Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Darf ich ein Raspberrypi-Projekt verkaufen?


von Werner (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe ein kleines Gerät zur Erfassung von Messwerten im 
landwirtschaftlichen Bereich gebaut, welches aus einem Raspberry Pi (3) 
und einer kleinen Zusatzplatine besteht, die an den Raspberry Pi 
angeschlossen ist, an der wiederum die Sensoren angeschlossen sind.
Das Ganze habe ich in ein Gehäuse gebaut, sodass man von außen nicht 
"erkennt" (ob gewollt oder ungewollt), dass im Inneren ein Raspberry 
werkelt.
Die Sensorwerte werden dann per Webinterface (Webserver des Raspberry) 
dem "Kunden"/Nutzer zur Verfügung gestellt.

Nun die Frage:
 - Ist es rein rechtens, wenn ich einen Raspberry Pi (z.B. im Internet) 
kaufe, diesen dann an meine Bedürfnisse anpasse durch Programmierung und 
Peripherie-Hardware und das Gesamtpaket dann weiterverkaufe?
 - Wie sieht es rechtlich aus beim Raspberry? Laufe ich Gefahr, dass ich 
Probleme durch die Hardware des Raspberrys bekomme (Verkauf fremden 
Gedankengutes etc.)?

 - Muss erwähnt werden, dass explizit ein "zugekaufter" Raspberry Pi im 
Inneren des Geräts arbeitet?


Vielen Dank schon mal!

von Cerberus (Gast)


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Da würde ich lieber einen Anwalt für Wirtschaftsrecht fragen.
Die Antworten eines Forums in Rechtsfragen sind alles andere
als verbindlich, geschweige denn korrekt. Das hat freie Meinungs-
äußerung nun mal so an sich. Ein Hinweis könnten die Geschäfts-
bedingungen der Beschaffungsquelle bieten. Möglich ist auch, dass
ein Patent zu berücksichtigen ist.

von Donni D. (Gast)


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Einfach mal unter 'Contact Us' auf der Raspberry Pi Seite die Adresse 
suchen und nachfragen. Zur Not verkauf deine Hardware einzeln mit 
Programm und lass den Kunden den Raspberri Pi selber kaufen.

von Sebastian S. (amateur)


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Natürlich darfst Du Deine Himbeere weiterverkaufen. Das sieht das 
Projekt auch vor.

Dann ist aber auch schon Schluss.

Ist die restliche Hardware auf Deinem Mist gewachsen: Kein Problem.

Steckt nur Freeware in der Dose: Angeben und kein Problem.

Hier ist schon wieder Schluss.

Die wenigsten geben für nix Geld aus. Also gibst DU ja an, welche 
Kunststücke das Teil kann. Diese muss es aber auch beherrschen.

Ein ganzer Sack voll Randbedingungen müssen erfüllt werden. Elektrische 
Sicherheit, Störsicherheit u.v.a.

In der Landwirtschaft geht es oft - im wahrsten Sinne des Wortes - 
saumäßig zu. Also kann es nicht schaden den Verwendungszweck genau zu 
beschreiben (Handbuch), so dass so Sachen wie: "Woher soll ich denn 
wissen, dass ich das Teil, zusammen mit seinem Netzteil, nicht in die 
Gülle werfen soll", nicht vorkommen.

Ein ganzer Sack voll Gesetze regelt auch das Drum-Herum in Sachen 
Gewährleistung und eventuellen Schadensersatz, wenn z.B. der Hof 
abbrennt. Die Eröffnung eines Geschäftes ist auch eine eigene Sache, für 
die es Regeln gleich im Sonderangebot gibt.

Also prinzipiell ja - so Du genau weist was Du machst.

: Bearbeitet durch User
von kann sein (Gast)


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Raspberrypi Hardware ist nicht das Problem. Verkaufst du ein Gerät 
innerhalb der EU, so musst du es zumindest CE zertifizieren. Als Ing 
darfst du selber auf Grundlage eigener Messung die Verantwortung 
übernehmen (Musst dann aber auch vor Gericht die Verantwortung 
übernehmen). Ein eigenes Gerät ist es schon, wenn du auf die Platine 
dein Logo klebst oder es unter deinem Namen verkaufst.

Wenn es sich um ein Elektrogerät handelt, so musst du 
Verwertung/Recycling innerhalb der EU sicherstellen => Kosten

Das Produkt muss über eine Anleitung usw. verfügen. Produkte in Serie 
müssen seit Neuem in der ganzen EU erhältlich sein -> Anleitung somit in 
jeder Sprache verfügbar.

Du musst Gewährleistung von 2 Jahren geben.

Daten über Webinterface => Datenschutz jedes EU Landes muss eingehalten 
werden.

Vielleicht kann obiges bei Kleinserien abweichen und manche Gesetze sind 
dann nicht so streng. Die Infos sind jetzt aus dem Gedächtnis raus 
aufgeschrieben und müssen nicht 100% korrekt sein.

von Moritz (Gast)


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kann sein schrieb:
> Du musst Gewährleistung von 2 Jahren geben.

Nur bei Verkauf an privat. Wenn du an Geschaeftskunden verkaufst, kannst 
du die Gewaehrleistung natuerlich ausschliessen. Allerdings ist 
fraglich, ob der Geschaeftskunde darauf eingehen (wollen) wird.


CE, Recycling-Richtlinie und evtl. Patente sind fuer dich interessant. 
Bei CE sollte dich eigentlich nur EMV interessieren, natuerlich muss 
deine zusaetzliche Platine auch RoHS genuegen, aber das is ja bei den 
Auftragsfertigern kein Problem mehr.

von Jemand (Gast)


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Sebastian S. schrieb:
> Steckt nur Freeware in der Dose: Angeben und kein Problem.

Aua.

von A. S. (Gast)


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Jetzt mal Ehrlich, ich nehme an, Du willst Angfangs eher 20 bis 30 
Geräte in Deinem Umfeld verkaufen und sehen, wie die sich so machen, 
oder?

Tu das. Mund- zu Mund-Progaganda, quasi als Dienstleister und mit den 
üblichen Vorsichtsmaßnahmen gegen Brand und elektrischem Schlag. Und 
wenn Du 50 Geräte am laufen hast, dann mache Dir Gedanken über 
bundesweiten Vertrieb, CE-Kennzeichnung und Co. Und wenn Dich dann 
irgendeine Lizenz stören sollte, dann kannst Du den ganzen Raspberry 
auch gegen was eigenes ersetzen.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Werner schrieb:
> Nun die Frage:
>  - Ist es rein rechtens, wenn ich einen Raspberry Pi (z.B. im Internet)
> kaufe, diesen dann an meine Bedürfnisse anpasse durch Programmierung und
> Peripherie-Hardware und das Gesamtpaket dann weiterverkaufe?

Ja.

>  - Wie sieht es rechtlich aus beim Raspberry? Laufe ich Gefahr, dass ich
> Probleme durch die Hardware des Raspberrys bekomme (Verkauf fremden
> Gedankengutes etc.)?

Nein.

>  - Muss erwähnt werden, dass explizit ein "zugekaufter" Raspberry Pi im
> Inneren des Geräts arbeitet?

"If [...] you’re making a product which requires a Raspberry Pi to run, 
we don’t ask you to buy special permission or licences from us to use 
it. All we ask is that you include the words “Powered by Raspberry Pi” 
somewhere on your packaging. If your business is successful, we’d be 
very grateful if you could consider donating a small portion of your 
profits to the Raspberry Pi Foundation – but that’s all, and if you 
choose not to do that, that’s fine too."

https://www.raspberrypi.org/blog/starting-a-business-with-a-raspberry-pi/

von Cerberus (Gast)


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kann sein schrieb:
> Du musst Gewährleistung von 2 Jahren geben.

Stimmt schon mal nicht so ganz.

Bei Verbraucher als Kunde 6 Monate, dann nach Beweislastumkehr 2 Jahre.
Bei Unternehmer als Kunde gar keine Gewährleistung.

Ich sag doch, dass die Informationen hier unverbindlich sind.

von Freddy (Gast)


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Hi,

Dein Produkt muss nachher einen CE Aufkleber haben. Die Krux hierbei 
ist, Du darfst diesen selbst kleben wenn Du der Meinung bist dass Du 
nach aktuellen Rechten und Normen konform bist.
Wie weit Du rechtlich haftbar bist, wenn Dir ein Kunde nachweist das dem 
nicht so ist kann ich Dir nicht sagen.
Allerdings würde ich Dir raten statt einem Raspberry etwas 
industrietaugliches zu nehmen. Ich kenne den Schaltplan und den 
Lagenaufbau des Pis nicht, aber wir haben relativ schlechte Erfahrung 
mit dem Beagle Bone Black gemacht. Beim ESD Test (eingebaut in ein 
Alugehäuse) gab es schon bei 2 kV Probleme (Level 15 KV sollte erreicht 
werden).
Wir sind dann auch ein Industrieprodukt umgestiegen, in dem Fall auf ein 
Wega Board von Phytec.

Bedenke dass auf eine Landmaschine auch die Schockbelastung nicht ganz 
ohne sein kann (auf nen Stein fahren, etc). Drehende Motoren, 
Induktivitäten können ordentlich Störung auf dem Bordnetz verursachen.
Von der Seite würde ich Dir empfehlen, soweit Dein Projekt Geld 
eingenommen hat, Dein Produkt nach EMV und auf Schock zu testen.
Das muss nicht unbedingt im akkreditierten Labor sein. Viele kleinere 
Firmen haben die Möglichkeit im Rahmen Ihrer Entwicklungsabteilungen EMV 
Vortests und Schock Inhouse zu machen. Hier einfach den Kontakt mit 
lokalen Firmen aufnehmen. Im Idealfall kannst Du eine 
Geschäftsvereinbarung mit ihm treffen, wie dass er die Fertigung 
übernehmen kann wenn das Geschäft anläuft.
Notfalls Deinen vertrauten, lokalen Leiterplattenbestücker nach 
Kontakten fragen.

Gruß,
Freddy

von Freddy (Gast)


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PS:
Industrieboard vs. Rapsberry

+ Obselence Regelung beim Hersteller. Vielleicht will Dein Kunde 10 
Jahre Ersatzteilverfügbarkeit. Das wird beim Pi schwierig. Beim 
Industriedesign kannst du das in Deine Verträge/Abrufauftrag 
reinhandeln.

von Werner (Gast)


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Hallo zusammen,

vielen Dank, das hat mir schonmal weitergeholfen!

Grüße

von potato (Gast)


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kann sein schrieb:

> zumindest CE zertifizieren

Rechtlich gesehen muss er das. Eine Gefahr, dass Gericht oder 
Staatsanwaltschaft das einfordern, sollte aber nicht bestehen, wenn von 
dem Teil keine Gefahr ausgeht und es auch keine sicherheitsrelevanten 
Funktionen erfüllt. Vor allem, wenn er erstmal nur zwei drei Teile 
verkauft.

von Michael (Gast)


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Hi,

Es gibt auch ähnliche Boards analog zum Raspberry Pi und zwar von 
Siemens - mit Fokus auf Industrietauglichkeit. Diese sind dann auch CE 
und UL zertifiziert.

Google Stichwort Siemens IOT2020, IOT2040 und Industrie IOT2000 I/O 
Modul.

Läuft auch ein Linux drauf, allerdings mehr Richtung embedded. Preislich 
mit 89€ attraktiv.

Vielleicht hilft dir das.

von Michael (Gast)


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von Hui (Gast)


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Michael schrieb:
> Google Stichwort Siemens IOT2020, IOT2040 und Industrie IOT2000 I/O
> Modul.

Und mit Python programmierbar und Yocto Linux drauf. Das ist allerdings 
wirklich ziemlich cool!

von Hui (Gast)


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Die Logo auf Steroiden...

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Werner schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich habe ein kleines Gerät ... welches aus einem Raspberry Pi (3)
>
>  anpasse durch Programmierung und
> Peripherie-Hardware und das Gesamtpaket dann weiterverkaufe?

Das wurde schon durchgekaut.
Beitrag "Darf ein Raspberry Pi kommerziell verwendet werden?"

von Embedded Developer (Gast)


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Du musst nicht unbedingt ein Rasberry PI immer kaufen und auch noch 
dabei ein schlechtes Gewissen haben.

Es ist wahrscheinlich, dass du höchsten ein viertel aller 
Funktionalitäten des Rasberry brauchst.
Da bietet es sich an, dass du zu einem Electronic Manufacturer gehst, 
die es auch im billigeren östlichen Ausland gibt und dir eine 
maßgeschneiderte Platine liefern lässt.
Besonders günstig kriege ich sie meiner Erfahrung nach in Estland oder 
Slowakei.

Weil die scharf auf Aufträge sind, übernehmen sie auch gleich die 
Entwicklungskosten und liefern dir eine Platine, die sogar billiger als 
eine Rasbarry PI ist, wenn du wirklich nur die Funktionalität des 
Webservers und der Datenerfassung (Digital / Analog) brauchst.

Oder guck dich mal im Internet um, da gibt es auch Module zur 
Datenakquisition mit Webinterface über Ethernet, SFP oder sonstigen 
Anschlüssen.
Die sind auch deutlich billiger als das Raspberry.

von Elektroniker (Gast)


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Wie wäre es mit einem ESP8266, solange es nur ein kleiner Webserver mit 
einigen Sensoren bleibt?
http://espressif.com/en/products/hardware/esp8266ex/overview

von Elektroniker (Gast)


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Elektroniker schrieb:
> Wie wäre es mit einem ESP8266, solange es nur ein kleiner
> Webserver mit
> einigen Sensoren bleibt?
> http://espressif.com/en/products/hardware/esp8266ex/overview

http://espressif.com/en/products/hardware/esp-wroom-02/overview

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