Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Frage zu CNC-Software


von Leo (Gast)


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Hallo zusammen.

In meinem Dorf verkauft jemand seine CNC-Maschine.
Diese wird laut Beschreibung über den Parallelport mit dem PC (?) 
verbunden.
Über eine Linux-Distribution (Debian) und eine Software (LinuxCNC) 
werden die Daten an die CNC-Fräse geschickt.

Nun hätte ich ein paar Verständnisfragen...

Die CNC-Software LinuxCNC habe ich im Netz gefunden und würde euch 
deshalb ein paar Fragen stellen.

 - Wird der Motor-Controller (Schrittmotore) direkt an den Parallelport 
des PCs angeschlossen, oder ist da noch ein Gerät dazwischen?

 - Wie funktioniert das mit dem LinuxCNC? Ist das eine Software, mit der 
man quasi "manuell" über Befehle (G-Code) die CNC-Maschine 
Schritt-für-Schritt ansteuert oder kann man mit LinuxCNC auch 
CAD-Zeichnungen anfertigen, nach der dann die Maschine fräst?

Bisher habe ich es so verstanden, dass man eine CAD-Software braucht, 
die das "Gezeichnete" in eine für die CNC-Maschine lesbaren Code 
wandelt. Daraufhin geht man damit in seine Werkstatt und füttert mit der 
besagten Datei, die das CAD-Programm ausspuckt, die CNC-Fräse...oder ist 
das falsch?

Wenn LinuxCNC keine Möglichkeit bietet, mit der man 3D-Zeichnungen 
anfertigen kann..was gibt es geeignetes unter Linux, was man dafür 
verwenden kann um LinuxCNC damit zu füttern?

Wäre in meinem Beispiel dann das CAD-Programm die CAM-Software? Oder ist 
LinuxCNC die CAM-Software?


Ich stelle es mir so vor:

CAD-Zeichnung anfertigen -> Zeichnung exportieren -> Exportfile in 
LinuxCNC laden -> auf "Start" klicken und losfräsen


Sorry für die doofe(n) Frage(n).

Danke und Grüße

von c.m. (Gast)


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du brauchst 3 arten von software:
- ein cad programm mit dem du zeichnest (z.b. freecad, qcad)
- eine software die dir die fräsbahnen aus der cad zeichnung berechnet 
(z.b. estlcam)
- eine frässoftware, welche die berechneten bahnen an die fräse schickt 
(z.b. linuxcnc, mach3)

wenn die fräse einen parallelanschluss hat, brauchst du einen rechner 
mit "ordentlichem" parallelport.
dieser wird in echtzeit von der frässoftware mit signalen für die 
stepper(?) motoren versorgt - deswegen läuft linuxcnc auf einem speziell 
angepassten echtzeitkernel.
der parallelport der fräse ist auf einer steuerkarte, welche die 
steppertreiber mit signalen versorgt, welche dann wiederum die motoren 
mit strom versorgen.

von Leo (Gast)


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Ok vielen Dank für deine schnelle Antwort!

Ah, das macht einiges schon deutlich klarer.

Was empfiehlt sich da auf dem Linux-Markt bzgl. der genannten SW? Ich 
lade mir soeben mal LinuxCNC mit entsprechender Distribution herunter 
und werde sie als Live-CD/DVD mal auf meinem alten PC testen, der noch 
einen (hoffentlich) "echten" Parallelport besitzt.

von c.m. (Gast)


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als CAD software mag ich qcad (linux). für die CAM software habe ich den 
weg des geringsten widerstands genommen, und unter den vielen 
windows-CAM's eins ausgewählt - estlcam.
außerdem läuft meine fräse nicht unter linuxcnc, weil sie einen 
usb-anschluss hat, der nur unter windows/mach3 mit herstellertreiber 
funktioniert.

also wechsle ich die betriebssysteme: unter linux qcad, in einer 
windows-VM estlcam, und unter windows auf einem eigenen rechner mach3.

von Leo (Gast)


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Gibt es dann in QCad eine Library o.ä. wo man z.B. vorgefertigte Dinge 
auswählen kann wie etwa Aussparungen für Sub-D 9-Aussparungen o.ä. für 
Frontpanels?
Dafür bräuchte ich so eine Fräse...

von c.m. (Gast)


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hab ich mich nie drum gekümmert - ich glaube in der normalen 
installation sind keine teile-libs.
andererseits ist sowas schnell gemacht, wenn man maße hat, und sich im 
programm eingearbeitet hat.

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Selber nutze ich Linux (Mint 18), mein 'Workflow' sieht so aus:
- LibreCAD (Windows, Linux, ob MAC ist mir unbekannt)
- EstlCAM (in der VirtualBox unter Win7, Lizenz für 7Eu auf eBay)
- LinuxCNC

Der LinuxCNC-Rechner steuert die CNC-Steuerung an, Diese versorgt die 
Schritt-Motoren.

Wenn Du an eine gebrauchte CNC-Maschine kommen kannst, sollte Da doch 
zumindest die Motor-Steuerung vorhanden sein.
Sonst kannst Du noch Mal Geld für z.B. eine 'Tribble Beast' ausgeben.

Zu den Sub-D Slot-Löchern:
Sofern die Abmessungen bekannt sind, sollte sich Das in Minuten 
nachzeichnen lassen - ich sehe Da keinerlei größere Probleme.

Wenn's Dich zu EstlCAM hinzieht - ich habe mir Das so zusammen 
gestrickt, daß ich die generierten Fräs-Dateien auch als Unterprogramm 
aufrufen kann - so konnte ich z.B. Ausschnitte für CNY70 
(Reflex-Lichtschranke) zeichnen und diesen 'Job' auf andere Fräsdateien 
'kopieren' - dafür platziere ich nur ein STOP an den Punkt, wo der CNY 
hin soll und binde dort dann im generierten Code den Aufruf zum CNY-Job 
ein.
Hier ist also noch Handarbeit nötig, aber zumindest muß ich dann nicht 
zig Mal die Fräsbahnen für den CNY zusammen klicken.

MfG

: Bearbeitet durch User
von Georg (Gast)


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Leo schrieb:
> Die CNC-Software LinuxCNC habe ich im Netz gefunden und würde euch
> deshalb ein paar Fragen stellen.

Mal eine ganz andere Idee, bevor du wieder bei Adam und Eva anfängst: 
der Verkäufer hat doch alles in funktionsfähigem Zustand, sag halt bitte 
bitte er soll das mitliefern.

Dann brauchst du nur noch einen alten PC mit Parallelschnittstelle, aber 
vielleicht hat er den ja auch übrig. Mit Kabel und allem.

Georg

von MaWin (Gast)


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Leo schrieb:
> - Wird der Motor-Controller (Schrittmotore) direkt an den Parallelport
> des PCs angeschlossen, oder ist da noch ein Gerät dazwischen?

Die Schrittmotor-Mikroschritt-Treiber.

>  - Wie funktioniert das mit dem LinuxCNC? Ist das eine Software, mit der
> man quasi "manuell" über Befehle (G-Code) die CNC-Maschine
> Schritt-für-Schritt ansteuert

Ja.

> oder kann man mit LinuxCNC auch
> CAD-Zeichnungen anfertigen, nach der dann die Maschine fräst?

Nein.

> Bisher habe ich es so verstanden, dass man eine CAD-Software braucht,
> die das "Gezeichnete" in eine für die CNC-Maschine lesbaren Code
> wandelt. Daraufhin geht man damit in seine Werkstatt und füttert mit der
> besagten Datei, die das CAD-Programm ausspuckt, die CNC-Fräse...oder ist
> das falsch?

Passt ungefähr.

> Wenn LinuxCNC keine Möglichkeit bietet, mit der man 3D-Zeichnungen
> anfertigen kann..was gibt es geeignetes unter Linux, was man dafür
> verwenden kann um LinuxCNC damit zu füttern?

Ja.

> Wäre in meinem Beispiel dann das CAD-Programm die CAM-Software? Oder ist
> LinuxCNC die CAM-Software?

Nein, nur der G-Code Interpreter.

> Ich stelle es mir so vor:
>
> CAD-Zeichnung anfertigen -> Zeichnung exportieren -> Exportfile in
> LinuxCNC laden -> auf "Start" klicken und losfräsen

Schön naiv.

Warum meinst du ist das ein Lehrberuf ?

Du brauchst Schnittdaten passend zum Material, Fräser und der 
Steifigkeit der Maschine.

Du musst berechnen, wie du dich um den Materialklotz und dessen 
Aufspannung drumrumfahren musst damit der Fräser nicht irgendwo 
reinrammt. Vergiss nicht die Lage des Klotzes vor dem Fräsen auszumessen 
und die Fräsbahn je nach Schueflage zu koorigieren.
Und du musst Kühlschmiermittel an die Frässtelle bringen und Späne 
wegbringen.

Einfaches CNC bedeutet: Mitte manuell anfahren, CNC Wizard sagen: Fräse 
Kreistasche, oder Plane Ebene, oder Graviere Schriftzug.

von Leo (Gast)


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Ok Danke schonmal!

Das mit dem "alten PC" ist so ein Problem. Habe gestern mal spaßeshalber 
auf einem alten PC (Pentium 4, 1 GB RAM, onbord-Grafik) die auf der 
Seite von Linuxcnc.org angebotene Debian-Distribution installiert.

Beim Latency-Test verschlug es mir die Sprache. 160.000 ns MaxJitter...

Somit kann ich den Rechner wohl oder übel dafür schonmal vergessen.

Der Verkäufer würde alles verkaufen bis auf seinen entsprechenden 
LinuxCNC-Rechner. Deshalb brauche ich eine Uralt-Kiste, die auch 
ordentliche Latenzzeiten liefern kann.
Eigentlich dachte ich auch bei meinem besagten PC, dass der "mehr als 
ausreichend" für solche Aufgaben sei.
Kaufe ich nun einen refurbished-PC von z.B. Pollin für 100 Euro, kann 
mir das Gleiche wieder passieren.

Gruß

von chris (Gast)


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Leo schrieb:
> Deshalb brauche ich eine Uralt-Kiste, die auch
> ordentliche Latenzzeiten liefern kann.

Informier dich mal über grbl & co.
https://github.com/grbl/grbl/wiki

Damit wird die Schritterzeugung von einem Mikrocontroller übernommen und 
der PC muss lediglich den G-Code streamen.
Wird bei (fast) allen 3D-Druckern genauso gemacht.

LG
Chris

von michael_ (Gast)


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Leo schrieb:
> Der Verkäufer würde alles verkaufen bis auf seinen entsprechenden
> LinuxCNC-Rechner.

Dann sprecht miteinander und versucht eine Kopie der Software und des 
Rechners zu finden.
Und zum laufen zu kriegen.

Danach erst kaufen!

von Sebastian S. (amateur)


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P.S.
Der Parallelport ist eine aussterbende Rasse.

Schau mal hinter Deinen Rechner, ob der so etwas überhaupt noch hat.

Möglicherweise fehlte der schon bei seinem Vorgänger.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Wobei man den Parallelport sehr preiswert nachrüsten kann: hier arbeitet 
eine 10€-PCI-Karte (wie sich PCIe-Karten verhalten, habe ich nicht 
getestet) schon viele Jahre einwandfrei unter LinuxCNC. Das hat auch den 
Vorteil, dass man meist mehrere Ports und damit deutlich mehr Pins zur 
Verfügung hat.

Wenn es ein wenig hochpreisiger sein soll, gibt es viele FPGA-Karten von 
Mesa mit deutlich höheren Schrittraten. Die sind dann auch ziemlich 
unabhängig von den Interrupt-Latenzen des Mainboards.

Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass der OP die Konfigurationsdateien 
des LinuxCNC-Systems erhält.

von asterix-007 (Gast)


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Moin,

alternativ kannst du hier: http://lewetz.de/ dir mal WinPC-NC anschauen.
Dort gibt es einen USB-Controller und SW dafür.
Das benutze ich selbst zusammen mit Filou und Spaceclaim. Wobei das 
ganze doch einen € kostet, aber auch funktioniert. Der Spacelaim liegt 
dann wohl außerhalb deiner Preisrange.

Für die CAD-Geschichte kannst du dir auch AutoCAD oder Inventor von 
Autodesk kostenlos laden. Studenten-Account erstellen und laden! Solange 
du das privat nutzt, kein Problem!

Oder du schaust beim Thorsten Ostermann hier: http://www.mechapro.de
nach. Da gibt es auch so einiges.

Die Mühe mit dem alten PC und Parallelport würde ich mir sparen, es sei 
denn, der Weg ist das Ziel!

mfg
Ulf

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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asterix-007 schrieb:
> Die Mühe mit dem alten PC und Parallelport würde ich mir sparen, es sei
> denn, der Weg ist das Ziel!

Die Fräse hat offenbar einen Druckerporteingang, hinter dem dann die 
entsprechende Hardware liegt. Warum sollte man das alles rausreißen?

Die Mühe besteht hier wohl nur darin, einen passenden neuen Rechner mit 
LinuxCNC und den vorhandenen Konfigurationsdateien zu bespielen, 
eventuell eine Parallelport-Karte für 10€ einzustecken und Rechner und 
Fräse per Druckerkabel zu verbinden, denn offenbar lief diese 
Konfiguration ja bisher.

@Leo: Hier findet sich auch eine Liste mit Mainboards und den 
Testergebnissen: http://wiki.linuxcnc.org/cgi-bin/wiki.pl?Latency-Test

von Leo (Gast)


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Ok vielen Dank für eure Hilfe!
Ihr seid spitze und echt hilfreich.

Ich melde mich, der alte PC hat eine Onboard-Parallelport. Das habe ich 
schon abgecheckt. :-)

Eine Nachrüstkarte wäre sicherlich auch eine Option, um damit LinuxCNC 
zu nutzen, wenn ich mich für einen "neueren älteren" PC umschaue.

Es ist aber wiegesagt das 'Katze-im-Sack-Kaufen', wenn man einen PC 
bestellt, der nicht exakt der Beschreibung zur getesteten Hardware (auf 
LinuxCNC) kauft.

Habt ihr Erfahrungen mit den Latenzzeiten? Ist es tatsächlich so 
"schlimm", wenn diese -wie bei mir- im Bereich jenseits von 100.000 ns 
liegen?

Gruß

von michael_ (Gast)


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Leo schrieb:
> - Wird der Motor-Controller (Schrittmotore) direkt an den Parallelport
> des PCs angeschlossen, oder ist da noch ein Gerät dazwischen?

Natürlich!

Du bist Anfänger für das Programm sowie die Maschine selbst.
Ich kann dir da nur abraten.
Oder du kriegst es als Komplettpaket, fertig vorgeführt.

Leo schrieb:
> Gibt es dann in QCad eine Library o.ä. wo man z.B. vorgefertigte Dinge
> auswählen kann wie etwa Aussparungen für Sub-D 9-Aussparungen o.ä. für
> Frontpanels?
> Dafür bräuchte ich so eine Fräse...

Wenn du Metall fräsen willst, kann denn die Maschine das überhaupt?
Sag mal paar Eckdaten und Name der Maschine bzw. Steuerung.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Leo schrieb:
> Es ist aber wiegesagt das 'Katze-im-Sack-Kaufen', wenn man einen PC
> bestellt, der nicht exakt der Beschreibung zur getesteten Hardware (auf
> LinuxCNC) kauft.

Wenn alle Stricke reißen, soll der Verkäufer Dir mitteilen, was für ein 
Board er verwendet.

> Habt ihr Erfahrungen mit den Latenzzeiten? Ist es tatsächlich so
> "schlimm", wenn diese -wie bei mir- im Bereich jenseits von 100.000 ns
> liegen?

100000ns sind schon arg viel. Ist das auch wirklich der Jitter-Wert?
Oftmals kann man die Boards auch noch deutlich optimieren, indem man 
entsprechende BIOS-Optionen ausschaltet (Hyperthreading etc.)

http://linuxcnc.org/docs/2.7/html/install/latency-test.html

Ich habe damals Intel ITX-Boards D525MW verwendet (die gibt es leider 
nicht mehr neu).

Es gibt aber wirklich viele Boards, die für Linux gut geeignet sind. Und 
da es nicht die schnellsten sein müssen, kann man auch sehr gut auf 
Gebrauchtes zurückgreifen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Gerd E. (robberknight)


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Eine andere Variante wäre das LinuxCNC nicht auf einem PC laufen zu 
lassen, sondern auf einem BeagleBoneBlack.

Siehe http://www.machinekit.io
Das ist eine fertige Distribution dafür.

Dort hast Du keinen aussterbenden Parallelport, sondern kannst mit 
speziellen, im BBB bereits vorhandenen Coprozessoren die Schritte ganz 
präzise steuern. Du müsstest vermutlich nur noch ein Adapterkabel von 
den Pinheadern des BBB auf die Centronixbuchse des Steppertreibers 
löten.

Beitrag #5107576 wurde von einem Moderator gelöscht.
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