Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Datenblatt lesen - Werte nur in Absolute Maximum Ratings


von Vurtne (Gast)


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Hallo,

manchmal finde ich gewisse Werte in Datenblättern nur unter den Absolute 
Maximum Ratings und nicht unter Electrical Characteristics - zB:

beim 74 HC(T) 595: Output Current, ist im Datenblatt von Nexperia unter 
Section 8 - Limiting Values (In accordance with the Absolute Maximum 
Rating System (IEC 60134)) mit 25 bzw 35mA pro Pin angegeben, in Kapitel 
9 - Recommended operating conditions steht allerdings nichts mehr.
Das gleiche im Datenblatt von TI zum SN74HC595, da steht allerdings ganz 
oben unter Features etwas von 6mA pro Pin.

Bei der Optokopplerreihe T00x von Vishay:
Absolute Maximum Ratings - Forward current: 60mA.
Aber wieviel Strom kann man maximal durchleiten, um im Dauerbetrieb im 
normal zulässigen Betriebsbereich zu bleiben?

Aus den Testconditions und Diagrammen würde ich jetzt mal 50mA 
herauslesen,
aber so explizit steht es nicht drin. 50mA sind auch schon sehr nahe an 
den 60mA aus den Absolute Maximum Ratings.

Übersehe ich etwas oder lassen sich die Angaben irgendwie berechnen, 
sodass sie nicht aufgeführt werden?

von hinz (Gast)


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Vurtne schrieb:
> beim 74 HC(T) 595: Output Current, ist im Datenblatt von Nexperia unter
> Section 8 - Limiting Values (In accordance with the Absolute Maximum
> Rating System (IEC 60134)) mit 25 bzw 35mA pro Pin angegeben, in Kapitel
> 9 - Recommended operating conditions steht allerdings nichts mehr.

Philips/NXP/Nexperia hat Familiendatenblätter, da stehen die allgemeinen 
Sachen drin.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Vurtne schrieb:
> manchmal finde ich gewisse Werte in Datenblättern nur unter den Absolute
> Maximum Ratings und nicht unter Electrical Characteristics

Das ist für manche Werte durchaus normal.

> beim 74 HC(T) 595: Output Current, ist im Datenblatt von Nexperia unter
> Section 8 - Limiting Values (In accordance with the Absolute Maximum
> Rating System (IEC 60134)) mit 25 bzw 35mA pro Pin angegeben, in Kapitel
> 9 - Recommended operating conditions steht allerdings nichts mehr.

Natürlich nicht. Was sollte da auch stehen? Welche Bedeutung sollte ein 
"empfohlener" Ausgangsstrom bei einem Logik-IC haben? Die vornehmliche 
Aufgabe eines Logik-Ausgangs ist es, ordnungsgemäße Logikpegel 
auszugeben (um damit Logik-Eingänge zu steuern). Daß dabei Strom fließt, 
ist ein (idR. unerwünschter) Nebeneffekt. Folgerichtig spezifiziert der 
Hersteller, bis zu welchem (sink/source) Ausgangsstrom ein Ausgang noch 
saubere (L/H) Pegel liefert.

Wenn du den Logikausgang nicht zum Steuern anderer Logik verwendest, 
sondern z.B. um eine LED zu treiben oder einen Transistor zu steuern, 
dann kannst du diese Ströme überschreiten, bis hin zum max. rating.

> Bei der Optokopplerreihe T00x von Vishay:

Link?

> Absolute Maximum Ratings - Forward current: 60mA.
> Aber wieviel Strom kann man maximal durchleiten, um im Dauerbetrieb im
> normal zulässigen Betriebsbereich zu bleiben?

Alles unterhalb des max. rating ist zulässig. Wieviel funktional 
gebraucht wird, ist eine ganz andere Frage. Bei Optokopplern mit 
Fototransistor-Ausgang hängt es davon ab, welchen Strom du auf der 
Ausgangsseite steuern/schalten mußt. Mehr Strom durch die LED als nötig 
(Übersteuerung) ist normalerweise nicht gewünscht. Also legt man den 
Strom so aus, daß die Schaltung funktioniert und schaut, ob man dabei 
auch immer unterhalb der Limits bleibt. Fertig.

von Vurtne (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten.



Axel S. schrieb:
> Folgerichtig spezifiziert der
> Hersteller, bis zu welchem (sink/source) Ausgangsstrom ein Ausgang noch
> saubere (L/H) Pegel liefert.

Okay, verstehe. Dh. die Werte, die in den Test Conditions stehen, 
stellen die Grenzen dar, für die der Chip in seiner primären Funktion 
ausgelegt ist. Solange man in diesen Grenzen bleibt (in dem Fall 8mA), 
gelten die angegebenen Bereiche (Min, Typ, Max).
Bei allem darüber, bis zu den Absolute Maximum Ratings, ist quasi nichts 
mehr vom Hersteller garantiert, die Absolute Maximum Ratings sind dann 
nur noch eine Art Empfehlung, ab deren Überschreitung der der Chip bei 
längerem Betrieb dann ziemlich sicher kaputt gehen wird.

Theoretisch könnten aber auch 90% aller 595 bei 15mA Ausgangsstrom nach 
einem Monat kaputt gehen, ohne dem Datenblatt zu widersprechen, oder?

Hier noch das Datenblatt zu der Optokopplerreihe:
http://www.mouser.com/ds/2/427/tclt1000-57846.pdf

In dem Fall könnte man aus den Datenblatt schließen, dass die 
Optokoppler nur für 10mA max. ausgelegt/getestet sind ( TCLT1002 bis 
TCLT1004 ).

von Clemens L. (c_l)


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Vurtne schrieb:
> Theoretisch könnten aber auch 90% aller 595 bei 15mA Ausgangsstrom nach
> einem Monat kaputt gehen, ohne dem Datenblatt zu widersprechen, oder?

Nexperia sagt:
> Limiting values are stress ratings only and (proper) operation of the
> device at these or any other conditions above those given in the
> Recommended operating conditions section (if present) or the
> Characteristics sections of this document is not warranted. Constant or
> repeated exposure to limiting values will permanently and irreversibly
> affect the quality and reliability of the device.

Das Datenblatt garantiert einen Spannungsabfall von 0,4 V bei einem 
Strom von 6 mA. Wenn du einen hoheren Strom rausziehst, dann gibt es 
überhaupt keine garantierte obere Grenze für den Spannungsabfall, aber 
bei weniger als 35 mA geht noch nichts kaputt. (Mit sehr hohen Strömen 
an mehreren Pins könntest du aber die zulässige Gesamtverlustleistung 
überschreiten.)

Vurtne schrieb:
> In dem Fall könnte man aus den Datenblatt schließen, dass die
> Optokoppler nur für 10mA max. ausgelegt/getestet sind ( TCLT1002 bis
> TCLT1004 ).

Das ist der einzige Strom, für den du garantierte CTR-Werte hast.

Aber wenn du z.B. einen Optokoppler für analoge Rückkoppelung benutzt, 
dann ist dir der genaue CTR egal, und du entwirfst die Schaltung für 
einen Strom  von durchschnittlich ungefähr 10 mA.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Vurtne schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> ... spezifiziert der
>> Hersteller, bis zu welchem (sink/source) Ausgangsstrom ein Ausgang noch
>> saubere (L/H) Pegel liefert.
>
> Okay, verstehe. Dh. die Werte, die in den Test Conditions stehen,
> stellen die Grenzen dar, für die der Chip in seiner primären Funktion
> ausgelegt ist.

Yup.

> Bei allem darüber, bis zu den Absolute Maximum Ratings, ist quasi nichts
> mehr vom Hersteller garantiert, die Absolute Maximum Ratings sind dann
> nur noch eine Art Empfehlung

Die absolute maximum ratings sind die Werte, die du in keinem Fall 
überschreiten solltest. Der IC wird natürlich nicht sofort kaputt 
gehen, aber außerhalb der maximum ratings garantiert der Hersteller gar 
nichts mehr. Und im Kleingedruckten steht meist auch, daß der Betrieb 
bei oder knapp unter den maximum ratings die Lebensdauer verkürzen kann. 
Bei einem CMOS-IC ist Alterung kein Ding, aber Optokoppler altern schon 
merkbar.

> Theoretisch könnten aber auch 90% aller 595 bei 15mA Ausgangsstrom nach
> einem Monat kaputt gehen, ohne dem Datenblatt zu widersprechen, oder?

Es gibt mehrere Limits. Nicht nur den Strom pro Ausgang, auch einen 
Gesamtstrom über die Versorgungspins und eine Gesamtverlustleistung. 
Sobald du auch nur einen dieser Grenzwerte überschreitest, ist das 
Überleben des IC reine Glückssache. Wenn du immer unterhalb aller Limits 
bleibst und der Chip trotzdem kaputt geht, würde hingegen der Hersteller 
Verantwortung übernehmen.

> Hier noch das Datenblatt zu der Optokopplerreihe:
> http://www.mouser.com/ds/2/427/tclt1000-57846.pdf

Also ganz normale lineare Optokoppler mit Transistorausgang.

> In dem Fall könnte man aus den Datenblatt schließen, dass die
> Optokoppler nur für 10mA max. ausgelegt/getestet sind ( TCLT1002 bis
> TCLT1004 ).

Nein. Du hast tabellarische Werte für das CTR (im Prinzip die 
"Stromverstärkung" des Optokopplers) nur für 1mA und 10mA gegeben. 
Weiter unten sind Diagramme CTR vs. LED-Strom (Fig. 10 und 11).
Aus denen kann man entnehmen, daß im ungesättigten Betrieb das beste CTR 
zwischen 10 und 20mA erreicht wird, im gesättigten Betrieb (Schalter) 
hingegen bei 5mA. In den meisten Fällen wird man den Optokoppler 
ungefähr da betreiben wollen. Wenn einen der Abfall bei geringeren 
Strömen nicht stört, geht beliebig weniger Strom. Und nach oben darf man 
bis ans maximum rating herangehen. Auch wenn die Diagramme nur bis 40mA 
gehen.

von MaWin (Gast)


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Vurtne schrieb:
> die Absolute Maximum Ratings sind dann nur noch eine Art Empfehlung

Nein, genau so wenig eine Empfehlung wie das Schild 50km/h in der Stadt 
oder 4.5t vor einer Brücke.

von Rolf M. (rmagnus)


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Axel S. schrieb:
> Und im Kleingedruckten steht meist auch, daß der Betrieb bei oder knapp
> unter den maximum ratings die Lebensdauer verkürzen kann.

Gerade deshalb würde man erwarten, dass auch ein Wert angegeben ist, bis 
zu dem man davon ausgehen kann, dass das nicht passiert. Wieviel ist 
"knapp unter den maximum ratings"? 95%, 70%? Oder nur 50%?

von Purzel H. (hacky)


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Bei LEDs sollte man bedenken, dass die 20mA dort keine MUSS Empfehlung 
ist. sie sind in der Regel auch mit 1mA hell genug. Ich lass sie meist 
mit weniger laufen. zB 6.8k an 5V.

von Christian B. (luckyfu)


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Axel S. schrieb:
> Natürlich nicht. Was sollte da auch stehen? Welche Bedeutung sollte ein
> "empfohlener" Ausgangsstrom bei einem Logik-IC haben? Die vornehmliche
> Aufgabe eines Logik-Ausgangs ist es, ordnungsgemäße Logikpegel
> auszugeben (um damit Logik-Eingänge zu steuern). Daß dabei Strom fließt,
> ist ein (idR. unerwünschter) Nebeneffekt. Folgerichtig spezifiziert der
> Hersteller, bis zu welchem (sink/source) Ausgangsstrom ein Ausgang noch
> saubere (L/H) Pegel liefert.

Das sehe ich nicht ganz so. Es kann durchaus sein, daß ich mit einem 
Logikausgang mehrere Eingänge ansteuern will und diese ggf. auch noch 
über 2-3m Kabel verbunden sind. Da wüsste ich schon gern, ob der Treiber 
eine Chance hat, die, durch diesen Aufbau entstandene, Leitungskapazität 
zu treiben.

Ich bin nämlich auch schon in diese Falle getappt: Max3006 als 
Pegelwandler zwischen 2,5 und 5V für SPI Leitungen über 3 Platinen ohne 
Kabel. Der Chip selbst hat auf dem Testplatz funktioniert, in der 
Schaltung eingebaut waren die Pegel soweit zusammen gebrochen, daß kein 
Sinnvoller Betrieb mehr möglich war. Der Effekt ist nun, daß ich wieder 
einen nachgeschalteten Buffer benötige, welcher genug Leistung ausgeben 
kann um die ca. 30cm Leitung und 5 Eingänge der nachfolgenden Bauteile 
zu treiben. Sinn des Einsatzes war aber, mit nur einem Bauteil die 
Pegelwandlung hin zu bekommen. Mit 2 Stufen geht es auch ohne den Ic.

von Klaus (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Und im Kleingedruckten steht meist auch, daß der Betrieb
> bei oder knapp unter den maximum ratings die Lebensdauer verkürzen kann.

Zeig doch mal einen Link auf so ein Kleingedrucktes. Muß das bisher 
immer überlesen haben.

MfG Klaus

von spess53 (Gast)


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Hi

>Zeig doch mal einen Link auf so ein Kleingedrucktes. Muß das bisher
>immer überlesen haben.

Kannst du z.B. in jedem AVR-Datenblatt direkt neben den Max.Ratings 
lesen.

Oder im hier

http://www.ti.com/product/sn74ahc1g14/datasheet

Da steht es unter den Max.Ratings.

MfG Spess

von spess53 (Gast)


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Hi

Ups, falscher Link.

Richtig

http://www.ti.com/lit/gpn/sn74ahc1g14

MfG spess

von 6a66 (Gast)


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Klaus schrieb:
> Zeig doch mal einen Link auf so ein Kleingedrucktes. Muß das bisher
> immer überlesen haben.

Nicht nur Kleingedruckt (STM32F1xx Familiy Data sheet) S37/107:

"Stresses above the absolute maximum ratings listed in
Table6: Voltage characteristics, Table7: Current characteristics, and
Table8: Thermal characteristics may cause permanent damage to the 
device. These are stress ratings only and functional operation of the 
device
at these conditions is not implied. Exposure to maximum rating 
conditions for extended periods may affect device reliability."

Steht anders in nahezu allen Datenblättern.

rgds

von M. K. (sylaina)


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Vurtne schrieb:
> beim 74 HC(T) 595: Output Current, ist im Datenblatt von Nexperia unter
> Section 8 - Limiting Values (In accordance with the Absolute Maximum
> Rating System (IEC 60134)) mit 25 bzw 35mA pro Pin angegeben, in Kapitel
> 9 - Recommended operating conditions steht allerdings nichts mehr.

Was sollte man da auch empfehlen? Das ist ein ganz normaler Ausgang der 
bei 1 mA genauso gut funktioniert wie bei 20 mA. Hier ist nunmal nur das 
Maximum interessant damit man weiß wie groß die Last maximal werden 
darf. Ist wie mit einer Sicherung, die hat ja auch keinen empfohlenen 
Betriebsstrom, da ist auch nur der Auslösestrom interessant. ;)

von Klaus (Gast)


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6a66 schrieb:
> Nicht nur Kleingedruckt (STM32F1xx Familiy Data sheet) S37/107:
>
> "Stresses above the absolute maximum ratings listed in
> Table6: Voltage characteristics, Table7: Current characteristics, and
> Table8: Thermal characteristics may cause permanent damage to the
> device. These are stress ratings only and functional operation of the
> device
> at these conditions is not implied. Exposure to maximum rating
> conditions for extended periods may affect device reliability."

"may affect device reliability" muß also mit "verkürzt die Lebensdauer" 
übersetzt werden, daher hab ich das bisher immer übersehen. Wobei an 
Angaben, über die Lebensdauer eines ICs, so ein Art 
Mindesthaltbarkeitsdatum, kann ich mich auch nicht erinnern.

MfG Klaus

von Übersetzer (Gast)


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Klaus schrieb:
> "may affect device reliability" muß also mit "verkürzt die Lebensdauer"
> übersetzt werden,

In meinem Wörterbuch kommt bei "reliability" als deutsche Entsprechung 
aber "Zuverlässigkeit" oder "Funktionssicherheit" raus. Das hat also nur 
indirekt was mit der "Lebensdauer" (oder Haltbarkeit) zu tun. Der Satz 
heißt also übersetzt:
... kann die Zuverlässigkeit beeinflussen.

Oder in Prosa: Die Dinger tun möglicherweise nicht mehr so, wie sie 
sollen. Ein Betrieb unter diesen Bedingungen (Überschreitung der 
"Absolute Maximum Ratings") sollte also tunlichst vermieden werden. Auch 
wenn es sich nur um "Bastler"-Projekte handelt. Für ein industrielles 
Serienprodukt ist das ein absolutes No-Go!

von Route_66 H. (route_66)


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Klaus schrieb:
> Angaben, über... kann ich mich auch nicht erinnern.

Du musst einfach davon ausgehen, das es viele Sachen in der Welt gibt, 
auch wenn du von denen noch nie was gehört hast.

von M.N. (Gast)


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Also, ich bin jetzt nicht alle Kritikpunkte durchgegangen, aber bein 
'595 steht hier 
https://assets.nexperia.com/documents/data-sheet/74HC_HCT595.pdf in 
Table 6 bei den Output Levels ganz klar, welchen Pegel der Ausgang bei 
welcher Belastung und Ausgangsspannung annimmt. Und das sogar über den 
vollen Temperaturbereich.
Für das dynamische Verhalten, werdne die Zeiten (Propagation Delay, 
rise-time, fall-time) an definierten Lastkapazitäten (typ. 50 pF) 
spezifiziert.
Wo liegt also das Problem?

von M.N. (Gast)


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P.S. Was soll denn diese Kaffesatzleserei?

Maximum Ratings: Bereich, wo der Hersteller garantiert, dass der 
Baustein kaputt gehen kann.
Recommendet Ratings: Bereich, in dem der Hersteller die spezifizierte 
Funktion garantiert, vulgo: Arbeitspunkt
Alles dazwischen: It's up to you.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Christian B. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Natürlich nicht. Was sollte da auch stehen? Welche Bedeutung sollte ein
>> "empfohlener" Ausgangsstrom bei einem Logik-IC haben? Die vornehmliche
>> Aufgabe eines Logik-Ausgangs ist es, ordnungsgemäße Logikpegel
>> auszugeben (um damit Logik-Eingänge zu steuern). Daß dabei Strom fließt,
>> ist ein (idR. unerwünschter) Nebeneffekt. Folgerichtig spezifiziert der
>> Hersteller, bis zu welchem (sink/source) Ausgangsstrom ein Ausgang noch
>> saubere (L/H) Pegel liefert.
>
> Das sehe ich nicht ganz so. Es kann durchaus sein, daß ich mit einem
> Logikausgang mehrere Eingänge ansteuern will und diese ggf. auch noch
> über 2-3m Kabel verbunden sind.

Ich sehe hier keinen Widerspruch.

> Da wüsste ich schon gern, ob der Treiber
> eine Chance hat, die, durch diesen Aufbau entstandene, Leitungskapazität
> zu treiben.

Dir ist aber schon klar, daß das eine ganz andere Frage ist? Die beim 
Umladen von Lastkapazitäten auftretenden Ströme sind natürlich auch 
unerwünschte (wenn auch unvermeidbare) Nebeneffekte. Der dabei fließende 
Spitzenstrom ist auch nicht von den maximum ratings abgedeckt, denn die 
gelten für Dauerstrom. Ferner sind dynamische Spezifikationen wie 
Schaltzeit vs. Lastkapazität bei den entsprechenden Bauteilen natürlich 
Teil des Datenblatts.

> Ich bin nämlich auch schon in diese Falle getappt: Max3006 als
> Pegelwandler zwischen 2,5 und 5V für SPI Leitungen über 3 Platinen ohne
> Kabel. Der Chip selbst hat auf dem Testplatz funktioniert, in der
> Schaltung eingebaut waren die Pegel soweit zusammen gebrochen, daß kein
> Sinnvoller Betrieb mehr möglich war.

Aha. Da hast du wohl das Datenblatt nicht gelesen. Und/oder "vergessen" 
beim Test auch mal die Kabel/Eingangskapazität zu simulieren.

von Christian B. (luckyfu)


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Axel S. schrieb:
> Aha. Da hast du wohl das Datenblatt nicht gelesen. Und/oder "vergessen"
> beim Test auch mal die Kabel/Eingangskapazität zu simulieren.

nun, offensichtlich las ich es nicht mit der gebürenden Sorgfalt. Lag 
aber einfach daran, daß ich mir nicht vorstellen konnte, daß es 
Levelshifter gibt die nur in der Lage sind einen nachfolgenden Buffer zu 
treiben. Der Aufbau ist im konkreten Fall so gewesen, daß ein FPGA 
Ausgang mit 2,5V Pegel auf einen 5V Pegel umgesetzt werden sollte. Das 
funktionierte auch. Nur der SPI Takt, welcher eben auch darüber ging und 
nachfolgend an 4 Parallel - Seriellwandler angeschlossen war, tja der 
hatte leider keinen vernünftigen Pegel mehr, selbst ein Takt war nicht 
mehr zu erkennen, das war ein einziges schwingen. Man lernt halt nie 
aus. Das Ziel, einen Buffer für die Wandlung 2,5 5V einzusparen (also 
die 3,3V Zwischenstufe weg zu lassen) wurde somit nicht ganz erreicht. 
Die 3,3V brauch ich zwar nicht aber eben neben dem Levelshifter noch 
einen Buffer, welcher sicher stellt, daß die nachfolgenden Bauteile auch 
sinnvolle Pegel / Signale erhalten. Und ja, sowas ist ärgerlich, 
insbesondere wenn man kaum Platz hat.

von Klaus (Gast)


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Route 6. schrieb:
> Klaus schrieb:
>> Angaben, über... kann ich mich auch nicht erinnern.
>
> Du musst einfach davon ausgehen, das es viele Sachen in der Welt gibt,
> auch wenn du von denen noch nie was gehört hast.

Ich versuche ja etwas zu lernen. Nachdem ich nun weiß, daß "may affect 
device reliability" mit "verkürzt die Lebensdauer" übersetzt werden muß, 
würd ich gern mal wissen, wie die Lebensdauer eines ICs spezifiziert 
ist. X Jahre oder X Milliarden Schaltspiele oder etwas ganz anderes? 
Wenn ich das nicht weiß, hilft mir "verkürzt" nicht wirklich weiter.

MfG Klaus

von Clemens L. (c_l)


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Christian B. schrieb:
> Ich bin nämlich auch schon in diese Falle getappt: Max3006 als
> Pegelwandler zwischen 2,5 und 5V für SPI Leitungen über 3 Platinen ohne
> Kabel.

Das kommt davon, wenn man einen bidirektional Pegelwander für 
unidirektionale Signale benutzt. :)

Die Ausgänge des MAX3006 haben eine Impedanz von 6 kΩ und können 
dauerhaft nur 20 µA treiben. (Das steht im Datenblatt.) Die 
One-Shot-Schaltungen sind nur für eine kurze Zeit aktiv, weshalb du 
keine großen Kapazitäten anschließen solltest. (Maxim sagt nichts 
explizit, aber ein Graph geht nur bis 50 pF. Das Datenblatt von TIs 
TXB0108 ist besser und verrät, dass dessen Limit bei mindestens 70 pF 
liegt.)

von Stefan F. (Gast)


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> Wenn du immer unterhalb aller Limits bleibst und der Chip trotzdem
> kaputt geht, würde hingegen der Hersteller Verantwortung übernehmen.

Als Hobbyelektroniker würde ich nicht darauf hoffen, daß der Hersteller 
seine Chips nachbessert, wenn ich sie dabei erwische, irgend ein 
zugesichertes Limit nicht zu vertragen.

Sie werden mir wohl eher eine unkomplizierte Ersatzlieferung anbieten, 
die mir aber nicht hilft, weil die dann ja auch wieder kaputt gehen 
werden.

Im Zweifelsfall muss man dann wohl improvisieren (Schaltung umbauen).

von Clemens L. (c_l)


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Klaus schrieb:
> ... würd ich gern mal wissen, wie die Lebensdauer eines ICs spezifiziert
> ist.

https://e2e.ti.com/blogs_/b/precisionhub/archive/2014/02/20/ic-long-term-stability-the-only-constant-is-change 
sagt 10 Jahre.

Bei Optokopplern (und LEDs) ist das anders; dort ist die Alterung nicht 
in den Datenblatt-Limits berücksichtigt. Der Hersteller sollte das 
irgendwo dokumentieren; bei Vishay habe ich nichts gefunden, aber z.B. 
für Toshiba siehe Kapitel 8 von 
https://toshiba.semicon-storage.com/info/docget.jsp?did=7428.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Stefan U. schrieb:
>> Wenn du immer unterhalb aller Limits bleibst und der Chip trotzdem
>> kaputt geht, würde hingegen der Hersteller Verantwortung übernehmen.
>
> Als Hobbyelektroniker würde ich nicht darauf hoffen, daß der Hersteller
> seine Chips nachbessert, wenn ich sie dabei erwische, irgend ein
> zugesichertes Limit nicht zu vertragen.

Das ist wohl wahr. Als Hobbyist fällst du sowieso durch das Raster des 
Herstellers. Wenn der halbwegs gute Anwälte hat, würden die dich im 
Zweifel erstmal um den Nachweis bitten, daß deine Schaltung das Bauteil 
tatsächlich immer innerhalb der absolut max ratings betreibt. Das würde 
99.9% aller Hobbyisten schon überfordern.

Alternativ sieht der Hersteller es evtl. als PR-Möglichkeit, seine 
Kulanz billig unter Beweis zu stellen.

Relevant ist das aber für den Einsatz des Bauteils in einer Serie. Denn 
da hat der Verwender durchaus die Kompetenz, sowohl anhand von 
Schaltungsauslegung als auch Meßwerten nachzuweisen, daß er die 
Bauelemente bestimmungsgemäß verwendet. Wenn es dann trotzdem 
überproportional viele Rückläufer gibt, bei denen immer das gleiche 
Bauteil die Hufe hoch reißt, dann greift der rechtliche Aspekt.

von Jack (Gast)


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Axel S. schrieb:
>> beim 74 HC(T) 595: Output Current, ist im Datenblatt von Nexperia unter
>> Section 8 - Limiting Values (In accordance with the Absolute Maximum
>> Rating System (IEC 60134)) mit 25 bzw 35mA pro Pin angegeben, in Kapitel
>> 9 - Recommended operating conditions steht allerdings nichts mehr.
>
> Natürlich nicht. Was sollte da auch stehen? Welche Bedeutung sollte ein
> "empfohlener" Ausgangsstrom bei einem Logik-IC haben?

Den dass der Entwickler einen Planungswert hat. So empfiehlt TI dann 
auch 5,2 mA und Nexperia gibt etwas versteckt im Datenblatt eine 
ähnliche Größenordnung an.

> Aufgabe eines Logik-Ausgangs ist es, ordnungsgemäße Logikpegel
> auszugeben (um damit Logik-Eingänge zu steuern). Daß dabei Strom fließt,
> ist ein (idR. unerwünschter) Nebeneffekt. Folgerichtig spezifiziert der
> Hersteller, bis zu welchem (sink/source) Ausgangsstrom ein Ausgang noch
> saubere (L/H) Pegel liefert.

Oh je, wird hier rumgeeiert :-(

Früher, damals, zu echten TTL-Zeiten, belastete ein TTL-Eingang seine 
Quelle. Daher hat man früher, damals für Logik-IC den sogenannten Fanout 
spezifiziert. Der Fanout gab an, wie viele Eingänge ein Ausgang der 
gleichen Logik-Familie treiben konnte. Ein Fanout von 10 sagte zum 
Beispiel, dass ein Ausgang eines ICs maximal 10 Eingänge der gleichen 
Logikfamilie treiben konnte.

Wie stark belastet der Eingang eines 74HC595 seine Quelle? Die kurze 
Antwort: Statisch nahezu gar nicht. Im Datenblatt findet man einen Input 
Leakage Current von +/- 1μA.

Wie spezifiziert man damit einen Fanout? Gar nicht. Bei, sagen wir mal, 
5,2 mA (TI Empfehlung) wäre das ein rechnerischer Fanout von 5200. Bei 
25 mA wären es auf dem Papier sagenhafte 25000 Eingänge. Wow ...

Ein so bestimmte Fanout stimmt aber nicht. Das sind statische Werte. 
Beim Schalten muss man die kapazitiven Lasten berücksichtigen. TI hat 
mal einen Fanout von 500 errechnet ohne das Layout zu berücksichtigen. 
Immer noch mehr als genug.

Was sollte man nun ins Datenblatt schreiben? Was anders als "Fanout: 
Mehr als genug - wenn man nicht das Layout verpfuscht" könnte man 
eigentlich nicht schreiben. Daher lässt man es.

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