Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Restwelligkeit oder Kondensatoren mit großer und kleiner Kapazität parallel


von hd1762 (Gast)


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Hallo liebe Community,

ich habe folgende Frage. Ich habe zwei Aufgaben, die auf einander 
aufbauen. Also, man schließt parallel zu einem Brückengleichrichter 
einen Elko mit großer Kapazität, sagen wir 1000µF (=Ladekondesator). Was 
dieser macht, habe ich verstanden - glättet die Spannung. Danach heißt 
es, parallel zu Diesem wird ein Kondensator mit 0,1µF geschaltet und als 
Frage dazu kommt: "Welchen zweck hat dieser Kondensator?" Und als Lösung 
zu dieser Frage steht: "Unterdrückung von Hochfrequenzen; Elko nicht 
ausreichend, da hohe Eigeninduktivität!"

Kann mir (einem, der alles sehr schwer begreift) BITTE nun jemand diese 
Lösung in EINFACHEN Worten erklären?


Danke schon mal im Voraus!

von Michael B. (laberkopp)


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Wieso einfahe Worte, du wirst bei so einer Aufgabe doch studieren, also 
kann es doch wohl für Akademiker sein.

Einfach mal angucken, welche Impedanz gegenüber der Frequenz ein 100 uF 
Elko hat
http://downloads.cdn.re-in.de/1300000-1399999/001346250-da-01-en-ALU_ELKO_SCREW_TERM__1000_UF_500_V_72ST.pdf
gegenüber einem 100nF X7R
http://www.farnell.com/datasheets/2237835.pdf?_ga=2.186457129.143099272.1500739578-1451779394.1482501845

Der eine hat das Minimum bei 1000Hz, der andere bei 1MHz.

Was nützt also ein Elko gegen eine Impulsbelastung mit eine 
Anstiegsflanke von 1us ?
Genau, steht gar nicht mehr im Diagramm, mehr als 1 Ohm, also ein 
Spannungsabfall von mehr als 1V bei 1A.

Der 100nF hingegen nützt nichts, um das 1A während der 1/100 Sekunde zu 
liefern, in der die Netzspannung gerade ihre Pause einlegt.

von Gerd (Gast)


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Ich versuchs mal:
Immer wenn ein Strom zu fließen beginnt, müssen die Ladungsträger
zunächt beschleunigt werden, je länger der Weg, desto
langsamer kann das geschehen.
(Wegen der Induktivität des Leiters)

Stell dir jetzt einfach zwei gegenüberliegende Platten vor,
die einen Kondensator bilden.

Wenn die Platten kleiner sind, sind die Wege für den Strom
in den Platten kürzer. Der Kondensator ist "schneller".
Bei größeren Platten dementsprechend umgekehrt.

Ein großer Kondensator kann also die Ladungsträger bei
zeitlich kurzen Spannungsspitzen i.A. nicht so schnell
auf seinen Platten verteilen und gibt diese dann nur wenig
gefiltert weiter.

von Schnuck (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Wieso einfahe Worte, du wirst bei so einer Aufgabe doch studieren, also
> kann es doch wohl für Akademiker sein.

also wir hatten damals in der Ausbildung komplexere Fragestellungen. Ich 
denke als Azubi könnte so eine Frage durchaus vorkommen. Das waren bei 
uns bereits im 2 Lehrjahr Übungsfragen :-)

@ hd1762,

Schau mal unter "Ersatzschaltbild Kondensator", dann sollte es klarer 
werden. Jedes reale Bauelement besteht immer aus einer Kombination aus 
unterschiedlichen Elementen (R,L,C).

Ein dicker Kondensator hat in der Regel längere Anschlussbeinchen und 
bedingt durch den Aufbau auch größere Induktivitäten.

Und was gilt bei Induktivitäten für eine Formel für den Blindwiderstand? 
Was passiert mit diesem Widerstand, wenn die Frequenz oder die 
Induktivität erhöht wird?

von Peter R. (pnu)


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1000µF sind keine große Kapazität für einen Ladekondensator bei 
Gleichrichterbrücke für 50Hz. Mit einem A Laststrom ergibt das eine 
Welligkeit (Uss)am Ladekondensator von 6,6...V
Bei so 0,1 A aber erträgliche 0,666V  für einen folgenden 
Spannungsregler.

Es gibt an einer Gleichrichterbrücke aber auch andre schnelle Vorgänge:
entweder die Schaltvorgänge in den Dioden oder eine stark wechselnde 
Last (digitalschaltung oder NF-Verstärker)

Eines ist einfach die Induktivität der Zuleitungen des Elko:
Denn beim großflächigen Elko sind ja die "Platten", zwei relativ lange 
Alustreifen, als Wickel aufgeführt.

zwischen den beiden Platten besteht die Folge: Alufolie - Oxidschicht 
von µm Dicke als Isolierung - Zehntel mm siebartige Trennfolie aus 
Papier, mit Elektrolyt getränkt - zweite Alufolie, blank.
Der Elektrolyt führt den Strom von 50 oder 100Hz ganz gut, wirkt also 
nicht als Längswiderstand, die Ionen darin sind schnell genug dazu.

Beim kHz oder gar MHz machen die Ionen das Spiel nicht mit. Die Zehntel 
mm dicke Elektrolytschicht ist dann ein zweites Dielektrikum in reihe 
zum Al-Oxid, bei dieser hohen Frequenz hat der Elko dann wenige nF 
Kapazität.

Deshalb muss ein 100nF-Kondensator parallegeschaltet werden, damit auch 
bei HF etwas Kapazität vorhanden ist.

von hd1762 (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Wieso einfahe Worte, du wirst bei so einer Aufgabe doch studieren,

Schnuck schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Wieso einfahe Worte, du wirst bei so einer Aufgabe doch studieren, also
>> kann es doch wohl für Akademiker sein.
>
> also wir hatten damals in der Ausbildung komplexere Fragestellungen. Ich
> denke als Azubi könnte so eine Frage durchaus vorkommen. Das waren bei
> uns bereits im 2 Lehrjahr Übungsfragen :-)


Ja, genau so ist es. Ich bin jetzt 2. Lehrjahr Informationselektroniker 
und diese Aufgabe steht in der Vorbereitung zur Zwischenprüfung.

Gerd schrieb:
> Ich versuchs mal:
> Immer wenn ein Strom zu fließen beginnt, müssen die Ladungsträger
> zunächt beschleunigt werden, je länger der Weg, desto
> langsamer kann das geschehen.
> (Wegen der Induktivität des Leiters)
>
> Stell dir jetzt einfach zwei gegenüberliegende Platten vor,
> die einen Kondensator bilden.
>
> Wenn die Platten kleiner sind, sind die Wege für den Strom
> in den Platten kürzer. Der Kondensator ist "schneller".
> Bei größeren Platten dementsprechend umgekehrt.
>
> Ein großer Kondensator kann also die Ladungsträger bei
> zeitlich kurzen Spannungsspitzen i.A. nicht so schnell
> auf seinen Platten verteilen und gibt diese dann nur wenig
> gefiltert weiter.

Unglaublich, ich habs tatsächlich begriffen! Vielen herzlichen Dank!!!

von Schnuck (Gast)


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hd1762 schrieb:
> Ja, genau so ist es. Ich bin jetzt 2. Lehrjahr Informationselektroniker
> und diese Aufgabe steht in der Vorbereitung zur Zwischenprüfung.

Ach das waren noch Zeiten (lang ist es her). Ich wünsche Dir viel Glück 
und drücke dir die Daumen für die Prüfung!

Viele Grüße von einem ehemaligen Azubi der Industrieelektronik. :-)

von Zeno (Gast)


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von hd1762 (Gast)


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Zeno schrieb:
> Beitrag "Einheitlicher Umgang mit faulen Schülern etc.?"

Das hat nichts mit faul zu tun. Ich lerne genug, aber es gibt halt 
manche Sachen auf die man selber nicht drauf kommt. Ich habe halben 
Internet durchstöbert und nichts dazu gefunden, bevor ich hier meine 
Frage gestellt habe. Wäre ich faul, dann hätte ich es gleich gemacht, 
ohne bevor zu recherchieren.
Und bei uns der Schule wurde das Thema auch nie richtig angesprochen, es 
hieß einfach immer nur es ist so wie es ist und damit müsst ihr klar 
kommen...
Und wenn die meisten faul sind, dann heißt es nicht, dass es alle sind

von hd1762 (Gast)


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Schnuck schrieb:
> hd1762 schrieb:
>> Ja, genau so ist es. Ich bin jetzt 2. Lehrjahr Informationselektroniker
>> und diese Aufgabe steht in der Vorbereitung zur Zwischenprüfung.
>
> Ach das waren noch Zeiten (lang ist es her). Ich wünsche Dir viel Glück
> und drücke dir die Daumen für die Prüfung!
>
> Viele Grüße von einem ehemaligen Azubi der Industrieelektronik. :-)

Danke dir!

von Zeno (Gast)


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hd1762 schrieb:
> Ich habe halben
> Internet durchstöbert und nichts dazu gefunden, bevor ich hier meine
> Frage gestellt habe.

Im Internet ist es sehr von der Fragestellung abhängig ob man das 
Passende findet oder eben nicht.
Für so etwas gibt es Lehrbücher in die man die Nase stecken kann. Wenn 
man sich Selbige nicht kaufen kann/will/möchte, dann gibt es auch noch 
Bibliotheken wo man diese ausleihen oder vor Ort lesen kann - meist 
kostenlos.

Ich behaupte mal das das Wissen sehr wohl vermittelt wurde (s. 
Rahmenlehrplan für Informationselektroniker 
http://www.ks2002.de/pub/lehrplan/ET-Informationselektroniker1999.pdf). 
Wenn ich diesen Plan richtig interpretiere dann ist das Stoff des 2. 
Lehrjahres und wird im Lernfeld 5 mit ca. 100Stunden vermittelt. Da Du 
Dich im 2.Lehrjahr befindest wird es jetzt halt abgefragt - ist ja auch 
Sinn und Zweck einer Zwischenprüfung. Das Thema wurde vielleicht von den 
Lernenden als nicht so wichtig, zu langweilig, brauchen wir eh nie, 
..... eingestuft und deshalb nicht mit der nötigen Sorgfalt abgearbeitet 
bzw. der Lernstoff vertieft. Blööd nur das es sich jetzt rächt.
Wenn man jung ist schätzt man die Sinnhaftigkeit mancher Dinge halt 
nicht immer richtig ein (war zu meiner Zeit auch nicht anders). Das 
Wichtige dabei ist halt das man aus den Fehlern lernt, um es dann 
richtig zu machen.

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