Resonanz nur minimal besser
> ab.

Ja. Und außerdem wird die ganze Sache sehr toleranzempfindlich.
Man sollte auch deshalb die Bandbreite nicht zu schmal wählen.

von Felix U. (ubfx)


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B e r n d W. schrieb:
> Hohe Güten zu erreichen, ist eine Kunst für sich. Dies ergibt jedoch
> hohe, spitze Resonanzen, die oft die gewünschten Seitenbänder zu stark
> beschneiden.

Für meine Anwendung sieht vor allem die zweite Version interessant aus. 
Das ließe sich ja auf einem Kern mit einer Anzapfung verwirklichen und 
hat ein schönes enges Passband. Allerdings macht die Abhängigkeit vom 
Koppelfaktor das Ganze wohl schwierig abzustimmen. Wie hast du die Werte 
von L1 und L2 berechnet?

Einen Bandpass wie Version 3 werde ich wohl zusammen mit dem Keramik 
ZF-Filter auch noch nutzen.

Possetitjel schrieb:
> Kleine Orientierungshilfen:

Sehr hilfreich, danke. Ich werde mich mal nach ein paar mit etwas 
niedrigerem A_L und Frequenzfestigkeit umsehen.

von B e r n d W. (smiley46)


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> sieht vor allem die zweite Version interessant aus

Definiere erst mal die notwendige Bandbreite, jedes Signal hat 
Seitenbänder, willst du die mit erfassen oder abschneiden?

> Einen Bandpass wie Version 3 werde ich wohl zusammen mit dem Keramik
> ZF-Filter auch noch nutzen.

Wenn du eh ein Keramikfilter verwendest, benötigst du nur einen 
Schwingkreis vor und einen nach dem Keramikfilter. Die Schwingkreise 
sollen nur nicht zuviel Signal verschwenden. Sie dienen mit Anzapfungen 
bzw. Koppelwicklung der Anpassung zwischen Mischer, Keramikfilter und 
der darauf folgenden Stufe. Das nennt man dann Resonanztransformator. 
Das Übersetzungsverhältnis hängt von den Windungszahlenverhältnissen und 
den Koppelfaktoren ab.

Erst muss jedoch klar sein, was genau aneinander angepasst werden soll.

Die Selektion geschieht hauptsächlich durch das Keramikfilter, welches 
auch einem idealen Filter relativ nahe kommt: Flacher Durchlassbereich 
und steile Flanken.

Such mal z.B. nach CFWS455:
http://oh3tr.ele.tut.fi/~oh4mvh/project/muRata_Filters.pdf

Die Filterimpedanz des CFWS455 liegt bei 1,5k bzw bei 2k. Es kommen auch 
andere von Murata oder Konkurenzprodukte in Frage. Erst wenn das Filter 
ausgewählt ist, kann angepasst werden.

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Felix U. schrieb:

> Für meine Anwendung sieht vor allem die zweite Version
> interessant aus.

Das ist leider genau die Variante, die Bernd Dir ausreden
wollte :)

Denke an die Fertigungstoleranzen (!) und die Temperatur-
drift (!!). Ein wirklich steilflankiges Filter erreicht
man besser durch mehr Kreise als durch übertriebene Güte.

von Mark S. (voltwide)


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Ich habe etliche 460kHz Bandfilterspulen aus Röhrenradion aus der Nähe 
gesehen.
In den allermeisten Fällen waren sie mit HF-Litze gewickelt, und zwar in 
Kreuzwickeltechnik nur Verringerung der Proximityeffekte.
Innen drin steckten Stab-Ferritkerne von geringer Pemeabilität mit 
Gewinde für den Abgleich.

Einfacher Kupferlackdraht bringt in diesem Frequenzbereich wesentlich 
schlechtere Gütefaktoren.

: Bearbeitet durch User
von Felix U. (ubfx)


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B e r n d W. schrieb:
> Definiere erst mal die notwendige Bandbreite, jedes Signal hat
> Seitenbänder, willst du die mit erfassen oder abschneiden?

Die Grundschwingung zu detektieren reicht aus, die Bandbreite kann also 
beliebig klein werden.

> Es kommen auch
> andere von Murata oder Konkurenzprodukte in Frage. Erst wenn das Filter
> ausgewählt ist, kann angepasst werden.
Ich habe ein ausgeschlachtetes Keramikfilter aus einem alten Radio. Das 
ganze ist auch nur ein Lern- und Bastelprojekt, sonst würde ich auch ein 
Filter kaufen, zu dem ich ein Datenblatt habe.

Possetitjel schrieb:
> Das ist leider genau die Variante, die Bernd Dir ausreden
> wollte :)

Das habe ich mir gedacht, mir ging es auch mehr um die (Herleitung der) 
Berechnungsformel.

von Possetitjel (Gast)


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Felix U. schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Das ist leider genau die Variante, die Bernd Dir ausreden
>> wollte :)
>
> Das habe ich mir gedacht, mir ging es auch mehr um die
> (Herleitung der) Berechnungsformel.

Ach so... ich hatte Dich missverstanden. Deine Frage
war untergegangen.

Ich weiss nicht, wie Bernd es tatsächlich gemacht hat, aber
am einfachsten ist es sicher, das mit Spice auszuprobieren.

Vorher grob überschlagen schadet allerdings auch nicht.

Felix U. schrieb:
> Für meine Anwendung sieht vor allem die zweite Version
> interessant aus. Das ließe sich ja auf einem Kern mit
> einer Anzapfung verwirklichen und hat ein schönes enges
> Passband.

Ja.

Das ist schlicht und ergreifend ein Schwinkreis mit Anzapfung
zur Impedanzanpassung.

> Allerdings macht die Abhängigkeit vom Koppelfaktor das
> Ganze wohl schwierig abzustimmen.

Meiner Meinung nach ist das Beispiel etwas unrealistisch.

Entweder man macht eine einzelne Schwingkreisspule mit
Anzapfung; dann wäre der Koppelfaktor vermutlich höher.

Oder man hat zwei getrennte Wicklungen, dann ist der
Koppelfaktor zwar recht niedrig, aber die Wicklungen sind
dann in der Regel auch deutlich unterschiedlich (Koppel-
wicklung hat deutlich weniger Windungen).

> Wie hast du die Werte von L1 und L2 berechnet?

Geschätzt oder ganz grob überschlagen, vermute ich :)

Interessant im Vergleich zu Schaltung 1 ist, dass der Koppel-
widerstand kleiner ist - und trotz der größeren Belastung ist
die Betriebsgüte höher!

Das liegt daran, dass die Schwingkreisspule mit ihrer
Anzapfung als Spartransformator aufzufassen mit Übersetzungs-
verhältnis 1:2 anzusehen ist.
Widerstände werden aber mit dem Quadrat des Übersetzungs-
verhältnisses transformiert; die 25k in der mittleren Schaltung
entsprechen also 100k (!) in der linken.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Anzapfung als Spartransformator aufzufassen mit Übersetzungs-
> verhältnis 1:2 anzusehen ist.

Das Windungsverhältnis ist 1:2, das Impdanzverhältnis ist dann das 
Quadrat davon, also 1:4. Die 25k Impedanz der Spannungsquelle wird auf 
100k am oberen Ende des Schwingkreises transformiert. Hat der 
Schwingkreis selber bei Resonanz einen reellen Resonanzwiderstand von 
100k, so liegen beide parallel und ergeben zusammen Rp = 50kOhm. Aus L, 
C und Rp kann jetzt die Betriebsgüte  berechnet werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCtefaktor#Parallelschaltung

: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


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Felix U. schrieb:
> Ich habe ein ausgeschlachtetes Keramikfilter aus einem alten Radio. Das
> ganze ist auch nur ein Lern- und Bastelprojekt, sonst würde ich auch ein
> Filter kaufen, zu dem ich ein Datenblatt habe.

wenn es steilflankig und stabil werden soll, nimmt man ein vielpoliges 
Quarzfilter und stellt das in einen Ofen.
Man kann durchaus auch mit wenig Aufwand gute Filter selber basteln.

Bei den Quarzen muss man aber gleich eine Hand voll kaufen und diese 
nach Frequenz selektieren. SMD-Quarze sollte man vermeiden, die sind 
nicht so Frequenzstabil wie die THT-Modelle.

von Possetitjel (Gast)


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Schreiber schrieb:

> wenn es steilflankig und stabil werden soll, nimmt man
> ein vielpoliges Quarzfilter und stellt das in einen Ofen.

Na, na.

"Man" kann auch einfach einen Direktmischer bauen und
ein aktives RC-Filter verwenden.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Bei den Quarzen muss man aber gleich eine Hand voll kaufen
> und diese nach Frequenz selektieren

Es gibt fertige Quarzfilter zu kaufen, selberbauen bei 455 kHz kannst du 
vergessen. Es wäre eine maximale Bandbreite von ca. 50 Hz erreichbar.

Man kann ein Ladder-Filter aus Keramikresonatoren bauen, braucht jedoch 
10-12 Stück davon, jedes einzelne muss vermessen werden und die 
Resonatoren müssen zueinander passen.

Dann gibt es mechanische Filter, z.B. von Collins, nicht ganz billig.
http://www.qrpforum.de/index.php?page=Thread&postID=53105#post53105

Es gibt schmalbandige Filter von Murata, IMO kosten die ca. 30€.
http://www.qsl.net/yo3dan/Pictures/CFJ455K.JPG

Ab einer Bandbreite von 3-4 kHz wird es langsam bezahlbar.
Sowas hier in der Bucht
http://www.ebay.de/itm/SFR455J-Keramik-Filter-von-MURATA-/122162291427

: Bearbeitet durch User
von DH1AKF W. (wolfgang_kiefer) Benutzerseite


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Felix, lies doch mal diesen Artikel:

http://elektroniktutor.de/signalkunde/ask.html

Dann wirst Du feststellen, dass Deine benötigte Bandbreite von der 
höchsten zu übertragenden Frequenz abhängt. Deine Behauptung ist also 
falsch:

Felix U. schrieb:
> Die Bandbreite ist praktisch 0, es muss nur ein
> ASK signal übertragen werden.

von Hp M. (nachtmix)


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Possetitjel schrieb:
>> Für hohe Güten brauchst du einen Luftspalt, denn dort
>> wird (nahezu) verlustfrei die Energie gespeichert.
>
> Hmm. Das ist doch nur eine andere Verschlüsselung für
> "Der (Ring-)Kern geht in die Sättigung", oder verstehe
> ich das falsch?

Da verstehst du falsch, denn es gilt auch für kleine Feldstärken.

von Hp M. (nachtmix)


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Felix U. schrieb:
> Hp M. schrieb:
>> Nein, am Ringkern.
>> Für hohe Güten brauchst du einen Luftspalt, denn dort wird (nahezu)
>> verlustfrei die Energie gespeichert.
>
> Also ist für meinen Zweck ein normaler "Stab"-kern vorzuziehen? Oder
> tatsächlich ein Ringkern mit Spalt?

Nein, bei einem Stabkern brauchst du zu viele Windungen und dadurch 
steigen die Kupferverluste.
Am günstigsten ist ein fast geschlossener magnetischer Kreis mit einem 
relativ kleinen Luftspalt.

Das hohe µ des Ferrits verringert den magnetischen Widerstand, ganz so 
als ob dadurch die magnetischen Feldlinien um diesen Faktor verkürzt 
würden.
Da bekanntlich L ~ A/l ist, steigt durch das scheinbar kleinere l die 
Induktivität gewaltig an.
Wenn du z.B. einen  Ringkern mit einem Umfang von 20mm und einem µ von 
2000 hast und dort 100 Windungen draufwickelst, bekommst du ähnliche 
Induktionswerte wie eine Luftspule, die nur 20mm/2000 = 0,01mm lang ist.

Wenn du in diesen Ring nun einen 0,1mm breiten Schlitz hineinsägst, so 
sinkt zwar die Induktivität auf 1/10 ab, aber 0,11mm ist immer noch ein 
sehr kurzer Weg. Nun aber führen nur noch 10% des scheinbaren Weges 
durch das verlustbehaftete Ferrit und entsprechend steigt die Güte der 
Spule.

In der Praxis nimmt man für Spulen hoher Güte gerne Topfkerne oder 
Schalenkerne, bei denen der mittlere Stift verkürzt oder sogar 
abgleichbar ist, weil diese nur ein sehr geringes Streufeld haben und 
somit keine Energie an benachbarte Bauteile abgeben und andererseits 
auch gut vor fremden magnetischen Feldern geschützt sind.

Die Wicklung sollte man nicht direkt auf das Ferrit aufbringen und 
besonders auch vom Luftspalt etwas höheren Abstand bewahren, weil dort 
die Feldlinien nicht parallel zur Spulenachse verlaufen, was zu erhöhten 
Wirbelstromverlusten führt.

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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Ferrit Schalenkerne, die einen Luftspalt und einen Abgleichstift
haben, sind für Schwingkreise gut geeignet. Da gibt es aber
auch verschiedene Materialien für verschiedene Frequenzbereiche.
Es gibt auch Ferrit Schalenkerne ohne Luftspalt, die sind für
Schwingkreise nicht geeignet, weil die sehr schnell in die
Magnetische Sättigung kommen, die sind nur als Breitbandübertrager
geeignet. Immer wenn der Hersteller dabei schreibt "für
Breitbandübertragung", dann sind diese nicht für Schwingkreise
geeignet. Es gibt aber auch Ringkerne, die verhalten sich so
als ob sie einen Luftspalt hätten, da braucht also kein Schlitz
reingesägt werden. Man sagt dazu, sie haben einen verteilten
Luftspalt, dieser ist auf dem gesamten Umfang verteilt.
Das liegt an der Pulvermischung die der Hersteller da verwendet.
Zum Beispiel der T80-3 von Amidon.
Hohe Güte im Frequenzbereich 50kHz bis 5MHz.
Also bestens für 460kHz geeignet.

http://www.amidon.de/contents/de/d585_16.html#p809

Ein Nachteil bei Ringkernen ist, sie haben dann eine feste
Induktivität, lassen sich also nicht abgleichen. Man muß
also deshalb dem Schwingkreis noch einen Trimmkondensator
parallel schalten. Ein Vorteil von Ringkernspulen gegenüber
Spulen mit offenen Magnetischen Kreis ist, daß sie kein
Magnetfeld in die Umgebung abstrahlen. Voraussetzung ist
dafür aber, daß die Wicklung auf dem gesamten Umfang
gleichmäßig verteilt ist.

von Schreiber (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Ein Nachteil bei Ringkernen ist, sie haben dann eine feste
> Induktivität, lassen sich also nicht abgleichen.

das habe ich aber anderst gelernt. Die Windungen muss man zum Abgleichen 
zusammenschieben oder auseinanderziehen. Das geht schon.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Zum Beispiel der T80-3 von Amidon.

T steht für Eisenpulver, FT für Ferrit. 80 bedeutet vermutlich 0,8 Zoll 
Durchmesser und 3 das Material Nr. 3 von Amidon.

Der Eisenpulverkern T50-2 ist für mich ein Standard. Das Material 2 
(rot) bietet ein hohes Q im Bereich 250 KHz - 10 MHz, allerdings würde 
man bei dieser Anwendung zu viele Windungen (~150) benötigen. Beim T50-1 
sind es noch 100, beim T80-3 noch 75 und beim Ferritringkern FT50-61 ca. 
40 Windungen, um auf über 100µH zu kommen. Letzterer wäre meine 
Empfehlung.

Der Kern wird typischerweise auf 270° des Umfangs gleichmäßig bewickelt. 
Anschließend kann man die Induktivität durch Dehnen/Stauchen der 
Windungen noch um ca. +/- 10% verändern.

Mit dem Ringkern-Rechner lassen sich die Windungszahlen leicht 
berechnen. Viele Ringkerne sind schon in der Bibliothek enthalten, es 
können jedoch auch unbekannte Kerne und Luftspulen berechnet werden.
http://www.dl0hst.de/mini-ringkern-rechner.htm

Online Rechner:
http://toroids.info/T50-2.php

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Hp M. schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>>> Für hohe Güten brauchst du einen Luftspalt, denn dort
>>> wird (nahezu) verlustfrei die Energie gespeichert.
>>
>> Hmm. Das ist doch nur eine andere Verschlüsselung für
>> "Der (Ring-)Kern geht in die Sättigung", oder verstehe
>> ich das falsch?
>
> Da verstehst du falsch, denn es gilt auch für kleine
> Feldstärken.

Du hast Recht. Ich hatte die Hystereseverluste vergessen,
die ja auch von der Feldstärke abhängen.

von Günter Lenz (Gast)


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Felix U. schrieb:
> Daraus habe ich geschlossen, dass der Drahtwiderstand
>nur einen kleinen Beitrag zum gesamten Verlustwiderstand leistet.

Da kann was nicht stimmen, normalerweise hat der ohmische Widerstand
bei einer Spule den größten Anteil an den Verlusten, oder du
hast einen total ungeeigneten Kern benutzt. Wenn du das Verhältnis
von Induktiven Widerstand XL zum Ohmischen Widerstand des Drahtes
ausrechnest, kannst du die Güte schon in etwa abschätzen,
da sind dann aber die Verluste des Kerns noch vernachlässigt.
Die Bandbreite wird um so schmaler, je höher die Betriebsgüte ist.
Oder du hast irgend einen Meßfehler gemacht. Vielleicht hast du
auch die Resonanzfrequenz nicht getroffen. Zeige noch mal deinen
Aufbau und erkläre mal wie du gemessen hast.

von Possetitjel (Gast)


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Günter Lenz schrieb:

> oder du hast einen total ungeeigneten Kern benutzt.

Ja :)

von W.S. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Felix U. schrieb:
> Mir ist jetzt aufgefallen, dass die Schaltung umso besser funktioniert
> (höherer Spannungspegel der IF absolut und relativ zu den
> Störfrequenzen) je höher ich mit der Induktivität gehe, bis zu einem
> Wert von etwa 1mH.

Was Grundsätzliches: Bedenke bitte, daß die Spannung allein nicht das 
wahre Kriterium ist, sondern die Leistung. In jeder Schaltung soll ja 
das Ausgangssignal von einer nachfolgenden Schaltung als Input verwendet 
werden, sonst wäre das Ganze ne Art Autismus. Also muß aus deinem 
Schwingkreis etwas Leistung abgezapft werden als Inputleistung der 
nächsten Stufe. Das wiederum bedämpft deinen Schwingkreis und daher 
kommt der Unterschied zwischen Leerlaufgüte und Arbeitsgüte - und damit 
dann auch die Bandbreite im Leerlauf und in Arbeit.

Male dir am besten mal auf einer HF-Tapete deine Arbeitsfrequenz als 
senkrechten Strich auf, dann suchst du dir den deiner Meinung nach 
optimalen Widerstand im Resonanzfall aus: für Leistungsanpassung so groß 
wie der Eingangswiderstand deiner Nachfolge-Stufe, für mehr Steifigkeit 
der Spannung etwas geringer, und dann entnimmst du den zugehörigen L und 
C Wert aus der Tapete.

HF-Tapete = Diagramm, wo die Impedanz von L und C in doppelt 
logarithmischem Maßstab gezeichnet ist. Es sollte sowas als Abreißblock 
geben, dann könnte man nach Herzenslust drin herummalen.

W.S.

von Felix U. (ubfx)


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DH1AKF K. schrieb:
> Dann wirst Du feststellen, dass Deine benötigte Bandbreite von der
> höchsten zu übertragenden Frequenz abhängt.

Danke, ein guter Hinweis. Also darf meine Güte auch nicht zu hoch 
werden.

B e r n d W. schrieb:
> beim Ferritringkern FT50-61 ca.
> 40 Windungen, um auf über 100µH zu kommen. Letzterer wäre meine
> Empfehlung.

Dann wäre ich aber wieder beim Ringkern ohne Luftspalt.

W.S. schrieb:
> Also muß aus deinem
> Schwingkreis etwas Leistung abgezapft werden als Inputleistung der
> nächsten Stufe.

Das heißt im Prinzip sollte meine Ausgangsspannung immer auf 50% 
abfallen wenn ich die nachfolgende Stufe anschließe? Weil ich dann weiß, 
dass Leistungsanpassung vorliegt?

W.S. schrieb:
> dann entnimmst du den zugehörigen L und
> C Wert aus der Tapete.

Dann brauche ich nur noch eine Kernmaterial-, eine Kernform- und eine 
Luftspalttapete und es kann losgehen :D

Aber Spaß bei Seite: leider scheint die Induktivität alleine ja noch 
nicht wirklich viel über die Eigenschaften zu sagen.
Gestern habe ich zufällig statt einer 220uH reichelt Ferritspule zwei 
180u + 40u conrad Luftspulen in Reihe geschaltet. Und plötzlich hatte 
ich einen 460KHz Oszillator mit einem perfekt sauberen 5V Ausgang 
(zuerst dachte ich: Wow das ist der absolut perfekte Mischeroutput). Hat 
einer eine Theorie welche Eigenschaften der Spulen dafür verantwortlich 
sein können? Der einzige für mich messbare Unterschied liegt darin, dass 
die Oszillatorspulen einen Drahtwiderstand um 6 Ohm haben und die andere 
etwa 1 Ohm.

von макзимал заберндер жотеркопп (Gast)


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> Felix U. schrieb:
> Die Bandbreite ist praktisch 0, es muss nur ein
> ASK signal übertragen werden.


Und die ASK Modulation ist auf DC. Ok.
Bandbreite gleich Null. Alles klar.

Ich wuerd ein Keramikfilter empfehlen. zB ein ZTB455

https://www.schukat.com/schukat/pdf.nsf/index/A3008BD4A936C69BC1257D8700439DA2/$file/ZTB455E.pdf

von W.S. (Gast)


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Felix U. schrieb:
> Das heißt im Prinzip sollte meine Ausgangsspannung immer auf 50%
> abfallen

Jetzt knurrt aber der Blindenhund! P=U*I gelle? also Wurzel 2!

W.S.

Nachhilfeunterricht: wenn ich die Spannung halbiere, was tut da der 
Strom durch den Wirkwiderstand? Richtig, er halbiert sich auch. Was tut 
dann die Leistung? Nun?....

von Felix U. (ubfx)


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W.S. schrieb:
> Felix U. schrieb:
>> Das heißt im Prinzip sollte meine Ausgangsspannung immer auf 50%
>> abfallen
>
> Jetzt knurrt aber der Blindenhund! P=U*I gelle? also Wurzel 2!

Da hast du aber den wichtigen Teil nicht mitzitiert: "wenn ich die 
nachfolgende Stufe anschließe". Es war also gemeint: vorher unbelastet 
(bzw mit 1 MegOhm vom Oszi). Also P = 0.

: Bearbeitet durch User
von B e r n d W. (smiley46)


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>> beim Ferritringkern FT50-61 ca.
>> 40 Windungen, um auf über 100µH zu kommen. Letzterer wäre meine
>> Empfehlung.
> Dann wäre ich aber wieder beim Ringkern ohne Luftspalt.

Das Material 43 hat wenig eingebauten Luftspalt, das 61er schon deutlich 
mehr. Den Unterschied kann man am niedrigeren AL-Wert erkennen. Der 
AL-Wert gibt die Induktivität für eine Windung in nH an. Der FT50-61 ist 
also für Schwingkreise geeignet, bei mir hat es jedenfalls bei 7MHz noch 
funktioniert. Güten über 100 sind jedoch eher unwahrscheinlich.

FT50-43
AL = 440nH/sqrt(T)
Power Transformers 0.5 - 30 MHz
http://toroids.info/FT50-43.php

FT50-61,
AL = 69nH
High-Q Inductor 0.2 - 10 MHz
http://toroids.info/FT50-61.php

von Günter Lenz (Gast)


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Felix U. schrieb:
>Und plötzlich hatte
>ich einen 460KHz Oszillator mit einem perfekt sauberen 5V Ausgang
>(zuerst dachte ich: Wow das ist der absolut perfekte Mischeroutput). Hat
>einer eine Theorie welche Eigenschaften der Spulen dafür verantwortlich
>sein können?

Ich habe den Verdacht, daß du manchmal die Frequenz nicht richtig
triffst. Wenn du eine Festinduktivität und einen Festkondensator
aus dem Katalog nimmst, und rechnest die Frequenz aus, wirst du
praktisch meistens etwas daneben liegen, weil es Herstellertoleranzen
der Bauteile gibt, der Aufdruck trifft selten 100% den wahren Wert.
Ist dein Signalgenerator durchstimmbar, wie mißt du?

von Elektrofan (Gast)


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> ... der Aufdruck trifft selten 100% den wahren Wert.

Den trifft er nie.

von Frank W. (frank_w)


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Felix U. schrieb:
> Liegt das am Material des Kerns? Brauche ich vielleicht Eisenpulver
> statt Ferrit? Aber wieso funktioniert die gekaufte Ferrit-Spule dann so
> gut?

Das muß man selber rauskriegen.

Gruß Frank

von hlilo (Gast)


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Elektrofan schrieb:
>> ... der Aufdruck trifft selten 100% den wahren Wert.
>
> Den trifft er nie.

Jaja, i.R.d.M.

von Ernst O. (ernstj)


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Felix U. schrieb:
> Leider musste ich dann feststellen, dass trotz (fast) gleicher
> Induktivität und gleichem Parallelkondensator der Resonanzwiderstand des
> Schwingkreises mindestens um den Faktor 10 schlechter war als mit den
> gekauften Spulen. Und das obwohl der Drahtwiderstand etwa 5 mal
> niedriger ist.

Ich vermute du suchst an der falschen Stelle. Ich vermute dass die 
schlechten Ergebnisse nicht mit dem Spulenkern zu tun haben, sondern 
eher mit dem Draht.

Suche mal im Netz nach "HF--Litze" und nach "Skin-Effekt" und versuche 
zu ergründen, warum einfacher Cu Lackdraht bei HF wie Widerstandsdraht 
wirkt.

von B e r n d W. (smiley46)


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Angeblich haben die hier mit 680µH eine deutlich höhere Induktivität. 
Die 180pF Schwingkreiskapazität für 455kHz muss extern angeschlossen 
werden.
http://www.box73.de/index.php?cPath=82_104_106

Es gibt auch ein pdf-Datenblatt mit der Pinbelegung und Windungszahlen.
157 Windungen ergeben eine Induktivität von 680µH, der AL-Wert beträgt 
also ca. 28nH. Litze lohnt sich da nicht, der Draht ist nur ca 1m lang.

In den alten Transistorradios gab es gelbe, weiße und schwarze Filter.
Die ersten beiden waren recht selektiv, das schwarze war eher ein 
Resonanzübertrager mit Leistungsanpassung für die Detektordiode.
Dort hatte ich auch mal die 125µH ermittelt plus 1000pF 
Schwingkreis-kapazität.

: Bearbeitet durch User
von Felix U. (ubfx)


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Günter Lenz schrieb:
> Ich habe den Verdacht, daß du manchmal die Frequenz nicht richtig
> triffst. Wenn du eine Festinduktivität und einen Festkondensator
> aus dem Katalog nimmst, und rechnest die Frequenz aus, wirst du
> praktisch meistens etwas daneben liegen, weil es Herstellertoleranzen
> der Bauteile gibt, der Aufdruck trifft selten 100% den wahren Wert.
> Ist dein Signalgenerator durchstimmbar, wie mißt du?

Mit Sicherheit treffe ich die Frequenz oft nicht ganz genau. Ich messe 
Induktivität und Kondensatoren mit einem Chine L/C-Meter und meistens 
stecke ich dann noch Kondensatoren parallel dazu/weg bis die Resonanz am 
besten zu sein scheint (im Oszi FFT). Aber ob die Schaltung als 
Oszillator oder Filter wirkt, sollte ja eigentlich unabhängig davon 
sein, wie ich die Frequenz treffe.

B e r n d W. schrieb:
> In den alten Transistorradios gab es gelbe, weiße und schwarze Filter.

Ich habe jetzt mal aus dem Radio aus dem ich den Keramik-ZF Filter 
genommen habe, alle diese Metallbüchsen abgelötet. Die meisten hatten 
kleine Werte im einstelligen uH Bereich. Aber einer hatte die folgenden 
Werte (innenliegender Kondensator wurde zerstoßen um Messung zu 
ermöglichen):
1
            ________
2
   ^  -----|        |-----
3
   |   286u|        |
4
~680u  ----|        | 2.2u
5
   |   106u|        |
6
   v  -----|________|-----

Ich nehme also mal an, dass das so einer ist, wie du verlinkt hast. Nach 
ersten Tests scheint der Schwingkreis damit auch sehr gut zu 
funktionieren.

Jetzt frage ich mich aber, was die Anzapfung auf der Primärseite soll?
L302 in diesem Schaltplan

https://www.mikrocontroller.net/attachment/335147/ITTradio.png

komischerweise ist da der Kondensator, der in der Büchse eingebaut war, 
nicht eingezeichnet. Und der 10u Elko der parallel liegt müsste das 
ganze ja eigentlich sehr verstimmen.

: Bearbeitet durch User
von B e r n d W. (smiley46)


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>Jetzt frage ich mich aber, was die Anzapfung auf der Primärseite soll?
>L302 in diesem Schaltplan

Das ist offensichtlich ein Fehler im Schaltplan. Die Mittelanzapfung 
dient dazu, den Schwingkreis nicht zu stark zu belasten. Es kommt 
gelegentlich vor, daß im FIlter eingebaute Kondensatoren nicht 
eingezeichnet werden.

von michael_ (Gast)


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Felix U. schrieb:
> komischerweise ist da der Kondensator, der in der Büchse eingebaut war,
> nicht eingezeichnet.

Du verwechelst L302 mit L301.

Felix U. schrieb:
> Und der 10u Elko der parallel liegt müsste das
> ganze ja eigentlich sehr verstimmen.

Der liegt niemals parallel.

Felix U. schrieb:
> Die meisten hatten
> kleine Werte im einstelligen uH Bereich.

Diese sind dann sicher für 10,7MHz.

Du hast ja nicht mal gar keine Ahnung von so einen Schaltplan oder der 
Funktion von solchen Spulen bzw. Bandfiltern.

von Felix U. (ubfx)


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michael_ schrieb:
> Du verwechelst L302 mit L301.
Ne, ist schon richtig. Beide hatten Kondensatoren drin, bei L302 war es 
aber nicht eingezeichnet.

> Felix U. schrieb:
>> Und der 10u Elko der parallel liegt müsste das
>> ganze ja eigentlich sehr verstimmen.
>
> Der liegt niemals parallel.
Im Schaltplan gibt es ja 2 mal C306, warum auch immer. Von der 
Mittelanzapfung zu Ground liegt er jedenfalls auch auf der Platine.

von michael_ (Gast)


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Gut, im Datenblatt von dem IC habe ich die Kondensatoren auch nicht 
definieren können.
Vielleicht mal nach einen anderen Schaltplan suchen.

Die Spulen sind aber für den IC spezifiziert.
Für deine Zwecke sind sicher Bandfilter aus alten Radios mit klassischen 
Verstärkerstufen besser geeignet.

von Günter Lenz (Gast)


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Felix U. schrieb:
>alle diese Metallbüchsen abgelötet.

Die Abschirmbecher würde ich aber drauf lassen und mit
Masse verbinden, das verbessert die Stabilität deiner
Schaltung. Du hast jetzt also fertige Bandfilter in deiner
Schaltung benutzt. Funktioniert es denn jetzt so wie
du es erwartest?

von Axel R. (Gast)


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fangen so extremschmalbandige Filter nicht an an nachzuschwingen, zu 
klingeln (wie man sagt). Wie willst Du da ask übertagen?
---
Ach, wurde ja schon gesagt...
Mach die zwei Schwingkreise auf der Frequenz und verbinde die mitm 
kleinen KeramikKondensator. Auf jeder Spule noch 10 Wdg. für "rein und 
raus"

StromTuner

von Route_66 H. (route_66)


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Felix U. schrieb:
>> Der liegt niemals parallel.
> Im Schaltplan gibt es ja 2 mal C306, warum auch immer. Von der
> Mittelanzapfung zu Ground liegt er jedenfalls auch auf der Platine.

HF-technisch liegt der Elko zwischen Masse und Masse. Für das Signal 
sind in Wechselstromschaltungen Betriebsspannung und Ground identisch. 
Wenn nicht, dann ist das ein erster Anlass zum Schwingen, Verzerren und 
zu Instabilitäten.

von Felix U. (ubfx)


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Günter Lenz schrieb:
> Du hast jetzt also fertige Bandfilter in deiner
> Schaltung benutzt. Funktioniert es denn jetzt so wie
> du es erwartest?

Es hat auch mit der umwickelten reichelt-Drossel schon gut funktioniert. 
Mit der Filterspule + externem Kondensator sieht das Spektrum nochmal 
besser aus. Es ging mir aber auch mehr darum, zu verstehen warum manche 
Spulen so viel besser sind als andere. Aber eine selbstgewickelte 
Optimallösung wäre natürlich schöner gewesen :)

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