Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Lötfett empfehlenswert


von Stefan F. (Gast)


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Früher als Kind hatte ich oft Lötfett (z.B. 
https://www.conrad.de/de/loetfett-stannol-174083-inhalt-20-g-f-sw-21-813400.html) 
benutzt, da man damit alte Bauteile mit oxidierten Anschlussbeinchen 
besser löten kann. Vor allem bei fliegenden Aufbauten, wo man immer 
mindestens zwei Hände zu wenig hat, ist es hilfreich.

Während der Ausbildung hatte ich durch Routine allerdings gelernt, ohne 
dieses Zeug auszukommen.

Jetzt fängt mein Sohn gerade mit dem Basteln an und tut sich genau so 
schwer wie ich damals. Sollte ich ihm Lötfett besorgen?

Ich bin unsicher, wie sich die Rückstände des Fetts auswirken. Sind die 
Rückstände für Lötstellen und Bauteile schädlich?

Die ganzen Warnhinweise im Conrad Shop lesen sich ja schon wie ein 
Gruselkabinett. Mich interessiert momentan jedoch die Wirkung auf die 
Elektronik, und dazu steht dort nichts.

von Stefan M. (derwisch)


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Nein, das ist was für Dachrinnen und anderes Grobzeugs.
Ebenso sind die Lötkolben, die mit Lötfett in Berührung kommen eher die 
sehr grobe Fraktion ( Kupferrohre, Dachrinnen etc. löten ).
Bei Elektronik und Bastelzeugs hat Lötfett nichts zu suchen.
Das zerfrisst alles, weil die Säuren darin auch im kalten Zustand noch 
aktiv sind.

von Hugo (Gast)


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Stefan U. schrieb:
> Die ganzen Warnhinweise im Conrad Shop lesen sich ja schon wie ein
> Gruselkabinett. Mich interessiert momentan jedoch die Wirkung auf die
> Elektronik, und dazu steht dort nichts.

Meiner Meinung nach kann man damit höchstens Dachrinnen löten. Sobald 
aber Elektronik ins Spiel kommt, ist Lötfett ein absolutes Tabu. Das 
frisst etliche Zeit weiter und für die Lötspitzen ist es genauso 
schädlich.

Also nur Dachrinnen mit altem Lötkolben, dessen (Kupfer)-Lötspitze man 
nachfeilen kann...

von Crazy Harry (crazy_h)


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von Alexander S. (alex998)


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Stefan U. schrieb:
> Jetzt fängt mein Sohn gerade mit dem Basteln an

S 2: Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen


Davon abgesehen, Conrad gibt F-SW 21 als Flussmitteltyp an, heisst 
"Rückstände wirken bedingt korrosiv", enthält Zink- und/oder 
Ammoniumchlorid. Für Elektronik nich so doll.

Nimm lieber eine der SMD-Lotpasten (F-SW 32/33/34), sind nicht ganz so 
aggressiv; zum groben Oxide entfernen einen Glasfaserpinsel.

von Stefan F. (Gast)


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Ich Danke euch.

von Dieter W. (dds5)


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So sieht ein Kippschalter aus, an dem sich jemand mit Lötfett versucht 
hat.

von Stefan F. (Gast)


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OMG, das sihet ja schlimm aus.

Das Kolophonium auf dem Lötzinn scheint hingegen harmlos zu sein.

von Georg A. (georga)


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Kauf Lötzinn mit Flussmittel SW26. Hatte das vor 20 Jahren aus Versehen 
bei Reichelt gekauft, beste Erfahrungen damit gemacht und immer wieder 
nachgekauft. Inzwischen als bleifrei von Ebay (aber Hersteller 
"Feinhütte Halsbrücke", kein Chinakram). SW26 ist etwas aggressiver als 
SW34 und kommt damit gut durch Anschlüsse mit Patina. Ich löte seit 
damals alles inkl. feinstem SMD (da hilft aber etwas Fluxi-Gel immer) 
und auch keine Probleme mit Korrosion (auch bei 20 Jahre altem Zeug). 
Auch vom bleifrei merkt man wenig, im Gegensatz zu dem teuren 
Edsyn-Dreck mit SW34, was ich am Anfang der Bleifrei-Zeit mal gekauft 
hatte und immer noch quasi unbenutzt rumliegt.

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Kolophonium oder Harz vom Tannenbaum, gibt beides keine 
Korrosionsprobleme und Reste gehen mit Ethanol/IPA prima weg. Zweiteres 
ist sogar gratis.

von Stefan F. (Gast)


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Soll man Kolophonium eigentlich weg putzen? Ich habe das noch nie 
gemacht und noch nie schlechte Nachwirkungen bemerkt. Zumindest hat noch 
kein Kunde reklamiert. Allerdings lackiere ich meine Platinen immer mit 
Plastik Spray, bevor ich sie raus gebe. Vielleicht spielt das in diesem 
Zusammenhang eine Rolle.

von APW (Gast)


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Nicht vergessen sollte man auch mögliche Kriechströme, die durch 
Lötfettrückstände verursacht werden.


Ich hatte mal die Fernbedienung eines Garagentoröffners zur Reparatur, 
in dem der Besitzer einen lockeren Batteriekontakt unter Benutzung von 
Lötfett wieder festgelötet hatte. Danach kam es durch die Rückstände zu 
Kriechströmen, die eine Knopfzelle innerhalb einer Woche leergezogen 
haben.

von Der Dreckige Dan (Gast)


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Das mit dem Lötfett wird total übertrieben. War früher bei Elektronik 
absoluter Standard. Problematisch wird das Zeugs eigentlich nur bei 
unedlem Stahl, wie man dem Schalter oben gut entnehmen kann.

von Manfred (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Nein, das ist was für Dachrinnen und anderes Grobzeugs.
Und auch da bitte nur, wenn man waschen kann!

Georg A. schrieb:
> Kauf Lötzinn mit Flussmittel SW26.
Ja: Als vor vielen Jahren die Handlötung einer Produktion von F-SW26 auf 
F-SW32 umgestellt wurde, noch BleiZinn, konnte ich eine Restrolle 
abernten.

Beim Basteln habe ich zwei Rollen Lötzinn auf dem Tisch, für ältere Ware 
geht 26 deutlich besser.

Im Anhang ein Bild einer ziemlich alten Lötöse, welche ich auch noch 
unbenutzt vorrätig habe: Bei mechanischer Belastung löst sich die 
Verzinnung ab, heißt wohl "ablegiert". Es gibt kaum noch eine Chance, 
die Teile zuverlässig zu löten.

von Manfred (Gast)


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Der Dreckige Dan schrieb:
> Das mit dem Lötfett wird total übertrieben.
Da hat mein Schlossermeister an seiner Harley genau das Gegenteil 
praktisch erfahren müssen: Entgegen meiner Warnung mit Fett gelötet, gab 
es dort massiv Ärger mit korrodierten Kabeln.

von jz (Gast)


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Manfred schrieb:
> Beim Basteln habe ich zwei Rollen Lötzinn auf dem Tisch, für ältere Ware
> geht 26 deutlich besser.

Wozu zwei Rollen? Felder Pb60Sn40 mit F-SW23 gibts bei reichelt.

von Uhu U. (uhu)


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Kauf eine Büchse Kolophonium (35 Gramm) und löse sie in 100 ml Spiritus 
auf.

Wenn man das Zeug vorher auf die Lötstelle pinselt, dann fließt das Zinn 
prima.

: Bearbeitet durch User
von michael_ (Gast)


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Manfred schrieb:
> Beim Basteln habe ich zwei Rollen Lötzinn auf dem Tisch, für ältere Ware
> geht 26 deutlich besser.

Mein finsteres Gedächtnis sagt mir, dass es für Nickel geeignet ist.
Müßte nachschauen.
Und sollte gewaschen werden.

Ja, meinen ersten Detektor habe ich auch mit Lötfett gelötet.
Aber es gab ja sogut wie nichts.
Einen 100W "Radiolötkolben", ein kleines Stück Stangenzinn-40, ein paar 
Telefonbuchsen in Pappe geschraubt und eine Dose von dem Lötfett.
Froh war ich dann über ein geschenktes Stück Geigen-Kolophonium.

Stefan U. schrieb:
> Jetzt fängt mein Sohn gerade mit dem Basteln an und tut sich genau so
> schwer wie ich damals. Sollte ich ihm Lötfett besorgen?

Es fällt mir schwer, deiner Frage zu glauben.
Du hast hier im Forum mehr als 8800 Beiträge verfasst.
Du solltest es da besser wissen.

Es ist höchstens eine Frage für einen blutigen Anfänger.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Der Dreckige Dan schrieb:
> Das mit dem Lötfett wird total übertrieben. War früher bei Elektronik
> absoluter Standard.

Nein, war es nicht. Ich bin alt genug um "früher" zu kennen. Da hat 
niemand was mit Lötfett gemacht, ausgenommen beim Gehäuse- 
(Chassis)-Bau.

Lötzinn mit Flussmittelseele (Röhrenlot) für Elektronik ist sogar noch 
älter als ich. Das gab es schon vor dem zweiten Weltkrieg. Meist als 
Radiolot bezeichnet.

Wir können sogar noch früher gucken. Zitat aus "Des Funkbastlers 
Ratgeber" von 1926, Seite 8:

>> Als Flußmittel verwende man nur Kolophonium, um ein Oxydieren der
>> Verbindungsstellen zu vermeiden.

Was da nicht steht ist, dass man, laut meinem Großvater, Chassis mit 
Klempnerlötkolben und nötigenfalls Lötfett zusammengelötet hat. Das ist 
für mich aber Metallarbeit, nicht Elektronik.

> Problematisch wird das Zeugs eigentlich nur bei
> unedlem Stahl,

Ne, ne. Das frisst auch Kupfer weg, Leiterbahnen, Leitungen, alles. 
Ideal geeignet zur Grünspanzucht.

von Stefan F. (Gast)


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> Es fällt mir schwer, deiner Frage zu glauben.
> Du hast hier im Forum mehr als 8800 Beiträge verfasst.
> Du solltest es da besser wissen.

Damals als Kind empfand ich Lötfett als sehr hilfreich, Langzeitfolgen 
waren damals für mich noch kein Thema. Doch seit der Ausbildung vor 25 
Jahren habe ich es nicht mehr verwendet, weil es dort tabu war.

Aber manche Produkte werden im Laufe der Zeit besser, und manche 
Erkenntnisse von damals gelten heute nicht mehr. Was Lötfett angeht, 
habe ich tatsächlich keine nennenswerte Erfahrung.

Deswegen frage ich.

von Timmo H. (masterfx)


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Ich verwende schon seit Jahren für alles an Lötarbeiten insb. BGA, QFN 
sowie alle Fine Pitch Sachen 
http://www.mouser.de/Search/m_ProductDetail.aspx?MG-Chemicals%2f8341-10ML%2f&qs=%2fha2pyFaduhmRpj8HlJRvoERqexF%252biGDQDC9d3Z%252byP4%3d
Geht natürlich auch ebensogut für grobe dinge. Verfliegt nicht so wie 
die Flux-Stifte und ist angenehm kremig

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Und das Zeug von Mouser muss man nicht abwaschen? Das wäre ja toll.

von Timmo H. (masterfx)


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Darum heisst es No Clean. Was aber nicht heisst dass es absolut 
rückstandsfrei ist. Ich reinige nach dem löten meine Platinen so oder 
so.

von MaWin (Gast)


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Kaufe ein beliebiges billiges Elektronik-Flussmittel. Es ist alles 
besser als Lötfett.

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