Forum: Platinen [Altium] Was bedeuten die roten und grünen Linien beim Verschieben von Bauteilen?


von Toni (Gast)


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Hallo Leute ;)

Bin mittlerweile seit 1,5Monaten mit Altium am Arbeiten und hätte dazu 
mal eine Frage, die ich leider trotz Google nicht gelöst bekomme.
Wenn ich im Layout die Bauteile verschiebe, dann wird dort ja eine Linie 
dargestellt.
Diese hüpft beim Verschieben recht unkontrolliert dort herum und ändert 
ihre Farbe ab und an von grün auf rot und umgekehrt :)
Kann mir bitte jemand einmal erklären was mir das "gehampel" eigentlich 
sagen soll? grins

Hat sicher eine praktische Funktion, nur komme ich einfach nicht 
dahinter welche...

Danke Euch erste einmal,
Toni

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Wenn Du die Standardfarben verwendest, bedeutet grün in den meisten 
Fällen einen DRC-Fehler, z.B. durch kollidierende Bauteile oder einen 
Kurzschluss unterschiedlicher Potentiale. Es hängt von den Einstellungen 
des DRC ab, welche Fehler schon während der Bearbeitung erkannt und 
angezeigt werden und welche beim "großen" Offline-DRC.

Es ist durchaus sinnvoll, die Erkennung mancher Fehler des Online-DRC zu 
Beginn des Projektes zu deaktivieren und erst später einzuschalten, z.B. 
für Überschneidungen des Bestückungsdrucks.

Wie kann man sich eigentlich einen Monat lang mit Altium Designer 
befassen, ohne dabei jemals auf den DRC gestoßen zu sein? Dabei handelt 
es sich doch um eine der wichtigsten Funktionen.

von Toni (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Wenn Du die Standardfarben verwendest, bedeutet grün in den
> meisten
> Fällen einen DRC-Fehler...
Ja, das ist mir schon geläufig.
Es geht aber nicht um die Verfärbung von Pads usw, sondern um die herum 
hüpfende Linie :)

> Es ist durchaus sinnvoll, die Erkennung mancher Fehler des Online-DRC zu
> Beginn des Projektes zu deaktivieren und erst später einzuschalten, z.B.
> für Überschneidungen des Bestückungsdrucks.
Jups, das ist mir auch schon aufgefallen.
Vor allem wenn man aus Eagle und Diptrace kommt, ist man dran gewöhnt 
das ein Bestückungsdruck auch über die Pads gehen darf.
Dieser wird gar nicht angemeckert und auch korrekt gefertigt.
Hier scheint es ein böses Vergehen zu sein.

> Wie kann man sich eigentlich einen Monat lang mit Altium Designer
> befassen, ohne dabei jemals auf den DRC gestoßen zu sein? Dabei handelt
> es sich doch um eine der wichtigsten Funktionen.
Indem man einen großen Schaltplan hat und erst jetzt ans Board kommt.
Vor allem ist mir DRC schon ein Begriff, mache ich ja nicht erst seit 
gestern ;)

von Wühlhase (Gast)


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Ein Monat intensives Schaltplantraining-schadet bei Altium definitiv 
nicht.

Auf das, was Andreas geschrieben hat, hätte ich jetzt auch getippt. Wenn 
es das nicht ist-kannst du mal einen Screenshot davon machen was für 
eine Linie du meinst? Wenn du schon länger Layouts machst hätte ich eher 
den Terminus "Leiterbahn" erwartet, also ist es was anderes?

von Toni (Gast)


Angehängte Dateien:

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Evtl. hat es ja doch irgendetwas mit dem DRC zu tun, ich verstehe nur 
einfach nicht was es mit sagen möchte :)
Anbei einmal zwei mini Videos was ich genau meinte.

von Jens (Gast)


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Das hat was mit dem Snap und Positionierung der Bauteile zu tun.

Schaut mal hier..
https://electronics.stackexchange.com/questions/53191/what-is-the-green-red-drag-line-in-altium

http://techdocs.altium.com/display/ADOH/Tutorial+-+Getting+Started+with+PCB+Design#Tutorial-GettingStartedwithPCBDesign-ComponentPositioningandPlacementoptions

As you move a component around in the workspace, a thick green or red 
line will be displayed, traveling from a point within the component, to 
a location on the board. This line is called the Optimal Placement 
Vector, its function is to give an indication of whether the new 
location is better (green) or worse (red) than the previous location.

The vector has two distinct properties: its proposed target location; 
and its color.

To determine the locations for each end of the vector, the feature uses 
the centroid of the polygonal shape defined by the locations of the end 
points of the connection lines. There are 2 centroids of interest, one 
defined by the ends of the connection lines terminating on the component 
you are moving (the component centroid), the second defined by the other 
ends of that set of connection lines (the target location centroid).

The Optimal Placement Vector is drawn between these 2 centroids, with 
the component end highlighted by a dot. Because it is a relative 
indicator, when you first click to start moving a component the vector 
is always drawn in green. The 2 centroids are continuously re-calculated 
as you move the component, because the connection lines can move from 
one pad to another as they are automatically re-optimized to maintain 
the applicable net topology for the moving component. Because of this 
net re-optimization, the target end of the OPV can jump around as the 
component is moved. If the centroids move apart and the OPV becomes 
longer, it may change to red. If the centroids move closer together and 
the OPV becomes shorter, it may change to green.

The length of the vector is not the only condition used to set the 
color, the color of the OPV is also affected by the overall length of 
the connection lines attached to the moving component. If moving the 
component results in the overall length of the connection lines 
increasing, then the OPV becomes red. Alternatively, if moving the 
component results in the overall length of the connection lines 
decreasing, then it becomes green.

von Christian B. (luckyfu)


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Toni schrieb:
> Vor allem wenn man aus Eagle und Diptrace kommt, ist man dran gewöhnt
> das ein Bestückungsdruck auch über die Pads gehen darf.
> Dieser wird gar nicht angemeckert und auch korrekt gefertigt.

nein, wird es nicht! Der LP Hersteller schneidet dann den 
Bestückungsdruck ab. Auf Pads darf der nicht sein, da Bestückungsdruck 
chemisch das gleiche ist wie Lötstopplack. Dessen Funktion wiederum wird 
im Namen bereits deutlich. Das wiederum erschließt dann automatisch, 
weshalb es überhaupt keine gute Idee ist, Bestückungsdruck auf Pads zu 
haben.

von Ingo Hütlein (Gast)


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"Dieser wird gar nicht angemeckert und auch korrekt gefertigt."

Ja. Alle Fehler, die im Design gemacht werden, werden korrekt genau so 
auch gefertigt.


"nein, wird es nicht! Der LP Hersteller schneidet dann den
Bestückungsdruck ab."

Nein. Entweder macht die Freirechnung der Lötpads tatsächlich der 
Hersteller, oder er fragt zuerst nach, was er machen soll, oder er 
druckt einfach über die Pads drüber. D. h. also, das sollte man entweder 
selber im Design korrekt machen, oder vorher den Hersteller fragen, ob 
er die Freirechnung machen kann.

Am besten wird man fahren, wenn man selber den Bestückdruck auf eine 
Position schiebt, wo er nicht auf einem Lötpad liegt.

Ingo

von Ingo Hütlein (Gast)


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...wegen der roten bzw. grünen Linie... Damit zeigt Altium Dir eine 
korrekte Ausrichtung, meistens mittig zueinander an, und ob im 
3D-Bereich eine Kollision ist oder nicht.

Ingo

von Christian B. (luckyfu)


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Ingo Hütlein schrieb:
> Nein. Entweder macht die Freirechnung der Lötpads tatsächlich der
> Hersteller, oder er fragt zuerst nach, was er machen soll, oder er
> druckt einfach über die Pads drüber.

Es wird kein (ernstzunehmender) Hersteller einfach den Druck über die 
Pads drucken. Weil der nämlich weiß, daß dadurch Lötprobleme 
vorprogrammiert sind, er also Ausschuss produziert. Einige werden 
nachfragen, und einige lassen das einfach durch ein Script abschneiden. 
Das geht im CAM System beim LP Hersteller auch einfacher als im CAD 
System des Entwicklers.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Bezüglich des Bestückungsdrucks ist es bei Eagle, Altium und anderen 
EDA-Systemen so, dass in den Ausgabedaten die Pads usw. nicht 
freigestellt sind, sondern - wie schon von Christian und Ingo angemerkt 
- sich im Zweifelsfall mit den Pads überschneiden und auf diese gedruckt 
würden. Noch vor wenigen Jahren wären Leiterplatten auch genau so 
gefertigt worden, weil die Gerber-Daten direkt zum Gerber-Fotoplotter 
geschickt worden wären. Der Leiterplattenhersteller hätte diesen 
Gerber-Daten nur noch die von ihm selbst benötigten Passermarken usw. 
hinzugefügt und in der Blendentabelle Korrekturen ezüglich Über- oder 
Unterätzung vorgenommen.

Erst seitdem die entsprechenden CAM-Systeme alle Fertigungsdaten 
gleichzeitig einlesen, ist es überhaupt möglich, lagenübergreifende 
Korrekturen vorzunehmen, z.B. die Pads aus dem Bestückungsdruck 
auszusparen oder z.B. auch Vias nachträglich zu verschieben, wenn sich 
deren Positionen als ungünstig für das Ätzen, Bohren oder Verfüllen 
erweisen. Auch heutzutage ist die Blendentabelle also recht wichtig, 
weil sie eben auch ermöglicht, Leiterbahnen von Pads zu unterscheiden, 
natürlich unter Berücksichtigung von Aussparungen im Lötstopplack.

Apropos Lötstopplack:
Heutzutage präferieren die meisten seriösen Leiterplattenhersteller 
Rohdaten ohne Verkleinerung oder Vergrößerung der 
Lötstoppmaskenöffnungen und berechnen diese Informationen lieber selbst 
anhand ihrer eigenen Prozessparameter, was ja auch sehr sinnvoll ist. 
Bei Altium Designer gibt es da ja leider ungünstige Voreinstellungen. 
Insbesondere bei der Erstellung von Footprints werden diese ja immer mit 
einer Vergrößerung von 0,06mm oder so angezeigt. Erst im eigentlichen 
Leiterplattenprojekt greifen dann die Design Rules der Kategorie "Solder 
Mask Expansion". Wenn man also Footprints mit manuell hinzugefügten 
Lötstoppmaskenausschnitten erzeugt und diese in der Bibliothek noch zu 
den Ausschnitten der Pads passen, erlebt man im PCB-Projekt dann seine 
Überraschung. Ein Ausweg besteht ggf. darin, von vornherein das Häkchen 
bei "Solder Mask Override" und den zugehörigen Parameter auf 0mm zu 
setzen.

Ähnliches gilt natürlich auch für den Lötpastendruck, wobei es hier aber 
durchaus gute Gründe geben kann, bei großen Pads ein eigenes Muster zu 
definieren, z.B. bei Exposed Pads unter "normalen" IC, bei denen 
höchstens 80% Pastenauftrag erfolgen sollte. Aber auch hier gibt es 
wiederum Ausnahmen: Bestücker, die nicht mehr mit Pastenschablonen 
arbeiten, sondern mit Pastendispensern, bevorzugen Pastendaten mit 
voller Padgröße. Die Korrektur der Pastenmenge in Abhängigkeit von der 
Padfläche erfolgt dann automatisch durch den Pastendispenser. 
Segmentierte Pastendaten hebeln diesen Mechanismus aber leider aus. 
Daher sollte man vorab mit dem Bestücker klären, wie die Pastendaten 
auszusehen haben.

von Toni (Gast)


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@Jens & Ingo: Danke für die Info mit der Linie!
Werde mal schauen ob diese wirklich beim Layouten sinnvoll zu nutzen 
ist.

Ingo Hütlein schrieb:
> "Dieser wird gar nicht angemeckert und auch korrekt gefertigt."
>
> Ja. Alle Fehler, die im Design gemacht werden, werden korrekt genau so
> auch gefertigt.
Bei einem anständigen Leiterplattenfertiger stimmt das aber nicht.
Die haben schon richtig Erfahrung und melden sich falls mal was 
untypisch ist.

> "nein, wird es nicht! Der LP Hersteller schneidet dann den
> Bestückungsdruck ab."
>
> Nein. Entweder macht die Freirechnung der Lötpads tatsächlich der
> Hersteller, oder er fragt zuerst nach, was er machen soll, oder er
> druckt einfach über die Pads drüber.
Das hatte ich vor 15Jahren mal gehabt, aber in der heutigen Zeit selbst 
bei Chinesen nicht mehr gesehen.

> Am besten wird man fahren, wenn man selber den Bestückdruck auf eine
> Position schiebt, wo er nicht auf einem Lötpad liegt.
Das stimmt wohl.
Leider ist es einfacher und schneller ein Rechteck zu positionieren, als 
sechs einfache Linien nur um das Pad auszusparen ;)
Sauberer wäre es aber natürlich.

Christian B. schrieb:
> Ingo Hütlein schrieb:
>> Nein. Entweder macht die Freirechnung der Lötpads tatsächlich der
>> Hersteller, oder er fragt zuerst nach, was er machen soll, oder er
>> druckt einfach über die Pads drüber.
>
> Es wird kein (ernstzunehmender) Hersteller einfach den Druck über die
> Pads drucken. Weil der nämlich weiß, daß dadurch Lötprobleme
> vorprogrammiert sind, er also Ausschuss produziert. Einige werden
> nachfragen, und einige lassen das einfach durch ein Script abschneiden.
> Das geht im CAM System beim LP Hersteller auch einfacher als im CAD
> System des Entwicklers.
Bin ich auch der Meinung und hoffe drauf dass es sich plötzlich ändern 
wird :)

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Auch wenn die Leiterplattenhersteller üblicherweise überlappenden 
Bestückungsdruck abschneiden, sieht es in den meisten Fällen einfach 
scheiße aus. Ich sehe das Leiterplattenlayout vor allem auch als 
Visitenkarte des zuständigen Hardwareentwicklers und ggf. Layouters an.

Erst vorgestern hat mir ein Kunde gerade wieder sein Leid geklagt, dass 
ein Layouter wieder zwei Leiterplatten verhunzt hat. Für diesen Layouter 
kann ich aber durchaus sehr dankbar sein, denn mein erster Auftrag für 
diesen Kunden bestand darin, zwei Leiterplatten dieses Layouters in 
Betrieb zu nehmen und zu korrigieren. Bis dahin wusste ich gar nicht, 
dass man die Konstruktion impedanzkontrollierter Leiterbahnen so 
komplett falsch verstehen kann. Die Krönung besteht aber darin, den 
netzspannungsführenden Teil mit denselben Kupferflächen zu fluten wie 
den Kleinspannungsteil und damit jegliche Isolationsabstände wieder zu 
ruinieren.

von Christian B. (luckyfu)


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Andreas S. schrieb:
> Auch wenn die Leiterplattenhersteller üblicherweise überlappenden
> Bestückungsdruck abschneiden, sieht es in den meisten Fällen einfach
> scheiße aus.

Ja, Aber... kann ich dazu nur sagen. Im Bestückungsdruck sind 
üblicherweise mehrere Informationen vereint. Da ist zum einen der 
Bauteilumriss, ggf. eine Orientierungshilfe für ICs und SVB, dann ist da 
der Designator der Bauteile, ggf. Werte von einzelnen Bauteilen und 
schlussendlich auch noch Zusatzinformationen.

Ich verfahre üblicherweise so, daß ich nur Testpunkte, SVB und 
zusätzliche Informationen (Revisionsmarker für die Bestückungsvariante 
und die Leiterplattennummer z.B. mit dem entsprechendem Datum) vorsehe. 
Der Rest der Informationen wird in den Bestückungsplan ausgelagert und 
ist damit auf der Platine nicht sichtbar. Wenn nun aber bei einem SVB 
zwischen die Pins ein Widerstand gesetzt wird und dessen Pads von der 
Umkreismarkierung des SVB überlagert werden, dann kümmere ich mich 
ehrlichgesagt nicht darum und verlasse mich hier auf den CAM Prozess 
beim Hersteller. Das die restlichen Informationen so auf der Platine 
sind, daß sie weder von Pads noch von Vias zerrissen und somit 
unleserlich werden, das ist eher meine Aufgabe. Sicherlich hat man einen 
gewissen ästhetischen Anspruch an sein Werk (oder sollte (?) ihn haben) 
aber man muss es nicht übertreiben. In Besagtem Fall ist das Abstellen 
auch nicht so leicht. Ich müsste das Lock des Footprints entfernen, das 
Bauteil editieren und dann einen Vermerk machen, damit ich beim nächsten 
Partupdate oder Verschieben des Widerstandes den Ausschnitt erneut 
korrigiere. Kann man sicherlich machen, aber soweit geht die Liebe dann 
doch nicht.
Wie gesagt, die CAM Software macht das mit einem Klick (1), da muss man 
auch die Kirche im Dorf lassen.

(1) Ich bin mir da deshalb so sicher, weil ich das selbst schon einige 
Zeit machen durfte. Schwierig wird's nur dann, wenn die Pads nicht 
geblitzt sondern gezeichnet sind. Denn dann muss der CAM Mitarbeiter aus 
den Zusatzinformationen wie Lötstoppmaske und Pastenlayer herausfinden 
(Die dann normalerweise auch gezeichnet wurden und nicht geblitzt sind), 
wo Pads sind und wo nicht und diese händisch markieren. Das macht dann 
durchaus ziemliche Arbeit.

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