Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Aktueller Mikrocontroller, der gut "bare metal" zu programmieren ist?


von M. H. (mh555)


Lesenswert?

Hallo!

(Die eigentliche Frage steht ganz unten)

Nach vielen Jahren melde ich mich wieder. Ich habe ein kleines 
Raspberry-Pi-Projekt und bin genervt von sporadischen Aussetzern. Da 
habe ich verklärt an die schöne alte Zeit zurückgedacht und gedacht "Mit 
einem Mikrocontroller weiß ich wenigstens was passiert. Takt für Takt."

Inzwischen hat Arduino ja eine ziemliche Erfolgsgeschichte hingelegt. 
Aber wenn ich ein bisschen in den Code schaue, schaudert es mir. 
Pin-Konfiguration im RAM, die dann bei jedem Zugriff zur Laufzeit 
ausgewertet wird? Oje! Der Blick in einige der tollen Arduino-Libraries 
(in dem Fall von Adafruit) sprach auch nicht gerade von Qualität. Geht 
zwar, aber 6 von 7 Schritten aus dem Datenblatt einfach weggelassen. 
Sicher gibt es auch Qualität. Aber die zu suchen macht sicher weniger 
Spaß als sie selbst zu schreiben. Die Entscheidung stand fest: Ich 
möchte möglichst "bare metal" programmieren. Also, ein Bootloader soll 
schon dabei sein. Aber dass mit heimlich, wie bei Arduino 
Interruptroutinen untergeschoben werden, das möchte ich nicht.

Inzwischen gibt es ja auch richtig schön schnelle Chips. Da könnte ich 
vielleicht sogar I2S nehmen, statt mit komprimierten Musikdaten zu 
arbeiten. Ich habe mir das Datenblatt des Freescale ARM Cortex-M4 
angeschaut (Teensy 3.6). Aber das war mir dann doch ein bisschen zu 
hardcore. Tausende Register setzen, damit man etwas initialisiert 
kriegt. Selber die Takte routen, selber den Speicherplatz aufteilen. 
Nein, da war die Zeit mit den ATmegas doch einfacher. Oder verkläre ich 
da die Vergangenheit? Oder bin ich beim ARM ins falsche Kapitel 
gerutscht?

Gut, man könnte sagen, dass man mit diesen schnellen Prozessoren den 
ganzen Arduino-Overhead wieder wettmacht. Und irgendwie klingt es ja 
auch verlockend, einfach eine FAT-Library oder eine USB-Library nutzen 
zu können. Aber dann hab ich ja doch wieder die Unsicherheit, dass bei 
all dem Code, der da gleichzeitig läuft, sich das Projekt im 
entscheidenden Moment verschluckt.

Und irgendwie hat es auch mehr Spaß gemacht, den SPI-Bus in Hardware 
umschaltbar zu bauen (so dass die SD-Karte die Daten direkt in den 
MP3-Decoder-Chip schieben kann und man sich den Puffer spart) als im 
Arduino ein a = FAT-Library.read und ein MP3-Chip-Library.write(a) 
aufzurufen. Genug Nostalgie. Schauen wir in die Zukunft.

Nun, ich erinnerte mich auch an mikrocontroller.net. Habe damals viel 
gelernt, allein durchs lesen von alten Diskussionen. Jetzt dachte ich, 
frag ich mal Euch!

Welchen Chip (welches Board) würdet Ihr mir heute empfehlen? Ich würde 
mir einen wünschen, der schnell genug für I2S ist, den ich möglichst 
"bare metal" programmieren kann (zumindest so dass alles zur Laufzeit 
deterministisch und unter meiner Kontrolle ist), der nicht übermäßig 
komplex ist und für den es eine gut gepflegte Toolchain gibt.

Vielen Dank!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Mir fallen da im Moment die STM32F4xx ein mit mehreren I2S/SPI Bussen 
und genügend Rechenleistung für MP3 Dekodierung und USB Host 
Unterstützung.

Die Sache mit der Toolchain sollte sich nach einigem Durcheinander 
inzwischen auch geklärt haben - z.B. Eclipse und TrueStudio sollten sich 
noch eine Weile halten.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Selber die Takte routen, selber den Speicherplatz aufteilen.

Kann man natürlich auch machen lassen.  So ziemlich jeder Hersteller
von ARM-Derivaten hat dafür was im Programm, HAL, ASF und wie die
Dinger alle heißen.

Allerdings entfernst du dich damit natürlich von diesem Anspruch:

> zumindest so dass alles zur Laufzeit deterministisch und unter meiner
> Kontrolle ist

Deterministisch ist es natürlich, aber diese Zwischenschichten, die
dir die komplexere Initialisierung und dergleichen Dinge abnehmen
möchten, hast du natürlich nicht mehr unter deiner Kontrolle.

Yep, so ein ARM ist in der Tat komplexer als ein ATmega.  Es gibt auch
kleinere, Cortex-M0 oder Cortex-M0plus-basiert, die sind in der
Komplexität dann irgendwo zwischen einem Xmega und den größeren
Cortex-M3/M4- (und mittlerweile -M7) Boliden.

Gut gepflegte Toolchain für ARM gibt es dahingehend, dass ARM Ltd.
selbst (meines Wissens) sich in den GCC mit einbringt.  Dadurch hast
du den eigentlich immer erstmal als Compiler zur Hand.  Bibliothek
ist üblicherweise in diesem Umfeld die newlib.  Ist insgesamt ein
wenig „unixoider“ als die avr-libc, da sie aus Einzelteilen stammt,
die wiederum selbst aus dem Unix-Umfeld kommen.  So geht ein malloc()
dann eben auf eine Funktion _sbrk(), die vom „System“ einen
Speicherblock anfordert.

Gerde die kleinen Cortexe sind durchaus noch „bare metal“ beherrschbar.

Zwischen einem AT90S1200 und einem ATxmegaD lagen in der Dicke des
Handbuchs auch schon mehr als eine Größenordnung ;-), die ARMs sind
dann gar nicht mehr so üppig viel dicker geworden im Vergleich.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Welchen Chip (welches Board) würdet Ihr mir heute empfehlen?

M16C.

Ist im Prinzip ein 68000 Prozessor nur als uC mit 100 Pins.

Schnell, in C programmierbar, IDE ist von Visual Studio,

und bare metal, also keine Libnraries von Kleinkindern,
sondern du darfst alles selbst programmieren.

Er führt Instruktionen ohne cache und ohne Pipelining aus,
also kann man noch Takte zählen.

Fertige Boards von glyn.de

https://www.renesas.com/en-eu/products/software-tools/boards-and-kits/renesas-starter-kits/renesas-starter-kit-for-m16c-65.html

Nachteile: Datenrichtung nur Portweise schaltbar ausser es sind
Sonderfunktionen, Ports nur mit 2mA belastbar, es gibt keine 
deutschsprachige Gemeinde von der man Code schnorren kann.

Vorteile: Echte DACs on chip, genug Speicher, PWM Timer gut
für 3 Phasen BLDC.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> M16C

Aber auch schon gut in die Jahre gekommen und relativ teuer geworden. 
Ich habe den in 3 Designs in verschiedenen Varianten drinnen, kleine 
Stückzahlen. Da kostet der 20€/Stk. War mal die low-power-Variante 
schlechthin bei rel. viel Rechenleistung. Ein L4 schlägt den um Längen. 
Für neue Sachen setze ich den nicht mehr ein.

von Jim M. (turboj)


Lesenswert?

Schau Dir mal den NRF51 von NordicSemi an, wie er z.B. auf dem micro:bit 
drauf ist. Abgesehen von den Radio-Sachen für Blueooth Low Energy ist 
das ein vergleichweise übersichtlich aufgebauter Chip.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Jim M. schrieb:
> Abgesehen von den Radio-Sachen für Blueooth Low Energy ist das ein
> vergleichweise übersichtlich aufgebauter Chip.

… wie andere Cortex-M0s auch. ;-)  Warum willst du ihm eine auf
HF-Protokolle spezialisierte Hardware aufdrängeln (wobei man den
HF-Teil praktisch nicht mehr bare metal programmieren kann, weil die
Lebenszeit dafür nicht ausreicht), wenn er eigentlich nur einen CM0
(oder CM0+) sucht?

von Johannes O. (jojo_2)


Lesenswert?

Ich kann die STM32 empfehlen. Die programmiere ich stets bare-metal, bis 
auf die #defines und typedef Sachen werfe ich alles raus, was mit HAL zu 
tun hat.
Der Chip den ich aktuell verwende hat nen Cortex-M4F, ist also durchaus 
komplexer. Kann man aber noch selbst alles machen.
Natürlich, du musst einiges an Zeit reinstecken, aber es ist machbar.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Johannes O. schrieb:
> Ich kann die STM32 empfehlen.

Ich finde auch nach nun etwas längerer Beschäftigung mit denen deren
Peripherals nicht so sonderlich toll geraten.  Externinterrupts, die
man quer über die Ports splitten muss, weitgehend nur 16-bit-Peripherie,
ein SPI, bei dem man unbedingt alle Werte rücklesen muss (obwohl man
bei SPI praktisch immer erstmal welche hat, die man gar nicht haben
will).  Allerdings haben sie verdammt viel Peripherie reingestopft in
die Dinger, alles ist x-mal vorhanden.

Bare-metal-programmierbar sind sie allerdings in der Tat.

von Schreiber (Gast)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Gut, man könnte sagen, dass man mit diesen schnellen Prozessoren den
> ganzen Arduino-Overhead wieder wettmacht. Und irgendwie klingt es ja
> auch verlockend, einfach eine FAT-Library oder eine USB-Library nutzen
> zu können. Aber dann hab ich ja doch wieder die Unsicherheit, dass bei
> all dem Code, der da gleichzeitig läuft, sich das Projekt im
> entscheidenden Moment verschluckt.

Durchaus. Aber man muss auch bei der Softwareentwicklung ökonomisch 
denken:
Wenn die Software nicht beweisbar fehlerfrei sein muss, dann nutzt man 
sinnvollerweise die bereits vorhandenen (und bewährten) Bibliotheken. 
Oder den Matlab-Codegenerator...

Das spart Zeit und des Kunden Geld. Alles-selber-machen ist ein schönes 
Ziel, das einem aber nur seltenst bezahlt wird.

von Lothar (Gast)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Ich habe ein kleines Raspberry-Pi-Projekt und
> bin genervt von sporadischen Aussetzern

Du brauchst nur die Raspbian SD-Karte entfernen und eine RiscOS pico 
SD-Karte einlegen schon gibt es auf dem Pi Zero oder A+ us Genauigkeit. 
Man muss sich aber umgewöhnen:

Entweder Entwicklung in C auf einem Pi mit RiscOS Desktop und das Binary 
per Nullmodem-Kabel auf das Pi mit RiscOS pico rüberschieben.

Oder auf dem Pi mit RiscOS pico mit vi ähnlichem Steinzeit-Editor 
basteln.

Übrigens auch in BASIC gibt es unter RiscOS pico keine Aussetzer:

https://www.youtube.com/watch?v=wLRQ4UNKeZw

https://www.riscosopen.org/content/downloads/raspberry-pi

von M. H. (mh555)


Lesenswert?

Vielen Dank. Da habe ich schon mal eine ganze Menge Stoff zu lesen.

Eine kleine Klarstellung noch: Wenn ich schrieb "bare metal", dann 
meinte ich hier nicht unbedingt, dass ich auf Librarys des Herstellers 
verzichten will. Sie müssen nur qualitativ hochwertig sein und müssen 
klip und klar sagen, wenn und was sie mit Timern machen. (Ich hab die 
Nase voll vom Raspberry-Pi-Linux, wo Dinge von Hand gestartet 
funktionieren, aber nicht im Start-Script. Und wo man dann im Forum die 
Tipps bekommt, doch einfach im Start-Script 3 Sekunden zu warten. Im 
entscheidenden Moment reichen dann zufällig auch die 3 Sekunden nicht – 
egal wie oft man zuvor getestet hat.)

Wer noch Tipps hat, die neben dem Chip auch die Toolchain (Editieren, 
Compilieren, Hochladen) und ggf. ein Board empfehlen, immer her damit.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> und ggf. ein Board empfehlen

Es gibt bei ST einige Boards mit den STM32, aber man muss sich 
entscheiden, ob man onboard Peripherie haben will (Discovery Boards) 
oder eher nur den puren MC (Nucleo Boards).
Wenn du mit Audio experimentieren willst, ist z.B. das STM32F4 Discovery 
nicht so schlecht. Da ist ein DAC schon drauf und es gibt noch einen 
freien I2S Bus. Allerdings nicht viel RAM. Mit Bildschirm und 8MB SDRAM 
gibts das STM32F429 Discovery, aber da sind so gut wie keine Pins mehr 
frei, um was dazu zu bauen.

Als Toolchain würde ich heute vermutlich wieder zu Atollics TrueStudio 
wechseln, wenn mein altes Coocox hier nicht alles bieten würde, was ich 
derzeit brauche.
Coocox ist tot, Atollic hat mal eine zeitlang Geld gekostet, nun aber 
nicht mehr.

: Bearbeitet durch User
von Mikro 7. (mikro77)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Ich hab die
> Nase voll vom Raspberry-Pi-Linux, wo Dinge von Hand gestartet
> funktionieren, aber nicht im Start-Script. Und wo man dann im Forum die
> Tipps bekommt, doch einfach im Start-Script 3 Sekunden zu warten. Im
> entscheidenden Moment reichen dann zufällig auch die 3 Sekunden nicht –
> egal wie oft man zuvor getestet hat.

Das ist Debian basiert. Eines der stabilsten Linuxe. Start Scripts sind 
Linux und sind nichts Pi-spezifisches. Wenn es Abhängigkeiten gibt, dann 
kann man diese auch definieren. Die Qualität der Antworten im Forum ist 
recht durchwachsen. Sowas würde ich daher ggf. in einem Debian Forum 
erfragen.

Was genau war denn das Problem und wie passt der Pi in deine 
Anforderungen?

von m.n. (Gast)


Lesenswert?

Sehr elegant sind µCs von Renesas. Beispiele dafür sind H8SX und RX 
Prozessoren. Sie sind intern gut strukturiert. Verpackt sind sie in 
Gehäusen, wo die Pins eines Ports direkt nebeneinander herausgeführt 
sind, was ideal fürs Layout ist.

Zum Einstieg sieh Dir vielleicht das Datenblatt des kleinen RX210 an. 
Den ADC mal außen vor gelassen, sind beim 100-pol. Gehäuse nur 2 x VCC 
und 2 x VSS Anschlüsse zu verdrahten; das Layout wird damit sehr 
einfach.
Die größeren Brüder heißen dann RX610, RX62, RX63, RX64 und RX71, was 
richtige Edelprozessoren sind ;-)

Aktuell ist jetzt das E2Studio, was mir nicht zusagt. Meine Projekte 
habe ich alle mit HEW erledigt, was mir sehr gut gefallen hat.
Renesas ist hier nicht sonderlich bekannt, was daran liegen mag, daß man 
keine EVAL-Boards 'hinterhergeworfen' bekommt und beim Einkauf von 
Standard-Ausführungen zumeist mit langen Lieferzeiten zu rechnen ist.
STM32F-Typen bekommt man hingegen an jeder Ecke und sofort.

von Mampf F. (mampf) Benutzerseite


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> Wenn du mit Audio experimentieren willst, ist z.B. das STM32F4 Discovery
> nicht so schlecht. Da ist ein DAC schon drauf und es gibt noch einen
> freien I2S Bus. Allerdings nicht viel RAM. Mit Bildschirm und 8MB SDRAM
> gibts das STM32F429 Discovery, aber da sind so gut wie keine Pins mehr
> frei, um was dazu zu bauen.


Leider gibt es die Kombination wieder nicht als Board ... I2S + SDRAM + 
SD-Slot ... :(

Ist echt doof ... das eine hat SDRAM, TFT und das andere hat einen 
I2S-Audio-DAC drauf ... Aber so die Kombination hatte ich noch nicht als 
fertiges Board gesehen. Und einen SD-Slot haben beide Discoverys nicht.

> Als Toolchain würde ich heute vermutlich wieder zu Atollics TrueStudio
> wechseln, wenn mein altes Coocox hier nicht alles bieten würde, was ich
> derzeit brauche.

Ich verwende Eclipse + ARM-Plugin und OpenOCD zum Debuggen ... 
Funktioniert prima :)

: Bearbeitet durch User
von u8g2 (Gast)


Lesenswert?

Ich hatte vor einigen Wochen angefangen mich mit dem STM32L0 ("L"!) zu 
beschäftigen. Erste Gehversuche hatte ich hier dokumentiert:

https://drolliblog.wordpress.com/2017/04/06/led-blink-with-the-stm32l031x6/

Positiv:
- Die Chips lassen sich bequem über RS232 programmieren.
- Klein, aber noch handhabbar
- Geringer Stromverbrauch
- GCC Toolchain, C-Headerdateien mit allen Register Definitionen
- Cortex-M0+

Von der STM Cube MX Library hatte ich erstmal die Finger gelassen. Wegen 
der schlechten Lib-Dokumentation musste ich ständig im Code der Library 
nachlesen, was die Funktion denn nun wirklich tut. An Ende habe ich dann 
doch lieber die HW-Register direkt angesprochen.

Was mir bei anderen ARMs auch schon aufgefallen ist: Um irgendwas zu 
aktivieren, muss man irgendwo anders Clockleitungen aktivieren, Resets 
durchführen und/oder Sperrmechanismen entriegeln. Das ist nicht weiter 
schlimm und die Datenblätter sind hier durchaus vollständig und präzise, 
aber es erfordert doch genaues lesen.

Grüße,
Oliver

von Werner H. (pic16)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Welchen Chip (welches Board)...

Beagleboone?

von Dr. Sommer (Gast)


Lesenswert?

Mampf F. schrieb:
> Leider gibt es die Kombination wieder nicht als Board ... I2S + SDRAM +
> SD-Slot ... :(
Das STM32F746 Discovery hat genau das:
* 8 MByte SDRAM
* 480x272 LCD
* Audio-Codec WM8994 welcher über I²S angebunden ist. Der I²S ist nicht 
rausgeführt, aber der Codec bietet bereits 2 Mikrofone, 1 Line-In, 1 
Kopfhörer-Ausgang, 1 Speaker-Ausgang. Vielleicht reicht dir das schon.
* microSD-Slot mit echtem SD bus (kein SPI))

Das ganze ist jedenfalls definitiv schnell genug für 44.1kHz Audio 
(vermutlich auch mehr). In der Doku steht überall was von SAI, das ist 
ein Peripherie-Block welcher u.a. I²S spricht.

von PIC32 (Gast)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Welchen Chip (welches Board) würdet Ihr mir heute empfehlen? Ich würde
> mir einen wünschen, der schnell genug für I2S ist, den ich möglichst
> "bare metal" programmieren kann (zumindest so dass alles zur Laufzeit
> deterministisch und unter meiner Kontrolle ist), der nicht übermäßig
> komplex ist und für den es eine gut gepflegte Toolchain gibt.
>
> Vielen Dank!

Hmm, weil alle hier STM32 schreien, sollte man doch mal eine Alternative 
erwähnen:
PIC32MX oder MZ.

Auch die sind noch schön bare-metal programmierbar und schnell genug für 
sinnvolle I2S-Andwendungen. Konkret habe ich persönlich schon mal einen 
mp3-Player mit einem PIC32MX470 umgesetzt, decodierung in Software und 
Ausgabe über I2S.

Mir persönlich sagt die Peripherie der PIC32MX erheblich mehr zu, als 
jene der STM32. Insbesondere praktisch finde ich die Art, wie man mit 
den von Microchip definierten Headern auf die Einzelbits Register 
zugreifen kann.

von enttäuscht (Gast)


Lesenswert?

PIC32 schrieb im Beitrag #5078008:
> Insbesondere praktisch finde ich die Art, wie man mit
> den von Microchip definierten Headern auf die Einzelbits Register
> zugreifen kann.

Woah, dass ich habe ich schon immer vermisst!

Das gibt es seit dem ersten C Compiler fürn 8051. :-<<<

von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


Lesenswert?

Jörg W. schrieb:
> Jim M. schrieb:
>> Abgesehen von den Radio-Sachen für Blueooth Low Energy ist das ein
>> vergleichweise übersichtlich aufgebauter Chip.
>
> … wie andere Cortex-M0s auch. ;-)

Die NRF51/NRF52 haben wirklich deutlich einfachere Peripherals. Wenn Du 
da z.B. eine Peripheral einschaltest, dann bekommt die auch einen Takt. 
Fast alle Pins sind beliebig an alle Peripherals schaltbar.

Die Dokumentation ist "relativ" gut und im Gegensatz zu z.B. ST, bekommt 
man im Forum von Nordic eigentlich fast immer eine Antwort, wenn man 
eine vernünftige Frage stellt. Die low level Libraries sind auch 
handwerklich deutlich besser, als z.B. die von ST.

> Warum willst du ihm eine auf
> HF-Protokolle spezialisierte Hardware aufdrängeln (wobei man den
> HF-Teil praktisch nicht mehr bare metal programmieren kann, weil die
> Lebenszeit dafür nicht ausreicht), wenn er eigentlich nur einen CM0
> (oder CM0+) sucht?

https://github.com/TorstenRobitzki/bluetoe (Ok, ist auch nocht nicht 
ganz fertig. Aber wenn nichts dazwischen kommt (z.B. Kunden), dann werde 
ich das noch fertig stellen ;-)

Die Radio-Peripheral ist auch nur eine Peripheral (ok, wahrscheinlich 
die, die im Chip am meisten kostet) von anderen und auch in anderen 
Controllern wird man nie alle Peripherals nutzen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Torsten R. schrieb:
> Die Radio-Peripheral ist auch nur eine Peripheral (ok, wahrscheinlich
> die, die im Chip am meisten kostet)

Eben.  Ich würde auch keinen ATmega256RFR2 jemandem empfehlen, der
nur einen Controller braucht, bloß weil ich diesen Chip gerade besonders
gut kenne.

von W.S. (Gast)


Lesenswert?

M. H. schrieb:
> Welchen Chip (welches Board) würdet Ihr mir heute empfehlen? Ich würde
> mir einen wünschen, der schnell genug für I2S ist, den ich möglichst
> "bare metal" programmieren kann (zumindest so dass alles zur Laufzeit
> deterministisch und unter meiner Kontrolle ist), der nicht übermäßig
> komplex ist und für den es eine gut gepflegte Toolchain gibt.

"bare metal" kann man eigentlich fast alle µC programmieren. Für Audio 
oder SDR-Zwecke fallen aber fast alle kleineren Typen (8Bit usw.) 
heraus.

Was übrig bleibt, sind PIC32 und Cortex M4F.

Nun mußt du PIC32 und Renesas betreffend, jemand anderes als mich 
fragen, aber zu den unten genannten Cortexen kann ich was beitragen:

1. die hier extrem häufig genannten STM32F... sind zwar durchaus weit 
verbreitet, haben konstruktiv aber gerade für I2S-Zwecke eine eher 
sau-ungünstige Peripherie. Die ist nämlich in weiten Teilen nur 16 
bittig ausgeführt und oft fehlen sinnvolle Caches und das macht Streß. 
Bei den F446ern z.B. hat man zwar bei allen SPI Cores auch nen 
I2S-Modus, aber der ist so doof gemacht, daß man keine Freude dran hat - 
entweder 4 Interrupts pro Sample oder sich mit DMA herumschlagen. 
Bleiben also nur die 2 SAI-Cores übrig, von denen aber einer bei allen 
kleineren Gehäusen nicht benutzbar ist - und wie deren Cache wirklich 
funktioniert, muß man wohl ausprobieren.

2. bei NXP sieht die Peripherie bei den LPC4xxx zum Teil deutlich besser 
aus, da viel mehr eben echt 32 bittig gemacht ist. Dafür ist die 
Typenvielfalt geringer - und bei den Dualcore-Typen (M4F+M0) sehe ich 
bei der Softwareentwicklung noch nicht richtig durch. Vielleicht muß man 
beide Codeseiten separat entwickeln, um sauber zwischen M4F-Code und 
M0-Code trennen zu können. ansonsten entfalten gerade diese Typen ne 
ziemliche Rechenleistung.

3. bei den NXP-Kinetis mußt du zuerst dir die Doku anschauen, ob du 
damit klar kommst und verstehst, was die eigentlich meinen. Ich krieg 
damit regelmäßig nen Koller. Aber hier gibt's ja einen Leut, der deren 
Doku ausgesprochen gut findet.

4. Guck dir auch die neueren Nuvoton-Typen an, dort gibt es auch recht 
nette Chips, aber auch dort: zuerst Doku reinziehen. Ich hatte Nuvoton 
in letzter Zeit bissel schleifen lassen aus Zeitgründen.

W.S.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.