Forum: HF, Funk und Felder Hall Effekt Verständnisfrage


von M. M. (blackcow)


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Hallo,

ich habe hier eine Erklärung zum Halleffekt in Halbleitern vorliegen. 
Damit habe ich aber ein Verständnisproblem:

1.: Warum wäre der Halleffekt im Besonderen wichtig, um die 
Beweglichkeit zu messen? Dazu reicht es doch den Widerstand mit den 
Ausmaßen des Plättchens zu verrechnen. Der Halleffekt hat doch damit 
nicht unmittelbar zu tun, anders als in der ersten Zeile suggeriert 
wird?

2.: Es wird der Ladungsträgertyp ermittelt, der für den Stromtransport 
verantwortlich ist. Soweit gehe ich mit. Aber das hat doch nichts mit N- 
oder P-Dotierung zu tun. Auch im P-Dotierten Halbleiter bewegen sich nur 
die Elektronen. Die positiven "Löcher" sind fest im Atomgitter 
eingebunden, bewegen sich nicht selber und folglich kann auf sie auch 
keine Lorenzkraft wirken. Wie soll sich dann die Hallspannung umdrehen?

von Elektrofan (Gast)


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> Wie soll sich dann die Hallspannung umdrehen?
Lt. meinem Physikbuch kann man das nur quantenmechanisch erklären; also 
einfach hinnehmen ...

von Achim S. (Gast)


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M. M. schrieb:
> Dazu reicht es doch den Widerstand mit den
> Ausmaßen des Plättchens zu verrechnen.

mit dem spezifischen Widerstand erhältst du nur eine Information über 
das Produkt aus Ladungsträgerdichte und Beweglichkeit. Mit dem 
Halleffekt kannst du dagegen direkt etwas zur Ladungsträgerdichte sagen 
ohne die Beweglichkeit kennen zu müssen. Du benötigst dazu nur 
Naturkonstanten und direkt messbare Größen (die Dicke des Sensors, die 
Größe des Steuerstroms, die Flussdichte) und kannst daraus die Dichte 
berechnen.

M. M. schrieb:
> Die positiven "Löcher" sind fest im Atomgitter
> eingebunden, bewegen sich nicht selber und folglich kann auf sie auch
> keine Lorenzkraft wirken.

beim p-dotierten Halbleiter wird jeweils ein Elektron fest ins 
Atomgitter eingebunden (indem es das Dotieratom negativ auflädt). Das 
zugehörige Loch im Valenzband ist nicht gebunen sondern kann sich frei 
bewegen.

von M. M. (blackcow)


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Achim S. schrieb:
> Mit dem
> Halleffekt kannst du dagegen direkt etwas zur Ladungsträgerdichte sagen
> ohne die Beweglichkeit kennen zu müssen.

Genau, also ich messe mit dem Halleffekt zuerst die Ladungsträgerdichte, 
messe danach den Widerstand und berechne aus beiden Messungen dann die 
Beweglichkeit. Alles klar, kam in dem Text anders rüber.

Achim S. schrieb:
> Das
> zugehörige Loch im Valenzband ist nicht gebunen sondern kann sich frei
> bewegen.

Das ist ja der Punkt. Ein Loch bewegt sich ja nicht wirklich.

Elektrofan schrieb:
> Lt. meinem Physikbuch kann man das nur quantenmechanisch erklären; also
> einfach hinnehmen ...

Na toll. Sowas ist eher unbefriedigend...

von Elektrofan (Gast)


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> Na toll. Sowas ist eher unbefriedigend...
Aber pragmatisch    ;-)

von M. M. (blackcow)


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Wobei die Erklärung vom Text ganz schön irreführend ist, wenn auf sowas 
nicht eingegangen wird.

von Werner H. (werner45)


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...und ein Loch bewegt sich doch!
Wenn das Loch von einem Elektron aufgefüllt wird, ist es weg.
Es ist jetzt an der Stelle, wo das Elektron vorher war.
Es wandert also entgegengesetzt zur Elektronenrichtung.

Gruß   -   Werner

von M. M. (blackcow)


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Werner H. schrieb:
> Wenn das Loch von einem Elektron aufgefüllt wird, ist es weg.

Ja, das Loch ist weg. Aber es kommt doch nicht auf die Illusion eines 
Loches an, sondern auf die Bewegung der Ladungsträger. Und alle 
positiven Ladungen sind nunmal im Kristall fixiert. Nur die Elektronen 
bewegen sich von Loch zu Loch.

von M. M. (blackcow)


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PS:

Ansonsten würde ich mit folgendem Gedankenexperiment ein Paradoxon 
bekommen. Wenn ich eine positiv geladenes Band habe und ich plaziere 
darauf mit kleinem Abstand (isoliert) in kleinen Containern negative 
Ladungen, so bewegen sich Letztere nach anlegen eines elektrischen 
Feldes.

Wenn man nur die Container ansieht, bewegen sich diese zur positiven 
Elektrode. Wenn man aber die positiven Leerräume zwischen den Containern 
ansieht, so bewegen sich diese Löcher zur negativen Elektrode. Aber nur 
die Container erfahren wirklich eine Lorenzkraft.

von Achim S. (Gast)


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M. M. schrieb:
> Ja, das Loch ist weg. Aber es kommt doch nicht auf die Illusion eines
> Loches an, sondern auf die Bewegung der Ladungsträger.

Du willst sagen, Elektronen sind "reale" Teilchen mit negativer Ladung, 
während Löcher nur Illusionen sind? Da würde ich mal antworten: beides 
sind Modellvorstellungen zur Beschreibung physikalischer Phänomene.

Ein Unterschied ist zugegebenermaßen, dass dir Elektronen auch außerhalb 
des Festkörpers begegnen können, Löcher nur innerhalb. Aber innerhalb 
des Halbleiters sind Löcher genau so real (bzw. genau so brauchbare 
Modelle) wie Elektronen. Die Quantenmechanik arbeitet fröhlich und 
erfolgreich auch mit anderen Quasiteilchen, die nur innerhalb des 
Festkörpers "real" sind (z.B. Phononen und Plasmonen).

Du kannst natürlich stattdessen auch mit anderen Modellvorstellungen 
arbeiten, die dir mehr liegen. Ob sie besser oder schlechter sind als 
das Löchermodell entscheidest du am besten daran, wie gut und elegant 
sich damit physikalische Effekte erklären lassen (wie z.B. das 
Vorzeichen der Hall-Spannung ;-)

von Matthias K. (kannichauch)


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Hallo

Du scheinst Probleme mit dem Begriff zu haben, wie ich ihn auch direkt 
mal lesen konnte: Löcherleitung.
Die metallische oder halbleitende Materie besteht ja nicht nur aus 
irgendwie zeitweilig exponierten und im Magnetfeld richtungsändernden 
Elektronen.

Was ist, wenn "einer die Elektronen versteckt"? Sie flitzen einfach 
durch Tunnel oder positiv geladene und abschirmende Minizonen?

In Flussrichtung der Elektronen gibt es Lücken, es gibt keinen 
ungeteilten Elektronenstab, der vom Minus zum Pluspol reicht. Alles was 
keine Elektronen sind, ist positiv oder neutral, wenn das Material nicht 
elektrostatisch aufgeladen ist, vielleicht soviel positive wie negative 
Ladungsträger. Ich wäre auch damit einverstanden, wenn jemand sagt, 
positive Ladungsträger sind Influenzobjekte.

Man kann dann etwas spekulieren, wie und wo die Elektronen fließen, und 
wie das die "Löcher" machen. Tatsache ist dabei aber, das man eine 
Leitfähigkeit findet, die sich im Halleffekt genau andersherum verhält 
als reine Elektronen, also die aus nur Elektronen.

Auch am Atom, ich nehme mal eins mit Orbitalen, findet man positives und 
negatives in der äußersten Schale.
Beispiel:
Es soll ein Atom in einem Material Strom leiten. Ich gebr dem Atom mal 
einen Nord und Südpol, für die Richtung. Ich lege eine kleine Spannung 
an, so das das Elektron(heute ein Atom mit nur einem Elektron) vom Süd 
zu Nordpol flitzen kann.  Den ganzen Raum in der Schale, wo das Elektron 
nicht war als es zum Nordpol flitzte, kann man als positiven 
Ladungsträger bezeichnen. Er ist zumindest positiver als das Elektron 
gewesen.
Jetzt gibt es verschiedene Arten von Bindungen und Kristallgitter 
zwischen den Atomen oder Molekülen (halb-)leitfähigen Materials. Sind 
jetzt die Elektronen mehr magnetisch beeinflussbar in der Materie oder 
mehr die Löcher? Das bestimmt dabei die Leitfähigkeit, also n oder p 
Leitfähigkeit.

Das ist so meine Vorstellung zu diesem Thema.
MfG
Matthias

von Possetitjel (Gast)


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M. M. schrieb:

> 2.: Es wird der Ladungsträgertyp ermittelt, der für den
> Stromtransport verantwortlich ist. Soweit gehe ich mit.
> Aber das hat doch nichts mit N- oder P-Dotierung zu tun.

Doch.
Im stark p-dotierten Halbleiter gibt es nahezu keine frei
beweglichen Elektronen im Leitungsband, die zum Ladungs-
transport beitragen können.

> Auch im P-Dotierten Halbleiter bewegen sich nur die
> Elektronen.

Ja - aber WELCHE Elektronen? Woher stammen sie?
Aus dem Leitungsband oder aus dem Valenzband?

> Die positiven "Löcher" sind fest im Atomgitter
> eingebunden,

Ja.

> bewegen sich nicht selber

Du bist nicht konsequent. Du tust so, als ob alle Elektronen
zum Ladungstransport (=Stromfluss) beitragen könnten, nur
weil es Elektronen sind.

DAS STIMMT ABER NICHT!

Es können zunächst mal nur FREI BEWEGLICHE ELEKTRONEN zum
Stromfluss beitragen.
Im p+-dotierten Halbleiter sind fast keine freie Elektronen
vorhanden. Er müsste also noch schlechter leiten als ein
eigenleitender Halbleiter. Tut er das?

Wenn nicht: Welche Ladungen bewirken den Stromfluss? Freie
Elektronen gibt es ja nahezu nicht...

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