Forum: Platinen Hilfe beim SMD löten (0,5mm Pitch)


von Olli Z. (z80freak)


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Ich versuche mich gerade am SMD-löten und habe mir schon einiges im Netz 
verfügbare angeschaut und durchgelesen (auch hier im Forum). Mein 
Hobby-Equipment besteht aus einer Weller WECP20, 1mm Lötdraht mit 
Flußmittel, einer Sprite FLUX. Damit wollte ich einen QFP-Chip mit der 
"Drag-Methode" löten. Ich bin dabei versehentlich mit dem Lötzin zu weit 
oberhalb der Beinchen gekommen, sodass sich dieses ziwschen dieselben 
gesetzt hat.
Jetzt Das bekomme ich leider nicht mehr weg.

Neben der Tatsache das ich meine Technik wohl noch verbessern muss ist 
jetzt meine Frage an Euch, ob man sowas verhindern kann. Mir ist das Lot 
praktisch vom Beinchen unten nach oben gelaufen. Vor dem löten hatte ich 
einen Strang FLUX über alle Beinchen geführt. War das mein Fehler? Hätte 
ich Lötzinn nur an die Spitze geben und dann erstmal ziehen müssen und 
danach erst FLUX und nochmal?

Habe mir jetzt erstmal ein paar Rollen Entlötlitze mit integriertem 
Flußmittel bestellt. In der Hoffnung das ich es damit weg bekomme.

Muss dazu sagen das ich mit einer einfachen runden Lötspitze (1mm) 
gearbeitet habe. Eine Meißelförmige habe ich mir jetzt auchmal bestellt. 
Das allein wird es aber wohl nicht ausmachen. Zumal man mit 
meißelförmigen nicht immer gut ran kommt, denn oft sitzen gleich neben 
den Pins bereits Bauteile.

von Olaf (Gast)


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> Neben der Tatsache das ich meine Technik wohl noch verbessern muss ist
> jetzt meine Frage an Euch, ob man sowas verhindern kann.

Sowas kann man mit Erfahrung verhindern. Es kommt halt auf die richtige 
Geschwindigkeit und den richtigen Winkel der Spitze an. Wenn man das 
jeden Tag macht dann ist das kein Problem.
Ich loete aber lieber die Pinne einzeln mit 0.3er Loetzinn unter 
Flussmittel, geht genauso einfach.

Olaf

von Falk B. (falk)


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@Olli Z. (z80freak)

>"Drag-Methode" löten. Ich bin dabei versehentlich mit dem Lötzin zu weit
>oberhalb der Beinchen gekommen, sodass sich dieses ziwschen dieselben
>gesetzt hat.
>Jetzt Das bekomme ich leider nicht mehr weg.

Viel Flußmittel und Entlötlitze nutzen.

>praktisch vom Beinchen unten nach oben gelaufen. Vor dem löten hatte ich
>einen Strang FLUX über alle Beinchen geführt. War das mein Fehler?

Nein, das ist der normale Vorgang.

> Hätte
>ich Lötzinn nur an die Spitze geben und dann erstmal ziehen müssen und
>danach erst FLUX und nochmal?

Nein, das funktioniert nicht.

>Muss dazu sagen das ich mit einer einfachen runden Lötspitze (1mm)
>gearbeitet habe.

Falsch.

> Eine Meißelförmige habe ich mir jetzt auchmal bestellt.
>Das allein wird es aber wohl nicht ausmachen.

Die ist auch nicht optimal. Ich löte seit Ewigkeiten mit einer 
angschrägten Spitze, "engl. hoof tip", sieht wie ein Pferdehuf aus. 
Funktioniert sehr gut.

https://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_L%C3%B6ten

https://www.youtube.com/watch?v=5uiroWBkdFY

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Olli Z. schrieb:
> Neben der Tatsache das ich meine Technik wohl noch verbessern muss ist
> jetzt meine Frage an Euch, ob man sowas verhindern kann.

Die Lötspitze nur an den äußeren Enden der Pins aufsetzen. Für 
Handlötung ist es gut, wenn man die Pads länger macht, daß sie ca. 1mm 
nach außen überstehen. Die Schwerkraft zur Hilfe nehmen: die Platine 
beim Löten schräg halten, so daß das flüssige Zinn vom Bauteil weg 
läuft. Keine Angst, die Kapillarwirkung zieht schon genug Zinn zwischen 
Pad und Beinchen. Im Zweifelsfall kriegt man einen losen Pin leichter 
nachgelötet, als das Zinn zwischen den Pins wieder herausgesaugt. Viel 
Flux nehmen. No-Clean und am besten dickflüssiges (Gel). Und üben, üben, 
üben.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Olli Z. schrieb:
> Muss dazu sagen das ich mit einer einfachen runden Lötspitze (1mm)

Die Lötspitze ist IMHO zu klein.
Du willst damit löten und nicht gravieren ;-)

von Olli Z. (z80freak)


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Vielen Dank! Ich habe mir eine Meißelförmige Lötspitze (2,5mm) bestellt. 
Zudem Entlötlitze (ich hoffe gute, von Felder). Mit viel Flux ist es mir 
gelungen die Brücken zu entfernen. Dabei bin ich immer wieder von rechts 
nach Links über die Beinchen drüber also garnicht über die Brücken 
selbst. Am Ende musste ich dann mit der Entlötpumpe noch etwas absaugen, 
auch wenn ich weiss das das saugefährlich war, aber ich habe eine ganz 
gute Pumpe die sehr wenig Rückschlag hat. Das Ergebins ist erstmal ok.

Für die Zukunft werde ich aber alle bisher genannten Tipps beherzigen! 
Ich denke auch das es eine Frage der Übung ist. Hatte zuvor mit 1,27mm 
ICs probiert und da klappte das auch auf Anhieb.

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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SMD-Löten mit Kolben ist ein Graus, mit Heissluft macht's viel mehr 
Spass. Gibt's vom Chinamann in akzeptabler Qualität bereits für relativ 
wenig Geld, z.B. Aoyue 852

von Falk B. (falk)


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@Axel Schwenke (a-za-z0-9)

>nach außen überstehen. Die Schwerkraft zur Hilfe nehmen: die Platine
>beim Löten schräg halten, so daß das flüssige Zinn vom Bauteil weg
>läuft.

Das ist Unsinn, die Kapillarwirkung bzw. Oberflächenspannung ist 
deutlich größer. Das macht nur Streß. Man kann solche Platinen 
problöemlos flach auf dem Tisch liegend löten. Der Trick besteht im 
ausreichend Flußmittel.

von Olli Z. (z80freak)


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Falk B. schrieb:
> Der Trick besteht im ausreichend Flußmittel.

und, dieses später auch wieder von der Platine zu bekommen wie ich nun 
weiss ;-)
Ich denke ich werde mir mal so eine Reworkstation vom Chinesen zulegen. 
Bekommt man ja auch in Deutschland günstig zu kaufen. Ich frag mich nur 
wozu man daran noch einen konventionellel Lötkolben und gar ein 
regelbares Netzteil braucht? Es gibt aber auch welche die nur Heißluft 
haben. Genannte Ayoue scheint ja weit verbreitet zu sein und ein gutes 
Preis/Leistungs-Verhältnis zu haben. Zumindest im Hobby Bereich.

von 6a66 (Gast)


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Olli Z. schrieb:
> Jetzt Das bekomme ich leider nicht mehr weg.

Entlötsauglitze, GUTE und nicht zu schmal (2mm). Und eine Dentalsonde 
beim Fernostgrabbler aufm Markt für 3EUR.

rgds

von Olli Z. (z80freak)


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Wolfgang schrieb:
> Olli Z. schrieb:
>> Muss dazu sagen das ich mit einer einfachen runden Lötspitze (1mm)
>
> Die Lötspitze ist IMHO zu klein.
> Du willst damit löten und nicht gravieren ;-)

Jetzt hatte ich mir im guten glauben richtig geschaut zu haben eine 
meißelförmige (ET-CC) für die WECP20 bestellt, Modell LR21. Gestern 
gekommen, leider falsch, denn ich habe einen MLR21 Griffel, Grrr...

Option A: Anderen Kolben kaufen, LR21 halt. Die finde ich aber nicht 
unter 90€!! =:o

Option B: Lötspitze oassend zum Kolben, nicht zu bekommen oder ich bin 
blind.

Option C: Einen Adapter von ML auf LR (ML zu LT) oder was anderes 
kaufen. Sind selten und ich bin unsicher obs passt.

Option D: Komplett anderen Lötkolben kaufen, wo es Spitzen für gibt und 
die nicht so unverschämte Preisen für das Bischen Plastik mit Heizwendel 
nehmen ;-)

Der MLR Kolben hat auch nur 25W wogegen der LT mit 50 daherkommt. Ich 
fand damals den LR zu klobig und hab mir extra die MLR gekauft. 
Vielleicht ein Fehler...

von Olli Z. (z80freak)


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6a66 schrieb:
> Entlötsauglitze, GUTE und nicht zu schmal (2mm).

Ja, hast Du einen Tipp? Ich hab jetzt die von Felder hier. Geht, aber 
ich dadurch das mein Löter nur ne 25W Spitze hat, "klebt" die oft fest. 
So elegant drüberziehen wie in den Videos ist nicht.

von Olli Z. (z80freak)


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Also hier mal als Fazit meine bis jetzt antrainierte Technik:

Auslöten:

Ich schiebe eine Ader einer Kupferleitung unter der Pinreihe von links 
nach rechts halb durch und bündel sie oben zu einem Dreieck, wie eine 
Schlaufe halt. Dann halte ich 330° Heißluft (mit 10mm Rohraufsatz) mit 
ca. 1-2cm schräg auf die Pinreihe, bewege den "Fön" (ne kleine 858D+) 
hin und her bis es glänzt und sich mit wenig Zug an der Schlaufe die 
Pinreihe von den Pads abheben lässt. Nur wenige Millimeter. Anschließen 
das gleiche auf der anderen Seite. So bekomme ich den Chip ob 
Beschädigung der Pads und der Pins runter.

Anschließend entferne ich die Lötzinnreste von den Pads mit TECHSPRAY 
NO-CLEAN Entlötlitze 1,5mm indem ich diese langsam und mit wenig Druck 
vom Lötkolben über die Pads ziehe. Dann reinige ich die Fläche mit 
Alcohol. Zuerst mit nehme Borstenpinsel getränkt drüber, anschließend 
ein Tempotaschentuch drauf und mit nem anderen Borstenpinsel einreiben. 
Das ganze 2-3mal bis soweit alles Flußmittel weg ist und die Pads schön 
silbern glänzen.

Einlöten:

Ich mache über die Pads eine dünne "FLUX-Wurst" (RMA223) und lege den 
Chip drauf, justiere ihn und löte gegenüberliegend die äußersten Pins 
an. Dann fahre ich von einer Seite der Pinreihe zu anderen mit dem 
Lötkolben und 0.5mm Felder-Lot bis ich glaube das alle Pins fest sind. 
Dabei entstehen massig Brücken, ganze Flatschen an Lötzinn zwischen 
Pins. Diese entferne ich anschließend mit 0,5mm Entlölitze (TECHSPRAY 
NO-CLEAN) bis fast kein Lötzinn mehr zu erkennen ist. Dann mache ich 
nochmal eine Wurst Flux drüber und erhitze die Pads nacheinander 
(Drag-Technik). Dasselbe dann auf der gegenüberliegenden Seite.

Zum Schluß tauche ich den kleinen Borstenpinsel in Alcohol und benetze 
die Pinsreihen und die Umgebung die ebenfalls mit Flußmittel getränkt 
wird. Wieder Tempo drauf, "abrubbeln". Das ganze bis ich meine soweit 
alles runter zu haben.

Nun folgt die Endkontrolle mittels Taschenmikroskop. Ist schon was 
älter, 30x Zoom und mit Glühbirnchen als Beleuchtung ;-) Aber man sieht 
was. Dabei achte ich auf Lötbrücken und darauf das die Pins auf den Pads 
festgelötet aussehen.


Bislang finde ich im Handling die 0,5-1mm Litze ideal um Lot zwischen 
IC-Pins zu entfernen. Für die breitete ist vielleicht mein Weller MLR 
Lötkolben (25W) zu schwach.

von Hp M. (nachtmix)


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Olli Z. schrieb:
> mache über die Pads eine dünne "FLUX-Wurst" (RMA223)

RMA steht für "rosin mildly activated", also ein schwach aktiviertes 
Flußmittel (Harz). Das verwendet man eigentlich nur für blitzblanke 
Neuteile.
Für gut abgelagerte Bauteile, bei denen die Anschlüsse evtl. schon etwas 
oxidiert sind, dürfte die Verwendung eines Flußmittels der Spezifikation 
"RA" günstiger sein.

von F. F. (foldi)


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Rote T. schrieb:
> SMD-Löten mit Kolben ist ein Graus, mit Heissluft macht's viel mehr
> Spass. Gibt's vom Chinamann in akzeptabler Qualität bereits für relativ
> wenig Geld, z.B. Aoyue 852

Möchte mich da mal anschließen.
Habe mir dann auch die teure Hohlkehle besorgt (hätte davon schon die 
halbe Heißluftstation bezahlen können), aber auch damit war das nicht so 
toll.

Heißluft muss man sicher auch ein bisschen üben, aber das klappt viel 
besser.
Zuerst hat man sicher zu viel Luft und bläst alles weg oder die Bauteile 
werden zu heiß (glaubt man). Aber mittlerweile (obwohl ich nicht oft 
löte), nehme ich eine ziemlich kleine Düse und wenig Luft (dafür aber 
nicht zu wenig Hitze) und erwärme vorwiegend nur noch die Lötstellen 
selbst.

Angenehmer Nebeneffekt, du hast auch gleich immer Heißluft für die 
Schrumpfschläuche und keinen schwarzen Ruß vom Feuerzeug an den 
Schrumpfschläuchen.

von Olli Z. (z80freak)


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Ich habe mir auch inzwischen diesen kleinen Heißlufthelfer zugelegt und 
bin ebenfalls angenehm überrascht. Zum auslöten, besonder SMD Chips 
finde ich den hervorragend. Beim einlöten bin ich noch nicht pberzeugt. 
Habe es mal mit so ner Lötpaste versucht
http://www.ebay.de/itm/Lötpaste-Easy-Print-Sn62Pb36Ag2-Spritze-1-4ml-8g-SMD179-C-Feinlöten-Frische/162493260113
aber bis die schmilzt (angeblich bei 175 Grad, ich musste aber 300 
draufhalten) hatte ich schon Angst das es die Leiterbahnen weghaut.

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