Seit 1. Juli haben wir eine neue Arbeitsorganisationsverfassung bekommen und die auferlegt uns als Team, uns regelmässig am Wochenende zu versammeln und Nicht-Tagesthemen zu besprechen. Auf dem Plan stehen da neuerdings ein Haufen abstrakter politologischer Dinge, die stark von unternehmerischen Dingen geprägt sind und da am casual friday, "sowieso nichts gearbeitet wird" wie unser Big Boss in seiner Antrittsrede verkündete (Aha!) sollen auch wir Ingenieure und MINT daran teilnehmen. Jetzt war Ich dreimal da uns heute gab es Nettes, das zum Nachdenken anregt: Es geht um die Unternehmensnachfolgen. Da wo Ich arbeite, nämlich im "Ländle" gibt es angeblich über 1000 Betriebe, von denen 320 zum high-tech-Mittelstand gehören, die vom Verfall bedroht sind, weil es keine Geschäfstführer, Vorstände und fähige Leiter gibt, sondern weil dort die unfähigen Nachkommen der Gründer sitzen. In Worten: "Da hat der Pappi in den 60ern eine Firma hochgezogen und bis ins hohe Alter weitergeführt und dann in den 90ern seinem Sohnemann übergeben, der aber nicht zufällig auch so ein fähiger Mann war sondern halt nur Durchschnitt. Der fährt dann die Firma an die Wand". Jetzt haben wir und angeschaut und stellen fest: Ja in so einer Firma arbeiten wir!!!!!! Der alte Herr hat es nach dem Krieg hochgezogen, ein Sohn, der wohl noch halbwegs was drauf hatte, hat es mit einigen Initiatoren zu einem Weltkonzern ausgebaut und ist dann Mitte der 2000er abgedankt. Nun wird der Laden von lauter Fremden dirigiert und die dritte Generation sitzt mitten drin und leitet so schlecht als recht mit. Da sitzt dann das Püppchen, das im Ausland BWL studiert hat im Vorstand und ist nur deshalb drin, weil sie den richtigen Namen hat. Enkelsöhnchen macht die Finanzen und ist CFO - hat aber in seiner Jugend nur Sportwagen gefahren, war nie in der Werkstatt, hat keine Leitungskompetenz und macht sich nur wichtig. Kennt ihr solche Firmen? Oder: Kennt ihr auch was anderes? Mich düngt es gibt NUR solche Firmen!
Chefkritiker schrieb: > uns regelmässig am Wochenende zu versammeln Im Ernst?! und da machst du mit? das ist ja furchtbar. Freitagabend-Feierabendbier ist toll, aber wenn das befehlsmässig angeordnet würde, dann würde ich extra nicht hingehen.
Chefkritiker schrieb: > ...hat aber in seiner Jugend > nur Sportwagen gefahren, war nie in der Werkstatt... Das spricht für die Qualität des Spochtwagens. Chefkritiker schrieb: > Mich düngt es gibt NUR solche Firmen! Mich dünkt, daß das eine Firma für Gründünger ist (VEB Luzernen-Fabrik)
Also um ein paar Beispiele zu bringen: Das Püppchen (sie heisst bei den MA so!!!) hat jetzt die Idee, den Konzern fit zu machen für die Industrie 4.0! Bei der Mitarbeiterversammlung hat einer aus der unteren Etage den Fehler gemacht, zu fragen, was das denn nun genau heisst und was sie (das Püppchen) darunter versteht, was keine Antwort zur Folge hatte, wie man sich vorstellen konnte. Jetzt laufen ein Haufen Schulungen, um uns die I4.0 zu erklären und die "Digitalisierung" nahezubringen. Real wird aber nichts Neues verkündet sondern nur b.s.b. betrieben. Da keiner einen Plan und jeder weiß es, aber jeder heult mal mit. Während diese Aktion eine Menge Geld kostet und wenig Gewinn hat, wird gleichzeitig versucht, Kosten zu sparen. Das papierlose Büro wurde eingeführt und es darf nichts mehr aufgeschrieben werden. Alles wird ins Word getippt und das dann online stehen soll, für alle verfügbar, auf allen Desks und in allen Räumen. Problem: Die server bremsen die Leute sehr stark ab und man hat beim Anlegen der Dokumente den Eindruck an einem I484 zu sitzen. Ergebnis: Es wird illegal ausgeschrieben, es hängt auf den lokalen Platten oder es wird weniger notiert. Damit alle effizient arbeiten können, sitzt das komplette Projektteam zusammen. D.h Einkäufer plärren ins Telefon, der Projektleiter telefoniert die Termine zusammen und macht kleine Meetings am Arbeitsplatz, die Ingenieure machen CAD und CAE und die Programmierer hacken den C-Code in die Tastatur. Es ist a) laut, b) hektisch und alle stören sich gegenseitig.
Mich dünkt du hast dir dieses Gesülze nur ausgedacht hast. Aber infantile Märchenerzähler gibts ja hier mehr als ausreichend, dazu noch den schizophrenen Paul Baumann und fertig ist das Unterforum "Lebensversager".
Lass mich raten: Die Bezahlung ist auch noch sch....?
Nein, die Bezahlung ist gut. Zumindest für mich und meine Kollegen.
Chefkritiker schrieb: > Nein, die Bezahlung ist gut. Dann würde ich mal Rücklagen bilden und wenn der Chef in die Kiste geht (die sind oft sehr zäh) dann kann man den Laden übernehmen, vielleicht sogar fürn Appel und nen Ei. Problem wird dann sein, das viele Köche in einer Firma dann oft auch nichts gebacken bekommen. Von Eigentümergemeinschaften (Wohnungen) kennt man dieses Beissreflex-Verhalten nämlich auch.
MaWin schrieb: > Chefkritiker schrieb: >> den Eindruck an einem I484 zu sitzen. > > Was ist das? ein downsizing i486?
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Ist völlig normal - aber so, wie Du schon im letzten Absatz beschreibst, findet das i. A. eher über drei Generationen statt und nicht nur (wie im vorletzten anklingt) über zwei: - Der Gründer baut das Unternehmen auf; er investiert all sein Können, alle Energie und alle verfügbare Zeit, da es für ihn sein Lebenswerk und -inhalt ist. - Der Sohn hat noch eine persönliche Beziehung zum Unternehmen, da er mitbekam, wie viel Energie, Zeit und Liebe sein alter Herr in das Unternehmen investierte - mit anderen Worten weiß er das, was da ist, noch zu schätzen, da er den "Wert" dahinter (das, was sein Vater investierte) kennt. Daher versucht auch er sein Möglichstes, um das Unternehmen florieren zu lassen, d. h. auch nach Möglichkeit weiter auszubauen. - Der Enkel hat i. A. keinen direkten persönlichen Bezug mehr zu den Wurzeln des Unternehmens; für ihn war es "schon immer da". Auch wenn es objektiv betrachtet schon ziemlicher "Luxus" ist, sehr einfach in ein gutes KMU einsteigen zu können, da dies doch auch eine ordentliche Portion Sicherheit und Wohlstand bietet, so ist es schlichtweg menschlich, das, was bereits "da" ist, nicht mehr als Luxus zu begreifen, auch wenn es noch so wertvoll ist (Gewöhnungseffekt). Demzufolge fällt das, was er zu investieren bereit ist, deutlich geringer aus - es steckt einfach kein "Herzblut" von ihm im Unternehmen. Und wenn es insolvent geht - was soll es; mit der Position "Geschäftsführer" oder "Mitglied des Vorstands" im Lebenslauf findet man in jedem Fall wieder etwas Neues. Wenn Unternehmen zwischendurch verkauft werden, entspricht der Käufer häufig auch direkt dem "Enkel", d. h. es fehlt nicht nur der direkte Bezug, sondern nicht selten ruinieren die Käufer das Unternehmen dann vorzeitig, weil sie das "Wesen" (Prozessstrukturen, Kundenbindung, Mitarbeitermotivation, "Hygienefaktoren" nach "oben" und nach "unten") nicht begreifen (wollen) bzw. unbedingt ihre eigenen Vorstellungen umsetzen müssen, koste es, was es wolle - oder weil sie jetzt schlichtweg auf ihre "Gegenleistung" für den gezahlten Kaufpreis warten und sich daher lieber mit der Arbeit zurückhalten.
Chefkritiker schrieb: > Das papierlose Büro wurde eingeführt Im Prinzip keine schlechte Idee - wenn man es richtig macht. > es darf nichts mehr aufgeschrieben werden. Alles wird ins > Word getippt und das dann online stehen soll, für alle verfügbar, auf > allen Desks und in allen Räumen. Absoluter Käse. Für schnelle Notizen "für mich selbst" (d. h. das will gar kein anderer sehen bzw. kann mein Gekrakel ohnehin gar nicht lesen bzw. die komischen Pfeile verstehen), um die Gedanken zu ordnen, gibt es nichts Effizienteres. Dass "alle" Informationen ordentlich abzulegen bzw. mit dem Projektteam usw. zu teilen sind und daher auch in vernünftiger Form dargestellt werden müssen, steht auf einem anderen Blatt. Aber das ist eher eine Frage der Selbstdisziplin (bzw. eine Frage der Führung) statt der genauen Art der Datenablage - so ist es z. B. zunächst einmal egal, in welcher Form z. B. ein Gesprächsprotokoll geführt wird - der Scan der handschriftlichen Notizen tut es für interne Zwecke genau so wie eine einfache Textdatei, eine Formularvorlage in Word oder Excel oder die Pflege der Punkte im webbasierten PLM-/ERP-System - entscheidend ist vielmehr, dass für jede Besprechung ein solches Besprechungsprotokoll erstellt wird. > Problem: Die server bremsen die Leute > sehr stark ab und man hat beim Anlegen der Dokumente den Eindruck an > einem I484 zu sitzen. Ergebnis: Es wird illegal ausgeschrieben, es hängt > auf den lokalen Platten oder es wird weniger notiert. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie man etwas nicht umsetzt (d. h. auf Management-Ebene im stillen Kämmerlein etwas ausbrütet und dies dann genau so umsetzen lässt, ohne beispielsweise vorab einmal einen Langzeittest mit begrenztem Personenkreis durchgeführt zu haben). > Damit alle effizient arbeiten können, sitzt das komplette Projektteam > zusammen. D.h Einkäufer plärren ins Telefon, der Projektleiter > telefoniert die Termine zusammen und macht kleine Meetings am > Arbeitsplatz, die Ingenieure machen CAD und CAE und die Programmierer > hacken den C-Code in die Tastatur. Es ist a) laut, b) hektisch und alle > stören sich gegenseitig. Ist zumindest im Automotivebereich extrem weit verbreitet, um nicht zu sagen üblich. Tatsächlich bringt die unmittelbare räumliche Nähe diverser Projektmitglieder deutliche Vorteile - das ist aber nicht pauschal so - bzw. bei konzentrationsintensiven Jobs natürlich vollkommen kontraproduktiv. Auch hier wäre ein sinnvolles Abwägen individuell für jedes Projektteammitglied angebracht.
Chefkritiker schrieb: > Der alte Herr hat es nach dem Krieg hochgezogen, ein > Sohn, der wohl noch halbwegs was drauf hatte, hat es mit einigen > Initiatoren zu einem Weltkonzern ausgebaut und ist dann Mitte der 2000er > abgedankt. Nun wird der Laden von lauter Fremden dirigiert und die > dritte Generation sitzt mitten drin und leitet so schlecht als recht > mit. Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt. Otto Fürst von Bismarck
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Wir hatten auch mal so etwas. Zwangs Sitzung am Montag morgen. Bis ich mal zu spaet kam, mich entschuldigte, und bemerkte, ich sei mit allen Entscheiden einverstanden. Das war's dann...
Thomas1 schrieb: > und die vierte verkommt. Sofern es eine weitere gibt. So manche Generation ist von der Gesellschaft so gefrustet, dass sie das Aussterben der Familie einfach für sich entscheiden. Kinder in die Welt zu setzen, stört nur die Lebensqualität. Solche Leute kenne ich aus meinem Umfeld. Allerdings wird dann keiner im Fall des Falles die Pflege für die übernehmen. Die sozialen Systeme verheizen dann das Vermögen.
Das ist definitiv der schlechteste Freitags-Troll-Thread ever! Schon nach dem ersten Satz unglaubwürdig und darum habe ich mir nicht mal die Mühe gemacht, weiter zu lesen. Darum: Ab in die Mülltonne!
Viel schlimmer als Enkelnachfolge ist folgendes Szenario: Das Unternehmerehepaar lässt sich von einem Dienstleister besäuseln das Unternehmen zu verkaufen, statt es Sohnemann weiter führen zu lassen. Dem Käufer sind eigentlich nur Standortnähe zum OEM und Supplierstatus wichtig. Der Rest der Gesellschaft wird innerhalb von einem Jahr komplett auf Sklavenhandel ausgerichtet. Es werden haufenweise BWL Bachelor Absolventen als Businessmanager eingestellt die in Scharen über den nahegelegenen OEM herfallen und Projekte akquirieren sollen. Ingenieure die zuvor einen Sitzplatz im Unternehmen hatten werden plötzlich verliehen und Gehaltssteiegerungen nur noch in Form von "Projektzulagen" gewährt. Junior, der ein Jahr lang die Standortleitung inne hatte, wird über Nacht zum Projektmanager degradiert und gleichzeitig versetzt. An seine Stelle tritt ein vielversprechender anderer Businessmanger, frisch abgeworben von der Dienstleisterkonkurrenz der laut Linkedin nie viel länger als ein Jahr bei einem Unternehmen gearbeitet hat... Realsatire? Tatsächlich so passiert. Ich wäre froh, wenn der Sohn die Nachfolge übernommen hätte.
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